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FveivergerAnM^ «nd Tageblatt o ^?25. u "'" Amtsblatt sür die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. "' > — ' ' ' - — 4Z Jahraana. , > ErscheintjcdmWochcnlagRachmittags6llhrmrden , Inserate werden dis Vormittag 11 Udrangenom- andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Psfl., , WÜNNaNeUU. Nett I ^NNNN^^ men und beträgt der Preis sür Vie g lvallcne Zeile zweimonatlich IM b« Pi. und cinmonatlt» 75 Pi ( oder deren Raum IS Pfg- 1891. Erlaß, Vie Einführung des Turnunterrichts vetr. Diejenigen Schulvorstände des hiesigen Schulaussichtsbezirkes, welche bisher den Turn unterricht an den Schulen ihres Bezirkes nicht eingeführt haben, werden andurch aufgefordert, alidald wegen Einführung dieses so nöthigen, die Gesundheit und Gewandtheit fördernden Unterrichtes Beschluß zu fassen und den Erfolg binnen längsten- 4 Wochen, vom Er scheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, hier anzuzeigen. Hierbei wird zugleich darauf aufmerksam gemacht, daß die gesetzliche Regel des ob- tigaterischen Turnunterrichts auch sür einfache Volksschulen fortdauernd Geltung hat, daß indessen das Königliche Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichtes ermächtigt ist, von Einführung des Turnunterrichtes, wo sich die hierzu nöthigen Einrichtungen nicht treffen lassen, ganz oder doch zum Theil, z. B. was die Beschaffung kostspieliger Lehrmittel oder eines besonderen Turnplatzes betrifft, zu dispensircn, daß aber in solchen Fällen ausdrückliche, dahin gehende und gehörig begründete Gesuche von den Schulvorständen bei der unterzeichneten Königlichen Bezirksschulinspektion anzubringen sind. Freiberg, den 26. Januar 1891. - Königliche Bezirksschulinspektion. Vr HVInkler. Kbg Bekanntmachung. Die rückständige Wastersteuer auf veu 4. Termin vorigen Jahres ist nunmehr bei Vermeidung der Zwangsvollstreckung spätestens bis zum 6. Februar a. e. an die Kaffe des Gas- nnd Wasserwerks abzuführen. Freiberg, am 27. Januar 1891. Der Sladtrath. , Dr. vüLnr«, Bürgermeister. Wbr. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des -Musikinstrumentenhändlers Emil Afichard Wüstner in Freiberg ist zur Prüfung der nachträglich angcmeldeten Forderungen Termin auf den 12. Februar 1891, Normittags 11 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst, Zimmer Nr. 35, anberaumt. Freiberg, den 29. Januar 1891. Atleulul, MrichtSschreiber des Königlichen Amtsgerichts, Abth. II d. Bekanntmachung. Vom Neichenbacher Forstreviere sollen im Gasthause „zum Waldhause" bei Obergruna Donnerstag, ven 12. Februar d. I., von vormittags 19 Uhr an, Nutzhölzer und Freitag, den 13. Februar v. I., von vormittags V-10 Uhr an, Brennhölzer, aus den Abthlgn. 2, 6—8, 10—12, 16—21, 34, 35, 37, 38, 39 und 44, zur Versteigerung gelangen. Speziellere Angaben enthalten die in den Schankstätten und bei den Ortsbehörden der umliegenden Orte aushängenden Plakate. König». Forstrevierverwaltung Reichenbach u. Kgl. Forftrentamt Tharant, am 29. Januar 1891. 0--—- ' - > > >> > > > > " - I, Tagesschau. Freiberg, den 30. Januar. Wie aus Friedrichsruh gemeldet wird, fand beim Fürsten v Bismarck zu Ehren des Geburtstages Sr. Maj. des deutschen Kaisers ein Diner statt, zu dem alle Beamten des Fürsten und verschiedene Gäste geladen waren. Der Fürst erschien in großer Generalsunisorm, mit dem Schwarzen Adlerorden und dem Orden paar Iv merits und brachte den Toast auf Se. Majestät in warmen nnd herzlichen Worten aus. Der Reichstag setzte am Donnerstag die zweite Berathung des Reichshaushaltsetats beim Etat der Reichs-Post- undTelc- graphcnverwaltung fort. Bei der Fortsetzung der abgebrochenen Berathung des Ausgabetitels 1. nahm Abg. Münch (dfr.) noch mals Gelegenheit, den vom Staatssekretär v. Stephan in die Debatte getragenen scharfen Ton zurückzuweiscn. Unter den 234 um Ermäßigung der Tclegrammgebühren petitionirenden Zeitungen befänden sich durchaus nicht lauter freisinnige Or gane, sondern allein 204, die konservative und national-liberale Ansichten vertreten. So sehr die Ermäßigung des Portos sür Drucksachen anzuerkennen sei, so bliebe doch noch übrig, die Nachnahme für Drucksachen zuzulassen. Die Briefbestellung aus dem Lande ließe sehr viel zu wünschen übrig, besonders würde das Briesgchcimniß durchaus nicht gewahrt, was bei der Einrichtung vieler Posthilssstcllen nicht wunderbar erscheinen könne. Auch die allgemeine Pünktlichkeit sei heute nicht mehr anzuerkennen. Direktor im Reichspostamt Fischer erwiderte, daß nach Herabsetzung des Drucksachenportos auch noch die Nach nahme sür Drucksachen zuzulassen, schon deshalb nicht möglich sei, weil der geringe Naum des Umschlags für die nothwcndigcn Bemerkungen des Absenders und der Poslbehörde nicht aus reiche. Die Einrichtung von Posthilssstcllen sei ein neues Glied der Landpostbriefbeförderung überhaupt und solle den Unterschied in der Beförderung, der sonst zwischen Stadt und Land nothwendigcr Weise hervortreten müsse, einigermaßen ausgleichcn. Aber auch nach der Einrichtung der 11 000 Post- Hilfsstellen sei die Zahl der Landbriefträger noch verdoppelt worden. Abg. Graf Behr (freikons.) meinte, daß das Institut der Posthilssstcllen sich sehr gut bewährt habe. Für die Peti tion der Zeitungen könne er nicht eintreten, besonders nicht jetzt kurz nach einer erfolgten Herabsetzung der Drahtgebühren! außerdem gäbe es auch wohl noch viele andere Institute, bei denen mehr als bei den Zeitungen eine Herabsetzung der Ge bühren im öffentlichen Interesse liege Wohl aber könne in Erwägung gezogen werden, ob nicht die Bestellgebühr sür Drahtmeldungen auf dem Lande von dem Absender vorausbe zahlt und dann vielleicht auch etwas, etwa von 40 auf 20 Pf., ermäßigt werden könnten. Staatssekretär v. Stephan er klärte, daß die letztere Frage bereits früher ost Gegenstand von Berathungen innerhalb der Postverwaltung gewesen sei. Mit der Vermehrung der Telcgraphcnanstalten ans dem Lande verliere die Angelegenheit immer mehr an Bedeutung! nichts desto weniger würde man es erneut in Erwägung ziehen, ob nicht die Bestellgebühr herabgesetzt werden könne und ob man dann nicht auch den Absender zur Entrichtung derselben ver pflichten könne. Abg. Hartmann (kons.) erklärte sich gegen die Petition der Zeitungen, welche sonst zum Theil nicht immer das öffentliche Interesse im Auge l-ätten und die Kenntniß und Würdi gung der Invalidität- und Altersversicherungsgejetzgebung nicht genügend verbreitet hätten. Die Angriffe wegen des von Herrn von Stephan gestern eingeschlagenen gereizten Tones müsse Redner zurückweisen, da Herr von Stephan, der von der frei sinnigen Presse seit Langem als ein alternder, verknöcherter, die weitere Entwickelung des Verkehrswesens hemmender Be amter dargestellt sei und sehr wohl Ursache hätte, in gereizter Stimmung zu sein, der er gestern aber durchaus nicht über mäßigen Ausdruck gegeben. Abg. Vollrath (sreis.) erklärte als einer der Redakteure der petitionirenden Zeitungen die gestrigen Rathschläge des Herrn von Stephan, wie die Presse ihre Würde wahren sollte, zurückweisen zu müßen: das würde die freisinnige Presse schon selber zu thun wissen. Alsdann brachte Redner nochmals die übermäßige Begünstigung des Wolff'schen Telegraphenbureaus durch die Postverwaltung zur Sprache und knüpfte daran Ausführungen, welche zeigten, daß die Zentralverwaltung der Postverwaltung durchaus nicht mehr auf der Höhe der Zeit stände. Abg. Richter (sreis.): Ich will von der Sache sprechen, worüber ich noch einen besonderen Antrag stellen will, von dem Vertrag des Wolff'schen Bureaus mit dem Reich. Alle Wolff'schen Depeschen werden vor allen anderen Privatdepeschen befördert, als ob sie dringlich bezahlt wären. Staatssekretär von Stephan Hal das zu verlheidigeu gesucht mit dem Hinweise, die Regierung habe ein Interesse an der Existenz dieses Bureaus und betont, es sei gewisser maßen ein öffentliches Interesse. Man könnte fast glauben, das Bureau sei eine Einrichtung der Regierung, das ist aber nur theilweise der Fall, denn es gehört einer Aktiengesellschaft. Das Privilegium dcs Wolff'schen Bureaus besteht auf Kosten der Konkurrenzcinrichtungen und dieses Privilegium hat nicht nur für gewisse Börsenkreisc eine Bedeutung. Bedenken Sie, wen» daS Bureau ein Telegramm in der Börsenzeit zwei Stunden früher erhält, als Andere, welche Spekulation damit gemacht werden kann. Abhängig von gewißen Börsenfirmen, kann cs sich auch darin äußern, daß diese Telegramme ent sprechend gefärbt sind. Jede Agitation, jede Kundgebung im Sinne der Regierung wirv aufgebauscht mitgethcilt, jede andere Kundgebung aber unterdrückt und deshalb habe diese Institu tion einen ganz falschen Eindruck in der öffentlichen Meinung hervorgcrusen. Ich erkenne zwar an, daß der Reichskanzler i den Unfug der offiziösen Bureaus ganz außerordentlich be- f schränkt hat, und unter den jetzigen Telegrammen ist kaum ein Prozent, woran die Regierung überhaupt Interesse haben kann, ja ich behaupte, daß die Regierung überhaupt gar kein Interesse an einem solchen Bureau hat. Wenn aber ein solches Jntcresfe der Regierung besteht, dann muß das Bureau auch als ein Regierungsorgan vor der Oessentlichkeit dastehen, wie der „Neichsanzeiger". Jedenfalls haben wir in der Volks vertretung das Recht, diesen Vertrag genau kennen zu lernen und ihn genau zu prüfen. Ich beantrage daher, den Reichs kanzler zu ersuchen, dem Reichstage zur Kenntnißnahme den Vertrag mitzutheilen, wodurch der Aktiengesellschaft „Wolss's Bureau" ein Vorrecht cingeräumt wird bei der Beförderung von Telegrammen. Auf Grund diefcr Kenntnißnahme werden wir dann sehe», in welcher Weise es angezeigt ist, auf die Be seitigung eines solchen Vorrechtes zu dringen. Nehmen Sie diesen Antrag an, dann wird der Vertrag vorgelegt werden. Geschieht das nicht, so besteht ein solcher Vertrag nicht, oder das Verhältniß ist so, daß es das Licht der Oessentlichkeit scheuen muß. Staatssekretär von Stephan: Diese Angelegenheit hat mit dem Post-Etat eigentlich nichts zu thun, sondern es könnte dieselbe viel eher bei dem Etat des Reichsamtcs des Innern zur Sprache kommen. Es ist ein Jrrthum, daß Börsentelegramme dieses Bnreaus ein Vorzugs recht haben. Endlich habe ich mit keiner Silbe gesagt, daß ich selbst ein Interesse an dem Wolff'schen telegraphischen Bureau habe. Abg. I)r. Hammacher (nat.-lib.) erklärte, die ganze Frage sei von so allgemeiner Bedeutung, daß er tief bedauern würde, wenn die Reichspostverwaltung diese Fehler nicht beseitigen wollte. Redner bemerkte sodann gegen den Abg. Eonrad, es müsse dem Staatssekretär hoch angerechnet werden, daß er in durchaus reicher Weise für die Ausbesserung der Beamten- gchälter gesorgt habe. Was die Zeitungsbitischrift betreffe, so müsse man auch den finanziellen Ausfall berücksichtigen, der bei der gegenwärtigen Finanzlage schwer zu ertragen sei. Abg. Singer (Soz.) regte nochmals die Frage betreffs der Erhebung von Arbeitern in den widerruflichen Beamtenstand an. Di rektor im Neichspostamt Fischer bestritt die Richtigkeit dieser Ausführungen. Abg. Zimmermann erklärte, er freue sich mit Herrn Richter bezüglich des Wolff'schen Bureaus einer Meinung zu sein. Nun könne er Arm in Arm mit Herrn Richter die Börse in die Schranken fordern. Redner verlangte sodann die Ermäßigung der Arbeitszeit und eine wohlwollende Behandlung des Verbandes deutscher Postassistenten. Abg. Funk befürwortete nochmals die Herabsetzung der Telephon- gebühren. Abg. Heine bemängelte die Höhe der Nachnahme gebühren. Abg. Oechelhäuser brachte die Postsparkassen zur Sprache und fragte an, ob die Wiedereinbringung einer bezüg lichen Vorlage zu erwarten sei. Staatssekretär von Stephan erwiderte, er könne Namens der verbündeten Regierungen keine Antwort geben, da diese sich mit dieser Frage nicht beschäftigt hätten. Der Reichskanzler sei aber nicht abgeneigt, in eine wohlwollende Erwägung derselben einzutreten. Abg. Joest bat um Auskunft darüber, ob die weiblichen Beamten fest angestellt seien nnd Pensionsberechtigung hätten. Direktor im Reichspostamt Fischer erwiderte, die Verhältnisse derselben seien unverändert. Abg. Richler wendete sich gegen die Anregung dcs Abg. Oechelhäuser betreffs der Postsparkassen und bemerkte, der Reichskanzler werde sich mit einer solchen Vorlage eine Niederlage zuziehen. Bezüglich des Wolff'schen Bureaus habe Staatssekretär von Stephan seine bezüglichen Ausführungen nicht widerlegt und sein Antrag richte sich an die Adresse deS Reichskanzlers. An der weiteren Debatte über die Postspar kassen nahmen die Abgg. Oechelbäuser, Ackermann, Richter und Gras Ballestrem Theil. Abg. Hartmann wünschte, daß der Antrag Richter einer Kommission überwiesen werde. Abg. Richter widersprach diesen Ausführungen und betonte, er habe von den, Reichskanzler die Vorlage des Vertrages verlangt. Der Vorschlag des Abg. Hartmann bezwecke die Verschleppung. Abg. Hartmann widersprach dem Abg. Richter, der seine Aus führungen wiederholte. Wenn dieser Vertrag die Oeffentlich- keit nicht vertrage, so möge der Reichskanzler dies dem Hause selbst mitthcilen. Der Antrag Richter wurde sodann gegen die Stimmen der Konservativen und Reichspartei angenommen, die Verweisung desselben an eine Kommission aber abgelehnt. Das preußische Abgeordnetenhaus nahm am Donners tag die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Ver einigung Helgolands mit Preußen vor. Abg. Peters begrüßte die Vorlage aus's Freudigste, sprach sich aber gegen die Er richtung eines eigenen Amtsgerichts auf Helgoland aus. *Abg. vr. Arendt (freikons.) fand den für Helgoland gewährten Preis zu lheuer. Herr Richter sei zwar über das Geschäft er freut gewesen; aber da falle ihm das Wort Bismarck's ein, daß es ihm immer im Interesse der öffentlichen Wohlfahrt be denklich gewesen sei, wenn er sich einmal mit Herrn Richter bei einem Punkte begegnete. Die jetzige Regierung scheine diese Bedenken nicht zu haben. Richter habe auch gesagt, hof fentlich werde sich noch ein Inselchen gleicher Art finden, gegen das wir unsern Kolonialbesitz los werden können. Diesen Hohn weise er (Redner) hiermit zurück. Inder Kolonialpolitik seien große Fehler gemacht worden, so hinsichtlich der Abgren zung Kameruns und hinsichtlich der Inseln Patta und Manda. Er sei der lleberzeugung, daß auch der Aufstand in Ostafrika durch die Regierungsorgane verschuldet sei. Wenn diese Fehler auch noch unter die Amtszeit Bismarck's fielen, so sei er doch weit entfernt, diesem großen Staatsmann den schuldigen Dan! zu versagen und sich der im Gange befindlichen Bismarck-Hetze anzuschlicßen, die ein Ausfluß schweren Undanks sei. (Beifast rechts.) Er möchte wünschen, daß an Stelle des alten Bismarck ein junger Staatsmann von gleicher Kraft eintrete. (Bewe gung, Gelächter.) Eine starke Regierung sei heute nöthiger als je. Die jetzige Regierung scheine nicht die nöthige Energie und Entschlossenheit an den Tag zu legen; er tuse ihr zur „Landgras werde hart!" Minister Herrfurth erwiderte, die Ausführungen dcs Abg. Arendt gehörten in den Reichstag. Bei. der alsbald vorgenommenen zweiten Lesung dcs Entwurfes be-