Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189108202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910820
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910820
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-08
- Tag 1891-08-20
-
Monat
1891-08
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.08.1891
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
chzeitig besuch >. Den uf eine >er De ins der rde ein tzt, der r Schuß , wurde »atrioti- : «Der uiß der üischen" mfle ge- egen die ;ei ihnen :en und :s poli- :rsamm- nzählige die Zu erzittern nstischen cheinlich tieklame, armen ze. Und s Abge- sich tr ügen er- :sen, mit ne könnte it Frank- Wir in ins nicht treich so em Feuer an sollte ;en Spiel erst über r hat sich :r immer heilt hat. dentschast ; darüber Beruhig- Inisse be- ffsentliche gerungen Frankreich »sächlichen -ruhigung - die Rede > jest im Umstande, nach wird chen Trei- ne Regie- nicht zum ergrabnng breis» des Geschenk und zwar anten be- ngetroffen, mtinie» ^eit." von senten ge- Bewegung >t, welchen geworden, sie blickten ie früher, freundliche genommen nicht frech bachtenden e er einen mders, sie onnte kein wartete er uld macht» angnißhaft selbst war. , dem Zu- zu Boden. der Aus» Geschwor- n, ein be- eschwornen blehnungS- issen hier- ute Äche muffe ihm n die Zu- erstenmale Verbrechen stützte sich welche die ungsrichter durch diese irecherlaus« >urch einen m, ehe sie llussage sei ch vielleicht cden könne, veise unter- welche die WS. USNHttgtk ttNH UiEüt 2« «SU die verschiedensten Elemente der Unsicherheit angehören: alte Aebellrnfamilien, die seit Niederwerfung der Taiping-Rebellion niemals ausgehört haben, Unfrieden zu stiften und dabei Ge legenheiten zur Wiederempörung zu suchen, und früher im kaiserlichen Dienst gestandene Soldaten, von welchen die nach dem Tonkingkriege entlassenen subsistenzlos im Lande umher- ftreisen und mit dem hungernden Pöbel überall dabei sind, wo es etwas zu rauben und zu plündern giebt. Nur bezüglich der eigentlichen Ursache des Ausbruchs der Unruhen in Uang-tse Tchale widersprechen unsere Informationen der bisherigen An gabe, wonach die Revolten von den im Taiping-Aufstande von der Regierung gegen den Rebellenkaiser verwendeten alten Soldaten begonnen wurden, weil ihnen nach dem vor länger als Jahresfrist erfolgten Tode des Vizrkönigs von Nanking Tseng-Kwo-Tchuen (Oheim des inzwischen gleichfalls verstor benen „Marquis" Tseng) die weitere Zahlung von angeblichen Pensionen verweigert wurde. In Wirklichkeit waren dies keine Ruhegehälter, sondern Ruhehaltungsgelder, welche in ganz er heblichen Beträgen von den Vizekönigen zu den Fonds der ge heimen Gesellschaften gezahlt worden waren, damit sich diese ruhig Verhalten. Noch nach dem Tode Tsengs wurden diese Beschwichtrgungsgelder von seinem zur zeitweiligen Verwaltung «ingesetzten Nachfolger in dem Betrage von monatlich 50000 Taels (1 Tael — 5 Mk.) an die geheimen Gesellschaften ge zahlt. Erst der jetzige endgiltig ernannte Vizekönig Liu-Kwen- Wh verweigerte die Beitragsleistungen — damit er, wie es heißt, endlich herausbekomme, wer eigentlich in diesen geheimen Gesellschaften die Ruhestörer seien, die alsdann dingfest gemacht — und kurzweg geköpft werden sollten! Thatsächlich hatten auch alle zuerst angestisteten Aufruhre in den Provinzen (Kiangsu, Anhui und Kiangsi) dieses Vizekönigs den Zweck, denselben zur Zahlung der eingestellten Ruhehaltungsgelder zu zwingen. Welche Mittel seitdem zur „Beschwichtigung" an gewandt wurden, ist weiter nicht bekannt geworden: jedenfalls hat sich die Bewegung nur sehr langsam weiter verbreitet, und — wie ja neuerdings selbst dcrPariser halbamtliche Telegraph ein gesteht — sind „Nachrichten über neue Unruhen in China nicht eingetrosfen". Man könnte also die Beendigung derselben und die allmähliche Beruhigung der Bevölkerung für diesmal als in naher Aussicht stehend annehmen, wenn die hohen Ent schädigungen, welche Franzosen und Engländer für ihre ge schädigten Missionen und die weitere nachdrückliche Inschutz nahme, welche, ausgehend von dieser „Missionsangelegenheit", auch die übrigen Verlragsmächte von der chinesischen Regierung fordern, nur nicht bei dieser selbst noch zu einem Umschwung oder sonst zu Weiterungen führen. Was der chinesischen Re gierung bei diesen im Gange befindlichen Auseinandersetzungen am meisten Bedenken einflößt, ist das gemeinsame Vorgehen der Vertreter der Mächte in Angelegenheiten der Missionen. Das Pekinger auswärtige Amt hat aus telegraphischem Wege im Berliner auswärtigen Amte bereits wiederholt dagegen Vorstellungen erheben lassen, daß sich der deutsche Gesandte' in Peking, Herr von Brandt, an den Reklamationen des franzö sischen und englischen Gesandten betheiligte. Zur Begründung wurde ausgeführt, daß die chinesische Regierung die Theilnahme des Herrn von Brandt an jenen Reklamationen in dem vor liegenden Falle für nicht begründet erachte, da deuische Reichs angehörige bei den letzten Ruhestörungen nicht geschädigt wur den. So weit ein unliebsamer Vorfall im vorigen Jahre in Schantung gegen deutsche Schutzbefohlene, der keine ernsteren Folgen hatte und mit den jetzigen Ruhestörungen in keinem Zusammenhang stehe, Herrn von Brandt Anlaß zu Aus stellungen gäbe, so sei die chinesische Regierung behufs Ver ständigung über diesen Zwischenfall jederzeit bereit, mit dem Gesandten allein in Diskussion zu treten. Schließlich wird chinesischerseits der Ansicht Ausdruck gegeben, daß für Deutsch land überhaupt keine ernste Nothwendigkeit vorläge, sich in Missionsangelegenheiten mit den übrigen Mächten Europas zu idenlifiziren, da Deutschland zum allergeringsten Theile an den Missionen in China interessirt ist." Soweit die der ..Nal-Ztg." zugegangene Mitlheilung. Das Blatt bemerkt dazu, daß Herr von Brandt seit langer Zeit der Vertreter Deutschlands in China und einer der besten Kenner dieses Landes ist. Er wird also wohl wissen, aus welchen guten Gründe» er sich den Reklamationen angeschlossen hat. Wie verlautet, hätten die Vertreter des Auslandes in Peking in Anbetracht der gegenwärtigen Lage und bei dem Mangel an gutem Willen seitens der chinesischen Regierung die Noth wendigkeit in Erwägung gezogen, daß die europäischen Mächte sich darüber einigten, einen energischeren Druck auf den Tschungli-Uamen (Rath der auswärtigen Angelegenheiten) aus- müben. Kolonialpolitisches. In Kamerun hat am 4. Juni d. I. die feierliche Ent- hüllung des auf der Joß-Platte für die in den Jahren 1883 ÜS 1890 im Schutzgebiete in Ausübung ihres Berufes ver- torbenen deutschen Beamten, Offiziere und Gelehrten errichteten Denkmals in Gegenwart der anwesenden Gouvernementsbeamten, der Besatzungen der in Kamerun stationirten Kriegsschiffe, so wie der deutschen Missionare und Kaufleute stattgefunden. Das Monument enthält die Namen der Verstorbenen nebst Geburts- und Sterbedaten, nämlich: 1) Ernst Bertram, Gou- vernementssekretär und Premierlieutenant der Reserve des ost preußischen Pionier-Bataillons, geboren am 14. August 1855 zu Prenzlau, gestorben am 26. Juni 1886 zu Kamerun. 2) Ludwig Weber, Zollverwalter und Sekondelieutenant der Reserve, geboren am 2. Oktober 1861 zu Triest, gestorben am 26. November 1888 zu Kamerun. 3) Wilhelm Retzer, vr. meä., geboren am 7. Juli 1856 zu Freinsheim, gestorben am 17. Mai 1883 zu Bimbia. 4) Bernhard Weißenborn, vr. Ml., Zoo loge, geboren am 30. September 1858 zu Mühlhausen in Thü ringen, gestorben am 22. Februar 1889 zu Kamerun. 5) Hans Tappenbeck, Sekondelieutenant ä la aalte des 4. westfälischen Infanterie-Regiments Graf Barfuß Nr. 17, geboren am 14. Januar 1861 zu Wolsier, gestorben am 26. Juli 1889 zu Kamerun. 6) Karl Zeuner, Hauptmann ä la suite des 4. In fanterie-Regiments Prinz Wilhelm Nr. 112, geboren am 19. Juni 1852 zu Emmendingen, gestorben am 23. April 1890 auf der Rhede von Lagos. Die Eisenbahn-Gesellschaft für Deutsch-Ostafrika (Usam- bara-Linie), welche sich mit einem Kapital von zwei Millionen Mark lonstituirt hat, hat bereits eine Expedition von Ingeni euren ausgeschickt, welche die Bahn aus vorläufig 40 km aus bauen soll, wozu die Gelder ausreichen dürften. An der Spitze der Expedition steht der Ingenieur Mittelstädt, welchem noch die Ingenieure Hermes und Friedrich beigegeben sind. Oertliches und Sachfisches. Freiberg, den 19. August. — Ee. Majestät ver König traf gestern früh >/,7 Uhr per Equipage aus Lustschloß Pillnitz auf dem Bahnhofe in Pirna ein und begab sich alsdann mit den Herren seiner Be gleitung mit dem 6 Uhr 39 Minuten verkehrenden fahrplan mäßigen Personenzuge, in welchen der Königliche Salonwagen eingereiht war, zur Jagd aus Krippener Revier, wobei bereit stehende Wagen die Herrschaften nach dem Waldgebiete führten. Die Nacht verbrachte Se. Majestät im Hotel Ouisisana zu Schandau, woraus dann heute früh der König mittelst Schrau bendampfers nach Schmilka fuhr, um an den Abhängen und aus dem Plateau des Großen Winterberges mehrere Treiben' auf Hochwild abzuhalten. Die Rückkehr ist auf heute Abend festgesetzt. Ihre Majestät die Königin wurde heute in Schan dau erwartet. — Se. König!. Hoheit der kommandirende General, Generalfeldmarschall Prinz Georg, begab sich Montag Abend, begleitet vom Chef des Generalstabes, Generalmajor v. Treitschke und von dem zur Dienstleistung beim Generalstabe komman- dirten Rittmeister Kinder, mit dem 7 Uhr 22 Min. abgehenden Zuge nach Leipzig und stieg daselbst im Hotel Hauffe ab. Cestern früh erfolgte auf dem Exerzirplatz zu Connewitz bei Leipzig durch Se. Königl. Hoheit die Besichtigung des 107. und 106. Infanterie-Regiments. Diese Besichtigung dauerte brei Stunden. Die Abreise Sr. Königlichen Hoheit nach Dresden erfolgte bereits 11 Uhr 25 Minuten Vormittags. — Die Tagesordnung für die aus Sonnabend den 29. Aug. 1891 Vormittags 10 Uhr anberaumte 6. Sitzung des Bezirks- A«Ofch»^<A der Königlichen AmtShauplmannschaft Freiberg lautet: 1. Vortrag und Prüfung der Gesuche um Unter stützungen auS Staatsmitteln zur Erweiterung und Unterhal tung von BolkSbibliotheken. 2. Verordnungsbeschluß des Kgl. Ministeriums des Innern vom 4. August 1891, die Abände-- rung der Grenzen des Amtsaerichtsbezirks Sayda betr. 3. Gesuch des Ortsarmenverbands Heidelberg um Gewährung einer Frei stelle für eine BezirkS-Elngesessene im Siechenhause Bethesda. 4. Gesuch um Gewährung einer Unterstützung zu einer Bade kur in Teplitz. 5. Anzeige des GemeinderatHS zu Nirder- langenau, die berufsmäßigen Gemeindebeamten daselbst betr. 6. Anzeige des GemeinderatHS zu Weigmannsdorf, die Be- wirthschaftung des dasigen Gemeindewaldes betr. 7. Nachtrag zu dem Ortsstatute für die Gemeinde Großwaltersdorf. 8. Gesuch des Gutsbesitzers Karl Gebegott Wüstner um Dispensation zu einer Abtrennung von seinem Gute Fol 72 des Grund- und Hypotheken-Buchs für Niederlangenau. 9. Gesuch des Flei schers Ernst Robert Wagner in Halsbach um Konzession zum Bier- und Branntweinschank rc. in dem von ihm erkauften Gasthofe daselbst. 10. Verordnung des Kgl. Ministeriums des Innern, das Betäuben der Schlachtthiere betr. 11. Wahl eines weiteren Sachverständigen zur Expropriation, die Verlegung der Hüttenstraße in Halsbrücke betr. 12. Gesuch der Gemeinde Cämmerswalde um Genehmigung zum Berkaus der Gemeinde wiese Parzelle Nr. 672, 685, 685 d und 685 ck des Flurbuchs von Cämmerswalde für den Kaufpreis von 75 Pfg. pro Qua drat-Ruthe rc. 13.—40. Gesuche F Fürchtegott Hänig's in Frauenbach und 27 Genossen um Dispensation von der Be stimmung unter 3 des revidirten Regulativs wegen Ein richtung, Reinigung und Revision der Bierdruckapparate vom 4. September 1890. 41. Gesuch der Gastwirthe Ignaz Hicke und Wilhelm Pönitz in Voigtsdorf um nachträgliche Genehmi gung zur Ausübung der Schankwirthschaft gelegentlich des Fahnenweihfestes des Militärvereins am Sonntag und Montag, den 26. und 27. Juli d. I. in je einem Zelte auf dem Fest platze daselbst. 42. Gesuch Moritz Oswald Behr's, Fleischer in Neuhausen, um Erlaubniß zur Ausübung der Schankwirth schaft in dem bisherigen Umfange und zwar mit Ausschluß des Branntweinschankes in dem Grundstück Kat.-Nr. 62 in Neuhausen. 43. Gesuch des Privatiers Franz Hermann Ael- wicht in Hirschberg um Uebertragung der auf dem Grund tücke Kataster-Nr. 378 für Heidersdorf ruhenden Schank wirthschaft. — Versetzt wurde Herr Ober-Postdirektionssekretär Jacobi von Leipzig nach Freiberg. — Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, verläßt nach 8jähriger Wirksamkeit der Pfarrer der hiesige« katho lische» Gemeinde, Herr Anton Pattoni, am 15. Sept. d.J. seine Stellung hier, um ein Pfarramt in seiner Heimath, in der Diözese Köln a. Rh-, zu übernehmen. — Der rathol. Gesellenverein zu Freiberg begeht am 30. d. M. das Fest seiner Fahnenweihe, zu dem auch aus wärtige Brudervereine eingeladen sind. Nachdem Nachmittag 4 Uhr die Fahne in der katholischen Kirche geweiht worden, soll Abends im Union-Saal Kommers und Ball abgehalten werden. — Das gestern Abend aus der Brauhof-Terrasse abgehaltene große Doppel-Konzert von den verein. KapellendeS 1. Jäger- Bataillons Nr. 12 und des 3. Feld-Artillerie-Regi- ments Nr. 32, welches unter abwechselnder Leitung der Herren B. Jäger und Fr. Gehrmann stattfand, erfreute sich an dem ruhigen Mondscheinabend, bei dem der Aufenthalt unter den prächtigen Bäumen der Brauhof-Terraffe recht angenehm war, eines sehr zahlreichen Besuches. Die sorgsam ausgewählten Musikstücke wurden von den vereinigten Kapellen sehr exakt und schwungvoll vorgetragen und fanden wohlverdienten reichen Beifall. — Morgen (Donnerstag) Abend wird im Stadtpark das Jägermusikchor, im Restaurant Jope in FreibergSdorf das Stadtmusikchor konzertiren. — Zur Erinnerung an den ruhmvolle» Lag Vo» Et. Privat versammelten sich zahlreiche Mitglieder hiesiger Militärvereine und des Militärgesangvereins gestern Abend bei dem Kameraden Reh im Restaurant zum „Deutschen Krieger" volle Wahrhaftigkeit der ganzen Aussage bekräftigten. Auf diese anderen Beweise ging die Anklage dann über; mit licht voller Klarheit wies sie nach, wie durch die Entdeckungen, welche Doktor Falk gemacht habe, der Beweis geführt werde, daß der Sägemüller und sein Genosse Jobst zusammen den Postraub verübt hätten. Mit wahrhaft teuflischer Bosheit und Geschick lichkeit habe es der Angeklagte verstanden, auch für dieses Ver brechen, wie für die meisten seiner früheren, den sogenannten Amerikaner zu verdächtigen, er würde seinen Zweck, jeden Ver dacht von sich obzulenken, wahrscheinlich auch erreicht haben, wenn er nicht seine Verbrecherlausbahn durch ein neues Ver brechen, den Mordansall gegen Doktor Falk, gekrönt hätte. Gerade in dem Augenblick, in welchem er entschlossen ge wesen sei, ein neues Leben zu beginnen, die Früchte seiner bisherigen Verbrechen ruhig zu genießen, sei ihm plötzlich das Gespenst der Entdeckung drohend erschienen, er habe die frühere Besonnenheit verloren und sich entschlossen, den gefährlichen Zeugen, der gegen ihn aufstehen könne, aus dem Wege zu räumen. Durch dieses neue Verbrechen habe er selbst die Entdeckung aller seiner früheren Schandthaten bewirkt, die Beweise für diese geschaffen und den Verdacht zerstört, der bisher so kunst voll von ihm auf einen Unschuldigen geleitet worden war. Als ein Ausfluß von Gottes Gerechtigkeit müsse es erscheinen, daß in diesem Fall der mörderische Schlag fehlgegangen sei, wenigstens nicht die volle Wirkung gehabt habe, daß der Angegriffene diesen: Streiche nicht erlegen sei, den Angreifer erkannt und durch einen Revolverschuß schwer verwundet habe. Hätte auch ihn, wie alle früheren Opfer des Mörders, der erste Schlag betäubt zu Boden gestreckt, hätte der Mörder sein schändliches Werk ungestört vollenden können, dann würde der Verdacht, auch dieses Verbrechen begangen zu haben, wieder den Ame rikaner getroffen und vielleicht diesen, den Unschuldigen, auf die Anklagebank geführt haben. Hätte der Angeklagte sich nicht durch die Furcht zu dem Mordversuch Hinreißen lassen, dann würde seine unglückliche Frau sich niemals entschlossen haben, als seine Anklägerin aufzutreten. Er würde dann heute, statt aus der Anklagebank ruhig in seiner schönen Müblc sitzen und die Früchte seiner Missethaten ungestört als wohl habender geachteter Mann genießen. So aber habe er selbst sich durch sein letztes Verbrechen oer strafenden Gerechtigkeit überliefert. Die Anklage machte einen tiefen Eindruck auf Alle, die sie hörten, auf die Richter, auf die Geschworenen und auf die Zuhörer, nur auf den Einen, den sie am schwersten betraf, den Angeklagten Schmitz selbst, schien sie ihren Eindruck zu ver fehlen. Während Jobst, an allen Gliedern zitlerno, die furcht bare, auch gegen ihn geschleuderte Anklage hörte, blieb Schmitz vollkommen ruhig und gefaßt. Mitunter flog es wie ein schmerzliches Lächeln über sein bleiches Gesicht, er schüttelte dann wohl leise den Kopf, so, als sei er erstaunt, daß solche Beschuldigungen gegen ihn erhoben werden könnten; aber nicht einen Augenblick erschien er beunruhigt, und als er sich m n erhob, um, der Aufforderung des Präsidenten entsprechend, sich über die Anklage auszulassen, geschah dies in so ruhiger und würdiger Weise, und dabei doch mit so beredten Worten, daß er schnell die durch die Antlage erschütterte Sympathie für sich wieder gewann. Die ganze Anklage gegen ihn beruhe, so versicherte er, auf einem unseligen Jrrthum, sie sei begründet aus die Aussage seiner unglücklichen Fran, diese Aussage aber sei entsprungen den Phantasiegebilden einer Wahnsinnigen. Seit jener Brand nacht, nach welcher seine Frau lange Zeit in Folge des Schreckens und der Wunden schwer erkrankt sei, habe ihr sonst so klarer Geist gelitten und seit dem Tode ihres Kindes sei er völlig umnachtet gewesen. Jeder, der seit jener Zeit mit ihr in Berührung gekommen, habe erkennen müssen, daß sie wahn sinnig sei. Doktor Berg, ihr Arzt, habe ihm erklärt, ihr Zu stand sei hoffnungslos, unheilbar, sie müsse :n einer Irren anstalt untergebracht werden, weil sie in ihren Anfällen von Raserei sich selbst und Anderen gefährlich werden könne. Er habe sich hierzu nie entschließen können, denn die Liebe zu ihr habe unerschütterlich sein Herz erfüllt. Dies sei sein Unglück gewesen. Er habe furchtbare Jahre mit ihr durchlebt, in den Phantasien des Wahnsinnes habe sie sich eingebildet, er habe den Brand angelegt, der ihm so verhängnißvoll gewesen sei, und zu dieser fixen Idee hätten sich bald auch andere gleich artige gesellt. Wenn sie in den Zeitungen von einem Ver brechen gelesen, oder wenn sie von einem solchen gehört habe, sei stets in ihrer Einbildung er der Verbrecher gewesen, und mit wunderbar reger Phantasie habe sie dann sich alle Neben umstände erfindungsreich ausgedacht, durch welche ihre Einbil dung bekräftigt werden konnte. Sie habe ihn dann mit wilden Vorwürfen gepeinigt, gegen welche kein freundliches Zureden geholfen habe. So seien alle die Truggebilde entstanden, denen sie in ihrer letzten Vernehmung vor dem Amtsrichter Biederer Worte gegeben habe, die sämmtlich nur Ausgeburten ihres Wahnsinnes, ihrer kranken Phantasie gewesen seien. Die An klage bedauere, daß diese Aussage nicht durch einen Eid be kräftigt worden sei, er aber freue sich darüber, daß seiner un glücklichen Frau ein falscher Eid erspart worden sei, den sie zweifellos geleistet hab^n würde, denn sie habe nicht gelogen, da sie ja selbst von der Wahrheit der Trugbilder, die ihre Phan tasie ihr vorgespiegelt habe, überzeugt gewesen sei. Am letzten Tage ihres Lebens habe die Unglückliche besonders schwer unter dem geistigen Druck ihres Wahnsinnes gelitten; Doktor Berg, der ihm noch einmal gerathen habe, sie in eine Irrenanstalt zu bringen, werde dies bezeugen. Als er am Abend dieses Tages schwer verwundet von Jobst in das Haus gebracht worden sei und sie sein Blut gesehen habe, sei ihre wahnsinnige Erregung noch gestiegen und das Resultat derselben sei ihre Aussage vor dem Richter Biederer gewesen, durch welche ihre Aufregung den höchsten Grad erreicht habe. Ihr schneller, plötzlicher Tod, den Doktor Berg ihm oft prophezeit habe, sei die Folge dieses Paroxismus gewesen. Die ruhige, würdige Art, mit welcher Schmitz überzeugend die Aussage seiner unglücklichen Frau kennzeichnete, indem er gegen diese nur sein tiefes Mitleid zeigte, ihr nicht den ge ringsten Vorwurf machte, wirkte sehr günstig für ihn, dieser günstige Eindruck aber wurde erhöht, als er nun weiter auf Vie gegen ihn erhobene Anklage einging. Er verzichte darauf, so erklärte er, sich zu vertheidtgen gegen alle die zahlreichen Anschuldigungen, welche lediglich auf das Zeugniß seiner wahnsinnigen Frau begründet seien, er würde jetzt eben so wenig seine Unschuld an Verbrechen, die zum Theil vor vielen Jahren begangen worden seien, beweisen können, wie der Staatsanwalt seine Schuld beweisen könne; wohl aber müsse er eingehen auf einen schweren Vorwurf, der in der Anklage gegen ihn erhoben sei, auf den, daß er mit raffinirter Bosheit den Verdacht, alle diese Verbrechen begangen zu haben, gegen seinen Freund, den Amerikaner, hervorgerufen und befördert habe; er habe im Geg-ntheil einen andern Vor wurf verdient, den, daß er aus Freundschaft und Dankbarkeit für den Amerikaner sich dem allgemein gegen diesen ver breiteten Verdacht ganz verschlossen und daß er, wie sich dies durch zahlreiche Zeugenaussagen beweisen lasse, ans das Eif rigste bestrebt gewesen sei, seinen Freund zu Vertheidigen, ob gleich oft in ihm Zweifel aufgestiegen seien, ob dieser Verdacht nicht doch vielleicht begründet sei. !8orts:t-»»g folg: j
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)