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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.09.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189109098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910909
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-09
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.09.1891
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r«». Areiberger «»rrige» m»d Taqekls^ Seit« 2. E. AuS Wilhelmshaven, 7. September, meldet das „D. B. H.", daß daS Artillerie-Schulschiff „Mars" heule Nacht bei einem Manöver auf Grund gerathen sei. DaS „D. B. H." verbreitet folgende, der AuftlSrung be dürfende Mitlheilung: „Straßburg im Elsaß, 6. September. Wie daS .Elsässer Journ." miltheilt, erhielten hiesige Firmen Seitens des Hauptsteueramts eine vom 28. Auguff datirte Aufforderung, durch ihre Unterschrift ihr Einverstündniß damit zu erklären, daß dieselben bei drohender Kriegsgefahr, gemäß einem früheren BundeSrathsbeschlusse, einen Zollkredit von über 300 Mark nur gegen Wechsel verlangen wollen oder den Zoll baar gegen Dis kont zu zahlen haben. Die Verweigerung der Unterschrift Hal die sofortige Entziehung deS Zollkredils zur Folge." Die „Köln. Ztg." schreibt: Es steht jetzt fest, daß zur Zeit in Deutschland viel mehr Roggen lagert, als bis zur Beendigung der nächstjährigen Ernte verbraucht werden kann. Wie sich heraus stellt, war die vorläufige Ernteberechnung, die der.Reichs anzeiger" brachte (82Prozent einer Miltelernte) nicht nur nicht zu günstig, sondern blieb hinter der Wirklichkeit zurück, da die Körn ung weit besser ausgefallen war, als man erwartet Halle. Deutschland hätte sonach, um seinen Bedarf zu decken, einer Einfuhr von fremdem Roggen gar nicht bedurft und derlatente Ueberschuß der Vorräthe über den Bedarf ist größer, als im Durchschnitt der Jahre. Da nun neben einer guten deutschen Weizenernte Amerika wahrhafte Riesenmassen von Weizen geerntet hat, so ist selten eine so reichliche Versorgung Europas mit Brotfrucht möglich gewesen, wie in diesem Jahre. Wenn trotzdem die Preise einstweilen auf derselben Höhe gehalten werden, wie zur Zeit, da unsere deutschsreisinnige und Freihandels, presse die Welt mit ihrem Lärm über eine vollständige Mißernte und drohende Hungersnoth erschreckte, so trägt daran Niemand Schuld als die Leute, welche diesen falschen Lärm gemacht haben, und diejenigen, welche im Vertrauen aus die Richtigkeit oder doch die Wirksamkeit des selben an der Börse Unmengen von Getreide in Hausse genommen haben und nun durch ihre Geldkrast der natürlichen Bildung des Marktpreises trotzen, um die Preise zu halten und sich vor Ver lusten zu retten. Ob der Hausse ihr Manöver gelingt, steht einst weilen zu bezweifeln. Nach dem offiziellen Saatenbericht des Königreichs Bayern pro August wurden die Getreidearten trotz der Regenfülle meist befriedigend eingebracht, die Qualität und die Quantität ist theil- weise ausgezeichnet. Die Kartoffeln sind in Tieflager krank, in Trockenlager werden sie gelobt. Der Wiesenschnilt und die Klee ernte, sowie die Futterrüben gut, Hopfen verspricht eine Mittel- ernte, Tabak vortrefflich, Weinreben schlecht entwickelt, Obst sehr verschieden. Die Landwirthschast wurde durch den Regen stark zurückgehalten, unter dem Roggen findet sich viel Mutterkorn. Bei dem Erzherzog Albrecht von Oesterreich sand am Sonn tag auf dem Manöverlerrain in Göpsritz ein großes Diner statt. Während der Tafel brachte Erzherzog Albrecht folgenden Toast aus: .Gestatten Ew. Majestät, daß ich Namens der hier ver sammelten Kaiserl. und Königl. Offiziere der Freude Ausdruck verleihe, die zwei erlauchten Monarchen, Verbündete unseres Ällergnädigsten Herrn, in unserer Mitte verehren zu dürfen und da für uns Soldaten das Heer unzertrennlich ist von dem obersten Kriegsherrn, auch das brave deutsche Heer mit einzuschließen. Hoch Se. Majestät der deutsche Kaiser nnd König von Preußen! Hoch Se. Majestät der König von Sachsen! Hoch das tapfere deutsche Heer!" Se. Majestät der Kaiser Wilhelm anwortete: .Kaiserliche Hoheit! Ich verbinde mit dem Tanke für die Worte Eurer Kaiserl. Hoheit den Dank an Se. Majestät den Kaiser, daß er die Gnade hatte, mich einzuladcn, den Manövern seiner Armee beizuwohnen. Es erfüllt mich mit wahrer Befriedigung, inmitteu der braven österreichisch-ungarischen Truppen, meiner Kameraden, zu weilen. Ich erhebe das Glas auf Se. Majestät den Kaiser, auf die Armee, auf Se. Kaiserl. Hoheit den Erzherzog Albrecht, den Höchstkommandirenden!" Beide Toaste wurden stehend angchört und waren von stürmischen Hochs aller Tischgäste be- gleiiet. Die Stimmung war eine äußerst gehobene. — Das heutige letzte Manöver, welche- am Montag von 8 Uhr Morgens oiS 10 Uhr dauerte, verlief trotz des strömenden Regens äußerst glänzend. Nach einem energischen Vorstoß der beiderseitigen Re serven ließ der Kaiser Franz Joseph das Manöver abblasen. Hierauf hielten beide Kaiser Ansprachen an das Offizicrkorps, in welchen dieselben den Truppen höchste Anerkennung zollten, und in denen die Waffenbrüderschaft der österreichisch-ungarischen und der deutschen Armee Ausdruck fand. Eine Berliner Korrespondenz, der man russische Beziehungen zuschreibt, verbreitet folgende Mitlheilung aus .Wien": „Zur Meldung der „MorningPost", daß in Schwarzenau von einer gemeinsamen Note an die Türkei bezüglich der Meer engenfrage die Rede gewesen sei, verlautet von gutunterrichteter Seile, daß die Besprechungen der leitenden Staatsmänner Deutsch lands und Oesterreich-Ungarns zu folgendem Ergebniß geführt Hütten: Es sei erstens das Bedenken nicht zu unterdrücken, daß Frankreich sich von einem gemeinsamen Schrille ausschließen und denselben wirkungslos machen könnte. Ueberdies läge es in erster Reihe im Interesse Englands, über die Aufrechthaltung des Pa riser Vertrages zu wachen und die Anregung zu einem Gesamml- vorgehen der Mächte zu geben. Nach diesen Mittheilungen scheint es nicht, als ob Oesterreich-Ungarn uud Deutschland dieJnit ative zu einer gemeinsamen oder identischen Note ergreifen würden, es besteht aber immerhin die Möglichkeit, daß Italien als jene Dreibundesmacht, deren Mittelmcerstellung durch das neue Ueber einkommen am meisten berührt wird, im Einvernehmen mit seinen Verbündeten an die Spitze eines solchen Vorgehens tritt. Im Laufe der letzten Tage hat zwischen Schwarzenau und Monza ein sehr reger Depeschenwechsel statlgefunden, der gewiß nicht blos dem Austausche von Begrüßungen zwischen den drei befreundeten Monarchen und deren leitenden Ministern galt." — Wenn dies nicht völlig bedeutungslose Flunkerei ist, bemerkt hierzu die „National- Zcilung", so könnte es ein Fühler sein, um zu erfahren, ob eine der Dreibunds-Mächle in der Meerengen-Frage vorgehen wolle. Dieselbe Tendenz hat wohl die obige Fabel der „Mor- ning Post". Der vorgestrige Ausstellungstag verlief in Prag wider Erwarten ruhig. Die angekündigten politischen Kundgebungen zur hundertjährigen Gedenkfeier der böhmischen Königskrönung des Kaisers Leopold haben in dem geplanten Umfang nicht statt gefunden. Blos die jungczcchischen Abgeordneten veranstalteten, nachdem sie vorher eine Versammlung abgehalten, in welcher die gütliche Beilegung aller Zwistigkeiten innerhalb der Partei be- chlossen wurde, eine gemeinsame Fahrt zur Ausstellung. Dort wurden kurze Reden gewechselt, sonstige Kundgebungen aber unter blieben. Eine czechische Volksmenge sang am Ausstellungsplatze czechischc Lieder mit Strophen gegen den Dreibund. Ein größerer Trupp zog vor das Deutsche Haus am Graben, johlte, pfiff und äng Hetzlieder. Die Polizei zerstreute diese Ansammlung. Die Urheber der Verwundungen von Schauspie lern des deutschen Sommeuhcaters zu Prag durch Messerstiche sind nunmehr entdeckt und nach abgelegtem Geständniß dem Straf gerichte eingeliesert worden; es sind sämmtlich Czechen, ein Kellner, ein Zimmermannsgehilfe und ein Ladcndiener. Unter der Spitzmarle: „Französische Zeichen der Zeit" schreibt die „Nat.-Ztg.": Es fehlt in Frankreich nicht anStimmen, welche dem durch die Kronstadlcr Zusammenkunft hervorgerufencn Taumel entgegen treten; so enthält die neueste Nummer des,, Figaro" einen verständigen, zur Besonnenheit mahnenden Artikel seines Berliner Korrespondenten. Aber die Anzeichen ganz anderer Art sind doch zu zahlreich, als daß man sie ignoriren sollte. Mm, braucht aus ihnen keineswegs auf eine demnächstige Störung des Friedens, nicht einmal auf eine wesentliche Veränderung der Lage, wie sie nun schon seit Jahren beschaffen ist, zu schließen, um sie doch beachtenswerth zu finden. Unser Pariser Korrespondent über sendet unS einige Druckschriften, welche in dieser Beziehung inter essant sind. Da ist zuerst die neueste Nummer der bekannten illustrirten Wochenschrift „Le Monde illustra". An Stelle der sämmtlichen, stets sehr zahlreichen Bilder verschiedenster Art, welche sonst eine Wochennummer füllen, finden sich darin diesmal nur die Portraits aller Generale, 48 an der Zahl, welche bei den gegenwärtigen französischen Manövern an der Ostgrenze Kom mandos haben. Dies wird in einer Redaktionsbemerkung begründet, in der es heißt: „Man sagt, daß diese Uebungen entscheidend sein werden. In vierzehn Tagen werden wir wissen, was unsere neue Armee Werth ist. Das Publikum nimmt leidenschaftlichen Antheil an diesem kleinen Kriege. Alle Welt ist heutzutage Soldat." Ungleich interessanter noch ist eine Karte mit erläuterndem Text, überschrieben: „Der nächste Krieg." In der Mitte befindet sich die Landkarte des Gebietes, auf welchem sich im „nächsten Kriege" nach des Autors Meinung die sofort entscheidenden ersten großen Schlachten ereignen werden. Es ist der französische Osten rück wärts bis Rheims und Troyes, der deutsche Westen rückwärts bis Heidelberg. Beiläufig bemerkt: Elsaß-Lothringen wird auf dieser Karte, auf der überall die Besatzungen eingetragen sind, durch die Farbe von dem übrigen Deutschland unterschieden. Das Interessanteste aber sind die Erläuterungen; dieselben bezwecken, dem Leser die Zuversicht einzuflößen, daß Frankreich für den „nächsten Krieg" die besseren militärischen Chancen habe. Frank reich könne für die in erster Linie aufzustellende Armee über 566 Bataillone, 328 Esladrons, 414 Batterien verfügen, zu sammen über 707 860 Kombattanten; davon müßten gegen Italien aufgestellt werden 36 Bataillone, 8 Esladrons, 32 Batterien, so daß gegen Deutschland sofort verfügbar seien 532 500 Mann Infanterie, 48 000 Mann Reiterei und 2292 Geschütze. Deutschland dagege» verfüge für seine erste Feldarmee über 538 Bataillone, 372 Es- kadrons, 374 Batterien, zusammen 668 600 Kombattanten. Da von müsse es 80 Bataillone, 60 Esladrons und 60 Batterie» zum Schutz der östlichen Provinzen gegen Rußland aufstellen, so daß es gegen Frankreich zunächst verfügbar behalte 458 000 Mann Infanterie, 46 800 Mann Reiterei und 1884 Geschütze. Um aber den Eindruck der französischen Ueberlegeuheit bei dem Publikum, für welches diese Karte bestimmt ist, noch zu steigern, wird über die beiderseitige Bewaffnung Folgendes gesagt: „Das Lebel-Gewehr, womit die ganze französische Infanterie bewaffnet ist, ist eine vorzügliche Magazin-Waffe zu 8 Patronen, deren Tragweite 4200 Meter und deren Anfangs-Geschwindigkeit 635 Meter beträgt. Das französische Geschütz besitzt unvergleichliche ballistische Eigen schaften. Das rauchlose französische Pulver hat nicht seines gleichen. Seine Haltbarkeit ist gesichert, und die Vorräthe davon sind vollständig und beträchtlich. — Tas Gewehr-Modell 1888, womit nur ein Theil der deutschen Infanterie ausgerüstet ist, ist eine unzulängliche Waffe zu 5 Patronen, deren größte Tragweite 3800 Meter und deren Anfangs-Geschwindigkeit 620 Meter ist; augenblicklich wird sie umgearbeitet. Ein gutes rauchloses Pulver hat man noch nicht hergestelll, die Vorräthe sind daher unbedeu tend. Die Munition ist unvollständig und besteht aus verschie denen Typen. Die Krupp'sche Kanone steht hinter dem französischen Modell einigermaßen zurück."—Wir werden uns selbstverständlich hüten, an diesem Vergleich zwischen dem deutschen und dem fran zösischen Heere Kritik zu üben. Wollen die Franzosen die Karte als ihre Informations-Quelle benutzen, um sich wieder einmal Zrrthinner. Erzählung von F. AriiefelSt. f13. Fortsetzung.) sNachdruck verboten.) Still, einsam, wie ausgestorben lagen Haus, Hof und Garten. Der Rittmeister hatte sich in das für ihn bereitete Zimmer zu rückgezogen ; Herr von Letten war zu seiner tiefgebeugten Gattin gegangen, um mit ihr, die allezeit seine Trösterin und beste Ralh- geberin gewesen, gemeinsam die Stunden der ersten furchtbaren Trübsal zu verleben. Lautlos huschten die Diener hin und her: es schien, als nehme selbst die Thierwelt Theil an der Trauer, die sich über das Herrenhaus gesenkt hatte, denn nur gedämpft erklang das Brüllen der Rinder und das Blöken der Schafe aus den Ställen, kein Huhn verkündete mit lautem Gackern, daß es soeben ein Ei gelegt habe. Arm in Arm standen Hildegard und Fritz von Letten in dem verödeten Salon, in welchem die Familie so oft fröhlich beisammen gesessen. „Du glaubst es nicht, Hildegard?" schluchzte der Knabe. Sie schüttelte den Kopf. „Sage, daß Du es nicht glaubst; sage, daß Du ihn noch lieb hast!" bat er, den Kopf an die Brust der Schwester drückend. „Ich glaube es nicht, und — ich habe ihn lieb!" erwiderte sie inbrünstig, den Kops des Knaben an sich pressend. Er umarmte sie stürmisch. „Ich bringe seine Unschuld an den Tag'" rief der Kadett, die Hand erhebend, „das schwöre ich, so wahr ich Letten heiße! Papa sagt, ein solcher Schwur sei dreifach heilig!" VI. Die Nachmittagssonne schien hell in ein mit altmodischen Möbeln einfach, aber traulich eingerichtetes Zimmer im dritten Stock eines Hauses in der Aorkstraße in Berlin, in welchem eine ältere Frau mit noch dunklem Haar und einem stillen, anziehen den Gesicht, beschäftigt war, mit Hilfe eines ganz jungen Dienst mädchens den Tisch für das Mittagsmahl zu decken. „Leise, leise,"mahnte sie mit einem warnenden Blick nach dem Nebenzimmer, dessen Thür geschlossen war, als das Mädchen einen Stoß Teller etwas unsanft auf den bereits mit einem weißen Tischtuch überdeckten Tisch niedersetzte; „gehe nicht so unvorsichtig mit meinem guten Geschirr um, Lieschen; das Klirren könnte auch den Herrn Doktor wecken." „Herr Doktor wird doch aufstehen müssen," antwortete das hübsche -junge Mädchen in gedämpftem Tone, „unser Braten ver- virbt und die Speise —" „Wird erst in den Ofen geschoben, wenn der Braten auf den Tisch kommt," unterbrach sie die alte Frau. „Es schadet ihr flicht wenn sie bis dahin eingerührt stehen bleibt. Ich wecke ihn erst im letzten Augenblick, wenn hier Alles fertig ist; er war ja zu müde. Er muß in der letzten Nacht gar nicht geschlafen haben, ich kann nicht fassen, was das zu bedeuten hat!" Sie sagte die letzten Worte noch leiser und im Selbstgespräch, denn das Mädchen hatte das Zimmer wieder verlassen, um noch anderes Geschirr herbeizuholen. Die alte Frau strich das soeben erst aus seinen Falten ge nommene Tischtuch glatt, setzte die Teller und Gläser zurecht, legte frische weiße Servietten auf, entkorkte eine Flasche Wein und trug eigenhändig ein paar Schalen mit feinem Kompott her bei, mit einer Sorgfalt und Wichtigkeit zu Werle gehend, wie auch die beste Hausfrau nicht für tägliche Tischgenossen, sondern nur für einen außergewöhnlichen Gast auswendel. Ein solcher war ihr an diesem Morgen zwar unerwartet, aber nicht über raschend in ihrem einzigen Sohne, dem Ur. Gotthold Bodmer, ins Haus gekommen. Der Hauslehrer des Barons von Letten kam nicht allzu selten nach Berlin, um für letzteren allerlei Besorgungen zu machen und ür sich Bücher aus der Bibliothek und andere ihm für seine Studien erforderlichen Hilfsmittel herbeizuschaffen. Sein erster Weg war bei solchen Gelegenheiten in der Regel zu seiner Mutter, und so halte ihn Frau Bodmer, als er an diesem Morgen plötzlich bei ihr eingctrcten war, sogleich mit der Frage empfangen: „Du kommst gewiß, um noch Einkäufe für das Hochzeitsfest zu machen und wirst wenig Zeit haben; ich will Dir sogleich Früh stück besorgen, damit Du Dich nicht aufzuhalten brauchst." Zu ihrer großen Verwunderung hatte Gotthold ihr aber er klärt, er habe Lettenhofen schon jetzt für immer verlassen und werde der Hochzeit nicht beiwohnen, sie dann aber gebeten, ihn nicht weiter mit Fragen zu bestürmen. „Ich bin todtmüde," hatte er gesagt, „und muß jetzt doch noch einen noihwcndigen Gang machen. Wenn ich wiederkomme, möchte ich mich nieder legen und ein paar Stunden schlafen; beim Mittagessen erzähle ich Dir dann Alles." Hastig hatte er eine Tasse Kaffee, die sie ihm aufzwang, ge trunken, war dann ausgegangen, bald zurückgekommen und lag jetzt schon seit Stunden schlafend auf dem alten breiten Sopha im Nebenzimmer, auf das ihn die Mutter nach seiner Rückkehr gebettet hatte. Jetzt war Alles bereit. Frau Bodmer trat vor den Spiegel, rückte, selbst über die Eitelkeit lächelnd, das Häubchen über dem glatten Scheitel zurecht, strich die Falten des sauberen dunklen Hauskleides herunter und klopfte dann an die Thür des Neben zimmers. „Gotthold, bitte st-he auf, es ist halb drei Uhr." Man hörte ein Geräusch, als ob Jemand hastig aufspringe und eine angenehme, aber noch ein wenig verschlafen klingende Stimme antwortete: „Ich komme sogleich, Mutter." Nach Verlauf von etwa zehn Minuten trat Doktor Gotthold Bodmer ins Zimmer; er war in einen leichten grauen Sommer anzug gekleidet, an dem er im Hereintreten noch zupfte und zog, war von schlanker und doch kräftiger Gestalt und trug auf schlankem Halse einen von dunkelbraunem lockigen Haar bedeckten Kopf mit unregelmäßigen, aber sehr ausdrucksvollen Zügen und ein Paar stahlgraucn, klaren und klugen Augen, die zuweilen einen eigen- thümlich träumerischen Ausdruck anzunehmen vermochten. Er reichte der Mutter die schmale, aber recht kräftige Hand mit den wohlgeformten Fingern und gutgepflegten Nägeln und sagte bittend: „Verzeih dem Langschläfer, Mütterchen; Du hättest mich schon lange wecken sollen, Deine Tischstunde ist ja bereits vorüber." „Ei, ich warte gern, wenn ich dafür die Freude haben kann, mit meinem Sohn zu speisen," erwiderte Frau Bodmer; „das kommt mir selten genug und wird in Zukunft wohl noch seltener ge schehen," fügte sie mit einem forschenden Blick in sein Gesicht hinzu. „Du hast es schon errathen, Mütterchen," erwiderte Bodmer, und ein wehmüthigcs Lächeln zuckte um die etwas vollen Lippen seines übrigens schön geschwungenen Mundes. „Hast es aber auch so festlich hergerichiet, das gute Geschirr, das beste Silber und das erlesenste Eingemachte." Er war an den Tisch getreten und musterte ihn. „Wann sollte ich es denn sonst zum Vorschein bringen, als wenn ich Dich hier habe?" scherzte die alte Frau. „Ich darf doch meinem verwöhnten Sohn den Abstand zwischen der Tafel in Lettenhofen und dem Tisch seiner Mutter nicht allzu fühlbar machen." In des Doktors Zügen zuckte es, als Hütten die Worte der Mutter unangenehme Empfindungen in ihm geweckt, aber er be zwang sich und sagte, während er ihr gegenüber am Tische Platz nahm: „Der Abschnitt meines Lebens, welcher die Ueberschrist „Lettenhofen" trägt, liegt nun auch hinter mir." Auf ein Glockenzeichen ihrer Herrin brachte Lieschen die Ter rine mit der Suppe; Frau Bodmer füllte die Teller, sprach ein kurzes Tischgebet und aß dann schweigend, um auch ihrem Sohne Zeil zu lassen, seine Suppe ungestört zu verzehren. Zu ihrem Erstaunen bemerkte sie, daß er den Löffel sinken ließ, nachdem er den Teller kaum halb geleert. „Warum ißt Du nicht? Schmeckt Dir die Suppe nicht?" fragte sie. „Sehr gut, wie alles was Du kochst, aber ich habe keine große Eßlust." „Bist Du krank?" fragte sie und blickte besorgt in sein Ge sicht, das ihr nun besonders bleich und hager erschien. „O, durchaus nicht, ich muß mir nur noch Platz für den Braten und die Mehlspeise bewahren," lächelte er; „denn anders, das weiß ich schon, thust Du es ja doch nicht!" Wirklich nahm er sich eine tüchtige Portion Kalbsbraten auf den Teller, aber Frau Bodmer entging es nicht, daß er sich zum Essen zwang. Sie vermochte nicht mehr an sich zu halten und sagte deshalb: „Ich wollte Dich beim Mittagessen nicht stören, da Du aber doch keine Lust zum Essen hast, so erbarme Dich meiner Unruhe und sage mir, weshalb Du von Lettenhofen fort gegangen bist." „Ich wollte ja ohnehin nur noch einige Tage dort bleiben," antwortete er, während er Kompot nahm und mit demselben be schäftigt schien. „Aber Du wolltest doch bis nach der Hochzeit bleiben; der Baron sagte mir selbst, als er kürzlich mit Dir hier war, Du habest es ihm versprochen." „Er Hal mir das Versprechen abgerungen, und ich — ich konnte es nicht halten!" stieß Bodmer heraus, indem er sich bereits das dritte Glas Wein eingoß und es ebenso hastig wie die beiden ersten hinunterstürzte. Die Mutter sah ihn bedenklich an. „Gotthold, verstehe ich Dich recht? O, meine Ahnung!" „Welche Ahnung?" „Adelheid von Letten war Dir nicht gleichgiltig, Du kannst es nicht mit ansehen, daß sie die Frau eines Anderen wird. Mein armer Sohn!" Gotthold sprang auf. „Nein, Mutter, so ist es nicht! Sorge Dich nicht um mich, beklage mich nicht, aber dringe auch nicht in mich — ich kann Dir jetzt den Zusammenhang nicht erklären." (Fortsetzung folgt.) zu übe: ,hre S< In Anleihl gegen Emissii nennt russisch und vc Uel von W Die G saumse Ruhest Mord, Hausstr dem 6 Green Boden, wurde darin I der Al 30 Pe sreigeb dieselb Mörde manda Die B hielten die err die Gk standei niordet Häufe: demsel anschlk rührer obglen hatte, ändert richtet merkst wegen Admir Gefah Kreuz: der A daß d schlag' 3000 anschl Jul, dcutsct bleibe T Unter Präsi zu bk einer greßp Ruhe fundc bewe: der 8 meld: sandt in B die t der i dort Eure bleib siegr: siegt' aus gier: saßt des man Auck Flru gesu nehi das Aus und nun Mel Mel 6. t Ges lieg: auf Aü der der sich nich her Hol Ab dor liej g-S vm Wi we ein wo erf der ge
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