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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 28.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189104289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910428
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-04
- Tag 1891-04-28
-
Monat
1891-04
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 28.04.1891
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dem chink gegangen, palastes zi dach nicht eine auße genannt, das Vers, diesem Zi solle. W am 5. M Mischern sich alle g allerdings für die I selbst, zul lichc Siad kaiserlichem sich in eil und wo geben von menge, w Uniformem Zelle gcsl Sekretäre Stunde e selbst in ! während i Zu Füße, Kaiser die vorher ihm jeden der der Gesan Bortritt, gang jedem länger alt stärker wm drängle f lies Alles schen Mää zu sein. JnN< über die selbstvcrst dcrungen gerecht zu material delt cs sim gern der abgebcn sm Zahl der Großjury flammte 8 die Italic nimmt di hereingesü Tage bau 1. Mai fe äußerst la erregendes schichte de Angaben m italienische genen Sch beten Poli die nähere verössentli der Mörd das Dvkui ausführlic! Anklagen sprechen d amcrikanis Bei de welches vm Lynch" de gegen 200 vartei sol sidcnt Bai Man crzk - S mittag im Ordcns-A gaben sich der königl — Gelege stüt der K -Orden vo selbigen 2 - Dc sümmtlichm laßen, die in allen s - Z' 8 Uhr 50 ioncnzug dessen Mc Lichtender Kvrsettbol, Schicberst Maschine Freiberg Rosien zv sMung r den Ansck sanden. - E, unweit d< Weiche e Tender u beseitigen. — «> der hiesige Tagesschau. Freiberg, den 27. April. Tas „Franks. Journ." erfährt aus angeblich vorzüglichster Quelle, daß zwischen DeutschlanV und Rußland ernsthafte Verhandlungen über einen deutsch-russischen Handelsvertrag schweben, denen die maßgebenden Petersburger Kreise wohl wollend gegenüberstehen. Mittelpunkt der Verhandlungen sei Wien. Auf Grund der Verhandlungen sei auch die allgemeine Lage als sehr friedlich zu bezeichnen. — Daß thatsächlich solche Verhandlungen schweben, war in unterrichteten Kreisen bereits eil einiger Zeit bekannt und es erklären sich auch aus diesem Umstande maunichfache Andeutungen offiziöser Organe über weitere Ziele bei den deutsch - österreichischen Handelsvertrags verhandlungen, die sich nicht allein auf die Verträge mit Vel gen, der Schweiz u. s. w. erstreckten. Diese ernsthaften Ver- Mdlungen über einen deutsch - russischen Handelsvertrag haben entschieden auch einen Rückschlag auf die allgemeine politische Lage ausgeübt, die, wie ja auch von maßgebender Seite ver sichert worden ist, friedlicher denn je sich gestaltet hat. Auch die Abberufung des vielgenannten russijchen Gesandten Hitrowo aus Bukarest mag als ein friedliches Zeichen der Zeit gelten. In Oesterreich-Ungarn, namentlich in Pest, erhebt ein Theil der Presse großen Lärm wegen einer in Dresden er schienenen anonymen Broschüre „Der Untergang Oester reichs", weil dieselbe angeblich von — dem Fürsten Bismarck veranlaßt sei. Es wird in der Broschüre dem deutschen aus wärtigen Amt gerathen, an die Stelle des jetzigen Dreibundes ein deutsch-russisch-italienisches Bündniß zu setzen, Oesterreich seinem Schicksal zu überlassen, Rußland den Erwerb Konstanti nopels und den Italienern den von Triest zu gestatten. Es ist unbegreiflich, wie man dem Staatsmanne, welcher das Bündniß Deutschlands und Oesterreichs geschaffen hat, die Autorschaft solcher Vorschläge zuschrciben und sich darüber er eifern kann. Ist die Broschüre nicht das alleinige geistige Eigenlhum irgend ei^es Narren, so könnte sie recht wohl von Gegnern des Dreibundes im Osten oder Westen veranlaßt sein, um innerhalb dieses Bundes Mißtrauen zu erregen. Berichte der gegenwärtig im 19. hannöverschen Wahlkreise zu Gunsten des Fürsten Bismarck thätigen Reichstags-Abge ordneten lauen dessen Wahl als vollkommen gesichert erscheinen. Man erwartet mit Grund, daß keine welfischen und wohl auch nur wenige deutschfreisinnige Stimmen für den sozial demokratischen Kandidaten abgegeben werden, wohl aber aus beiden Lagern manche Stimme für Bismarck. Es finden jetzt täglich in verschiedenen Ortschaften des Wahlkreises größere Versammlungen zur Unterstützung der Wahl Bismarck mit Vorträgen von Reichstags-Abgeordneten statt. In den letzten Tagen haben namentlich die Abgeordneten Buhl und v. Cuny solche Versammlungen abgehalten. Die L-ulhalterei von Nieder-Oesterreich macht bekannt, daß eine Einstellung der Arbeit am 1. Mai, einem gewöhn lichen Werktage, unzulässig sei, da das zwischen Arbeitgeber und Arbeiter bestehende Vertragsverhältniß dadurch verletzt werde. Diejenigen, welche an diesem Tage die Arbeit um stellten, wären demnach als kontraktbrüchig zu betrachten und hätten strenge Bestrafung, eventuell Entlastung zu gewärtigen. Das Gleiche gelte für die Staatsbetriebe. Die Arbeiter werden daher vor eigenmächtiger Arbeitseinstellung, wie vor jeder Ausschreitung, die strenge geahndet werden würde, eindringlich gewarnt. Demonstrative öffentliche Aufzüge seien nicht ge stattet; etwaigen Ruhestörungen werde mit allen den Behörden zur Verfügung stehenden Machtmitteln entgegengetreten werden. — Eine von 3000 BSckergehilfen besuchte Versammlung in Wien beschloß, in einen allgemeinen Streik einzutreten. Der Ausbruch des Ausstandes in Westfalen bereitet den belgische« Arbeiterführern Verlegenheit. Thatsächlich können die Führer nicht mehr auf die angeblich sichern Geldspenden der deutschen Bergleute im Falle des sogenannten allgemeinen Ausstandes in Belgien pochen. Ueber die AusstandSgefahr laufen unrichtige Anschauungen um, da die Meldungen der Blätter je nach den Parteien gefärbt gehalten sind. Die Klerikalen leugnen die Gefahr ab, weil sie das allgemeine Wahlrecht nicht geben wollen, welches durch den Ausstand er reicht werden soll; die Radikalen und die Sozialisten dagegen übertreiben die Gefahr. Die Wahrheit ist in der Mitte zu suchen: der allgemeine Ausstand, auch nur im Bergbau ist unmöglich; größere Arbeitseinstellungen sind jedoch höchst wahr scheinlich und zwar für Ende Mai, weil die Kammern bis da hin die Durchsicht der Verfassung noch nicht beschlossen haben können. Die Führer möchten die Arbeiter geduldig halten bis nach den Neuwahlen, um dann einen Druck aus die über die Verfassung berathenden Kammern zu Gunsten des allgemeinen Wahlrechts auszuüben. Allein, es wird wohl losgehen, ehe die Führer es wollen. Die französische Depulirtenkammer wird heute die Bt- raihung des Zolltarifes beginnen. Der Ministcrrath wird den Minister des Auswärtigen Ribot beauftragen, eine Erklärung abzugeben dahin gehend, daß die auswärtigen Nationen Ver handlungen eingeleitet hätten, die dahin abzielten, die einzigen Märkte, welche Frankreich noch blieben, nämlich diejenigen von Spanien und Belgien, dem Lande zu entziehen. Ribot werde hinzusügen, die gegenwärtige Strömung, welche den der nationalen Industrie gebührenden legitimen Schutz zu übertreiben suche, würde Frankreich isoliren und den Exporthandel vollständig vernichten. — Der Minister des Innern Constans wird bci Beginn der nächsten Sitzung der Kammer einen Gesetzentwurf vorlegen, betreffend die Bildung einer Alterversorgungskassc für Arbeiter. — Anläßlich einer bei mehreren Mitglied:rn der früheren Patriotenliga vorgenommenen Haussuchung wurden verschiedene Papiere konfiszier, welche das Fortbestehen der Patriotenliga unzweideutig beweisen. — In Pau wurde ein angeblicher deutscher Spion verhaftet. Er hatte von der Landschaft Lichtbilder ausgenommen. Das Verhör ergab, daß der Verdächtige der Sohn des Bürgermeisters von New-Hock ist, der als Liebhaber Photographie treibt. Die meisten Pariser Blätter würdigen in Leitartikeln und ausführlichen Biographien das Feldherrngenie des Grafen Moltke. Ter „Temps" schreibt. Moltke war bereits eine Ge stalt der Legende, ein nationaler Heros, der als lebendes Band zwischen derVergangenheit und der Gegenwart diente. Das allein schon verlieh ihm eine unermeßliche Bedeutung und Deutsch land wird den Verlust dieses Veteranen ties empfinden, wel chem die Unsterblichkeit zu Theil geworden schien, damit er über das Schicksal seines Werkes wache. Frankreich wird diese» Todten mit Achtung grüßen, dessen Genie für Frankreich »n- yeilvoll war, aber Frankreich, wenngleich es noch die nicht ver narbten Wunden fühle, verstehe die Höhe des Talentes unddie Einfachheit des Charakters dieses Kriegsmannes zu würdige». — Das „Journal dcs Tebats" schreibt: Eine der berühmtesten Gestalten ist vom Schauplatz abgetreten. Die Erinnerung an das, was Moltke uns gethan, wird uns nicht hindern, den seltenen Talenten, der unermüdlichen Thäligkeil, Schlichtheit und Bcschcidenl>eit dieses großen Feindes unseres Lande» eine unparteiische Huld gung darzubringen. Ter in Marseille eingerroffene englische Dampfer,Lido" bringt die folgende Nachricht: Vor einiger Zeit schickte der englische Gouverneur von Bathurst in West-Afrika zur Re gelung einiger Handelsstreitigkeitcn einen Gesandten an eine» eingeborenen König. Der Gesandte wurde dem König auch vorgestellt, welcher sogleich befahl, den Fremdling an Hinde» und Füßen zu binden. Hierauf ließ er ihm ein Stück Fleisch aus der Backe und aus dem Rücken ausschneiden und schickte ihn dann mit den Fleischfetzen an den Gouverneur von Bathurst zurück. Eine weitere Antwort habe er nicht zn ertheilen. Der Vorfall ereignete sich Anfang April in Vintang, etwa 30 eng lische Meilen von der Küste an dem linken Ufer des Gambia. Drei englische Schisse sind sofort den Fluß hinausgesegelt, um die dem Gesandten zugefügle Schmach zu rächen. Der Letztere befand sich zur Zeit der Abfahrt des „Lido" in kritischem Zu stande. Der Ucberlritt der russischen Großfürstin Sergius zur orthodoxen Kirche ist am Sonnabend in Petersburg im Beisein des Kaisers und der Kaiserin sowie der sämmtlichen Mitglieder der kaiserlichen Familie erfolgt. — Großfürst Nikolaus der Aeltere ist gestorben. Großfürst Nikolaus war der am 8. August 1831 geborene Sohn des Zaren Nikolaus, Generalfeldmarschall der russischen Armee, Inhaber des westpreußischen Kürassier- Regimets Nr. 5. Vor einiger Zeit wurde der Großfürst von einem schweren Nervenleiden befallen, welches sein baldiges Hinscheiden ankündigte. Exkönig Milan von Serbien, welcher sich auf der Durch reise nach Paris in Wien aufhält, hat seine Abreise um einige Tage verschoben. Einem Gerüchte zufolge wäre zwischen ihm und der Länderbank ein Zwist entstanden, auf den er nicht ge faßt war. Die serbische Regierung habe ihm den größeren Theil des ihm bewilligten Vorschusses von einer Million Frank, und zwar den Betrag von 600000 Franks in Checks an die' Lünderbank ausbezahlt. Die Länderbank aber wolle von diesen Checks blos 300000 Franks bezahlen und die restliche» 300000 Franks auf Rechnung alter Forderungen von 3 Millionen Franks in Abzug bringen, welche die Länderbaxt noch an Milan zu stellen habe. Es wird hinzugesügt, Milo» habe schon in einen Abzug von 100000 Franks gewilligt und sich mit der Auszahlung einer halben Million Franks zufrieden stellen wollen, die Länderbank aber habe diesen Vorschlag ab» gelehnt und bestehe entschieden auf dem Abzug der erwähnte» 300000 Franks. Ein bedeutungsvolles Ereigniß hat in der Hauptstadt des Himmlischen Reiches stattgefunden. Kaiser Kuang-Sü vo» China hat, wie bereits gemeldet wurde, am 5. März d. Z. die Gesandten der fremden Mächte empfangen und von diesen persönlich die Glückwünsche zum chinesischen Neujahrsfeste ent gegengenommen. Ueber diese Zeremonie wird berichtet: Äit achtzehn Jahren hatte die fremdenfeindliche Partei in Peking jede derartige Annäherung hintanzuhalten gewußt, und dieselbe ist nun durch eine selbständige Wrllensentschließung des jungen reformliebenden Herrschers zur Gcnugthuung aller Angehörige» fremder Nationen in China doch zu Stande gekommen. Ohne einige Auseinandersetzungen zwischen den Gesandtschaften und seiner Begründung im Jahre 1867 als Vertreter des Wahl kreises Memel angehörte, ergriff nur selten das Wort, seiner mehr nach Innen gekehrten Natur gemäß. Seine Reden waren genau durchdacht, unvorbereitet hat Gras Moltke wohl selten gesprochen, deshalb griff er auch nicht in die eigentliche Debatte ein, ihm genügte es, seine Ansicht einmal in seiner ruhigen, maßvollen Weise dargelegt zu haben. Zumeist waren eS militärische Angelegenheiten, zu denen Graf Moltke das Wort ergriff. So ist er für den Ausbau des deutschen Reichs heeres, für die Entwickelung der Landesvertheidigung und die Erweiterung unseres strategischen Bahnnetzes zu verschiedenen Malen in die Schranken getreten und wenn die mannigfachen Heercsvorlagen der letzten Zeil mit solch großer Majorität zur Annahme gelangten, so ist das nicht zum Wenigsten dem sach kundigen Wort des greisen Feldmarschalls zu verdanken. Zum letzten Mal ergriff er in militärischen Angelegenheiten Vas Wort bei der Militärvorlage des vorigen Sommers, als das deutsche Reichsheer um 18000 Mann verstärkt werden sollte. Damals wies er auf die Gefahren hin, welche dem Frieden nicht aus der Neigung der Regierungen zum Kriegführen, sondern aus den Parteileidenschaften der Nationen drohten, und wie Recht der greise Stratege und Politiker hatte, haben die Vorgänge in Paris bei Anwesenheit der Kaiserin Friedrich und das Attentat in Sofia gezeigt, Ereignisse, welche nur der maßvollen Haltung der Regierungen wegen nicht zu Schlim merem führten. Seine letzte Rede im Reichstage überhaupt galt vor einigen Wochen der deutschen Einheitszeit, welche er hauptsächlich aus nationalen und militärischen Gründen forderte. Damals ergötzte noch alle Mitglieder des Hauses sein treffen der und doch nie verletzender Humor, mit dem er die Gegner der Einheitszeit absertigte. Zum letzten Male im Reichstage erschienen ist Graf Moltke am letzten Donnerstag bei der Ab stimmung über das Arbeiterschutzgesetz. Selten hat es ein pünktlicheres und — geduldigeres Reichstagsmitglied gegeben, als Graf Moltke war. Er verfolgte auch die längsten Reden der Sozialdemokraten in letzter Zeit mit ruhiger Aufmerksamkeit, zuweilen sich aus der vor ihm liegenden Tages-Ordnung einige Notizen machend. Es liegt nahe, gerade jetzt einen Vergleich zwischen den beiden Alterspräsidenten des Reichstags, die sich so kurz hintereinander im Tode folgten, dem Grasen Moltke und dem vr. Windthorst, anzustellen. War Gras Moltke der ruhige, aber zielbewußte Vertreter einerstarken, geordneten Re gierung, dem alles Agitatorische verhaßt war, so war vr. Windthorst der ewig grübelnde, unruhige Geist, der m K amps gegen die Regierung, in der Agitation, in der Jntrigue seine Lebensaufgabe sah. Windthorst ist nach seinem Tode über die Gebühr gelobt worden, Graf Moltke bedarf des Lobes nicht, sein Name ist mit unvergänglichen Lettern in die Tafeln der Geschichte eingegraben, und die Weltgeschichte nur kann ihm die gerechte Würdigung zu Theil werden lassen. Graf Moltke wird sowohl als Militär, wie auch als Politiker das Vorbild der treuesten Pflichterfüllung für das deutsche Volk bleiben. loser Pflichterfüllung und unwandelbarer Treue meinen er- ! tauchten Vorfahren wie mir gedient und durch seine hervor- ! ragenden Gaben und seine glänzenden Leistungen in siegreichen i Kriegen wie im stillen Wirken des Friedens sich unoussprech- : liche Verdienste erworben um den Ruhm der Armee und das Wohl des Vaterlandes, dessen Dankbarkeit nie verlöschen wird. Um aber dem Schmerz und der tiefen Trauer, welche mit mir meine ganze Armer für den von ihr so hoch verehrten General- < Feldmarfchall empfindet, auch sichtbaren Ausdruck zu verleihen, bestimme ich hierdurch das Nachstehende: 1) Sämmtliche Offi ziere der Armee legen vom Tage des Eingangs dieser Ordre ab acht Tag hindurch den Trauerflor um den linken Unterarm an. 2) Bei dem Kolberg'schen Grenadierregiment Graf Gneisenau (2. Pommersches) 9kr. 9, dessen Chef der Verewigte fast 25 Jahr gewesen ist, dauert diese Trauer 12 Tage und bei den Offizieren des Gencralstabes — welch' letzterer seinem Re organisator und langjährigem Chef seine ruhmvolle Stellung verdankt — 14 Tage. Ich beauftrage Sie, hiernach das Erfor derliche bekannt zu machen." Berlin, den 25. April 1891. Wilhelm. Die Nachricht von Moltkes Tod in den Parlamen te». Im deutschen Reichstag war der Platz des Grafen von Moltke mit einem Lorbeerkranz geschmückt. Präptent v Levetzow: Meine Herren! (Die Mitglieder des Hauses er heben sich.) Ganz unerwartet und mit tiefem Schmerze für uus und für das Vaterland hat Gott einem Leben ein Ende gemacht, so reich an Ruhm, an Ehren und Erfolgen, aber auch zugleich an Liebe, Verehrung und Vertrauen, wie selten einem Sterblichen bis ins höchste Alter verliehen war. Unser greises Mitglied, der General-Feldmarschall Gras v. Moltke ist gestern Abend 9»/i Uhr ohne vorhcrgegangenes Unwohlsein an einem Herzschlage verschieden, nachdem er noch vor zwei Tagen unserer Sitzung und gestern bis zum Nachmittage, bis wenige Stun den vor seinem Tode einer Sitzung des preußischen Herren hauses mit der bekannten Theilnahme beigewohnt hat. Mit glied des Reichstages von Anfang an stets für den ersten Wahlkreis des Regierungsbezirks Königsberg hat der Heimge gangene seit 1881 das Alters-Präsidium geführt. Sie wissen, mit welcher Gewissenhaftigkeit er unsern Verhandlungen folgte, und wohl kaum habe ich das Haus so aufmerksam gesehen, als daun, wenn der Feldmarfchall hier das Wort ergriff. Seine letzte jugendfrische Rede, die er am 16. März hier gehalten hat, die Rede eines Neunzigjährigen, wird uns in steter Er innerung bleiben. Meine Herren! Ich kann es nicht unter nehmen, von dieser Stelle aus zu rühmen, was der Hcimge- ! oangene für Kaiser und Reich gethan hat, aber wohl niemals hat so viel Bescheidenheit bei so vielen bewunderten Erfolgen ' mit so viel Einfachheit sich gepaart. Die Geschichte unseres Landes und die Weltgeschichte wird es mit goldenen Lettern verzeichnen und unsere Nachkommen werden stolz sein, ihn zum ' Landsmann gehabt zu haben, wie wir stolz sind, ihn in unserer Mitte geschaut haben. Meine Herren! Ein Mann, ein > Held, ein gelehrter Denker, aber auch zugleich ein Vorbild menschlicher und bürgerlicher Tugend, ist von uns gegangen, seine Werle folgen ihm nach. Sein Andenken, zu dessen Ehre Sie sich erhoben haben, sei gesegnet und bleibe es ewig! Es ist mir von verschiedenen Seiten der Wunsch ausgedrückt worden, daß wir unter dem Eindruck der Trauer, die nicht nur über dies Haus, sondern über das ganze Land gekommen ist, in unsere heutige Tagesordnung nicht eintreten mögen. Ich ver stehe und theile diesen Wunsch. Ich schlage Ihnen vor, die Sitzung hier abzubrechen, und beraume die nächste Sitzung auf Montag 12 Uhr an. — Im preußischen Abgeordneten haus eröffnete Präsident von Köller die Sitzung um 11 Uhr 15 Minuten mit folgender Ansprache: Meine Herren! Gestern Abend ist in Folge eines Herzschlages der Feldmarschall Graf Moltke sanft verschieden. Bei der hohen Bedeutung dieses Mannes für unser Vaterland, bei der allgemeinen Trauer, die aus Anlaß seines Todes in Deutschland herrschen wird, dürfte das Haus nicht geneigt sein, in die Berathung der auf der Tagesordnung stehenden Gegenstände cinzutreten. Ich schlage deshalb vor, die heutige Sitzung ausfallen zu lassen und die nächste Sitzung abzuhalten am Montag, 11 Uhr, mit der Tagesordnung für heute. — Im Herrenhaus war der Platz des Grafen v. M-Uke mit einem vom Grafen v. Franckenberg gespendeten Lerbc rkranz mit Trauerschleife geschmückt. Präsi dent Herzog v. Ratibor: Meine Herren! (Die Mitglieder des Hauses erheben sich.) Es ist mir ein Schreiben des Majors v. Moltke zugegangen, worin derselbe den gestern Abend 9 Uhr 45 M. durch einen Herzschlag ohne vorheriges Unwohlsein er folgten Tod des Feldmarschalls Grasen von Moltke anzeigt. Dieses Schreiben kündet uns ein unerwartetes tief schmerzliches Ereigniß. Noch gestern weilte der greise Feldmarschall in unserer Mitte. Fast 20 Jahre ist der Verewigte Genosse unserer Arbeiten gewesen, an denen er mit seltenen Ausnahmen pünktlich und gewissenhaft Theil genommen Hal. ES würde mein Können überschreiten, wenn ich versuchen wollte, die Tugenden und die Verdienste deS greisen Feldmarschalls vor Ihnen darzulegen: ich muß mich darauf beschränken, an die Ihnen Allen bekannten Erfolge zu erinnern, die sein umfassen der Geist der Bethätigung seines Wohlspruches: „erst wägen, dann wagen" verdankt. Von dem Vertrauen seines Königs getragen, hat er in s.lbstloser Weise pro patris «t xloii» dem Baterlande sich gewidmet und die Wege geebnet, aus denen er es möglich machte, einen entsprechenden Ersatz für die Opfer an Gut und Blut zu erlangen, welche das deutsche Vaterland seinerseits gebracht hat. Meine Herren. Nicht nur wir im Hause, das ganze Land, das ganze Reich hat einen großen Verlust erlitten und ich bitte Sie, zum Andenken des Mannes, der uns entrissen worden, sich von Ihren Plätzen zu erheben. 'Ich glaube in Ihrem Sinne zu handeln, wenn ich Ihnen Vor schläge, die Sitzung heute auszusetzen und am nächsten Mon tag 11 Uhr mit der Tagesordnung der heutigen Sitzung sort- zusahren. (Zustimmung.) Moltke als Parlamentarier. Es ist in diesem Augen blicke, da der gesammte Reichstag noch unter dem schmerzlichen Eindrücke des Todes seines beliebtesten und verehrtesten Mit gliedes steht, nicht möglich, ein umfassendes Bild der parla mentarischen Thätigleit des Verstorbenen zu geben, aber das muß auch jetzt schon hervorgehoben werden, daß Graf Moltke, obgleich aus der äußersten Rechten im Hause sitzend, doch keinen persönlichen Gegner, auch nicht unter den Sozialdemokraten, hinterlassen hat. Wenn Gras Moltke das Wort ergriff, lauschten alle Mitglieder des Hauses in athemloser Aufmerksamkeit dem klaren ruhigen Bortrag des Neunzigjährigen, dessen Summe bis zum letzten Tage noch den Sitzungssaal vollkommen aus. »füllen vermochte. Graf Moltke, welcher dem Reichstag seit
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