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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.01.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189101144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-01
- Tag 1891-01-14
-
Monat
1891-01
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.01.1891
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ha! Konsul Rand die Bundesregierung ersucht, ein amerikani sches Kriegsschiff Hei Panope zu stationiren Ans England: Mc Carthy und Sexton kehrten von Boulogn« zurück, wo sie lange Besprechungen mit O'Brien hatten. Vertretern der Presse gegenüber erklärte O'Brien Mc Carthy, dass die Unterredung die Hoffnung auf eine friedliche Lösung gestärkt habe, O'Brien gedenkt vorläufig nicht nach England zu kommen, sondern die Ankunft Dillons abzuwarten. Parnell empfing am Sonnabend aus der Reise von Dublin »ach Limerick begeisterte Huldigungen, es fanden aber auch Gegcnkundgebungen statt. In Limerick harrte seiner cingroß- aitiger Empfang seitens der städtischen Behörden und grosser Bolksmassen. Ein Fackelzug geleitete ihn nach dem Gasthcfe, wo er ein Hoch aus O'Brien ausbrachte, sich befriedigend über die Unterredungen mit demselben in Boulogne äußerte und Andeutungen fallen ließ, daß sein baldiger Rücktritt nicht unwahrscheinlich sei Sonntag Nachmittag empfing er ver schiedene Abordnungen, welche Adressen überreichten. In Be antwortung derselben äußerte er sich wiederholt hoffnungsvoll über die Unterhandlungen mit O'Brien, ohne näher auf den Zweck derselben einzugehen. Er schloß mit der Erklärung, er wäre bereit, sofort zurückzutretcn, wenn die liberale Partei eine Losung der irischen Frage biete, welche das irische Volk an nehmen könne. Parnell hält somit an seinem alten Stand punkt fest, und cs ist jetzt schwieriger als je, zu verstehen, was in Boulogne eigentlich verhandelt wird. Ein bedauerlicher Vorfall, von dem man erst jetzt nähere Kenntniß erhält, hat zu einer ernsten Beschwerde der deutschen Regierung bei der Regierung der Bereinigten Staaten von Amerika Anlaß gegeben. In der Nacht vom 4. Oktober v. I. wurden deutsche Schiffsmannschaften an Bord des nord deutschen Lloyddamvfers „Elbe" seitens der Polizei in Hobokcn verhaftet. Den Anlaß hotte eine Schlägerei zwischen be trunkenen Tcntschen und Irländern gegeben. Graf Arco Valley, der deutsche Gesandte in Washington, verlangte vom Staats sekretär Blaine strenge Untersuchung der Angelegenheit. Er schreibt in seiner Rote u. A.: „Die durch den Lärm geweckten Offiziere der „Elbe" standen aus dem Gange ihres Dampfers, wo das elektrische Licht alles taghell beleuchtete. Unter ihnen befanden sich in voller Uniform der erste, zweite und vierte Offizier, sowie der zweite Maschinist. Herr von Bardeleben, der erste Offizier, d.r, wie bereits bemerkt, in voller Uniform war, fragte die Polizisten, als sie an Bord des Schisses stürz ten, was sie wollten; er fragte sic auch, ob sie vom kaiserlichen deutschen Generalkonsul ermächtig! worden seien, an Bord zu kommen. Er erhielt, ohne eine Antwort zu empfangen, meh- rcrc Schläge auf den Kopf, so daß er die Besinnung verlor und stark blutete. Der zweite Offizier, der gleichfalls in voller Uniform war und neben von Bardeleben stand, erhielt von der Polizei einen Schlag aus den Hinterkopf, das Blut strömte aus der Wunde und er wurde auch sonst mißhandelt. Mehrere andere Mitglieder der Mannschaft, die an dem Krawalle zwischen Polizisten und den Heizern nicht betheiligt gewesen waren, erfuhren ebenfalls eine rohe Behandlung. Die mit Revolvern und Knütteln bewaffneten Polizisten drangen in das Quartier der Heizer, zerrten sie aus ihren Betten, ohne zu fragen, ob sic an dem Krawalle theilgcnommen hatten oder nicht, schlugen sic mit Knütteln und schleppten die nur mit Hemden Bekleideten ans Ufer, wobei beständig Schlüge auf sie hernieder regneten." Der deutsche*Gcsandte erklärt, daß die Unterlassung der amerikanischen Behörden, das denische Kon sulat von dem Vorfälle zu benachrichtigen, in Verbindung mit dem gewaltsamen Vorgehen der Polizei von Hoboken, eine ent schiedene Verletzung der zwischen den Vereinigten Staaten und Teutschland bestehenden Verträge bilde. Staatssekretär Blaine ül>ermitteltc am 9. d. M dem Gonverneur von New-Jersey, in welchem Staate Hoboke» liegt, eine Abschrift des Schrift wechsels nnd ersuchte ihn, die vom deutschen Gesandten ver langte Untersuchung einzuleiten. Die Untersuchung soll am Donnerstag beginnen. — Ter Zeitraum, der seit dem Vor gänge bis zur Einleitung der Untersuchung verstrichen ist, dünkt uns etwas lange. Es beweist dies wieder, mit welcher verletzenden Rücksichtslosigkeit die Nordamerikaner den euro päischen Mächten begegnen. Es hätte wahrlich nichts geschadet, wenn die deutsche Regierung etwas Feuer hinter diese amerika nische Bummelei gemacht hätte! Der Fall sollte nur umge kehrt liegen! Bon unterrichteter Seite geht der „Köln. Zlg." über die chilenischen Verhältnisse folgender Bericht zu: Zwischen dem Präsidenten der Republik, Balmaceda, unddem Kongreß hat sich seil einiger Zeil ein Zwiespalt entwickelt, welcher an die Konflikts zcil in Preußen Anfangs der 60er Jahre erinnert. Ter Prä- üdcm halte, wie man sagt, im Hinblick auf die Wahl seines Nachfolgers wiederholt Minister ernannt, welche dem Kongreß nicht genehm waren, und sich hierbei auf den Standpunkt ge stellt, daß der Präsident als solcher dem Kongreß coordinirt sei und sich seine Minister, wo und wie es ihm beliebe, aus- wählcn könne. Aus diese mit Hartnäckigkeit vertretene Be hauptung hatte der Kongreß mit der Weigerung geantwortet, das Budget zu genehmigen bezw. in Berathung zu ziehen. Der Präsident hat nun am 3. d. M. eine Kundgebung an das Voll erlassen, worin er erklärt, daß in Folge der Nichtgenehmi gung des Budgets die Sienern zur Bestreitung der ordent lichen Ausgaben weilererhoben werden, von den außerordent lichen Ausgaben dagegen vorläufig abgesehen werden soll. Diese allerdings unkonstitutionelle Maßregel des Präsidenten Kat die ohnehin gespannte Lage noch weiter verschärft, aber das feit 40 Jahren der Revolution entwöhnte chilenische Voll denkl nicht an einen Aufstand, umsoweniger, als das Militär der Politik völlig scrnsteht und einer strengen Dis ziplin unterliegt. Die Unruhen, welche in Valparaiso aus- gebrochen sind, dürsten mit der Politik wenig oder gar nicht» zu thun haben, sondern in .der Unzufriedenheit der in der Hafenstadt zahlreich vertretenen Arbeiterklasse ihren Ursprung haben. Sollte es im klebrigen wirklich zu einer aufständischen Bcwcgung kommen, welche alsdann von der Hauptstadt San tiago auSgehen dürste, so würden die Truppen in wenigen Tagen derselben Herr werden. Die Amtszeit des allgemein unbeliebten Präsidenten Balmaceda läuft am 18. September dieses Jahres ab, eine Absetzung oder Anklage desselben ist ge setzlich nicht zulässig. Der Wahlkampf um die Nachfolgerschaft wird insofern ein heftiger werden, als der ohnehin ge spaltenen liberalen Partei die Klerikalen und eine seit wenigen Jahren entstandene radikal-sozialistische Partei entgegenstehen. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, oen 13. Januar — Ihre Majestäten der König und die Königin werden am Freitag die Soiree der Scheibenschützen zu Dresden und am Sonnabend das Ballsest des Elisabeth-Vereins besuchen. — An Ler «gl. Bergakademie zu Freiderg be ginnen die Vorlesungen des nächsten Studienjahres am 6. Okt. 1891. Diejenigen, welche schon vorher an dem von Ostern bis Anfang August stattfindenden praktisch-bergmännischen Vorbcreitungskurse Theil nehmen wollen, haben ihre bezüglichen Gesuche bis spätestens zum 28. März bei der Direktion einzureichen. Das bergakadcmische Statut mit den dazu gehörigen Spezialregulativen, welche Drucksachen das Nähere über die Organisation der Akademie und über die An forderungen bei der Aufnahme enthalten, kann gratis von der Direktion, Freiberg in Sachsen, Bergakademie-Gebäude, bezogen werden. — Im Monat Dezember 1890 meldeten sich zum Ge- tverbsbetriebe an: 1 Produkten- und Flaschenbierhändler, 2 Lohnfuhrwcrksbesitzer bezw 1 Besitzerin, 2 Kleidermacher, 1 Südfrüchte- und Zuckerwaarenhändler, 1 Glas- und Topf- waarenhändler, 1 Hcsenhäudlerin, 2 Bürstenmacher seine Firma), 1 LandesproduktengeschästSinhaber, 1 Schweinefleisch händler, 1 Tischler, 1 Hutmacher und 1 Schuhmacher. Die Zahl der im Jahre 1890 erfolgten Anmeldungen zumGewerbS- betriebe in hiesiger Stadt beträgt 192. — Der gestrige Untcrhaltungsabend des Bertins für Bolkswohl „Feierabend" im Brauhossaal war ei» glück verheißender Anfang im neuen Jahr. Der zahlreiche Besuch ließ schließen, daß die Verlegung der Vereinsabende vom Diens tag auf den Montag im Sinne Vieler ist. In seinen Dar bietungen knüpfte der gestrige Abend an das vergangene Jahr an, — d. h. sic waren sämmtlich vortrefflich. In der Mitte stand der Vortrag des treubewährten Herrn Vorsitzenden Bcrg- amtsdirektor I)r. Leuthold: Die sächsischen Könige und das deutsche Reich — ein Vortrag, der, auf gründlichsten Studien ruhend, aus seiner Beobachtungsgabe schöpfend, mit hoher Kunst des Schilderns und Charakterisirens auf dem Grunde der deuischen Geschichte fast des ganzen zu Ende gehenden Jahrhun derts die lichten Gestalten der beiden sächsischen Könige Johann und Albert zeichnete, der das Sachsenherz höher schlagen ließ und neu begeisterte für das auch durch Sachsen mitgewonnene deutsche Reich Ter gleiche Beifall, der den Herrn Redner lohnte, dankte dann wiederholt den Herren Musikdirektor Anacker und Gymnasialoberlehrer vr. Schulze für ihre hinreißenden Darbietungen auf dem Klavier und — mas den ersteren Herrn angeht — im Gesang. Bon den Mittheilungen des Herrn Vorsitzenden sei als des allgemeineren Interesses werth hervor- gchoben, daß der hiesige Kunstverein in dankenswcrlhcster und entgegenkommendster Weise dem Verein „Feierabend" für den Eintritt in das Kunstmuseum 100 Eintrittskarten zur Verfü gung gestellt hat, die im Verein im steten Umlauf bleiben sollen, daß der Verein Feierabend selbst über 800 Mitglieder stark in's neue Jahr eingctreten ist und daß ihm aus der König-Johann-Stiftung von Sr. Majestät dcni König eine Unterstützung von 300 Mark gewährt worden ist: es waren Mittheilungen, die die gehobene Stimmung der Anwesenden in lauten Jubel ausbrechen ließen. — Die Pflege der Kammermusik entspricht so sehr den Wünschen aller hiesigen wahren Musikfreunde, daß dieselben die von den Herren Musikdirektor Schneider, Gotth. Knauth und Peter veranstaltete» ersten Kammcrmnsikabende freudig begrüßten und gewiß auch dem am Freitag im Saale des Geweibehauses (früher Debus) stattfindendcn Musikabend recht zahlreich beiwohnen werden. Das Programm weist je ein Trio von Fesca, Beethoven und Mozart auf. — Ter I. Freiberger Zitherverein hat am 10. d. M. vom Ertrage des letzten Konzertes in seinem Bereinslokal „Hotel Stadt Altenburg" eine Christbcscheerung veranstaltet. Bei derselben wurden die zu beschenkenden Kinder zunächst mit Kaffee und Stollen bewirthet. Sodann wurden im Chor von den Mitgliedern des Vereins Vie „Weihnachisklünge von Rixner" gespielt. Hierauf wurde eine kurze Ansprache gehalten und sind die Geschenke, welche meist in wärmenden Kleidungsstücken bestanden, den sichtlich erfreuten Kindern übergeben worden. — Gasrohrbrüche. Noch immer hat das GaSrohrnetz unter den Nachwirkungen des starken Frostes zu leiden. Schon wieder ist ein solcher GrSrohrbruch zu verzeichnen und zwar auf der Silbermannstraße zwischen den Häusern 3 und 5. Glücklicherweise wurde der Dcselt in Folge des stark ausströ- menven Gases bereits in den Nachmittagsstunden des'gestrigen Tages bemerkt, sodaß zur Verbütnng eines Unfalls rechtzeitig Vorkehrungen getroffen werden konnten. Die Gasdirektion ließ es sich angelegen sein, der Bruchstelle nachzuspüren, was bei dem hartgefrorenen Erdboden mit vielen Schwierigkeiten ver bunden war. Es war deshalb auch nicht möglich, die Bruch stelle sofort aufzufinden, so daß die Bewohner der betroffenen Häuser nur unter Anwendung von Vorsichtsmaßregeln in ihren Räumen dlcibcn konnten. Die Arbeiten zur Auffindung des Defektes wie die Kontrole zur Sicherheit der Bewohner dauer ten die Nacht über fort. Daß Freiberg nicht allein voir dieser Gaskala mität heimgesucht ist,kannmanausBerlinerBlättern ersehen Dort haben ganze Häuserreihen durch Gas- und Wasserrohrbrüche in Folge des Frostes zu leiden. Auch aus Halle liegen ähnliche Mel dungen vor. Man schreibt von dort dem „Leipz. Tagbl.": „In unserer Stadt sind in der letzteren Zeit mehrfach durch den Bruch von Röhren der städtischen Gasleitung und durch das den selben entströmende, unter derErde indieWohnhäusereindringendc Gas Vergiftungsfälle vorgekommen, die zum Gluck nicht nach theilig Verliesen. So erst wieder in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag. Nachbarsleute fanden, daß sich am Sonntag Morgen von der in der Domgasse wohnenden Roßschlächter Golsch'schen Familie keiner sehen ließ. Man befürchtete Schlimmes und öffnete daher die Wohnung derselben, der ein starker Gasgeruch entströmte. Man fand sämmtliche Familien- gliedcr in Folge Einathmens von Gas bewußtlos vor, doch wendete schnell herbeigerufene ärztliche Hilfe Schlimmes ab. Da es nichts Außergewöhnliches ist, daß der anhaltende starke Frost den Bruch von Röhren herbeisührt, so dürfte eine genaue Revision der gejammten Gasleitung geboten erscheinen." — Nach dem amtlichen Bericht der Kommission für das Veterinärwesen über die im Monat Dezember 1890 im König reich Sachsen konstatirten ansteckender» Tyiertrankyeiten gefährdete der Milzbrand in 41 Ortschaften, bezw. 42 Ge höften in den Amtshauptmannschaften Kamenz, Pirna, Dippol ¬ diswalde, Freiberg, Meißen, Großenhain, Borna, Grimma, Oschatz, Rochlitz, Chemnitz, Flöha, Marienberg, Annaberg, Schwarzenberg, Zwickau, Plauen, Auerbach und Glauchau 636 Rinder; erkrankt waren 44, der Seuche verdächtig 1, der Ansteckung verdächtig 11 Rinder und sind von den erkranken Thieren 30 verendet, während 14 von den Besitzern getödtet wurden. Die Tollwuth der Hunde gefährdete in den AmtS- hauptmannschaften Zittau, Löbau, Bautzen und Pirna in 6 Ort schaften, bezw. 6 Gehöften 2 Hunde; von 6 erkrankten, bezw. 1 der Ansteckung verdächtigen Thieren ist eines verendet, 5 wurden auf polizeiliche Anordnung und 1 ward vom Besitzer getödtet. Die Maul- und Klauenseuche gefährdete in 22 Ort schaften, bezw. in 35 Gehöften in den Amtshauptmannschaften Freiberg, Meißen,Großenhain, Leipzig-Stadt,Borna, Grimma, Oschatz, Döbeln, Chemnitz, Flöha, Zwickau, Plauen, Auerbach und Oelsnitz 628 Rinder, 548 Schweine, 302 Schafe und 11 Ziegen, zusammen 1489 Thiere; erkrankt waren 500 Rinder, 91 Schweine und 4 Ziegen, zusammen 595 Thiere, der Seuche verdächtig waren 4 Rinder, der Ansteckung verdächtig 322 Rinder, 386 Schweine und 4 Ziegen, sonach 712 Thiere; auf polizeiliche Anordnung wurden 74 Schweine getödtet, während 166 Thiere, nämlich 134 Rinder, 30 Schweine und 2 Ziegen genesen sind. Am Bläschenausschlag erkrankten 5 Rinder in der Amtshauptmannschaft Meißen und zwar in 2 Ortschaften bezw. 5 Gehöften. In 2 Ortschaften, bezw. 2 Gehöften der Amtshauptmannschasl Kamenz gefährdete die Räude 3 Pferde; 1 Pferd, welches erkrankt war, wurde ans polizeiliche Anord nung getödtet, 2 Pferde waren der Ansteckung verdächtig. — Die Sterblichkeit in Ven sächsischen Städte« mit mehr als 15000 Einwohnern war im Oktober 1890 überall mit Ausnahme von Plauen i. V. geringer, als im September; Es starben auf 1000 Einwohner und 1 Jahr berechnet: in Reichenbach 15,1, in Zittau 16,1, in Bautzen 16,3, in Dresden 17,3, in Meißen 18, in Plauen 21,4, in Leipzig 21,6, in Crimmitschau 21,6, in Zwickau 22,0, in Werdau 22,3, in Glauchau 22,9, in Freiberg 23,6, in Meerane 32, 6 und in Chemnitz 33,0. Auf Diphtherie und Croup entfallen von der Gesammtzahl der Todesfälle in Zwickau 1,3 Proz., in Glauchau 2,4, in Chemnitz 2,6, in Zittau 3,1, in Leipzig 3,5, in Bautzen 3,6, in Dresden 4,6, in Plauen 7,9 und in Freiberg 23,2 Proz. Nur in der letztgenannten Stadt war der Prozentsatz ungewöhnlich hoch, leider so hoch, wie er im Jahre 1890 bei den sächsischen Städten nur einmal, und zwar im Januar in Zittau orgekommen ist. Von der Gesammtzahl der Todes fälle kommen auf Lungenschwindsucht in Werdau 3,5, iu Frei berg 3,6, in Zwickau 5,1, in Zittau 6,2, in Plauen 6,7, in Meißen 8,0, in Crimmitschau 8,1, in Chemnitz 9,6, in Mee rane 10,3, in Leipzig 12,6, in Glauchau 14,3, in Bautzen 14,3, in Dresden 17,0 und in Reichenbach 19,2 Proz. In demselben Grade ungünstig waren die Sterblichkeitsvcrhältniffe bei den akuten Krankheiten der Athmungsorgane. Auch hier ist bei der größeren Hälfte der Städte eine Steigerung gegenüber dem Vormonate zu beobachten. Es entfallen hierauf von ver Gesammtzahl der Todesfälle in Glauchau 2,4, in Chemnitz 3,2, in Plauen 4,5, in Meißen 8,0, in Crimmitschau 8,1, m Dresden 8,2, in Zwickau 8,9, in Zittau 9,4, in Leipzig 10, 9, in Reichenbach 11,3, in Meerane 13,8, in Freiberg 14,3 und in Bautzen 14,3 Prozent. Die Säuglingssterblich keit ist dagegen nur in vier Städten unbedeutend höher als im September, und sie stellt sich in den meisten Städten unter den Jahresdurchschnitt, niemals erheblich über denselben, llmcr hunbert Gestorbenen waren Kinder im ersten Lebensjahre in Dresden 29, in Meißen 36, in Leipzig 37, in Plauen 37, in Freiberg 37, in Zittau 41, in Zwickau 42, in Chemnitz 42, in Bautzen 43, in Meerane 43, in Glauchau 48, in Reichen bach 50, in Werdau 52 und in Crimmitschau 59. Vergleicht man schließlich noch die Zahl der Geburten mit der Zahl der Todesfälle in jedem Orte, so findet man meist ein starkes llebergewicht der Geburten. Aus 100 Todesfälle kommen an Geburten in Glauchan 102, in Meerane 112, in Freiberg 1l8, in Chemnitz 126, in Leipzig 128, in Zwickau 141, in Crimmitschau 143, in Zittau 144, in Plauen 149, in Meißen 156, in Bautzen 161, in Dresden 184, in Werdau 231 und in Reichenbach 246. — Die Leistungen Ver Arbeitgeber für Vie Ar beiterversicherungen würdigte kürzlich Herr Regierungsrath Or. Rumpelt in Dresden am Schluffe eines längeren Vortragetz mit folgenden bemerkcnswerthen Ausführungen: „TasJnvaliden- und Altersversicherungsgesetz erfaßte am 1. Januar d. I. in Deutschland sosorl etwa 12 Millionen Versicherte; etwa 120 WO Personen werden baldigst Altersrente beziehen. Die Beiträge werden von Anfang an ohne den Reichszuschuß etwa 120 Mill. Mark jährlich betragen. Davon werden die Arbeitgeber voraus sichtlich mindestens die Hälfte aus eigenen Mitteln zahlen. Für die Krönten- und Unfallversicherung zusammen sind schon im Jahre 1888 mehr als 100 Millionen Mark Beiträge ge leistet worden, von denen auch die reichliche Hälfte den Arbeit gebern zugefallen ist. Im Jahre 1891 werden die Unter nehmer und Arbeitgeber sonach für die Zwecke der Arbeiter- Versicherung einen Gcsammtbeitrag von mindestens 120 Milli onen Marl aus eigenen Mitteln beizusteueru haben. Das sind Zahlen, neben denen selbst die großen Unter stützungen englischer und amerikanischer Gewerk- und Ar beitervereine verschwinden. Dazu kommen noch die be trächtlichen Opfer an Zeit, persönlicher Arbeit und Freiheit der Bewegnng, welche die Arbeiterversicherung den Arbeitgebern auferlegt. Man wird also wohl sagen können, daß die be sitzenden Klassen auch beule schon ihre Person und ihr Hab und Gut in den Dienst ihrer besitzlosen Brüder und Schwestern stellen. Deshalb ist aber auch der Wunsch gerechtfertigt, daß Vas Ziel so großer Aufwendungen erreicht werden möchte — die festere Begründung und Erhaltung des sozialen Friedens, die Eintracht aller Bevölkerungsklaffen ans dem gemeinsamen, uns Allen heiligen Boden des Vaterlandes." — Die Ernä rnngsfrage. Die Physiologie hat das Gebiet der Ernährungslehre sehr stiefmütterlich behandelt; sie antwortet auf die wichtige Frage „wie nährt sich der Mensch am zweckmäßigsten?" keineswegs mit der Sicherheit, die man in einer so ernsten Sache von ihr erwarten sollte. Zur Fest stellung einer zweckmäßigen Fütterung der Hausthiere und zu einer vortheilhosten Ernährung der Pflanzen giebt es zahl reiche agrikultur-chemische Versuchsstationen, deren Ergebnisse stets einen wesentlichen Theil der Verhandlungen unserer land- wirthschaftlichen Vereine bilden ; für ven wissenschaftlichen Aus bau der Ernährungslehre, welche sich allein mit dem Menschen befaßt, hat man weniger Fürsorge getroffen. Forschungen auf diesemGebietc blieben bis jetzt dem privaten Bemühen einzelner
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