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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189104161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910416
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-04
- Tag 1891-04-16
-
Monat
1891-04
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.04.1891
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8«. Freiberger ««zeige» -«d Taaebl : . .e «. IS9>. Abnahme: Doll. rationcn als Kaufmannsgüter nicht bewertbet werde». Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß für die jeweilige chile nische Regierung völlige und alleinige Ersatzpflicht be- Hamburg Bremen Berlin Guben Berathung dasselbe in der nächsten Ässion wieder aufzunehmen. Der Kultusminister werde bei der Berathung des Kultusetats diese Entschließung der Staatsregierung kundgeben. Eine Schmugglerbande hat sich in diesen Tagen in der Nähe von Metterkweten (Kreises Heydekrug) in einen harten Kampf mit russischen Grenzsoldaten verwickelt, der bei beiden Parteien unliebsame Folgen nach sich zog. Die Schmuggler ührten einen beträchtlichen Posten Thee mit sich und wurden ramit von der Grenzwache auf russischem Gebiete ertappt. Der aus mehreren Trägern bestehende Trupp machte auf den Zuruf eines Soldaten schnell Kehrt, um auf diesseitigem Boden in Sicherheit zu kommen. Die Verfolgung von zwei Rusten setzte sich, wie die „Danz. Ztg." mittheilt, auch da noch fort, als die Schmuggler bereits preußisches Gebiet erreicht hatten. Nun erschienen auch die übrigen Schmuggler auf dem Kampfplätze. Der vereinten Kraft konnten die Russen nicht Stand halten und zogen sich auf ihr Gebiet zurück. Die Sieger hatten zwar einen Verwundeten zu beklagen, sie erbeuteten aber ein Gewehr, aus dessen Wiedererlangung die russische Grenzwache großes Gewicht legt. Daß der Kampf auf preußischem und nicht auf enseitigem Gebiet, wie die russischen Soldaten behaupten, 'tattgefunden hat, beweisen die zurückgebliebenen Blutlachen. — Wenn sich der Vorfall an der deutsch-französischen Grenze auf französischem Gebiete zugetragen hätte, was für ein Ge schrei würde darüber jenseits der Vogesen erhoben worden sein! Aus Italien: In dem Riesen-Prozeß von Bari gegen die Mitglieder der Bande Kala vita ist das Verhör der Ange klagten noch nicht beendet. Die Anklage geht im Allgemeinen aus Theilnahme an einer verbotenen Gesellschaft und gemeinsam verübten Verbrechen: Raub, Mord, Einschüchterung und Er pressung. Von den 179 Angeklagten werden einige noch be sonders beschuldigt des Diebstahls, der Gewaltthätigkcit, der Entführung, des Widerstands gegen die Polizei, der Anmaßung richterlicher Gewalt u. dergl. Viele derselben sind wegen ver schiedener Vergehen vorbestraft, einer zweimal we en Mordes. Andere sind noch uicht bestraft, und diese betheuern ihre Un schuld; sie seien das Opfer gemeiner Rache, die zur falschen Denunziation gegriffen habe. Solche scheint in der That vm- gekommen zu sein. Einer Namens Brocoli verlangte den einer Frau 20 Lire, und als er sie nicht erhielt, denunzirte er ihren Sohn als Mitglied der ilala vitu Die Testamentsvollstrecker des Prinzen Jerome erklären im „Figaro", daß das Testament des Prinzen seinem Inhalte gemäß vollzogen werden wird. Die Sichtung der Schriftstücke sei unbehindert und im Einvernehmen mit dem Universalerben Prinzen Louis erfolgt, welcher es auch den Testamentsexekutmn überlassen habe, der französischen Regierung den letzten Wunsch des Verstorbenen bezüglich der Beerdigung vorzulegen. — Frau Juliette Adam, chauvinistischen Angedenkens, hat dieser Tage eine Unterredung mit einem Redakteur des „Eclair" gehabt und diesem im Eiser des Gesprächs mancherlei Inter essantes ausgeplaudert. So erfahren wir z. B-, daß sie mit ihrem Freunde Gambetta stets in Streit gcrieth, wenn die Rede auf das Bündniß mit Rußland kam, das sie befürwortete, während Gambetta diese Idee eine Verrücktheit genannt und in Uebereinstimmung mit Jules Ferry eine Annäherung an Deutschland für die einzig richtige Politik Frankreichs erklärt habe. Auch wegen des Sozialismus, den Gambetta „nicht begriff", habe sie oft Streit mit ihm gehabt. Bezüglich d«4 Endes Gambctta's, erzählte Frau Adam, sie habe durch Farcy, den damaligen Redakteur der „France", Gambetta ein Komplott enthüllt, und der ausführliche Bericht darüber sei ihm an dem selben Tage zugegangen, „an welchem jene Frau den Pistolen schuß aus ihn abfeuerte." Gambetta habe daraus gesagt: „Dieser Brief verursacht mir größere Schmerzen als meint Wunden." Zum ersten Mal erfährt man aus dieser Mitthei- lung, daß Gambetta mehrere Wunden Halle, und zum ersten Male wird von einer Person, die den Thatbestand genau kennen muß, das bis heute von Ranc, Spuller, Reinach, Strauß und andern Freunden des berühmten Staatsmannes für grundlos erklärte Gerücht, Madame Leon, die Geliebte Gambettas, habe auf ihn geschossen, ausdrücklich und persönlich bekräftigt. Die ärztlichen Berichte und Befunderklärungcn über Gambettas Tod verlieren durch diese offenbar ganz beiläufige und absichts lose Aussage sehr viel von ihrem Werthe. Bekanntlich gehl die von den Freunden Gambctta's beharrlich verbreitete und von den Aerzten unterstützte Darstellung dahin, Gambetta habe sich beim Reinigen der Waffe zufällig selbst verwundet. Sollte Frau Adam vielleicht ihre Gründe haben, diese Dinge gerade jetzt auszuplaudern? Die englische Regierung ist durch den am Freitag vool Unterhause gefaßten Beschluß, welcher die Erhebung von Staats einkünften aus dem Opium in Indien auf das Schärfste verurtheilt, in arge Verlegenheit gesetzt worden. Der Antrag war von ihr bekämpft worden, gelangte aber gleichwohl zur Annahme, wenn auch bei schlecht besetztem Hause nur mit 30 Stimmen Mehrheit. Die Regierung möchte den Beschluß nicht unbeachtet lassen, weiß aber nicht, wie ft den Ersatz für den entstehenden Ausfall in den indischen Staats einkünften beschaffen soll. Schon am Tage nach der Abstim mung rieth ihr daher die „Times", sich Gewißheit darüber z« verschaffen, ob es dem Unterhause mit seinem Beschlaft „wirklich ernst sei oder nur einen seiner bekannten Anfälle vo« billigem Puritanismus gehabt hätte", und die Regierung scheint diesem Rathe Folge geben zu wollen. Man meldet da rüber: Die Regierung wird dem Unterhause wahrscheinlick Gelegenheit geben, seinen gegen die Erhebung von Staatsein künften aus dem Opium gerichteten Beschluß in nochmalig« Erwägung zu ziehen. Es wird hervorgehoben, daß daS Ein kommen Indiens aus dem Opiumhandel etwa 120 Mill. Mall im Jahre beträgt und daß, wenn es geopfert werden soll, der Reichsschatz den Finanzen Indiens mit einer großen Geld unterstützung unter die Arme greifen müsse. Die 120 Millionen könnten nur durch außerordentliche Steuern in Indien ob» Großbritannien aufgebracht werden. In der großen englischen Fabrikstadt Bradford sind seit Wochen zahlreiche Arbeiter, namentlich Woll- und Scidenwebeb : im Ausstande begriffen und halten häufige Versammlung«« zur Besprechung ihrer Lage ab. Da einzelne Gruppen vo» »erden, daß sie in Zukunft nicht mehr, wie es jetzt vielfach und sogar in den Werkstätten der kaiserlichen Werft geschehe, daS KvalitionSrecht der Arbeiter vereitelten und bestimmte politische Gesinnungen mit der Strafe der Entlassung bedrohten. Die hier vorgeschlagenen Arbeiterausschüsse könnten weder hier, »och aus den sonst zu Gebote stehenden Gebieten Abhilfe bringen, weil sie nicht von den Arbeitern gewählt, sondern von den Arbeitgebern nach deren Belieben zusammengesetzt seien — das sei etwas ganz Anderes, als die von den Sozialdemokraten vorgeschlagenen Arbeiterkammern. Handelsminister Frhr. v. Berlepsch: Die Kommission hat das Strafmaximum von Doll. Also Gesammtresultat: Abnahme 2439869 Dollars oder in runder Zahl gerade zehn Millionen Marl in Norddeuischland allein. — Zu vorstehenden Taten ist noch zu bemerken: Der große Ausfall im Bezirk Magdeburg betrifft ausschließ- sehr erschwert haben. Die Zunahme in Annaberg betrifft aus schließlich Passementeriewaaren. Schwer zu leiden durch den Tarif haben Chemnitz, Plauen und Crefeld. — Hamburgs Zunahme ist theilweise darauf zurückzuführen, daß ein Theil des Zuckers den Weg über Hamburg genommen hat. Die „Hamb. Nachr." theilen folgende Aeußerungen des Fürsten Bismarck über die Frage der Betheiligung der deutschen Industrie an der Chicagoer Ausstellung- 1893 mit: Gelegentlich einer Unterredung, welche der Fürst Bismarck vor Kurzem über dieses Thema hatte, äußerte er sich dahin, daß er es sehr beklagen würde, wenn die deutschen Industriellen sich etwa in ihrer Verstimmung über die Mc. Kinley-Bill ab halten ließen, an der Chicagoer Ausstellung thcizunehmen. Das würde ein großer Fehler sein; Deutschland und die Ver einigten Staaten von Nordamerika feien stets gme Freunde gewesen; beide haben weder widerstreitende territoriale Interessen, noch sind sie beide politische Rivalen. Er, der Fürst, sei während des amerikanischen Bürgerkrieges im Amte gewesen und obschon er für viele der hochgebildeten Männer des Südens die größten persönlichen Sympathien gehabt hätte, hielt er doch als preußischer Minister zu dem Norden. Preußen sei in jenem Kriege der festeste Freund der Union gewesen. Tas deutsche und amerikanische Volk sei durch die Bande der Freundschaft wie Verwandtschaft und nicht minder der gegen seitigen Interessen verbunden und darum wäre es beklagens- werlh, wenn die deutsche Industrie sich weigern würde, an einer Ausstellung thcilzunehmen, welche berufen ist, die Kenntniß deutscher Erzeugnisse bei dem amerikanischen Volke zu erweitern und die deutschen Produzenten in direkte Berührung mit den Amerikanern zu bringen. Man spricht in den letzten Tagen viel von dem Bestehen eines sogenannten Gelreidccorners (Ringes) an der Berliner Börse zumZweckeeiner ungerechlfertigtenPreissteigerung für Getreide. Ein solcher „Corner" ist das Ergebniß einer durch nichts berechtigten, waghalsigen Spekulation. Es handelt sich um eine Vereinigung von Spekulanten, welche für einen gegebenen Augenblick alles verfügbare Material in ihre Hände zu bekommen, durch Verschleuderung in die Ferne den Markt zu entblößen, die Waare „einzusperren" suchen und dann am Erfüllungstermine die zur Lieferung verpflichteten Personen, welche Waare kaufen müssen, zwingen, ihnen willkürlich empor geschnellte Preise oder aber bohe Entschädigungen zu zahlen. Durch solche unnatürliche und plötzliche Preissteigerung wird regelmäßig der ganze Börsenverkehr schwer kompromittirt und der Geschäftszweig tieferschüttert. Ein „Corner", unternommen von Jay Gould, dem verwegenen Jobber, und seinen Spieß gesellen, führte im September 1869 in New-Uork den „schwarzen Freitag" herbei. Damals handelte es sich um die „Einsperrung" von Goldzahlungsmitteln, durch welche das Goldagio unsinnig gesteigert und zahlreiche Firmen ruinirt wurden, Gould aber viele Millionen Dollars gewann. Ein Weizen-Corner wurde 1888 au der Börse von Chicago für die September-Lieferung in Szene gesetzt. Der Preis von-92 Cents pro Bushel wurde auf 200 getrieben, da cs gelang, die Weizcnbestände in eine Hand zu bringen, und die rech tzeitige Lieferung von auswärts nicht be schafft werden konnte. Der Gewinn für die Leiter des Corners wurde auf drei Millionen Dollars geschätzt. Der Hamburger Corner steigerte um dieselbe Zeit den Preis der allein liefer baren Kasieesorte von 61^/, Pf. pro Pfund auf über 200. Der Magdeburger Zucker-Corner von 1889 trieb den Preis von 16,8 Mark pro Zentner zu Ende Januar auf 31,7 Mark zu Ende Juni. Der Pariser Kupferring schnellte den Kupfer preis von 38«/< aus 105 pro Lstr. Tonne herauf. Ein solcher „Corner" soll gegenwärtig an der Berliner Börse für Getreide existiren. Im Hinblick auf diesen Umstand gingen in den letzten Tagen durch einen Theil der Presse Meldungen über polizeiliche Ermittelungen an der Getreidebörse; der Abg. Richter äußerte sich mit Bezug darauf wie folgt: „Die Regierung schickt Geheimpolizisten an die Börse, um zu erkunden, wer Hausse-Svekulation treibt. Sie hat sogar das Aeltestenkollegium der Börse aufgefordert, einen Ehrenrach zu bilden, um solche Hauffe-Spekulanten von der Börse auszuschließen." Wie der „Nat.-Ztg." jedoch mitgetheilt wird, hat eine polizeiliche Er mittelung oder Uederwachung der Getreidebörse nicht stattge funden : das Gerücht sei lediglich dadurch entstanden, daß täglich ein Beamter des Polizeipräsidiums die Preise notirt und die Lagerbestände ausgenommen habe. Das bremische Schiss „Rajah", welches am 5. Fe bruar von einem chilenischen Jnsurgentendampfer aus dem Hafen von Coquimbo geschleppt wurde, ist in Jquique angekommen. Inzwischen sind von dem Kapitän des Schiffes Mittheilungen nach Bremen gelangt. 'Die „Weserztg." veröffentlicht einen Brief vom Bremer Schiffe „Rajah" vom 15. Februar aus Taltal. Derselbe empfing keine Hilse vom englischen Kriegs schiff „Levin", welches in Coquimbo bei der Vergewaltigung durch chilenische Insurgenten zugegen war. Der englische Kam- mandeur rieth vielmehr dem deutschen Kapitän, der Gewalt nachzugeben. — Ein anderer Fall der Schädigung deut scher Interessen durch die chilenischen Unruhen wird gegenwärtig vor dem Secamt in Hamburg verhandelt. Hier über wird berichtet: Das Seeamt verhandelt heute in Sachen der am 18. Januar d. I. in Folge der chilenischen Unruhen bei Valparaiso gestrandeten Bark „Potsdam" und entschied, daß der Untergang des gedachten Schiffes in erster Linie da durch herbeigesührt wurde, daß Kapitän Blöse durch die politi schen Verhältnisse zum Verlassen des Hafens veranlaßt wurde, unter Umständen, unter denen derselbe sonst nicht ausgelaufen wäre, und ferner, daß der der Bark zur Verfügung gestellte Schleppdampfer „Adela" entgegen den Anweisungen des Schiffers Blöse dieselbe zu nahe dem Lande nach See zu schleppte und loswarf, ehe sie genügend Seeraum hatte. Die Bark trieb bei der herrschenden Windstille durch Strömung und Dünung auf die an der Westseite des Hafens liegenden Felsen. Weder den Schiffer noch die Mannschaft trifft ein Verschulden an dem Unfall. Aus dem Zeugniß des Rheders Layß ging hervor, daß er bereits durch Vermittelung des Reichskanzlers seine Schadenansprüche gegen die chilenische Regierung geltend ge macht hat und seine Forderungen auch bereits dem chilenischen Ministerpräsidenten in St. Pago auf diplomatischem Wege zugestcllt worden sind. Der Werth des Schiffes und der Fracht ist auf 380 000 Mark angegeben. Die Ladung, welche sehr wcrthvoll war, konnte bis jetzt wegen der vielen Dekla- Den „Berl. Pol. Nachr." zufolge hat nunmehr die preußische Regierung beschlossen, das Volksichulgesetz endgiltig abzu- etzen und unter Benutzung der Ergebnisse der kommissarischen der Höhe des doppelten ortsüblichen Tagelohns, wie es die Re gierungsvorlage wollte, aus den einfachen ortsüblichen Tage lohn herabgesetzt. Der Auffassung, daß man Strafen überhaupt nicht braucht, kann ich mich nicht anschließen. Es giebt eine Reihe von Betrieben, wo man ohne oder auch nur mit einer geringen Geldstrafe auskommt. Aber andererseits giebt es auch eine große Anzahl von Betrieben, wo man ohne eine wirksame Bestrafung nicht auskommt, das ist besonders bei großen Be trieben der Fall, wo viele gefährliche Maschinen und große Arbeitermassen vorhanden sind. Namentlich kommen solche Strafbestimmungen für eine nicht seßhafte Arbeitermaffe in Betracht. Die Kommission hat nun eine Maximalgrenze für die Strafe festgesetzt, das ist bisher nur in der Schweiz ge schehen, sonst nirgends. Gegenüber den Verstößen aber, die gegen die guten Sitten oder die Sicherheit des Betriebes in Betracht kommen, müssen hohe Strafen festgesetzt werden. Das liegt auch im Interesse der Arbeiter selbst. Zucht und Ordnung müssen aufrecht erhalten werden. Dazu würden aber die Be stimmungen der Kommission nicht ausreichen, und wenn Sie die Regierungsvorlage nicht wiederherstellen wollen, so bitte ich um Ablehnung der Kommissionsfassung in dieser Beziehung und um Annahme des Antrags von Stumm. (Beifall.) Abg. Schädler (Zcntr.) bat um Ablehnung aller Anträge und An nahme nur der Kommissionsbeschlüsse Nach längerer Debatte, woran sich die Abgg. Wöllmer, Möller, Oechelhäuser, Bebel und Frhr. v. Stumm bctheiligten, wurde der Paragraph 134 d unwesentlich verändert in der Fassung der Kommission ange nommen. Nach weiterer kurzer Berathung wurde auch Para graph 134e (Verbindlichkeit der Arbeitsordnung für die Arbeit geber und Arbeiter) mit einer unerheblichen redaktionellen Aenderung genehmigt. Ein merkwürdiges russisches Stückchen, von welchem der Berliner Hof betroffen worden ist, weiß der Petersburger Korrespondent der in Kopenhagen erscheinenden „Politiken" zu erzählen: Wie bekannt, schenkte im vorigen Jahre Kaiser Alexander dem oeutschen Kaiser ein prächtiges russisches Dreige spann, einen sogenannten Troika-Wagen, und die drei Hengste waren aus Anordnung des russischen Kaisers erster Güle, das Geschirr der Pferde war nach russischer Art reich mit feinstem Silber geschmückt und selbst der russische Originalkutscher fehlte nicht. Man hat vielfach Gelegenheit gehabt, dies echte Stück Rußland in den Straßen Berlins zu bewundern. Der Kutscher, ein echter Moskowite mit breitem Rücken und langem Bart, das Barett mit Pfauenfedern geschmückt war nicht wenig stolz daraus, daß er zum Kaiserlichen Leibkutscher befördert worden. Seine Obliegenheiten erfüllte er mit großer Pflichttreue, stets sah er mit peinlicher Genauigkeit darauf, daß sich sein Gefährt in sauberstem Zustande befand, und namentlich widmete er seine liebevolle Sorgfalt auf den Silberschmuck, so daß auch nicht das geringste Fleckchen daian zu entdecken war; wußte er doch, daß sein Kaiser allein für das Geschirr 20000 Rubel bezahlt hatte; früh und spät mußten desyalb die Stallleute daran putzen. Eines Tages mußten die Stallleute das Ge schirr einer Extrareinigung unterziehen, und wie gewöhnlich stand unser Russe selbst dabei, um auszupassen, daß Alles gründlich geschah. Plötzlich stieß er einen Seufzer aus, während ihm Thränen die Wangen herniederliefcn. Sein scharfes Auge hatte nämlich entdeckt, daß das Silber anfing, gelbe Flecke zu bekommen — also nicht für Silber, sondern sür Messing halte fein Kaiser 20000 Rubel ausgegeben! Diese Entdeckung, die ihn so plötzlich an seine ferne theure Heimath erinnerte, war es, die ihn so tief ergriff. Die Stallbedienung war über diesen Wechsel, der mit dem silbernen Geschirr vorging, natürlich sehr verwundert; sie entsann sich plötzlich, gelesen und gehört zu haben, welch' merkwürdige Dinge in Rußland passiren können, bis sie schließlich in Helles Gelächter ausbrach. Dies rief den Oberstallmeister hinzu, der, als man ihm die gelben Flecken zeigte, nichts weiter als hm, hm! sagte, aber von dieser Ent deckung Meldung machte. Man erzählt, daß sich Kaiser Wil helm mit eigenen Augen von diesem russischen Mirakel über zeugt und dann später bei einer passenden Gelegenheit dem Botschafter Schuwaloff und dem General Werder gegenüber einige scherzhafte Andeutungen über die Sache fallen gelassen habe. Als dann diese beiden Herren bald darnach nach Peters burg gereist waren, kam die Angelegenheit auch dem Zaren zu Ohren. Im russischen Marstall fand unlängst eine Aufsehen erregende Veränderung statt, indem der Generalmajor Marti- noff, der jetzt zehn Jahre lang an der Spitze desselben stehi, ganz plötzlich von seiner Stellung entbunden wurde. Ob in dessen diese Maßregel mit der Troikageschichte in Verbindung zu bringen ist, ist insofern zweifelhaft, als er nach seiner Ent lassung aus dem Marstalldienst zum Geheimen Rath und Se nator ernannt worden ist. Der Bericht über den Export aus den, dem General- Konsulate der Vereinigten Staaten zu Berlin unter stellten norddeutschen Konsulatsbezirken sür das erste Quartal 1891 liegt noch nicht vollständig vor Wir sind jedoch in der Lage, die nachstehenden, nahezu vollständigen Ziffern zu geben, an deren Resultat durch die Schlußveröffentlichung so gut wie nichts verändert werden wird. Darnach vertheili sich Zunahme und Abnahme des Exports für das am 31. März beendete erste Vierteljahr 1891 wie folgt. lich Zucker. Es soll angeblich theilwcise dadurch erklärt werden, daß am 1. April die durch den Mc. Kinley-Tarif eingesührte Herabsetzung der Zuckersteuer in Kraft lrar, und daß deshalb ,, „ „ „ ...... Exporteure die Waare wohl zurückgehalten haben. Anderer- ysteht und daS Reichskanzleramt nichts verabsäumen wird, seits soll der lange Winter die Benutzung der Wasserfrachk' was Rheder und Verfrachter zu ihrer Schadloshaltung verhilft. Zunahme: Braunschweig Annaberg Leipzig 371632 Chemnitz Doll. 874821 310105 Dresden 115385 362083 Breslau 24699 674053 Plauen 477229 88208 Magdeburg 2859359 16172 228371 Crefeld 379000 1990624 Doll. 4430493
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