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Amtsblatt für bk lluigliche» und Mtischm BkhSrdca zu Ficiing und Brau» 44. Jahrgang. Freiberg, am 12. Septembar 1891. Der Etadtrath. Br. »Liu»», Bürgermeister. Sgl. Inserate werden bi« Bormittag» 11 Uhr angenommen. Preis für die Spaltzeile 13 Pfg. ! I Außerhalb deS Landgerichtsbezirks 1b Psg. Aultisu in Raudelk. Freitag, bei» SS. «eptdr. 18S1, vormttta-» tv Uhr, sollen beim Gr»»dfttttk «at. Nr. S0 »« «»»deck SS Zette« ««stehende «artossel«, sowie 1 A«h gegen Laarzahlung zur Versteigerung gelangen. Brand, am 22. September 1891. Der Gericht-Vollzieher bei« «Snigl. Amtsgericht daseldst. SM»«»»»«»», Wachtmeister. in folgenden Sätzen: »Wir werben nicht aushörrn, unsere Armee zu vervollkommnen und zu verstärken. Sie ist eine- der Elemente, und nicht daS geringste, unsere» Einflusses in der Well. Sie hat ihren Antheil an den Ereignissen, an denen sich ihr Patriotismus erfreut. Ihre Fortschritte, die Europa sieht und denen Frankreich Beifall spendet, flößen den Einen Vertrauen, den Anderen Achtung ein; sie bezeugen außerdem, daß die Regierung der Republik, trotz der Aenderungen an ihrer Oberfläche, großer Pläne fähig ist und daß sie bei der Ausführung nationaler Werle einen Geist der würdigen Schule der Opserwilligkeit, der Selbstverleugnung, der Disziplin und d«S Patriotismus schuldet, welch« die Schule Aller geworden ist. ES weiß, daß, wenn die ruhige Festigkeit, die Mäßigung, die internationale Zuverlässigkeit dem Lande aufrich tige Freundschaften erwerben können, ein durch seine Kräfte ge Freiwillige Snbhaftatiou. ErbtheilungShalber sollen die zum Nachlasse deS Fleischermeisters und Oekonomen August Iuliu» Würdig'» in Freiberg gehörenden Grundstücke, alS: 1., da» nach 1'/, vieren brauberechtigte Ha«»gr«ndstüst, Nr. 477 de» Brand- kataster», Abtheilnng 4.., Nr. 415 und 2146 deS Flurbuch» und Fol. 333 de» Grund- und Hypothekenbuch» für die Stadt Freiberg, legal auf 11362 M. — Pf. taxirt, 2 ., da» Echeunengrundstüst, Nr. 491 de» Vrandkatoster», Abtheilung L., Nr. 2560 de» Flurbuch» und Fok. 948 des Grund- und Hypothekenbuchs für die Stadt Freiberg, legal auf 4550 M. — Pf. taxirt, 3 ., da» Feldgruudstütk, Nr. 2532 de» Flurbuchs und Fol. 144 deS Grund- und Hypothekenbuchs für die vormalige KreiSamtS-, In- und Borstadt Freiberg, legal auf 9216 M. — Pf. taxirt. 4 ., daS Keidg»««dstst<, Nr. 2534 deS Flurbuchs und Fol. 1033 deS Grund- und Hypoihekenbuchs für die Stadt Freiberg, legal auf 4534 M. — Pf. taxirt, 5 ., das Keldgruudststck, Nr. 2562 deS Flurbuchs und Fol. 145 de» Grunv- und Hypothekenbuchs für die vormalige Kreisamis-, In- und Borstadt Freiberg, legal ' auf 2488 M. — Pf. taxirt, 6 ., das Aeldgrundstück, Nr. 2516 des Flurbuchs und Fol. 1032 de» Grund- und HypothekenbuchS für die Stadt Freiberg, legal auf 6066 M. — Pf. taxirt, von dem unterzeichneten Königl. Amtsgericht de« S. Oktoder 1S»1, «« 1t Uh* vormittag», freiwillig versteigert werden. Erstehungslustige werden daher hiermit vorgrladen, in diesem Termine bl» um 11 Uhr Bor- mittags an unterzeichneter GcrichtSstelle zu erscheinen, über ihre Zahlungsfähigkeit, soweit solch« Brständigkeit entwickelt, der keiner Monarchie nachstcht. Niemand zweifelt heute daran, daß wir stark sind; wir werden beweisen, daß wir auch weise sind. Wir werden in einer neuen Lage die Rube, die Würde und die Mäßigung bewahren, die in schlimmen Tagen unsere Erhebung vorbereitet haben." In diesen Worten ist zunächst konstatirt, daß Frankreich mit der Reorgani sation seiner Militärmacht fertig ist, soweit aus diesem Gebiete überhaupt von einem Fertigsein gesprochen werden kann; sodann wird die Stetigkeit der Republik und in Folge dessen ihre^Bünd- nißsühigkeit betont, und schließlich wird versprochen, daß Frank reich auch in der Periode seiner wiedererlangten Stärke seine bis herige Ruhe, Würde und Mäßigung bewahren werde. Der Grund gedanke der Rede Freycinet's liegt in dem Satze: „Wir sind jetzt stark, aber wir werden der Welt zeigen, daß wir auch weise sind." Diese Worte sind der Ausdruck jenes nationalen Selbstgefühls, dem der Franzose so gerne huldigt, sie sind aber auch ein feier liches Versprechen, daß die Aeußerungen dieses Selbstgefühls sich stets innerhalb vernünftiger, d. h. friedlicher Schranken bewegen werden. Von dem Minister des Innern, Herrn Constans, liegen zwei offizielle Aeußerungen vor. Die eine trug in der Hauptsache einen sozialpolitischen Charakter, die andere war politischer Natur. „Ich will jetzt von dem Gefühl reden," sagte der Mi nister, „das in allen Ihren Herzen lebt, indem ich mit Ihnen feierlich, wie es soeben Europa gcthan, die vollständige Ausrich tung, ich könnte fast sagen, die Rückkehr Frankreichs in die Welt konstatire. Nach so viel edel ertragenem Unglück, nach so viel nachhaltigen Anstrengungen, nach einer so langen Zeit der Arbeit, der gemeinsamen Opfer, der aufrichtigen und weisen, einmüthig auf den Frieden gerichteten Politik, auf jenen Frieden, wie eine große Nation ihn begreifen kann, welche, ohne Ueberhebung wie ohne Schwäche, inmitten aller Ereignisse das Gefühl ihrer Kraft und die Sorgfalt für ihre Würde behauptet . . ." Hier wurde der Minister durch minutenlangen Beifall und Zuruf unterbrochen; hierauf fuhr er fort: „Diese Politik, die von der Republik bisher befolgt wurde, wird auch in Zukunft befolgt werden; denn in einem Augenblick, wo der Erfolg in einer so glänzenden Weise sie krönt, wird Niemand auf sie verzichten wollen. Wir laden alle Patrioten, alle guten Bürger ein, an dieser Politik mitzuarbeiten, sie zu fördern und durch ihre Zustimmung zu befestigen, und wir lassen nicht von unserem Traum, daß wir unsere gegenseitige Jso- lirung innerhalb Frankreichs aufhcben und uns einigen in einer Stunde, wo von. Außen uns die herzlichste Freundschaft und Sympathie zukommt, einer Sympathie, von der ich sagen kann, daß ;eder Kommentar ihre Bedeutung abschwächen könnte, von der ich aber auch sagen muß, daß jede Uebertrcibung ihre Tragweite vermindern würde." „Hüten wir uns, die errungenen Vortheile durch Uebertreibungen wieder aufs Spiel zu setzen," diese War nung an die „Regierung der Straße", die in Herrn Constans so ost ihren Meister hat erkennen müssen, ist das bedeutsamste Moment der offiziellen Ansprache. Schließlich liegt noch eine offizielle Aeußerung des Staats oberhauptes, des Präsidenten Carnot, vor, welche dieser bei dem militärischen Bankett in Vitry that. Sie lautete wörtlich: „Da» Volk weiß in seinem Scharfblicke, waS eS dieser b«wunderungS- Erscheint jeden Wochentag Nachmittags 6 Uhr für den 222. Donnerstag, den 24. September Das »«Nicht Frankreich. Die französische Republik genießt den zweifelhaften Vorzug, zwei Regierungen zu besitzen. Eine auf Grund der Verfassung bestehende, mit der vollziehenden Gewalt betraute Regierung, und eine Art Nebenregierung, ausgeübt von der rasch entflammbaren Menge, eine Regierung der Straße. Welch unheilvollen Einfluß diese „Nebenregierung" auf die Geschicke des Lande» schon aus geübt, ist allgemein bekannt, nicht minder, welch drohende Gefahr dieser Zustand für den Frieden Europas bildet. Dutzende von Fällen lassen sich aufzählen, in denen die französische Regierung unter dem Druck jener unheilvollen Gewalt gehandelt hat, die sich als die Stimme des Volkes gebärdet und doch nur da» Schaum produkt einer künstlich genährten demagogischen Verhetzung ist. Und wenn bisher der französische Staat selbst von den ihm be freundeten Regierungen als ein unsicherer Kantonist betrachtet wurde, auf den kein rechter Verlaß ist, so hat sich die französische Nation hierfür bei den professionellen Straßenpolitikern zu be danken, welche es fertig gebracht haben, daS Vertrauen in die Stetigkeit der Staatsleitung schwer zu erschüttern. Einer der wenigen französischen Staatsmänner, die nicht nur das Verderb liche dieses Zustandes erkannt, sondern auch mit Erfolg demselben entgegcnzuwirken versucht haben, ist der jetzige Minister des Innern, Constans, der Boulangistentödter. Seiner eisernen Energie, seiner Furchtlosigkeit und seiner Rücksichtslosigkeit ist es zu danken, daß wenigstens in den letzten Monaten die „Regierung von der Straße" mit ihrem verderblichen Einflüsse aus den Gang der StaatSgeschäfte sehr in'S Hintertreffen gerathen ist. Er allein ist es gewesen, der Frankreich Rußland gegenüber bündnißfähig ge macht hat. Denn daß der russische Selbstherrscher nicht zu einer Regierung in Beziehung treten konnte, die jeder Lustzug von der Straße her in's Wanken bringen konnte, leuchtet sofort ein. Statt den energischen Minister des Innern auf jede nur mögliche Weise anzufeinden und zu stürzen zu suchen, sollten die Revanchebrüller und Politiker von der Straße ihm, und nur ihm allein danken, daß er es verstanden, bei den anderen Staaten das Vertrauen in die Ernsthaftigkeit der französischen Politik wieder zu erwecken und damit Frankreich vor der Gefahr gänz licher Vereinsamung zu bewahren. Für uns Deutsche liegt gerade im gegenwärtigen Augenblick, wo der Glaube an einen dauernden Frieden geringer ist als je, ein beruhigendes Moment darin, daß in Frankreich jetzt eine Re gierung am Ruder ist, deren Vergangenheit ' eine Gewähr zu bieten scheint, daß sie sich nicht durch die Straßenpolitik der Chauvinisten fortreißen lassen wird und sich der großen Verantwor tung wohl bewußt ist, welche sie auf sich laden würde, wollte sie an dem Frieden Europas frivol zu rütteln suchen. Man muß der französischen Regierung in der That dos Zeugniß ausstellen, daß sie bestrebt ist, den Verdacht von sich abzuweisen, als ginge sie mit friedenstörenden Plänen um. Es liegt eine Reihe amtlicher Kundgebungen vor, aus welchen zweifellos das Bestreben erkennbar ist, beruhigend zu wirken. Zunächst entledigte sich der Ministerpräsident und Kriegsminister Feycinet dieser seiner Aufgabe mit großer Geschicklichkeit. Als bürgerlicher Kriegsminister batte er nicht blos zu der Armee und den ihm untergebenen Offizieren sondern auch zu den militärischen Vertretern der fremden Nationen zu sprechen; er hatte die Gefühlt der Armee und zugleich die friedlichen Interessen des Bürgerthums zu berücksichtigen. Er mußte die gemachten Fortschritte in der Heeresorganisation Frank reichs, sowie daS gute Funktionircn deS neuen Generalstabschess, in dem die Franzosen ihren Moltke sehen, konstatiren, er mußte aber auch die wachsende Militärbegeisterung innerhalb friedlicher Schranken zu halten versuchen. Der Kern seiner Rede findet sich rechtfertigtes Selbstvertrauen ein Pfand deS Frieden» ist, d«n e» nicht gestört sehen will. Vom einfachen so tapferen und so rüstigen Soldaten bi» zu den höchsten ChefS, welche in Opfer willigkeit und Thätigkeit wetteifern, flößt un» die Armee diese» Selbstvertrauen ein." Noch weniger als die Rede Freycinet» sind diese Aeußerungen des Präsidenten der Republik einer Mißdeutung- dhig. Mit dem Danke für die Armee verband derselbe wohl berechnete und kluge Worte von friedlichem Klang. Herrn Frey cinet war eine Aeußerung von der „neuen Lage" entschlüpft, die nicht anders als auf das Bündniß mit Rußland gedeutet werde» konnte. Herr Carnot jedoch vermied auch diese leise Andeutung. Um die Bedeutung dieser Mäßigung voll zu würdigen, muß man sich vergegenwärtigen, daß die Hauptgefahr für den europäischen Frieden in Frankreich liegt. Außer Rußland ist Frankreich der einzige europäische Staat, dem man die Absicht, den Frieden zu brechen, zutrauen kann. Daß die in dem Dreibund verbundenen Mächte keinen Krieg beginnen werden, davon ist die Welt über zeugt, und selbst Jene, die es zu bezweifeln vorgeben, glauben daran. Weder Deutschland, noch Oesterreich, noch Italien haben ein Interesse, den Krieg zu entfachen. Ist doch in dem öster reichisch-deutschen Vertrage vom 7. Oktober 1879 der Fall eine» Angriffskrieges von Seite der Verbündeten nicht einmal vorge sehen ! Ganz anders steht es um Rußland und Frankreich. In Rußland hat man eS nur mit dem Willen und den Entschlüssen eines einzigen, Niemandem verantwortlichen Mannes zu thua. Will er den Frieden, so wird Rußland ihn nicht brechen. Die Ansprüche, welche es auf der Balkan-Halbinsel erhebt, sind alten Datums. Man hat eS an der Newa bis jetzt ertragen, sie nicht oder nur theilweise verwirklicht zu sehen. Daraus läßt sich die Hoffnung schöpfen, daß Rußland die Geduld haben werde, noch weitere Jahrzehnte zu warten. Die Idee, einen Weltkrieg zu entzünden, kann für den Zar kaum etwas Verlockendes haben. Man mag es wenigstens ohne allzu großen Optimismus annehmen. In Frankreich — das darf mit Grund angenommen werden — verabscheut zwar die Mehrheit der Bevölkerung den Krieg genau so wie anderwärts. Aber hier ist eine unruhige, leidenschaftliche Minderheit unaufhörlich an der Arbeit, das Nationalgefühl krank haft aufzuregen. Neun Zehntel der Franzosen hätten heute den Verlust von Elsaß-Lothringen längst verschmerzt, wenn ihnen nicht fortwährend von überhitzten Patrioten in die'Ohren geschrien würde, diese Schmach müsse gerächt werden. Es ist ein Unding, an die Kriegslust eines ganzen Volkes zu glauben, auch an die der fran- wsischen! Man darf sich vielmehr überzeugt halten, daß die Worte Carnots den Franzosen als Nation aus der Seele ge- Auf Folium 527 de« Handelsregisters für die Stadt Freiberg ist heute die Firma L.». «ade in Freiberg und alS deren Inhaber Herr Cigarrenfabrikant Carl Gotthelf «ade daselbst, sowie al» Prokurist derselben Herr Kaufmann Paul Moritz Hammer ebendaselbst eingetragen worden. Kreiders, am 18. September 1891. «-uigliche» ««tKgericht daseldst, «dtheiluug Siw»»««. prochen sind. Doch — dürfen wir uns deshalb sanguinischen Hoffnungen ans eine friedliche Gestaltung der europäischen Lage hingrben? Wir dürfen nicht außer Acht lassen, daß über kurz oder lang sich dre Nebcnregierung von der Straße wieder bemerkbar machen kann und wird I Wird die gesunde Vernunst allezeit dem Fanatismus Stand halten? Wird nicht einmal der Augenblick kommen, in welchem die Furcht, alS schlechte Franzosen und Vaterlands- verrätber zu erscheinen, die Mehrheit unter daS Joch eines ver- hältnißmäßig kleinen Häufleins beugt, daS theils auS überspanntem Nationalgesühl, theilS auS gewissenloser Spekulation auf die patriotischen Empfindungen den Kriegsbrand zu fchüren sucht? hier nicht bekannt, sich auszuweisen, ihre Gebote zu eröffnen und sich de» Weiteren gewärtig zu halten. Die SubhastationSbedingungen sind an Gericht-steile riuzusehen. Kreider-, den 22. September 1891. «dnigttche» Amtsgericht Adth. rv«. 8«I»Üt»«. vr Schbrg. Bekanntmachnng, da» Ziehkindern» ese» detrestend. Unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 30. August 1886 bringen wir hierdurch zur öffentlich«» Kenntniß, daß wir die zweite in diese« Jahre stattfindcnde ärztliche Hanstt- «nterfnchnng der im hiesigen Stadtbezirk befindlichen Ziehkinder, welche noch nicht schul pflichtig und nicht bei verwandten Personen untergebracht sind, auf Kreit«g, de« LS. «eptemder 1SS1, Nach«tttag» S Uhr, in der Uastenstnde de» Kaufhauses anberaumt haben. ES werden daher die betreffenden Ziehmütter, welche auf Erfordern Auskunft über Namen, Geburtsort, Alter und sonstige Familienverhältniffe ihre» ZiehkiudeS und dessen Eltern zu geben in der Lage sein müssen, hierdurch aufgefordert, die Ziehkinder gedachter Art a« genannten Tage dortselbst unter Vorzeigung de- polizeilichen ErlaubnißschrineS den mit der Unter suchung beauftragten Herren Aerzten vorzuftellcn. Unenttchnidtgte versäumnitz der Vorstellung de» Kinde» verwirkt di« Berechtigung zurn Hatte» von Ziehkinder«.