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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.11.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189111063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18911106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18911106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-11
- Tag 1891-11-06
-
Monat
1891-11
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.11.1891
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»8» Die bürgerlichen Parteien indessen würden in einen ver- Jnvividualisirung ein Wendungen, welche von der so ¬ zialistischen Presse ost genug als manchesterlich gebrandmarkt wurden. In wie weit der natürliche Widerspruch zwischen der Selbstthätigkeit des Einzelnen und dem Klassenbewnßtsein der Arbeiterschichten zu beseitigen ist, scheint den „Jungen" nicht ganz klar zu sein, es sei denn, daß sie eine Annäherung an die Theorie des Anarchismus im Auge hätten und darum vorerst die Ver breitung eines Halbdunkels sür angemessen hielten. Jedenfalls beweist das Flugblatt, daß mehr als persönliche Zwistigkeiten, welche einen breiten Raum in dem Ausrufe beanspruchen, die „Jungen" von den „Allen" trennt. Der Schluß des Flugblattes lautet: „Unser Standpunkt zur sozialistischen Taktik ist dieser: Wir setzen voraus, daß, je weiter sich die bürgerliche Gesellschaft entwickelt, sich desto mehr die Klassenunterschiede zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten erweitern und um so heftiger der Klassenlamps entbrennt. Je entwickelter nun die Individualist des Arbeiters ist, um so macht voller tritt er äußeren, seine Existenz schädigenden Einwirkungen entgegen — kurz, desto revolutionärer ist er. In der sozialistischen Taktik muß deutlich jene Tendenz nach Verstärkung der Klassen unterschiede zum Ausdruck kommen. Der Boden der Unterhand lungen mit der Bourgeoisie wird immer mehr verschwinden, und das Proletariat wird im wachsenden Maße gedrängt werden, eine reine abwehrende Polrtil gegenüber der Bourgeoisie cinzuschlagen. Von einem neuen Kurse wird daher sür uns innerhalb des Klassen staates nie die Rede sein können Die positive Mitarbeit an der Gesetzgebung wird einfach zu einer Unmöglichkeit werden. Unbe schadet dieser unserer Ausfassung über die Taktik der Partei werden wir jedoch andere Anschauungen über diese nicht durch Majoritäts beschlüsse vergewaltigen. Wir sind sür einen vollkommen freien Austausch der Meinungen. Und da wir denselben in der bis herigen Parteiorganisation nicht mehr finden, da der Ausschluß aus der Partei dräuend über jedem selbstdenkenden Sozialisten schwebt, — ganz gleich, welcher Richtung er auch angehöre — deshalb wirken wir außerhalb des engen Rahmens der Partei organisation. Wir sind Sozialisten und stehen auf dem Boden des Klassenkampfes. Aber da die Diktatur des jetzigen Partei vorstandes jedes selbständige Denken erstickt, und da die Organi sationsform der heutigen Partei die freie Bewegung der prole tarischen Gesellschaftsklassen einschränkt, fordern wir die Genossen, die nicht mit dem Parteivorstande und seiner Taktil einverstanden find und eine freie Ausgestaltung der Organisation anstreben, auf, gemeinsam mit uns einen Verein unabhängiger Sozialisten zu bilden. Aufgabe dieses Vereins wird es sein, weiter für die Propaganda unserer Ansichten zu wirken, die nur einen Zweck kennen wird: die Befreiung des Proletariats aus den Fesseln der Knechtschaft." abweisen und vielmehr durch die Verschlimmerung der Zustünde die Revolution und durch sie die Besserung anstrebrn zu müssen, Ansichten, welche früher in der Sozialdemokratie viel verbreitet waren. Ob heute mit diesem Programm große Erfolge zu erzielen sind, muß die Zukunft lehren. Die „Alten" verfügen über eine vorzügliche Organisation, über die Geldmittel des größten TheilS der Abeiterklasse, über das Ansehen erprobter Führer. Aber die „Jungen" zählen nicht wenige befähigte und gebildete Männer in ihrer Mitte, ne dürfen mit dem Unwillen rechnen, der sich jeder Selbstherrlichkeit und Unduldsamkeit entgegenstellt, und mit dem Zerstörungs-Fanatismus eines TheilS des Proletariats. und Schrödter mitwirken werden. Außerdem sind zwei Hasenjagden im Marchfelde und eine Jagd im K. K. Thiergarten während der Dauer des Aufenthalts der König!, sächsischen Familie in Wien in Aussicht genommen. Sonnabend den 21. d. M. Vormittags soll dann die feierliche Trauung in der Hofburg-Kapelle statt finden. Nach der Hochzeit begiebt sich das junge Paar zunächst nach Prag und wird später seinen feierlichen Einzug in Dresden halten. Von der Königttchen Generaldireklion der sächs. Staatsbahnen sind jetzt die im Jahre 1890 von Reisenden in einzelnen Stationen gegen Marke zur Aufbewahrung übergebenen, jedoch nicht wieder abgeholten Gegenstände an die Kgl. Polizei- direktion abgcliefert worden. Diese Gegenstände, unter denen sich einige Kosfer, verschiedene Kleidungsstücke, Packele mit solchen, mehrere Körbe und eine Menge anderer Sachen befinden, werden, wenn sie nicht noch abgefordert werden sollten, seiner Zeit öffent lich versteigert werden. — Im Monat Oktober d. I. meldeten sich zum Gewerbe betriebe an: 1 Viehhändler, 2 Grünwaarenhändlerinnen, 0 Bäcker, 1 Tischler, 1 Butter- und Käsehändler, 2 Fleischer, 1 Schweine- sleischhändler, 2 Materialwaarenhündler, 2 Kaufleute (Kölonial- waaren bezw. Chokoladenwaarenhandel), 1 Lohnköchin, 1 Geometer, 2 Inhaber eines Bildhauerei- und Steinmetzgeschäfts, 1 Mechaniker (Handel mit elektrotechnischen, photographischen und hauswirth- jchaftlichcn Bedarfsartikeln), 1 Karwsfelhändlerin, 1 Anstreicher und Lrckircr, 1 Bisquit- und Honigkuchenfabrikant, 1 Damenschneiderin. — Ter diesjährige HerbstjahrmarrtinFreibergsindet.wie wir im Interesse unserer ländlichen Leser wiederholt bemerken, nächsten Montag und Dienstag statt. Hoffentlich wird derselbe durch freundliches Wetter begünstigt. — Der Tlenogvaphenverein Laver Gabelsberger hielt am Dienstag im Saale des Bairischen Gartens sein dies jähriges Herbstvergnügen ab. Zn demselben hatten sich die ge ladenen Gäste wie auch die Mitglieder des Vereins sehr zahlreich eingefunden. Die zur Aufführung gelangenden beiden Einakter „Der Küchendragoner" und „Im dritten Stock" machtenden mit- wirkenben Damen und Herren alle Ehre und wurden mit großem Beifall ausgenommen. Die Zwischenpausen wurden mit vom Artilleriemusikchor bekanntlich gut gespielten Konzert ausgefüllt. Der sich anschließende Tanz hielt die Theilnehmer bis in die Morgenstunden beisammen. — Gestern vereinigte sich der Turnverein hier im Brau hofe zu einem seiner sogenannten geselligen Abende, bei welchem Herr Oberturnlehrer Bär einen Vortrag über den Turnvater Jahn hielt und zugleich der Abschied der in den nächsten Tagen in den Heeresdienst eintretcnden Turngenossen gefeiert wurde. Die Feier, a» welcher nahezu 100 Vereinsmitglieder theilnahmen, verlief in angenehmster Weise und erbrachte aufs Neue den Beweis, wie vortheilhaft sür den engeren Zusammenschluß der Vereinsange hörigen und damit für die Förderung der Turnsache selbst gerade derartige Geselligkeitsabende wirken, vornehmlich dann, wenn sie von Vorträgen belebt werden, die zur Pflege vaterländischer Ge sinnung und echten, rechten Volksthums vorbildlich anregen. Daß Letzteres bei einem Vortrage der Fall ist wie der gestrige, welcher das Leben und Schaffen eines der besten Vaterlandsfreunde aller Zeiten in begeisternden Worten schilderte, bedarf nicht erst der Begründung. Wesentlich zur Belebung des Abends trugen aber auch die Worte des Vereinsvorsitzenden, Herrn Schneidermeister Moritz Braun, bei, welche einerseits an die scheidenden Tum- genossen sich richteten und mit Recht die Bedeutung des Turnens sür die Wehrhaftigkeit des Vaterlands hervorhoben, und in welchen anderseits jeder Einzelne zu thätiger Unterstützung der — Erledigt ist die 2. ständige Lehrerstelle zu Langenwolms-M dorf bei Stolpen. Kollator: daS Kgl. Ministerium des KultuSM und öffentlichen Unterrichts. Einkommen, außer freier Wohnung» im Schulhause, 900 M. Gehalt und eine persönliche Zulage von» 150 M jährlich. Gesuche find bis zum 21. Nov. bei dem Kgl» BezirkSschulinspektor Schulrath Lehmann in Pirna einzurrichen» — Zu besetzen: die 4. ständige Lehrerstelle in Langenau.» Kollator: dos König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen» Unterrichts. Einkommen: 900 Mark Gehalt, 168 Mark für» Ueberstunden und freie Wohnung. Gesuche find bis zum 24. Nov.» an den Königl. BezirkSschulinspektor Schulrath vr. Winkler inW Freiberg einzureichen. — Se Majestät der Kö«ig hat den zum Bizekonsul der» argentinischen Republik in Leipzig emannten Kaufmann Hermann» C. Müller daselbst in dieser Eigenschaft anerkannt. — Stadttheater. Gestern Abend sollte im hiesigen Stadt-W theater der hübsche Schwank „Cacao" von Fritz BehrendD wiederholt worden. Da sich aber bis 8 Uhr nur 15 Zuschauer» eingefunden hatten, wurde denselben daSGeld zurückgezahlt und» es unterblieb die Aufführung vollständig .Der schwache Besuch derD meisten letzten Theatervorstellungen hat die Direktion Hannemann» überzeugt, daß selbst die besten Darbietungen nicht im Stande» sind, die tiefbedauerliche Gleichgiltigkeit der bemittelten Kreise der» Stabl gegen das Stadttheater zu beseitigen und ein wahrlich« wünschenswerthes lokalpatriotisches Interesse für dasselbe wachzuW rufen. Die vorletzte vereinzelte günstige kurze Theater-Saison kani» nicht als Gegenbeweis gelten, da ihr Erfolg in der Hauptsache» oer persönlichen Beliebtheit des Herrn Direktor Hohl zuzuschreibe n» war, der an weitere ähnliche Erfolge selbst nicht geglaubt hat, de» er andernfalls kaum den ihm von Ulm aus gemachten Vorschlag» angenommen hätte. Die Direktion Hannemann, welche das hiesige» Theater unter der wesentlich erschwerenden Bedingung eine- füi» Schauspiel- und Operetten-Aufführungen ausreichenden Personals» übernommen hat, ist nicht in der Lage, die verlustreiche Theater« saison sortzusetzen und bricht diese Mitte nächster Woche * ii» der Hoffnung ab, ihre Leistungen in Beuthen i. Schl, besser ge» würdigt zu sehen. Dem Vernehmen nach bat sie außerdem in! einer Eingabe an den Stadtrath gebeten, ihr den Rücktritt vor» dem sie drei Jahre an daS hiesige Stadttheater bindenden VerW trage zu gestatten, oder ihr das Verbleiben in Freiberg durch Er» laß der Kosten sür Heizung, Beleuchtung, Tyeatermeister u. s. w.W sowie durch eine kleine städtische Subvention zu ermöglichen. Del ein Eingehen aus das letztere Verlangen nicht sehr wahrscheinlich» ist, dürfte das Stadttheater demnächst verwaisen und sich fü» : dasselbe nur sehr schwer wieder ein Bewerber finden, der den hie» > gestellten allzuhochgeschraubten künstlerischen Anforderungen nu« annähernd genügen würde. Leistungen wie die eines HoftheaterSD kann eine Provinzstadt wie Freiberg schlechterdings nicht bean-l sprachen. Verschmäht man das in aller Bescheidenheit Geboten« — und von diesem Vorwurf ist namentlich das besser situirtM Publikum Freibergs nicht sreizusprechen — dann wird man wohl überhaupt auf den Genuß von Theatervorstellungen verzichten! müssen. -- Vrand, 5. November. Gestern Abend in der 7. Stund» wurde der früher hier beim Eisenbahnbau beschäftigt gewesen» Wolfgang Hofmann, jetzt Soldat der 12. Kompagnie des In« santerie-RegimentS Nr. 184 in Leipzig, welcher sich seit mehrere« Tagen eigenmächtig von seinem Truppentheil entfernt hatte, voll der hiesigen Polizei aufgegriffen und zur Haft gebracht. oo Rosse«, 4. Novbr. Gestern wurde eine aus Polen ge-W bürtige Dienstmagd des Gutsbesitzers Zschogc in Niedereula vo« Drillingen entbunden. Zwei dieser Kinder befinden sich gan« wohl, wogegen das dritte tn vergangener Nacht verstorben ist. ts Colmnitz, 4. November. Am 1. d. M. sollte in hiesige« Kirche eine Trauung stattfinden. Sämmtlichc Gäste waren schoim versammelt und warteten auf das Brautpaar, welches jedoch nicht»« , erschien, weil der Standesbeamte die Trauung nicht vornehmen» konnte, da noch seitens des Bräutigams Papiere fehlten. EW wurde sofort ein Bote abgesandt und es langten noch am selber» - Tage die noch fehlenden Papiere an. Nun wurde auch noch diÄ Trauung in der Kirche bei Beleuchtung vollzogen. — Eine andere» Hochzeit konnte an demselben Tage überhaupt nicht vollzogen« werden, weil die Braut früh erkrankt war. Auf Einladung und unter Vorsitz des Königlichen Bezirks-» schulinspektors Schulrath Grüllich in Dresden versammelten sich» > gestern Vormittag die Schulleiter, Lehrer und Lehrerinnen den» öffentlichen und privaten Schulen des Schulinspektionsbezirkes!Ii Dresden-Land in dem Saale von Hammers Hotel in Striesen zur II i gesetzlich verordneten jährlichen Hauptkonferenz. In der ein-» leitenden Ansprache führte der Vorsitzende aus, daß die nach« eigenen Gedanken dahinschreitenden Persönlichkeiten immer seltener^ würden; das Wort: „Aus eigener Kraft" habe vielfach seine ü Wirkung verloren. Das Ohnmachtsgefühl einzelner und ganzer II Klassen tritt zu Tage in dem immer wieder ertönenden Rufe nach II der Hilse des Staates. Die Sozialdemokratie stecke auch andere» Kreise an. Die rechte Loosung für einen Lehrer sei: „Selber ist U der Mann!" Zwar berge das Wort Gefahren in sich, doch halte« cs den Geist hell und mache das eigene Urtheil sest gegen blendende ü rhetorische Mittel Anderer und führe zu rechter Selbstprüfung. 8 Darum: 1) Ohne dies Loosungswort für den Lehrer keine feste» Stellung inmitten der pädagogischen Meinung und Bildungssragen » unserer Zeit 2) Ohne dieses Loosungswort keine ernste Arbeit I an der Vertiefung deines Wesens, an der Heiligung deiner Per-I sönlichkeit. 3) Ohne das Loosungswort keine Schaffensfreudigkeit» und kein erfolgreiches Wirken in deiner Wcrlstätte. Gott ist mit« jedem strebsamen Lehrer. „Darum, frisch hinein in des LebenSl Arbeit", schloß der Redner, „von ferne winkt hie schimmerndes Zinne des Erfolges. Gott verläßt den Muthigen nimmer'." Nach diesen Ausführungen leiteten zwei Gesänge der Striesener Lehrer und zwar das „Schwertlied" und „Gebet vor der Schlacht" von Körner über auf den Vortrag des Lehrers Engelmann-Plauen: Theodor Koriter em Vorbild deutscher Jugend". Hieran schloß sich ein Bericht des Lehrers Küchler-Striesen, der sich „Ueber die Jugendspiele" verbreitete. Im Anschluß an diese Versammlung, vereinten sich hierauf der größte Theil der Lehrerschaft und einiges Ehrengäste mit dem Schulrath Grüllich zu einem Festmahle. —4 Das Königl. Landgericht zu Dresden verhandelte vorgestern« Die „oppositionellen Sozialisten" glauben mithin jede Besserung auf die Reinigung, unsrer Sprache von entbehrlichem fremder offenbaren Lüge der Lage des Arbeiterstandes im Rahmen deS heutigen Staates! Beiwerk abzielenden Bestrebungen aufgefordert wurde, Ich denn auch rin auf die scheidenden Turngenossen gedichtete- Lict und der Vortrag anderer, ernster und heiterer Dichtungen, sown musikalische Darbietungen die Feststimmung erhöhten. — Das -rohe Loos. Schon am gestrigen dritten Ziehungs tage der 5. Klasse der 120. Kömgl. sächs. Landes-Lotterie ist daS große Loos gezogen worden. Die 500 000 Mk. fielen auf Nr 36 348 in die Kollektion von George Meyer in Leipzig. — Eine totale Mo«Vfi«sser«itz findet in der Nacht zum 16. November statt. Die Totalität dauert 1 Stunde 23»/, Min., nämlich von 25 Minuten nach Mitternacht bis 1 Uhr 48,5 Miu.; die erste Spur d«S Erdschattens aber tritt schon um 11 Uhr 22,6 Min. auf die Mondscheibe. schen Staatssekretärs Grafen Herbert Bismarck. (WaS die letztere Bemerkung arlangt, so haben wir es mit einer offenbaren Li. zu thun. D. Red.) Wie sich jetzt herauSstellt, find die beiden Träger Omari Waschikuru und Bin Omari, die PeterS nach Lamu zu Rust bezw. Borchert zurücksandte, die aber nie dort ankamen, der Expedition des Kapitäns Bateman 'n die Hände gefallen und >vegcn ihrer Brtheiligung an der deutschen Emin Pascha-Expeoi- ditton in Ketten geworseu und zu Zwangsarbeit auf einer eng lischen Station in Ukamba verurtheilt worden. Dort sind sie heute noch. Der Expedition Batemann folgte die Expedition Jackson, die Peters, wenn er sein Ziel doch erreichte, dann kaltstellen sollte. — Es ist bestimmt zu hoffen, daß zu vorstehendem Berichte von zuständiger deutscher Seite Erklärung erfolgen. hängnißvollen Jrrthum verfallen, wenn sie in einer Spaltung der Sozialdemokratie eine Schwächung der Gefahr erblickte». Die ' Erfahrung hat gelehrt, daß derartige Gegensätze unter den Sozialisten nur den Eifer und die Arbeitslust beider Gruppen erhöhen. Das Bürgerthum hat daher auch die erhöhte Pflicht, durch Wort und That gleichmäßig den „Alten" wie den „Jungen" nach Möglichkeit den Boden ab zugraben. Oertlich«« un» Sächsische«. Freiberg, den 5. November. — Ihre Majestäten ver König und die Königin sind gestern Vormittag gegen '/,12 Uhr, aus Baden-Baden über Leipzig kommend, in der Königl. Villa in Strehlen wieder ein getroffen. Bei der Familientafel, welche gestern Nachmittag um halb 5 Uhr in Strehlen stattfand, konzertirten aus Anlaß des Namenstages Ihrer Majestät der Königin die Musikchöre des Garde-Reiter-Regiments, der Artillerie und des Leib-Grenadier- Regiments. — Die Abreise der Königl. Familie zu den Hochzeits feierlichkeiten in Wien erfolgt am 17., die Rückkehr nach Dresden am 22. November. Die Vermählung der Etzherzogin Louise von Toskana, Tochter des GroßherzogS Ferdinand von ToSkana, mit dem Prinzen Friedrich August von Sachsen soll am 21. d. Mts. stattfinden. Donnerstag den 12. d. M. treffen der Großherzog von Toskana mit Gemahlin und Tochter in Wien ein und werden in der Hofburg Aufenthalt nehmen. Acht Tage später, Mittwoch den 18. d. M., werden der König und die Königin von Sachsen in Begleitung des Bräutigams, des Prinzen Georg, der Prinzessin Mathilde und der Prinzen Johann, Max und Albert von Sachsen sowie deren Suite aus Dresden in Wien eintrefsen und im Bahn- Hofe vom Kaiser und den in Wien weilenden Erzherzogen feierlichst empfangen, und nehmen in der Hofburg Aufenthalt, woselbst die hohen Gäste von der Kaiserin und den in Wien weilenden Erz herzoginnen begrüßt werden. Donnerstag den 19. d. M. findet Vormittags die Renunciation der Erzherzogin Louise und sodann im Redoutensaale ein Gala-Diner mit etwa 100 Gedecken statt, an welchem der Kaiser und die Kaiserin, der König und die Königin von Sachsen, das Brautpaar und die Mitglieder deS Kaiserhauses Theil nehmen. Abends ist Festvorstellung in der Hofoper, bei welcher Gelegenheit Oper und Ballei zur Ausführung gelangen. Der Thee wird in den Salons der Hosoper servirt werden. Frei tag den 20. wird in dem Ritlersaale der Wiener Hofburg ein großes Hofkonzert stattfinden, bei welchem unter Anderen Fräul. Antonie Schläger, Fräul. Marie Renard und die Herren van Dyck Die Spaltung im sozialdemokratischen Lager. Im sozialistischen Staate hat der Einzelne sich ganz der all- gewaltigen Regierung unterzuordnen. Die Regierung schätzt dir vernünftigen Bedürfnisse; sie regelt die gesammte Produktion Der Wille des Bürgers tritt hinter den Willen der Staatsleitung zurück: die wirthschaftliche Bevormundung führt nothweudig zur Politischen Bevormundung, und von Freiheit ist im sozialdemo kratischen Volksstaate noch weniger die Rede als im monarchistischen -Polizeistaate. Der durchgreifende Unterschied zwischen beiden Staatssormen ist die Organisation der Spitze; hier dynastisches Ministerium, dort gewählte Volksbehörde. Im Grunde ist es nur -folgerichtig, daß sich die Aufsaugung des Einzelwillens durch den angeblichen Gesammtwillen auch in der Verfassung der sozial demokratischen Partei gellend macht. Soll die straffe Disziplin im Volksstaate herrschen, so muß sie sich auch in der Partei be- thüliqen, welche den Volksstaat verwirklichen will. Wenn gleich wohl die Unterordnung unter die gewählte Parteileitung einem beträchtlichen Bruchtheile der Sozialdemokratie unerträglich er scheint, so ist dieser Widerstand und Trotz am letzten Ende die Widerlegung des Hauptsatzes des sozialdemokratischen Evangeliums. Wie soll einst die obrigkeitliche Regelung des gesammten Wirth- schaftslebens dauernde Zufriedenheit erzeugen, wenn schon die Geschäftsführung der sozialdemokratischen Partei zu einer Spaltung Anker ihren Mitgliedern führt? Es ist kennzeichnend, schreibt die „Voss. Zeit.", daß die erste Kundgebung der „Jungen", welche im Begriffe sind, sich zu einer neuen Partei zu sammeln, im Gegensatz zu den Ueberlieferungen jedes Sozialismus die Person in den Vordergrund rückt. Am 8. November soll die Konstituirung des „Vereins unabhängiger Sozialisten" stattfinden. Zur Vorbereitung dieser Versammlung ist ein Flugblatt verbreitet worden, in welchem es heißt: „Wir oppositionell gesinnte Sozialisten wollen das ganze Proletariat zu einer Schlachtreihc gegenüber der Bourgeosie vereinigen; jedoch bekämpfen wir jede erzwungene Zentralisation, welche die freie, eigene Bewegung bestimmter Arbeiterschichten lähmt. Der Organi sations-Körper der politisch und wirthschaftlichorganisirten Arbeiter muß unserer Ansicht nach nicht nur groß und umfangreich sein, er muß auch über starke selbstthätige Glieder verfügen; aus deren Entckwickelung wollen wir besonders hinwirken. In unserer Zeit, wo der Arbeiter Tag aus, Tag ein von einer Kaserne in die andere wandert, — von der Miethkaserne in die Arbeitskaserne, — erhält sein ganzes Leben einen einseitigen, kasernenariigen Zuschnitt, der seine Individualität mehr und mehr verkümmert.! Er trocknet gleichsam aus und verliert die Fähigkeit, neuen Ein drücken kritisch gegcnüberzutreten. Der Jndividualisirung der Arbeiter legen wir oppositionelle Sozialisten einen großen Werth bei. Wir wollen den Horizont des Arbeiters durch rege Dis kussionen über alle öffentlichen Fragen stetig erweitern. Wir wollen ihm nicht sofort diese oder jene allein selig machende Ueber- zeugung auszwingen, sondern wir wollen ihn vor Allem anregen, aus Diskussionen heraus sich seine eigene Meinung zu bilden." Bisher behandelte man gemeinhin Individualismus und Sozialismus als Gegensätze. Man sprach von der Organisation des sozialistischen Staates nach dem Muster der Kaserne. Daß die strengste Zentralisation im Volksstaate durchgesührt werden müsse, erschien unabwcislich. Mit diesen Grundsätzen brechen die „oppositionellen Sozialisten" vollkommen. Sic treten für die freie, eigene Bewegung der Arbeiter, sür die Selbstthätigkeit, die
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