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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 28.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189108287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-08
- Tag 1891-08-28
-
Monat
1891-08
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 28.08.1891
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Doktor Eller gab aus diese Frage keine Antwort, sondern murmelte vor sich hin: „Verdammtes Giftschwelgen, das ist die neue Mode. Von mir hat sie kein Choral bekommen, wird wohl noch von der Berliner Kur herrühren." Er war unter diesem Selbstgespräch, gefolgt von dem Baron, ins Zimmer getreten, hatte der Baronin stumm und ermuthi- gend die Hand gedrückt und sich dann dem Bett zugewcndet. So sehr er sich in der Gewalr hatte, konnte er es doch nicht verhindern, daß beim Anblick der aus das Lager ausgestreckten regungslosen Gestalt sich aus seinem Gesicht ein Farbenwechsel vollzog; nur mit Mühe unterdrückte er einen Ausruf des Ent- setzens. „Herr Doktor, ich sehe es Ihnen an, menschliche Hilfe kommt hier zu spät," sagte die Baronin, welche jede seiner Mienen mit angstvoller Spannung betrachtet hatte, mit erster- : bender Stimme. „O nicht doch, nicht doch, Frau Baronin," versicherte der . alte Arzt, der sich inzwischen wieder gefaßt hatte, beugte - sich dabei aber tief aus die Ruhende, um Frau von Letten - den Anblick seines Gesichts zu entziehen. Er legte das , Ohr an Adelheids Brust, drückte seinen Mund beinahe auf , den ihrigen und versuchte das festgeschlostene Augenlid empor- , zuheben. , „Wo ist das Chloral?" wandte er sich ausblickend zu der i sich scheu im Hintergrund haltenden Hanne. ; „Hier aus dem Tisch," sagte das Mädchen näherkommend, Irrthiimer. Erzählung von F. «ruefeldt f3. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.! „WaS, was hat sie genommen? Wirst Du endlich reden!" schrie der Baron, mit dem Fuße stampfend. .Chloral!" schluchzte Hanne. „Ich mußte ihr die Flasche jeden Abend vor's Bett setzen, do steht sie auch noch," sagte sie, auf den Nachttisch deutend. „Sie hat oft zweimal in der Nacht davon genommen." Der Baron ließ das Mädchen los und wandte sich zu seiner Frau. „Da hörst Du eS, Sophie, sie hat zu viel Chloral genommen, das bringt, wie ich mir Hobe sagen lasten, zuweilen für viele Stunden eine todtenähnliche Betäubung her vor; eS wird uns nichts übrig bleiben, als ruhig abwarten bis Eller kommt." „Darüber können noch Stunden vergehen und inzwischen entflieht vielleicht der letzte Lebensfunke meines Kindes — wenn ein solcher überhaupt noch vorhanden ist!" stöhnte Frau von Letten und rang in namenlosem Jammer die Hände. „Herr Baron, Herr Baron, der Doktor Eller sährt so eben auf den Hof!" ries, den Kops zur Thür hereinsteckend, eine Magd. „O, den sendet Gott!" seufzte Frau von Letten, inbrünsti die Hände zum Himmel erhebend, der Baron verließ schnei das Zimmer und ging dem alten, langjährigen Hausarzt der Familie entgegen. Er traf ihn schon aus der Treppe. .Lieber Doktor, wo kom men Sie so schnell her?" redete er ihn an. .Ich habe einen Patienten in Markau, und da ich ein mal so weit war, dachte ich, ich wollte Herkommen und Zu sehen, ob die Frau Baronin sich auch bei den Zurüstungen »ur Hochzeit nicht zu viel zumuthe; Ihr Wagen traf mich keine zwanzig Schritte von Lettenhofrn," berichtete der kleine, etwas korpulente Mann, noch athemlos vom schnellen Laufen und Steigen. „Nun sagen Sie mir aber, was eigentlich geschehen ist, auS den konfusen Berichten der Leute konnte ich nicht klug werden." „Ich weiß es nicht, sie muß es aus Berlin mitgebracht I haben, sie nimmt es schon, so lange sie wieder hier ist, sie hat i auch deshalb —" „Genug, genug," unterbrach sie Eller, dessen Miene immer I düsterer und gespannter geworden war. Wieder wandte er sich I zu der Leblosen, betastete und behorchte sie, dann sah er die I Z lasche mit dem Chloral an und hielt das Glas, in welchem I sie das Schlafmittel mit Wasser gemischt und in dem sich noch I ein Rest des Trankes befand, gegen das Licht; mit ganz be» I sondcrer Aufmerksamkeit ruhten seine Blicke aber auf einem I weißlichen Fleck, der von einer auf dem Tablett verspritzten I und daselbst eingetrockneten Flüssigkeit herzurühren schien. „Doktor, Doktor, haben Sie Erbarmen, sprechen Siek I Was ist zu thun?" flehte Frau von Letten mit gerungenen I Händen. „Vorläufig gar nichts, gnädige Frau —" „Sie ist todt! Sie ist todt!" schrie Hildegard hervor- I stürzend. „Ich wußte es ja gleich!" „Sie ist nicht todt," erwiderte Eller, obwohl es ihn An« I strengung kostete, diese Unwahrheit zu sagen, „aber sie kam I getödtet werden, wenn ihr beim Erwachen die leiseste Gemüths- I bewegung bereitet wird. Liebe gnädige Frau," wandte er sich I an die Baronin, „ich weiß, daß ich etwas sehr Schweres von I Ihnen verlange, aber es ist durchaus nothwendig. Verlassen I Sie das Zimmer, nehmen Sie Fräulein Hildegard und Hanne I mit sich, Niemand soll hier bleiben, als Dorothee und ich, wir ! setzen uns hier nebenan ins Ankleidezimmer und warten, biS sie erwacht, damit wir dann gleich zur Stelle sind." „Und sie wird erwachen?" „Chloral tödtet nicht," erwiderte der Doktor. „Wann?" „Das kann ich Ihnen so genau nicht sagen; ich rufe Sie^ sobald es so weit ist." Die Baronin zögerte noch. „Komm', liebe Sophie, komm'," bat der Baron und reichte ihr den Arm, nur widerstrebend ließ sie sich hinauSführenr Hildegard folgte den Eltern, noch einen langen, bangen Blick nach der Schwester werfend. Als sie auf den Gang traten, ward das Rollen eines auf den Hof fahrenden Wagens hörbar. „O mein Gott, da kommt Warnbeck!" rief der Baron. „Erich, gehe Du hinunter, empfange ihn, ich kann jetzt Niemand sehen, nicht einmal meinen Fritz," sagte die Baronin. „Das sollst Du auch nicht, ich werde ihm den Vorfall mit- theilen, dann komme ich wieder zu Dir; Bodmer kommt sicher mit, der mag dann bei Warnbeck bleiben," versetzte der Barons „willst Du nicht in Dein Wohnzimmer gehen?" „Die Treppe hinunter, während Adelheid hier oben liegt," erwiderte Frau von Letten abwehrend, „unmöglich! Ich warte in Hildegards Schlafzimmer, bis mich der Doktor rust; o Gott, o Gott, ich fürchte, ich habe nichts mehr zu hoffen." (Fortsetzung folgt.) „ich mußte es jeden Abend dort aus dem Schrank nehmen und sammt der Wasserflasche und den Gläsern vor das Bett setzen, das gnädige Fräulein mischte sich den Schlaftrunk immer selbst." Der Doktor ließ einen schnellen Blick über den Tisch gleiten, auf welchem eine Uhr im Uhrständer, ein Leuchter mit einer Kerze sammt Feuerzeug und ein Tablett standen, welches die Wasserflasche, zwei Gläser und die Flasche mit Chloral trug. Er ergriff die letztere; sie war noch zum größten Theil gefüllt. „Hat daS gnädige Fräulein nur genommen, was hier an der Flasche fehlt?" fragte er das Mädchen. „Ja," antwortete dieses, „die andere Flasche ist vorgestern leer geworden." „Wo bekam das gnädige Fräulein das Chloral her? Ich hab' es ihr nicht verschrieben," forschte Eller weiter. „Meine Tochter Hildegard hat ihre Schwester, die sehr lange schlief, wecken wollen und sie — leblos im Bette ge sunden." „LedloS?" j wiederholte Eller, auf dem Treppenabsatz stehen bleibend, „aber sie ist doch inzwischen wieder zu sich ge kommen?" „Nein," antwortete der Baron, und es kostete ihm die größte Anstrengung, dir Worte hervorzubringen, „sie ist noch nicht wieder erwacht, und — Doktor — sie hat das Ansehen, als werde sie auch nicht wieder ermachrn." „Ei, da will ich doch sogleich" — versetzte der Doktor und wollte die Treppe hinaussturzen. Der Baron hielt ihn beim Arm zurück. „Noch ein Wort, lieber Eller; was Sie auch finden mögen, sagen Sie meiner armen Frau nicht sogleich die volle Wahr- haftunaen vorgenommrn. Die meisten Häuser sind kaum in ihrer früheren Gestalt wiederzuerkennen, mit Anschlägen und Empfehlungen aller Art sind sie bedeckt. Ueberall Lüden, voll- aepropst biS unter die Decke mit Rosenkränzen, Gebetbüchern, Medaillen und Amuletten aller Art, überall Verkaufsbuden, jedes Fleckchen Erde auSgenutzt, jeder einigermaßen benutzbare Winkel eine Schlafstelle, jedes einigermaßen geeignete Zimmer rin Schanklokal! Trier, eine Stadt von bisher kaum 40000 Einwohnern, weist augenblicklich 1200 Wirtschaften auf. Die Wirthr klagen dabei über schlechte Geschäfte. Die Landleute, dir vorläufig noch den weitaus größeren Theil der Pilger bilden, verweilen meist nicht über Nacht in der Stadt, und was sie zum Leben nöthig hoben, bringen sie in Körben und Bündeln mit. Ueberall lassen sie sich in den Hallen, die im Freien zur Aufnahme der Fremden gebaut sind, nieder und langen von den mitgebrachtcn Vorräthen zu. Sechzig Extrazüge verkehren täglich, und für Bedarfsfälle sind noch weitere vorgesehen Aus allen Provinzen hat die Bahnverwaltung Beamte und Betriebs- material in großer Menge herangrzogen. Vierzig Lokomotiven stehe» allein den Trierer Bahnhöfen zur Verfügung, außerdem befinden sich Lokomotiven in größerer Zahl in Koblenz, Kochem und Katthaus. Aus Belgrad kommt die sehr unwahrscheinliche Nachricht, daß die russische Regierung gegen die Einreihung der bos nischen Bataillone in dir ästerrtich-ungarische Armee durch eine an Vie Mächte zu richtende Zirkularnote energischen Protest erheben werde, mit dem Hinweise, daß dies Vorgehen gegen den Paragraph 25 des Berliner Vertrages verstoße. Aos Italien: Mit der Gesundheit des Papstes steht eS sehr bedenklich. Sie war schon lange erschüttert, hat aber seit der Entdeckung der peinlichen Vorgänge, welche die Verwaltung des PrtrrSpsennigs betreffen, einen Stoß erlitten, dessen Nachwirkungen sich bei dem hohen Alter Äos XIII. immer mehr fühlbar machen. Lon diesem Gesichtspunkte des körperlichen und geistigen Zustandes deS Papstes aus ist auch daS letzte Auftreten des päpstlichen LeibblatteS, des „Osservatore Romano", für Frankreich-Rußland und gegen den Dreibund zu brurtheilen. AuS bester Quelle können wir mittheilen, schreibt die „Magd. Ztg.", daß der Papst diesem neuesten Vorgehen der Intransigenten und Teutschfeinde im Vatikan durchaus fremd ist und daß er eS, sobald eS ihm bekannt geworden, ent schieden gemißbilligt hat. Die Franzoseusreundr Rampolla und noch mehr der Unterstaatssekretär Mocenni im Vereine mit dem französischen Kardinal Lavigerie stecken dahinter, eben so wie diese Herren die Urheber aller Angriffe gegen die Stellung des preußischen Gesandten beim Vatikan, Herrn von Schlözer, sind, dessen Rücktritt sie wünschen, weil er beim Papste selbst beliebt ist, sowie unter den Prälaten des Vatikans starken Anhang hat, und den sie daher jährlich mehrere Male vorauszusagen keinen Anstand nehmen. Das Bedenkliche bei dieser Sachlage ist der Umstand, daß Alter und Schwäche den Papst verhindern, kräftig durchzugreifen und das Treiben seiner intransigenten Umgebung unmöglich zu machen. Der Papst liest nur Zeitungen, die ihm vorgelegt werden; so erfuhr er auch von den Artikeln des „Osservatore Romano" erst spät. Rampolla hält sich vorsichtig zurück und die Einbläser des ge nannten Blattes bleiben dem Papste unbekannt. Erst dadurch, daß die deutschen Katholiken gegen den Unsug des Franzosen- blattes Lärm machten, wurde die Sache an höchster Stelle im Batikan bekannt. Urbrigens ist zu bemerken, daß Lovigeries Partei der kommenden Papstwahl gegenüber stark zusammen- > schmilzt. An die Wahl eines Nichtitalieners zum Papst ist nicht zu denken, das steht unterAllen, welche dieVrrhältnisse kennen, fest, es I fragt sich nur, ob ein Italiener, welcher Lavigeries französische > einfach dieselbe. Hat doch der dänische Verfaflungsstrrit, wie jeder andere langandauernde Kampf, im Laufe der Jahre sehr verschiedene Phasen durchgemacht. Bald schien dieser, bald jener der streitenden Theile das Uebergewicht zu gewinnen, bald standen sich wieder die Gegner annähernd gleich gegenüber' bald meinte man durch Heftigkeit im Angriff, bald mehr durch passiven Widerstand Boriheile erringen zu können, bald endlich schien man den Muth sinken zu lassen und jede Hoffnung auf ein: Aenderung der traurigen Sachlage anfgeben zu solle». Im Auslande war man natürlich nicht im Stande, diesen ver schiedenen Phasen des Kampfes mit dem gleichen Verständniß zu folgen wie in Dänemark selbst. Wohl aber vermochte man bei etwas aufmerksamer Beobachtung die HauptwendungS- punkte in der Konfliktsentwickelung zu überschauen. Man sah, wie das Ministerium und das Landsthing (1. Kammer) einerseits und das von der Linken beherrschte Folkething andererseits zum Tt;eil wegen der Befestigungsfrage und zum Theil wegen der Ueberschätzung der Bedeutung des Folkethings seilens der an dessen Spitze stehenden radikalen Politiker in immer erbitterteren Streit geriethen, wie man sich dann gegen seitig Rechts- und Verfassungsbruch vorwarf und wie jeder Theil seinen Willen ohne Rücksicht auf die abweichende Mei nung des anderen mit allen ihm zu Gebote stehenden Mittel« durchzusetzen suchte — wie die Regierung wieder und wieder vergeblich das Folkething auflöste, schließlich aber in den pro- visorischen Finanzgesetzen einen Ausweg fand, dessen Rechts- beständigkeit auch vom Höchstengericht anerkannt wurde, und wie andererseits die Linke zur Verwelkungspolitik, zum sogen. Hungerbudget und anderen drastischen Mitteln griff, ohne po sitive Ergebnisse zu erzielen. Man sah weiter, wie die gegen seitige Erbitterung eine so große ward, daß sogar ein Attentat auf den Ministerpräsidenten Estrup versucht wurde und wie später hie und da mit mehr oder weniger Eiser und Aufrich tigkeit ein Entgegenkommen in Aussicht gestellt und ein Aus- gleich versucht ward. Faßt man nun in Erwägung dieser bis- yerigen Entwickelung die gegenwärtige Lage und die Chan«« für die politische Zukunft des Landes ins Auge, so läßt sich nicht verkennen, daß es doch im Allgemeinen jetzt besser steht, als etwa vor zehn oder auch noch vor fünf Jahren. Die Zeiten der eigentlichen Verwelkungspolitik, wo jeder Gesetzesvorschlag rettungslos an dem Widerspruch der radikalen Folkethingmehr- heit scheiterte, sind, wie es scheint, endgiltig vorüber. Die alte Losung: „Diesem Ministerium keinen Pfennig" ist wenigstens von der Mehrheit der Opposition fallen gelassen, weil dieselben gesehen, daß sich auf diesem Wege doch schließlich nichts erreichen läßt als rein papicrne parlamentarische Proteste, die selbst den hartköpfigen dänischen Bauern aus die Länge nicht imponiren können. Weiter aber hat sich ein Theil der Linke» im Folkeihing bereit erklärt, mit dem Ministerium und der Rechten zusammen auf finanziellem und sozialpolitischem Ge biet Hand in Hand zu gehen. So ist denn in den letzten Jahren eine Reihe mehr oder minder wichtiger Gesetze fertig- gestellt und das Land somit aus der immer unerträglicher ge wordenen politischen Stauung herausgerissen. Ueber daS Budget freilich und über die Frage der provisorischen Gesetze, sowie über die Befest-gungsfrage hat man sich noch nicht zu einigen vermocht. Aber hier wird vielleicht schließlich doch die Macht der Thatsachen entscheidend eingreisen. Die vielum- strittene Befestigung Kopenhagens wird von der Regierung mit Hilfe der vorläufigen Finanzgesetze in absehbarer Zeit vollendet sein. Ist dies aber geschehen, so fällt für zukünftige Budget debatten der bisherige Hauptstreilpunkt weg. Man wird keiner aufgcdrungenen Budgets mehr bedürfen und wohl auch kaum noch anderer vorläufiger Gesetze. Was aber die einmal er» i antideutsche Politik verfolgt, oder ein Italiener, welcher mit > dem Königreich Italien wie Deutschland einen mockus vivenäi > erstrebt oder zu erhalten wünscht, Nachfolger Leos XIU. wer- , den wird. Der Augenblick einer neuen Papstwahl steht nach menschlicher Berechnung vor der Thür; die von Rom auf Ur laub befindlichen Botschafter und Gesandten der Mächte bei der Kurie sind daraus gefaßt, plötzlich ihren Urlaub unterbrechen und nach Rom zurückkehren zu müssen. Trotz der nüchternen Ausführungen der englischen leitenden Blätter beharrt man in Frankreich dabei, sich in Bezug auf die Beziehungen zu England den weitgehendsten Hoffnungen hinzugeben. Die Schlußbeirachtungen der Blätter über die Ereignisse von Portsmouth gehen alle dahin, daß die Besorg nisse wegen des Eintritts Englands in den Dreibund nunmehr zerstreut seien. Die sympathische Aufnahme der französischen Flotte habe bewiesen, wie großen Werth England auf gute Beziehungen mit Frankreich lege, und an Frankreich sei es nun, sich England gegenüber so freundlich zu stellen, daß Eng land doch einmal aus der Neutralität heraus- und auf Seite Frankreichs treten könne. Die Möglichkeit eines solchen Bünd nisses sei früher angezwcifelt worden, scheine aber nach den letzten Ereignissen wenn nicht nahegerückt, so doch nicht un denkbar. Allgemein betont man dabei die friedlichen Absichten Frankreichs und beklagt sich darüber, daß man im Auslande das französisch-russische Einvernehmen nicht als einen Friedens hort ansehen will. Die Pariser Polizei entdeckte den Antiquar, bei welchem die 'u dem Attentats-Versuch gegen den Minister Constans, den Unterstaatssekretär Etienne und den Abthcilungschef des Kolonien - Ministeriums, Treille, verwendeten Bücher gekauft worden sind. — Die ausländischen Offiziere treffen am 10. September zu drnManövern des Ostdepartements in Parisein. Die Stärke der Truppen soll 126 000 Mann betragen. Die- clben werden nicht gegen einander, sondern gegen einen mar- itten Feind kämpfen. Das sranzösifche Geschwader des Admirals Gervais sollte nach den getroffenen Bestimmungen gestern die gastlichen Ge stade Englands wieder verlassen, allein ein furchtbarer Sturm hat nicht nur die letzten Festveranstaltungen recht unliebsam gestört, sondern auch die Abfahrt zur festgesetzten Zeit in Frage geftclll. Man meldet darüber vom 26. August: Im Solent (zwischen Portsmouth und der Insel Wight) wüthete gestern ein furchtbarer Sturm. Die Verbindung zwifchen der britifchen und der französischen Flotte und dem Gestade Ivar gänzlich unterbrochen. Eine große Anzahl französischer Matrosen, welche den Tag in Portsmouth zubrachten, war außer Stande, zu ihren Schiffen zurückzukebren und erhielten Nachtquartier an Bord des im Hafen liegenden Flaggschiffes „Duke of Welling ton". Die sechzig britischen Flottenofsiziere, welche dem Fest mahle an Bord des „Marceau" beiwohnten, waren gestern Abend noch nicht zurückgekehrt. In Portsmouth herrfchen große Besorgnisse betreffs ihrer Sicherheit, sowie betreffs der Sicherheit der äußeren Linie der vereinigten Kriegsschiffe. Es ist zweifelhaft, ob das französische Geschwader im Stande sein wird, heute früh in See zu stechen. Die Königin hat dem Admiral Gervais ihr Bildniß verehrt und sich die Bildnisse des Admirals und seiner Kapitäne erbeten. Der „Times" zu folge wird das Kanalgcschwader im Oktober einen Gegenbesuch in Cherbourg abstatten. Es soll feststchen, daß König Hum bert mit einem italienischen Gefchwader im Frühjahr 1892 als Gast der englischen Nation nach Portsmouth kommt. Der Verfassungskonflikt in Dänemark dauert fort — so heißt es Jahr ein Jahr aus. Jndeß würde man sich irren, wenn man meinte, die politische Lage bliebe in Folge dessen
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