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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189104124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-04
- Tag 1891-04-12
-
Monat
1891-04
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.04.1891
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fis der Er- und Lester- ÜS sei auch den Termin oas Authen- datz es der rund zu der Vertrag bis Marz 18SI !0 Mark in >78 204 Ml. in Kupjer. : Berlin ei» dessen Zweck giebt: „Der ung deutsch- versolgt als seins in der Entwickelung Inlcrstübung , wo Ange rer Eigenen ter deutschen derung einer >n und über en Kolonial es Verbandes äten lverden, Der Zahres- ver Verband der über- indnahme ne Theile ne. Man seit dem cabschiedet daß die )n einigen erständlich rvorrufen an den in uss Reue wärtig an 'etheiligen, sind, zu Nißbrauch idurch von sehr viel vor allen azialdenw- uszählung heilnahme deutschen marck be rge erfichk- zu hören, liche Sen- rgen sinv, :s srüheren Sympathie sind alle sind theils mst, theils und viele deutsche Gi pser „Romu- r chilenische» r sreigelassen i konnte, nmencn Aus- ersonen «i- rtgeseßt. Bw n 18 Man» sühil worden, n einem, des wehr bewacht- bei den ll»- icht in Ulliß, iren vonRen- n des stattge- rteine vorder» in Hausen ge- Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 11. April. — Se. Majestät der König und Ihre Kgl. Hoheiten Prinz Georg, Prinzessin Mathilde und die Prinzen Johann Georg und Albert, sowie Ihre Hoheiten die Herzogin Adelheid und die Prinzessin Feodora von Schleswig-Holstein wohnten Freitag Abend dem mit aller höchster Genehmigung zum Besten milder Zwecke im König!. Hostheater zu Dresden-Altstadt veranstalteten Sinfoniekonzert der Königl. musikalischen Kapelle unter Mitwirkung der Kgl. Kammersängerin Fräulein Malten bei. — Se. Exzellenz der Herr Staatsminister von Metzsch kam heute Vormittag in Begleitung des Herrn Geh. Regierungsrath von Bosse mit dem 9 Uhr 38 Min. cin- lressenden Schnellzuge hier an, wurde auf dem Bahnhöfe von den Spitzen der Behörden begrüßt. Rach einem auf dem Bahn hofe eingenommenen Frühstück fuhr Se. Exzellenz zunächst nach dem Dome, wo von Sr. Exzellenz unter Führung der drei Mit glieder der Kgl. Kircheninspektion, der Herren Superintendent Hösselbarth, Amtshauptmann vr. Haberkorn, Bürgermeister vr. Böhme, des Herrn Geh. Oberbaurath und Oberlandbau meister Canzler, des Herrn Landbaumeistcr Waldow aus Dresden und des Herrn Domdiakonus I)r. Költzsch die Kirche, die Begräbnißkapelle, die Goldne Pforte und die Kreuzgänge eingehend besichtigt wurden. Sodann fuhr Se. Exzellenz nach dem Rathhause, wo Herr Bürgermeister vr. Böhme die städtischen Beamten vorstellte. Vom Rathhause begab sich der Herr Minister nach der Kgl. Amtshauptmannschaft, deren Beamtenpersvnal dort von Herrn Amtshauptmann vr. Haberkorn vorgestellt wurde. Se. Exzellenz besuchte noch vor der Nach mittag 12 Uhr 51 Min. erfolgten Rückkehr nach Dresden die Eisengießerei und Maschinenfabrik von Paschke L Kästner und die Superphosphat-Fabrik von A. Schippan L Co. — Wie uns das Kaiserliche Postamt zu Freiberg mittheilt, ist der Firma Gebrüder Tzschöckel hier, Ecke des Obermarktes und der Petersstraße, am 9. d. M. eine amtliche Verkaufsstelle für Postwerthzeichen übertragen worden. — Die Kaiserliche Oberpostdirektion erläßt wiederholt eine Warnung vor vorsätzlichen oder fahrlässigen Beschädigungen von Tele- graphen-Anlagen und verweist darauf, daß aus den Fonds der Reichs-Post- und Telegraphenvcrwaltung Diejenigen Be lohnungen erhalten, welche die Urheber solcher Beschädigungen zur Anzeige bringen. - Für das Pfarramt St. Aotzaunis hier, welches durch Designation des derzeitigen Inhabers, Herrn Pfarrer Hösselbarth, zum Dompfarrer und Superintendenten allhier erledigt war, ist gestern der von dem Stadtrathe als Kollator an erster Stelle präsentirte Herr Otto Gottlöber, Diako- nus an St. Petri hier, vom Kirchenvorstande einstimmig ge wühlt worden. Der Kirchenvorstand verfügte sich sogleich nach der Sitzung in die Wohnung des Genannten und überbrachte ihm Glückwünsche, Dem Vernehmen nach wird der in der hiesigen Petri-Gemeinde treubewährte Geistliche sein neue» Amt Anfang Juni antreten. — Die gestrige StaVtverorVnelen Sitzung eröffnete Herr Rechtsanwalt Täschner mit der Mittheilung mehrerer Eingänge (der Bericht der Gerberschule, ein Dankschreiben de» Landesverbandes für Handfertigkeitsunterricht, ein Schreiben der Kaiserlichen Oberpostdirektion zu Dresden, ein Dankschreiben der mit einer Zulage bedachten Rathsbeamten, der Bericht de» Vereins für Kleinkindrrbewahranstalten u. s. w.) Der Herr Vorsitzende theilt sodann den Mißerfolg der zur Verhinderung der Verlegung der Artilleriegarnison bisher gethanen Schritte mit. — Herr Direktor vr. Leuthold wünscht zu wissen, ob der Einquartierungsausschuß die Möglichkeit einer Verlegung der Roßweiner Artillerie-Garnison nach Freiberg erwogen habe. — Herr Bürgermeister vr. Böhme erwidert, daß der gegen wärtige Zeitpunkt zu neuen Schritten ungeeignet sein dürfte, daß aber anderweite Anfragen an den neuen Herrn Kriegs minister in der Garnisonsrage beabsichtigt seien. — Wie Herr Professor vr. Hering versichert, hat der Ausschuß die Sache wohl erörtert. Es sei immerhin noch möglich, daß Freiberg eine Garnison behalte und daß die Roßweiner Abtheilung, sie jetzt in ziemlich primitiver Weise einquartiert sei, nach Riem verlegt werde. — Der Herr Vorsitzende iheilt hieraus mit, daß die Aeußerungen des Herrn Prandl über das Stadtkranken haus Veranlassung zu einer eingehenden Besichtigung durch die Deputation gegeben hätten. Das Ergebnis; der Besichtigung war nach der Mittheilung der Deputation ein solches, welche» die von Herrn Prandl gemachten Wahrnehmungen nicht oe- stätigte. Es gelangt sodann noch ein Schreiben des Herrn Stadtkrankenhausarzt vr. Nippold zum Vortrag, in welche» sich derselbe gegen die von Herrn Prandl erhobenen Beschwerden verwahrt, ferner der Wortlaut eines Protokolls über die be züglichen mündlichen Darlegungen der Herren Prandl, Provisor Wichmann, Goldbach u. A. m. Herr Prandl erklärt darauf, er habe kein Mitglied der Stadilrankenhaus-Deputatio» belei digen wollen; übrigens habe seine Anregung ihren Zweck er reicht. Etwas Unwahres habe er nicht gesagt und es solle der Kollege Herr Matthes seine in dieser Richtung gethane ihn be leidigende Aeußerung widerrufen. Dieses weigert sich Herr Matthes zu thun, da er nur ein öffentliches Institut gegen eine irrthümliche diskreditirende Darstellung vertheidigt habe. — Aus Wunsch des Herrn Vorsitzenden, der es beklagt, daß die an sich ganz unbedeutende Angelegenheit unnöthig aufgr- bauscht worden sei, wird diese Sache verlassen und geht man nun endlich zur Tagesordnung über. — Im Austrage der Rech nungs-Deputation erstattet Herr Clemen den Bericht über die Rechnung der Sparkasse aus das Jahr 1888, vei der ohne Weiteres Justifikation ersolgt, sodann über die Rech- > nung des Realgymnasiums auf das Jahr 1888, bei welcher , letzteren eine Ueberschrcitung von 849 Mk. 10 Pf. konstatirt , wurde,ohne daß eineNachverwilligung feiten derStadtverordneten- schaft nachgcwiesen wäre. Nach einer Aeußerung des Herrn Bürgermeister vr. Böhme und einer solchen des Herrn Vor sitzenden wird einstimmig beschlossen, die Richtigsprechung dieser Rechnung einstweilen auszusetzen und den Rath um Aus kunft über den Ursprung der betreffenden Ueberschreitungen zu ersuchen. — Hierauf erstattet Herr Clemen den Depu- tationsbcricht über die Rechnungen der Pensionen und die An leihen auf das Jahr 1888. In beiden Fällen erfolgt die Richtigsprechung mit Einstimmigkeit. — Das Gleiche ist der Fall bei der Rechnung der Volksschulen auf das Jahr 1888, über welche Herr Bär den Deputationsbcricht erstattet. — Ueber die Rechnung des Wasserwerkes auf das Jahr 1888 be richtet Herr Wächtler; Da die Kalkulatur eine Ueberschreitunz von 887 Mk. 88 Pf., sowie eine nur auf direktoriale Anweisung beruhende zeitweise Entnahme von 6000 Mk. aus dem Betriebs fond feststellte, beantragt die Rcchnungsdeputation auch hierbei einstweilen die Richtigsprechung auszusetzen und den Rath um Darlegung der einschlagenden Verhältnisse zu ersuchen. Nach einer kurzen Debatte, an der sich außer dem Herrn Vor sitzenden die Herren Seim und Wächtler betheiligen, wird dies gegen 4 Stimmen zum Beschluß erhoben. — Der Herr Vorsitzende bringt zur Sprache, daß seiner Zeit die Stadt- vcrordnetenschaft sich mit der Absendung des Herrn vr. Nippold nach Berlin zur Kenntnißnahme der Koch'schen Heilmethode in der Erwartung einer Vorlage über die Kosten einverstanden erklärt habe. Die für jene Reise erforderlichen 300 Mk. seien aber im Februar d.J. ohne Genehmigung der Stadtverordneten- schasl zur Auszahlung gelangt und einfach auf Pos. 383 des diesjährigen Haushaltplans gebucht worden, die eigent lich nicht für außerordentliche Fälle bestimmt sei. — Herr Mit prozentualer Hinzurechnung der erfahrungsmäßigen Weg fälle ist in diesem Jahre ein Fehlbetrag von 303977 M. 53 Pf. zu decken durch Einheitssätze, von denen jeder in diesem Jahre etwa 15992 M. beträgt. Bei abermaliger Erhebung von 20 Einheitssätzen wird ein nicht sehr bedeutender lleberschuß herans- kommen, während 19 Einheitssätze knapp ausreichen würden. Der Herr Vorsitzende empfiehlt, es in Anbetracht etwaiger un erwarteter Ausgaben bei 20 Einheitssätzen zu belassen, waS einstimmig beschlossen wird. Am 20. April werden nur 3 Einheitssätze für Gcmeindcaiilagen und 3 für Kirchenanlageu, am 20. Juli und 20. August je 6 für Gemeinde- und Schul- anlagen und am 20 Oktober 5 für dergleichen erhoben werden. Der sehr dankenswcrthen Anregung des Herrn Braun, daß der Lokalpresse die vollständigen Unterlagen der eben vorge tragenen und auf der Tribüne von den Berichterstattern kaum in allen Punkten wiederzugebenden Rechnungs- Aufstellung zur Verfügung gestellt werden möchten, wird nach Ansicht des Herrn Vorsitzenden vom Stadtrath ge wiß gern entsprochen wird. —Herr Bürgermeister vr. Böhme rechtfertigt das Verfahren des Rathes, dem eS völlig fern gelegen habe, das Bewilligungsrecht der Stadt- vcrordnetenschaft anzugreifen, damit, daß die in der Position 383 enthaltenen planmäßigen Mittel noch nicht er- schöpft waren. Der Herr Vorsitzende hält seine Ansicht aufrecht. Damit ist auch dieseSache erledigt. — Die nächste Vorlage betrifft dce Erhebungder Gemeindeanlagen sür1891 in derHöhe von2OEin- heitssätzen. Bei der Einschätzung für die staatliche Einkommen steuer wurde das Einkommen der Stadt Freiberg in diese»» und Rigault de Genouilly 4 mal. Am längsten behielt sein Porteseuille der Finanzminister des ersten Kaiserreichs Gaudin, Herzog von Gaöta, der sein Amt durch vierzehn Jahre ver waltete. Dann kommen seine Kollegen Rögnier, Herzog von Massa, 11 Jahre, Maret, Herzog von Bassano, ebenso lange, und es folgen. Marschall Vaillant 10 Jahre, Talleyranv und Rouher 8 Jahre, Randon 7 Jahre, Rouland und Cochery je tz Jahre. Wenn aber Herr Rocher als Ackerbauminister mit 8 Jahren verzeichnet ist, so stand er im Ganzen 17 Jahie lang am Ruder, Fould 16 Jahre, Vaillant 15, Guizot 11, de Freycinet, der 9 mal Minister und 4 mal Ministerpräsi dent war, 6 Jahre und Dufaure eben so lange in verschiedenen Ministerien. Die gegenwärtigen Minister, von denen zwei bereits in dieser Statistik Vorkommen, rechnen ans eine lange Existenz, und in der That sind sie schon über ein Jahr am Ruder, was in Frankreich schon eine recht anständige Minister- herrlichkcitsdauer ist. Die aus Tonkin eingetrvffencn Journale berichien von Kämpfen der französischen Truppen mit Piratenbanden. Nach dem „Avenir de Tonkin" wären einige Dörfer in der Provinz Ton-Tay von den Piraten geplündert worden. Bei dem ziem lich heftigen Zusammentreffen in Banhyenyen hatte die städtische Miliz einen Verlust von mehreren Todten und Ver wundeten. Zwei Kompagnien mußten aus Bachning zur Unter stützung dorthin gesandt werden — Nach einer Depesche vom Senegal sind zwei französische Kaufleute aus Marseille auf dem Wege von Grand Bassam nach Kong, wo sie ein Geschäft eröffnen wollten, von den Eingeborenen ermordet worden. Die Einverleibung des bisher noch halb unabhängigen Staates Manipur in das britisch-indische Reich ist nur noch eine Frage der Zeit und der thatsächliche Herrscher der Manipuriten ist eifrig bemüht, die möglichst günstigen Bedingungen für die Unterwerfung unter den „milden Despotismus der Engländer" zu erlangen. Er hat zu diesem Zwecke zwei Schreiben an den Vizekönig von Indien gerichtet. Man meldet darüber: Der „Regent" von Manipur bürdet in seinem an den Vizekönig von Indien gerichteten Schreiben die Schuld für die Metzelei in Manipur den britischen Truppen auf. Er sagt: „Am 24. März früh Morgens tödteten die Truppen die Wachtposten, und drangen in den Palast, während wir schliefen. Unsere Tempel und Götzen wurden zerstört, Frauen und Kinder er mordet, Häuser in Brand gesteckt, Kinder bei den Haaren er griffen und in die Flammen geworfen. Wir bestrebten uns bis zuletzt, Frieden zu halten, aber schließlich konnten meine Leute nicht länger im Zauffle gehalten werden. Erbittert durch die Grausamkeit, kämpften sie verzweifelt in Vcrtheidigung ihrer Familien und ihres Glaubens. Der Kamps dauerte bis zum nächsten Morgen mit dem Ergebniß, daß viele meiner Leute umkamen. Der Oberkommissar (Quinton) und der poli tische Agent, sowie die britischen Offiziere und einige der Mannschaft wurden ebenfalls getödtet. Ich bedauere lies das traurige Ercigniß, aber ich war nicht der Angreifer, wie dies durch die am Leben gebliebenen Truppen und britischen Untcr- khnnen, die sich hier unter meiner Fürsorge befinden, bewiesen werden kann. Der ganze Vorgang ist der Voreiligkeit und dem Mangel an Einsicht der britischen Offiziere zuzuschreiben. Zch bin keineswegs dafür verantwortlich, ich glaube, mein Volk war berechtig«, zur Vertheidigung seines Glaubens und seiner Familie zu kämpfen." Der Vizekönig glaubt, dieser Bericht lasse sich mit Dem, was über die Thatsachen bekannt geworden ist, nicht zusammenreimen; der Regent wolle sich nur selber schützen. Ein zweiter Brief des „Regenten" in Antwort auf dasVerlangcn der indische» Regierung um Frcigebung derGcfange- nen besagt, alle britischen-Unterthanen und Gefangenen wären vor -cm Eintreffen des Gesuches sreigelassen worden mit Ausnahme des Sekretärs und des Dolmetschers der britischen polischenAgentur. — Das „Reutersche Bureau" meldet weiter aus Calcutta: Nach einer Depesche aus Silchar (südwestlich Manipur) ist ein Bote mit einem Schreiben des Rajah an den Vizekönig daselbst ein- aetrosscn, in welchem nutgetheilt wird, daß der Thronfolger des Rajah, welcher die Niedermetzelung der gefangenen Engländer veranlaßt hatte, hingerichtet worben sei und in welchem der Rajah seinem Friedenswunsche Ausdruck giebt. Ueber die Verhaftung eines angeblichen Attentäters auf den rusfischcn Kaiser wird dem „Daily Telegraph" folgendes Nähere unterm 6. d. berichtet: „Auf heute (Montag) Morgen war ein neues Attentat gegen das Leben des Zaren geplant, welches jedoch glücklich vereitelt wurde. Der heutige Tag ist in Ruß land einer der grüßen Feiertage des Jahres und ferner der Hauptchrentag für die Gardereittr, welche an ihm vor dem Kaiser und der Kaiserin aus der Reitbahn der Garde, gegen über dem Palais des Großfürsten Nikolaus, Revue zu passiren haben. Mit Ausnahme der Mitglieder der Kaiserlichen Fa milie hat zu dieser Revue Niemand Zutritt, welcher nicht eine vom Regimentsadjutanten aus seinen Namen ausgesüllte Karte vorzuweisen vermag. Diese Karten werden nur an dem Ad jutanten und dem Offizierkorps persönlich bekannte Herren und in sehr beschränkter Zahl ausgegeben. Zudem ist es Vorschrift, daß alle Offiziere in Galauniform, alle dem Zivilstande ange hörenden Persönlichkeiten im Gesellschaftsanzuge erscheinen. Aus jeder Seite des Portals, durch welches der Kaiser eintritt, erheben sich zwei kleine Tribünen, welche von den Gästen in Ser Folge, in der sie ankommen, eingenommen werden. Die jenigen, welche nahe der Thür stehen, befinden sich in nächster Nachbarschaft des Kaisers, wenn dieser in die Reitbahn Hinein tritt. Während der Revue nähert er sich dem Eingang zwei Mal. Ungefähr um halb 11 Uhr heute Morgen erschien ein Mann von mittlerer Höhe, düsterem Gesichtsausdruck und süd lichem Typus, wies sein Billet vor und ließ sich an dem äußersten Ende der Tribüne nieder, wo die Entfernung zwischen ihm und dem Kaiser höchstens fünf Schritt betragen konnte. Der Umstand, daß er zuerst erschien, diesen besonderen Platz einnahm und seinen Ueberzieher nicht ablegte, erregte Argwohn. Seine Einladungskarte wurde geprüft und es entstanden Zweifel, ob überhaupt eine Karte aus seinen Namen ausgestellt war. Er wurde dann ersucht, seinen Ueberzieher abzulcgen. Er bat zuerst, ihn hiervon in Hinsicht auf den starken Zug entschul digen zu wollen, willigte dann jedoch sofort ein und begab sich ^u diesem Zwecke in das Vorzimmer, wo ihn ein Geheimpolizist verhaftete. Er wurde unauffällig in's Gefängniß geführt, wo sich ein Revolver und außerdem eine Phiole mit einem angeb lich sehr starken Gift in seinen Taschen vorfanden. Vergebens betheuerte Skameilin (so heißt der Gefangene), daß sich in der Flasche nur eine wohlbekannte Medizin befände. Ungefähr drriviertel Stunden nach Skameikin'S Verhaftung erschien der Kaiser und schritt langsam durch die Passage zwischen den beiden Tribünen herein, von wo aus der Attentäter, falls er nicht rechtzeitig verhaftet worden wäre, ihn zweifellos hätte terprüsidcnte» Vertreter dec ervativen und im Minister- s Präsidiums landale an du Fragen. Dec lieber die Be- nigung erziel» l. Mai an de» ; sie hat die >en beauftragt, n, und ebense :n industrielle» irken. — Die wert noch fort '00 die Arbeit en bisher ohm Rinisterivechsel- lkte über diese» daß Frankreich Justizminister, ern, 54 Finaii' ninister gehait "kale am Ruder > Cocherq u»d rry, Marschall rfaure, Talle-' Guyzot, Cis-d xödten oder schwer verwunden können. Wie verlautet, erwartete die Polizei die Ankunft Skameikin'S, wenngleich sie nicht wußte, wo er wohnte. Es heißt, daß er aus einer Provinzialstadt gekommen sei, um das Attentat gegen den Zaren zu verüben, i und dasselbe nur eine Fortsetzung der von Sophie Günsburg i angestiftetcn Verschwörung sei. Diese Letztere befindet sich gegenwärtig als Gefangene in der Festung Schlüsselburg." t Aus alledem geht immerhin noch nicht mit Gewißheit hervor, l daß der Verhaftete wirklich einen Mordanschlag auf den Zaren im Sinne hatte; es wird nur wieder einmal der Beweis er- l bracht, daß es trotz der größten Anstrengungen nicht gelingen l will, der Anarchisten und Nihilisten Herr zu werden. Es ist das eine zeitgemäße Illustration zu der scharfen Kritik, welche russische Blätter gelegentlich des Attentats aus Stambulow an ' den Zuständen Bulgariens übten. Mit demselben Recht, wie seiner Zeit die „Nowoje Wremja" könnten jetzt bulgarische Blätter von den unsicheren Verhältnissen in Rußland sprechen, welches eine Sammelstätte von Abenteurern der schlimmsten Art sei. Wie aus Madrid gemeldet wird, ist ganz Marokko im Ausstand. Der Sultan will jetzt nach Beendigung der Fasten und des Ramadansestes einen Feldzug gegen die Rebellen unter nehmen, die seine Autorität nicht anerkennen wollen. Der Sultan wird die Truppen persönlich gegen Ait-Sojoman undAit- Uusi führen, die sich bei Refron verschanzt halten. Auch der räuberische Stamm der Beni Mguild soll gezüchtigt werden. Zur selben Zeit wird Prinz Mulcy Hamed in der Provinz Taila die ZemmuS zu unterwerfen suchen. Die Kaiden (Gouverneure) ' der Provinzen haben Befehl erhalten, sofort mir Männern, Waffen, Pferden und Geld für die Expedition an das Hoslager in Tanger zu kommen. Aus Nordamerika: Aus Philadelphia wird gemeldet: Der Polizeikommandant Laar und 13 Untersheriffs wurden verhaftet, unter der Anschuldigung, streikende Arbeiter bei deren Angriff auf die Werle der Frick'schen Koke-Gesellfchast am 2. d. M. getödtet zu haben. Nähere Aufklärung des Vorganges bleibt abzuwarten. — Soviel man bis jetzt wußte, war die Polizei in gefährlicher Weise von den Streikenden angegriffen worden. Das macht aber in Amerika nichts. Dort sind die Polizei- beamten vogelfrei, und jeder Verbrecher genießt mehr Schutz vor dem Gesetz, als der Beamte, der seine Pflicht Ihut. Wer den Schaden hat, — schreibt die „Boss. Ztg." — braucht für den Spot» nicht zu sorge». Schneller als selbst die Schwarz seher glaubten, ist der Staatsbankerott in Argentinien ver kündet worden. Die Zahlung der Zinsen auf alle Anleihen ist unterblieben oder nur noch in „Skrips" zu erreichen, welche nichts Anderes sind als Zahlnngsve rhcißungen aus einen Theil der Schuld die nach drei Jahren eingelöst werden sollen — wenn es dann den Machthabern in Argentinien nicht belieben sollte, die Gläubiger mit neuen Versprechungen abzuspeisen. Provinzen, Städte, Pfandbriesbanken, Bundesstaat — Alles läßt den Besitzern argentinischer „Werthc" das Nachsehen und dann meldet man noch von Buenos Ayres in die Welt, daß die Mitglieder der Börse den Präsidenten Pellegrini und den Finanzminister Lopez zu dem Verbot der Rückzahlung der hinterlegten Gelder seitens der Nationalbank und der Provinzialbank — beglückwünscht haben. Die Meldung von der Beglückwünschung zu einem Gewaltstreiche, wie er in der Geschichte zivilisirter Staaten bisher unbekannt ist, klingt geradezu wie ein Hohn auf Europa. Jene Banken, welche für Argentinien eine Rolle spielen wie die Reichsbanl für Deutschland, zahlen den Gläubigern bis Juni keine Ein lagen zurück; es wird ihnen höchstens freigestellt, statt ihres Geldes „innere Stoalsschuldverschreibungen", also wieder Ver sprechungen, in Empfang zu nehmen. Mit Recht sagt die „Köln. Ztg.": „Der Staatsbankerott Argentiniens führt auch zu einer Vergewaltigung der Gläubiger der Staatsbanken. Wann und wo dieser fast beispiellose Krach Halt machen wird, ist noch völlig unabsehbar. So abfällig man auch seit Jahr und Tag in Europa und insbesondere in Deutschland die argentinischen Wirthschaslsverhältnissc beurtheilt Hai, so über trifft doch die Wirklichkeit immer mehr und mehr selbst die schlimmsten Erwartungen." Areiderger Anzeiger und Lagevlatt. Sette S. ISN.
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