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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.10.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189110163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18911016
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18911016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-10
- Tag 1891-10-16
-
Monat
1891-10
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.10.1891
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S4l Frewerger «nzelges «ud Lageblatt. Seite 4. «Wi. ** Das neue Patentgesetz und das Gebrauchsmuster- chntzgesetz mit Beispielen, bearbeitet von Oscar Pörschel (Ver- ag von C. E. Klinkicht u. Sohn, Meißen) ist der Titel eines Büchleins, welches bezweckt, die neuen gesetzlichen Bestimmungen zu schneller und zuverlässiger Kenntnißnahme übersichtlich zu« ammenzustellen und so ihre Verwerthung zu erleichtern. Für industrielle und gewerbliche Kreise wird das Schristchen besonders willkommen sein, da durch die erwähnten Gesetze höchst wichtige Neuerungen herbeigeführt worden und namentlich durch das völlig neue Gebrauchsmusterschutzgesetz eine besondere Klasse neuer Er zeugnisse gegen Mißbrauch des Eigenthumsrechtes geschützt werden soll. Beispiele bilden eine sehr zweckmäßige Beigabe zu dem nur 50 Pfg. kostenden Schristchen. Dem vor Kurzem in den Ruhestand getretenen Stadtrath Poltrack in ChkMUitz ist in Anerkennung seiner langjährigen ersprießlichen Dienstleistung das Ritterkreuz erster Klasse vom Albrechtsorden verliehen worden. Diese Dekoration wurde dem Genannten in seiner Wohnung durch den Oberbürgermeister vr. Andre zugestellt. — Nach einem Berichte des Stadtrathes zu Chemnitz hat sich der seit 1890 in einigen Klassen der dortigen Volksschulen eingesührte Kochunterricht so gut bewährt, daß neuer dings die Kochschule eine wesentliche Erweiterung erfahren hat. Die Zahl der Kochschülerinnen vermehrte sich dermaßen, daß man zur Ertheilung dieses Unterrichtes ein eigenes Gebäude angekauft und eingerichtet hat. In dem genannten Berichte wird besonders betont, daß dieser Unterricht auf die ganze geistige Ent wickelung der Schülerinnen einen großen erziehlichen Einfluß ausübe. — In der Rede, welche der sozialdemokratische Reichs- tagsobgeordnete Liebknecht am 12. d. M. in Chemnitz gehalten hat, erklärte derselbe, die deutsche Sozialdemokratie würde sich keinen Augenblick bedenken, Rußland im Kriegsfälle auf ihre Art im eigenen Hause zu beschäftigen. Seine Partei werde, sobald Deutschland gleichzeitig mit Frankreich und Rußland in einen Krieg verwickelt werde, alle Kraft daransetzen, die unterdrückten russischen Provinzen zu revolutioniren, um dort große russische Truppenmassen sestzuhalten. Der Krieg sei wohl nicht nahe; sollte er aber ausbrechen, dann müsse es nicht mit rechten Dingen zugehcn, wenn man in Rußland durch Revolution nicht die Kultur über die Barbarei zum Siege führen könne. In Reichenvach i. B. stürzte gestern Nachmittag kurz nach 1 Uhr aus einem Wagen des von Hof eingesahrenen Personen zuges eine Dame und brach dabei ein Bein. Das Verschulden dieses Unfalles hat sich die verletzte Dame lediglich selbst zuzu schreiben, da sie die Wagenthüre eigenhändig öffnete und ausstieg, noch ehe der Zug stillstand. Der Schaden des am Montag in Frankenberg stattgehabten großen Brandes erstreckt sich ans 5 abgebrannte und 1 demolirtes schlafenen einen bewegten Abschiedsgruß Nachdem der akademische Gesangverein das „Reguieseat in paeo" von Mozart gesungen, schickte sich unter den Weisen des Liedes „Wenn ich einst von jenem Schlummer- die Trauerversammlung an, die irdischen Ueberreste des verdienten Meisters zum Grabe zu geleiten. — Bei außerordentlich zahlreicher Betheiligung erfolgte gestern Nach mittag auf dem Trinitatisfriedhose zu Dresden die Bestattung des Theaterdirektors Engelbert Karl durch die Beerdigungs gesellschaft „Pietät". Ein großer Theil der Leidtragenden ver sammelte sich ^3 Uhr im Residenztheater, darunter sämmtliche > Militärvereine mit umflorten Fahnen, das Theaterpersonal, aus- l wärtige Deputationen rc. In der Friedhofshalle sprach Kaplan Schönberner. Aus dem Wege nach dem Grabe stimmte die Kapelle - das Kiserere weihevoll an. Das Senken des Sarges erfolgte unter Präsentiren des Militärvereins „Saxonia", der auch später - die Ehrensalven gab. Namens des Residenztheaters sprach Ober regisseur Lüpschütz, Namens der Loge zum goldenen Apfel der Meister vom Stuhl, Rechtsanwalt Schmidt, und Namens des Militärvereins-Bundes Präsident Tanner. Kränze mit Widmungen legten ferner nieder Jntendanzrath vr. Koppel-Ellfeld im Auf trage des Hoftheaters und vr. Bierey Namens des Vereins der „Dresdner Presse". — Gestern Vormittag sind in einem Dresdner Gasthause zwei Frauenzimmer, welche sich seit 8 Tagen in Dresden aufgehalten haben und aus Böhmen stammen, von der Kriminal polizei in Haft genommen worden, weil sie sich als gefähr liche Ladendiebinnen entpuppt haben. Man fand bei ihnen goldne Schmucksachcn, werthvolle Meerschaumspitzen und dergleichen Sachen mehr, welche sie in dortigen Geschäften gestohlen haben. Wie sie zugegeben haben, sind sie in ihrer Heimalh schon mehr fach wegen Diebstahls bestraft worden. — Auf die Mittheilung eines in Dresden wohnhaften Herrn hin ist vorgestern der seit April dieses Jahres vom Landgerichte zu Weimar wegen Untreue steckbrieflich verfolgte 36 Jahre alte Rechtsanwalt Arno Siegen von dort verhaftet worden. Derselbe behauptete, daß er der Privatus Anton Roth aus Leipzig sei; er wurde jedoch mit Bestimmtheit als der Gesuchte rekognoszirt. Vor seiner Festnahme hat er seine goldene Uhr und Kette in den Abort geworfen. Bei mehreren Bildhauern in Leipzig tauchte kürzlich ein junger Mann auf, welcher im angeblichen Auftrage eines Grafen Larisch-Münnich in Knerin Bestellungen auf Marmorstatuen im Werthe von 30 000 Mark machte und noch größere Bestellungen in Aussicht stellte. Da vor einiger Zeit in Leipzig ein Gauner ausgetreten war, der sich durch ähnliche Aufträge, welche sich nach mals als erdichtet erwiesen, Provisionen zu erschwindeln versucht halte, sah sich die Polizei veranlaßt, sich mir der Person des an geblichen Architekten näher zu beschäftigen. Die angestellten Er örterungen ergaben bald, daß man es mit einem Manne zu thun hatte, welcher schon mehrere Male im Jrrenhause untergebracht gewesen war. Seine letzte Stellung in Knerin hatte er unter Mitnahme von 516 Gulden, welche ihm anvertraut worden waren, verlassen, weshalb er von dort aus steckbrieflich verfolgt wurde. Der Mensch wurde zwar der zuständigen Staatsanwaltschaft auf deren Ersuchen ausgeliefert, dürste aber auch bereits z. Z. dieser That vom Irrsinn befallen gewesen sein und deshalb nicht zu strafrechtlicher Verantwortung gezogen werden können. — Ein 16jähriger, in der Sternwartenstraße in Leipzig wohnhafter Arbeitsbursche aus Erbisdorf beiBrand wurde Vorgesten Nach- > mittag von einem 14jährigen Schulknaben mit einem Stück Holz Dresden eingefunden, um dem am 10. d. M. verstorbenen Professor an der Königlichen Akademie der bildenden Künste Maler vr. Theodor Große das Geleite zur letzten Ruhestätte zu geben. An den Seiten des in der Parentationshalle inmitten eines reichen Blumenschmuckes aufgestellten Sarges hatten sich die Wittwe und die Verwandten des Entschlafenen niedergelassen, ferner waren unter den Versammelten u. A. vertreten Ihre Exzellenzen Herr Staatsminister a. D. und Minister des Königlichen Hauses v. Nostitz-Wallwitz (bekanntlich Königlicher Kommissar im Aka demischen Rathe) und Herr Staatsminister v. Metzsch Ober- regierungsrath v. Seydlitz, als Vertreter des Kultusministers u. A.m. Nach oer Trauerrede des Pfarrers der Johanniskirche, vr. Kühn, widmete Direktor Professor vr. Treudem Verstorbenen Namens der Königlichen Kunstakademie einen Nachruf. Dann legte Professor Kießling für die Dresdner Kunstgenossenschaft einen herrlichen Kranz am Sarge nieder. Zuletzt widmete der Direktor der Kgl. Nationalgalerie zu Berlin Geh. Rath vr. Jordan dem Ent- derartig auf den Kopf geschlagen, daß er sofort besinnungslos zu- iammenbrach und noch ohne Besinnung in das Krankenhaus ge bracht werden mußte. Erst dort hat er nach anhaltenden ärzt lichen Bemühungen die Besinnung wiedererlangt. — Am Nach mittag des 12. d. M. versuchte sich in seiner in der Bogislaw- straße zu Volkmarsdorf bei Leipzig gelegenen Wohnung ein 19jähriger Buchbinder aus Reudnitz aus Liebeskummer mittels Rattengiftes zu vergiften. Der Lebensmüde befindet sich, da schleunigst ärztliche Hilfe zur Stelle war, außer Lebensgefahr. — Ein in der Elisenstraße in Leipzig wohnhafter 62jähriger Buch händler hat sich gestern in Folge jahrelangen körperlichen Leidens durch einen Stich in die Brust entleibt. schlechthin werthlosen, von schlechthin zahlungsunfähigen Personen ohne jede geschäftliche Basis ausgestellten Wechsel (Kellerwechsel) trügerisch und künstlich gegebene Schein eines sog. Kunden- oder WaarenwechselS geeignet sein, den Wechselnehmer über die gänz liche Insolvenz der Wechselverpflichteten und die Werthlosigkeit des Wechselpapiers in Jrrthum zu versetzen. Ob dies im vorliegenden Falle zutrifft . . . bedarf erneuter Prüfung. Sodann kommt es für die Feststellung des durch die Wechselbegebung den Wechsel nehmern zugefügten Schadens auch nicht darauf an, ob die Letzteren in den Wechseln die von ihnen erwartete Sicherheit erhielten, oder ob sie schließlich unbezahlt geblieben sind, sondern lediglich darauf, ob die fraglichen Wechsel zur Zeit ihrer Begebung objektiv weniger Werth waren, als die Wechselnehmer dafür zahlen, und ob der mit Wissen und Willen der Beschwerdeführer von dem Hauptthäter H. erregte Jrrthum kausal gewesen ist für den Glauben der Wechselnehmer an die Vollwerthigkeit der Wechsel. — Die Abnahme der Trunksucht in Sachsen. Bei den bevorstehenden Verhandlungen des Reichstages über ein Trunk suchtsgesetz wird voraussichtlich auch eine werthvolle Untersuchung nicht unbeachtet bleiben, die in letzter Zeit der Direktor des Königlich sächsischen statistischen Bureaus, Geh. Regierungsrath Professor Böhmert, über den Trunk auf dem Lande im König reich Sachsen angestellt hat. Die Ergebnisse dieser von Herrn v. Graisowsky bearbeiteten Untersuchung sind im Allgemeinen für Sachsen erfreulich. Es wird festgestellt, daß überall in den sächsi schen ländlichen Bezirken die Trunksucht in der Abnahme begriffen ist, soweit der Branntwein in Betracht kommt. Dies wird zurück geführt zunächst aus den erhöhten Preis des Branntweins, dann aber auch aus die durch höhere Löhne ermöglichte bessere Ernährung der ländlichen Bevölkerung, die seitdem mehr den Biergenuß be vorzuge. Dieser ist an die Stelle des Branntweins ganz allge mein getreten und hat besonders in jenen Bezirken stark zuge nommen, die vorwiegend eine ländliche großgewerbliche Bevölke rung haben. Unter ihr ist es wiederum die Jugend, welche dem Trunk fröhnt, der auf den zahlreichen und ohne Unterlaß in diesen Bezirken stattfindenden Vergnügungen geradezu in unheilvollster Weise groß gezogen wird. Der Schnaps ist vielfach auf dem Lande als Haustrunk in Sachsen noch immer gebräuchlich. Auch hält der keine Grundbesitzer viel zäher an der alten Sitte fest, seinen Ar beitern während der Beschäftigung Schnaps zu verabreichen, als der Großgrundbesitzer, bei dem Kaffee, Suppe, leichtes Bier, Essig wasser mehr und mehr als Stärkung und Erfrischung für die Ar beiter eingeführt wird. Als Material lagen der Untersuchung die Berichte und Erfahrungen von 12 Aerzten, 1 Amtsrichter, 4 Bür germeistern, 8 Gemeindevorständen, 20 Großgrundbesitzern, 3 Hand werksmeistern, 41 Lehrern, 42 Pastoren und 2 Privatleuten vor. Die wichtige Frage, ob die Trunksucht durch hohe oder geringe Löhne in Sachsen befördert wird, ist von 30 der genannten Be richterstatter dahin beantwortet, daß jenes Laster durch hohe Löhne befördert werde, nur neun bezeichnen niedere Löhne als fördernd, 36 glauben, daß die Löhne überhaupt keinen Einfluß auf die Trunk- > sucht haben, die anderen Berichterstatter drücken sich unbestimmt aus. ; Die Gewöhnung an leichtes Bier und Kaffee wird in Verbindung ' mit schärferen gesetzlichen Bestimmungen gegen Schänken und Ver- ! gnügungssucht und Schaffung edler Volksvergnügungen statt der Tanzmusiken in den der Untersuchung zu Grunde liegenden Be richten besonders als geignet bezeichnet, in den ländlichen Bezirken Sachsens einen Rückgang der Trunksucht herbeizusühren. — Erledigt: die vierte ständige Lchrerstclle in Königs walde. Kollator: dasKgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. .Einkommen: 900 Mk. Gehalt und Amtswohnung im Schulhause. Gesuche sind bis zum 31. Oktober bei dem Kgl. Be- zirksschulinpektor Schulrath vr. Spieß in Annaberg einzurcichen. — Zu besetzen: die zweite ständige Lehrerstelle an der Volksschule in Ortmannsdorf. Kollator: dasKgl. Ministerium des Kultus und Operette „Der alte Dessauer" von Otto Findeisen ange kündigt. Der von Max Henschel verfaßte Text lehnt sich an das bekannte Schauspiel: Die Anna-Liese" von Hermann Hersch an. — Kgl. Landgericht Freiberg. Vor der ersten Stras. kammer wurde die Hauptverhandlung gegen den Briesmarken händler Emil Reinhard Krippner in Freiberg wegen vollendeten bezw. versuchten Betrugs gestern Nachmittag fortgesetzt. Nachdem die Beweisaufnahme über 19 Betrugsfälle erledigt war, wurde die Verhandlung gestern Abend 7 Uhr abgebrochen, heute Vormittag 9 Uhr aber wieder ausgenommen. Bis zu der heute um 1 Uhr gemachten Mittagspause waren 24 Fälle zur Erörte rung gelangt. Da der Angeklagte gestern Nachmittag und heute Vormittag sich mehr als vorher zu Zugeständnissen herbeiließ und den ihm beigemessenen Fälschungen von grauen sächsischen i/, Neugroschen-Marken gegenüber nur behauptete, sich des Falles nicht mehr entsinnen zu können, dürste die Beweisaufnahme früher als vorher erwartet worden, nämlich im Laufe des heutigen Nach mittags, beendet werden können. tA Rosse«, 14. Oktober. Die am vorigen Montag Abend von der Feier des 50jährigen Amtsjubiläums des Herrn Schulrath Wangemann in Meißen zurückkehrendcn Kirchschullehrer Thomas und Lehrer Leistner aus Krögis sowie Kirchschullehrer Fleischer- Ziegenhain, welche von Miltitz aus Geschirr benützten, verun glückten durch Scheuwerden der Pferde am Görtitzer Berg. Dabei schlug der Wagen um, und die Genannten stürzten heraus. Lehrer Leistner hat sich so schwere Verletzungen zugezogen, daß man ihn auf einem Sopha vom Unglücksplatze nach Hause tragen mußte. DienStag Vormittag war der Verunglückte noch nicht wieder zur Besinnung gekommen. Auch die Verletzungen des Kirchschullchrers Fleischer, welche sich derselbe am Kopfe zugezogcn hat, sollen 'schwerer Art sein. Eine Hochangesehene Trauerversammlung hatte sich gestern Mittwoch Bormittag 11 Uhr auf dem Trinitatiskirchhofe zu Haus nebst den zugehörigen Hintergebäuden an der Fabrikstraße. Es wurde zwar viel Mobiliar gerettet, aber dennoch haben alle be- theiligten Familien (es sind deren 25 mit 117 Köpfen) beträcht liche Verluste erlitten, namentlich von dem Eigenthum, das in den Dachräumen untergebracht war. Fast ausschließlich sind wenig bemittelte Familien betroffen und wird werkthätige Menschenliebe wiederum ein Feld finden, um Wohlthat an würdigen und be dürftigen Mitbürgern zu bethätigen, denn von den 25 abge brannten Haushaltungen hatten nur neun Familien ihre Habe versichert. Der Rath der Stadt Frankenberg erließ bereits einen Hilferuf, dem hoffentlich recht reichlich Folge geleistet werden wird. Den in Großenhain bestehenden Innungen ist eine neue dergleichen zugewachsen, nämlich die Barbier-, Friseur- und Perrückenmacher-Jnnung, die ihren Sitz in Großenhain hat und deren Bezirk die Städte Großenhain und Radeburg, sowie die ländlichen Ortschaften der Amtsgerichtsbezirke Großenhain, Rade burg und Riesa umfaßt, mit Ausnahme jedoch derjenigen ländlichen Ortschaften, welche nach Aufhebung des Amtsgerichts Strehla dem Amtsgerichte Riesa überwiesen worden und dem Verwaltungsbezirk der Amtshauptmannschaft Oschatz zugetheilt geblieben sind. In der am 12. d. M. unter Leitung eines Vertreters des als Auf sichtsbehörde bestimmten Großenhainer Stadtrathes abgehaltenen Innungs-Versammlung erfolgte die Wahl des Innungs-Vorstandes. Aus Riesa wird geschrieben: Es ist bis jetzt nicht hinreichend bekannt geworden, daß man versucht hat, die Agitation für Aufhebung der Getreivezölle auch in die sächsischen Gewerbe vereine hineinzutragen. Der Gewcrbeverein zu Roßwein hat nämlich an den Bruderverein zu Waldheim als den Vorort des Verbandes der niedererzgebirgischen Gewerbevereine eine Petition gerichtet, die an sämmtliche' Gewerbevereine Sachsens versendet worden ist, und deren Absicht dahin geht, die sächsische Regierung wolle beim Bundesrathe dahin vorstellig werden, daß die Getreide zölle zeitweilig aufgehoben werden. Der Riesaer Verein hat den Beitritt zu dieser Petition abgelehnt, nicht nur, weil es nicht Sache der Gewerbevereine ist, sich von politischen Agitatoren ins Schlepptau nehmen zu lassen, sondern weil man sich von der zeitweiligen Aushebung der Zölle keine wesentliche Ermäßigung der Brotpreise verspricht und im Uebrigen von dem Vertrauen zur Reichs- und Landesregierung getragen ist, daß beide das Wohl des Volkes immer im Auge haben und darnach ihre Entschließungen fassen. Wie der „B. v. G." schreibt, hat sich die etwa 25jährige ledige Dienstmagd Reuter in Altenberg, welche sich zur Zeit bei einer als Wirthschaftcrin dienenden Schwester dort aushält, am ver gangenen Mittwoch höchstwahrscheinlich des in Z 217 des Reichs- strafgesetzbuchs angeführten Verbrechens schuldig gemacht. Der Leichnam des Kindes ist noch am selben.Abend aufgehoben worden und hat, wie der König!. Bezirlsarzt konstatirte, das Kind gelebt. Am Sonnabend war der Königl. Staatsanwalt zur Untersuchung in Altenberg anwesend. Unter besonderer Mitwirkung des Frauenvereins zu Johann georgenstadt ist auch in dieser Stadt die Gemeindediakonie eingeführt worden. Pastor Mollwitz von der Dresdner Diakonissen- anstalt führte am 12. d. M. die Schwester Bürger in Johann georgenstadt ein. Kunst, Wissenschaft, Literatur. ** Die erste Aufführung der Oper „Asraöl" von Albert Fran- chetti im Königl. Hoftheater zu Dresden-Altstadt ist neuerdings auf Mittwoch den 21. d. M. angesetzt worden. ** Dem Direktor der Dresdner Musikakrdemie für Damen, B. Rollfutz, ist die Anszeichnung zu Theil geworden, von dem Gesammtvorstand des Dresdner Tonkünstlervereins zu dem Tage, an welchem er vor 40 Jahren zum ersten Male als Pianist aus trat, in herzlicher Weise beglückwünscht zu werden. Der genannte Künstler blickt auf eine reiche Thätigkeit zurück. Herr Rollfuß spielte im Tonkünstlerverein an 76 Vereinsabenden 72 Werke von 36 verschiedenen Komponisten, darunter 53 Kompositionen in Dresden zum ersten Male. Als Pädagog ist er ost mit hohem Lob genannt worden. Das „Dresdner Journal" widmet ihm den Wunsch: „Möge er auch ferner in pietätvoller Hingebung das musikalische Erziehungswerk fördern helfen und noch lange ge schmackbildend und vor falschen Zielen warnend auf klavierspielende Dilettanten einwirken." öffentlichen Unterrichts. Einkommen: 900 Mk. Gehalt, 360 Mk. für 10 Ueberstunden und 120 Mk. Wohnungsgeld. Gesuche, denen auch das Zeugniß über die Reifeprüfung beizufügen ist, sind bis zum 28. Okt. bei dem Kgl. Bezirksschulinspektor Schulrath Lohse in Zwickau einzureichen. — Te. Majestät der König hat dem Zeremonienmeister Kammerherrn Gustav von Metzsch Titel und Rang eines Ober zeremonienmeisters verliehen und den zcitherigen Bezirkssteuer- rnspektor Finanzassessor vr. Friedrich Theodor Hoffmann unter Verleihung des Titels und Ranges eines Finanzraihes zum zweiten Stempelfiskal ernannt. Ferner hat Se. Majestät genehmigt, daß der im Königreich Sachsen staatsangehörige Postverwalter Staritz in Hummelshain das ihm von dem Großherzog von Oldenburg verliehene oldenburgische Ehrenkreuz I. Klasse annehme und trage. — Etadttheater. Auch die gestrige dritte Aufführung des Körner'schen Schauspiels „Zriny" fand bei vollständig ausver kauftem Hause statt und errang allgemeine Anerkennung. In dem gestrigen Bericht über die zweite „Zriny"-Aufführung ist aus Versehen als Darsteller des Leibarztes Levi: Herr Dreher genannt worden, während diese Rolle von Herrn Paul Kaiser gespielt wurde, dem also das irrthümlich Herrn Dreher gespendete Lob gebührt. — Für heute und morgen sind Aufführungen der von Herrn Kapellmeister Müller sorgfältig einstudirten neuen Berg« und Hüttenwesen. Das Grubengebet. Das „Zwickauer Wochenblatt" schreibt: „Vor einigen Jahren bemühte sich die Zwickauer Diözesanversammlung um Wiedereinführung des Grubengebets auf den hiesigen Kohlenwerken. Sie ließ dazu durch einen Aus- schuß einen „Schichtsegen" bearbeiten; dies Gebetbuch ist bei Ernst Bär in Zwickau erschienen. Dem Vernehmen nach wird es ans Anlaß des am 11. Oktober gefeierten Bergfestes den Knappen des Zwickauer Steinkohlenbauvereins in die Hand gelegt; hoffent lich ist dies ein Schritt zu dem Ziele, dem Schichtgebete auch auf den Zwickauer Gruben sein Recht zu verschaffen. Anderwärts ist dies in neuerer Zeit geschehen. Im Grubenbezirk Waldenburg in Schlesien ist das Grubengebet auf den Fürstlich v. Pleß'schen Gruben wieder eingeführt worden. Auch die gewerkschaftlichen Grubenverwaltungen zu Weißstein und Konradsthal werden in gleicher Weise vorgehen." X Ei« geflüchteter Grubenbuchhalter. Mit einem Betrage von 7000 Mark in baarem Gelde ist von Grube „Ilse" bei Kottbus der Buchhalter Willy Röhl flüchtig geworden und man vermuthet, daß derselbe sich nach Dresden oder Umgebung ge wendet hat. Neueste Nachrichten. Berlin, 14. Oktober. Der Kultusminister läßt Konferenzen der höheren Verwaltungsbcamten in den einzelnen Provinzen über die Höhe der Lehrerbesoldungen abhalten. Am 15. November findet in Danzig eine derartige Konferenz der Oberpräsidenten von Ostpreußen, Posen und Pommern statt. Berlin, 14. Oktober. Die Ausführungen der russischen Panslavistenpresse lassen die hiesige Presse vermuthen, die Begeg nung von Giers mit Rudini sei ein erster Schritt zu dem Ver-
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