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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 28.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189108287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910828
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-08
- Tag 1891-08-28
-
Monat
1891-08
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 28.08.1891
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19». ssyretkerger »«zeige» ««d Tageblatt. Sette S. Judustrieschule. Die Hauptversammlung findet ebendaselbst zwischen 10 und 12 Uhr statt, und wird in derselben Land» baumeister Trobsch über den Bau der Industrieschule in Plauen und des neuen Kurhauses in Bad-Elster, und Ge werbeinspektor Schlippe über die Industrie des Vogtlandrs sprechen. DaS Festmahl findet von */,1 bis 3 Uhr im Saal der neuen „Erholungs-Gesellschaft" statt. Nach diesem ist ein Ausflug nach Bad Elster geplant. Die Frühstunden des Mon tag sind der Besichtigung mehrerer Fabriken und städtischer Gebäude gewidmet, worauf mit dem fahrplanmäßigen Zuge 9 Uhr SO Minuten Vormittags nach Oelsnitz gefahren werden soll, um dort einige Fabrikanlagen zu besichtigen. Den Schluß bildet ein gemeinschaftliches Mittagessen im Hotel zum Engel in Oelsnitz. — Ter Plauenschen Kriminalpolizei ist es gelungen, die 250 Mark wieder herbeizuschaffen, die am Sonntag einem dortigen Bäckermeister dadurch abhanden gekommen waren, daß das zweijährige Söhnchen in der Vorflur dcs Hauses mit einem Postvuche spielte, in welchem das Geld, bestehend in zwei Einhundert-Markscheinen und einem Fünszig-Marlschein, lag. Die unehrliche Person, welche das Geld besaß und dessen Besitz sowohl gegenüber den Verlustträgern als auch anfäng lich gegenüber der Polizei hartnäckig leugnete, ist eine in dem Haufe des Bäckers wohnende Ehefrau. Auf dem Bahnhofe in A««averg wurde am Dienstag Nachmittag der Hilfsweichensteller Wendler beim Rangiren überfahren und schwer verletzt. Der Unglückliche, dem beide Beine im städtischen Krankenhause abgenommen wurden, ist in der darauffolgenden Nacht gestorben; er hinterläßt Frau und Kinder. Zur Erinnerung an Theodor Körners Todestag schmückten gestern früh in Zittau wackere Turner die Körnereiche in der Weinau mit frischen Kränzen, wobei Kaufmann Walther eine patriotische Ansprache hielt. Der Dieb, welcher vom 22. bis 23. d. M. aus einer Osfi- zierswohnung und dem Osfizierskasino in Oschatz Verschiedenes entwendete, ist bereits ergriffen und abgeliefert worden. Es ist dies ein ehemaliger Reservist des Oschatzer Ulanenregiments mit Namen Montag. Die gestohlenen Gegenstände wurden von Knechten in einer Getreidefeime in der Nähe der Stadt gesunden. In einem Rocke befand sich auch der Paß des Diebes. Am 24. Abends gegen ^9 Uhr wurde der Dieb, welcher mit einem gestohlenen Anzuge bekleidet war und einen gestohlenen Stock trug, nach Oschatz gebracht. Die Knechte, welche die Gegenstände gefunden, haben von dem Eigenthümer der letzteren eine Belohnung von 40 Mark erhalten. Der gegenwärtig schlechte Geschäftsgang macht seine Wir kungen durch Arbeitsmangel auch in Flöha bemerkbar. Die dortige bedeutende Baumwollspinnerei von I. C. Weißbach und Sohn läßt von dieser Woche an nur noch fünf Tage wö chentlich arbeiten, so daß der sechste Tag, der Sonnabend, gänzlich aussällt; am letztgenannten Tage steht also die Fabrik gänzlich. — Am Dienstag Nachmittag in der fünften Stunde ist das fünfjährige Kind des auf der Straße von Erdmanns dorf bei Flöha nach Kunnersdorf befindlichen sogen. Wehr häuschen-Besitzers Krause in den Mühlgraben gestürzt. In diesem Hause wohnt der Erdmannsdorfer Bahnhofs-Nachtwächter Müller, welcher am Tage demnach zu Hause ist und um diese Zeit gerade geschlafen hat. Die Frau Krause, welche den Un fall bemerkte, ist rasch zu dem pp. Müller geeilt, hat ihn geweckt und dieser ist sofort in den dort tiefen Mühlgraben gesprungen und hat das Kind vom nahen Tode des Ertrinkens errettet. Kunst, Wissenschaft, Literatur. ** Das Königliche Hosschaufpiel in Dresden be absichtigt im Laufe dieses Winters u. A. verschiedene, lange nicht gegebene Shakesspearesche Stücke neu einzustudiren. Zu nächst soll „Coriolanus" gegeben werden. Dann kommen „Cymbeline" (unter dem Titel „Imogen" von Bulthaupt be arbeitet), „Antonius und Kleopatra", sowie das poesivolle „Wintermärchen" u. A. an die Reihe. Der „Sturm" dürfte jedoch der ganz bedeutenden Kosten wegen ausfallen. Schließ lich sollen fast alle Shakesspeareschen Stücke nach einander ver einigt aufgeführt werden. ** Ein Lehrer schreibt der Berliner „Post": „In wenigen Wochen, am Mittwoch, den 23. September, feiert Deutschland den hunderijShrige» GedurtStag Theodor Körner S der nächst Schiller dem Herzen der deutschen Jugend wchl am nächsten steht. Denn in ihm vereinigt sich init dem idealen Schwung Schiller's eine glühende Liebe für sein deutsches Vaterland, für das er Alles in die Schanze schlug, „zugleich ein Sänger und ein Held." Ein schöneres Vorbild für unsere Jugend wird wohl nicht leicht gefunden. Es sollte darum an den deutschen Schulen diese 100jährige Geburtstagsfeier Körner'S nicht unbeachtet vorübergehen Wohl hört man an manchen Orten, daß Turn- und Gesangvereine den Tag gebührend feiern werden; aber noch nirgends hat etwas von der Vorbereitung von Schulfeierlichkeiten verlautet. Vor Allem die höheren Schulen sollten sich einer solchen Ehrenpflicht nicht entziehen. Haben sie doch die 10vjährigen Geburtstage der übrigen «Anger der Freiheitskriege: Arndt's (1869), Schenkendorff's (1883), Uhland's (1887), Rückert's (1888) leider wohl ziemlich allge mein mit Stillschweigen behandelt. Eine Körner-Feier scheint ein Gebot in durchaus nationalem Sinne." Berg» und Hüttenwesen. In dem gestern an dieser Stelle v.roffentlichtcn berg- amtlichen Schreiben an Friemann und Wolf muß es im zweiten Absätze heißen: „redlich verdiente" statt: „endlich verdiente". Neueste Nachrichten. Wien, 26. August. Sicherem Vernehmen nach wird der Kaiser von Oestereich nach Besichtigung der czechischen Landes ausstellung eine Reise nach dem deutschen Nordböhmen unter nehmen und die größeren deutschen Industriestädte, insbe sondere Reichenberg, besuchen. Der Kaiser war seil vielen Jahren nicht in jenem Landcstheil, sein Eintreffen dortselbst unmittelbar nach Besichtigung der Prager Ausstellung wird den Czechen unmöglich machen, aus der Prager Kaiserreise Kapital gegen die Deutschen zu schlagen. Rom, 26. August. Ernste agrarische Unruhen sind unter den Bauern von Frisa ausgebrochen. Die Bauern, mit Hacken und Knütteln bewaffnet, stürmten das Gemeindehaus und ver- agteu di« GenSdarmerie. De* requirierten Infanterie gelang es mit vieler Mühe und nach lebhaften Handgemenge, die Ord nung wieder herzustellen Ueber 50 Verhaftungen wurden vorgenommen, zahlreiche Verwundungen fanden statt. London, 26. August. Der „New-Iorker Herald" meldet aus Valparaiso, daß die Schlacht von Villadelmar am 25. Aug. wllständiy unentschieden geblieben sei. Die Kongressisten ver- üchten, die Stellung Balmacedas zu umgehen, was dieser jedoch verhinderte. Balmaceda schob seine Truppen zwischen die feind liche Flotte und deren Heer und versuchte, die Kongressisten mit einem Schlag zu vernichten. Ein Endresultat wird erst mit Ablauf der Woche erwartet. PortSmouth, 26. August. Infolge des furchtbaren Sturmes, welcher nicht einmal den Damen der englischen Würdenträger, welche auf den französischen Panzerschiffen zum Abschiednehmen erschienen waren, erlaubte, ans Land zu kommen, gelang es erst heute Vormittag die Anker zu lichten und die englischen Gäste auszuschiffen. Die Torpedoboote ver mochten sich kaum gegen den hohen Seegang zu behaupten. Beim Auslaufen signalisirte der englische Admiral vom Marengo, daß er die Einladung, Cherbourg demnächst zu besuchen, an nehme. Bukarest, 26. August. Hier ist das Gerücht verbreite', daß angesichts der Haltung der in Venedig weilenden schwer kranken Königin, welche Fräulein Vacarescu nicht verabschieden will, eine Kabinetslrise drohe. Man spricht von einerPression auf den König, die Königin so lange dem Staatsgebiete fern zu halten, bis sie sich der Staatsraison füge. Drahtberichte des ^Freiberger Anzeiger". Berlin, S7. August. Bei der Rückreise des Kaiserpaares von Merseburg gerieth bei Lucken walde der Küchenwagen des kaiserlichen Zuges durch eine glühend gelaufene Achse in Brand und mutzte ausgesetzt werden. Der Kaiserzug hatte deshalb Gcunde Verspätung. Der Kaiser soll über diesen Vorfall sehr ungehalten gewesen sein. Kiel, S7. August. Die „Kieler Zeitung" schreibt: Settensder hiesigen Behörden sind alle Matznahmen getrosten, um jeden versuch der Armirung des chilenischen Torpedo-Kreuzers „Presidente Pinto" und Kompletirung der Besatzung desselben zu ver hindern. Paris, 27. August. Das Dors Arbien bei ChambLry ist durch schweren Bergrutsch bedroht, ein Theil des Dorfes ist bereits unter Felsmassrn und Geröll begrabe«. — BeiManaunah entgleiste ein Güterzug, 8 Waggons wurden zertrümmert und der Zugführer schwer verwundet. — Es wird bestritten, datz die englische Flotte eingcladen worden sei, Cherbourg zu besuchen. London, 27. August. In Lewisham wurde der Konservative Penn mit 4585 Stimmen gegen den Gladstonianer Warmington gewählt, welcher 2892 Stimmen erhielt. — Die chilenische Ge sandtschaft erhielt am 26. d. M. ein Telegramm aus Chile, wonach die Insurgenten vollständig von den Truppen deS Präsidenten Balmaceda umzingelt sind. Letztere haben ausgezeichnete Po sitionen inne und rechnen bestimmt auf einen schlietzlichen Steg. Vermischtes. * Ein hundert Jahre alter Gärtner. Ein Veteran der Freiheitskriege, der Gärtner Wernec in Halberstadt, feierte dieser Tage in voller geistiger und körperlicher Frische seinen hundertsten Geburtstag. Dem Andenken der bei Leipzig Ge fallenen ist in Halberstadt vor langer Zeit eine Gcdächinißtasel gewidmet worden, und unter den Söhnen, die Halberstadt aus dieser Tafel betrauert, befindet sich auch dieser alte Veteran, der, für todt gehalten, sich gerettet hatte und später heimgekchrt war. Sein Name war aber nicht wieder zu löschen. * Die Massenertrankungen im Glogauer Kreise sind dem Vernehmen nach Folgen des letzten Hochwassers. Nach amtlicher Feststellung sind nur solche Personen befallen, die im kalten Wasser gearbeitet haben. Die Krankheit, die nicht an steckend ist, verlief bisher ungefährlich. * Von einem gefährlichen Avcnteuer eines Arztes wird aus Wien berichtet: Die blutigen Ereignisse in und um Wien, namentlich aber die zahlreichen Einbrüche in den Som merfrischen scheinen in den Gemütheru der ständigen und tem porären Landbewohner eine übermäßige Angst hervorgeruscn zu haben. Ein Böslauer Arzt kann davon ein Liedchen singen. Bor einigen Abenden erhielt er — cs war schon spät — von der Opernsängerin Fräulein Toni Schläger, die am Kranken lager ihrer Schwester in einer Villa bei Vöslau weilt, das Ersuchen zu einem Krankenbesuch. Es war schon finster, als er bei der Villa anlangte, und vergeblich suchte er nach einem Glockenzuge, um sich anzumclden und Einlaß zu erlangen. Sein Bemühen draußen hatte aber nicht den gewünschten Er folg. Im Gezentheil, es erregte wohl die Ausmerksamkeit, aber auch das Mißtrauen der Villenbesitzerin Frau L. Was konnte der Mann wollen, der da so geheimnißvoll am Ein- gangsthor herumhantirte, das war doch gewiß ein Einbrecher. Die Finsterniß ließ die Umrisse seiner Figur so ungewiß er kennen, am Ende waren es gar mehrere von den gesürchtcten Strolchen, welche die Gegend schon seit einiger Zeit unsicher machten. Im Hause war keine Hilfe zu suchen, die Polizei war weit — was Ihun? In ihrer Herzensangst fiel der Dame eine ihr zur Hand liegende Waffe, ein geladener Revolver, ein, aber um den zu benutzen, um Menschenblut zu vergießen, dazu gehörte auch mehr Muth, als gewöhnlich die Dame» besitzen. Nicht Jede ist eine Jeanne d'Arc. Aber die Zeit drängte. Aus ihrem dunklen Parterrezimmer gewahrte FrauL-, wie der Fremde vom Eingangslhore sich zur Seite wandte. Ohne Zweifel wollte er fetzt durch ein Fenster eindringen, die Thüre von innen öffnen und seine Spießgesellen einlosscn. Plötzlich krachte ein Schuß durch die Nacht. Ter Mann draußen auf der Straße taumelte zurück. Was war geschehen? Frau L. hatte den Revolver ergriffen und ihn, die Augen schließend, losgedrückt. Getroffen hatte sie den Verdächtigen nicht. Ge wiß nicht! Halb aus Angst, halb aus Rücksicht gegen den Menschen draußen hatte sie verschiedene Klafter höher gezielt und — beiden Theilen war geholfen. Nach dem Schuß klärte ich die Situation natürlich in wenigen Minuten auf. Alle- war zu Tode erschrocken, Frau L, die beiden Damen Schläger, nelleicht am meisten aber der Arzt, der e« so plötzlich vor einer Nase aufblitzen sah und nicht im Zweifel darüber sein onnte, daß der Schuß ihm gegolten. ES bedurfte freilich noch einiger Zeit, bis man sich allerseits erholt hatte. Dann aber erfolgte schneller, als man es hätte glauben sollen, die Bel ohnung. * von einem umfallenden «effel erschlage«. Bei den Arbeiten zur Errichtung der elektrischen Beleuchtung des Bahnhofes in Posen fiel vorgestern ein Kessel auf den mitarbeitenden Obermonteur der Berliner Firma Siemens L Halske und tödtete denselben. * Regenfchtrm-Leihgesellfchaft. Der steckbrieflich ver- olgte Bankier und vr. moä. LouiS Weigert, der bei seiner »ar etwa zwei Monaten erfolgten Flucht auS Berlin eine große Inzahl leidtragender Gläubiger und Betrogener zurückließ, ist n New-Jork mit einem „Gründungsprojekt" ausgetaucht. Er hat dort eine in Berlin in den ersten Anfängen stecken gebliebene Idee aufgefrischt und eine „Vereinigte Slaaten-Regenschirm-Leihge- ellschast" begründet. Das Betriebskapital soll zur Zeit auS lOOOO Pfd. Sterl. (600000 Mark) und 25000 Regenschirmen bestehen. Zwcck dieser Gesellschaft ist, Jedermann einen Re genschirm zu borgen, der drei Dollar jährlich zahlt. Dafür erhält der Abonnent eine mit einer Nummer versehene Metall marke und braucht, sobald er von einem Regen überrascht wird, nur in die nächste Niederlage der Gesellschaft zu treten, um fegen Abgabe seiner Marke einen hübschen seidenen Regen- chirm geliehen zu erhalten. Allein in New-Jork sind 800 olcher Niederlagen projektirt. Man ist nicht gezwungen, den Schirm an derselben Stelle, wo man ihn empfing, wieder ab zuliefern, da jede andere Niederlage der Gesellschaft in und außerhalb New-Jorks ihn annehmen und wieder eine Metall- marke dafür ausgeben soll. Schon im Laufe deS nächsten Monats soll sich das Unternehmen in jeder Stadt der nord amerikanischen Union im Betrieb befinden, so daß Jemand, der sich in New Jork einen Regenschirm leiht, ihn in San Fran cisco wieder zurückgeben kann. In jedem Theater, in den meisten Hotels, auf den Eisenbahnstationen, in den Apotheken und Zigarrengeschäften sollen Niederlagen der Gesellschaft er richtet werden, vr. Weigert, der sich bereits mit einer ganzen Anzahl „bedeutender" New-Iorler Geschäftsleute zu dem Zwecke associrt haben soll, wird schon dafür sorgen, daß sie zu geeig neter Zeit aus dem Regen in die Traufe kommen. * Ueber eine sensationelle Verhaftung schreibt der Berichterstatter dcs „B.T." aus Antwerpen: Am Freitag Abend hat die dortige Polizei einen Gauner dingfest gemacht, dessen Verhaftung auch in Deutschland mit Befriedigung vernommen werden dürste. Es ist dies ein gewisser Hermann Welker, Ingenieur seines Zeichens, der vor ein bis zwei Jahren in Berlin wohnte, woselbst er eine Fabrik für Elektrizität betrieb und der von der dortigen Staatsanwaltschaft steckbrieflich ver folgt wird, weil er eine Bank in Dresden um dir Summe von 500000 Mk. und eine zweite deutsche Bank um die Summe von 60000 Mk. geprellt halte. Welker wollte eine Erfindung gemacht haben, elektrische Kraft in unbeschränkter Menge in Apparaten aufzuspeichern und zur späteren Nutzbarmachung beliebige Zeit aufzubewahren. In dem Besitze Welkers wurden außer einer bedeutenden Summe in Baar und einer großen Anzahl werthvoller Pretiosen auch eine Strickleiter und eiu geladener Revolver gefunden. Welker, der sofort dem Unter suchungsrichter zugcsührt wurde, war vollständig geständig. * Der Roman eines Großfürsten. In Ergänzung der Mitthcilungcn über den „schönen Großfürsten" wird ge schrieben : Großfürst Alcxis Alexandrowitsch ist der einzige der Brüder des gegenwärtig regierenden Zaren, der sich mit einer Nichtcbenbürtigen verheiraihet hat. Es war eine Jugendliebe, welcher der schöne Großfürst treu blieb, trotzdem der Gegen stand derselben bereits seit Jahren im Grabe ruht. Wjera Schukowski, welche das Herz des 25jährigen Prinzen ent flammte, war die Enkelin dcs berühmten russischen Dichters Schukowski, des geistvollen Uebersetzers der Meisterwerke von Schiller und Goethe. Schukowski war bekanntlich Lehrer Alexanders I. Frl. Wjera Schukowski, eine junge Dame von entzückender Schönheit und hinreißender Anmuth, war Hof- fiäulein der Kaiserin Maria Alexandrowa (Gemahlin Alexanders v., geborenen Prinzessin von Heffen-Darmstadt). Das junge Mädchen erwiderte die glühende Liebe des ritter lichen Prinzen und .... die Folgen ließen nicht lange auf sich warten. Da sich dies nicht länger verbergen ließ, warf sich das Hoffräulein der Kaiserin zu Füßen und gestand unter einem Thränenstrom ihre Schuld, wie auch, daß der Großfürst feierlich gelobt hatte, sie und keine Andere zu ehelichen. Ganz abgesehen davon, daß die hohe Frau über diesen Vorgang, der sich sozusagen unter ihren Augen abgespielt hatte, aufs Höchste empört war, so war der Gedanke unerträglich, daß ihr Lieblings lind Alexis eine Mesalliance eingehen sollte. Mit Härte ward die büßende schöne Magdalena zurückgewiesen und in ein ent ferntes Gouvernement auf eine entlegene Besitzung eines ihrer Verwandten verbannt. Großfürst Alcxis jedoch wurde nach Amerika geschickt, wo er zwei Jahre verbleiben sollte. Gleich zeitig jedoch mit dem jungen Großfürsten, der aus Kronstadt seine Strafreise in die neue Welt antrat, verschwand Wjera Schukowski von dem Gute, ihrer Verwandten. Erst später erfuhr man, daß die junge Dame dem Großfürst in Washington durch einen gefälligen Popen angetraut worden war und ihrem Gemahl bei dessen Rundreise durch die Vereinigten Staaten von Nordamerika und dann durch Canada, Japan und China das Geleit gegeben hatte. Auf der Rückreise gab die junge Daine einem Knaben das Leben und wurde mit demselben nach Montreux geschickt, da ihr Gesundheitszustand die lebhaftesten Besorgnisse einflößte. Bald machten sich unverkennbare Spuren der Schwindsucht bemerkbar, und der Großfürst eilte aus St. Petersburg (wohin er unterdessen zurückgekehrt war) nach Montreux, um längere Zeit bei Frau und Kind zu weilen. Alexander H., dessen weichem Gemüthe harte Maßregeln wider strebten, hatte die Heirath seines Sohnes nicht anerkannt, jedoch demselben keine Hindernisse in den Weg gestellt, die sterbende Gatlin aufzusuchen. Der ärztlichen Kunst gelang eS, das fliehende Leben der jungen Dame für einige Zeit anszuhalten. Für einige Zeit schien eine Kumys-Kur von Ersolg gekrönt zu sein, der jedoch nur ein scheinbarer war. Die junge Dame starb wenige Monate darauf in den Armen ihrcs Gatten, der vor ihrem Tode nochmals den Schwur erneuerte, daß er nie eine andere Ehe eingehen und sein Leben seinem Sohne weihen würde. So geschah cs, oaß der Großfürst Alexis trotz seiner
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