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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.09.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189109151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-15
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.09.1891
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^214 Melverser ««rÄtzer «md Tageblatt. Sette S. »Svl. gnade KiamilS Bodmer sür schuldig zu halten, noch ihe er ihm vorgesührt wor den war. Dies konnte doch erst am folgenden Tage geschehen, denn Bodmer war am Abend bei seiner Einlieferung in das Unter- suchungsgesängniß so erschöpft gewesen, daß es grausam erschienen sein würde, hätte man ihn noch in später Stunde einem Verhör unterwerfen wollen. Freilich befand er sich am nächsten Morgen „Wie wäre das anders möglich Gegenfrage, für welche Flörecke nur zucken hatte. gewesen?" lautete die ein verächtliches Achsel» ich Lettenhofen verließ," Baron, den man gesunden hat." „Dazwischen liegt noch eine Kleinigkeit, die Sie verschweigen; doch beantworten Sie mir einige andere Fragen. Sie wußten, daß Fräulein Adelheid von Letten bei unverschlossener Thür schlief?" „Es war dies allgemeine Regel sür die Hausbewohner i» Lettenhofen." „Sie wußten auch, daß Fräulein Adelheid die Gewohnheit angenommen hatte, sich durch Chloral den mangelnden Schlaf zu verschaffen?" Bodmer zögerte einige Augenblicke, bejahte aber dann die Frage. „Man sagt, Sie hätten ihr das Chloral verschafft." „Die erste Flasche hatte sie sich selbst von Berlin mitgebracht,, später besorgte ich ihr auf ihren Wunsch eine zweite." Irrthümer. Erzählung von F. Arneseldt. f18. Fortsetzung.j sNachdruck verboten.) „Er ist nicht vorhanden, und wäre er es, so würde dadurch noch nicht erklärt, warum Sie heimlich gingen, da Ihrer Abreise Niemand etwas hätte in den Weg legen können," erwiderte der Polizeirath. „Doch, ich fürchtete, man könnte mir Schwierigkeiten machen—" „Es war vier Uhr Morgens, als uhr Bodmer unaufgefordert fort. „Das ist das erste wahre Wort, was ich von Ihnen ver nommen habe," fiel der Amtsrichter ein, „aber was thaten Sie vorher ?" „Ich packte meine Sachen und schrieb den Brief an den Herm „Sie wollen also behaupten, Sie wären in dem Glauben sort- zegangen, daß in Lettenhofen eine Hochzeit stattfinden würde ?" ragte Flörecke und blickte über seine Brillengläser hinweg den Doktor durchdringend an. „Heimlich, ohne daß die Eltern darum wußten?" Bodmer warf den Kopf zurück. „Ich bin kein Denunziant; I es gehört nicht zu meinen Lebensgewohnheiten, Dinge, die mir I anvertraut werden, zu verrathen." „Ah, Fräulein von Letten hatte Sie zu ihrem Vertrauten gemacht! Man hat mir aber gesagt, sie habe Sie in letzterer Zeit oft sehr schroff behandelt und Ihre Nähe auffällig gemieden." „Fräulein von Letten unterlad wechselnden Stimmungen," erwiderte Bodmer mit dumpfer Stimme. „Deren Ursprung Sie nicht ganz fremd gewesen sein sollen." Bodmer schwieg. „Was haben Sie auf diese Frage zu antworten?" „Nichts," erwiderte der junge Mann leise aber bestimmt. Der Amtsrichter wollte zornig aufsahren, besann sich aber und sagte gelassen, aber schneidend: „Ich habe keine Mittel, Ant worten von Ihnen zu erzwingen, dessen bedarf es aber auch nicht. Es ist durch die Aussagen der Hausgenossen erwiesen, daß Sie die junge Dame zu umgarnen gesucht, daß diese auch auf dem Wege war, Ihren Lockungen Gehör zu schenken, sich aber noch rechtzeitig auf das besonnen hat, was sie sich und ihrer Familie schuldig ist." (Fortsetzung folgt.) einigermaß ist bisher, ausgeschickt spekt vor Wahehe sü konnte nick der sortges lieutenant Schutztrup Wochen w gemacht h sind zwei: weise bei in offener in den ur Bomas zi Bedingun läßlich de ganz aus: lader und Terrain Nachbarn grenze hi nition be müssen, spreche! feindliche überall e entgegen^ schnell b Nordgrei Speeren Gewehr« wird, wie die Franzosen, die früher den unberechtigten Anspruch erhoben, an der Spitze der Zivilisation zu marschiren, nachgerad: am Ende derselben angelangt sind. Es kann daher nicht über raschen, daß die besonneneren unter den Pariser Organen sich selbst über ihre Landsleute lustig machen, gerade wie sie, zum Theil wenigstens, nicht umhin können, den allznweitgehenden Russentaumel nach dem Vorgänge des „Figaro" nicht ohne eine gewisse Ironie zu behandeln. Inzwischen dauern aber diese russi- chen Demonstrationen fort. Sucht man in den letzten Tagen in der englischen Presse die Bedeutung des Abkommens über die Meerengen zu verkleinern und die Besorgnisse über Stutzlands Pläne zu beschwichtigen, ja selbst den türkischen Ministerwechsel als ziemlich harmlos hin zustellen, so beginnt sich jetzt wieder die entgegengesetzte Auffassung geltend zu machen. Der Petersburger Berichterstatter der „Times" erfährt, sür Mitte April 1892 sei eine allgemeine Mobilisirung des russischen Heeres angeordnet, um die neue Heeresorganisation praktisch zu erproben. Alle Verträge für die strategischen Eisenbahnen und das Kriegsmaterial seien bereits abgeschlossen. Der Bericht erstatter meldet ferner, betreffs der Dardanellenfrage habe er jüngst eine Unterhaltung mit einer sehr zuständigen Persönlichkeit gepflogen; dieselbe drückte Ueberraschung aus, daß in Europa noch Zweifel obwalteten über die schließliche Absicht Rußlands bezüg lich der Durchfahrt durch die Meerengen nicht nur sür Handels schiffe, sondern für seine ganze Flotte. Es sei so sicher als irgend etwas in der Welt, daß Rußland bei der ersten Gelegen heit die letzten Spuren des Krimkrieges und der türkischen Herr schaft zu verwischen beabsichtige durch absolute Sicherung seiner freienAusfahrtvomSchwarzenMeere. Eswerdediesentwedermitoder ohne Zustimmung und Mitwirkung der Türkei thun. — Nach einer Pariser Drahtmeldung der „Times" empfing der von Konstantinopel nach Petersburg versetzte französische Botschafter Gras Montebello die Weisung, bis aus Weiteres in Konstantinopel zu bleiben, um den Sultan, der durch die Erörterungen über den jüngsten Ministerwechsel tieferschüttert sei, zu verhindern, von seinen Ent schlüssen zurückzugehen und in ihn zu dringen, die neue Politik aufrecht zu erhallen. Die in Bessarabien fortdauernden russischen Truppenkonzen trationen rufen in Rumänien große Besorgnisse hervor. Nach zu verlässigen Berichten befinden sich bereits 60000 Mann in Bessarabien und treffen noch fortgesetzt weitere Truppenmassen ein. Zwischen Tirespol und Bender wurde ein Zeltlager sür 10000 Mann errichtet. Die Meldung, daß die rumänische Regierung sich wegen Ausklärung dieser Truppenkonzentrationen nach Petersburg gewandt, ist unbegründet. entgegen warf und sie mit Revolverschüflen zurücktrieb. So ent kam der jedenfalls durch da- LooS bestimmte Mörder. Die ganz unerträglichen Zustände, denen sich die Behörde« nicht im ge ringsten gewachsen zeigen, rufen die schlimmsten Befürchtungen wach, und zweifellos wird (nachdem auch die Stadtobrigkrit, Bürgermeister und Magistrat, erschreckt zurückgetrtten) dem letzten Attentat eine neue Reihe von politischen Blutthaten folgen. Die Lohengrin-Angelegenheit gestaltet sich in der framzöstschen Hauptstadt immer mehr zu einer Art Komödie der Irrungen. Nach dem neuesten Bulletin vom Kriegsschauplätze, auf dem Wagnerianer und Widersacher des deutschen Komponisten, Boulangisten und die musikalischen Opportunisten ein ander befehden, soll die Lohengrin-Aufführung für Mittwoch I stand, daß die I -u Lande geg I zu dem vor eil D Micrungs-Jul I meldet, keinen < I liehen und die I haben. Die „Nat. I Generalkonsulat I Presse über Pe I deutschen Zeiim I Generalkonsulat I Absicht verbreit I zustellen. Im I wegung gegen ! I gegenwärtigen ' I einen väterlich I zweck darin erl I seiner Beoölker I zehnten Persiei I wundcrung die I Monarchen erb I Schah in Schal I Zeit zeigt den I der öffentlichen I der soliden Or I in Schah Verdi I Sultan genani I dem Lande die I in den Armee- der europäische" einen nicht zu überraschend, i regimenter, du sind. Wenn m und man betv Staatsschuld i man nicht um rühmen. — C inneren Reich! nicht auf dem Eine sch dem dem Aus schweren Verl chende Depesc ebenda einget Morgens i Wahehe übe den: Ofsizi Unleroffizi Haupt, He> Heydcbreck, U Tagebl." sind zugegangen. Expedition - sind neun D gefallen. A Zitzewitz un! die,e Ziffer behalt, genai I noch nicht ln I den gefallen I schäft der W i sallenen sint I angegebenen I ist von eine I tallos zurück I schen Meld: I gramm gen: I stehenden K I kleine Verst I des Ortes I kanntlich im I im Hinterlo I sämmtlichen I nackigsten T I etwa Hunde I Zulustamm I spaltete, die I und die W I schäften we I übrigen Ei I sich ganz! I die Bevölb I die Lieutei I dieses Iah: I anschaulich Pascha bedeutende Geldsummen geliehen und zwar ohne Vorwissen des Sultans und ohne den Sultan hiervon auch nur nachträglich in Kenntniß zu setzen. Abdul Hamid erfuhr jedoch von anderer Seite von der Gefälligkeit seines Großveziers gegenüber dem präsumtiven Thronfolger. Der Sultan scheint nun Kiamil Pasch, nicht nur besten Geheimnißthuerei arg verdacht, sondern auch die dem Thronfolger erwiesene Gefälligkeit an sich ziemlich auffallend gefunden zu haben. Darauf deutet auch der Umstand hin, daß in den Sturz Kiamil Paschas der Scheik ul Islam verwickelt wurde. Die Cholera, welche unseren Welttheil auch in diesem Jahre verschont hat — ein Einbruch derselben bei Beginn der kühleren Zeit erscheint so gut wir ausgeschlossen — entschädigt sich dafür durch umso heftigeres Auftreten in ihren arabischen und mosopotamischen Standquartieren. Der Pariser medizinischen Fakultät sind trostlos klingende Nachrichten über das Umsich greifen der Epidemie in Klein- und Vorderasien zugegangen, welche die Zahl der täglichen Tovesfälle auf 2000 bis 2500 be ziffert. Es scheint darnach, als wenn die von der türkischen Re gierung den Lokalbehörden eingeschärften Vorbeugungs- und Kon- trolmaßregeln ganz und gar wirkungslos geblieben seien, und daß ist auch kein Wunder, wenn man erfährt, welch' geradezu un glaubliche Sünden gegen die elementarsten Vorschriften der Ge sundheitslehre unter den Mohamedanern, namentlich den Be wohnern und Pilgern der heiligen Orte, an der Tagesordnung sind. Dagegen ist mit sanitären Erlassen von der Reichszentral stelle aus absolut nichts zu machen. Immerhin aber zeigt das aus dem Orient signalisirte Choleraelend, worauf es bei Be kämpfung des Seuchenkeims in erster Linie ankommt, nämlich auf die größtmöglichste Reinerhaltung der Lust, des Wassers und des Bodens von fauligen Gährungsstoffen. Je allgemeiner diese ge- sund''eitl>che Regel in Europa zur Nachachtung gelandt, desto ge ringer wird die Gefahr eines ftucheartigen Auftretens der Cholera, selbst wenn vereinzelte Krankheitseinschleppungen nicht ganz zu vermeiden sein sollien. Denn die Gefahr liegt nicht in sporadischen, isolirt bleibenden Krankheitsfällen, sondern in der wuchernden Aus breitung des Kranhcitskeimes, die aber nur in unreinen Lust-, Wasser- und Bodenverhältnissen ihre natürliche Vorbedingungen vereinigt findet. In der rumänischen Presse wird ein Zwischenfall eifrig besprochen, welcher einen interessanten Beitrag sür die Beurthei- lung der Beziehungen zwischen Rußland und Rumänien liefert. Bukarester Blätter berichten: „Der bessarabische Gutsbesitzer Gusli gab eine Festlichkeit, zu welcher er russische Offiziere und auch Vie Offiziere des in Jassy stehenden rumänischen Kalaraschi-Regi- ments einlud. Dem Gelage wohnten auch der russische General konsul Giers und der russische General Michael Dimitrievitsch bei. Die rumänischen Offiziere erschienen, wiewohl das Fest auf russi schem Boden stattfand, in Uniform und nahmen auch das Orchester des Jastyer Infanterie-Regiments mit sich. Auf dem Bankette sprach der rumänische Major Macedonski einen Toast aus den Zaren. Der General Dimitrievitsch brachte einen Trinkspruch auf die rumänische Armee aus, der Toast auf den Zaren aber, aus welchen als Antwort von russischer Seite eiue Tischrede auf den König von Rumänien hatte erfolgen sollen, blieb unerwidert." — Ohne Zweifel haben die rumänischen Offiziere durch ihr Erschei nen in Uniform auf russischem Boden, und zwar gerade in Bessarabien, wo die russischen Behörden die rumänische Bevölkerung vergewaltigen und schonungslos zu russifiziren bestrebt sind, eine Taktlosigkeit begangen. Man ist in Rumänien nicht mit Unrecht darüber erregt. Am unangenehmsten empfindet man aber den Um- Zum Sturze de» türkische« GroßvezierS, Kiamil Pascha, er- halten die „Hamb. Nachr." folgende Mittheilung aus Konstantinopel, welche nicht der inneren Glaubwürdigkeit ermangelt: „Es ist eine wohlverbürgte Tbatsache, daß der entlassene Großvezier Kiamil Pascha strenge überwacht wird und daß gegen ihn auf Befehl des SultanS eiue Untersuchung etuaeleitet ist. Die Gründe der Un- fügiger erscheinen ürDr«- Die Umstände kann oder will er aber nicht nennen. Ich HLrrr wchl gewünscht, die Sache in der Hand behalten zu können, jedenfalls will ich sie nicht aus den Augen verlieren. Die Untersuchung müßte mit größter Ruhe und ohne jede Voreingenommenheit geführt werden, am besten von einem älteren, erfahrenen Richter." Der Wunsch des Polizeiraths ging nicht in Erfüllung. Amtsrichter Flörecke, welcher mit der Untersuchung betraut worden, war erst kürzlich zum Amtsrichter befördert worden, besaß großen Ehrgeiz und sehnte sich nach einer Gelegenheit, wo er die Augen seiner Vorgesetzten aus sich ziehen konnte. Ein Fall wie der Letten'sche kam auch bei Gerichten in größeren Städten nicht häufig vor, er prieS also seinen guten Stern, der ihm eine solche VLU8K eölöbre in Nauen beschert hatte, und beschloß sich der Sache mit dem größten Feuereifer zu widmen. Er war Reserveoffizier, hatte seine Dienstzeit in demselben Regiment verbracht, in welchem Herr von Warnbeck als Rittmeister gestanden, und sich sehr geschmeichelt gefühlt, als Letzterer bei einer Wieder- bcgcgnung in Nauen einen kameradschaftlichen Ton gegen ihn an- geMagen. Ohne daß er es selbst wußte, machte ihn das geneigter, mit den Augen des Rittmeisters zu sehen und den Doktor nach einer schlaflos verbrachten Nacht und nachdem er das ihm vom Gefängnisaufseher gebrachte Frühstück unberührt stehen gelassen, in einem noch kläglicheren Zustande als am Abend vorher und hielt sich, als er in das Zimmer des Untersuchungsrichters geführt ward, nur mit Mühe aufrecht. Schon bei den ersten Worten, welche Amtsrichter Flörecke an ihn richtete, erkannte Bodmer, daß er hier einem ganz anderen Inquirenten gegenüberstand, als dem wohlwollenden Polizeirath. Während dieser dem Verhör den Anstrich einer freundschastlichen Unterredung zu geben gewußt, stellte Jener seine Fragen kurz und scharf und ging sehr bald auf den eigentlichen Kernpunkt der Sache über, indem er Vodmer fragte, weshalb er sich in der Frühe des gestrigen Morgens heimlich von Lettenhofen entfernt habe Der Doktor antwortete dasselbe, was er bereis dem Polizeirath gesagt. Der Untersuchungsrichter machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. „Beginnen Sie doch nicht sogleich mit einem Mär chen, das Ihnen Niemand glauben kann, wie Sie sich ja selbst sagen müssen. Hätten Sie einen solchen Brief erhalten, fo wäre es doch das Einfachste gewesen, Sie hätten denselben dem Baron von Letten gezeigt und ihn gebeten, Sie sofort zu ent ¬ lassen." „Einer Entlassung bedurfte ich nicht; meine Verpflichtungen waren, seit mein Zögling der Kadettenanstalt übergeben war, be endigt; ich befand mich nur noch als Gast im Hause," antwortete Bodmer stolz. „Nun, unter gebildeten Leuten ist es doch auch nicht Sitte, seinen Gastfrcunden bei Nacht und Nebel, ohne Gruß und Dank davonzugehen," sagte der Amtsrichter spöttisch. „Herr von Letten war nicht zu Hause und wurde erst spät zurückerwartet; ich konnte ihn nicht mehr sprechen. Ich würde später mein Benehmen schriftlich erklärt haben," erwiderte Bodmer. „Aha, es gab also doch eine andere Erklärung dafür als die, welche Sie mir soeben gegeben haben," sagte der Amtsrichter über legen. „Darf ich bitten, mir dieselbe jetzt mitzutheilen?" Bodmer sah, daß er sich bereits verstrickt habe, weit unsicherer und sich überhastend erwiderte er: „Ich hatte dem Herrn Baron versprochen, bis über die Hochzeit in Lcttenhofen zu bleiben, aber die Zusage reute mich. Der Herr Rittmeister von Warn beck hatte mir mehrmals zu verstehen gegeben, daß ihm meine Gegenwart nicht angenehm sei; ich mochte ihm nicht wieder be gegnen." in Aussicht genommen sein. Hiernach wäre eine weitere Vertag ung der Aufführung in Aussicht genommen. Allem Anschein nach genügen die Kronstädter Zusammenkunft und die russischen De monstrationen in Frankreich den Leitern der Patriotenliga noch nicht als „Revanche", sie wollen sich von Neuem bethütigen und es bleibt abzuwarten, ob die Regierung sich diesmal stark genug zeigen wird, um den Beweis zu erbringen, daß in Frankreich nicht eine Rotte von Lärmmachern der gesammten Bevölkerung ihre Gesetze vorzuschreiben vermag. In Deutschland lassen die Vorgänge, die sich bei Gelegenheit der Lohengrin-Affaire in Paris abspielen, wie bereits hervorgehoben wurde, durchaus gleichgiltig; ie erscheinen allenfalls nur symptomatisch, weil dadurch erhärtet Der Eintritt eines Dieners, welcher dem Polizeirath ein Tele gramm überreichte uud dessen Befehl harrend an der Thür stehen blieb, unterbrach Bodmers Rede. Märker öffnete das Telegramm, überflog es, zog seine Uhr, winkte dem Diener, flüsterte ihm einen Befehl zu und sagte, nachdem der letztere sich entfernt: „Ich schließe das Verhör, der Untersuchungsrichter in Nauen wird es noch heute wieder eröffnen. Dies Telegramm ersucht mich um Ihre sofortige Auslieferung; halten Sie sich fertig, mit dem nächsten Zuge abzureisen." Er ließ den Angeschuldigten sortsühren, der weit geknickter als er gekommen, das Verhörzimmer verließ. Die Aussicht, nach Nauen zurückgebracht, dort, wo ihn jedes Kind kannte, ein Gegen stand der Neugierde zu werden und vielleicht gar den Mitgliedern der Familie von Letten unter die Augen treten zu müssen, hatte für ihn etwas Grausenerregendes. Dir Polizeirath blieb, nachdem Bodmer sich entfernt hatte, noch lange nachdenklich zurück. „Trotz alledem uns alledem kann ich den jungen Mann nicht sür einen MLrSer halten," murmelte er in den Bart; „oder er Ist es unter LuHinsen geworden, welche seine Schuld gering Parteitag zu Erfurt dir einzige Instanz ist, welche diese Anschul- dlgunyen endgiltig zu prüfen und zu entscheiden hat, fordern wir hiermit die Herren von der Opposition auf, ihre Anschuldigungen aenauzu formuliren und unterBeisügungde» nöihigenv-weismaterialS dem Erfurter Parteitag zu unterbreiten. Das ist ihre Pflicht der Partei gegenüber. Erweisen sich aber die Anschuldigungen als unbegründet oder erdichtet, dann werden di« Herren von der Oppositio« die Konsequenzen ihrer Handlungsweise zu tragen haben. In jedem Fall wird der Parteitag, davon sind wir über zeugt, zu thun wissen, was Ehre und Interesse der Partei erheischen. Berlin,11.Sept.I8S1. Der Parteivorstand."—Zunächst ist also zuge geben, daß eine Opposition existirt, die in ihrer wilden Gegner schaft zu den schwersten Verleumdungen greift. Wie immer also der Ausgang der Sache sein wird — die Spaltung ist nicht mehr zu überbrücken und damit ist der bedeutsamste Wendepunkt einge- neten, denn die innere Fäulniß ist offenkundig geworden. , - - M Natur und scheinen mit den ganz eigenartigen traditionellen Verhältnissen innerhalb der regierenden Hauses Osman zusammenzuhäugen. Präsumtiver Thron folger ist derzeit der 1844 geborene Bruder des Sultans, Prinz Mohamed Reschad Effendi. Diesem Letzteren nun hat Kiamil Seit Freitag Abend liegt der fliegende Holländer, das chile nische Kriegsschiff .Presidente Pinto", im Hamburger Hasen. An Bord de» Kreuzers brach eine Meuterei unter der aus allen Nationen zusammengewürfelten Mannschaft aus. Die Ursache des Borganges ist unbekannt, da der Zutritt zum Schiff nicht erlaubt ist und durch die neben dem Schiff liegenden Polizeiboote ver hindert wird. Der Kommandant des „Presidente Pinto" richtete jedoch an die Hamburger Hafenpolizei das Ersuchen, gegen drei Ma- trosen wegen Meuterei eiozuschreiten. Die Hafenpolizei hielt sich, wen das Schiff ein ausländisches ist, nicht sür zuständig und wird deshalb die Entscheidung des Änates einholen. Wie ferner auS dänischen Blättern hervorgeht, ist es dem Kreuzer gelungen, in dänischen Gewässern bei Faxö vom Armstrongdampfer.Drudge" seine Geschützausrüstung zu übernehmen. Die Kopenhagener Presse ist sehr entrüstet über den Mangel an Wachsamkeit, den die dänische Marine bewiesen hat. Dänische Blätter berichten, daß der Kapitän des „Presidente Pinto" in Kopenhagen versucht hat, sein Schiff zu versetzen, da er der Mannschaft 2000 Pfund für Löhne schuldete. Die Kopenhagener Geldleute verlangten aber, daß der chilenische Agent in Paris das Geld für sie hinterlege. In Folge dessen zerschlug sich die Sache und der „Presidente Pinto" ist ohne Geld abgedampst. Aus Jtatte«: Der Guerillakrieg von Cesena, in dem sich Republikaner und Sozialisten aufs Blut befehden, nimmt kein Ende. Im Gegcnthetl befürchtet man, wie man dem „B. T." schreibt, in Folge des an dem Sozialistenführer Batistini begangenen Rachemordes neue furchtbare Alte der Blutrache. Banden von zwanzig bis dreißig Mann durchziehen die Straßen und die Panik der Bevölkerung, soweit dieselbe nicht durch Parteifanatismus ver blendet ist, greift immer weiter um sich. Uebrigens datirt diese neueste Auflage des allen Krieges zwischen Republikanern und Sozialisten vom 24. Juni d. I., wo sich bei der Post von Cesena " zwischen beiden Parteien eine blutige Schlacht mit allem Zubehör von Flinten- und Revolverschüssen abspielte. Am folgenden Tage fiel der Wuth der Republikaner ein sechzehnjähriger sozialistischer Primaner (!) zum Opfer, der beim Heraustreten aus dem Gym- nasium von den Republikanern — seinen politischen Feinden (!!) — meuchlings angeschossen wurde. Hieraus mehrere neue Revolver scharmützel zwischen den beiden Parteien, die durch ein paar Raub morde unterbrochen wurden. Am 30. August große Völkerschlacht bei der Cucco-Brücke. Resultat des Kampses: zwei Republikaner erschossen, viele Republikaner und Sozialisten verwundet. Die heilige Hermandad ließ sich nicht blicken. Vcrmuthlich war sie unschlüssig, ob es für sie gerochen sei, einzuschreiten oder nicht, sintemalen sie von dem republikanischen Gemeinderath abhängt. An demselben Tage balgten sich die feindlichen Parteien (mit Messer und Revolver wohlverstanden, denn ohne diese kleinen Hilfsmittel geht es in der politischen und unpolitischen Romagna einmal nicht ab) in Gambettola, wenige Kilometer von Cesena, wobei viele Republikaner und Sozialisten „fielen." Endlich, 6. September, letzte Völkerschlacht mit 5 Gefallenen, worauf alsdann vorgestern das unerhörte Attentat gegen den sozialistischen Gemeinde- Assessor Battestini folgte. Interessant ist, daß sofort, nachdem der ' sozialistische Führer unter dem tödtlichen Blei des Meuchelmörders gefallen, sich eine Anzahl bewaffneter Republikaner den Verfolgern ,
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