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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189104182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910418
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-04
- Tag 1891-04-18
-
Monat
1891-04
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.04.1891
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88. des Friedens berechneten agitatorischen Bestrebungen den Boden zu entziehen. — Ter diesjährige Ausfall der Alpentnrnfahrt machte sich nicht in Folge des in Hamburg statlfindendcn Turn festes, sondern wegen des am 20. Juli in Hannover abzuhal- tcnden Deutschen Turniagcs notbwendig. Wie das „L. T." mittheilt, wird sich die sür nächstes Jahr geplante Alpenturn« fahrt, dajern die Verhandlungen mit den betreffenden Behörden zum Abschluß kommen, bis Konstantinopel erstrecken, und somit das seiner Zeit durch die Cholera unmöglich gemachte Ziel doch noch erreicht werden. — Zu besetzen: die neuerrichletc 3. ständige Lehrerstelle in Atenn. Kollator das Kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: 1000 DU. Gehalt und 130 Mk. Wohnunasgeld. Gesuche sind bis znm 4. Mai bei dem Kgl. Bezirlsschulinspektor Schulrath Lohse in Zwickau einzurechen. — Stabttheater. Zum ersten Diole ist gestern Abend im hiesigen Stadllheater ein Stück des berühmten norwegischen Schauspieldichters Henrik Ibsen gegeben worden, der sich auch in Deutschland bei den Wortführern der Realisten eines großen Ansehens erfreut. In seinen Dramen „Nordische Heerfahrt" „Die Stützen der Gesellschaft", „Nora", „Gespenster", „Wild ente" u. s. w. prägt sich ein scharfer Zug nach gesellschaftlichen Reformen aus, der allen Weltverbesserern riesig imponirt. Mit Vorliebe behandelt Ibsen die Hohlheit und Heuchelei der mo dernen Gesellschaft und insbesondere die unwürdige gesellschaft liche Stellung der Frau. Dieses letztere Thema ist denn auch in Ibsens Stück „Die Frau vom Meere" verarbeitet, aber in einer Weise, bei der Wahres und Falsches seltsam ver mischt erscheinen und Begrisfe vertreten weiden, die wenn nicht geradezu unmoralisch so doch abstoßend wirken. Es ist ganz richtig, daß heutzutage zahllose Ehen aus nicht zu billigenden Beweggründen geschlossen werden, daß dabei mancher unwür dige Handel mit unterläuft. Derartige lies zu beklagende That- fachen erschüttern aber noch keineswegs den Begriff von der Heiligkeit der Ehe, gleichviel ob man diese als eine religiöse Einrichtung oder als ein Rcchtsvcrhältniß ansieht. Die Ehe ist die Grundlage der Familie, auf der sich unsere ganze gesellschaftliche und staatliche Ordnung ausbaut, deshalb ist es nur logisch, wenn die Feinde dieser Ord nung die Axt an die Einrichtung der Ehe legen, derselben die festen Stützen des Glaubens, der Pflicht und — der Gewohn heit rauben und sie einzig und allein von der flüchtigen Zu neigung abhängig machen wollen. Ibsen vertritt in dem gestern hier gegebenen Stücke die im Grunde unhaltbare Dok trin, daß die Ehe ohne gegenseitige Liebe einfach unmoralisch sei und ohne Weiteres gelöst weiden müsse, daß die Frau sich nicht durch das Ehegelübde gebunden fühlen, sondern nur dem Zuge ihres Herzens solgen müsse. Sein Held, der Doktor Mangel, giedt in solcher Weise seine ihm angetrante Frau gut willig srei, als dieselbe im Begrisfe steht, einem lange ver schollen gewesenen und plötzlich zurückgelehrten srühcren Verlobten, einer Art von dämonischem „fliegenden Holländer", übers Meer zu solgen. Diese bei einem Liebenden vielleicht anerkennens- werlhe That der Resignation, die einem Galten aber nur als Pontosselheldenthat angerechnet werden kann, überzeugt Ellida Mangel, die „Frau vom Meere", daß sie ihren Gatten doch mehr liebe als den fremden Abenteurer und läßt sie nun „aus freier Wahl" in glücklicher Ehe verharren. Der Oberlehrer Arnholm, der sich von ihr früher einen Korb holte und zu ihrer Seelenberuhigung von dem gutmülhigen vr. Mangel selbst eingeladen worden war, erhält die Hand von Wangels älteste Tochter, während die jüngere sich mit einem jungen Bildhauer verlobt, der in dem Stück eine harmlose Nolle spielt. Die Darstellung des Stückes war eine sehr lobenswcrthe; insbesondere bot Frl. Fernau ihr schönes Talent aus, die Titelrolle lebensvoll zu gestalten, was ihr besonders in den leidenschaftlichen Szenen vortrefflich gelang. Tas nur schwach besetzte Haus zollte den Hauptdarstellern wiederholt lebhaften Beifall, doch ließ sich nicht verkennen, daß dieser dem Stück keineswegs galt, daß sich das Publikum vielmehr von der Ten denz desselben nichts weniger als angcheimelt fühlte. Imo er- hin ist der Direktion dafür zu danken, daß sie den Versuch machte, das Erzeugniß eines nenen Dramatikers, von dem so viel gesprochen und geschrieben worden, hier zur Aufführung zu bringen. — Königliches Landgericht Freiberg. Heute Vormittag wurden vor der ersten Strafkammer (Vorsitzender Herr Landgerichtsdirektor Baumbach) verurtheilt: 1) der am 21. Juli 1872 zu Burkersdorf geborene Dienstknecht Reinhard Hermann Liebscher wegen schweren und einfachen Diebstahls zu 5 Monaten 2 Wochen Gefängniß: 2> der am 31. März 1843 in Rüdenau geborene und daselbst wohnhafte Maurerge selle Karl Gustav Haustein wegen Beamtenbeleidigung und Widerstands gegen die Staatsgewalt zu 6 Monaten Gefängniß. In Rotzwein wurde vorgestern Mittag der Grundstein zu dem neuen Postgebäude gelegt. Am 13. d. Di. verschied in Dresden im 01. Lebensjahre Premierlieulenant a. T. Carl von Oppelt auf Weigdorf, Komthur des Kgl. sächs. Albrecktsordens und Rechts-Ritter des Johannilerordens. Im Auftrage Sr. Majestät des Königs wohnte der Generalmajor Frbr. v. Hodenberg der gestern Mittag im Trauerhause erfolgten Einsegnung des Tahmge- schicdenen bei. — Aus Anlaß des Ablebens der Großfürstin Olga Feodorowna wird nächsten Sonntag den 19. Avril um 12 Uhr in der russischen Gesandtschafts-Kirche zu Dresden eine Todtenmefse abgehalten. — Gestern Abend ist in Dresden der Platz sür die Wiederanfstcllung des Cholerabrunnens endgiltig bestimmt worden. Tie Stadtverordneten traten gegen 1 Stimme dem vom Rathskollegium einstimmig gefaßten Beschlusse bei, diesen Brunnen, ohne Umschau nach weiteren Plätzen, auf dem Postplotze, da wo gegenwärtig bas Holzgerüst steht, demnächst ausrichten zu lassen. — Der Reichstagsabgeordnete I)r. Mehnert veröffentlicht folgende berichtigende Mmheilung: „Die „Dresdner Zeitung" brachte die Nachricht, daß seit Sonnabend 134 Mit glieder des Konservativen Vereins aus diesem ausgetreten seien. Diese Meldung ist vollkommen unwahr, da der Mitgliederstand des Vereins heute noch genau derselbe wie am Sonnabend ist." — In der Sonntag den 19. b. M. Nachmittags 4 Uhr in Meinholds Etablissement staltfindenden 4. diesjährigen Mo natsversammlung des Bienenzüchter-Vereins sür Dresden und Umgegend wird Herr Schuldirelior Georg Richler ans Freiberg einen Vorlrag über „die Bedeutung der Bienen ini Haushalte der Natur und der Völler" halten. — In einem Wartesaale des Leipziger Bahnhofs zu Dresden wurde vor- Zestern ein 16 Jahre alter Mensch angchallcn, welcher seinem in Grünhagen lebenden Vater 150 Mark gestohlen hatte und dann flüchtig gewmden war. Der Veihafteic nag ein geladenes Terzervl bei sich. — Während einer vorgestern in der Dresdner Frauenkirche staltgcfundenen Einsegnung eines Ehepaares wurde einer zuschaucnden Frau unbemerkt aus der äußeren Paletvt- tasche ein Portemonnaie mit Inhalt gestohlen. Der Buchhändler Otto Maier in Leipzig .Marienstr. 25, kl) erläßt folgende Bekanntmachung: „Nachdem alle Nachforschungen nach dem Verbleib meiner seit dem 7. November vor. Js. ver- schwnndenen Frau auch uicht das geringste Resultat ergeben haben, bleibt für mich nur noch die Annahme übrig, daß meine Frau das Opfer eines Verbrechens geworden und ihr Leichnam in schneller und geschickter Weise beseitigt worden ist. Bemerken muß ich dabei, daß bestimmte Anhaltspunkte, die sür ein Ver brechen oder auch sür einen Selbstmord sprechen, nicht vorhanden sind. Meine Frau, Elisabeth Maier geb. Gehry, geboren den 11. März 1857 zn Stettin, die in den glücklichsten Verhältnissen lebte, hat am Freitag, den 7. November, Nachmittags 4 Uhr unsere in der Maricnstraße 25 gelegene Wohnung mit der An gabe verlassen, sie wolle in einer halben Stunde wieder zurück sein, ist kurz nach 4 Uhr in der Marienstraßc und Schützen straße gesehen worden und seitdem fehlt jede Spur von ihr." Nach einer genauen Schilderung der Vermißten heißt cs in der Bekanntmachung weiter: „Sofort nach dem Verschwinden meiner Frau wurden sowohl durch Bekanntmachung in den Tagesblüikern als auch durch Plakate an den Anschlagsäulen 100 Mk. Belohnung Demjenigen zugcsichert, der eine sichereAuskunfl über den Verbleib der Vermißten zu geben vermöge. Da auch dieses wie alle behördlichen und privaten Recherchen gänzlich erfolglos gewesen ist, so kann ich nnr glauben, daß meine Fran ans gewaltsame Weise beseitigt worden ist. 1000 Marl Belohnung zahle ich Demjenigen, der die Ermittelung des ThätcrS in der Weise hcr- beiführt, daß seine gerichtliche Bestrafung erfolgen kann." — Tie deutschen Mitglieder des Oddsellow - Ordens verleihen seit längerer Zeil schon alljährlich Stipendien an junge Leute, die ihre Schulbildung vollendet haben znm Zwecke der Ausbildung an höheren Lehranstalten (Universitäten, technische Hochschulen, Bau- und Kunstakademien, Lehrerseminare, gewerbliche Fach schulen, Konservatorien). Angehörige von Oddsellow's (Söhne, Töchter, sonstige Verwandte) werden in erster Linie berück sichtigt, doch können auch Fremden solche Stipendien bewilligt werden. Die an den Vorstand des Oddsellow-Slipendiums zu Leipzig zu richtenden Gesuche müssen durch ein Mitglied des Oddsellow-Orvens unterstützt und dem von der Loge des Unter stützenden erwählten „Vertrauensmann"der Stipendium-Stiftung zur Weiterbeförderung übergeben werden. In diesen Gesuchen ist die Befähigung zu dem erwählten Berufe, sowie die Be dürftigkeit und Würdigkeit des Ansuchendcn nachznweisen. Bis jetzt sind lnsgesammt 44 Stipendiaten (darunter 37 Angehörige von Oddfcllow's und 7 Fremde) mit 8440 Mark unterstützt worden. Der Mindestbctrag der gewährleisteten Unterstützung belies sich aus 50 Mark, der Höchstbctrag aus 650 Mark. — In den letzten Rächten sind in Leipzig wieder mehrere freche Einbruchsdicbstähle verübt worden. Ter Thätcr pflegt sich während den Abendstunden in den Hausflur solcher Häuser cin- zuschleicheu, in welchen sich Geschästslokalitäten befinden, gelangt dann, indem er die Thürsüllungen mittels eines Stemmeisens erbricht, in daS betreffende Lokal nnd erbricht dort die Behält nisse ans gleiche Weise. In einigen Fällen ist der etwa 25 Jahre alte Einbrecher, denn es ist nach Art der Ausführung der Ein brüche stets derselbe, gesehen, leider aber nicht sestgehalicn worden. Die Sektion XV (Königreich Sachsen) der Schornstcinfcgcr- berussgenossenschast hält am 11. Mai in Chemnitz und zwar im Gasthof „zum Hirsch", ihre Generalversammlung ab. Tas „Zwickauer Wochenblatt" schreibt: Ein in Zwickau wohnhafter Herr weilte zur Zeit der Exzesse gegen die beim Kabellegen beschäftigten preußischen Arbeiter in Hof und be zeichnet die dort stattgesundenen Gräuel, sowie die entstandene Aufregung als ganz enorm. Als Ursache dieser Exzesse wurde ihm aber mitgetheilt, daß die Unternehmer in bayerischen Blättern gegen 3000 Arbeiter gesucht hatten und, als diese in Masstn herbeikamen, nur zu einem ganz geringen Prozentsatz zur Arbeit angeuommcn wurden, wodurch die Erbitterung ent standen sei. Mittwoch Nachmittag ' ,3 Uhr sand auf dem Friedhose kl zn Plauen i. V. unter allen militärischen Ehren die Be erdigung des am k 1. d. Di. in Reiboldsgrün unerwartet schnell verstorbenen Majors Heinrich Franke, Kommandeur des ersten Bataillons des Infanterie-Regiments Sir. 134 zu Leipzig, stall. Hierzu waren militärischerseils erschienen zahlreiche Offiziere des Regiments Sir. 134 mit dem Regimentskommandeur, Oberst von Loeben, an der Spitze, Vertretungen des genannten Regiments, bestehend aus Unteroffizieren und Soldaten, Bezirks kommandeur Oberstlicutenant von Wangenheim nebst Adjutant Sekondelieutenant Pilz, Reserve - Offiziere aus Plauen, sowie die Mannschaften des hiesigen Landwehrbezirkskommando's und die Regimentskapelle des Infanterie - Regiments Nr. 133 aus Zwickau. Am Grabe ries Oberst von Loeben dem Verstorbenen ehrende Worte des Abschieds in die Ewigkeit nach. Ter Militärvereinsvorsteher Baumann vom Verein ehemaliger, ehrenvoll gedienter Militärs des l"5. Jusanlcric-Regimenls ries dem Tahingeschiedenen, welcher ihm ein theurer Vor gesetzter und Kampfgenosse gewesen sei, den letzten Scheidegruß nach und legte im Namen des Vereins einen Lorbeerkranz mit weißen Schleifen auf das Grab. Nachdem Stadldiakonus Bogel die Einsegnung vorgenommcn hatte, gab der Schützenzug des Vereins ehrenvoll gedienter Militärs drei Ehrensalven ab. Zum Schluß spielte die Zwickauer Regimentskapelle: „Es ist bestimmt in Golles Rath." Sehr angenehm berührte in Pirna die Kunde, daß seitens des König!. Finanzministeriums die sofortige Vornahme gene reller Vorarbeiten für den Bau einer normalspurigcnSckunvär- bahn von Haltestelle Pirna nach Dohna und dem dortigen Steinbruchs-Revier angeordnet worden ist. Die erforderlichen Vermessungen rc. nehmen sofort ihren Anfang, wie überhaupt zu erwarten steht, daß dieses ganze Bahnprojekt, nachdem nun einmal ein betreffendes Bedürfniß an leitender Stelle anerkannt worden ist, sehr rasch seiner Verwirklichung entgegengcht, da größere Schwierigkeiten in Bezug auf Tcrraiu x. ja nicht zu überwinden sind. An einer guten Rentabilität der Bahn ist nicht zu zweifeln, da ja schon durch de» Steinlransport, welcher sofort dem Schienenwege überwiesen wird, eine befriedigende Garantie vorlicgt. In dem neuesten Bericht dcS „S. P." über die Verhand lungen im Stadtgemeinderath zu Löbau heißt cs: „Ter Herr Vorsitzende erklärt, daß sich der Sladtgcmeinderaih in nächster Zeit werde darüber schlüssig machen müssen, ob die Stadt Löbau selbst einen Schlachtho f bauen oder den Ba der Privatspckulation überlassen wolle. Nach Darlegung der Gründe, welche zwingend geböten, daß die Stadt im Interesse einer ordentlichen Verwaltung des Schlachthofes und zur Wahrung der Interessen des Publikums die Angelegenheit selbst in die Hand nehme, durch den Vorsitzenden, wurde aus Antrag des Herrn Brückner einstimmig beschlossen, den Schlacht- Hof in hiesiger Stadt aus städtischen Mitteln zu erbauen, ihn in städtische Verwaltung zu übernehmen und den Stadtrath, mit der sofortigen Vornahme des zur Ausführung dieses Be schlusses Erforderlichen zu beauftragen." Letzten Sonntag hielt in Röhrsdorf bei Wilsdrnft der dortige „Landwirthfchastliche Verein" eine Sitzung ab, in welcher der Kreisvereins-Sekretär vr. von Littrow im Auftrage des Kreisvereins Dressen zwei landwirthschaftlichen Arbeitern des Gutsbesitzers Schönhals in Sora Auszeichnungen überreicht«/ und zwar wurde dem Knechte Adolf Moritz Gläubig die gol dene Medaille und ein Ehrenzeugniß, dem Knechte Oswald Hermann Lehmann aber ein Ehrenzeugniß verliehen. Hieraus hielt der Kreisselretär einen Vortrag über Jnoaliditäls- und Altersversicherung, nach welchem der Vorsitzende des Ver eins den Wunsch aussprach, man solle doch mit Freuden an- nchmen, waS uns die Stastsrcgierung durch diese Gesetze biete, und dankbar sein den Arbeitgebern, welche einen bedeutenden Beitrag zu jenen Versicherungen zahlen müssen. Neueste Nachrichten. Berlin, 16. April. Alle Versuche, ein Kompromiß in der Zuckcrsteuer - Frage zu Stande zu bringen, sind bis jetzt ge- chencrt, da die Interessenten sich unter einander nicht einigen können. Hamburg, 16. April. Die „Hamb. Nachrichten" melden, Fürst Bismarck habe bei Empfang der konservativen Deputation aus Kiel, welche vorgestern vier Stunden im Friedrichsruher Schloß weilte, eine bedeutsame politische Rede gehalten, die demnächst ausführlich der Presse übergeben werden würde. — Dasselbe Blatt berichtet, Fürst Bismarck habe den deutschen Industriellen, welche ihm kürzlich ein Ehrengeschenk über reichten, gesagt, er habe stets sür die Befruchtung der Arbeit sorgen wolle», sei aber in den siebziger Jahren durch ander weitige Ausgaben davon abgehalten worden. Fürst Bismarck habe sodann eine eingehende Schilderung seiner wirthschaft- lichen Thäiigkeil gegeben und nachdrücklich die Nothwendigkeit einer ruhigen Fortentwickelung der Gesetzgebung betont, da jede Ueberhastung schweren Schaden bringen könne. Er halte eS für seine Pflicht, seine Stimme stets zu erheben, wo er das Vaterland bedroht glaube. Köln, 16. April. Die „Köln. Ztg." meldet aus Athen: Tic Synode beschloß, die Kronprinzessin Sophie von der nach strengem griechischem Kirchenrecht erforderlichen Taufe zu ent binden. Tic Konfirmation vollzieht der Metropolit. Wien, 16. Avril. Gegenüber der Meldung eines Budapester Blattes, Johann Orth verweile gegenwärtig in Pittsburg,, wird der „Neuen Freien Presse" von: kompetenter Seile mit- gcthcilt, die Familie habe bisher keinerlei Anhaltspunkte für den Verbleib des Vermißten. Die Hoffnung auf seine Wicder- kebr sei vollkommen geschwunden. Die Hamburger Assekuranz- Gcsclltchast, bei welcher die ,/Sania Margerita" versichert war, habe bereits die Versicherungssumme von 230,000 M. flüssig gemacht: die Summe würde in den nächsten Tagen behoben werden. Paris, 16. April. Die ungünstigen Nachrichten aus Tonkin haben die französische Presse veranlaßt, sich neuerdings besonders mit ihren Kolonien zu beschäftigen. Die „France" Hal sogar ein kleines Plebiszit veranstaltet, indem sie ihre Leser einlud, dem Blatte mitzutheilen, WaS nach ihrer Ansicht mit Tonkin zu machen sei. Es sind etwa 10000 Antworten: eingegangen: davon sind 2700 sür die Räumung, 7300 dagegen. Im Einzelnen verlangen 500 die Räumung ohne weitere Be gründung, 1000 sügen ihrem Verlangen allerlei Motive bei, 1200 bringen als Grund vor, daß Frankreich alle seine Truppen- gegen Teuischland zur Verfügung halten müsse, 1000 meinen, die Nationalehrc verlange, daß man in Tonkin bleibe, 3000 sind sür einen Haupischlag, um dem Räuberunwesen ein Ende zu machen, 2000 wünschen einen schneidigen General, 1000 wollen Jules Ferry an der Spitze der Verwaltung Tonkins sehen. Viele Antworten find mit heftigen Ausfällen gegen Jules Ferry versehen, aber die große Majorität Hal sich doch, wie man sieht, für die Beibehaltung Tonkins ausgesprochen. Mehrere Antworten schlagen auch vor, man solle Tonkin, Deutschland anbielen, nm dafür Elsaß-Lothringen auszutauschen. Tie gegenwärtige Zeit der Hiobsbotschaften aus Tonkin ist allerdings für den Vorschlag eines solchen Tauschgeschäftes nicht gerade günstig gewählt. Paris, 16. Avril. Das Testament des Prinzen Napoleon ist heute veröffentlicht worden. Durch diese Veröffentlichung wird bestätigt, daß der Verstorbene seinen Sohn Viktor, den er für einen Rebellen und Vcrräther erklärt, enterbt und seinen Sohn Louis zum Universal-Erbcn des nicht sehr bedeutenden Vermögens eingesetzt hat. Interessant ist die Enthüllung, daß die Veranlassung zu dem Ehezwiste zwischen dem Prinzen Napoleon und seiner Gemahlin, der Prinzessin Clotilde von Savoyen, nicht von dem Prinzen, sondern von der Letzteren ausging und in politischen Gründen wurzelte. Prinzessin Clotilde hat dies, wie der verstorbene Prinz in seinem letzten Willen ausdrücklich hervorhebt, in der Scheidungsabmachung selbst zugegeben. Zu seinem politischen Erben hat er ebenfalls seinen Sohn Louis eingesetzt, dem er die Wahrung der Tra ditionen Napoleons I. empfahl. Sonst enthält das Testament nur bereits Bekanntes. Einer Zuschrift der Testamentsvoll strecker an den Pariser „Figaro" ist zu entnchmen, daß Prinz. Louis es ihnen überlasten hat, bei der französischen Regierung alle erforderlichen Schritte zu thun, damit der letzte Wunsch des verstorbenen Prinzen, in Frankreich begraben zu werden, erfüllt werde. London, 16. April. Der Herrscher von Manipu beschloß, sein Gebiet gegen die Engländer zu vertheidigen Tie aus drei Kolonnen bestehende, von General Graham be fehligte Slrasexpeditiou tritt ihren Marsch aus verschie denen Wegen an, bald nach ihrer Vereinigung in Manipur soll ein Kriegsgericht über die an der Metzelei betheiligten Personen gehalten werden, alle die sür schuldig befunden worden, sollen gehängt, die Dörfer, welche Widerstand leisten, sollen niedergcbrannt werden. Aus Ergreifung der Rädels führer sind hohe Belohnungen ausgesetzt. London, 16. April. Ter von New-Bork nach Rotterdam bestimmte Dampfer „P. Caland" bohrte im Kanal den von
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