Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189107051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-07
- Tag 1891-07-05
-
Monat
1891-07
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.07.1891
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
lS8. Freiberger Anzeiger xnd Taaeblcl! L-Ue 2. i»»i. Platzkommando eine Serenade mit Zapfenstreich stattgefunden hatte, begann die heutige Hauptfeier mit einem Requiem in der Kathedrale und einem Feldgottesdienst beim Mausoleum. Die Gottesdienste wurden von einem katholischen, einem evangelischen Geistlichen und einem jüdischen Rabbiner abge halten. Die Ehrenwache bildeten Vertreter deS Dragoner- RegimentS Nr. S, deS Infanterie-Regiments Nr. 14 und deS preußischen Grenadier-Regiments Nr. 10. In den 48 Ge meinden, welche im Umkreise des damaligen Schlachtfeldes liegen, wurden gleichzeitig Messen abgehalten. Hierauf folgte die Einweihung der neu aufgestellten Monumente und die Niederlegung von Kränzen. Die französtfche Deputirtenkammer gedenkt nunmehr die Zolldebatten mit Nachdruck zu betreiben. Der Abgeordnete Meline, Präsident des großen Zollausschusses, hat nämlich den Antrag gestellt, täglich zwei Sitzungen zu halten, damit die Zolldebatte, falls dies irgend möglich sein sollte, bis Ende Juli erledigt werben kann. Die Deputirtenkammer stimmte diesem Vorschläge beinahe mit Einmüthigkeit zu. Ueber die in Frankreich geplante Arbeiterver sicherung (vergl. Artikel!) wird gemeldet: Eine von der parlamentarischen Arbeiterkommisfion dem Minister des Innern überreichte Note betreffs der staatlichen Arbeiterpensionskafse besagt u. A.: Die Pensionskaffe wird, von anderweitigen Ein nahmen abgesehen und davon ausgehend, daß nur Pensionen für die bei der Grünvung der Pensionskaffe bereits 25 Jahre im Dienst Angestellten gesichert werden sollen, jährlich per Kops 72'/z Franks erhalten, wovon 43'/, Franks auf die Arbeitgeber und 29 Franks auf den Staat entfallen. Hier durch sollen Jahrespensionen von 450 Franks jedem Theil nehmer vom 55. Lebensjahre an gewährleistet werden. Nach dem dreißigsten Jahre ihres Bestandes werde die Pensions kaffe 81647 Pensionären 36741000 Franks zahlen. Nach 77 Jahren, wo die Zahl der Pensionäre theoretisch als eine fixe angesehen werden kann, werde die Pensionskaffe jährlich 1500970 Pensionären 675436500 Franks zu zahlen haben. Um diesen Verpflichtungen nachzukommen, werde die Pensions kaffe 12 Milliarden besitzen und fruchtbringend anlegen müssen. Dieses ungeheuere Kapital, bemerkt die Note am Schlüsse, welches ein Drittel der Staatsschuld repräsentire, berge ein ökonomisches und sozial sehr bedenkliches Problem in sich. Wo existire em Unternehmen, welches 12 Milliarden fruchtbringend verwerthen könnte? Ein weißer Rabe ist soeben in dem am meisten chauvi nistischen aller Pariser Blätter, der „France" aufgeflogen. Auch beschäftigen sich bereits die übrigen Pariser Journale mit diesem Vorgänge. Ein junger Gelehrter, der nicht in den Vorurtheilen der Mehrzahl der Franzosen befangen ist, der bisherige Bibliothekar an der Pariser Nationalbibliothek Remi de Gourmont, ist von seinem Posten enthoben worden, weil er in durchaus logischer Weise die Leute der Patrioten liga bekämpft und sich nicht ohne Ironie auf Len Standpunkt des „Antipatriotismus" gestellt hatte. Ein Redakteur der „France" hatte nun eine Unterredung mit Remi de Gourmont, der jedenfalls in dieser Angelegenheit mehr Maunesmuth be- thätigt, als die Schreier, welche der Losung Paul Därouledes folgen. Ist es doch charakteristisch, daß der soeben auf Grund des französischen Spionagegesetzes verurtheilte französische Landwehrhauptmann Tripons ein eifriges Mitglied der Patriotenliga gewesen ist. Bei der Unterredung mit dem Redakteur der „France" verwahrte Remi de Gourmont sich zunächst dagegen, daß er die Idee des Vaterlandes habe bekämpfen wollen, oder daß er ein Anarchist oder Internatio nalist wäre. „Die einzige Frage ist Elsaß-Lothringen," führte er aus. „Wie lange werden diese Reklamationen noch fort dauern, die uns wie Kinder urtheilen lassen. Schweigen und nehmen ist mehr werth als Scheren und nicht nehmen. Niinmt man an, daß dieser Revanchekrieg unglücklich ausfalle, was doch möglich ist, welche Verantwortlichkeit liegt dann Denjenigen ob, die den Krieg gewollt und unvermeidlich gemacht haben." Unter den Pariser Schriftstellern sind bereits einige, wie der talentvolle Mirbeau, für Remi de Gourmont eingetreten, wäh rend die „France", obgleich sie dessen Ausführungen wieder- giebt, doch ihren abweichenden Standpunkt betont. Die chronische Erregung der Gemüther, von welcher Por tugal in den letzten beiden Jahren heimgesucht wurde, hat gegenwärtig einer Ruhe, einer Leidenschaftslosigkeit Platz ge macht, von welcher sich die Agitatoren gegen die Monarchie und gegen die Lebensintercssen des Staates noch vor Kurzem nichts hätten träumen lassen. Herbeigcführt ist dieser über raschende Szenenwechsel durch das staatsmännische Geschick des jetzigen Premierministers und seiner Amtsgenossen, welche den zwischen England und Portugal geschlossenen Vertrag ihrerseits zu Stande brachten und auch den Finanzen des Landes sorg fältige Pflege zu Theil werden ließen. Von beiden Kammern ist der Vertrag mit England genehmigt, wodurch die Hetz fanatiker der Gasse sehr empfindlich Lügen gestraft worden sind, da sie in der Behauptung nicht müde wurden, daß Portugals einziges Retlungsmittel vor den annexionseisrigen Engländern von der Ausrufung der Republik und der Prvpagandirung des republikanischen Gedankens abhänge. Wenn nun nach der volitischen Seite der portugiesische Himmel im Augenblick ziemlich sturm- und wolkenfrei erscheint, bildet auch die Hebung der portugiesischen Staatsfinanzen eine Hauptsorge der Regie rung. Bekanntlich war der Finanzminister Mariano di Cat- valho vor einiger Zeit nach Paris gefahren, um den dortigen Anleihemarkt im Interesse Portugals zu sondiren. Bei seiner Zurückkunft von dort brachte Carvalho einen Plan im Kopfe mit, dessen wenigstens theilweise Ausführung er sich vor allen Dingen nun angelegen sein läßt. Seine Kollegen im Amte haben dawider nichts Triftiges einzuwenden gefunden, die Kammern ebenfalls nicht, und da Portugal über reiche mate rielle Hilfsquellen verfügt, so darf den finanzpolitischen Kombi nationen des Herrn Mariano di Carvalho wohl um so mehr mit großer Zuversicht entgegengesehen werden, als die parlamen tarischen Ferien sich auf mehrere Monate erstrecken dürften, während derer Störungen des europäischen Gleichgewichts trotz aller Aufschneidereien der Demagogen nicht leicht zu befürchten stehen. Der Herzensroman des rumänischen Thronfolgers, des Prinzen Ferdinand von Hohenzollern Sigmaringen, ist in ein neues Stadium getreten. Wie ein Telegramm aus Sigma ringen meldete, ist der rumänische Minister des Auswärtigen, Lahovary, dort eingetroffen, offenbar um bei dem Vater des Prinzen Vorstellungen zu machen, daß dieser seinen Sohn zum Aufgeben der beabsichtigten Heirath niit Fräulein Vacarescu bewege. Wie ein weiteres Telegramm aus Sigmaringen Politische Umschau. Freiberg, den 4. Juli. Ueber den Aufenthalt des deutschen Kaiserpaares in Holland liegen heute nachstehende Meldungen vor: Aus Amsterdam, 2. Juli, wird berichtet: Bei der Ankunft des Kaisers Wilhelm und seiner erlauchten Gemahlin haben es die Holländer dem deutschen Kaiser sehr hoch angerechnet, daß derselbe, als der Wagenzug vor dem Kömgl. Palais eintraf, trotz des strömenden Regens doch noch die Front der Ehrenwache abschritt. Leute der Bürgerwehr und des Militärs wissen nicht genug das scharfe Auge des Kaisers zu rühmen, mit welchem er fast Jeden, der in der Front stand, anblickte. Daß gestern Abend auf den Straßen mehrfach „Die Wacht am Rhein" —wenn auch ohne Tert — gesungen wurde, ist auch ein Zeichen dafür, mit welcher Gesinnung die Niederländer denkaiserlichen Besuch aufnehmen. Als Ihre Majestäten im Haag den Bahnhof verließen, warfen die Mitglieder der deutschen Kolonie Blumen in die Wagen der Herrschaften. In der Stadt war überall geflaggt. Seine Majestät der Kaiser schritt die Front der von den Grenadieren gestellten Ehrenwache ab und begrüßte den Kommandanten. Auf der um halb 1 Uhr angetretenen Rundfahrt durch den Haag besichtigten der Kaiser und die Kaiserin in Begleitung der Königin-Regentin die Gemäldegalerie und das Waldschloß. Die deutsche Kolonie wird Sr. Majestät dem Kaiser eine Be- glückwünschungsadreffe überreichen, in welcher die Hoffnung ausgesprochen wird, daß die Bande der Freundschaft zwischen den beiden Nationen sich immer enger schließen und daß die Bemühungen des Kaisers, den allgemeinen Frieden zu sichern, von Erfolg gekrönt sein möchten. Ihre Majestäten und die anderen Allerhöchsten Herrschaften statteten auch dem prachtvoll dekorirten Seebadeorte Scheveningen einen Besuch ab, fuhren durch den Ort das Seeufer entlang und kehrten sodann nach dem Haag zurück. Nach dem Dejeuner um 4 Uhr traten Ihre Majestäten die Weiterreise nach Rotterdam an, begleitet von der Königin Wilhelmine und der Königin-Regentin. Auf dem dortigen reich geschmückten Bahnhofe sand der Empfang der Majestäten durch den Bürgermeister und die Spitzen der Be hörden statt. Die Menge begrüßte die Majestäten durch be geisterte Zurufe. Der Bundesreth hielt am 2. d. Mts. eine Plenarsitzung ab, in welcher dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Be strafung des Sklavenhandels die Zustimmung ertheilt wurde. Der „Reichsanzeiger" kommt heute wieder auf die Bochumer Schienenangelegenheit in Verbindung mit den Eisenbahn unfällen durch Schienenbrüche zu sprechen, und führt aus, daß, wie durch die letzten Mittheilungen die außerordentlich geringe Anzahl der Eisenbahnunfälle, bei welchen Schienen brüche stattgefunden haben, für die preußischen Staatseisen bahnen uachgewiesen ist, in Bezug auf die Gesammtheit der deutschen Eisenbahnen (ausschließlich der bayerischen) eine auf Grund der von den Verwaltungen monatlich eingereichtcn Un fallberichte im Reichseisenbahnamt vorgenommene Prüfung zu einem gleich günstigen Ergebniß geführt hat. Hiernach sind auf den deutschen Eisenbahnen in den Jahren von 1885/86 bis 1890/91 im Ganzen 23 Entgleisungen in Folge von Schienenbrüchen vorgekommen, davon 18 aus Stationen und nur 5 auf freier Bahnstrecke, 16 in den Wintermonaten und 7 in den Sommermonaten. Bei diesen Entgleisungen sind die vielleicht zu zahlreichen Entlassungen der Arbeiter fremder Nationalität den Anlaß geben wird. Wie schon bemerkt, ist die Rente, welche der Arbeiter nach dreißig Jahren erhält, höher als der entsprechende Betrag, welchen das deutsche Gesetz gewährt, dafür sind aber auch die Bei träge des französischen Arbeiters west höher als die des deutschen. DaS Verhältnis zwischen Beiträgen und Renten ist für den Arbeiter in Deutschland ein günstigeres als nach dem Con- stansschen Entwürfe. Ein Arbeiter vierter Lohnklasse zahlt in Deutschland jährlich 7 Mark 5 Pfg; wird derselbe nach dreißig Beitragsjahren invalid, so bat er im Ganzen 211 Mark 50 Psg. bezahlt, er erhält nunmehr eine Jahresrente von 293 Mk. 30 Pfg., es ist mit andern Worten der Betrag der ihm zugebilligten Renie etwa 1'/, Mal so groß als die Gesammtsumme der von ihm bezahlten Beiträge. Der französische Arbeiter zahlt jährlich die doppelten Beiträge, hat aber durchaus nicht nach dreißig Jahren den doppelten Betrag von 293 Mark als Rente zu beziehen. Wäre es in Deutschland möglich, Beiträge in der Höhe Hu erheben, wie sie der französische Gesetzentwurf in Aus sicht nimmt, so würden wir Renten gewähren können, welche den Betrag der in diesem bestimmten weit hinter sich ließen. Daß die Tragweite des deutschen Gesetzes eine wesentlich andere ist als die des französischen Gesetzentwurfes, geht aus der Thatsache hervor, daß letzterer seine Bestimmungen auf etwa bsty Millionen erstreckt, während den Vorschriften des deutschen Gesetzes fast 12 Millionen unterworfen sind; es rührt dies davon her, daß einerseits das deutsche Gesetz den Beginn der Versicherungspflicht auf ein früheres Lebensjahr festsetzt, als der französische Entwurf die Mitgliedschaft bei der Pensions kaffe gestattet, andererseits zahlreiche Kategorien seinen Vor schriften unterwirft, welch ein Frankreich nicht als Gegenstand der Arbeiterfrage und deshalb auch nicht als Gegenstand der Arbeiterfürsorge betrachtet werden. Es kann uns Deutschen nur zur Genugthuung gereichen, daß unsere Sozialgesetzgebung einen anregenden und befruch tenden Einfluß auf die Gesetzgebungen anderer Staaten aus übt. Der Constans'sche Entwurf ist, wenn es noch eines Be weises hierfür bedürfte, der beste Beleg dafür, daß auch die Grundgedanken und Grundlagen des so viel geschmähten In- Validitäts- und Ältersversicherungsgesetzes richtige und gesunde sind und, wenn auch an den Einzelbestimmungen im Lause der Zeit noch Manches verbessert werden kann, jedenfalls dem Wesen nach unverändert erhalten bleiben. Die Vergleichung der beider seitigen gesetzlichen Vorschriften bestätigt aber auch auf's Neue, daß kein Land auf dem Gebiete der Arbeiterversicherung so viel und so Großes gethan hat und thut, wie das deutsche Reich. Schienen, abgesehen von ihrer stärkeren Belastung durch schwerere Lokomotiven und durch Wagen mit erhöhter Tragfähigkeit, schon in Folge der Zunahme des Verkehrs — auf 1 icm Betriebs länge wurden 1889/90 durchschnittlich 15 Proz. mehr Achs kilometer geleistet, als 1885/86 — beträchtlich gewachsen ist. Die Besorgnisse, welche in Bezug auf die Sicherheit des Be triebes auf den deutschen Eisenbahnen aus den Verhandlungen des bekannten Bochumer Prozesses hier und da entstanden sind, erscheinen daher unbegründet. Zu dem angeblichen Gespräch zwischen dem Pariser Times- Korrespondenten Oppert aus Blowitz und dem Grafen Münster bemerkt die „M. A. Z.", die dasselbe gleichfalls für erfunden erklärt: „Wahrscheinlich handelt es sich um eine mißverstandene Wiedergabe vertraulicher Aeußerungen des Botschafters an dritte Personen. Mit Zuversicht läßt sich sagen, daß Kaiser Wilhelm I. nie daran gedacht hat, sich vom Fürsten Bismarck zu trennen; richtig ist jedoch, daß General von Caprivi bei möglichen Unglücksfällen schon damals in Sicht stand. Das von dem freikonservativen Abg. vr. Arendt heraus gegebene „Deutsche Wochenblatt" behauptet, daß ursprünglich die Koloniallotterie, obwohl sie bereits von sämmtlichen deutschen Staaten genehmigt war, vom preußischen Staatsministerium abgelehnt worden sei. Da das Bankierkonsortium, welches den Vertrieb der Loose übernommen hatte, nur bis zum 1. Juni verpflichtet war, so schien damit die Angelegenheit erledigt. Man fand indessen Mittel und Wege, trotz der ablehnenden Haltung des Staatsministeriums die Angelegenheit nochmals in Fluß zu bringen mit dem Erfolge, daß der Kronrath ge nehmigte, was das Staatsministerium versagt hatte. Ferner wird in dem Artikel behauptet, es solle der Gedanke bestehen, die Koloniallotterie zu einer ständigen Einrichtung zu machen und womöglich alljährlich zu wiederholen. „Es ist in Deutschland so weit gekommen, daß die Kartoffeln, welche für das Vieh bestimmt waren, jetzt von den Menschen gegessen weiden müssen" — so ruft das offizielle Organ der sozialdemokratischen Parteileitung, der „Vorwärts", mit Emphase aus, um seiner Entrüstung über die hohen jKartoffel- preise Luft zu machen. Demgegenüber bemerkt die „N. A. Z." : So fürchterllch aber dem „Vorwärts" das von ihm Berichtete erscheinen mag, so wird damit doch nur von Neuem die Un- kenntniß der sozialdemokratischen und sonstigen Agitations- macyer in landwirthschaftlichen Angelegenheiten bewiesen. Die Herren vom und hinter dem „Vorwärts" scheinen doch offenbar zu glauben, daß die Kartoffeln gleich im Herbst bei der Ernte nach ihren Verwendungszwecken: zur Nahrung für Menschen, resp. Vieh, Brennerei, Saat rc. rc. definitiv sortirt zu werden pflegen. Dies ist aber thatsächlich nicht der Fall; der Land- wirth muß seine Dispositionen über die Verwendung der Kartoffeln sehr häufig ändern, was nicht nur mit der Haltbar keit dieser Frucht, sondern auch mit der Nachfrage zum Export B. zusammenhängt. Was also dem sozialdemokratischen glatt solches Entsetzen verursacht, ist an sich gar nicht so schlimm und kommt besonders innerhalb der landwirthschaft lichen Betriebe oft genug vor. Obwohl aber die Sozialdemo kratie die Parole „Aus die Dörfer!" ausgegeben hat, weiß sie von den dortigen Lebensverhältniffen bisher recht wenig, und weil man eben bei der eigenen Klientel aus gleiches Nicht wissen rechnen darf, kann man dieselbe mit der Schreckensbot- chaft beunruhigen, daß jetzt schon Menschen Kartoffeln essen müßten, welche für das Vieh „bestimmt" waren. Der Ausstanv der Berliner Omnibuskutscher ist, wie bereits kurz telegraphisch gemeldet, beendet. Vorgestern Nach mittag von 3 Uhr an haben nach und nach die streikenden Kutscher die Arbeit wieder ausgenommen, nachdem eine Einigung erzielt worden ist. Es ist dabei von beiden Seiten nachgegeben worden, nachdem der Vorsteher der Abtheilung des Polizeipräsidiums für öffentliches Fuhrwesen seine Einwirkung in versöhnendem Sinne geltend gemacht hatte. Die Direktion hat den Kutschern eine tägliche Zulage von 50 Pfennigen be willigt, wofür sie das Wagenwäschen zu besorgen haben. Die Kutscher haben sich mit dem angebotenen vierten freien Tage im Monat zufrieden erklärt und auf die Forderung weiterer zwei freier Tage verzichtet. Der ganze Streik war also schließlich, da die Direktion von vornherein 40 Pfg. pro Tag Zulage an geboten hatte, um 10 Pfennig pro Tag ausgebrochen. Daß übrigens auch solche anscheinend kleinen Beträge schließlich sich zu großen Summen zusammenaddiren, geht aus folgenden Ziffern hervor: 600 Kutscher und Kondukteure bekommen jetzt jeden Monat einen freien Tag mehr, wofür andere Arbeitskräfte eingestellt werden müssen, macht 600 Mann ä 36 Mark jährlich — 21600 Mark; 300 Kuscher Monats zulage 15 Mark — 180 Mark, jährlich mehr 54 000 Mark. Die Gesammterhöhung der zu zahlenden Löhne beträgt also etwa 75 600 Mark. Der große Zigarrenarbeiterstreik in Hamburg, der für die Streikenden, trotzdem die ganze Sozialdemokratie für sie mobil gemacht war, äußerst ungünstig verlief, brachte bekanntlich die Führer der Bewegung auf die Idee, eine Tabakarbeiter- Genossenschaft in's Leben zu rufen. Mannigfachen Schwie rigkeiten begegnete dieses Unternehmen; die Zigarrenarbeiter A. v. Elm und W. Stromberg unternahmen zahlreiche Reisen in's Ausland, um die Sache in die Wege zu leiten. Das holländische Kapital für die Tabakarbeiter-Genoffenschast zu ge winnen, gelang von Elm nicht; deshalb mußte das Unter nehmen ziemlich klein angefaßt werden. Mit dem 1. Juli sind nun die von der Genossenschaft hergestellten Zigarren dem Verkauf übergeben; der Preis stellt sich auf 5 Pf., 6 Pf. und 3 Stück 20 Pfg. Als Etikett hat die Genossenschaft das be kannte Bild der „Göttin der Humanität" gewählt. In Ham burg verkaufen bereits 18 Zigarrenhändler nur die von der Genssienschaft hergestellten Zigarren; es werden selbstverständ lich Versuche gemacht werden, dieselben weiter einzuführen; so steht man wieder einem neuen sozialdemokratischen Unternehmen gegenüber. Die Leiter desselben glauben, daß es einen gewal tigen Umfang annehmen wird. Das steht dahin; die Produkte der Erfurter Schuhmachergenoffenschaft, die nach der Ankündi gung der Agitatoren alle Arbeiter mit Freuden kaufen würden, haben bis jetzt nur ein recht beschränktes Absatzgebiet gefunden; trotz aller Anstrengungen hervorragender „Genossen" will sich das nicht ändern. Aus Oesterreich: Telegraphisch wird aus Königgrätz vom gestrigen Tage gemeldet: Zu der heutigen 25jährigen Erinnelungsfeier an die Schlacht von Königgrätz sind bisher 170 Mitglieder sächsischer Kriegervereine eingetroffen; dieselben wurden am Bahnhof herzlichst begrüßt. Außerdem sind sehr zahlreiche Veteranen und Offiziere, die an der Schlacht theil genommen haben, anwesend. Nachdem gestern Abend vor dem Reisende weder getödtet noch verletzt worden. Eine Entgleisung in Folge Schienenbruchs entfällt auf: Entgleisungen Betriebsunfälle überhaupt überhaupt lun Geleise 1885/86 298 1 869 56 269 1886/87 116 637 19131 1887/88 73 388 11801 1888/89 49 284 8 646 1889/90 122 914 20 814 1890/91 107 etwa 788 etwa 16 000 Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Inanspruchnahme der meldet, ist troffen. L schen Liebe Ein n wanderndei nommen, vielfach un sehen, da Familien i denkliche N -Das „Je massenhaft, Palästina stand herb Lebensmitt und Schar Ueber wird nacht bruche der' hielten, wi sei. Diese nach San 1. Juni L und einen Friedhof einen Ha der Untha Ausländer auch aus Aus tz datirte Bk Erschießui Tirpedobr demselben paraiso, l den Börse gaben ihr, genommei welchem i Mann v< „Giralda' Papudo und beleg wurden i transporti sie zunäch enthalt w Hand erst die Verg erregt, w, mit Gew Gründen vor den 1 den Aufe Als Tore einen Ps aus Blu zwei Ta wieder v wieder g Fleisches der Mist in größte theilung griff sie Ein vori Offizier zu einen wundet > schlimms gezwung Nägel ir besten cl wurde g greßpart darauf s wurde, chilenisch lische un die an haben. Matrose die Halt hohem l ließ. — wie viel der Geg aus Gla Der erhielt 1 Kongres in die ? morgen und be( und voi Bergo alten T nicht n meisten zum Tk den za des Sri An de, Straße Eisen > letztem wachse einen t Wetter schmüa Heranr
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)