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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 28.10.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189110287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18911028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18911028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-10
- Tag 1891-10-28
-
Monat
1891-10
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 28.10.1891
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und Tageblatt Ä)/UE AmtLtlaü für die lömglichc« und WÜscht» Behörde« zu Freiberg md Brand nstag» ,/B « Erscheint jede» Wochentag Nachmittag« S Uhr füi .HO andern Lag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b irden andern Tag Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pf., zweimonatlich 1M. bO Pfg. u. etnmonatlich 7b Pfg. er «reu II vom anders > bs ^/,S ng us -t mit aller Energie zurück- r, M -7W — 710- Hause über llereins. immen- Person. Legräb- en, des- S NN, gleitung- er Liede Karb er» rg, sage 1891. Zittwe Rußlands zu befürchten 44. Jahrgang. Mittwoch, den 28. Oktober. weisen und werde darin von jenen Mächten unterstützt werden müssen, welche in dieser Neutralität eine der wesentlichsten Bürg schaften für die gewünschte Erhaltung deS Friedens auf der Balkan halbinsel sehen. Wenn diese Anschauungen jetzt von den Leitern der rumänischen Politik getheilt würden — und die Anwesenheit König Karls läßt dies als wahrscheinlich erscheinen — dann könnten die Mächte des Dreibundes diese? stillschweigende Einverständnis wohl gelten lassen. ES wäre sür uns mindestens ebensoviel werth, wie die zwischen Rußland und Frankreich getroffenen Abmachungen. Inserate werden bi« Bormittag» 11 Ubr 8 « angenommen. Preis für di« Spaltzeile 13 Pfg. 2 Außerhalb de« Landgericht-bezirk» IS Pfg. angewendet werden, wobei vo ipso alle Ausnahmebestimmungen, wie Differenzialzölle, gegen Italien wegfallen würden. — Ai„ diesen Mittheilungen geht u. A. hervor, daß die kürzliche Mel dung, die französische Regierung gedenke Italien alle möglichen Zugeständnisse zu machen, völlig bedeutungslos war. Schlechter Beschuldigungen theilweise wiederholend, daS Verhalten deS Parte^ tage« gegenüber der Opposition, die ein Opfer ihrer UeberzeugunT ' geworden und deren Urtheil gesprochen, ehe der Parteitag ver* sammelt war. Do« Programm, zu welchem so viele Anträge ein gegangen, sei in einer Sitzung erledigt und vielfach verschlechtert worden. Dem Redner wurde schließlich, al» er die alten Verdäch tigungen wiederholte, daS Wort entzogen. Liebknecht wie» be sonders darauf hin, daß die Opposition nicht wegen ihrer sachlich abweichenden Meinung, sondern wegen maßloser, ehrloser und unbegründeter Anklagen ausgeschlossen worden sei. Dxr wahre Werth der Opposition sei auch von den Gegnern erkannt und da» Verfahren des Parteitage» gebilligt worden. DaS Programm sei gründlich berathen und in vielen Punkten geändert worden. Die Gegner stellten die Sache so dar, al» ob der Parteitag gezwungen worden sei, Vollmar eine Brücke zu bauen. Die Debatten hätte« eine Wendung genommen, daß ein solcher Schein entstehen konnte. Redner hätte ein schärferes Vorgehen gegen Vollmar gewünscht. Auer vertheidigte in dieser Beziehung den Parteitag; e» sei nur ein Fehler gemacht worden, indem man die Auffassung Vollmar'» nicht gebührend beachtete, der Parteitag sei größtentherlS über die Sache gar nicht orientirt gewesen, während die Opposition den Fall Vollmar für ihre eigenen Zwecke aufgebauscht und ausgebeutet hätte. Nachdem Vollmar die Resolution Bebrl'S nicht nur de» Wortlaut, sondern auch dem Geiste nach unterschrieben habe, sei die Sache erledigt und nur für die Zukunft Vorsicht geboten. Die Versammlung schloß mit einer Kundgebung für den Parteitag. Die fra«tAstfche Regierung wird, da vor Ablauf der Han delsverträge keine genügende Frist zu auf dem neuen Zolltarif basirenden Verhandlungen übrig bleibt, von dem Parlamente dem nächst die Autorisation verlangen, mit den fremden Staaten pro visorische Handelsbeziehungen sestzustellen. Belgien, die Nieder lande, die Schweiz, Spanien, Portugal und Skandinavien sollen bi» Ende deS Jahres 1892 die Begünstigungen des neuen Mini- maltarisS genießen, falls sie Frankreich während derselben Zeit ihre« ermäßigtesten Zolltarif bewilligen. Die meistbegünstigten Nationen, Deurjchland, Oesterreich, Türkei, Rußland, England, Griechenland und Mexiko würden konsequenterweise gleichfalls bis Ende 1892 deS Minimaltarifs theilhaftig. Auf Rumänien, Italien und die Bereinigten Staaten von Nordamerika würde der Maximaltarif ock. ^rroaxs. 7. OttdH , 87, 88, Politische Nmscha«. Freiberg, den 27. Oktober. Ein Berliner Brief der offiziösen „Politischen Korrespondenz bebt hervor, sicherlich seien die Zusammenkünfte des Königs von Rumänien mit dem Könige von Italien und dem deutschen Kaiser, sowie die wahrscheinliche Zusammenkunft mit dem Kaiser von Oesterreich nicht ohne eine gewisse politische Tragweite, da die be» treffenden Unterredungen zwischen den Monarchen wohl auch zu Aussprachen über die politische Lage Gelegenheit bieten dürften. Aber ebenso bestimmt sei es, daß Veränderungen in den bestehen den politischen Verhältnissen hierbei nicht ins Auge gefaßt wurden, daher eS auch zu darauf bezüglichen Abmachungen nicht gekommen sein könne. Die „Berliner Politischen Nachrichten- schreiben: Die Er höhung des Reichszuschusses für die Jnvalivitäts- und Altersver sicherung im nächsten Etat wird 13 Millionen betragen. — Die Durchführung deS Systems deS AufsteigenS im Gehalt nach dem Dienstalter tritt vom nächsten Etat ab für sämmtliche preußischen StaatSunterbeamten ein. Eine große Volksversammlung deS sechsten Wahlkreises Berlins nahm die Berichterstattung der Erfurter Dele- girten Auer und Liebknecht entgegen. Anschließend an einen Bericht, welcher namentlich daS Verhalten der Opposition gegen über dem Parteitage rechtfertigte, wurde eine Resolution gefaßt, welche erklärt, daß die Genossen die Pflicht haben, künftige Ver sammlungen der Opposition nicht zu besuchen und Letztere in keiner Weise zu nnterstützen. Der Oppositionelle Biester kritisirte, alte Bukarest ging und sich an Stelle de» durch eine Palastverschwö rung gestürzten Kufa zum Fürsten auSrufeu ließ. Das Abenteuer gelang indeß wider Erwarten 'sehr gut. AuS dem der Türkei tributpflichtigen Fürstenthume wurde da» unabhängige Königreich Rumänien und der Aufschwung deS Lande» in nationaler und politischer Beziehung knüpft sich an den Namen der hohen- zoller'schen Dynastie, die dadurch fest mit der Nation verschmolz. So bildet daS Herrscherhaus eine» der stärksten Bande, welche zwischen Rumänien und dem Westen bestehen, und da» muß naturgemäß auch in den schwebenden internationalen Fragen seine Wirkung äußern. Wohl existirt in Rumänien eine stark« Partei, welche Anlehnung an Rußland sucht. Es sind dies die soge nannten Altkonservativen, deren Reihen mehrere Mitglieder des jetzigen KabinetS entnommen sind. Doch auch die sogenannten „Russenfreunde" wollen ihreHeimath nichtzueinerProvinzdes Zaren thums herabgedrückt sehen. Und so ergiebt sich daraus als Folge, daß König Karl auf die Unterstützung des größten Theile» seines Landes rechnen kann, wenn er sich darum bemüht, die Freiheit und Unabhängigkeit desselben wider mögliche Fälle sicher zu stellen. Dabei darf man allerdings nicht daran denken, daß Rumänien ein förmliches Schutz- und Trutzbündniß mit dem großen mittel europäischen Friedensbund schließen soll. Das ist auch gar nicht nöthig. Zwischen Rußland und Frankreich besteht auch kein geschriebener Vertrag, und doch weiß man, daß der erste zwischen Deutschen und Russen gewechselte Schuß die französische Armee gegen die Vogesen führen würde. DaS Bewußtsein der Interessengemeinschaft ist es, welches schwerer wiegt, als das geschriebene Wort, und eine Interessengemeinschaft obwaltet zwischen Rumänien und dem mitteleuropäischen Bund im Hinblick auf die Abwehr russischer Eroberungsgelüste. In diesem Gedankengang bewegten sich auch die Darlegungen eir.eS der hervorragendsten Staatsmänner Rumäniens, der zugleich einer der aufrichtigsten Förderer möglichst freundschaftlicher Be- ziehungen zu den mitteleuropäischen Friedensmächten ist, gegen über dem Bukarester Berichterstatter der „Köln. Ztg.-. Wie derselbe auSrinandersetzte, würde ein förmlicher Anschluß Rumäniens an den Dreibund keinem der beiden Theile besondere Vortheile zu bieten vermögen, gleichzeitig aber der russischen Em pfindlichkeit einen neuen Anlaß zur Verdächtigung der Ziele deS Dreibundes geben. Als kleiner Staat mit nur beschränkten Mitteln habe Rumänien seine Aufgabe im Interesse des Friedens schon vollständig erfüllt, wenn es seine Neutralität zu wahren verstehe. Von Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Italien habe Rumänien umsoweniger darin eine Störung zu befürchten, als ja die Er haltung der Neutralität Rumäniens mit d«n politischen Interessen des mitteleuropäischen Friedensbundes übereinstimme und als nach ver heutigen Sachlage ein neutrales Rumänien den Absichten dieses Bundes weit vortheilhafter sei als eine völlige Einbeziehung deS jungen Königreichs in den Dreibund und die hieraus noth wendiger Weise hervorgehcnden wechselseitigen Verpflichtungen. Habe daher die AuSlandreise des Königs eine politische Bedeutung, so könne diese nach der Ansicht des Gewährsmannes nur darin bestehen, das ohnedies vorhandene Bewußtsein der Interessen gemeinschaft zwischen den Neutralitätsbestrebungen Rumäniens und der konservativen Friedenspolitik des Dreibundes bestätigt und verstärkt zu haben. Die hieraus sür beide Theile sich ergebenden praktischen Folgen bedürften keiner besonderen vertragsmäßigen Regelung. Rumänien werde und müsse jeden Versuch einer Ver letzung seines die Wahrung der Neutralität anstrebenden Selbst» bestimmungsrechtes — und dies ist offenbar doch nur seitens Numänieu und der Dreibund. König Karl von Rumänien trifft heute zu einem mehrtägigen § Besuch am deutschen Kaiserhose ein. ES ist selbstverständlich — i wenn man sich die schwierige politische Lage Rumäniens vergegen- s wärtigt — daß dieser Besuch nicht ohne politische Bedeutung ist. : Thatsächlich befindet sich daS Königreich Rumänien unter allen Balkanstaaten in der ungünstigsten Situation: Ein Blick auf die < Landkarte genügt, um dies zu erkennen; denn keilförmig schiebt § sich der kleine rumänische Staat an der unteren Donau zwischen LaS Zarenreich und die Balkanhalbinsel ein. Will Rußland seine Heere nach dem Goldnen Horn schicken, so bedarf es des Durch- i gangs durch Rumänien. Dieser Durchgang kann von Rußland auf dem Wege eines Vertrage» verabredet oder auch erzwungen werden. Aus sich selbst gestellt, »st Rumänien außer Stande, dem müch- , tigen Nachbar für die Dauer Widerstand zu leisten. Man muß sich deshalb in Bukarest rechtzeitig klar werden, wie man sich den Kriegsgelüsten des Zarenreiches gegenüber zu Verhalten hat, ob man auf die Hilse deS Dreibundes und zunächst Oesterreichs gegen eine russische Vergewaltigung rechnen, oder ob man der lieber- ' macht weichen und den russischen Heeren eine Durchgangsstraße , einräumen soll. Da erscheint es denn natürlich, daß sich die > Blicke der rumänischen Staatsmänner nach Westen wenden, von wo sür den kleinen Staat Hilfe in seinen Nöthen kommen könnte, , und ebenso natürlich ist es, daß man angesichts der Reise deS I Königs Karl nach Berlin an diese Verhältnisse denkt und von < den Besprechungen daselbst irgend welche politische Folgen erwartet. ' Vor dem letzten russisch-türkischen Kriege bemühte sich die rumä- i nische Regierung ebenfalls, die Ansichten der Mächte über eine i solche Sachlage zu ergründen. Damals hatte jedoch Rußland bereits i mit Oesterreich — im Anschluß an die Verhandlungen von Reich stadt — Vereinbarungen getroffen, welche dem Moskowiterthum < die Bahn frei gaben und dem Kriege nur eine bestimmte Grenze > setzten. Rumänien wurde thatsächlich sich selbst überlassen. Auch konnte man noch geltend machen, daß daS Land unter der Suze- rünetät der Pforte stand und völkerrechtlich al» türkische» Gebiet ->lt. Es hätte also im Kriegsfälle Rußland freigestanden, Ru- Mnien als Theil der Türkei anzusehrn und anzugreifen. Die rumänische Regierung sah sich daher genöthigt, Rußland in be sonderem Vertrage den Durchzug seiner Heere auf bestimmten Straßen zu gestatten. Inzwischen ist Rumänien ein unabhän giges Königreich geworden. Es hat außerdem, wiewohl eS nach den Niederlagen der russischen Heere bei Plewna auf den Hilferuf ' deS Oberbefehlshabers derselben, der dem König Karl freistellte, di« Bedingungen selbst zu bestimmen, in den Kampf gegen die Türkei eintrat und Rußland die wichtigsten Dienste leistete, sich durch den Berliner Vertrag die Vereinigung von Rumänisch- Bessarabien mit Rußland gefallen lassen müssen. Als Entgelt ' erhielt es die fieberschwangere Dobrudscha. Man war in Rumä nien empört über diesen Dank vom Hause Romanow. Die Er innerung an jene Vorgänge drängte die Regierung von Bukarest mehr und mehr an die Seite des Dreibundes, bis es der Wühl arbeit des russischen Agitators und Generalkonsuls Hitrowo wieder gelang, durch die Anzettelung von Bauernunruhen, durch Be stechung von Parteiführern und ähnliche Mittel den Russenfreunden zur Herrschaft zu verhelfen. Es ist leider nicht zu verkennen, daß sich in der jüngsten Zeit die Zustände in Rumänien durch diese Wühlereien recht uner quicklich gestaltet haben. Die rumänischen Offiziere, so berichtet man, verbrüdern sich vielfach mit den Russen jenseits der Grenze und lassen es sich gefallen, daß ein Hoch auf ihren König mit Stillschweigen und gar mit Hohn zurückgewiesen wird! Und vor Kurzem wurde in der „Köln. Zeit.- darauf hiugewiesen, daß auch die rumänischen Regierungsorgane mittelst zweideutiger und ge wundener Redensarten die Kernfrage für die Zukunft des Landes, ob mit oder gegen Rußland, zu umgehen suchen. Der konserva- tive „Bucarest-, eine Zeitung, die dem Minister des Innern, Lascar Catargi, besonders nahe steht, hat vor wenigen Wochen in ausdrücklichem Gegensätze zu der von der früheren national liberalen Regierung befolgten Politik, die Haltung des jetzigen Ministeriums kurz folgendermaßen gekennzeichnet: „Korrekte und herzliche Beziehungen zu allen Mächten, ohne irgend einer Macht gegenüber besondere Verpflichtungen einzugehen. Es ist dies die Politik der freien Hand, wenn nicht der reinen Hand, die einzige, welche mit unserer geographischen Lage und unsern nationalen Bestrebungen verträglich ist.- DaS Organ des Herrn Catargi wendete sich in dem Artikel mit aller Entschiedenheit gegen die bekannte Politik deS verstorbenen Staatsmannes Johann Brati» mu, des „BiSmarck Rumäniens-, also gegen den Anschluß Rumä niens an den Dreibund. Es ist nützlich, daß dies einmal klar und unzweideutig geschehen ist. Aber eins hätte sich das gegenwär tige Ministerium deutlich machen sollen: daß es mit seiner Formel der „Politik der freien Hand- keinen politisch zurechnungsfähigen Menschen in Europa hinters Licht führt. Für Rumänien heißt unter den heutigen Verhältnissen „Politik der freien Hand" soviel wie die Geschäfte Rußlands im Osten besorgen, also sich inS eigene Fleisch schneiden und seine Zukunft gefährden. Inzwischen mag in den letzten Wochen doch eine Aenderung in den Anschauungen der rumänischen Regierungskreise zu Gunsten einer Annäherung an den Dreibund eingetreten sein. Anderen Falls würde die Reise des Königs Karl an den deutschen Kaiser- Hof nicht stattaefunden haben. Schließlich ist eS auch nicht aus schließlich daSMinisterium, welchesdieauswärtigcPolitik Rumäniens zu bestimmen hat; denn ein ihm ungünstiger Wahlaussall kann eS hinweg fegen. Man darf vielmehr bei Beurtheilung dieser Dinge auch den Umstand nicht außer Acht lassen, daß es ein Sprosse aus dem Hause Hohenzollen ist, welcher auf dem rumänischen Königsthrone fitzt. ES war ein kühnes Unterfangen, als vor 25 -Jahren der jugendliche Prinz auS deutschem Geschlechte nach als nach dem Maximalschutzzolltarif kqnn Italien von Frankreich kaum behandelt werden; es bliebe andernfalls nur noch die Ein führung ganz besonderer Kampfzölle gegen Italien, die lediglich noch ausgesprochenere Prohibitivzölle sein könnten, übrig. Die i« Italien Frankreich gegenüber mehr und mehr sich verbitternde Stimmung kommt in einem „ES lebe Spanien!- überschriebenen Leitartikel der „Risorma- zum Ausdruck In demselben wird da» Auftreten der spanischen Presse gegen Frankreichs marokkanische Pläne und der einmüthige Protest der Spanier gegen Frankreit!», den Spaniern feindliche Handelspolitik gerühmt und den Italie nern als patriotisches Beispiel empfohlen. Nach einer offiziösen Aufklärung der Pariser Blätter über die Meldung des „Siecle", betreffend die angebliche Stellungnahme des französischen Kabi nels zu der Angelegenheit der Weinzölle macht sich dasselbe nicht mit den von der Deputirtenkammer an der Regierungsvorlage vor- genommenen Erhöhungen solidarisch, sondern hofft im Gegentheil, den Senat bewegen zu können, dcß er die Regierungsvorlage wieder herstelle, deren Zollpositionen freilich schon ganz unge» wöhnlich hohe sind. Die Regierung hat 'außerdem den Beschluß, den bisherigen niedrigen Frachtsatz für spanische Weine vo» heute an aufzuheben, zurückgenommen. Dieser Tarif bleibt zunächst bestehen. Bei der Berathung des Budgets des Ministeriums deS Aus wärtigen in der Deputirtenkammer besprach Deloncle die gegen wärtige Lage in Aegypten. Delafosse (Rechte) wünschte Mitthei lungen über die Beziehungen Frankreich» zu Italien und sprach sich mißbilligend darüber aus, daß die Regierung an den Festlich keiten in Nizza anläßlich der Enthüllung des Garibaldidenkmal» theilgenommen habe, sowie darüber, daß die Regierung die fran zösischen Pilger nicht beschützt habe, während sie den Erzbischof von Aix verfolge (Beifall rechts, Protestrufe links.) Frankreich denke zwar nicht daran, die weltliche Macht des PapsteS wieder herzustellen, aber die Regierung könne sich durch ruhige Festig keit die Achtung Italiens sichern. Was die Sympathie Italien» anbelange, so müsse zunächst Italien Frankreich Sympathie ent- aegenbringen. Der Minister des Aeußern, Ribot, rechtfertigte hierauf die Betheiligung der Regierung an der Festfeier in Nizza. Im Weiteren gab der Minister zu, daß die Agitation in Italien, zu dem Zwischenfall am 3. d. M. außer Verhältniß gewesen sei, dieser Zwischenfall habe aber einen internationalen Charakter ge habt und die Regierung genöthigt, ein Rundschreiben an die Bi schöfe zu schicken, das selbst der Papst als gerechtfertigt anerkannte. Niemand werde bestreiten, daß die Bischöfe der Regierung Ehr erbietung schulden. (Beifall.) Frankreich habe übrigen» Jtaneit sein Erstaunen nicht verhehlt, daß die Kundgebungen am 3. Okt. derartige Angriffe gegen Frankreich zur Folge hatten. Italien habe auch sein Bedauern darüber auSgedrückt. In Aegypten ver größere sich der französische Einfluß andauernd, Frankreich habe sich demnach nichts von seinem Jahrhunderte alten Recht vergeben. Die Annäherung Rußlands an Frankreich habe Niemanden über rascht, sie sei eine Folge der alten Sympathien und gemeinsamen Interessen und Niemand zweifle daran, daß dieselbe eine neue Garantie de» europäischen Friedens ist. (Lebhafter Beifall.) Ge genüber dem klerikalen Grasen Mun bestritt Ribot, daß er de« Botschafter in Rom beauftragt habe, Italic« für de« Schutz 70» - 7,.«R. VL. »raun und intwottlicher in Freiberg. rmg»aust«u
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