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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189104182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910418
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-04
- Tag 1891-04-18
-
Monat
1891-04
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 18.04.1891
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Tas ist keinEm- zriff in verfassungsmäßige Rechte. In Bayern giebt es viele Tausende von Kindern, die Mangels an Fabriken keine Ge legenheit haben, zu arbeiten, und doch nicht verwildern. Man verspricht sich viel von der Kaiserlichen Verordnung, aber diese wird keine praktische Bedeutung gewinnen und von den ärzt lichen Attesten spricht auch der Kommissionsbericht sehr zweifelhaft. Die Fabrik ist auch nicht der Platz, wo die Moralität der Kinder genügende Pflege findet. In Nachbarländern ist die Arbeit von Kindern bis zu 14 Jahren verboten. Wo sind aber dort die schweren Schäden der Industrie, die man bei uns befürchtet? Was den Antrag, betreffend die Arbeiter von 16 bis 18 Jahren anbelangt, so ließe sich bei Arbeitermangel darüber reden. Aber wir leiden an einem Ueberfluß an Arbeitskräften und können die jugendlichen Arbeiter in den Fabriken entbehren. Die Beschränkung der Schonung auf das Alter bis zu 16 Jahren ist eine unnatürliche, sie entspricht nicht der Entwickelung des jugendlichen Arbeiters. Abg. Grille nberger (Sozd.): Man braucht gar nicht zu der in den Zentrumskreisen ver haßten Maßregel des achten Schuljahres zu greisen, sondern nur das erste Schuljahr hinaufzurücken. Dem Herrn Ver treter von Bayern bemerke ich, daß die Arbeiterverhältnisse in Ober- und Miltelfranken äußerst elend sind und seine rosige Schilderung nicht zutrisst. Ober-Reg. -Rat HLanvmann: Herr Grillenberger besitzt die — ich will sagen: Gewandtheit (Heiterkeit), die Richtigkeit der Zahlen anzuzweifeln, welche über die Beschäftigung von Kindern in den bayerischen Fabriken von den Fabrilinspeltoren angegeben sind. Ich fordere ihn und Herrn Bebel, der dazu „Sehr richtig!" sagte, auf, dies näher zu begründen. Abg. Bebel. Ich kann mich auf das Zeug- niß eines höheren sächsischen Beamten berufen, der mir gesagt hat, die Zustände in Sachsen erschienen nur deshalb besonders schlecht, weil dort eine genauere Feststellung der Verhältnisse stattfinde, als in anderen deutschen Ländern. Abg. Grille nberger bemerkt, in bayerischen Arbeiterkreiscn sei man längst in großem Zweifel über die Richtigkeit dec in den Berichten enthaltenen Angaben, die mit den eigenen Beobachtungen der Arbeiter nicht übereinstimmen. Die Partei des Redners in Bayern sei eben daran, selbst eine Statistik aufzunehmcn. Der Para graph wurde nach dem Kommissionsvorschlag angenommen. — 8 136 bestimmt, daß die Arbeitszeit der jugendlichen Personen nicht vor S'/z Uhr Morgens beginnen und nicht nach 8'/z Uhr Abends enden soll, sowie die Tauer der Pausen Der Para graph wurde unverändert angenommen. Der Abg. Auer und Genossen beantragen einen neuen Paragraphen 136a, betreffend die sofortige Einführung eines zehnstündigen Maximalarbeits- tages, für 1894 eines neunstündigen und für 1898 eines acht stündigen, außerdem eines achtstündigen sofort sür die Arbeiten unter Tage und die ununterbrochenen Betriebe. Die Ver handlung wurde sodann vertagt. Der frühere Minister von Puttkamer ist, wie aus Aeußerungen des Kaisers bei seiner jüngsten Anwesenheit in Stettin geschlossen wird, für das dortige Lberpräsidium nach dessen Erledigung in Aussicht genommen. Amtlich wird die Meldung, es seien Beamte der Geheim polizei beauftragt, innerhalb der Börse in Berlin Erkundi gungen einzuziehen über Haussegeschäfte in Getreide und Ureiberger Anzeiger -nb TaaE rt» L über Getreideausfuhr zum Zwecke der Preissteigerung im Jnlande, von dem Acltestenkollegium der Berliner Kaufmann schaft demenlirt. Gänzlich unbegründet ist auch das Gerücht, daß das Aeltestcn-Kollegium offiziell ausgefordert worden sei, dem Plane der Errichtung eines kaufmännischen Ehrenraths näher zu treten, welcher nach Art der Aerztekammern und ähnlichen Einrichtungen unwürdige Berussgenossen von Börse auszustoßen hätte. — Dem Geschästsleben hätte cs zum Vortheile gereichen können, wenn diese Meldungen Thatsache beruht hätten. Tagesschau. j Freiberg, dcu 17. April. § Zum Besuch des deutsche» Kaisers aus der Wartburg find die Vorbereitungen in flottem Gange; Post- und Tele graphenstelle auf der Burg werden schon am 19.d.M. eröffnet, I da är Großherzog schon am 21. daselbst eintrifft, um den > Kaiser zu empsangcn, den am 23. der Erbgroßherzog von i Weimar aus dorthin geleiten wird. Auerhahnjagdcn werden ! am 24. und 25. früh, wie in den Vorjahren, im Wasunger ! Revier gehalten werden. Die Kaiserin, welche am 25. in ! Weimar eintrifft, kommt am 26. mit der Großherzogin nach ! der Wartburg; es wird Gottesdienst in der Wartburgkapelle ! stattfinden. ! Der Reichstag kam am Donnerstag in der Fortsetzung > der Berathung des Arbeiterschutzgesctzes zu den Bestimmungen ! über die Kinderarbeit. Z 135 setzt fest, daß Kinder unter ! 13 Jahren in Fabriken gar nicht, solche über 13 Jahre erst ! nach der Entlastung aus dem Volksschulunterricht und zwar ' bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres täglich nicht länger ; als 6 Stunden, von da bis zur Vollendung des 16. Lebens- ! jahres nicht länger als 10 Stunden beschäftigt werden dürfen. ! Abg. Tröltsch (natl.) wandte sich gegen den Antrag der : Sozialdemokraten, welcher die Kinderarbeit überhaupt ab- 1 schaffen will: in Bayern ende der Schulbesuch im Allgemeinen mit dem vollendeten 13. Lebensjahre und das nach dem An träge Auer sreigelastene Jahr bringe die Kinder in der Er- : werbssähigkeit um ein Jahr zurück und verführe sie zum Un- fug. Abg. Wöllmer (dsr.) gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß der Prozentsatz der in Fabriken beschäftigten Kinder in ganz Deutschland in den letzten Jahren abgenommen habe; in Bayern sei aber leider eine Vermehrung der Kinder arbeit eingetreten. Daraus folge, daß man den bayerischen Zuständen entgegen zu wirken, nicht aber die gesetzlichen Be stimmungen mit besonderer Rücksichtnahme auf Bayern zu statuiren habe. Hätten nicht die Sozialdemokraten ihren An trag eingebracht, so wäre ein ganz gleichlautender von deutsch- freisinniger Seite gestellt worden, welche diesen Antrag nun mehr nur aufs Wärmste zur Annahme empfehlen könne. Der bayerischeBundesrathsbevollmächtigte Land mann bestritt, daß aus diesen Verhältnissen ein Anlaß zur Veränderung der bayerischen Schulgesetzgebung hergeleitet wer den könne, er stellte ferner in Abrede, daß in Bayern die Zahl der in Fabriken beschäftigten Kinder prozentualiter ge nommen größer sei, als in anderen deutschen Staaten: es empfehle sich somit die Annahme des unveränderten Kommissions antrages. Abg. Meister (Soz.) veriheidigte den sozialdemo kratischen Antrag mit dem Hinweis darauf, daß die Kommission zu ihrem Vorschläge nur aus einer der Humanität Widerstrei tenden Rücksichtnahme gegen Bayern gekommen sei, und daß in mehreren nichtdeutschen Ländern der Schutz der Kinder weiter ausgedehnt sei als die Kommission Vorschläge; man möge bedenken, daß wenn Kinder zur Fabrikarbeit gezwungen würden, in einer Zeit, wo sie naturgemäß noch in die Schule und auf den Spielplatz gehörten, die Degeneration des Volkes die Folge sein müsse. Die Ausbeutung der Kinder gehe ent setzlich weit; nach dem Bericht des Fabrikinspektors sür Baden raube man den Kindern sogar die Ferien, indem man sie zum Steinetragen bei Bauten zwinge — zu diesen Arbeiten folle man lieber alte, zu keiner sonstigen Arbeit mehr taugliche Leute verwenden. Geh. Rath Königs vom preußischen Handels ministerium betonte, welche großen Fortschritte die vorliegenden Kommisfionsbeschlüsse dem bisher geltenden Recht gegenüber bedeuteten; würden diese Kommissionsvorschläge Gesetz, so würde Deutschland in Bezug aus den Schutz der Kinder saft allen anderen Staaten vorangehen. Auch dieser Redner sah in dem Bestehen einer Pause zwischen dem Ende der Schulpflicht und dem Beginn der Fabrikarbeit nur eine Verführung zum llnfng- treiben und bekämpfte den zweiten sozialdemokratischen Antrag, das jugendliche Alter, in dem nur eine zehnstündige Arbeit bestehen darf, bis auf das vollendete 18. Lebensjahr auszu dehnen, mit der Rücksicht auf die Lebensfähigkeit der Industries; schließlich drückte der Regierungsvertreter die Hoffnung aus, die von der Kommission gestrichene Bestimmung, Kinder unter Die vom Kriegsministerium angcordnete Errichtung Arbeiter-Ausschüssen in den Königlichen Fabriken in Spandau hat stattgefunden. Die Wahl der Ausschußmitglieder erfolgte nach Art der Reichstagswahl mittels verdeckter Stimmzettel. Die Reichstagskommission zur Vorberathung des Gesetzent wurfs über das Telegraphenwesen des deutjchen Reichs hat K1 der Vorlage mit großer Mehrheit in folgender Fassung ange nommen: „Das Recht, Telegraphenanlagen zu errichten und zu betreiben, steht ausschließlich dem Reiche zu. Unter Te legraphenanlagen sind die Fernsprechanlagen mit be ¬ griffen." Aus Reichenbach u. d. E. (Schlesien), 14. April wird ge meldet: Heute hatte sich hier der jüngste Jahrgang der Wehr pflichtigen aus Langenbielau zur Aushebung für den Militär dienst zu gestellen. Schon beim Einzug der Leute in die Stadt, der früh 7 Uhr stattsand, waren viele angetrunken. Vor dem Gasthof zum goldnen Stern, in dem die Gestellung stattfand, kam es bald zu Tumulten, die schließlich zu An - griffen gegen die Polizei und Gendarmerie aus arte t e n, so daß letztere blank ziehen und verschiedene Verhaftungen vornehmen mußte, bei denen es nicht ohne heftigen Widerstand abging. Die Exzesse dehnten sich bis in den Gestellungssaal aus, wo die Ersatzkommission waltete, und es wurde von der selben in Erwägung gezogen, von Schweidnitz aus militärische Die im Recht, welche glauben, daß Fürst Bismarck auch ohne die Gefolgschaft einer Partei und lediglich vermöge seiner persönlichen Autorität im Reichstage eine gewaltige Stellung einnehmen werde. Das Auftreten des Fürsten Bis marck im Reichstage wird, gleichviel, ob cs der Regierung oder einer Partei oder weder der Regierung noch einer Partei zu Statten kommt, als einfache geschichtliche Thatsache eine große Wirkung üben. Man denke sich, daß der Mann, welcher durch drei Jahrzehnte in beinahe unumschränkter Machtvollkommen heit die Geschichte Europas machte und das Schicksal unseres Volkes lenkte, als einfacher Volksvertreter die Tribüne besteigt, jeder andern Macht als derjenigen einer glorreichen Vergangen heit entkleidet und mit keinem andern Mittel ausgestattet als demjenigen der Einzelstimme, über welches jeder von den drei hundertneunundneunzig Reichstags-Abgeordneten verfügt. Man denke sich aber zu dieser Einzelstimme die historische Persön lichkeit mit ihrer Sachkenntniß, Erfahrung und Ueberlegenheit, man denke sich den Zauber der geschichtlichen Ueberlieferung, der sie umfließt, und man begreift sofort, daß es nothwendig eine Ausnahmestellung sein muß, welche Fürst Bismarck einnehmen wird, wenn die niederdeutschen Wähler von Otterndorf und Geestemünde ihm ihr Mandat anvertrauen, wie dies nunmehr wohl zu erwarten ist. Ständen sehe man in dieser Nichtbeschäftigung keine Gefahr sür die Kinder, nur sür die des Arbeiterstandes soll sie be stehen und damit sei ein unberechtigter Vorwurf gegen diesen Stand ausgesprochen. Der Neigung armer Leute, ihre Kinder schon frühzeitig mit verdienen zu lassen, sollte gerade der Staat durch seine Gesetzgebung entgegen treten, um ihnen zum Be wußtsein zu bringen, daß arme Eltern ihren Kindern keine bessere Mitgift sür das Leben geben können, als das Kapital guter Schulbildung, und es wäre ein Glück, wenn dies Gesetz die Wirkung hätte, Staaten, die eine kürzere Schul pflicht haben, zu einer Verlängerung derselben zu veranlassen. Eine Ausdehnung der sächsischen Bestimmung, daß der jugend liche Arbeiter bis zum siebzehnten Jahre eine Fortbildungs schule besuchen muß, auf das ganze Reich wäre ein Segen. Abg. Möller (natlib.): Ich kann weder für den einen noch den anderen Antrag der Herren Sozialdemokraten eine Nothwendigkeit entdecken. Abg. Hirsch (freis.): Es ist hier immer von so zialdemokratischen ' Anträgen die Rede. Man scheint aber zu vergessen, daß es sich hier um alte Forderungen der Freisinnigen und der Fortschrittspartei handelt. Es sind Forderungen der Humanität. Es handelt sich um die Pflicht des Staates, die Schwachen und Unmündigen zu schützen. Davon ist keine Rede, daß Bayern durch das Reich gezwungen werven soll, seine Ge setzgebung zu ändern. Aber wenn das Reich eine Maßregel für wünschenswerth im Interesse der Gesundheit seiner Be völkerung erklärt, dann ist es doch von einem Einzelstaate nicht Hilfe zu verlangen. Morgen komme« die beiden ältesten Jahr gänge aus Langenbielau zur Gestellung; sür den sfiill neuer Unruhen sind geeignete Maßregeln getroffen. Die Verhafteten werden sich wegen Landsriedensbruch, Gefangenenbefreiung und Widerstand gegen die Staatsgewalt zu verantworten haben. Im österreichische» Abgeordnetenhaus wurde Smolka (Pole) zum Präsidenten, Chlumecky (deutschliberal) und Kathrein (klerikal) zu Vizepräsidenten gewählt. Im späteren Verlauf der Sitzung legte dec Finanzminister das bereits im Vorjahre eingebrachte Finanzgesetz und den Staatsvoranschlag ür 1891 ohne Aenderung wieder vor. Die Abgeordneten Jaworski und Genoffen, Plener und Genossen und Engel und Genossen beantragten, die Thronrede mit einer Adresse zu be antworten und zur Ausarbeitung und Vorberathung des Adreßentwurss einen Ausschuß von 36 Mitgliedern einzu- ketzen. Die Anträge wurden als dringlich behandelt und ohne Debatte angenommen. In der italienische» Deputirtenkammcr erklärte Minister präsident Rudini, die Anfragen über die Vorgänge in Neiv- Orleans beantwortend, vier der Gelynchten waren Italiener; er habe aber von der Unionsregierung befriedigende Versiche rungen erhalten, welche der Gesandte der Union in Rom per- önlich bestätigte. Rudini verlas sodann ein Telegramm des Präsidenten Harrison an den Gouverneur von Louisiana, in welchem derselbe aufgefordert wird, die Schuldigen der Justiz zu überliefern. Italien habe neben der gerichtlichen Verfolgung auch die Entschädigung der Familien der Opfer verlangt. Nach dem aber das Vorgehen der Unionsregierung ihrem Versprechen nicht entsprach, habe sich Italien gezwungen gesehen, die Ver sicherung zu verlangen, daß die Schuldigen öffentlich angellagt und prinzipielle Entschädigung angenommen werde. Die Re gierung der Unionsstaaten hätte aber erklärt, dies nicht thun zu können, da die Verfassung ihr verbiete, sich in die Ange legenheiten Louisianas zu mengen. Die italienische Regierung habe darauf geantwortet, sie könne nicht über die Verfassung der Unionsstaaten diskutiren, es sei aber ihre Pflicht, den Prinzipien des Völkerrechts Achtung zu verschaffen und Ge rechtigkeit zu verlangen und könne nickt die Verantwortungs losigkeit der Unionsregierung zulaffen. Nachdem die Regierung hierauf eine nicht günstige Antwort erhielt, beauftragte sie den Gesandten di Fava, mit einem durch die Unwirksamkeit seiner diplomatischen Aktion motivirten Urlaub abzureisen und Jm- periali zur Erledigung der laufenden Geschäfte zurückzulassen. Derselbe hatte den Auftrag, in Beantwortung der Mittheilung Blaines zu erklären, dieser diplomatische Zwischenfall könne blos nach vcm begonnenen Gerichtsverfahren gegen die Schul digen als erledigt betrachtet weiden. Rudini drückte sodann sein Vertrauen auf eine günstige Lösung des entsprechenden Rechtes Italiens aus, das auch jenes aller zivilisirten Regier ungen sei, indem diesfalls alle mit Italien solidarisch wären. Wenn eine günstige Lösung unerhältlich sei, würden sich des halb keine Schwierigkeiten und Verwickelungen ergeben, doch müßte er, Rudini, dann die in der Zivilisation so vorgeschrit tenen Unionsstaalen tief beklagen, wenn dieselben in Europa allgemein proklamirten und sorgsam beobachteten Prinzipien des Rechtes und der Gerechtigkeit gegenüber ein so abweichendes Verhallen zeigten. (Vergl. Ver. Staaten!) Ueber die Mission des Grafen Antonelli wird der nachstehende amüsante Bericht erstattet: Es ist bekannt, daß im Monate Oktober plötzlich ein dunkles Gerücht austauchte, wonach König Menelik, als er die Hälfte des ihm von Italien geschenkten — „Darlehens" eingestrichen hatte, zu der Einsicht gelangt wäre, daß der Artikel 17 des mit Italien abgeschlossenen Fieundschafisvcrtrages seine Würde und Selbstherrlichkeit ver nichte und er selbst, wenn er sich zu der ihm zugemuthelen Nolle eines bescheidenen Schützlings König Humbcrt'S bequemte, an den ihm als „Nachfolger der Königin von Saba" obliegen den politischen und historischen Pflichten zum Verräther werden würde. Das Gerücht war leider begründet, und Graf Anto nelli, der Urheber des erwähnten Vertrages, mußte sich wohl oder übel zu einer neuen Reise nach Schoa verstehen, um den -Nimmersatten alten Schlaukopf wieder auf den rechten Weg zurückzuführen. Mit Geschenken und der süßen Last von tünfzigtansend in Rom geprägten nagelneuen „Humbert- Thalern" beladen, langte er nach dreißigtägiger Reise am Hof lager des Negus an und wurde mit großen Ehren empfangen. Die Geschenke thalen ihre Pflicht, und Menelik war die Freund lichkeit nnd Zuvorkommenheit selber, als er aber Geld, Ge wehre, Goldflitter sür sich und die Seinen wieder in sicheren Gewahrsam gebracht hatte und der gute Graf nunmehr ein ernstes Wort mit ihm reden wollte, da deutete er salbungsvoll auf die äthiopischen Kirchen und Staatslenker und meinte, es seien vier große Feiertage im Anzuge, und es gezieme sich, den Gast während derselben nicht mit Sorgen zu bedrücken: zuerst die Freuden des Gelages, dann erst die Geschäfte. Also sprach die weise Majestät, und Graf Antonelli mußte sich in das Un abänderliche fügen. Als aber die Feiertage um waren, da kniff die Majestät plötzlich aus; einige wandernde Rinderhirten halten ihm irgend ein werthvolles Ackerfeld besetzt und Alles nieder getrampelt, sie müßten gezüchtigt werden. Tage und Wochen vergingen, ehe Menelik sich wieder einsand und Antonelli ihn beim Zipfel der goldverbrämten „Schama" fassen konnte; da er ihm aber endlich in's Gewißen redete, die eindringliche Bitte vortrug, sich doch eines Besseren zu besinnen und eine Klausel zu unterzeichnen, laut welcher er der dem Artikel 17 von der italienischen Regierung gegebenen Deutung zagestimml, sich selbst für ein „Küchlein" Italiens erklärt hätte, da ant wortete er nicht Ja und nicht Nein, sondern meinte, daß schließlich Jeder bei seiner Ansicht bleiben könnte, woscrn man nur übereinkäme, in allen Dingen einander zu Diensten zu sein, nichts zu thun, was den Andern kränken oder schädigen könnte: eine derartige Klausel wolle er gerne unterschreiben! Antonelli wollte davon begreiflicherweise nichts hören, und die Verhandlungen spannen sich fort, unfruchtbar, endlos, ent- muthigend, dis endlich eines Tages Menelik den Grafen rufen ließ und ihm sagte, er möge also in Gottes Namen seine Klausel vorlegen, er werde sie aus Freundschaft für ihn unter schreiben. Antonelli setzte den Wortlaut derselben fest, ließ sie in's Amharische übertragen und überbrachte fie dem Ncgus, der ihn, von seinen Großen umgeben, bei reich besetzter Tafel erwartete. Er hieß den lieben Freund neben sich medersetzen, bewirthetc ihn selbst und zeigte sich so fröhlich und heiter, daß man es ihm förmlich ansehen konnte, welche Last ihm mildem Entschlusse, die italienischen Wünsche zu erfüllen, vom Herzen gefallen war ... Es wurde an der Tafel viel Meth getrunken. Graf Antonelli konnte sich des freundlichen Zuspruches des Ne gus kaum erwehren. Als indeß die Klauseln in zwei Ab- 14 Jahren in gewissen, vom Bundesrath zu bestimmenden Be trieben zuzulaffen, wenn ein ärztliches Attest die Fähigkeit der Kinder dazu bestätige, im Interesse der Industrie in der dritten Lesung wieder hergestellt zu sehen. Abg. v. Münch (Demokrat) hielt für seinen Antrag, junge Leute bis zum voll endeten 17. Lebensjahre nur 10 Stunden täglich zu beschäf tigen, eine sehr ausführliche, aber in Folge der Besonderheiten seiner Sprechweise im Zusammenhänge nicht ganz verständliche Rede, in welcher er den sozialdemokratischen Antrag auf Ab schaffung der Kinderarbeit als arbeiterfeindlich bekämpfte und sür seinen Antrag in Anspruch nahm, daß er die Verheißungen der kaiserlichen Erlasse erst zur Wahrheit mache, während die Vertreter des Bundesraths durch ihr Eintreten für das sech zehnte Jahr das kaiserliche Wort zum Gespenst machten. Vize präsident vr. Baumbach wies die letzte Aeußerung als zu weil gehend zurück. Abg. Stolle (Soz.) führte aus, daß das Bedürfniß, Kinder, die vor dem 14. Lebensjahr aus der Schule entlassen werden, zu beschäftigen, doch für die Kinder aller Stände gleich gebieterisch sein müsse; aber in den besseren
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