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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189107267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910726
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910726
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- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-07
- Tag 1891-07-26
-
Monat
1891-07
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.07.1891
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Areiderger ««zetger mrd Taqedlatt. «eite S. , ... - >.—. " M i7l i v LMU rrn Grothe besonders bei der mächtigen Toccata äorica von S. Bach, welche das Konzert einleitete und bei der Fuge S-moll von S. Bach sichtlich ergriffen und erbaut. Ebenso war eS bei der Rheinbergerschen Pastoral- Sonate wiederum die Fuge, deren Gewalt die Hörer ergriff, während das einen mehr weltlichen Charakter tragende Inter mezzo sich für die Eigenart des Silbermannschen Werkes minder zu eignen schien und nicht so zur Geltung kam, als z.B. bei einer der modernen Ladegast'schen Orgeln. Bei dem Konzertsatz von Seringzeigte Herr Grothe wiederum seinegediegene Technik. Auch als Violinist wirkte der Konzertgeber, indem er die Gounod'sche Meditation für Violin-Solo mit Orgelbe gleitung recht gemüthvoll vortrug. Eine willkommene Ab ¬ wechselung erhielt das gestrige Kirchenkonzert durch die sehr ansprechenden Gesangsvorträge der Chemnitzer Konzertsängerin Frau Teichert-Nitzsche, welche die berühmte Arie „Er weidet seine Heerde" aus dem „Messias" von Haendel und das ties ergreifende ^xnug Doi von W. A. Mozart mit schönem Aus druck sang. — In den Annalen des hiesigen Männergesangvereins „Liedertafel" wird der gestrige Tag als ein solcher von be sonders festlicher Bedeutung verzeichnet werden, da er dem Verein Gelegenheit bot, seine Tüchtigkeit vor einem aus weiter Ferne hierhergekommenen bedeutenden Tondichter in hervor ragender Weise zu bekunden, denselben durch trefflichen Vortrag einer seiner besten Schöpfungen hoch zu erfreuen und aus seinem Munde wohlverdientes Lob zu ernten. Die Kunde von der wiederholten erfolgreichen Ausführung seiner Kantate „Das Handwerkerleben" inFreiberg hatte nämlich Herrn Kapellmeister Hermann Mohr aus Philadelphia veranlaßt, bei dem Be suche seiner deutschen Heimath auch einen Abstecher nach Frei berg zu machen und dem hiesigen Verein „Liedertafel" für die vorzügliche Aufführung seiner Kantate mündlich zu danken. Diese Ankündigung veranlaßte die Mitglieder des Vereins „Liedertafel" sich mit ihren Angehörigen gestern Abend im Brauhofsaale zahlreich einzufinden und unter der Mit wirkung des Stadtmusikchors eine Festversammlung abzuhalten. Als der erwartete verehrte Gast in Begleitung der Hrn. Dom organisten Oberlehrer W. Helbig den Saal betrat, wurde er mit einem rauschenden Tusch empfangen, dem das von dem Männergesangverein „Liedertafel" angestimmte „Gott grüße Dich" folgte. Sodann hielt der Vereinsvorsteher, Herr Roscher, eine schwungvolle Ansprache, in welcher er der Freude des Vereins über die Anwesenheit des Komponisten des „Hand- wcrkerlebens" beredten Ausdruck verlieh und dem hochverehrten Gast ein jubelndes Glückauf! widmete, welches die „Liedertafel" mit dem Sängerspruch des Elbgausängerbundes melodisch be kräftigte. Hocherfreut dankte hierauf Herr Kapellmeister Her mann Mohr mit herzlichen Worten und bot dann in fesselnder Rede interessante Mittheilungen über die Pflege des deutschen Gesanges in Amerika, seiner jetzigen Heimath. Nach einigen von der Stadtkapelle sehr hübsch gespielten Konzertstücken ergrif der Liedermeister des Vereins, Herr Domorganist Oberlehrer Helbig, das Wort, um der anwesenden Gäste zu gedenken, ins besondere auf die Anwesenheit des hochbegabten Chemnitzer Orgelvirtuosen, Herrn Grothe und seiner Gattin, hinzuweisen, dann aber mit rechtem Sängerfrohsinn auf die musikalischen Verdienste des Herrn Mohr und seine treue Anhänglichkeit an sein deutsches Vaterland zurückzukommen und dem Kompo nisten des „Handwerkerlebens" ein herzliches Glückauf! zu bringen, in welches alle Anwesenden jubelnd einstimmten. Unter Leitung des Herrn Helbig kamen nun mehrere der schönsten Sätze der erwähnten Kantate so wirkungsvoll zum Vortrag, daß der Komponist derselben sich in anerkennendster Weise sowohl über die Leistungen der Chöre, als über die einzelnen Solisten aussprach uud sich schließlich zum Danke für diese Leistungen und für die ihm gewordene überraschende Ovation erbot, einige weitere Sätze seiner Tonschöpsung selbst leitcnzu wollen, was selbstverständlich die „Liedertafel" anspornte, ihr bestes Können einzusctzen. Unter Direktion des Herrn Mohr wurden darauf der die Sonntagsruhe so schön schildernde Satz, die Turner szene und der durch ein prächtiges Quartett eingeleitete fugirte Schlußsatz in einer Weise ausgeführt, die eine zündende Wirkung ausübte und die Hörer zu rauschenden, langanhaltenden Bci- fallsbezeugungen Hinriß. Noch lange blieb die „Liedertafel" mit ihren Gästen bei heiteren Gesängen und Trinksprüchen vereint und trennte sich schließlich mit der frohen Ucberzeugung, daß der von ihr geehrte Komponist, der in Philadelphia an der Spitze eines hochangesehenen, vorzüglichen und großen Männergesangvereins steht, drüben verkünden wird, mit welcher Liebe und Hingebung hier in Freiberg deutscher Sang gepflegt und wie das Verdienst zeitgenössischer Tondichter und die Sangeskunst hier yern und freudig anerkannt wird. — Bei günstiger Witterung wurde gestern Abend im Stadt-Park-Restaurant ein Militär-Doppelkonzert abge halten, bei welchem das Jägermusikchor und das Artillerietrom peterchor sämmtliche Musikstückegemeinsam zumVortragbrachten. Das Publikum war von diesem Zusammenwirken sichtlich be friedigt und zollre den Darbietungen (unter welchen das präch tige Intermezzo a. d. „Sizilianischen Bauernehre" von Mas cagni, Kücken's Gebet „Verlaß mich nicht" und der Einzug der Götter in Walhall aus Wagners Musikdrama „Walküre" her vorgehoben zu werden verdienen) reichen um wohlverdienten Beifall. — lieber den Sonverzug nach München, Salz burg, Reichenhall, Kufstein unv Lindau, der am Sonnabend den 15. August d. I. zu ermäßigten Preisen von Dresden abgelaffen wird und Freiberg Nachmittags 2 Uhr 15 Min. Nachmittags berührt, erläßt die König!. Gencral- direktion der sächsischen Staatsbahnen eine Bekanntmachung, die sich im Anzeigentheil dieser Nummer befindet und auf die wir hiermit noch besonders verweisen. — In Ergänzung der zur Ausführung der HZ 18, 138, 156 bis 161 des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes erlassenen Anweisung vom 20. Februar 1890 veröffentlicht der „Reichsanzeiger" eine Bekanntmachung, wonach Bescheini gungen der Dienstherrschaft über die Dauer eines Ge- sindedienstverhältnisses in der Weise ausgestellt und beglaubigt sein können, daß die Dienstherrschaft in das Gesindedienstbuch neben den in demselben enthaltenen Vermerk über die Dauer deS Dienstverhältnisses zur Bescheinigung dieses Vermerkes Kren Namen einträgt, die zuständige Ortspolizeibehörde aber liefe Eintragungen in der für die polizeiliche Beglaubigung bestimmten Spalte deS GefindedienstbuchS mit einem die Be glaubigung bezeichnenden Vermerk und dem Dienstsiegel Stempel) versieht. . — Se. Majestät der KSuig verlieh dem Architekt karl Eberhard zu Dresden den Titel „Königlicher Baurath". — Königl. Landgericht Ureiberg. Vor der Ferien, trafkammer (Vorsitzender Herr Landgerichtsdirektor Baumbach) vurde heute Vormittag der Maurer Karl August Schneider n Tharandt wegen bez. öffentlicher Beleidigung (in vier Fällen) nach ZL 185, 196, 200 Absatzl verbunden mit HL 73, 74 des Rekchsstrafgesetzbuchs zu 3 Monaten 2 Wochen Gefängniß und wegen Erregung ruhestörenden LärmeS nach 8 360, 11 verbunden mit 8 77 des Reichsstrafgesetzbuchs zu 1 Woche Haft verurtheilt. t- Bräunsdorf, 24. Juli. Bei dem am gestrigen Nachmittage sich über unserer Gegend entladenden Gewitter chlug der Blitz in die hiesige Mahl- und Schneidemühle und zündete, infolge dessen sämmtliche Gebäude, welche alle weich gedeckt waren, eingeäschert wurden. Da sich die Müllerei fier nicht verinteressirt, so würde sich daS Grundstück bei der bedeutenden Wasserkraft zu irgend einer Fabrikanlage sehr gut eignen. Der „Tharandter Anzeiger" schreibt: „Wenn am Sonntag der Himmel einigermaßen ein freundliches Gesicht zeigt, so dürften Tharandt und Eble Krone außer den gewöhn lichen Sonntagsausflüglern, die Endziele von Parthien ver schiedener Gesellschaften sein. Zunächst wird der Gewerbe verein aus Löbtau, sowie auch der Verein für Volkswohl „Feierabend" aus Freiberg einen Ausflug in hiesige Gegend unternehmen. Letzterer Verein wird in Edle Krone ein größeres Waldfe st veranstalten und zu diesem Zwecke Freiberg Nachmittag 2 Uhr 54 Min. verlaffen, um am Bestimmungsorte nach */,4 Uhr einzutreffen." Aus Rotzwein wird geschrieben: Donnerstag Nachmittag ging über die Gegend von Choren, Maltitz und Priesen ein schweres Gewitter nieder, welches einen starken Wolkenbruch mit sich führte. In wenigen Minuten stand das Wasser meter hoch in den Häusern. Auch mehrfache Blitzschläge sind zu ver zeichnen. Dem Wirthschaftsbesitzer Münch in Priesen wurde der Giebel seines Hauses durch Blitz beschädigt. Dem Wirth schaftsbesitzer Jobst in Prüfern wurde die Scheune eingeäschert. Bei dem Gutsbesitzer Wolf in Praterschütz sprang der Blitz von einer Linde auf ein Nebengebäude, ohne zu zünden, von da aus aber zum Gutsbesitzer Roßberg, wo ein Brand ent stand, der aber bald gelöscht wurde. In Marbach sollen drei Blitzschläge gezündet haben. Se. Exzellenz der Staatsminister von Metzsch hat sich heute von Dresveu nach Riesa begeben, um dort die neuen städti schen Anlagen, besonders das Johanniter-Hospital zu besichtigen. — Auf der großen Meißner Straße in Dresden-Neustadt traten vorgestern Nachmittag die beiden Pferde eines Bierwagens, während der Kutscher ein Faß Bier durch die Hausflur rollte, auf das Trottoir, rissen mit der Wagendeichsel zwei Schaukästen herab, welche zerbrachen, und stürzten hin, wobei sie dieLaden- thür und das Schaufenster zertrümmerten. Die Ladeninhaberin wurde vor Schreck ohnmächtig. Der Schaden beläuft sich auf 100 Mark. — Im Dresdner Stadtkrankenhause erschien gestern Abend ein offenbar angetrunkener unbekannter Mann und ver langte Aufnahme. Als ihm dieselbe verweigert wurde, be schimpfte er die Beamten, und als er von zwei Krankenwärtern aus dem Hause gebracht werden sollte, zog er daS Messer und stach nach ihnen. Die Wärter vermochten sich nur dadurch zu retten, daß sie die Thüre zwischen sich und dem Manne rasch zu schlugen, so daß das Messer in einem Thürflügel stecken blieb. Der Unbekannte ergriff sodann die Flucht und konnte nicht er langt werden. Das Messer war mit solcher Wucht geführt worden, daß es mehrere Zentimeter tief im Holze saß. — In Böhmen scheinen heftige Regengüsse dem Eisenbahnverkehr von Neuem Schwierigkeiten zu bereiten. Der vorgestern 6 Uhr 58 Min. Nachmittags von Bodenbach fällige Schnellzug brachte nach Dresden nur die Karlsbader und Teplitzer Durchgangs wagen, während solche aus Wien gegen 8 Uhr mittelst Sonder zuges bis Dresden nachgebracht wurden. Der Anschluß nach Leipzig und weiter war verloren. Gestern früh versäumte der Schnellzug aus Wien über Tetschen auf letzterer Station den Anschluß nach Dresden-Leipzig-Berlin. Wie Reisende ver sicherten, waren sie gegen 5 Uhr früh, als der Schnellzug laut Fahrplan Melnik erreicht haben konnte, zum Aussteigen ver anlaßt worden und hatten sodann eine Strecke zu Fuß zurück gelegt. Bei der Ankunft in Tetschen war der sächsische Schnell zug bereits abgefahren, Dresden-Altstadt wurde erst halb 11 Uhr erreicht. — In Niedersedlitz bei Dresden brannte gestern in den frühen Morgenstunden die in unmittelbarer Nähe des Bahn- Güterbodens befindliche Dampftischlerei und Möbelfabrik von Hoffmann fast ganz nieder. Die sofort abgesandte Dresdner Landspritze fand bei ihrem Eintreffen die auf der Bahnhof straße gelegene Tischlerei bereits in Flammen stehend vor und betheiligte sich außer den ebenfalls am Platze »peilenden etwa 15 Landfeuerwehren an der Löschung des Brandes. Der selbe hat bedeutenden Schaden angerichtet, da große Vorräthe an Nutzholz, sowie eine Anzahl Wagen uud andere fertige Waaren ganz vernichtet wurden. Sehr schwierig war die Herbei- schasfung von Wasser, denn um dasselbe aus dem 1100 Meter entfernten Lockwitzbach zu heben, mußten erst 7 Spritzen nach einander als Zubringer eingestellt werden. Der Eisenbahn- Güterboden war gefährdet, blieb aber unversehrt. Auch das Hoffmann'sche Wohnhaus ist vom Feuer verschont geblieben. Gegen 10 Uhr besuchten Ihre Köngl. Hoheiten Prinz Georg und Prinz Albert die Brandstätte. Von Dienstag, den 21., bis Donnerstag, den 23. Juli, hielten in Leipzig die Grafen und Freiherren von Secken dorfs ihren Famllientag unter dem Vorsitz ihres Geschlechts ältesten, des Geheimen RegierungsratheS Freiherrn von Secken dorfs, in Kraft's „Hotel de Prüfte" ab. Es hatten sich dazu an 40 Theilnehmer aus allen Gegenden Deutschlands, ja selbst aus Ungarn und Amerika (Washington) eingesunden. — Ein peinliches Aufsehen erregt in Leipzig die polizeiliche Schließung des „Marienbades" und die Verhaftung des Bademeisters. Vor einigen Tagen hat sich dortselbst ein junger Mensch nach absolvirtem Schwimmunterricht zum ersten Male ohne Leine versucht. Da der Schwimmmeister, der diesen Versuch über wachen sollte, abgerufen wurde, versank der Knabe, ohne daß es die Mitbadenden bemerkten. Erst nachdem die Mutter dret- I mal nach dem Verbleib des Knaben nachfragen ließ und dessen ob ihre Staatsmänner leichten Herzens einen Angriffskrieg unternehmen würden. Ueber die Ankunft des französischen Geschwader? ppr der russische« Hafenstadt Kronstadt ist bereits in gestriger Num mer berichtet worden. Nach ausführlicheren Meldungen tragen wir noch Folgendes nach: Das Herannahen deS französischen Geschwaders wurde von einem Ballon captif aus beobachtet, der in Kraßnaia Gorka aufgestellt war und seine Wahrneh mungen telegraphisch nach Kronstadt übermittelte. Der russische Dampfer „Onega", Kapitän Skridlow, fuhr dem französischen Geschwader drei Meilen entgegen. Bei dem französischen Ge schwader angekommen, begab sich Kapitän Skridlow mit dem französischen Kapitän Violet an Bord des Admiralschiffes „Marengo" und entbot dem Admiral Gervais im Namen des General-Admirals, Großfürsten Alexis, den Willkommengruß. Die Besatzung der „Onega" begrüßte das französische Geschwa der mit enthusiastischen Hurrahrusen. Die Mannschaften des „Marengo" stiegen in die Raaen und erwiderten die Grüße. AlSdann setzte sich das Geschwader in der Richtung auf Kron stadt in Bewegung. Eine Anzahl reichgeschmückter und be flaggter Privatdampfer mit Bewohnern von Petersburg, Peter- Hof und Oranienbaum kam dem Geschwader entgegen. Kurz vor Kronstadt tauschte das Geschwader mit dem in Dienst ge- gestellten russischen Geschwader Salutschüsse aus und fuhr dann gegen 3 Uhr in die Rhede von Kronstadt ein. Der Panzer „Marengo" traf erst einige Zeit später ein, da demselben der niedrige Wasserstand Schwierigkeiten bereitet hatte. Nach gegen seitiger Begrüßung der Geschwader machte der Admiral Gervais dem Admiral Kasnakow sowie dem Vizeadmiral Schwarz und den anderen Kommandiienden seinen Besuch. Der Empfang war ein herzlicher und begeisterter. Die Musikkorps spielten die Marseillaise und die russische Hymne, und die Mannschaften der beiden Geschwader begrüßten sich unaufhörlich mit freudigen Zurufen. Um 6 Uhr fuhr der Admiral Gervais aus dem Torpedoboote Nr. 28 nach Petersburg zum Gastmahl bei dem französischen Botschafter. Die Kommandanten der französischen Schiffe sowie zahlreiche russische Admirale waren gleichfalls geladen. Dem Admiral Gervais waren, als er sich an Bord des „Marengo" befand, seitens einer Abordnung der Vertreter der Presse und der Künstlerschast Brot und Salz überreicht worden. — An dem am Donnerstag in der französischen Bot schaft zu Petersburg zu Ehren der Offiziere des französischen Geschwaders veranstalteten Gastmahl nahmen im Ganzen etwa 50 Personen theil, darunter der General-Admiral Großfürst Alexis, der Admiral Gervais mit seinem Generalstabe, die Kommandanten der französischen Schiffe, der Marineminister Admiral Tschichatschew, sowie die Minister des Innern und der Finanzen, der Verkehrsminister, der Adjunkt des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, Schischkin, mehrere Admirale, eine Anzahl russischer Marineoffiziere und die Mitglieder der französischen Botschaft. Während der Tafel brachte der fran zösische Botschafter Laboulaye einen Trinkspruch auf den Kaiser von Rußland aus, der Großfürst Alexis einen solchen aus den Präsidenten Carnot und das tapfere französische Ge schwader. Nachdem die türkische Regierung eine Untersuchung zur Ermittlung der Thäter, welche das montenegrinische Mädchen mißhandelten, ungeordnet hat, hob die Regierung von Monte negro das Verbot wieder auf, welches den Malissoren den Ein tritt in Karatoprak untersagte. — Aus Tauris ging die Nach richt ein, daß die Kurden von Sonj-Bolak es auf keinen Zu sammenstoß mit türkischen Truppen ankommen ließen, sondern sich vorher zerstreuten. Die von ihnen geraubte junge Eng länderin, Miß Greenfield, wurde den Ortsbehörden ausgeliefert. Von der in der bulgarischen Hauptstadt erscheinenden „Agence balcanique" wird die Nachricht des Pariser „Temps", Stambulow hätte gesprächsweise in Tirnowo erklärt, er werde sich, falls die Unabhängigkeit Bulgariens nicht in diesem Jahre prollamirt werde, aus dem politischen Leben zurückziehen, für ein reines Phantasiegebilde erklärt. Stambulow sei noch gar nicht in Tirnowo cingetroffen. Die bulgarische Regierung denke nicht an eine Unabhängigkeitserklärung Bulgariens; ihre beständigen Bemühungen seien vielmehr auf die Entwickelung und Befestigung der inneren Lage und die Aufrechterhaltung der herzlichen und freundschaftlichen Beziehungen zur Türkei gerichtet. Wie aus Kairo berichtet wird, schätzt man den Schaden, welchen die Feuersbrunst im Palast des Khedive von Egypten angerichtet hat, auf 30000 Pfund Sterling. Der Khedive ließ den englischen Truppen für deren Hilfeleistung bei der Unter drückung des Feuers im Abdin-Palast seinen Dank aussprechen. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 25. Juli. — Se. Majestät der König empfing gestern Nachmittag im Schlosse zu Pillnitz den spanischen Botschafter am Hofe zu Berlin, Grafen von Banuelos, welcher vorgestern in Dresden angekommen und im Europäischen Hof abgestiegen ist, in einer Partikular-Audienz und nahm aus dessen Händen das Schreiben entgegen, durch welches derselbe als außerordentlicher Gesandter und bevollmäcktigter Minister am Königl. Hofe in Dresden beglaubigt wird. Gras von Banuelos nahm sodann an der Königl. Hoftafel Theil. — Se. Majestät der König wird nach dem 100jährigen Jubiläum des 2. Husaren-Regiments Nr. 19 in Grimma Ende d. M., dem Se. Majestät beiwohnt, eine größere Reise nach der Schweiz antreten und daselbst mit Ihrer Majestät der Königin zusammentreffen. — Herr Landgerichtsrath vr. jur. Carl Kretzschmar ist zum Bergamtsrath und Professor der Königl. Berg akademie ernannt worden. Der Eintritt des Herrn Or. Kretzsch mar in diese Stellung erfolgt am 1. September d. I. — Die Festlegung des Osterfestes. Von den sächsi schen Handels- und Gewerbelammern ist an das Königliche Ministerium des Innern ein Gesuch gerichtet worden, in welchem sie dasselbe bitten, daß das Osterfest im Wege der diplomati schen Vereinbarung aus einen bestimmten Sonntag, etwa auf den ersten Sonntag nach dem 4. April, gelegt werde. Dem Gesuch ist eine Uebersicht der Ostertage 1891 bis 1930 beigefügt. — Der Bau der neuen Jakobikirche geht seiner Voll endung entgegen und ist jetzt schon so weit gediehen, daß be reits in den nächsten Wochen die Blume aufgesetzt werden kann. Das allgemein bewunderte den Bau umgebende Gerüst soll eine Höhe von 70 Metern haben und sind zur Herstellung desselben, dem Vernehmen nach, über 12 000 laufende Meter Holz erfor derlich gewesen. Auf der Spitze dieses Gerüstes ist seit heute früh eine Fahne aufgepflanzt. — Mehrere gleichzeitige Veranstaltungen waren wohl die Ursache, daß das gestern Abend zwischen 6—7 Uhr im hiesigen Dom abgehaltene Kirchenkonzert nicht so besucht war, wie es die interessante Persönlichkeit des Konzertgebers, des leider erblin deten Orgelvirtuosen Herrn Karl Grothe aus Chemnitz, und dessen treffliche Leistungen auf der berühmten Silbermann schen Domorgel wohl verdient hatten. Die Anwesenden waren von dem genialen Orgelspiel des He! " igen Toccata äorioa von S.
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