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und Tageblatt o Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden za Freiberg and Brand. , .. >> »- --» -m. «Aettrralma — — - """ "" A/» g Erscheint jeden Wochentag Nachmtttag« 6 Uhr für dvr . . . - Inserate werden dis Bormmag l 1 Uhr angenom. O/ßP 62. Dienstag, den 17. März. m«, und 1881. ü zweimonatlich IM dO Ps-und ttnmonaNuvPf ß I oder deren Raum Io Pig Bekanntmachung. Zu den im Laufe dieses Jahres hier vorzunehmenden Beschleußungsarbeiten sind «a. 20VV laufende Meter GteinteugrShren einschließlich der dabei benöthigten Fa^onstücke von verschiedenen Weiten erforderlich, deren Anlieferung auf Grund der hierseits aufgestellten Bedingungen und Verzeichnisse aus dem Wege der Ausschreibung vergeben werden soll. Hierfür sich Jnterejfirende können die speziellen Bedingungen und Verzeichnisse von der unterzeichneten Verwaltung erhalten. Die entsprechend ausgesüllten und namensunterschriftlich vollzogene» Preisverzeichnisse nebst Bedingungen sind verschlossen und mit der Aufschrift »Ltcinzcugrohrlieferung für die Stadt Freiberg" versehen, bis spätestens Dienstag, de« 3l. Mär» 1SS1, einzurcichen. Freiberg, den 14. Mürz 1891. Die Stadtbauverwaltung. Wbr. Bekanntmachung. Der diesjährige Bedarf an 45 Stück gußeiserne« Sinkkasten - Abdeckungen, 85 - Einfallgitter« und 12 - Steigschachtabdeckuugen soll auf dem Wege der Ausschreibung beschafft werden und sind die zu diesem Zwecke ange- sertigten Verzeichnisse und Bedingungen nebst den erforderlichen Skizzen im Geschäftszimmer der unterzeichneten Verwaltung erhältlich. Die entsprechend ausgefüllten und namensunterschriftlich vollzogenen Preisverzeichnisse riebst Bedingungen sind verschlossen und mit der Aufschrift »Lieferung vo« «utzeisenwaare«" versehen, bis spätestens Dienstag, de« 31. «ür, 1891, an die Empsangsstelle, Stadthaus, 2. Etage, Zimmer IV, zurückzugeben. Freiberg, deu 14. März 1891. Die Stadtbauverwalt««g. Wbr Bekanntmachung. Es sollen die bei den diesjährigen Bauausführungen erforderlichen besonderen Führer» beziehentlich Geschirrleistungeu auf dem Wege der Ausschreibung vergeben werden. Diejenigen Fuhrwerksbesitzer, welche gesonnen sind, zu genanntem Zwecke Geschirre z» stellen, erhalten die diesbezüglichen Bedingungen in unserem Geschäftszimmer ausgehändigt. Die Preisangebote sind spätestens bis Freitag, de« 2«. «Lrr 1391, vormittags 9 Uhr versiegelt und mit der Aufschrift: »Fuhreuleistu«ge«" versehen daselbst abzugeben. Freiberg, den 16 März 1891. Die Stadtbauverwalt««g. Wbr Donnerstag den 19. d. M. Nachm. 2 Uhr kommen im amtsgerichtliche» Auklisnslokale hier Unterjacken, Unterhosen, Monneshemden, Frauenröcke, Schulterkragen, Kinkel» klcidchen, Korsetts, Hosenträger, Jagdwcsten, Manschetten, Knabenmützen, Schürzen, ShawlS, Rickeluhrketten und Portemonnaies, sowie verschiedene Frauenkleiderstoffe gegen sofortige Be- zahlung zur Versteigerung. Freiberg, am 14. März 1891. Aktuar Schmidt, G.-B. Windthorst Der Tod Windthorst's ist ein Ereigniß, welches weit über die Parieigrenzen des Zentrums hinaus das öffentliche Interesse in hervorragendem Maße in Anspruch nimmt, ein Ereigniß, welches vielleicht bestimmt ist, einen Wendepunkt in unserem parlamentarischen Leben zu kennzeichnen. Wir haben bereits in unserem Wochenbericht der Sonntagsnummer kurz die Fragen slizzirt, welche nach dem Dahinscheiden des Zentrumssührers nun ihrer Lösung harren. Vorläufig treten sie noch etwas in den Hintergrund gegenüber dem in der gesammten Presse zu Tage tretenden Bestreben, den Fähigkeiten und der Bedeutung des Verstorbenen gerecht zu werden. Fast allenthalben aber sind diese Ausführungen mit Fragen über den Fortbestand des Zentrums verknüpft. Lebhaft klingt der Schmerz, den die dem Todten zunächst stehenden politischen Freunde empfinden, aus dem Nachrufe wieder, den die Zentrumsfraktion ihrem ver storbenen Führer widmet. Es heißt in demselben! »Kirche und Reich trauern am Sarge dieses hochbegabten und hochver dienten Mannes, welcher durch unerschütterliche Ueberzeugungs- trcue, durch hohe staatsmännische Begabung, durch die über» wältigende Macht seines beredten Wortes, zugleich auch durch seltene Liebenswürdigkeit und Herzensgute in ungewöhn lichem Maße hervorragte. Was er für das deutsche Vater land und als treuer Sohu der katholischen Kirche für diese in einer langen Reihe von Jahren geleistet, lebt in der treuen Erinnerung und den Herzen aller Zeitgenossen, und die Ge schichte wird es künftigen Geschlechtern verkünden. Das katho lische Volk Deutschlands verliert in dem Entschlafenen den bewährtesten und eifrigsten Vertreter, den geliebtesten und hoch verehrtesten Führer, den gewaltigsten Vorkämpfer. Einsam und verlassen stehen wir, seine Fraklionsgenossen, trauernd an der Bahre dieses edlen Mannes, der mehr als 20 Jahre in umsichtiger und unermüdlicher Thätigkeit an unserer Spitze stand, wir beweinen in dem Verewigten unseren Stolz und unsere Freude. Im Vertrauen auf Gott empfehlen wir die Seele des entschlafenen Freundes dem Andenken im Gebete." Bemerkenswert h unter den Aeußerungen der Presse ist na mentlich der Nachruf, den der amtliche .Reichsanzeiger" dem verstorbenen Parteimann widmet. Das Blatt gedenkt des Todesfalles im nichtamtlichen Theile und schreibt: .Die hohe geistige Bedeutung dieses Mannes und die hervorragende Stellung, welche er seit langen Jahren im Reichstage und im Abgeordnetenhause als Führer der Zentrumspartci eingenommen, rechtfertigten die große Theilnahme, welche die Kunde von seiner schweren Erkrankung bei dem Kaiserpaare sowohl wie bei allen politischen Parteien hervorrief, und sichern ihm überall, Wohin die Nachricht von seinem Ableben dringt, auch bei Denen, mit welchen er in politischem Kampfe gestanden, ein achtungs volles Andenken. . . . Seine politische Thätigkeit ist bekannt. Windthorst war eins der eifrigsten Mitglieder des Parlaments und nahm an den Sitzungen des Reichstages wie des Abge ordnetenhauses bis zuletzt regelmäßig Theil. Sein durch dringender Verstand, seine umfassenden Kenntnisse und seine stets bereite Schlagfertigkeit -machten ihn nicht blos zu einem der ersten Redner des Parlaments, sondern auch zu einem der hervorragendsten Parlamentarier überhaupt." Die hochkonservative »Kreuzzeitung" läßt sich über ihren scharfen Gegner wie folgt vernehmen: »Er war kein fo schnei diger und heißblütiger Draufgänger wie Mallinckrodt und dessen westfälischer Landsmann, Freund und Standesgenosse Freiherr von Schorlemer-Alst, lein so begeisterter Redner wie die beiden Reichensperger, aber er hatte auch nicht den wilden Sinn des Freiherrn v. Heereman, sondern er war ein kühl berechnender, niemals sentimentaler parlamentarischer Stratege, ein Moltke in der Politik. Niemals ging die Leidenschaft mit ihm durch, er war nicht übermäßig herausfordernd wider den Gegner, aber er ließ sich auch nichts abschmeicheln. Mißerfolge konnten ihn niemals schrecken, seine Ausdauer war eisern, seine Arbeitskraft war unerschöpflich und mit der Hartnäckig keit, die ihn schon in frühester Jugend kennzeichnete, behielt er sein Ziel im Auge. Sein Blick war niemals allein auf den nächstliegenden Vortheil gerichtet, er verlor nie die weitere Entwickelung aus den Augen. So sagte er privatim nachdem Siege der Kartellparteien im Jahre 1887: »Es ist gut, daß es so gekommen ist, ich fühle mich ordentlich erleichtert." Und aus eine erstaunte Gegenfrage fuhr er fort: »Es hing stets ein Damoklesschwert über unserem Haupte, das war uner träglich. Wäre es so weiter gegangen, dann hätte Bismarck noch unsere ganze Partei zerrieben. Wenn Bennigsen sagt, man könne nichts mit Bismarck, nichts gegen ihn machen, dann ist das erste wenigstens richtig. Jetzt lassen <Hje diesen Kartellreichstag nur machen, es wird nicht lange dauern, dann, aber kommt für uns die Zeit der Ernte. Gebe Gott nur daß ich das noch erlebe, dann wird es möglich sein, den Ka tholiken die Rechtsgleichheit (!) mit den Protestanten zu ver schaffen und deu statu» guo aut« wieder herzustellen, und dann will ich gern sterben, bann ist mein Tagwerk gethan." Der sreikonservativen „Post" entnehmen wir folgende Sätze: »lieber die Bedeutung Herrn ve. Windthorsts als Politiker und als Parlamcntsredner ein Wort zu verlieren, wäre übrig. Sein Scheiden wird nach beiden Richtungen eine empfindliche Lücke lassen. Was aber gerade jetzt demselben eine besondere politische Bedeutung beilegt, ist der Umstand, daß das Zentrum im Reichstage sowohl in Fragen des Heerwesens und der Ma rine, wie der Wirthschaftspolilik den Ausschlag giebt und daß die Leitung des Zentrums daher für die Entwickelung der Reichspolitik einen überaus wichtigen Faktor bildet. Wie ver schieden innerhalb des Zentrums die Anschauungen sind, ist be kannt. Elemente, welche politisch und wirthschaftlich womöglich noch über die Kreuzzeitungsmänner hinausgehen, sitzen darin neben Männern von durchaus demokratischer Gesinnung. Diese in sich nicht zusammenhängende Partei auch in der Zeit, in welcher das Band des Kulturkampfes sich zu lockern begann, fest und aktionsfähig erhalten zu haben, ist das große Ver dienst Herrn vr. Windt Horsts." Die nationalliberale „B. Börsen-Ztg." würdigt in einer vorläufigen Auslassung die Bedeutung des verstorbenen Zen- trumsführers mit Folgendem: »Ein so hohes Alter der seltene Mann auch erreichte, seinem Tode ist in diesem Augenblick das tragische Moment nicht fern. Er starb im Augenblick, da das Zentrum gleichsam als Triumphator über die Trümmer des Volksschulgesetzes hinwcgschreitet. Der Verblichene war von bedeutsamem Einfluß aus die Enwickclung der Dinge in Deutschland. Wir können an dieser Stelle und in Kürze nicht das an Thatcn und Impulsen so reiche Leben des einstmals alleinigen ebenbürtigen Gegners Bismarcks in einem Nachruf erschöpfend skizziren — cs wird viel zu sagen und zu erzählen, später einmal wohl auch zu enthüllen geben, ehe die Wogen der Zeit sich völlig über dem Grabe der «Perle von Meppen" wieder geglättet haben werden. Was das Zentrum an seinem allezeit redegewandten, schlagfertigen, geistvollen und arbeits- frcudigen, wie erfahrenen Führer verliert, das wird sich in ganzer Schwere alsbald fühlbar machen. Schuldig sind wir cs dem Todten jetzt schon, die Anerkennung auszusprechen, daß seine Ehrlichkeit und Offenheit im Kampfe seiner Persönlichkeit Hochachtung auch von seinen Gegnern einbrachte. Seine Be deutung imponirte auch dann, wenn man die Mittel, die er anwanvtr, um »früher aufzustehen", nicht immer gut heiße» mochte. An ihm erfüllte sich das Wort des Psalmisten, daß das Leben, wenn es köstlich war, Arbeit und Mühe gewesen!" Einer längeren Würdigung der Eigenschaften des Todten in der freisinnigen »Voss. Ztg." entnehmen wir folgende Sätze: »Ein feiner Diplomat war Windthorst auch innerhalb seiner aus den verschiedensten Bestandtheilen gemischten Partei. Man Hut ihn selbst im Freundeskreise nicht selten mit Mißtrauen beobachtet. Den Bischöfen behagte mitunter die Führung des Laien nicht, die stolzen Edelleute sahen in ihm den Bauern sohn, den Preußen war er zu welfisch, den Römlingen bisweilen gar zu bismärckisch, selbst dem Freiherrn von Franckenstein schließlich zu föderalistisch; die Zünftler, die Agrarier be trachteten ihn als zweifelhaften Kantonisten, und die Sozialisten von klerikaler Färbung bezichtigten ihn halb und halb manchester- licher Neigungen. Aber was auch vorkam, was auch die Meinungen tyeilte, Windthorst wußte immer wieder Frieden zu schaffen, die Einheit der Partei zu erhalten und bald seine Freunde zu bewegen, den Verhältnissen Rechnung zu tragen, bald sein eigenes Haupt zu beugen und sich der Mehrheit löblich zu unterwerfen. Zumeist war Windthorst in der That der Führer; aber er hätte es nicht sein können, wenn er sich nicht auch gelegentlich willig hätte führen lassen. Diese Kunst der Herrschaft wußte Windthorst auch im Parlament zum glänzenden Ausdruck zu bringen. Noch sind wenige Tage ver gangen, seit, ohne Ahnung von dem Geschick, welches dem Ab geordneten von Meppen drohte, Graf Behr unter dem heiteren Beifall aller Parteien sagen konnte, im Reichstage geschehe schließlich doch, was „die kleine Exzellenz" wolle." Zum Schluß noch, was die demokratische Presse über deu verstorbenen Zentrumsführer sagt. Die »Franks. Zeitung" schreibt u. A.: »Niemand hat die Bedeutung Windthorst's besser begriffen, als der Fürst Bismarck. Unablässig war in den siebziger Jahren sein Bemühen daraus gerichtet, das Zen trum von dem „Welfen" zu trennen, und kein Preis wäre ihm dafür zu hoch gewesen. Nur an diesem Punkte ließ sich der Hebel ansetzen, die Partei aus den Angeln zu heben; als alle Versuche vergeblich geblieben waren, mußte der erste deutsche Reichskanzler auf den Sieg im Kulturkampf verzichten. Ohne Windthorst, das erkannte er, wären die katholischen Abgeord neten zerstreute Glieder gewesen, derer eine auf das »theile und herrsche" gerichtete Politik leicht hätte Herr werden können, in Windthorst sah er Vie geistige und politische Spannkraft, die diese verschiedenartigen Glieder zusammenhielt und zu einer Macht stempelte, mit der auch ein so gewaltiger Staatsmann wie Bismarck, zumal nach seiner vollständigen Abwendung von dem Liberalismus, in Gutem wie in Bösem rechnen mußte. In der Art und Weise, wie er die ihm zur Verfügung stehende Macht des Zentrums einzusetzen wußte, war er geradezu ein Virtuose. Mit Feldbcrrnblick erkannte er schnell, wo der Re gierung eine Mehrheit werthvoll war und verfehlte nicht, sie ihr im gebotenen Augenblick zuzuführen. Dabei spielte er den Uneigennützigen, aber er wußte ganz gut, daß ihm ein Lohn früher oder später in den Schooß fallen werde, namentlich wenn es gelinge, die Ungeduld der Genossen zu mei stern. Dem katholischen Volke stellte er sich stets als de» kühnen Förderer vor, der es nicht erwarten konnte, das heiße Eisen zu schmieden, aber wenn es zum parlamen- parlamentarischen Kampfe ging, hatte er stets mehrere Eisen inl Feuer und prüfte bedächtig, ob die Zeit des Schmieden» auch nur für Eines schon gekommen sei. So kam es, daß die Massen, die er außerdem noch durch eine naturwüchsige, dem Volke abgelauschte Redeweise zu beherrschen wußte, in ihm den treuen Anwalt ihrer kirchlichen und bürgerlichen Interessen