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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.10.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189110158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18911015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18911015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-10
- Tag 1891-10-15
-
Monat
1891-10
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.10.1891
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rio. Ureiberger A«i«rge- D»aebl""- Sette L Gtfehenwerden und daraus Zielen geben darf. Gerade beim rauch" schwachen Pulver fällt dieser Umstand ganz anders ins Gewicht wie früher, wo man die Abgrenzungslinie ves Pulverdampses vom Boden als Haltepunkt nahm. Ferner müßte der Waffenrock des Infanteristen so angesertigt sein, daß beim Anschlag im Stehen und Liegen durchaus kein Pressen deS Halses und der Brust statt finden kann. Durch die ueueingesühne Gepäckvertheilung ist die beim Anschlag mit den Armen zu hebende Last zwar erleichtert, aber der steife Stehkragen, der außerdem meistens eher zu eng als zu west ist, erschwert und hindert entschieden das freie leichte Zielen. Wenn durch Druck am Halse das Blut nicht mehr frei zirkulirr« kann, zwischen Brust und Kopf, diesen überfüllt und daher den Blick verschleiert, ist ein scharfes Sehen und Zielen natürlich unmöglich. An Stelle des steifen Stehkragens erscheint ein Umlegekragen praktischer." — Wenn derartige Anschauungen selbst io einem amtlichen militärischen Fachblatt Eingang finden, so wird, wie die »Freis. Zig." dazu bemerkt, die Nothwendigkeil einer zeitgemäßen Regelung der Uniformfrage dadurch genugsam bewiesen. Tas Berliner Landgericht veruriheilte am Dienstag den vor maligen, seines Dienstes entlassenen Bureauvorsteher des Kaiserlichen Zivilkabinets Hofrath Manche wegen Unterschlagung von 10000 Mark, begangen durch falsche Vorspiegelungen betreffs der Vermittelung von Ordens- und Titel auszeichnungen und Aneignung der hierfür erhaltenen Beträge zu 9 Monaten Gefängniß. Sein Mitschuldiger, der Kaufmann Aron Meyer, erhielt 4 Monate Gefängniß. Die Anklage war aus An laß einer vor einiger Zeit erschienenen Broschüre des Rektors Ahlwardt erhoben worden. In dieser Broschüre werden gewisse Vorgänge bei Ordens- und Titelverleihungen zur Sprache gebracht und auch etwa folgendes Geschichlchen erzählt: Ter Fabrikbesitzer Thomas in Firma: »Thomas und Keyling" bemühte sich vor einigen Jahren, den Komwerzienrathstitel zu erhalten. Zu diesem Zwecke machte er mehrere Schenkungen an Wohlthätigkeitsanstalten. Da er aber damit lein Resultat erzielte, so wandle er sich aus Anrathen des Rektors Ahlwardt an den Kausmann Aron Meyer. Letzterer, ein Freund des Geheimen Hofrath Manche, rieth dem Thomas: 30000 Mark an Manche behufs Verwendung für wohl- thötige Zwecke und außerdem in einem besonderen Kouvcn 5000 Mark als Gratifikation sür Manche beizufügen. Thomas kam dieser Aufforderung auch nach. Er übergab dem Meyer das an Manche adressine Kouvert mit 5000 Mark und übergab dem Manche persönlich 30000 Mk. Als jedoch Jahr und Tag ver gangen waren und Herr Thomas immer noch nicht den Kom- merzienrathstitel erhalten hatte, da forderte dieser von Manch« sein Geld zurück. Letzterer übergab dem Thomas sogleich 20000 Mark in preußischen Konsols nebst Zinsen, mu dem Bemerken, daß er die 5000 Mark von Meyer nicht erhalten und die auch fehlenden 10000 Mark der Palastdame der hochseligen Kaiserin Augusto, Gräfin v. Hacke, zur Verwendung sür wohlthätige Zwecke übergeben habe. Ta jedoch Thomas auch auf Rückgabe der 10000 Mk. bestand und mit Klage drohte, so zahlte ihm Manche, wie dieser versicherte, die erwähnte Summe aus seiner Tasche. Allein trotzdem kam die Angelegenheit zur Kenntniß der Behörde, einmal weil noch immer die an Meyer übergebenen 5000 Mark nicht zurückgezahlt waren, ferner weil Thomas von Manche nur die noch nicht fälligen Koupons, nicht aber die inzwischen fällig gewesenen von den 20000 Mk. Konsols erhalten hatte und endlich, weil Thomas behauptete: er habe dem Manch« die 30000 Mar! für einen bestimmten Zweck und nicht behufs Anlegung in Kon- fols übergeben. Im Weiteren bemängelte Thomas, daß Manch« ihm von dem Ankauf der Konsols keine Mittheilung gemacht habe, auch äußerte er Zweifel, daß 10000 Mark der Gräfin Hacke über geben worden seien. Die vor einiger Zeil verstorbene Gräfin Hacke wurde auch gerichtlich vernommen, diese hat nun bekundet, daß sie sich nicht erinnere, von Manch« 10000 Mark erhalten zu haben. Als Letzterem dies vorgehalten wurde, versetzte er: er habe das Geld nicht der Gräfin Hacke persönlich, sondern durch Vermittelung des verstorbenen Polizeihauvtmann Greiff zustellen lasten. Da jedoch der Nachlaß des Greiff eine derartige Summe Geldes nicht ausweist, so hat die Anklagebehörde auch die letztere Bekundung des Manche in Zweifel gezogen. Meyer giebt zu, die 5000 Mk. von Thomas erhallen zu baden, er habe jedoch dieselben lediglich als Gratifikation sür seine Vermittelung betrachtet. Dies ist mit kurzen Worten die Ursache, daß sich Manch« und Aron Meyer wegen Unterschlagung zu verantworten hatten. Ter Angeklagte Manche läßt sich etwa wie solgt aus: Es war im Februar 1887, als Herr Fabrikbesitzer ThomaS mit dem jetzigen Angeklagten Meyer zu mir kam. Thomas hatte das Konzept einer Vorstellung seiner Fabrik bei sich, in welcher um eine Aus zeichnung, einen Titel rc. gebeten wurde. Ich wurde ersucht, das Konzept durchzusrhen und gebeten, meinerseits dem Gesuche Vor schub zu leisten. Mir wurde gleichzeitig der Belag dafür erbracht, daß Herr Thomas bereits sehr bedeutende Summen an die Kaiserin Augusta zur Verwendung sür milde Stiftungen überwiesen habe. Ta die Kaiserin eine solche Dotation sür diese Zwecke nicht zurück gewiesen hatte, trug ich kein Bedenken, auch meinerseits die 30000 Mark, welche mir Herr Thomas für gleiche Zwecke anbot, anzu nehmen. Ich wußte nicht gleich, was ich damit machen sollte, er sagte aber, ich sollte ganz nach Belieben verfahren und das Geld ü kolläs peräa zu betrachten. Ich machte dann den Vor schlag, sofort 10000 Mark für den Pensionssond der Feuerwehr zu bestimmen, Herr Thomas aber sagte, das ginge nicht, da er diesem Institut bereits eine Zuwendung gemacht habe. Am näch sten Tage steckte ich mir 10 000 Mark ein und ging, da ich ein alter Mann bin und mir auf der Straße etwas passiren kann, in Begleitung des Meyer zur Palastdame Gräfin von Hacke, von welcher ich wußte, daß sie sich für solche Tinge inleressirte. Ich bin zwei Mal bei der Dame gewesen, ohne dieselbe anzutreffen. Ich ging in Folge besten zu dem Polizeihaupimann Greiff, welcher pepönlicher Kommissar sür derartige Sachen und mir seil langer Zeit bekannt war. Tiefem gab ich die 10 000 Mark, was Greiff mit dieser Summe gemacht hat, weiß ich nicht. Tie Erledigung der Angelegenheit dauerte aber dem Thomas zu lange und nach etwa vier Wochen wandle er sich an mich um die Zurückgabe des Geldes. — Ter Angeklagte behauptet, daß er für die 20 000 Mark Pa piere gekauft habe, und auf den Hinweis des Präsidenten, daß dies doch ein wunderbares Verfahren sei, Geld, welches sür einen bestimmten Zweck gegeben worden, in dieser Weise anzulcgen, er widert der Angeklagte, daß er in einer schwierigen Lage war, da er eine solche Summe nicht mit den amtlichen Geldern im Bureau vermischen durfte, das baare Geld ihm aber zu Hause gestohlen werden konnte und er bei Papieren wenigstens die Nummern als Sicherheit hatte. Die weitere Frage, ob er etwa gedacht habe, die 20 000 Mark seien für ihn persönlich bestimmt, verneint der Angeklagte aufs Entschiedenste, und hebt hervor, daß er 18 Jahre lang die Schatulle des Kaisers verwaltet habe, viele Kostbarkeiten in seiner Verwaltung unter sich hatte und seine Kassen bei allen Revisionen stets in bester Ordnung befunden wurden. — Ter Präsident stellt die Frage, wieso es denn komme, daß er schließlich auch noch die 10 000 Mark aus eigenen Mitteln zurückgegeben habe? Der Angeklagte erwidert, daß dies wider sein Wissen und Willen von seiner Familie geschehen sei, als vom Rechtsanwalt Sello die Klage wegen Rückgabe des Geldes gegen ihn eingeleitel worden war. Seine Ehefrau habe gerade damals ein Erbtheil aus Teplitz erhoben. Auf weiteres Befragen erllärt Manch«, daß er in Folge der Ahlwardt'schen Broschüre auf seinen eigenen An trag pensionirt worden sei. — Der Präsident macht auf ganz erhebliche Widersprüche zwischen den jetzigen und den ersten Aus sagen des Angeklagten aufmerksam. So soll derselbe bei seinen ersten Unterhaltungen mit dem Ersten Staatsanwalt, als derselbe wegen etwaiger Beschlagnahme der Ahlwardt'schen Broschüre bei ihm erschienen sei, lein Wort vom Polizeihauptmann Greiff ge sprochen haben, überhaupt soll der Name Greiss erst aufgetaucht sein, als die Gräfin von Hacke einen Empfang deS Geldes be stritten hatte und der Polizeihaupimann Greiss gestorben war. Der Angeklagte behauptet, daß er zuerst keine Veranlassung hatte, bei der Frage der Beschlagnahme der Broschüre aus seine Ver- bindung mit Greiff hinzuweisen und später in Folge der unend lichen Aufregungen verwirrt gewesen sei. — Der Angeklagte Meyer stimmt in seiner Darstellung des Sachverhältnisscs im Allgemeinen mit derjenigen des Manch« überein. Eines Tages sei der Rektor Ahlwardt zu ihm gekommen und habe ihn sür eine Titclverleihung an den Fabrikbesitzer Thomas, welcher ein sehr reicher Mann sei und sehr viel für wohlthätige Zwecke opfern wolle, interessirt. Ahlwardt hat sich gleich sür seine eigene Person von der für ihn (Meyer) abfallenden Provision eine Summe von 2000 Mark ausbedungen und diese Summe später auch wirklich erhalten. Der Angeklagte bleibt mit Bestimmtheit dabei, daß er bei den Verhandlungen, die später zwischen Manch« und Thomas stattsanden, zugegen war, und erklärt die entgegenstehende Be hauptung des Thomas für eine Unwahrheit. Er behauptet auch mit aller Entschiedenheit, daß er die 5000 Mart, welche ihm Thomas vor der Thür in einem Kurort übergeben, als eine Pro vision sür seine Person betrachtet und angenommen habe. Er hab« dabei kein Wort von Manch« gesagt und habe es auch nicht sagen können, da er wußte, daß Manche so etwas nicht annehmen würde. Auch die Anregung, ob etwa Meyer ein betrügerisches Manöver gemacht und dem Thomas etwas fälschlich vorgespiegelt habe, daß er dem Manche 5000 Mark geben müsse, wird vom Angeklagten Meyer als nicht zutreffend erklärt. — Der Präsident bestätigt, daß die Hingabe von 2000 Mark an Ahlwardt festgestellt sei, fragt aber, ob denn der Angeklagte eine Summe von 5000 Mk. für einen so kleinen Dienst nicht für außerordentlich hoch erachtet habe. Ter Angeklagte erwidert, daß diese Summe für einen Mann, der damals mit Millionen spielte, so viel war, wie für einen anderen Menschen 50 Pfg. Wenn Thomas geschworen habe, daß er die 5000 Mark verlangt habe, so habe derselbe die Unwahrheit gesagt. Auch Meyer hat, wie der Vorsitzende feststellt, Anfangs vom Polizeihauptmann Greiff kein Wort gesprochen, sondern im Gegentheil ursprünglich in einer schriftlichen Auslassung als seine eigene Wissenschaft bekundet, daß die 10000 Mk. in einem Kurort der Gräfin Hacke übergeben worden seien. Er behauptet, daß er damals lange Zeit krank und im Kopfe außerordentlich schwach gewesen sei. Schließlich behauptet Meyer, daß er den Angeklagten Manch« zu dem Polizeihauptmann Greiff begleitet und beim Fort- gehen von dort von Manch« erfahren haben, daß Greiff nunmehr die Sache behandeln würde. — Auf die Frage, warum er denn vom Polizeihauptmann Greiss keine Quittung habe geben kaffen, was doch das Allernatürlichste gewesen wäre, bemerkt Manchs-, daß er mit Greiff ein sehr guter Bekannter war und denselben durch das Verlangen einer Quittung nicht choquiren wollte. Auch Herr Thomas habe sich ja von ihm über die 30000 Mark keine Quittung geben lassen. — Der Zeuge Fabrikbesitzer Thomas bleibt dabei, daß er die 5000 Mark auf Rath Meyers in ein Kouvert gepackt und dasselbe mit dem Namen Manches adressirt habe. Bei seiner daun folgenden Unterredung mit Manch«, wobei er dem selben die 30000 Mark überreichte, sei Meyer nicht zugegen ge wesen. Ter Zeuge bestreitet ganz entschieden, daß das Geld zur völligen freien Verfügung hingegeben worden sei. Davon sei gar nicht die Rede gewesen, es sei nur davon gesprochen worden, baß Alles zu wohlthätigen Zwecken beftimmt sein sollte. Der Zeuge bleibt ferner dabei, daß er wohl 1'/^ Jahr hindurch vergeblich auf die Erledigung der Sache gewartet habe. Inzwischen sei Bleyer mehrfach bei ihm erschienen und habe ihm mitgetheilt, daß die Sache ihren Gang gehe, daß Polizeihaupimann Greiff sich auch dafür interessire rc. Als er schließlich energisch um die Rückgabe des Geldes bat, sei Meyer bei ihm erschienen und habe ihm die 20000 Mark zurückgebracht. Natürlich habe er sich sehr darüber gewundert, daß das Geld, welches zu wohlthätigen Zwecken ver wendet werden sollte, in Werthpapieren angelegt worden war. Er babe im Ganzen mit Koupons etwa 20200 Mark erhalten. Den Rest von 10000 Mark habe er erst durch die zwei Söhne des Angeklagten Manch« erhallen, als er durch den Rechtsanwalt Jello klagbar vorgehen wollte. Im schweizer Kanton Tessin soll der p o l i t i s ch e M o rd seine Auferstehung gefeiert und Anhänger der konservativen Partei, wie schon kurz gemeldet, den freisinnigen Apotheker Buzzi in Moudrisio ermordet haben. Bei der hochgradigen Erbitterung der Parteien im Tessin, die im vorigen Jahre durch die licberale 'Revolution einen so bezeichnenden Ausdruck sand, waren nach Aushebung des Buudcskommissarials wohl öftere Zwistigkeiten zu erwarten, daß die politische Verwilderung aber «inen so hohen Grad erreicht habe, daß sie zur gewaltsamen Beseitigung der Gegner schreitet, konnte nicht vorausgesehen werden. DerBundcs- rath halte erst vor wenigen Tagen eine versöhnende Maßregel beschlossen, indem er die wegen Wahlumtriebcn verurtheilten Be wohner des Tessin begnadigte, eine That, die von der liberalen schweizer Presse mit Beifall begrüßt worden war. Es wird übrigens gut sein, nähere Nachrichten abzuivarten, besonders darüber, ob nicht nur ein Akt der Privatrachc vorliegt. Nachdem sich einer der Mörder in den Händen der Behörde befindet, kann ja die Aufklärung nicht lange auf sich warten lassen. Eine Nachricht, deren Tragweite sich augenblicklich nicht über sehen läßt, wird durch den offiziellen Telegraphen verbreitet. Der russische Minister des Auswärtigen von Giers und der italienische Ministerp.äsideut di Rudini hatten gestern eine Unterredung in Mailand und werden sich dann zusammen mit dem russischen In Hütte und patast. Historische Novelle von Moritz Lilie. s3. Fortsetzung, j (Nachdruck verboten.) »Und was früher geschehen ist, kann sich auch heute noch wiederholen," fuhr der Müller mit noch gedämpfterer Stimme fort; »wer weiß, ob nicht morgen die Glocken dcr Jsaakskirchc den Bewohnern von Petersburg verkündigen, daß sich im Winterpalast etwas Außergewöhnliches zugetragen hat, und wer kann sagen, ob nicht die Kanonen bereits geladen sind, deren Donner den Beginn eines neuen Abschnittes in unserer Geschichte bezeichnet? Ein paar mißvergnügte und waghalsige Edle, die sich beleidigt glauben, einige Streber, die sich von der jetzigen Regierung zurückgesetzt wähnen und von der künftigen Verwirklichung ihrer ehrgeizigen Pläne erwarten, ein wenig Bestechung des Militärs mit Brannt wein und schönen Redensarten — und die Palastrevolution ist fertig." Er erhob sich, um nach seiner Mühle zu sehen; Mutter und Tochter blieben allein im Zimmer zurück. Eine lange Pause entstand, jedes schien mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt zu sein. »Hast Du wieder mit Niklas gesprochen, Olga?" fragte die Müllerin endlich. Das Mädchen nickte. „Er erwartete mich gestern Abend, als ich ins Torf ging und begleitete mich," berichtete sie, verlegen ihr Schürzenband um die Finger wickelnd. „Nun, und hat er wieder von Liebe gesprochen?" „Er erklärte mir, daß er ohne mich nicht leben wolle und könne, und daß er sich an dem Baum vor meinem Fenster auf hängen werde, wenn ich ihn zurückweise," erzählte Olga zögernd, als koste es ihr Mühe, diese Worte zu wiederholen. „Niklas ist ein Narr, lind daß er Dir mit solchen Dingen droht, beweist, daß er gemüthsroh ist," fiel die Frau rasch ein. „Wenn er Dich wirklich und wahrhaft liebte, würde er Dir nicht noch im Tode einen solchen Schreck verursachen wollen, sondern ohne viel Redens in's Wasser gehen, oder sich an einem ver schwiegenen Winkel aufhängen." „Aber Mutter " „Solche Maulhelden sind gewöhnlich feig, und deshalb wird der sich niemals ein Leid anthun," fuhr die Müllerin fort. „Hoffentlich hast Du ihm gesagt, daß wir diese zwecklose Liebelei nicht leiden, denn aus einer Hcirath wird nichts, auch Dein Vater ist dagegen." „Ich bade ihm nichts gesagt, Mutter, ich fürchte mich vor,hm, denn wenn ich ihm mittheile, wie Du und der Vater über die Sache denken, so geräth er so außer sich, daß mir ganz Angst ge worden ist." „Dein Vater hätte ihn schon längst sortgeschickt, wenn er nicht als Müllerbursche sehr fleißig und tüchtig wäre," fuhr Frau Stelzenberger fort, „und wenn die Gehilfen in diesem Handwerk nicht jetzt so selten wären, würde ich schon längst auf seine Ent fernung gedrungen haben! Aber Tein Vater kann die Mühle unmöglich allein besorgen und überwachen, das ist für ihn zuan- 'trengend, und deshalb behält er Niklas. Wäre freilich Sergei noch im Hause, so wäre der ganze Nerger nicht, denn dann brauchten wir keinen fremden Gesellen und unsere Mühle — oder vielmehr die des Zarewitsch — wäre in den besten Händen. Tu hast dem Nillas doch nicht Hoffnung gemacht?" fügte sie plötzlich in sträf lichem Tone hinzu, indem sie sich etwas mehr zu ihrer Tochter hinüberneigte. Tas junge Mädchen schüttelte das Haupt mit dem hübschen frischen Gesichtchen mit solcher Heftigkeit, daß die langen blonden Zöpfe ihr um die Schultern flogen. „Niklas ist ein arbeitsamer und sparsamer Mensch," sagte sie ruhig, „er wird gewiß sein gutes Auskommen finden, besonders da er von seinen Ellern ein hübsches Vermögen zu erwarten hat. Er ist auch nicht häßlich und hat keinerlei abstoßende Manieren. Und dennoch kann ich ihm nacht gut sein, es liegt ein etwas in seinem Wesen, das auf mich erkältend wirkt. Er berechnet zu sehr, er überlegt zu nüchtern, wo er seinen Borthcil finde, und dann — der Blick, der zuweilen aus stauen Augen schießt, ist mir unerträglich. Ich habe einmal gelestu, daß die Brillenschlange ihr Spier durch bloßes Anseheu belaubt; ,ch glaube, wenn ich Nillas lange ins Auge schauen müßte, würde auch ich in Ohn macht sinken." Tic Frau nickte mehrmals lebhaft mit dem Kopfe, dadurch ihre Zustimmung zu erkennen gebend „Ja, ja, ich habe es immer zu Deinem Vater gesagt, Niklas ist nicht aufrichtig, hinter dem stecke etwas," versicherte sie mit bedächtiger Miene, „und e- ist mir nur lieb, daß Du selbst diese Wahrnehmung gemacht Hail. Ta wird er doch einsehen müssen, daß seine Werbungen erfolglos sind, und endlich den Wanderstab weiter setzen. Rußland ist groß und die Welt noch größer und hcirathslustige Mädchen giebt es überall." 111. Der nordische Winter, dieser strenge Geselle, hatte seinen Ein zug gehalten und die noch vor wenigen Wochen grünenden Ge filde in seinen lrystallcnen Mantel gehüllt. Sv weil das Auge reichte, dehnten sich unabsehbare Schneeselder dahm, in den Forsten knickten und knackten die unter der Last des Eises brechenden Aeste der Bäume und die Vögel des Waldes kamen in die Dörfer, nm auf den Straßen die karge Nahrung zu suchen, die ihnen draußen die Natur versagte. In den stillen Winternächten aber vernahm man deutlich das schaurige Geheul der Wölfe, welche bis dicht an die menschlichen Wohnungen herankamen, um ein harmloses Hausthier zu erspähen, das ihnen zum Opfer fallen könnte. Es war der 26. Oktober, der Gedenktag des heiligen Demetrius, welcher in der griechischen Kirche als voller Feiertag gilt. Tiefes Schweigen lagerte über der Natur, denn auch das muntere Klappern der Mühle war verschwunden, seitdem der Wintersmann dem Bach die starren Fesseln des Eises angelegt hatte. In der Wohnstube saß der Müller mit Frau und Tochter am warmen Sien; auf dem Tische stand der Samovar, jene praktische Thee maschine, die in keiner russischen Familie fehlt, und das brodelnde Wasser sang sein eintöniges und doch anheimelndes Lied, während Olga aus einem Andachtsbuche vorlas, denn cS war die Zeit des Nachmittagsgottesdicnstes. Da öffnete sich die Thür und herein trat Niklas. Er hing seine Pelzmütze an einen Nagel und nahm am Tische mit Platz. „Du sichst ja so feierlich aus, hast Deine Festtagskleider angelegt — willst Du ausgehen?" fragte Stelzenberger, den Ge sellen musternd. „Nein, Meister," versetzte der Gefragte, „aber mit Euch reden möchte ich über eine Angelegenheit, die sür mich von größter Wichtigkeit ist." Olga legte das Buch aus der Hand und entfernte sich. Sie ahnte was kommen würde und zog es vor, sich dem Gespräche zu entziehen. „Du machst mich neugierig, Niklas," rief der Müller lächelnd, „aber cs muß in der That etwas von Bedeutung sein, sonst hättest Du gewiß nicht den seinen Sonntagsstaat hervorgesuchtk Also heraus mit der Sprachei" Der Gehilfe ffuhr sich einige Male durch das volle struppige Haar, als wolle er Zeit zu einer passenden Anrede gewinnen, dann sagte er: „Ich habe mich nun lange genug im Herrendienst herumge schlagen, Meister, und sehne mich nach einem eigenen Herd! Tretet mir den Pacht Eurer Mühle ab, Ihr besitzt genug, um leben zu können. Mir steht ein genügendes Kapital zur Verfüg ung, das mich in den Stand setzt, Euch entschädigen und das Ge schäft flott betreiben zu können; der Großfürst, der Besitzer der Mühle ist gewiß mit dem Wechsel einverstanden, denn daß ich- mein Handwerk verstehe, müßt Ihr mir bezeugen, Meister." Gmtfctzauu stigl.) Botschafter in Mailand eiiy Wien, March begeben, um Folge zu leist und die Rudi beiden Erster, Ihre Wohnui Zusammenkm rausches habe, ohne die Zuzi es immerhin Botschafter in Man muß m daß es sich zwischen den! allerdings dal hierzu nusge, kanst zwischer einigen Tagei dargestcllt, al dem italienis russischen Bol mitgetheilt w in den letzte' dann nach Vc selben eine j fammenkunft Die belg Versuche der belgisch-englis soll die engli gische Armee Fall, daß F Durch diese f Presse werdet franzosenfreu lieber di des frauzöf wird uns der der russischen also nur noc trotz der riest gemacht wird Publikum so russischen Fii enthusiastische noch durch de Tagen an d Emissionskou wird, und d Verlust von satz zudem a erklärt, daß anderen beth Kommission haben, sich i Vonheilen zi die neuen L Stück anbietc d'Estompie i dazu beitrag« theiligung ar verhindern, k mehrfache o proklamiren, bürgt die so Ausführung um jeden Pi werden muß Aus EN aus Dublin abgchaltene gegen jeglich fchluß daran das irische V ist todt, aber sür die iriscl bis die Grui haben und d herum wiede zu wirken un von der Kor beschlossen, « um im Nam sie das ur John Ncdml wurde beschl Blätter ersch In Ruß das Leben i darüber: „l des Zaren ei Veröffentlich presse von ! unter den S Versammlun Zahlreiche V unter den S theil scheint zu greisen." im Zusamm , sichtlich und haben. 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