Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.11.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189111197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18911119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18911119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-11
- Tag 1891-11-19
-
Monat
1891-11
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 19.11.1891
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
achtungsposten ab und sichert die Möglichkeit einer ununterbrochenen Urbcrmittelung der Wahrnehmungen aus See nach dem Festlande hin. Für die in Aussicht genommene Befestigung der Insel sind veranschlagt: n) Für die telegraphische Verbindung mit dem Fest, lande 64 050 Mark, d) für Fortifikation 4 SOO 000 Mark, v) für artilleristische Armirung 3 800 OVO Mark, ü) für sonstige Bauten bezw. Einrichtungen 130 950 Mark, zusammen 8895000 Mark. — Ein theuerer Hosenknopf! Als Kosten für die Betheiligung des Reiches an der Welt ausstellung in Chicago sind 900 000 Mark im ReichShauShalt ausgeworfen. Gegen die in dem »Deutschen Wochenblatt- des Abg. Arendt gegen den früheren Staatssekretär Grafen Herbert Bismarck er hobene Beschuldigung, dieser habe mit Hilfe Lord Salis- bury's eine englische Expedition auf den vr. PeterS ge- hetzt, bringen die „Hamb. Nachr." jetzt einen etwas erregten Nr» tikel, worin es heißt: Die offiziösen Berliner, angeblich „Mün chener Neuesten Nachrichten" sprechen ihre Verwunderung aus, daß keine Berichtigung auf die bekannten Insinuationen des Ab geordneten Arendt gegen den Grafen Herbert Bismarck erfolgt sei,, obschon Ersterer für dieselben den durchsichtigen Vorwand, er wolle zur Widerlegung einer Verleumdung Anlaß geben, als Motiv für den Abdruck des Unsinns angeführt hat. Für Unsinn wird auch Lorv Salisbury die Behauptung gehalten haben, daß ein englischer Premierminister sich auf den Privatwunsch eines ausländischen Bekannten darauf eingelassen haben sollte, eine Expedition von 1100 Mann auszurüsten, zum Abfangen eines deutschen Privat-Unternehmens, an dessen Mißlingen an sich Niemand zweifelte. England ist reich, aber eine Expedition von dieser Größe in Ostafrika involvirt doch eine Summe von Pfund Sterling, bei der auch die englische Gemüthlichkeit in Geldsachen aufhört, ganz abgesehen von der Zumuthung, daß der britische Löwe und der leitende englische Minister sich aus mündliche In sinuationen eines Ausländers als Hetzhunde in afrikanischen Wild nissen nicht hätten gebrauchen lasten. Wenn Jemand durch das- .Deutsche Wochenblatt" verleumdet worden ist, so sind das die beiden Regierungen, die englische sowohl wie die deutsche. Bon der englischen ist schwer zu erwarten, daß sie auf Anklagen des Ab geordneten Arendt reagire, auch selbst wenn besten Blatt behaupten sollte, Lord Salisbury habe silberne Löffel gestohlen. Bei uns verlangt die öffentliche Dummheit, daß diese Verleumdungen widerlegt oder als Wahrheit historisch registrirt werden. Wir haben uns nach allem bisher Erlebten nicht darüber gewundert,, daß die jetzige deutsche Regierung das Bedürfniß nicht empfunden hat Verleumdungen, welche wenn sie begründet wären, zwar frühere Minister aber die Politik desselben Monarchen treffen würden, dem die jetzigen Minister dienen, altenmäßig zu entkräften. Der Umstand, daß die Verleumdung die frühere Regierung aber die desselben Monarchen trifft, hätte doch vielleicht Anlaß geben können, die deutsche Politik von 1889 gegen den Vorwurf zu vertreten, den der Abgeordnete Arendt ihr in seinem Wochenblatte gemacht hat. Die Zumuthung der „Münch. Reuest. Nachr.", daß Gras Herbert Bismarck oder sonst ein zurückgetretener Minister sich aus jede frivole Insinuation hin vor dem Forum einer Presse zu verant worten habe, bei der jede Unehrlichkeit durch den Umstand ge rechtfertigt wird, daß der Name Bismarck im Spiele steht, kann man zwar machen, aber sie wird schwerlich angenommen werden. Wir haben auch kein Bedürfniß, weiter ein Wort über diese auf unwissende Leichtgläubigkeit berechneten Lügen zu verlieren, um so weniger als wir es den beiden betheiligten Regierungen, wenn sie es der Mühe werth finden, überlasten können, eine Presse zu rektifiziren, deren Urtheilssäbigleit über das, was in der Welt möglich ist, in der Leidenschaftlichkeit des Parteihastes zu Grunde gegangen ist. Als eine Stichprobe und als Beleg für die schnoddrige Art, mit welcher die radikale Presse vom Fürsten Bis marck zu sprechen gewohnt ist, lasten wir den nachstehenden Bericht der demokratischen „Franks. Ztg." über die Durchreise des Fürsten Bismark durch Berlin folgen. „Von blutig geküßten Lippen hat Der, dem solches Uebermaß der Wonne nicht selbst beschicken war, wenigstens in Romanen gelesen; daß eine be geisterte Menge ihrem gefeierten Lieblinge im Sturme heißen Dranges den Hut eingctrieben hat, ist ein mehrfach verbürgtes Ereigniß, das zum Beweise für die geringe Entfernung des Er habenen vom Lächerlichen angeführt zu werden pflegt und beider Webers von einer anderen Regierung, noch von einer Partei im Hause übertreffen zu lassen. Man dürfe nur von dem deutschen Reiche, welches erst sieben Jahre eine Kolonialpolitik habe, nicht zu vrel in dieser Beziehung verlangen. Die den verbündeten Re- gierungrn zugegangenen Nachrichten, hauptsächlich diejenigen auS Togo und Kamerun bestätigen übereinstimmend, daß die Zahl der Sklaven dort eine so große sei, daß sie sich genügend durch die Geburt vermehrten und eS nicht nöthig sei, durch den Handel neue Arbeitskräfte heranzuziehen. Die Sklaven hätten dort die Stellung unserer Dienstboten, nur dürfe man den Zwang zur Arbeit gegen die Sklaven anwendeu. Durch die Verleihung der Freiheit würde man den Sklaven keine Wohlthat erweisen, sondern dieselben höchstens dem Hunger preisgebcn; die SklavenauSfuhr sei ebenso verboten, wie die Einfuhr. Durch eine Verordnung sei festgesetzt, daß jeder Sklave, der von einem Eingeborenen an einen Nichteingeborenen verkauft wird, von selbst frei werde; die Sklaven könnten sich auch loSkaufen. Die Mittheilungen, daß der Sklavenhandel in Ostafrika in voller Blüthe stehe, seien aus der Luft gegriffen und die Berichte des Afrikareisenden Krause über den Sklavenhandel in Afrika böswillige Erfindungen. Der Schwer punkt der ganzen Frage deS Sklavenhandels läge an den großen Seen. Gegen den Sklavenhandel wirke vor Allem die fortschrei- tende Zivilisation und hier finde die Mission eine schöne Aufgabe. Die Regierung sei bemüht, die Missionsgesellschaften zur Unter drückung der Sklaverei zu unterstützen und sähe zu ihrer Freude diese Unterstützung gern anerkannt. Hoffentlich würden die gemein samen Bestrebungen «in baldiges und glückliches Resultat sichern. Hierauf wurde die Vorlage an eine Kommission von 14 Mit gliedern verwiesen. — Es folgten nun Petitionen. Die Petition, betreffend die Ausdehnung deS Kranken, und Unfallversicherungs gesetzes auch auf die Insassen von Gefangenen- und Besserungs anstalten, wurde nach dem Vorschläge der Kommission dem Reichskanzler überwiesen. Zu der Petition, betreffend die Revision d«S Wuchergesetzes, stellt die Kommission denselben Antrag. Die Abgg. Strombrck und Reichensperger beantragen Ueberweisung zur Berücksichtigung und eventuellen Erwägung. — Böckel (Antis.) verlangte, daß der Staat für Entschädigung des Bewucherten sorge. Es sei ein Hohn, wenn der Wucherer zwar brstraft, der Bewucherte aber an den Armenanwalt gewiesen werde. Der Wucher blühe heule trotz des Wuchergesetzcs wie früher. Nur schleiche er mehr im Dunkeln. Alle praktischen Leute hielten weitere Schritte gegen den Wucher für nöthig. Besonders auch die Vorsteher von Bankinstituten. Unsere Juristen seien freilich Gegner der Wuchergcsctze und hätten die subtilsten Unterschiede konstruirt. So z. B. solle Wucher nur bei dauernder Nothlage und nicht bei momentaner Verlegenheit vorhanden sein. Wie solle man dem Wucherer das Bewußtsein nachweisen, daß er die Rothlaye seines Opfers kannte. An diesem Erforderniß scheiterten die meisten Wucherprozesse. Auch der landesübliche Zinsfuß sei ein unsicherer Begriff und werde nicht selten durch die Berichte der Börse festgestellt, bei der das ganze Treiben oft auch nichts Bessere- als Wucher sei. So komme es, daß der Wucher bei Viehverkäufen und bei anderen Geschäften mit den Landwirthen trotz des Wuchergesetzes blühe. Zunächst sollten wir die Land- , wirthe aus den Händen der Wucherer befreien, indem wir die römisch rechtlichen Grundsätze für unseren Grundbesitz beseitigen. Hoffentlich geschehe das durch das neue bürgerliche Gesetzbuch. DaS Treiben der Güterschlächter sei dem Wucher nahe verwandt. Auch dem wahren Wucher, namentlich wie er bei dem Hausir- handel getrieben wird, sollte man, seiner Gefährlichkeit entsprechend, energisch entgeaentreten. Der Staatssekretär Bosse erwiderte, daß bezüglich der Abzahlungsgeschäfte und des Hausirhandels in de« nächsten Togen die kommissarischen Berathungen beginnen werden. Eine Abänderung des Wuchergesetzes sei aber nur mit der größten Vorsicht anzugreifen. Es wären bereits Verhand lungen milden deutschen Regierungen eingeleitet, welche hoffentlich »och in dieser Tagung eine Novelle zum Wuchergesetze ergeben würden. Der Abg. Rickert erblickte das beste Mittet gegen den Wucher in der Aufklärung des Volkes. Abg. Liebermann von Sonnenberg (Antis.): Ich konstatire mit Befriedigung, daß wir uns über die von der Regierung heute gegebene Auskunft freuen. Herr Rickert sagte einmal, die Juden seien durch eiserne Edikte rn Deutschland zu Wucherern gemacht worden, und sührte zum Beweis ein Edikt Karls V. an. wonach eS den Juden gestattet wurde, höhere Zinsen zu nehmen. Die Juden sind aber überall «frewerger «iqrige- «wd Dsiedl^ Sette S. Wucherer gewesen, im alten römischen Reich, in Polen, wo sie sogar sehr viel Rechte hatten, in Spanien, wo sie 1492 ausge- trieben wurden. Zahlreiche Zeugnisse von Schriftstellern aller Zeiten geben uns den Beweis, wie die Juden überall am Wucher hervorragend betheiligt waren. Herr Rickert sagte ferner, eS sei wunderbar, wie die Juden trotz aller an ihnen vollzogenen Aus plünderungen noch so moralisch rein sich erhalten hätten. Ja wohl, so rein, wie Hirschfeld und Wolff, Friedländer und Sommer feld! (Rufe links: Maaß!) Der Talmud bildet auch heute noch die Grundlage der jüdischen Sittenlehre. — Präsident von Levetzow bat den Redner, bei der Sache zu bleiben. — > Abg. Liebermann v. Sonnenberg (fortfahrend): Der Talmud verbietet u. A. einem Juden, in Wucherprozessen gegen Glaubens genossen Zeugniß abzulegen. Diese Auseinandersetzungen gehören unter allen Umständen hierher und dürsten der Regierung schätz bares Material liefern. Herr Rickert kam zu dem Schluß, die Leute sollten sich selbst gegen den Wucher helfen. Dasselbe sagen wir den Landleuten, indem wir sie vor den Wucherern, auch den christlichen, warnen. Wuchergesetze allein nützen nichts, die werden von der jüdischen Moral immer wieder durchlöchert. — Abg. Rickert: Der Vorredner behauptet, der Talmud sei das Gesetz des Judenihums und danach der Wucher in der jüdischen Moral erlaubt. Beides ist unwahr, das Gesetzbuch der Juden ist das alte Testament, mit dem ja auch wir Christen Berührung haben. Mag er mir aus dem alten Testamente jene Grundsätze nach weisen, dann werde ich die Segel vor ihm streichen. Der Vor redner konnte es sich nicht versagen, die neuesten Fälle aus Berlin in der Debatte zu verwerthen. Wie kommt er dazu, aus drei Füllen heraus alle Juden anzuklagen? Die „Kreuz-Zeitung" hatte Recht, als sie zu einer Zeit, wo eine Zahl hoher Adliger in un angenehme sittliche Prozesse verwickelt waren, schrieb, sie hoffe, es werde Niemand die Stirn haben, anläßlich dieser Vorkommnisse den ganzen Adel zu verdächtigen. Mir liegt solche Kampsesweise fern, obwohl ich eine ganze Mappe voll Fälle habe, wo christliche und sogar sehr fromme christliche Männer Wucher der schlimmsten Art getrieben haben. Hoffentlich verschwindet die Art des Vor redners, aus solchen Fällen Kapital zu schlagen, in nicht allzu ferner Zeit ganz hier aus dem Reichstage. Ich verabscheue diese Methode und werde sie stets bekämpfen, daß man hier in so leicht- fertiger Weise Anklagen erhebt und daraus einen Strick gegen eine Religionsgesellschaft dreht, mit der wir in einem Staat zusammen- lebcn. Diese gehässige Art und Weise, wie sie sich hier breit macht, wird dem deutschen Parlament nicht zur Ehre gereichen. Jch sordere alle Parteien auf, sich die Hand zu reichen, um diesem verwerflichen Treiben ein Ende zu machen. (Beifall links.) — Ein Antrag auf Schluß der Diskussion wurde angenommen, ebenso der Antrag Strombeck auf Ueberweisung zur Erwägung. Zu dem Satze Luprema lex rexia voluntns (Vas oberste Gesetz ist der Wille des Königs) bemerkt die gut konservative „Schles Ztg.": „Wir unsererseits wollen uns an de» vergeblichen Ver suchen, dem in das Münchener Gedenkbuch vom Kaiser einge tragenen Spruche einen konkreten Sinn beizulegen, nicht bethei ligen. In dem einen Wunsche aber werden sich alle monarchisch gesinnten Kreise des Vaterlandes begegnen, in dem Wunsche, daß unser Kaiser stets die rechten Worte finden möge, Worte, die Zeugniß von derjenigen Maßhaltung abzulegen geeignet sind, welche den Starken und Geistesgewaltigen eigen ist und die ihnen so wohl ansteht." Die kleine Insel Helgoland, für welche wir Tausende von Ouadratm eilen in Afrika preisgegeben haben, kostet uns, wie vorausgesagt wurde, mehr als unsere ganze bisherige Kolonial politik. Der dem Reichstage zagegangene zweit; Nachtragsetat für das Etatsjahr 1891/92 fordert als erste Rate zur Befestigung Helgolands 1 395 000 Mark. Hierzu sagen die Erläuterungen: Nachdem die Insel Helgoland dem Bundesgebiete hinzugctreten ist, bedarf dieselbe einer starken Sicherung zur Abwehr eines feind lichen Angriffs. Diese Vertheidigung lediglich der Kriegsflotte zuzuweisen', stößt insofern auf Bedenken, als dadurch die selbe in ihrer freien Aktion auf offener See beeinträchtigt werden würde. Hieraus ergiebt sich die Nothwendigkeit einer sortifikato- rischen Befestigung der Insel. Die entsprechenden Anlagen sollen zugleich verhindern, daß Helgoland der feindlichen Flotte einen Stützpunkt für eine Blockade bezw. einen Schutz für Vorbereitungen : zu größeren Unternehmungen gegen die deutsche Nordseeküste bietet. . Ein befestigtes Helgoland giebt zudem einen vorzüglichen Beob- f17. Fortsetzung) ^Nachdruck verboten.) .Sie sind ein Engel an Güte, Mr. Gardiner." Im Laune geheimer Mächte. Original-Roman von Adolphe Beldt. geheizt werden soll." 23. Kapitel. Mr. William Hanley-Gardiner war „Ah, gut, wir sind also einig," versetzte er schlicht. „Jndeß bevor wir diese Reise antreten — die für mich eine angenehme kleine Spazierfahrt, für Sie aber lästig und anstrengend sein .würde — lassen Sie mich Ihren Vater in Grande - Roquette aussuchen." will cs untersuchen und mich zugleich mit Ihrem Vater in Ver bindung setzen. Er muß benachrichtigt sein, daß zwei Generäle an der Spitze von viel Entschlossenheit und einigen Mitteln ins geheim für ihn kämpsen. Hoffnung macht stark, und er bedarf der Stärke." versichert, sich bei seinen Versuchen, m» Geld zu wirken, keiner Entdcckungsgesahr auszusetzen, um sich für bessere Dinge aufzu sparen, so war das bei ihm nicht nur als eine Art ritterlicher Phrase in den Wind gesprochen, sondern auch thatkräftig und praktisch ins Werk gesetzt worden. Es hatten überall in seinem Auftrage und an seiner Stelle gewandte Agenten geforscht und gehandelt, die er dirigirte, an denen cs einem Manne von seinen Mitteln und seinen Verbindungen nicht fehlen konnte und deren geschickte Anwendung wenigstens bewirkte, daß im Falle einer Entdeckung ihre geheimen Oberleiter Jeanne Bärard und Mr. Gardiner nicht den Verdacht, zu Gunsten des Verurtheiltcn intri- guirt zu haben, aus sich lenken konnten und mithin für ihre ferneren Schritte unbeargwohnt blieben. So kam cs, daß die Ihätige Theilnahme des hochgeachteten reichen Amerikaners für den ihm vollständig fernstehenden Börard, und selbst auch über haupt der Umstand, daß er ein Interesse für denselben hegte, durchaus verborgen blieb, was für das Unternehmen weiterer sagte er. „Nach Voll- Bericht zu erstatten und der Kessel meiner Dacht Er verbeugte sich gravitätisch, obwohl eine leichte Röthe seine Züge färbte. „Leben Sie wohl, Miß," ' brachter Exkursion komme ich zu Ihnen, eventuell Ihren Befehl einzuholen, wann exzentrisch, wie er sich selbst genant, aber auch ein praktischer Mann. Wenn er Jeanne „Sicherlich nicht", versetzte er gleichmüthig. „Ich habe Ihre Gesetze studiri, sagte ich Ihnen. Aus die Befreiung eines Ge fangenen, wenn sie mit Anwendung von Gewalt, wohl gar mit besseres Mittel lieber gewesen wäre. Jetzt ist das erledigt und wir können zu einer anderen Strategik übergehen. Ihr Vater befindet sich im hiesigen Sträflingsdepot, in Grande - Roquette, nicht wahr?" »Ja, aber nicht mehr für lange Zeit. Der nächste Transport verläßt Paris binnen Kurzem und führt ihn nach dem furchtbaren Reu-Kaledonien." Ein Schauder überlief ihren Körper; sie kämpfte gewaltsam Vie Thränen nieder, die in ihre Augen steigen wollten, und fuhr fort: „Es versteht sich von selbst, daß ich ihm dorthin folgen werde. Ich will, ich muß im gleichen Lande mit ihm leben, daß er aus meiner Nähe Trost schöpft und ich zur Hand bin, wenn er Beistand braucht." Mr. Gardiner war von ihrem Entschluß durchaus nicht über rascht. „Ganz recht," sagte er ruhig, „ich habe es nicht anders von Ihnen erwartet. Meine Dacht liegt fertig und wir können abreisen, wann immer es Ihnen beliebt." »Wie — so wollten Sie mit uns nach dem schrecklichen Lande . . .?" »Natürlich! Was sollten Sie dort ohne mich? Ohne Ihren Verbündeten, dem die Ausgabe zusällt, da zu handeln, wo Sic als zartes Weib nur ersinnen, hoffen und ermuthigen können? Oder, mein Gott," fuhr er ganz erschrocken fort, „wäre cs mög lich, daß Sie noch immer Schwierigkeiten machten? Sollten Sie unseren Vertrag nur als eitle Phrase betrachten wollen?" »Rein l" sagte sie groß und warm, »ich will das nicht. Und ich gehe »och weiter, ich sage Ihnen, wie Sie mir gesagt: ich habe eS von Ihnen erwartet; ich rechnete aus Sie." Zu welchem Zweck?" , . „ . „Wir Amerikaner sind praktische Leute, Miß. Diese Reise, Waffen in der Hand verübt ist, steht die Strafe der Deportation wie ich Ihnen schon sagte, würde eine anstrengende und er- und Zwangsarbeit, lebenslänglich für Gesängnißbeamte, die daran schöpfende für Sie sein. Ich werde Ihren Vater aufsuchen, um theilgenommen, auf Jahre für Fremde, die es gethan, also zum . mich zu überzeugen, ob man Ihnen dieselbe nicht ersparen kann Beispiel für mich. Aber was thut daS? Wegen eines solchen^— ob wir nach Neu-Kaledonien hinüber müssen." kühnen Beginnens bestraft zu werden, bei dem der Mann selbst »Halten Sie eine Flucht von hier aus sür möglich?" zur mannhaften That eingetrcten, ist ein anderes Ding, als wenn „Ich will mich überzeugen, Miß. Gesängnißmauern sind «S wegrn Bestechung geschieht, bei der man statt seiner selbst nur'überall durchbrechbar — vielleichtauch die von Grand-Roquette.^Jch daS leidige Geld ins Feuer geschickt hat, mit dem man doch nichts Anderes anzufangen weiß. Wir Amerikaner sind nur konkret denkende Leute, denen das praktische Resultat über Alles geht. Deshalb versuchte ich es zuerst mit dem Gelde, obwohl mir ein Versuche in der That hätte gefährlich werden müssen: daß und welchen mächtigen Verbündeten der Verurtheilte außerhalb der Gesängnißmauern besaß. Es war am Tage nach der soeben geschilderten Unterredung Gardiners mit Jeanne Berard, als Nachmittags gegen 3 Uhr ein einfaches aber höchst elegantes Koupä, bespannt mit zwei präch tigen Vollblutpferden, aus dem Platz de la Roquette hielt — an dem schauerlichen Orte, wo man an den Tagen der Vollstreckung von Todesurtheilen die Guillotine aufzuschlagen pflegt. Ein langer, einfach aber tadellos elegant gekleideter Mann von etwa dreißig bis sünfunddreißig Jahren entstieg dem Wagen, schritt an der Schildwache vorüber und verlangte, vor die Loge deS Portiers tretend, den Direktor des Gefängnisses zu sprechen, indem er zugleich seine Karte überreichte. Der Portier warf einen Blick auf die Karte, stutzte ersichtlich beim Lesen des Namens und wurde plötzlich sehr höflich. „Ich werde Sie sofort zum Herrn Direktor führen lasten", sagte er respektvoll, zumal in diesem Augenblick cm stattliches Goldstück aus der Hand des Ankömmlings in die seine glitt. „Pierre, geleite Mr. Hanley-Gardiner zum Chef und melde den Herrn." Ein bewaffneter Wächter, der vor Respekt unwillkürlich eine straff militärische Haltung annahm, als er den Namen von magischem Klang vernahm, grüßte achtungsvoll und ersuchte den Amerikaner, ihm zu folgen. Einige Gänge wurden durchschritten, aus denen man selbst hier, in dem Theile des Gebäudes, der keine Gesängnißräume ent hielt, überall Wachen und bewaffnete Huissiers bemerkte, dann standen sie vor der Thür des Direktors. Der Führer meldete den Ankömmling und Mr. Gardiner wurde eingeführt. Der Direktor begrüßte ihn sehr artig. „Ich habe die Ehre, Mr. Hanley-Gardiner vor mir zu sehen?" sagte er. „Ihr Werther Name ist mir schon oft zu Gehör gekommen, und ich schätze mich glücklich, Ihre persönliche Bekanntschaft machen zu dürfen. Sollte mir die Freude zu Theil werden, Ihnen irgendwie dienen zu können?" „Ich werde Sie in der That mit einer Mühewaltung in Anspruch nehmen wüsten", entgegnete der Amerikaner, sich ver beugend. „Auf einer Reise begriffen, die dem Studium der französischen Zustände gewidmet ist, hege ich den Wunsch, auch dieses berühmte Gefängniß-Jnstitut Ihres Vaterlandes näher kennen zu lernen, und wollte die Bitte an Sie richten, mir eine eingehende Besichtigung desselben zu gestatten. Haben Sie die Güte, von diesen Zeilen Kenntniß zu nehmen." — Er über reichte dem Direktor einen Brief, den er der Tasche seines Rocks entnahm. (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)