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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189104211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910421
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910421
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-04
- Tag 1891-04-21
-
Monat
1891-04
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.04.1891
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rwt. so. garischr» »er Sekretär Solde Rutz- Tie beige- ieß infolge- äa lomnien, wurde und Schuld zu- a litten und ig. Er ge iles; wegen kiboscho. r nach dein indigt, daß lden, ist der ! einstweilen : Streit war i, gegen den g Vvrherge- n Ucberein- ttliche Ber- ' das Haus iber die Be- igierung gc- zegen eim Jin Prinzip gewonnen. :: Ernste ern in der rochen. Die ger, welcher when, ohne aren weißer Städten zu ein außer- Beginn der ainmelt und iliz gefeuert, srere Neger, ßen komme» le (Pennsyl- euem große ceitag Abend !s kam zuoi and der an- gen sich die ikcnden ver- athsgebäude ind Bomben schaden an» i, war der fel übrigens en möglichst eder reinen tthuna, daß serbische» erden. Die chandlungen >en fruchtlos von Zwang Königin ist öermuthung i nur eine den bloßen cstin Olga I en Nachricht I le Frau iv I ts Rußland I nes Michael I rmpfindung I wichten sei, st vor der Meldungen lhrt eine so n, daß der ! 1er Angabe ein, welche lten haben Selbstmord die Groß- sarkow ein, ls die Reise ürfniß vor, Uhr begab len, klopfte 'er an die Herrn des ag, in der sürstin lag benszeichen Zug einer man sich, hr Abends i der medi- rstin wurde ihr einen aus Rettung schlimmette und in der firoßsürstin. i Gegensätze lättern mit- -Bergiftung insten ihres ; beschieden zu Charkow rngekommen allenthalben ieder, ohne idern Lesart er vor seiner Rückkehr noch einen Zug zur Züchtigung des Häuptlings der Landschaft Kiboscho unternehmen werde. Er hat darüber aus Masinoe an den Reichskanzler einen Bericht gesendet, welcher jetzt im „Deutschen Kolonialblatt" veröffentlicht wird und wie folgt lautet: Masinde, den 8. März 1891. Ew. Exz. melde ich ganz gehorsamst, daß ich am 11. Febr. d. I. von Moschi gegen den Häuptling Sinna aufgebrochen bin. Sinna hatte, wie bereits früher berichtet, ostentativ die deutsche Flagge niedergeholt und an ihrer Stelle die rothe Flagge des Sultans von Zanzibar gehißt; er hatte ferner eine friedliche Landschaft, welche unter dem Schutze der deutschen Flagge stand, überfallen, ausgeplündert und einen Theil der geraubten Menschen an Slavenhändler verkauft und allen War nungen und Drohungen meines Stationschess von Moschi Hohn gesprochen. Sinna war überhaupt im Lause der letzten Jahre eine Geißel der Bewohner des Kilimandscharogebietes geworden und höhnte über die Macht der Weißen, die er erst sehen müsse, bevor er an sie glaube. Meine Truppe, in Stärke von einer Kompagnie Sudanesen, zwei Kompagnien Zulus mit einem 4,7 Zentimeter-Geschütz und dem Maximgun hatte ich zwecks Aus nutzung eines eventuellen Sieges, sowie besonders um einen Präzedenzfall zu schaffen, daß die uns befreundeten Einge borenen mit uns zusammenkämpfen, durch 400 Dschaggakrieger, die der Häuptling Mandara stellte, verstärkt. Nach einem Tagemarsch längs des Südabhanges des Kili mandscharo stieg ich durch ein reich bewässertes, äußerst frucht bares Gebiet die Hänge des Gebirges hinauf. Gegen Mittag des zweiten Marschtages stieß ich auf die Vorposten des Häupt lings Sinna; zwei Mann wurden überrascht, gefangen und zur weiteren Führung gezwungen. Nach weiterem einstündigen Marsche durch dicht bevölkerte, jetzt aber flüchtig geräumte, reich angcpflanzte Höhenzüge, gelangte ich an einen übersicht lichen Bergzng, dessen Nückenlinie von einem tiefen Graden gekrönt war. Ringsum hallte das Gelände wieder von dem KricgSgeschrci der Wakiboscho, die, zum Theil noch ihr Vieh vor sich her treibend, alle nach einer weiter gelegenen, mit Bananen dicht bestandenen Höhe, auf deren Kuppe die rothe Flagge wehte, im vollen Kriegsschmuck zueilten. Ein heftiges Feuer aus dem erwähnten Graben, das mich zur Entwickelung zwang, verschaffte dem von allen Seiten herbeieilenden Feind Zeil, sich zu sammeln. Nach kurzem Feuergesecht schickte ich die Tetenkompagnie vor, und nahm dieselbe mit dem Bajonett den vom Feinde bis aus die nächste Annäherung der Kompagnie gehaltenen Graben; der Feind trug einige Todte und Verwun- deic mit sich, verschwand aber sehr bald in dem vorerwähnten dichten Bananenwald. Ich zog meine Truppe zusammen, ließ die Trägerkolonne mit ihrer Bedeckung im Graben Stellung nehmen, befahl den Wadschagga-Kriegern, sich auf der weiter I rückwärts liegenden Höhe zu lonzentriren, und ging zum An- I griff auf den vorliegenden, vom Feinde, nach dem betäubenden I Kriegsgcschrei zu uriheilen, stark besetzten nächsten Höhenzug I über. Schon jetzt wurde es mir klar, daß ich über die Stel- I lung deS Feindes durchaus falsch berichtet war. Ohne auch nur I einen Menschen zu sehen, erhielten wir aus den Bananen- I Pflanzungen eine wie gewöhnlich schlecht gezieltes, aber heftiges I Feuer; ein Sndanese fiel, ein Europäer und ein Zulu wurden I verwundet. Ich dirigirte mich mit zwei Kompagnien gegen den höchsten I Punkt der Anhöhe, während die dritte Kompagnie in meiner I linken Flanke aus die voraussichtliche Rückzugslinie des Feindes I nach dem Gebirge zu vorging. Da ich nach Meldungen an- I nehmen mußte, daß das Terrain um die weiter vorwärts I liegende Boma des Häuptlings Sinna frei sei, nahm ich die I Geschütze mit mir — leider sollten mir dieselben in dem denk- I bar ungangbarsten Terrain noch manche Schwierigkeiten be- I reiten. Der Bananenwald war vom Feind geräumt undwim- I mclte von Rindvieh, das die sich nach der Boma Sammelnden I nicht schnell genug hatten sorttreibcn können. Ich stand plötzlich I vor einem drei Meter breiten und sechs Meter tiesen Graben, I der sich rings um die Anhöhe zog; das Gelände war so dicht I bewachsen, daß die Truppe hier und dort aus einer Entfernung I von einigen Schritten Feuer erhielt. Lebhaftes Feuern links I zeigte, daß auch die detachirte Kompagnie aus Widerstand ge- I stotzen war. Da durch einige Verwundete unser Vormarsch sehr I ausgehalten wurde, so ließ ich dieselben unter dem Schutze einer I Abtheilung am Graben zurück. Nicht ohne Mühe ward letzterer I überbrückt und überschritten. Wir gelangten jenseits in ein I jeder Beschreibung spottendes Gewirr von Hecken, Pallisaden, I Verhauen und Gräben; jedes einzelne kleine Gehöft war stark I befestigt und, wie sich später herausstellte, war das besonders I stark verbarrikädirte Gehöft des Häuptlings auf etwa hundert I Meter im Radius von solchen Befestigungsabtheilungen um- I geben. Eine kkebersicht über die Truppe war ausgeschlossen; I man sah nur den Mann vor sich nnd hinter sich, denn im I Gänsemarsch mußte sich die Kolonne, von rechts und links von I unsichtbaren Feinden beschossen, durch die Hecken ihren Weg I bahnen oder in gebückter Stellung durch die schmalen Pforten I drängen. So eingepfercht war oft die Schrick für Schritt vor- I dringende Truppe, daß ein Zulu einen Speerstich erhielt von I einem Feinde, den er nicht sehen konnte. Unter diesen Um- I ständen war die einzige Maßnahme, welche uns vor bedenk- I lichcn Verlusten schützte, die, daß die vorwärts dringende Truppe I fortwährend rechts und links ins Dickicht schoß. Nach einstün- I digcm, ich kann nur sagen Durchwürgen durch diesen Irrgarten I in der Richtung auf die linke Flügelkompagnie, die offenbar I freieres Terrain haben mußte, da sie mehrfach Salven abgab, I trafen wir mit derselben auf einem freien Platze von etwa I 60 Meter im Geviert zusammen. Jedoch auch hier war das I Bleiben besonders für eine größere Truppe ganz unmöglich, I da wir unausgesetzt von allen Seiten, auch von einer benach- I barten, gleichfalls mit Bananen dicht bedeckten Höhe Feuer er- I hielten. Ich konnte hier wenigstens unter dem Schutze eines I mächtigen Baumes die Verwundeten sammeln und die Truppe I zusammenziehen bis auf einen Zug, der in dem Gewirr abhanden I gekommen war. Wir mußten nach früherer Aussicht dicht bei I der Boma des Häuptlings sein; — ich unterließ jedoch eine I weitere Untersuchung, da meine Leute nach fünfstündigem Marsch I und zweistündigem Gefecht in glühender Sonnenhitze (bei un- I bedecktem Himmel in der heißesten Jahreszeit) sehr ermüdet I waren und beim Versuch des Eindringens in die besonders stark I befestigte Boma mehrfach aus allernächster Nähe verwundet I wurden. Es war vor Allem nicht möglich, aus dem Gewirr I der Bomas heraus die Lage zu überseheu und beschloß ich I daher, nach der Stellung, wo die Trägerkolonne lag, zurückzu- I kehren, der Truppe Ruhe zu gönnen und die Verwundeten in M Sicherheit zu bringen. Freiberger Anzeiger ««- Tageblatt. Seite s. »Si. Auf der Höhe, auf der ich zuerst auf den Feind traf, nur 300 Meter von der Boma des Häuptlings entfernt, durch eine tiefe Schlucht jedoch von letzterer getrennt, lagerte ich mit der ganzen Truppe in dem bereits erwähnten Graben, der uns gegen das unausgesetzte, wenn auch ziemlich wirkungslose Feuer des Feindes Deckung bot. Erst am Nachmittag näherte sich, fortwährend nach allen Seiten hin das Feuer erwidernd, der abgekommene Zug und stieß, heftig vom Feinde verfolgt, zu uns. Schwere Verluste hatte der Feind, als er sich bei Vieser Verfolgung aufs freie Terrain wagte, denn ich hatte im Graben sämmtliche Europäer zum Feuern auf die sich irgendwo aus dem Dickicht heraus wagenden Feinde antreten lassen. Trotz schwerer Verluste, die hauptsächlich auf das prompte Arbeiten des Maximguns wie das wohlgezielte Schützenfeuer der Europäer zurückzusühren sind, versuchten die Wakiboscho unausgesetzt fast eine Stunde lang in kleinen Trupps gegen unsere Stellung einen Vorstoß zu machen, wozu sie offenbar unser scheinbarer Rückzug in die gesicherte Position verleitete. Da die Dunkelheit hereinbrach, blieb ich mit der Truppe auf derselben Stelle, um am nächsten Morgen den Angriff wieder aufzunehmen, wenn nicht die Wakiboscho, durch starke Verluste eingeschüchtert, Unterhand lungen ecnleiten würden. Diese waren jedoch weit davon ent fernt ; sie umschlichen uns vielmehr fast aus allen Seiten und schossen mit Pausen fast während der ganzen Nacht nach unserem Lager. Auch belehrte uns das deutlich vernehmbare Holzschlagen, daß sie noch an der Befestigung ihrer Bomas arbeiteten. Da wir die Entfernungen ungefähr kannten, so dämpfte ich das oft in der Nacht erhobene Kriegsgeheul durch eine Lage Maximfeuer in der Richtung des Geschreis. Am nächsten Morgen hieß es, daß man uns nur getäuscht habe, die Wakiboscho seien alle ins Gebirge entflohen. Ich schickte zu nächst eine stärkere Patrouille, die jedoch bald die Meldung sandte, daß die Boma und zwar nur die innere, stark besetzt sei. Da ich jetzt die örtlichen Verhältnisse besser kannte, sandte ich Chef Johannes mit zwei von Chef vr. Bumiller und Lieutenant Prince geführten Abtheilungen nach der Boma. Es wurde nun unter fortwährendem Feuer ins Dickicht in grader Linie auf den FlaggenmastSinnas eineBoma nach verändern niedergehauen. Auf Meldung, daß die Truppe sich fast ver schossen habe, sandte ich eine weitere Abtheilung unter Lieute nant von Zitzewitz und de la Fremoire zur Unterstützung und gelang es nun, in das Innere einzudringen. Wie von der Erde verschlungen waren die für Neger er staunlich zähen Vertheidiger verschwunden und zwar zum größten Theil in langen höhlenartigen Gängen, deren Oeffnungen in die vorher beschriebenen tiefen Gräben mündeten (solche Höhlen sind an diesem Abhange des Kilimandscharo häufig). Es wur den viel Pulver, Waaren und Waffen erbeutet und der um eine« mächtigen Baumstamm aus Stroh erbaute Flaggenthurm sowie das Wohnhaus Sinnas angezündet. Eine starke Explosion von verstecktem Pulver blieb trotz der Nähe unserer Leute schadlos. Jetzt sandte ich die Dschagga-Krieger Mandaras vor, um Gefangene und Beule zu smachen. Es wurden innerhalb zwei Stunden, in welcher Zeit die Wadschagga auch die Ver folgung des flüchtigen Feindes übernahmen, 50 Gefangene, meist Weiber, weit über 2000 Stück Rindvieh, gegen 3000 Stück Kleinvieh und einige Waaren eingebracht. Am selben Tage noch trat ich den Rückmarsch nach Moschi an, der trotz des für afrikanische Verhältnisse blutigen Krieges von verfolgenden Kiboscholeuten beunruhigt wurde. Ich habe in meiner 12jährigen Afrikapraxis so tapfere Neger Ivie die Leute Sinnas noch nicht kennen gelernt. Der Verlust der Wakiboscho ist, wie ich später durch sie selbst feststellen konnte, gegen 200 Todte, 60 Verwundete, während der unsrige 4 Todte, 15 Verwundete (unter letzteren Unteroffizier Nowack) betrug Da ich heute hier erst eingeiroffen bin und die Boten, um Pangaui noch rechtzeitig zu erreichen, in dieser Nacht ausbrcchen müssen, so werde ich mir ganz gehorsamst erlauben, die weitere Berichterstattung über den Friedensschluss mit Sinna wie den Verlauf der Expedition mit nächster Postgelegenheit einzusenden. tgez.) v. Wissmann. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 20. April. — Infolge Befehles Tr. Majestät des Königs wird die am nächsten Donnerstag in Dresden stattfindende Parade nicht um 1 Uhr, sondern bereits um 12 Uhr ihren Anfang nehmen. Auch hat Se. Majestät die Gratulationskour zu Freitag den 24. befohlen. — Gestern Nachmittag 2 Uhr besuchten Ihre Majestäten der König und die Königin die Frühjahrs- ausstcllung der Gartenbaugesellschaft Flora im Etablissement Helbig am Theaterplatz in Dresden. Nach beendetem Rund gange wurde Ihrer Majestät der Königin ein Strauß Rosen überreicht, während Se. Majestät der König von Herrn Traiteur Müller einen frischen Trunk Feldschlößchen-Böhmisch entgegen nahm. Darnach fuhren Ihre Majestäten nach dem Prinzen palais in der Langestraße und nahmen an der Familientafel Sr. König!. Hoheit des Prinzen Georg Theil. Bei Ihren Maje stäten dem König und der Königin fand gestern Abend in der königl. Villa zu Strehlen eine Soiree statt, zu welcher zahlreiche Einladungen ergangen waren. — Das König». Ministerium ves Kultus und östentl. Unterrichts macht bekannt, daß am 25. Mai d. I. an der Königl. Turnlehrer-Bilvungsanstalt zu Dresden ein Kursus zur Ausbildung von Turnlehrern beginnt. Die Theil nehmer an diesem Kursus müssen mindestens den vollen Nach mittag jeden Wochentags zur Verfügung haben. Gesuche um Zulassung sind unter Beifügung 1) des Gcburts- oder Tauf scheins, 2) eines ärztlichen Gesundheitszeugnisses, 3) eines amt lichen Zeugnisses über die sittliche Führung, 4) eines selbstge fertigten Lebenslaufes, 5) der Zeugnisse über die genossene wissenschaftliche und turnerische Vorbildung bei dem Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts bis zum 20.Maid.I. cinzureichen. — Ein allgemein verehrter ehrwürdiger Greis, dessen Rüstigkeit noch vor Kurzem Bewunderung erregte, wurde gestern früh nach einem nur wenige Tage währenden Kranken lager aus dem Diesseits abberufen. In dem Nachbarort Friedeburg starb Herr Pastor «in. Karl Ernst Moritz Sturm im 83. Lebens)ahre. Derselbe war am 27. November 1808 in Burkhardsdorf bei Chemnitz geboren, wirkte vom 22. September 1839 an als Diakonus am Dom zu Freiberg und vom 3. Juli 1852 an als Pfarrer an St. Nikolai. Nach dem er am 1. August 1875 seine letzte Predigt gehalten, wurde Herr Pastor Sturm Ende 1875 emeritirl und lebte von da an, noch als Friedensrichter segensreich wirkend, in Friedeburg bei Freiberg. Von der hohen Verehrung, die der nun Dahingeschiedene genoß, gab der Tag der Goldenen Hoch zeit Zeugniß, die am 22. Oktober 1889 im hiesigen Dome durch den Schwiegersohn des greisen Ehepaares, Herrn Pastor Karl Nicolai-Dresden in Anwesenheit des Herrn Pastor vr. Paul Sturm-Dresden, sowie eines grossen Kreises von Verwandten, Amtsgenoffen und Freunden feierlich eingesegnet wurde. Als treuer Diener Gottes, als das ehrwürdige Haupt eines hochangesehenen Familienkreises und als ein Menschenfreund im edelsten Sinne des Wortes, wird der Verstorbene im Ge dächtnis; seiner Mitbürger und Aller, die ihn kannten, fort- leben. Leicht sei ihm die Erde! — Geistliche Mufikaustühruug. Das Röthig sche gemischte Soloquartett erfreut sich eines so wohlbegründeten Rufes, daß alle Freunde des Kirchengesanges jede Darbietung dieses Quartetts mit inniger Freude begrüßen. Wie zahlreich diese Freunde hier in Freiberg sind, zeigte sich, als sich gestern Nachmittag die weiten Hallen des Domes mit Zuhörern füllten, um des in Aussicht gestellten künstlerischen Genusses theilhaftig zu werden, der durch die wahrhaft schönen Leistungen des Leipziger Konzertorganisten Herrn B. Pfannstiehl trefflich vervollständigt wurde. Derselbe leitete die Musikaufführung durch ein herrliches Werk Johann Sebastian Bachs „6-äur, Pastorale und Fuge", ein, in dem sich die unerschöpfliche Phantasie des großen Meisters in ihrem ganzen Reichthum offen bart. Herr Pfannstiehl spielte dieses Stück statt der angekündigten Bach'schen Toccata 6-ckur, die sich wegen des der Orgel mangelnden hohen v als schwer ausführbar er wies. Der Vortragende bekundete ferner seine seltene Ver trautheit mit dem schwer zu behandelnden großartigen Silber- mannschen Orgelwerk ganz besonders durch die zarte Aus führung des gefühlvollen Adagio Ls-ckur von G. Merkel und durch die Bemeisterung aller Feinheiten, welche das 0-moU- Konzert von Friedemann Bach bietet, der diese geistvolle Ton schöpfung ganz im Sinne seines Vaters Joh. Seb. Bach schuf. So dankenswerth auch diese Darbietung war, ließ sich doch nicht verkennen, daß die gestrige Aufführung dadurch, daß bei derselben außer den beiden erwähnten Bach'schen Orgel-Kom positionen noch drei Lieder von I. S. Bach und F. Bach zum Vortrag gelangten, ein zu einheitliches Gepräge trug und da her geringere Abwechselung als sonst bot. Eine durch den innigen Zusammenhang zwischen Text und Melodie sehr interessante Nummer des Programms war der rhythmische Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme" von Philipp Nicolai (vom Jahre 1599) und machte sich bei dem einleitenden einem Re zitativ ähnlichen Solo der schöne Sopran des Frl. Großschupf in erfreulichsterWeise geltend. Tiefergreifend wirkte dasvonHerrn Waldvogel empfindungsvoll gesungene Lied fürBaß„Weiche nicht." Die sich dem Bariton nähernde Stimme des Herrn Waldvogel erzielte durch ihre Fülle und Weichheit den angenehmsten Eindruck; zu wünschen blieb nur eine noch deutlichere Text aussprache. Das Mendelssohnsche Duett „Ich harrete des Herrn", unseres Wissens sür zwei Frauenstimmen geschrieben, wurde von Herrn und Frau Kantor Röthig so stimmungsvoll gesungen, dass man sich von dieser schönen Leistung wirklich angeheimelt fühlte und durch die treffliche Fortbildung des schon früher in Freiberg geschätzten Gesar.gstalents der Frau Röthig besonders erfreut wurde. Bei den weiteren Gesangs- vorträgen: „Dir, Dir, Jehova" von I. S. Bach, „Vertrauen" von G F. Händel, „Kein Hälmlein wächst auf Erden", v. Fried. Bach. „Bist Du bei mir?" von J.S Bach und „Heilge Nacht" v. I. W. Franck bewährten sich aufs Neue die schon früher gerühmten Vorzüge des Röthigschen Quartetts und insbesondere die der begabten Sopranistin Frl. Großschupf. — Tas Extrakonzert des StadtMUfikchoreS, welches im Saale zum Bairischen Garten gestern Nachmittag unter Mit wirkung des Piston-Virtnosen Herrn Oskar Böhme aus Dresden stattfand, war sehr zahlreich besucht und fand die freundlichste Ausnahme. Die Stadlkapelle erntete für die präzise Ausfüh rung der sehr hübsch gewählten Orchestervorträge wohlverdiente Anerkennung. Herr Böhme erwies sich als ein Meister auf seinem Instrument und erregten seine solistischen Leistungen: „An Alexis", Fantasie für Piston von Hartmann, „Edelweiß vom Semmering", Fantasie für Piston von Hoch, und die von dem Vortragenden selbst komponirte hübscbe Polka „Souvenir de St. Petersburg" so stürmischen Jubel, daß sich Herr Böhme zu mehreren Zugaben veranlaßt sah, die ebenso dankbar ausge nommen wurden. — Ein Blitzschlag im Erdinneren. Das starke Gewitter, das Freitag Abend gegen ^8 Uhr über unsere Stadt ging, ist besonders heftig in Obergruna aufgetrosfen. Dort schlug der Blitz in das Berggebäude „Gesegnete Bergmanns hoffnung". Er traf den über dem Treibehaus angeorachten Blitzableiter und sprang aus das eiserne Seilscheibengerüst über, von wo aus er an den Drahtseilen nach dem Schacht geführt wurde. Acht daselbst beschäftigte Arbeiter verspürten den Schlag an ihrem Körper, ohne jedoch Schaden zu nehmen. Zwei von ihnen waren aus der über 1000 Meter vom Schacht entfernten Strecke Unbenannt-Morgengang beschäftigt. Von der elften Gezeugstrccke ging das Treiben. Daselbst wurde ein Anschläger- gehilfc, der am Signaldraht stand, getroffen. Das ganze Füll ort stand im Feuer. Im Tiefsten der 12. Gezeugstrccke wurde der Schlag ebenfalls verspürt. Das dabei verursachte Geräusch glich dem Knattern eines Gewehrfeuers. — Bei der heute Abend stattfindenden Vorfeier des Geburts tages Sr. Majestät des Königs, welche vom hiesigen Konser vativen Verein sür Freiberg und Umgend im Saale zum Bairischen Garten veranstaltet wird, und zu welcher alle Männer der Ordnuugspartcien mit ihren Angehörigen freund lichst geladen sind, bringt der hiesige Lehrergesangverein, der in freundlichster Weise seine Mitwirkung zugcsagt bat, unter der Leitung seines Liedermeisters, des Herrn Lehrer und Organist W. Stein folgende Gesänge zum Vortrag: 1) Lalviun kna rosem — von Ehr. Rob. Pfretzschner, ein Tonwerk von selten chöner Art. 2) Sachsenhymne von Hugo Jüngst, Dichtung wn C. Bieber. Dieselbe ist erst in den letzten Wochen ent- tanden und wird auch im Gewerbehause zu Dresden zu gleicher Angelegenheit wie in Freiberg erstmalig zu Gehör gebracht. 3) „Mein theures Königshaus" — ein im Jahre des Wettin- jubelfestcs entstandenes aus vier Liedern bestehendes Werk von Arno Spies und Hermann Pust, zu welchem ein hiesiger, durch eine dichterische Beanlagung bekannter Herr der Freiberger Lehrerschaft den der Feier des Tages entsprechenden verbindenden Text geliefert hat. Außerdem wird Herr Organist Stein ein von Herrn vr. Mehnert in Dresden gedichtetes Festlich mit Chor und Begleitung des Orchesters zum Bortrag bringen. 1
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