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MivergerAitzei^ und TagMM Amtsblatt für die liiniglichcn und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. H22. Erscheint jcdcnWochcntagNachmittagS6Nhrfür dm! andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 25 Psg., zweirnonattich 1 M. 50 Ps. und einmonatlich 75 Ps. 43. Jahrgang. Mittwoch, den 28. Januar. ! Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom- I men und beträgt der Preis sür die gespaltene Zeile oder deren Raum lb Psg 1«S1. Aus Folium 479 des Handelsregisters für die Stadt Freiberg, die Firma: E. H. Thiel In Freiberg betreffend, ist heute verlautbart worden, daß Herr Carl Heinrich Thiel, Kaufmann in Freiberg, nicht mehr Inhaber der Firma, sowie daß Herr Herrmann Richard Böttcher, Kaufmann daselbst, Inhaber derselben ist und daß obige Firma künftig: Richard Böttcher, vormals S. H. Thiel, firmirt. Freiberg, den 26. Januar 1891. Kgl. Amtsgericht, Abth. Uv. «ramme. Hpt Bekanntmachung, die Biersteuer betreffend. Nachdem die Frist zur Einreichung der Bierstcuer-Deklarationen auf das 4. Vierteljahr 1890 abgelaufen ist, werden diejenigen Schanlwirthe und BierhSndler, welche diese Deklaration noch nicht bewirkt haben, unter Hinweis auf die Bestimmungen in Z 11 und 12 des Bier- steuerregulativs, nach welchen die Unterlassung der Deklaration mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. geahndet wird, hierdurch aufgefordert, ihre Deklaration unverzüglich und spätestens binnen 3 Tagen, von der Veröffentlichung dieser Bekanntmachung an gerechnet, in unserer Sladtkasseneinnahme zu Vermeidung der angcdiohten Strafen einzureichen. Freiberg, am 24. Januar 1891. Der Ttadtrath. Vr. Bödme, Bürgermeister. Kh. Bekanntmachung. Mit Genehmigung der König!. Amtshauptmannschast hat der Gemeinderath beschlossen, den Zinsfuß der Einlagen bei hiesiger Sparkasse vom 1. April laufenden Jahres ab von 3 auf 3' ,"/» zu erhöhen. Naundorf, den 26. Januar 1891. Der Gemeinverath. W>1e«leled «luumultLee, G Vorst HaWerßchkMK auf Borstendorfer Staatsforstrevier. einzeln und partiecnwrise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Nähere Auskunft ertheilt die unterzeichnete Revierverwaltung. Im Klees'fchen Gasthofe zu Borftenvorf sollen Freitag, den 8. Februar 1891, Vormittags von 9 Uhr an die im Kahlschlage der Abtheilung 37 und einzeln in den AbtheUunge« 3« und 41 aufbereitcten 577 Stück buchenen Klötzer von 16 bis 22 em Oberst., 2„ 5 rm buch. Nutzknüppel, 361 - - - - 23 - 29 - - I bis 52 - - Brennscheite, 166 - - - - 30 - 36 - - l 5,g w 221 - - Brennknüppcl, 156 - - - - 37 - 68 - - Länge, 2 - - Aeste, 10 - fichtenen - - 9 - 15 - - l 3,z m 2420 Gebd. buch. Brcnnreisig, 77 - - - - 16 - 62 - - /Länge, 280 - fichtenes - Kgl. Forstrevierverwaltung Borftenvorf u. Kgl. Forstrentamt Augustusburg, den 20. Januar 1891. 0.506 Bedmedud. 8«1tert. Vic Sperrgeldervorlage. »Tie Sperrgelder - Vorlage? Was brauchen wir uns in Sachsen um diese rein preußischen Angelegenheiten zu kümmern ? Wir haben mit dem Kulturkampf — Gott sei Dank — nichts zu thun gehabt und wollen auch künftig nichts damit zu schaffen haben!- Ganz recht. Aber wir müssen damit rechnen, daß das Räderwerk der preußischen Staatsverwaltung in das der Rcichsrcgierung eingreift, und daß dadurch eine direkte Ucber- tragung rein preußischer Interessen auch auf die Verhältnisse der Einzelstaaten bewirkt wird. Richtig ist, daß uns die preu ßische Sperrgcldervorlage als solche ganz unberührt läßt. Wie sich aber in Folge der Lösung dieser Frage das künftige Ver- hältniß der Zentrumspartei zur preußischen wie zur Reichs- rcgierung einerseits und zu ven übrigen politischen Parteien des Reichstages andererseits gestalten wird, daran sind wir in Sachsen ebenso interessirt, wie jeder andere Reichsbürger. Die Einbringung der Sperrgeldervorlage in ihrer neuen Fassung ist von symptomatischer Bedeutung für die gegenwärtige Lage in Preußen und im Reiche. Sie ist kein erfreuliches Symptom. Ein auswärtiges Blatt ist cs, welches uns anläßlich dieses Schrittes der preußischen Regierung einen Spiegel vor hält, und das Bild, welches wir darin erblicken, es ist leider die Wahrheit, so gern wir es auch als ein Zerrbild hinstellen möchten: „Allmählich nur,- so schreibt die „Neue Fr. Presse", welche sonst die deutschen Verhältnisse gern durch die Brille der freisinnigen Zeitungen ansieht, in diesem Falle aber der freisinnigen Partei selbst den Text liest, weil sie es nicht fertig gebracht, mit den Nationalliberalen ein Zusammengehen zu er möglichen — „sind die Folgen sichtbar geworden, welche die Entlassung des Fürsten Bismarck für die innere Entwickelung im deutschen Reiche und in Preußen gehabt hat. Unmittelbar nach jenem historischen Märzlage, welcher die Kunde von dem jähen Sturze des gewaltigen Mannes brachte, konnte man nur dunkel empfinden, daß etwas Ungeheueres geschehen und etwas Unberechenbares in alle Zukunftsexempel gekommen sei; jetzt aber ist es nicht mehr zu verkennen, daß alle Bemühungen, die persönliche Autorität des Fürsten Bismark durch geschäftige Rührigkeit und Initiative zu ersetzen, gerade auf dem Gebiete der inneren Politik, auf welchem Fürst Bismarck am wenigsten glücklich war, sich bisher als unzureichend erwiesen haben. Von dem „neuen Geiste," welcher angekündigt wurde, ist nicht viel zu spüren; cs fehlt nicht an beherzten Anläufen, die aber schei tern, weil keine parlamentarische Mehrheit hinter der Regierung steht, und fast an die Prozession von Echternach gemahnt der Gang der öffentlichen Dinge. Es ist eine Steuerreform in Angriff genommen, deren Verwirklichung von dem guten Willen der Zentrumspartei abhängt, ein Volksschulgesetz ist eingebracht, das umgekehrt nur gegen den Willen der Zentrumspartei durch gesetzt werden kann, und eine Landgemeinde-Ordnung ist im Wege, die nur durch ein Kompromiß mit den Konservativen zu retten sein wird. Dagegen aber wird der Zentrumspartei, wie die Sperrgeldervorlage zeigt, ein Entgegenkommen bewiesen, das hart an Schwäche grenzt, und diese Partei ist sich ihrer Ueberlegcnheit nicht nur bewußt, sondern sie macht von derselben auch einen übermüthigen Gebrauch; sie beherrscht den Reichstag und das preußische Abgeordnetenhaus, sie pocht auf ihre Stärke in Bayern und hat selbst im Großherzogthum Baden, der früheren Burg der Nationalliberalen, die Herrschaft über die anderen Parteien an sich gerissen." Es klingt hart und entmuthigend, wie das liberale öster reichische Blatt unsere deutschen Verhältnisse charakterisirt, und doch ist cs nur der Wiederhall der deutschen Preßstimmen fast aller Parteien und der Debatten im preußischen Abgeordneten haus anläßlich der Wiedereinbringung der sogenannten Sperr gcldervorlage. Die Vorgeschichte derselben ist bekannt. Im Sommer des vergangenen Jahres hatte die preußische Regie rung, dem Drängen des Zentrums nachgebend, dem Abgeord netenhaus den Vorschlag unterbreitet, die Zinsen der 16 Mil lionen betragenden Gelder, die während des Kulturkampfes durch Sperrung der Bezüge staatsfeindlicher katholischer Geist licher rc. angesammelt waren, im Betrage von 560000 Mark jährlich der katholischen Kirche unter gewissen Bedingungen zu überweisen. Dem Zentrum war dies nicht genug. Es bean spruchte nicht nur die Zinsen, sondern das ganze Kapital. Es war hierbei päpstlicher als der Papst, denn die römische Kurie hatte, wie der Kultusminister selbst ausdrücklich erklärte, ihre Zustimmung zu der Vorlage gegeben, und auch zwei preußische Bischöfe hatten sich für dieselbe ausgesprochen. Das Zentrum aber lehnte die Annahme der Vorlage ab, und so fiel dieselbe unter den Tisch, da die andern Parteien der Ansicht waren, man solle Niemandem eine Wohlthat aufzwingen. Der Kultus minister Herr von Goßler versicherte damals, die Regierung sei mit der Vorlage bis zur äußersten Grenze gegangen, welche überhaupt möglich sei, und fügte dem hinzu: „Wenn der An tragsteller (Windthorst) es für zweckmäßig hält, den Bischöfen das Kapital zu geben, so ist das doch politisch unmöglich. Es würde ein Fehler sein, den Bischöfen sechszehn Millionen zu geben, und die Mehrheilsparteien dieses Hauses werden diesen Fehler gewiß nicht mitmnchen. Aus den Verhandlungen sind Spitzen gegen die Regierung übrig geblieben, welche sie nicht vergessen kann. Es sitzen in der Regierung auch Menschen, welche eine politische Ehre haben." Damit begründete Herr von Goßler die Abweisung des Verlangens, eine neue Erklä rung der Regierung zu veranlassen, „die vielleicht negativer ausfallen würde, als ich wünschte." Und nun entspricht die neue Vorlage ganz den Wünschen, welche dazumal das Zentrum vorbrachte! „Der Kirche," so schreibt die „Köln. Ztg.", „wird einfach Alles ausbeliefert, der Staat war nur eine Sparbüchse für die Kirche, die Vertheilung der zurückgegebenen Summen erfolgt allein durch die Kirche, in jeder Diözese entscheiden drei Geistliche und zwei Laeen, der Staat hat auf die Vertheilung keinen Einfluß, die Diözesan-Oberen haben nur über die Ver wendung der Gelder dem Kultusminister Mittheilung zu machen. Die Begründung gleitet über die für das staatliche Empfinden verletzende und beschämende Vorgeschichte des neuen Entwurfs, der in der Geschichte des Zurückweichens vor dem Uebermuth eines hcrrschsüchtlgen Klerikalismns eine denkwürde Stelle einnehmen wird, wortlos hinweg." Und an anderer Stelle heißt es, das neue Gesetz bedeute „eine vollständige Unterwerfung nnter die im vorigen Jahre von vr. Windthorst und dem Zentrum erhobenen Ansprüche." Dieselbe Auffassung theilten in der Verhandlung des preu ßischen Abgeordnetenhauses, über die wir, der Wichtigkeit des Gegenstandes wegen ausführlicher als sonst berichtet haben, die Redner der Nationalliberalen, Freikonservativen und zum Theil auch die Redner der Konservativen, während Herr Windthorst natürlich dankbar das Gebotene annahm und Herr Rickert Namens der Freisinnigen als „freiwilliger Negierungskommissar" den Kultusminister in seiner unangenehmen Lage unterstützte. Was der Herr Reichskanzler für die Vorlage anführte, konnte mit derselben nicht versöhnen, und was Herr von Goßler zur Begründung seines „Sprunges" vortrug, wurde von rechts und links mit Gelächter ausgenommen. Es war ein entschieden unglücklicher Tag für die beiden Vertreter der Regierung. Was in aller Welt aber hat die Regierung zur Einbringung dieser unmöglichen Vorlage bewogen? Die Absicht, die Frage end« giltig aus dem Wege zu schassen? Brauchte die preußische Regierung dann soweit zu gehen, sich dem Zentrum „löblich zu unterwerfe» ?" Vielleicht findet man den Schlüssel im Hin blick auf die übrigen Reformvorlagen, welche dem preußischen Abgeordnetenhaus zugeganzen sind und dort theilweise auf Widerstand stoßen. Die Regierung wollte das Zentrum von den Konservativen loslösen. Würden diese in ihrem Widerstreben gegen die Landgemeindeordnung vom Zentrum unterstützt, so wäre es der Regierung unmöglich, dieselbe in der gewünschten Fassung durchzubringen. Trennte man aber das Zentrum von denKonservativen, sowürdendieseveranlaßt,mit derRegierung sich zu verständigen, wenn sie nicht wollten, daß die Regierungsvorlage über ihre Köpfe hinweg mit Hilfe des Zentrums zur Annahme gelange. Dies hat man durch Einbringung der Sperrgeldervor lage erreicht. Den Konservativen, die selbst ihre Wünsche auf kirchlichem Gebiete von der Regierung nicht erfüllt sehen, ist cs nicht möglich für die Vorlage in ihrer jetzigen Gestalt zu stimmen. Sie mußten sich sagen, daß sie durch iher ab lehnende Haltung in der Sperrgeldervorlage der Bundes- genossenschaft des Zentrums in ihrer Haltung zur Landge meindeordnung verlustig gehen würden und zogen es deshalb vor, mit der Regierung Frieden zu machen und einen Vermitt lungsvorschlag anzunehmen. Das war es offenbar, was die Regierung mit der Einbringung der Sperrgeldervorlage beab sichtigte. Es war ein politischer Schachzug, ohne ein „Handels geschäft" zu sein, was der Herr Reichskanzler niit Entschieden heit von sich wies. Der Schachzug ist völlig geglückt. Er hat Zentrum und Konservative getrennt. Denn so viel steht fest, daß der Entwurf in seiner jetzigen Gestalt nicht zur Annahme gelangt; wird er aber ganz verworfen, oder auch nur zum Nachtheil des ^katholischen Klerus abgeschwächt — der Groll des Zentrums wird den Konservativen die Schuld daran geben. In der That bilden die Letzteren in diesem Falle das Zünglein an der Waage: Zentrum, Polen und Freisinnige zählen rund 140 Mann, es müssen also, da die Mehrheit im preußischen Abgeordnetenhause 217 beträgt, mindestens 77 Mitglieder der konservativen Partei, welche im Ganzen 125 zählt, für das Gesetz stimmen, was bei der jetzigen Gestalt desselben schwerlich der Fall sein wird. Es ist deshalb gar nicht recht angebracht, wenn sich der klerikale „Westfäl. Merkur" in seinem Triumphe zu den höhnischen Worten versteigt: „Mögen die Herren jam mern, klagen und schimpfen; wir zweifeln nicht, daß die Vor lage doch eine Mehrheit findet. Denn wenn Minister von Goßler die Wendung gefunden hat, so wird das bei gewissen Parteien gewiß der Fall sein. Gerne mag es hüben und drü ben nicht geschehen, aber — doe volo, sie sudeo." Der Ueber muth kann sich rächen. Darf man aber unter solchen Um ständen sagen, daß die Schilderung, die das oben genannte österreichische Blatt von den deutschen Verhältnissen entwirft, zu düster gegeben sei? Tagesschau. Freiberg, den 27. Januar. Montag Nachmittag 5'/, Uhr fand in dem zu einer Ka- pelle umgewandelten Speisezimmer des deutschen Kaiserpaares im Schlosse die feierliche Taufe des jüngsten Prinzen statt. Der Kaiser geleitete die Kaiserin, welcher die älteren Söhne folgten. Außer Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich waren anwesend: Die Mitglieder des Königlichen Hauses, zahlreiche landsässige Fürsten, der Reichskanzler von Caprivi, General feldmarschall Gras Moltke, die Minister und die gesammte