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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189104084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-04
- Tag 1891-04-08
-
Monat
1891-04
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.04.1891
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Freiberger Anzeiger —ü» Taaeblatt- Seite S. 1891 .HL r» georacqir 2 Einsührunk des Landes in den letzt äußeren Vc »ersügbarei die Stellm Laufe der ! Fragen ken Ausgestallu Kandidaten! Synode ai schien Wird Am G weiter ange einlreffcn 1 U», 1 nad «ach VI. - Im «ahme an, erschienen. N nach > I nach Oli - Als klasstge S genommen, Eusebie lau 93 (64 Kn 59 Mädche Herren Ha her in Frie Of-Hatz). bergsdorf. dem Kolleg ersterer, un weil er in in Leipzig — Die wurde am zogen sich ringer Vor! Gewerbl Tage durt 38 Schüler — Die mittags hc halten, in i rag sächsisch - Al Untre-» Stistungsfe ab. Das 0 Dame gespi sanden den - Bei Lehrer war der Bersam werth, wen mit und se Nutzen der', Lehnert fan eine Hörers, — eine Hör sührungen l Von dem T ruhend, nac mit klarem, zität aus al kunst nachw staunenden einer Zeit, Sophokles e waltiger al< lehrtenschul, Klavier sich so ost, edle beide Herre — Ve, d. I. wurd hierzu war« 1890 betru 125 M. 3k 40 Fleische Klempner, 14 Kupfersc 8 Seiler, j Stellmacher Büchsenmar i wacher, Sr seger und lehrten 22 je 12 Brau Handarbeitl 4 Former, 2 Presser, und Dienst schleiser, Nc Appreteur, spieler, St Spinner, L mann, Pho brecher, Gy I — In I Garten wi 10 Mai. d mit der Ar I ein vorläuf in Aussicht Gcsangvere Aussicht ge Mitglieder s gemeinsam begeben. § tresscnden Anfang des I Vereine, da die Türkei diesen Tag ignorire, so erkenne sie damit still schweigend die äo taow vollzogene Usurpation an; es werde Sache ver Diplomatie sein, die Frage aufzunehmen und sie auf ihren gesetzmäßigen Boden zu stellen. Endlich müsse m Egypten in Gemeinschaft mit Frankreich dafür Sorge getragen werden, daß England seine Stellung aufgebe und die Rechte des Sultans voll wieder hergestellt würden. Die Feier des Abganges der „heiligen Karawane" «ach Mekka fand in Konstantinopel am 25. März statt. Zwei Tage vorher wurden die Kameele, Pferde und Maulesel, Alle reich geschmückt und behangen, nach der Wohnung des Vertreters van Mekka (Dar-ul-Saadet-ul-Scherife-Aghassi) gebracht und eine heilige Reliquie in einem Zelt ausgestellt. Dorthin pilgerten alle die hohen türkischen Würdenträger von, Palast und die Imam. Darauf brachte man die Reliquie in den Kaiserlichen Harem und dann Abends spät wieder in das Zelt, wo die ganze Nacht Gebete und Koransprüche hergesagt wurden. Am 24. März, in der Frühe, nachdem die Geschenke des Sultans zu den übrigen gekommen waren, brach die „heilige Karatvane" gegen 11 Uhr auf und begab sich nach Beschiktasch am Bos porus. Voran schritten einige Trommler und mehrere Pilger, die sich geißelten, dann kainen Pferde, verziert mit bunten wallenden Federbüschen, und Maulthiere mit je zwei Holzkisten, Gelogeschenke für Mekka enthaltend. Dann folgte ein Kameel mit einem aus Fahnen und reichen Stoffen gebildeten Zelt, und zuletzt noch ein Kameel mit einem reichverzierten Ausbau, in welchem ein kleiner Knabe saß. Von Beschiktasch setzte der Zug nach Skntari in Klein-Asien über, um von dort die Pilger fahrt nach Mekka anzutreten. Während der Ueberfahrt feuerte das türkische Stationsboot Salutschüsse ab. Die serbische Skupschtina nahm mit großer Mehrheit das Preßgesetz in zweiter Lesung an. Der Ansschußreferent, einige Radikale und Garaschanin bekämpften den 817 und verlangten die Einräumung der Unverletzlichkeit ausschließlich für den regie renden König, dessen Gemahlin und den Kronprinzen. Die Redner begründeten ihren Standpunkt mit der sonstigen Un möglichkeit einer unparteiischen Geschichtsschreibung und der staatsgefährlichen Einmischung Milan's in die innere Politik, sowie mit dem Zwiste des Elternpaares und dessen verderb lichen Folgen für das Land und das Volk. Der Paragraph wurde trotzdem angenommen. Die griechische Kammer beschloß, die weitere Behandlung der Anklage gegen das frühere Kabinel Trikupis bis zur nächsten Session zu verschieben. Die Session ist vorgestern geschloffen worden. Das ganze Manöver hatte wohl nur den Zweck, die Opposition, welche sich schon recht lebhaft zu regen begann, ein zuschüchtern. Aus Chile liegen heute inehrere Depeschen vor, wonach die Macht der aufständischen Kongreßpartei im steten Wachsen ist, so daß das endliche Unterliegen der Regierung und des Präsi denten Balmaceda vorauszusehen ist. Der Präsident Balmaceda hat nunmehr eine Verordnung erlassen, wodurch alle Häsen nördlich von Caldera, so lange sie im Besitz der Kongreßpartei sind, auf Grund des chilenischen Zollgesetzes von ihm für ge schlossen erklärt werden. In Valparaiso war vorgestern der Kours des chilenischen Dollars auf 15>/^ Cents gesunken. An-- gcsichts oieser Nachrichten hat der Reichskanzler von Caprivi, wie schon kurz gemeldet, sich entschlossen, zum Schutze der deutschen Interessen in Chile die kaiserliche Marine heranzuziehen, und zwar soll nicht blos ein einzelnes Schifssich nach Westamerika be geben, das dort bei der Ausdehnung der Küste nur sehr un vollkommen wirken könnte, vielmehr ist an das zur Zeit in den chinesischen Gewässern weilende Kreuzergeschwader, das jetzt eine Aufgabe dort im Wesentlichen erfüllt haben dürste, der tele graphische Befehl ergangen, sich ungesäumt nach Chile zu be leben. Das Kreuzergeschwader besteht zur Zeit aus der Kreuzer regatte „Leipzig" (Flaggschiff) und den beiden Kreuzer-Korvetten .Alexandrine" und „Sophie". Der Besatzungsctat der drei Schiffe beträgt zusammen etwa 1000 Mann. Kolonialpolitisches. Ter Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Freihr. v. Soden, traf am 6. in Tanga ein und begab sich sofort an Bord des Kreuzers „Schwalbe" nach dem Gouvernementssitz Dar-es- Salaam, nm die Regicrungsgeschäfte zu übernehmen. Es verlautet in London, der deutsche Reichskanzler von Caprivi habe eine Depesche an Lord Salisbury gerichtet, in welcher es heißt, die deutsche Kolonie in TüVwest-Afrik» werde aufgcgeben werden, falls es dem englisch-dentschen Syn dikat nicht gelinge, das nöthige Kapital anfzubringen. Die Depesche schildert das Gebiet als eine unfruchtbare Sandwüste. — Die Nachricht trägt in dieser Form das Gepräge der Un wahrscheinlichkeit so deutlich an der Stirn, daß jedes Wort in dieser Hinsicht überflüssig ist. Daß zwischen der deutschen und englischen Regierung Erörterungen über die Verhältnisse in Südwestasrika gepflogen worden sind, ist nicht unmöglich, so wenig wie es nach den Erklärungen des Herrn von Caprivi im Reichstage anzunehmen wäre, daß die deutsche Regierung sich ohne stärkere Betheiligung des privaten Unternehmungs geistes in dem dortigen Schutzgebiet zu größeren Opfern für dasselbe verstehen würde. Daß das Gebiet aber der englischen Regierung deutscherseits auf dem Präsentirbrett dargereicht werden sollte, liegt selbstverständlich außer dem Bereich der Möglichkeit. Eine andere Frage ist, ob die Kapitalsbeschaffung für die neue Hamburger Gesellschaft durch irgend welche Um stände inzwischen wieder zweifelhaft geworden ist, was nicht unmöglich wäre, wenn die Reichsregierung ihre Zustimmung zu dem Kaufverträge in der That an Bedingungen geknüpft hätte, die den Interessen der englischen Unternehmer nicht vor» theilhast genug erscheinen. OeEches und Sächsisches. Freiberg, den 7. April. — Bei Ihren Königlichen Majestäten fand gestern Nachmittag 5 Uhr im Residenzschlosse Hoftafel statt. Abends begaben sich Ihre Majestäten der König und die Königin mit dem Dienst in das Dresdner Residenztheater und wohnten der Aufführung des Schwanks: „Pension Schöller" von Karl Laufs bei. — Dem Vernehmen nach sind seitens des Kirchenregiments sür die bevorstehende LanVesshnode neben der Eröffnung der Entschließungen aus die von der letzten Synode gestellleu Anträge und geäußerten Wünsche eine größere Anzahl von Vorlagen in Aussicht genommen. Das „Dresdn. Journal" nennt als solche, die zur Zeit in der Vorbereitung begriffen sind den Entwurf eines Disziplinargesetzes für die evangelisch- 1 jntb»i-iküu>n Geiktlicben. eine Mittbeikuna über vt» werde trotz der jüngsten Niederlagen unerschrocken auf der beschrittenen Bahn weitergehcn. Die Versammlung nahm unter begeistertem Beifalle einen Beschluß an, welcher die Negierung ersucht, Milde zu üben. An die Redaktionen sänimtlicher russischen Blätter erging der strengste Befehl der Oberpreßverwaltung, kein Wort über Truppenbewegungen und Rüstungen zu bringen. Es liegen Anzeichen dafür vor, daß man russischerseits die Zeit der Zurückhaltung im Oriente als überwunden erachtet. Es ist in dieser Hinsicht auch folgende Mittheilung der „Münch. Allg. Ztg." von Interesse: Im russischen Ministerium der auswär tigen Angelegenheiten hat ein wichtiger Personalwechsel statlgcsunden, auf dessen Bedeutung — sehr auffallender Weise — die „MoSkowskija Wjedomosti" in einem ausführlichen Leit artikel aufmerksam machen. Für gewöhnlich ist in Rußland alles Raisonnement über derartige Fragen untersagt und die übrigen Blätter haben sich auch, wie zu erwarten war, darüber ausgeschwiegen. Wir haben an dieser Stelle mehrfach der Ge rüchte Erwähnung gethan, welche von einem bevorstehenden Rücktritt des Herrn von Giers von der Leitung der auswär tigen Angelegenheiten wissen wollten. Herr von Giers ist nun doch im Amte geblieben, dagegen ist zum „Gehilfen des Mi nisters des Auswärtigen" Herr Schischkin, der bisher Gesandter in Schweden war, und zum Direktor des asiatischen Departe ments der Ehrenvormund Graf Kapnist ernannt worden. Das asiatische Departement des auswärtigen Amtes umfaßt nicht nur die Beziehungen Rußlands zu Asien, wobei namentlich China und Persien zu betonen sind, sondern auch das türkische Reich mit seinen alten Dependenzen, wie Egypten, Ostrumelien, Bulgarien, Serbien, Rumänien, Griechenland und Montenegro. Man kann also sagen, daß es das Departement der orienta lischen Frage ist. Nun hat man in den panslawistischen Kreisen dem bisherigen Leiter dieser Abtheilung, Herrn Sinowjew, ven Borwurs gemacht, daß es ihm an der nöthigen Initiative fehle. Seine Versetzung nach Schweden weist daraus hin, daß man ihn für große Aktionen nicht mehr zu verwenden gedenkt. Gras Kapnist dagegen ist ein Schüler der Politik des Grafen Ignatjew, unter welchem er lange als Botschaftsrath in Kon stantinopel sungirie. Man erwartet von ihm ein entschlossenes Vorgehen. Für noch kompetenter gilt Herr Schischkin, der neue Gehilfe des Ministers, der lange Konsul in Adrianopel war, darnach diplomatischer Agent in Serbien und zuletzt Ge sandter in Athen. Das Moskauer Blatt erwartet, daß nun mehr Leben und Energie in die orientalische Politik Rußlands kommen werde, und hält die augenblickliche Lage für außerordent lich günstig. Die abwartende Haltung Rußlands müsse jetzt ihr Früchte tragen: in Persien, Bulgarien nnd Egypten seien große Aufgaben zu lösen. In Persien gelte es den englischen Einfluß zurückzudrängen; in Bulgarien sei der 6. April der Tag, an welchem die Pforte sich darüber entscheiden müsse, wie sie die Usurpation des Prinzen Ferdinand von Koburg in Zu kunft ansehen werde. Der Termin, bis zu welchem das Ge neralgouvernement Ostrumeliens dem Fürsten Alexander von Battenberg übertragen wurde, lause an diesem Taae ab. Menn Die Versicherung bismarckseindlicher Blätter, daß man in Berliner amtlichen Kreisen der Wahl in Geestemünde nm 15. April mit einem gewissen Unbehagen entgegensetze, scheint inso- sern eine Bestätigung zu erfahren, als, wie namentlich die „M. A. Z." hervorhebt, dem Fürsten Bismarck in diesem Jahre zum ersten Male seit 1863 kein allerhöchster Glückwunsch zum Geburtstage zu Theil geworden ist. Das Blatt schreibt nämlich: „Zum ersten Male seit dem Jahre 1863 hat Fürst Bismarck seinen Geburtstag ohne den warmen Glückwunsch seines Souveräns begangen. Die lapidaren Worte, mit welchen Kaiser Wilhelm I. dem Fürsten zum 70. Geburtstage den un auslöschlichen Dank des preußischen Königshauses und des deutschen Volkes darbrachte, Worte, welche in dem Trinkspruch des Kronprinzen Wilhelm am 1. April 1888 und noch in dem Abschiedserlaß vom 20. März v. I. widerklangen, bedürfen allerdings keiner alljährlichen Wiederholung. Der Tageschronik erübrigt die Pflicht, die Thatsache zu verzeichnen, die Würdi gung verbleibt der Geschichte." Der Reichstag nimmt heute seine Arbeiten wieder aus. Was die Aussichten der Bismarck'schen Wahl betrifft, so schreibt die „Krzztg.": „Es ist kaum mehr daran zu zweifeln, daß es zu einer Stichwahl zwischen dem Fürsten Bismarck und dem sozialdemokratischen Kandidaten kommen wird, dann aber .werden von den Welfen und Freisinnigen die meisten sich der Wahl enthalten, viele aber auch für Fürst Bismarck stimmen. Für den sozialdemokratischen Kandidaten werden in der zweiten Wahl nur wenige Freisinnige, aber kein Welse eintretcn. An dererseits würde Fürst Bismarck fiter unterliegen, wenn er mit einem Welfen oder Freisinnigen in die Stichwahl käme, da dann die drei Oppositionsparteien geschlossen gegen ihn stimmen würden. Daran ist aber nicht zu denken, weil die Sozialdemokraten durch die Stimmen der städtischen Arbeiter, besonders Geestemündes und Leers, ein zu großes nummerisches Uebergewicht besitzen. Endlich wird uns noch mitgetheilt, daß der Wahlkampf einen Grad der Heftigkeit zeigt, wie es in dem dortigen Wahlkreise, so lange überhaupt gewählt wird, noch niemals der Fall gewesen sei." - Der .Reichsanzeiger" meldet, daß der preußische Staats minister und Minister der öffentlichen Arbeiten, V.Maybach, nach der südlichen Schweiz abgereist ist. Vor einiger Zeit erkrankte der Minister, und er unternimmt nun diese Reise auf Anrathen des Arztes, um seine damals erschütterte Gesundheit vollends ' wieder herzustellen. Der Minister steht im 69. Lebensjahre, - ist zur Zeit dem Alter wie dem Rang nach der älteste der i aktiven preußischen Staalsminister. > Zu den Spendern für die Ueberschwemmten im Saalethal > hat sich Niemand Geringeres als der Sultan gesellt. Er hat i sür sich, seine Gemahlin nnd zwei seiner Kinder 13000 Mark ' durch die deutsche Botschaft in Konstantinopel dem Reichskanzler ' zugehrn lasten, Vie zu gleichen Theilen unter die geschädigten i Bewohner des preußischen, wcimarischen und altenburgischen ' Caalcthales vertheilt werden sollen. Aus OesterreiH: Vorgestern gegen halb 11 Uhr Vor mittags kam es in Prag zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen den streikenden Maurergehilsen und der Polizei. Vor einigen Tagen hatten mehrere Arbeiterführer bei der Polizei- Direktion um die Bewilligung zur Abhaltung einer allgemeinen Arbeiter-Versammlung, die Vormittags auf ver Schützen-Insel stattfinden sollte, angesucht. Seitens der Polizei-Direktion wurde jedoch das Gesuch abwcislich beschieden. Nichtsdesto weniger sammelten sich mehrere hundert Arbeiter, darunter sehr viele streikende Maurergehilfen und zahlreiche Anhänger der Sozialisten-Partei auf der Schützen-Insel an, um trotz des polizeilichen Verbotes die Versammlung abzuhallen. Eine An zahl Sicherheitswachleute, die auf der Schützen-Insel postirt waren, forderte die Menge auf, auseinanderzugehen. Diese leistete erst nach mehrfachen Aufforderungen Folge und zog lärmend und johlend durch die Ferdivandsstraße und Obstgasse. Vor dem Polizei-Dircktions-Gebäude brachen die Exzedenten, welche indcß auf mehr als lausend angewachsen waren, in die Rufe „keroat!" und „Schande!" aus. Mehr als 60 Sichcr- heitswachleute erschienen rasch und stellten sich in der Nähe des Jungmannplatzes der anstürmenden Masse enigcgen. Da die selbe, die Aufforderung der Wachleute, sich zu zerstreuen, mit dem Ruse: „Hurrah, prügelt die Wache!" beantwortete, zogen die Pvlizeileute die Säbel und hieben auf die Exzedenten ein. Es währte mehr als eine Viertelstunde, bevor die Gassen ge räumt waren. Drei Rädelsführer wurden verhaftet. Von diesen hatte Einer den Wachleuten Zementstaub in die Augen gestreut. Zur Zeit des Exzesses befanden sich zahlreiche Sonntags-Spaziergänger in den Gassen. Der Vorfall hatte eine große Aufregung hervorgerufen. Während des Kampfes wurden sechs Personen verwundet. Wie sichergestellt wurde, ist der Ursprung des Tumultes in sozia listischen Umtrieben zu suchen. Gegen den Arbeiter, in dessen Taschen Sand und Zement gefunden worden sind, wird die Untersuchung wegen Verbrechens der öffentlichen Gewaltthätig- kcit eingcleitet werden. Aus Italien r Der Papst wird in der ersten Hälfte des Mai ein Konsistorium abhalten, in dem er seine» Obcrsthof- meister Ruffo Scilla zum Kardinal ernennen wird. Außerdem soll die Ernennung des Erzbischofs von Wien, Gruscha, sowie de» Nunl ius in Paris, Rotelli, zu Kardinälen bevorstehrn. An Stelle Rotellis soll der Sekretär für die außerordentlichen An gelegenheiten, Ferrata, zum Nuntius in Paris und der Sekre tär der Propaganda, Jacobini, zum Nuntius in Lissabon er nannt werden. An Stelle von Ruffo Scilla als Obersthofmeister soll der bisherige Oberstkämmerer della Volpe treten. Es scheint sicher, daß die Besitzer mehrerer Zechen des belgischen Kohlcngebietes der Borinage und verschiedener Walzwerke willens sind, eine Sperre von 1—2 Monaten an zukündigen, sobald die Ausstände wieder beginnen sollten. Vorläufig bleiben die Arbeiter allenthalben auf den Werken und Zechen, einmal weil sie in den letzten vierzehn Tagen keine Lohnkürzungen zu erleiden hatten, dann weil die Bergleute den Ablauf der Pariser Tagung abwarten wollen, die ihnen übrigens nach den letzten Nachrichten eine wirkliche Enttäuschung bereiten dürste, lieber die Lage in Charleroi ist noch mitzu- Iheuen, daß die Besitzer der Zechen in diesem Jahre wie in den fruhern gegen diejenigen Arbeiter klagbar werden, welche anläßlich des Karwfselsehcns vertragsbrüchig werden, Vie Strafen jedoch nachträglich erlasse» werden. — Der Minister des Innern fordert in einem Rundschreiben die Gouverneure der Provinzen auf, die Bürgermeister derjenigen Gemeinde», deren neugewählte Rathsmitglieder bei der Ablegung des Eides -er Treue gegen den König Vorbehalte machen, zu benach- rkcht/gen, daß solche Vorbehalte nicht angenommen werden können, da dieselben weiter nimts -erwecken al« die tkidealeiilnnn werthlos zu machen, indem das Gelöbniß der Treue an den König gewissermaßen zurückgenommcn wird. Darob großer Entrüstungssturm im republikanischen Lager. In den diesjährigen Manövern an dersranröfisch-italieni- schen Alpengrenze werden die Alpentruppen im Verein mit Gcniesoldaten für Kriegszeilen benutzbare Baracken errichten und die Straßen und Saumwege verbessern. Das Alpenfort Queyras wird durch mehrere Batterien verstärkt werden. Der spanische Ministerrath beschäftigte sich mit der Budget frage. Das Budget weist ein Defizit von 62 Millionen aus, also um die Hälfte weniger, als im Vorjahre. Das Mini sterium hofft, daß das Defizit in den zwei folgenden Jahren ganz verschwinden werde. Die schwebende Schuld beziffert sich auf 303 Millionen. Für die Neuherstellung von Kriegsschiffen sind 171 Millionen nusgeworfen. Das „Reuter'sche Bureau" meldet aus Rangun (Indien): In Vein Distrikte von Haka in Oberbirma wurde eine kleine Truppenabtheilnng, welche einem englischen politischen Agenten auf der Reise als Schutzwache diente, von Einge borenen in einen Hinterhalt gelockt und angegriffen. Ein eng lischer Offizier und 5 Gurkhas wurden getödlet, 11 Mann wurden verwundet. Verstärkungstruppen sind abgesandt, um den verrätherischen Stamm zu züchiigen. — Ein Telegramm aus Simla meldet: Der Stamm der Miranzai's an den Ufern des Indus-Flusses hat sich erhoben und einen allgemeinen An griff auf die englischen Posten gemacht. Es sind Verstärkungen nach Kohat gesandt worden. Seit der durch Parnell herbeigesührtcn Spaltung der irischen Partei haben in Irland zwei Ersatzwahlen für das britische Parlament staltgefuuden, in North-Kilkenney und in North-Sligo. Beide Male ist der von Parnell unterstützte Bewerber unterlegen, daß erste Mal gegenüber einer Mehrheit von 1171, das zweite Mal nur gegenüber einer solchen von 768 Stimmen. Diese Ergebnisse sind indeß nicht dazu an- gcthan, die Gegner Parnells mit besonderen Hoffnungen sür die Zukunft zu erfüllen; örtliche Verhältnisse haben wesentlich dazu beigetragen, ihnen den Sieg zu erleichtern. Aus dem Ausfall beider Wahlen einen Schluß darauf zu ziehen, daß auch in anderen Theilen Irlands die Macht Parnells im unaufhaltsamen Niedergang begriffen sei, wäre verfrüht und voreilig. Parnell hat indessen durch die beiden Wahlen eine Warnung erhalten, die ihn plötzlich zu einer veränderten Frontstellung veranlaßt. Er, der in den letzten Monaten wiederholt erklärt hat, daß die Irländer weder bei den Konser vativen, noch bei den Liberalen Englands Hilfe zu suchen hätten, nähert sich jetzt wieder den Ersteren und wirbt um ihre Gunst, wie aus folgender Meldung hervorgehl: In Dublin wurde im Phönixpark eine Kundgebung zu Guusten der Be gnadigung der gegenwärtig in englischen Gefängnissen einge- kerlerten irischen politischen Verbrecher unter zahlreicher Be theiligung abgehaltcn. Unter den Rednern besand sich Parnell, welcher Gladstone heftig angriss, weil er 1886 vor seinem Amtsrücktritt nicht die Großmuth besessen habe, die einge- kerlerten Dynamitarden zu befreien, nachdem die Dynamitbe wegung beendet und nichts mehr zu befürchten gewesen sei. Parnell drückte die Hossnnng aus, vie große und mächtige Toryregierung würde vor Ablauf ihrer Amtszeit die irischen politischen Gefangenen begnadigen, wie sie einst Michael Davitt nnd Andere begnadigt habe. Aus eine an ihn gerichtete Frage, warum er nicht bei der liberalen Negierung die Begnadigung der Gefanaenen ausbedungen habe, antwortete Parnell stolz, die irische Partei habe niemals Bedingungen gestellt und werde auch niemals solche stellen. Schließlich erklärte Parnell, er
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