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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.02.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189102158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910215
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- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-02
- Tag 1891-02-15
-
Monat
1891-02
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.02.1891
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k s«. Freiberger «»teiger »md Sette S. IWl. d>i» Ministerium Crispi gestürzt worden ist. Rudini hat sich mit Nicotera verbunden, dem angesehensten derjenigen Abge ordneten der Linken, die schon seit geraumer Zeit das Crispi'scke Ministerium bekämet hatten. Seit dem 18. März 1876, wo das Ministerium Mingheiu fiel, hat die Rechte nicht wieder eine so einflußreiche Stellung eingenommen, wie jetzt. Tem Ministerium daS damals durch Depreti» ausschließlich auS den Reihen der Linken gebildet wurde, gehörte auch Nicotero als Minister d S Innern an. Seil seiner damaligen Demission hat er jedem Nadine« eine unversöhnliche Opposition gemach». Der neue Krieg-minister, General Peüoux, komman- dirtr die italienische Artillerie, als die Truppen durch die Bresche der Porta Pia in Rom einzogen. Der Schatzminister Luzzatti, Professor an der Universität Padua, war stetS Mit glied der Budgelkommiision, die ihn regelmäßig zu ihre« Be richterstatter oder Vorsitzenden ernannte. Er galt alS An hänger der Abschlicßung eines pandelst-ertrage- mit Frank reich oder doch der Änknüpiung besserer dandelSpolitischer Beziehungen. Colombo, der neue Finanzminister, gehört der Rechten an und war von ,ehcr ein cnlickitdcner Widersacher CriSpi'S. Er wird vielfach als eine Autorität in industriellen Fragen angeseden. Cdimirri. der neue Minister für (rändel und Ackerbau, gehört ebenfalls zur Rechten, zu deren Führern er gezählt wird Er ist nicht blc-S ein ausgezeichneter Redner, sondern auch ein ge'chäpter Jurist Branca übernahm neben dem Restart der ön.ntlichrn Arbeiten, von welchen er nicht- verstehen soll, inicrim.stijck auch die Leitung deS Post und Ttlrgmphtnwtscns. Ter neue Ministerpräsident Hai sich l>ecilt. über seine auSwä tire Politik Klarheit zu verbreiten und bereit- ein Rundschreiben an die Berireter Italiens im AuSlande gerichtet, besten Inhalt sich in die Worte zusammen- sasten läßt: .E- bleibt Alles l>eim Alieu!' Rachdem die sr«»»-gsche Tcputinrn-Kammer den Gesetz- ennvurf, betreffend die Arben der Kinder, minderjährigen Mädchen und Frauen in den Fabriken, mit 888 gegen 74 Stimmen angenommen hat, lrai dieselbe viertägige Karnevals Ferien an. Der erwähnte (Gesetzentwurf Hai in der Kammer mehrfache Aenderungen erfahren und wirb daher von Neuem an den Senat zurückgeleiici und bann von don wahrscheinlich nochmal- an dir Kammer gelangen Während sich in wieder ein allgemeiner Tock- arbeitcrau-stand derauSzudilben schein! — eS streiken die Arbeiter in Cardiff, Liverpool und zum Theil auch in London — ist der irische Au-gleich nach fast zweimonatlichen Verhandlungen gescheiten und die Aussichten auf da- Zustandekommen eines Einvernehmen- zwischen den '-eiben irischen Fraktionen sind äußerst geringe. DaS Scheuern der Verhandlungen dürfte nicht ohne Einfluß auch aus die weitere Entwickelung der inneren Politik Englands hlciNn Ernstliche Meinungsverschiedenheiltn innerhalb der liberalen Partei scheinen jetzt ausgeschlossen zu sein, zumal Herr Gladstone die Gelegenheit benützen dürste, um da» irische Pioblem in den Hintergrund zu drängen. Tie FnedenSverdanblungc sind hauptsächlich an den übertriebenen persönlichen Ansprüche. Parnell s gescheitert, da derselbe auf die Führung der Parte, u.ch. verzichten will Taß die liberalen Blätter mir dem Abbruche der Verhandlungen zufrieden find, ist leicht zu erklären, b.un eure Au-södnung der beiden irischen Fraktionen würde j de weitere Bekämpfung Parnell - haben onrhunbch erscheinen lasten, was wiederum ungünstig auf das Zusammenhalten der liberalen Parte: gewirkt hätte, da ein großer Theil derselben von Parnell nicht- mehr wissen will und überhaupt nur widerwillig Gladstone- irische Politik unterstütz!. Zwischen den .rischen .Patrioten', b h den Geg nern Parnell -, und der liberalen Panei dürste das freundliche VerhL!:niß bestehen l'.eiNn, und dir Frage ist nur. welche llntrrstützuig die ^Patrioten' in Irland selbst erhalten werden. ?:e katholi'che Geist^chlc.: hat sich gegen Parnell erklärt, und d -Er will sown eine artil.er.kale Agitation in Irland beginnen. Es wird nur interessant sein, zu beobachten, n-er sich als der Stärkere erwe.se:- wirb T.e e:nstußne.chs.cri Irländer haben in den letzten Jahren w.dc-.d.'.: erklärt, daß sie sich ihre Politik an- Tublin. i -.cht ole: ou- Rom holen ivollen. Tee Bischöfe werden daher eoen sä. ne ne- Stand !>-len, denn die niedere (N.fi'.:Lle:: da: b'.shcr si.- m:: den :r-.'chen Intransigenten gewe-.nsame Sache gemach- In rrgrlmäß-.gc-. A.wcch-lung irrsten, aus tztzUc Nach richten. e-.n. n-c!che V: e .e Mal' de aufständischen Kon-gneß «rupt-cn. das andere Ma. Re des Präsidenten als im Vorthe.l besi.ndlich darstellen Gne e-.n-germaß.-n. zuverlässige Bcur- «de:lung de: Lage ist unw: d.e'en Umständen nach: möglich Nur '.wiel läßt sich -eststellen. daß es dem. Präsidenten nicht te-ch: zu werden scheint, feine Kezner rwderzuhaltr» Tagesschau F re-berg den 14 Febrnan Zu:<m gest^.g: oen.awenia-fchen T ner be.dem Re.chslanz'.er r Eaorw. :na der Kaiser um 6 Uhr e-.n. Sc Ma-estä: begrüß:: dn anwüttden StaatSEktttätt. d:e Mm.ficr und einzelnen Adgeordne en ansi- Frrurdlichstr. Bei dem T ne: faß de: KaEr zwischen dem Scrat-Ekrrtär : Bötticher und -rm Präsidenten o uexguw. am gegenüber harre de: Reichs kanzler rw -chen den. beiden V zewräsidentrn se.nrn Platz, Nach der Tafel bcro<g:c sich dc: Kade: in angeregteste: ll»rerdal.-nng unter den Abgeordneten, ohne Pla? zu nehmen. Namentlich untctdiei: sich S<- Majestät längere Len m.i den Ab-gg Gra- Conrad Preu sing, Schmid: Elberfeld und Porsch und ze-chnr^ auch den Abg Wind-Horst ans. — Uebe: dre Anwesenden des Sriijers bc: dem. von. dem französischen Botschafter Herbe ne verai:stal:L:cv. Festmahl sind Panier Blauer bcoc.s :n de: Lage Einzelheiten, zu berichten, von Herren e:s T ruht bericht Folgende-s mittdeck: Ter Kaiser wa: sehr aufgeräumt. :m Rauchzimmer, nach auigedobener Tafel, plaubene er haupt sächlich übe: Karrst und besonders über Malerei, und äußerte gegen den. Bonchasicr Herbeue. wie angenehm es :bm wäre, viele französische Bilder au- der Berliner Kunstausstellung zu sehen Tie Politik wurde n-.ckr berüdn Tie rvn Panier Küusilcnr gemalten a'.schkarncn erregten das besondere Wohl gefallen deS Ka«Er- Ter Rr-ch-raa setzte am Frr :ag k-.e zweite Beratdung der Arbettrnckutznovclle wr: de: dem 1<>>d Abs. 2. der von der Sonntagsruhe der Hanblung-gcückEn handelt, g 10öb bestimm: in feinem Absatz 2, daß Gehilfen. Lehrl-.nge und A:b«iwr am ersten Weihnacht--, Oster und Pfingsttage Überhaupt Nicht, an übrigen Sonn- «nd Festtagen nicht länger als 5 Stunden be schäftigt .werten dürfen. Durch statutarische Bestimmungen können Gemeinden oder weitere Kvmmunalocrbändc diese Zeit sür alle oder einzelne Zweige deS HandelsgrwerbeS noch hrrab- setzen oder die Arbeit ganz untersagen. Für die letzten 4 Wochen vor Weihnachten, sowie für einzelne Sonn- und Festtage, an welchen örtliche Verhältnisse einen weiteren Ge schäftsverkehr erforderlich machen, kann die Polizeibehörde eine Vermehrung der Arbeitszeit bis aus 10 Stunden zulassen. Die Stunden, während welcher die Beschäftigung fiatifinden darf, werden unter Berücksichtigung der sür dcn öffentlichen Gottesdienst bestimmten Zeit, sofern die Bcschästiguiigszcit durch statutarische Bestimmungen eingeschränkt ist, durch diese, im klebrigen von der Polizeibehörde sestgestellt. Die Fest stellung kann für verschiedene Zweige deS Handelsgewerbes verschieden erfolgen. Hierzu liegen verschiedene Anträge vor. Ein Antrag Auer (Soz.) will die SonnlagSordeit nur 3 Stunden Vormittag», eia Antrag von Münch (V s nur 4 Stunden, ein Antrag der Adgg Wöllmer - vr. Hirsch Ilj.) in offenen Ver kaufsstellen 5, sonst nur 3 Stunden gestalten Ein gemein samer Antrag der Adgg. Gmflcisch, vr. Hartmann, Letocha. Möller und von Stumm, will am ersten Weihnacht- , Oster- oder Pfingstfeienage eine zweistündige Arbeitszeit zulasten. Für die im Kommissionsantrage durch statutarische Bestimmungen oder die Polizei zugelastenenAusnahmen, will dcr AntragAuerdieBeschrän- knng machen, daßspäicsicns biS6 Uhr Abend-gearbeitet werden darf. M-.i der Tiskussion über diese Bestimmungen wird die Bcrathung über die von der Kommission beschlossenen neuen Artikel X und K (Verbot de» Gewerbebetriebes an Sonn- und Festtagen in offenen Verkauf-Hallen und im Umherzichcn) verbunden. Artikel .4 lautet: Hinter K 41 der Gewerbeordnung wird ein- gefchaliel: K 41». (Neu.) Soweit nach dcn Bestimmungen der Hf 105b bi- 105k Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter im Handel-gewerbc an Sonn- und Festtagen nicht beschäftigt werden dürfen, darf in offenen Verkaufsstellen ein Gewerbe betrieb an diefen Tagen nickt stanfindcn. Wciiergehendcn landcsgesctzlicken Beschränkungen deS Gewerbebetriebe- an Sonn- und Festtagen steht diese Bestimmung nicht entgegen. Anikel K lauret: Hinter § 55 der Gewerbeordnung wird eingeschaltet: K 55a. (Neu.) An Sonn- und Festtagen (^ 105a Absatz 2) ist der Gewerbebetrieb im Umherziehen, soweit er unter ff 55 Absatz 1 Ziffer 1 di» 3 fällt, verboten. Ausnahmen können von der unteren Verwaltungsbehörde zu- gelassen n-erdtn. Ter BundeSrath ist ermächtigt, über die Voraussetzungen und Bedingungen, unier denen Ausnahmen zugetanen werden dürfen, Bestimmungen zu erlassen. Abg. Wöllmer Irs.l rrchisenigl seinen Antrag. Die Sonntagsruhe sür die industriellen Arbeiter sei durch die gestrigen Beschlüsse genügend gesichert, sür das HandclSgcwerbe sei nicht in gleicher Weise Vorsorge getroffen. Sein Antrag solle nach dieser Ricklung hin dem Bedürfnisse cnlgegenkommcn. In der Kommission sei der Antrag nur mit einer Stimme Majori tät abgelchni, aber der Handel-minister habe demselben eine besondere Beacklung geschenkt, indem er an versckiedcne Korpo rationen und Handelsgeschäfte Fragen im Sinne des Antrages richtete. Ter Kommission hätten die Antworten noch nickt Vor gelegen. Dieselben, die inzwiscken cingegangen, gingen weit über den Anirag hinaus, kenn sie halten zum Theil eine all gemeine Schließung der Geschäfte, nickt, wie der Antrag wolle, um 3 Uhr. sondern schon um 1 Udr Nachmittags für ganz unbedenklich: der Ausschuß dcs deutschen Handclstages habe sich entschieden für dcn Antrag ausgesprochen: ebenso auck zahlreiche kaufmännische Vereine. Die Lonnlagsarbcn brücke die ganze soziale Lage dcr kaufmännisch Angestellten herab und eine Aen derung in dieser Beziehung sei dringend nvtdwcndig Ter Gesckäftssckluß um 3 Udr sei nicht schädlich für dcn Hesckäsls- inhabcr. das jede man in England, wo absolute Sonntagsruhe herrsche. Tie Konkurrenz durch das Hausir-Gewerbe sei durck das Verbot desHausirens am Sonntag nicht zu bciürcktcn und eme Konkurrenz zwtfckcn dcn verschiedenen Gcschästcn würde nur be: nahe an einander liegenden Onen möglich sein, ivenn nach dem Kommissionsvoricklage dcr Gesckäftssckluß durck ons- siainwrnche oder vosizciUcke Bestimmungen festgesetzt würde. Er cmvEdle se:nen Antrag der wohlwollenden Prüfung des Hames. Abg. 1>r. Buhl natlib. wandte fick gegen den An trag Wöllmer wte gegen den des Abg. Auer. Tcn meisten Handelskammern gingen d:e Kvmmisfionsbeschlüsse ickon bi? an die Grenze dcs Turchfüdrbaren und man könne auck au- an deren Gründen nick: we«wr geben. Abg. Singer IvZ? bc- gründtir dcn Amrag Auer. «Erne Schließung der Gcsckäfrc am Scmnrag um 3 Udr gewahre in dcn meisten Fällen nickt mehr die Mögl'.chlcn zu einer Erholung im Freien: aber für alle Fälle, selbst für die Zeiten gesteigerten Geickän-vcrkebrs, r-or dcn hohen Festen und bei InvenNirausnahmcn. müne durck eine Bt'ttmmung d,e Schließung der Geschäfte am Sonntag um sechs Udr Abends fcfigtietzt werden. Im Allgemeinen sei ad«: eine sonntägliche Arbcuszeu van dre: Stunden völlig aus reichend. Abg. Schädler tritt sür die Fassung der Kommission ern. Minister v. Berlepsch bezeichne: den Antrag des Abg. GmG.e.iL. wonach Gchilsen > . am ensien Wt.dnacktS-, sisier- nnd Psinasttage n-.ck: länge: als zwei Stunden zu beichäsiigen sind, als den e.pzig annehmbaren. Ta de: Antrag aber noch andere als Kosvroirarbettcn gefiatten will, io rcidc er. dcn An:::; vorläufig zurück zu;ichen und kc : de: dritten Lc'ung rn lGere: Fa"ung kinzubrirgen. Nachdem äc: Abg Hirsch Eine Be-tieb-gung über die Watte des Mrni'wrs attsgcsprvckcn hatte, uv; de: Abg. Guirsimsid seinen Lnnag zurück. Nack rvenerrr Eröttttting. woran auch der dasemsche Regierung-komm.mar Landmann übe: das Hansirgewerbe :n Bevern rbe.lnimm:, d:c Wttittheraldnng auf deme Mittag 1 Uh: vertag:. Gegenübtt be» Bemerkungen des l:n>crv:::ven .Tcunck- Tagekl'. nach welchen :n be: ö-^nU:chen Mernurg neuordtngs ttn'- Zcrömung eme: verktteßlicksn und bas GGud: d«S llnbcbegtts weiter osianzenben Sttvimung zn Tage were. und baß >:s Mißvergnügen, auch hier und da in lonscisattven Kreisen z»m Ausdnack komme, schreib: Re -«nr-L-konstrnativt .NencPrenß. Ztz.'. mdc« sie jene Bclanmung als bczeichne: .Wenn das gerannte Blatt der kon-ewat ven Patte: Rc Psiickt zuschreibt, unter allen Umfiänben .ihre: EGamm:- fiellung zur Regierung Serner Mafrfiä: des Königs bas Ge präge der Treue nnd Lovalnät zs crhalwn'. io rü n dreEr von uns knrrdaus anerkannten Pn.nü: zugleich die andere mir erngtschloficn, in. alle» Fälle», wo »ach der woLlerw^cncr. Uelxrzeugnng k«: konserrattv-n Barrcr Se Mafettär >ülecke äerarhen erschernl. dees mu vollem Freimuth zum Lusdttuk zu bttnac». Taß zu ei«: Elchcu o-wnen LusioraLe Borzärze. wte sic namentlich der der Lankg^ment-eorkrung, den deur-W österreichischen Handelsverlrags-Verhandlungen und derSperr- gelder-Vorlage in^die Erscheinung getreten sind, neuerdings eine ebenso berechtigte wie dringende Veranlassung gegeben haben, wird von der gesamntten konservativen Partei, soviel wir sehen, zugestanden, und daß Parteiführer wie Presse vor dieser Ausgabe nicht zurückgeschreckt sind, erkennt man im Lande dankbar an." Einem „Peinliche Erörterungen" überschriebenen Artikel der nativnalliberalen „Köln. Ztg." entnehmen wir Folgendes: „Dem unbefangenen Beobachter unseres öffentlichen Lebens drangt sich mehr und mehr die Ncberzeugung auf, daß unsere gesammle innerpolitische Entwickelung einem Wendepunkt zu- treibi, der die Regierung wie die staatserhaltenden Parteien zu den kräftigsten Anstrengungen und Bersuchen nöthigt, eine klare Lage und feste, gesicherte, berechenbare Verhältnisse zu schaffen. Wer ein warmes Herz für das deutsche Vaterland hat und ge wohnt ist, politische Fragen unter patriotischen Geslchlspmüten ruhig zu erwägen, der muß im Interesse der monarchischen Grundlagen unseres Staatswesens wünschen, daß wir Deutsche innerpoliiiich aus einer Zerfahrenheit herauskommen, in der Niemand zu sagen weiß, wer Freund, wer Feind, wer An hänger, wer Gegner der Regierung ist. Wir hallen es sür eine patriotische Pflicht weitverbrcitete Stimmungen zur Kenni- niß der maßgebenden Kreise zu bringen, und weitverbreitet ist im Lager der Kartellparteicn die verdrießliche Empfindung, daß die leitenden Männer den Radikalen und Ultramontanen zu große Zugeständnisse machen, daß sie zuverlässige Anhänger ver letzen, ohne aus Seiten dcr Opposition für den Ausfall an Sumpalhien einen gleichwerthigen Ersatz zu finden. Man hatte vielfach den Eindruck, es sollten einerseits möglichst viele Be- standthcilc der Bismarck'schen Politik als verfehlt preiSgegebcn und andcrcrfeils möglichst viele bis dahin niedergehallene und aussichtslose Strömungen und Wünsche in einer großen Reform- Aera zur Geltung gebracht werden. Es zerrüttet aber die besten Seiten der Parteien, wenn man ihnen zumuthet, das Banner, welches ihnen in heißen Meinungskämpfen in drang vollen Tagen oorangeleuchtet hat, einem äußerlichen Wechsel zu Liebe zu senken und Ideen zu vertreten, welche sie bis dahin als verderblich bekämpft hatten. Weniger noch das, was wirk lich geschak, als die Unsicherheit und Unllarhett über die Regierungsabsichicn erzeugte einen Unmuth, der auf allen Gebieten lähmend wirkt. Wir betrachten es als unser gutes Recht, in pflichtgemäßer Ausübung der freien Meinungsäußer ung diese Gedanken immer wieder auszusprechen und dadurch zu einer Klärung der Lage, zur Herausbildung fester Verhält nisse milzuwirken. Eins machen wir uns bei diesem Be streben, der Stimmung der Bevölkerung einen srrimüthigen, und ungeschminkten Ausdruck zu geben, unbedingt zur Pflicht: wir urtheilen sachlich und wir wollen nicht zersetzen, zerstreuen und verhetzen, sondern sammeln. Wir konnten eS deshalb nur mit Bedauern bemerken, daß in der öffentlichen Erörterung das persönlickc Element, die persönliche Gereiztheit sich breit und scharf vordrängl, daß so zu sagen das Felogeschrri: „Hie BiSmarck, die Kaiser' ausgegeben wird. Es ist menschlich be greiflich und crklärlick, daß dieser Zustand sich enlwickelt Hal. Aber dicEr Zustand Hal für unser palriorischeS Empfinden elwas Unerauicklickes und Niederdrückendcs, wir möchten an diesen bedauerlichen Erscheinungen am liebsten verhüllten Hauptes vorbeigeben, und da wir dqS nicht können, so erblicken wir unsere Aufgabe darin, diese Verhältnisse wenigstens nicht zu verschärfen. In dieser Anschauung werden wir auch bestärkt, wenn wir einmal Umschau darnach ballen, wer denn an dem journalistischen Kampfe zwischen dem Begründer des deulschen Reiches untzMn gegenwärligen Machlhabern seine Freude hat. Wir brouMn nur in die „Freisinnige Zeitung" hineinzusehen und wir finden, daß Herr «Eugen Richler der Regierung den menschenfreundlichen Rarh giebr, einmal aus den Allen, aus dcn Tagebüchern de- Kaisers Friedrich und so wciler die .wahre Geschichle der Regierung de- Fürsten Bismarck vor die Oeffentlichkeil zu bringen'. Te: Mann versteh! sein Handwerk, er möchle die Beihciligien in einen großen Sireil hineinhetzcn und er würde «ich freuen, wenn bei dieser OElegenheil möglichst viel geschähe, was geeignet wäre, alle Autoritäten zu unter graben.' — So zutreffend der Artikel bis zu dieser Stelle ist, so wenig objektiv ist er im rveireren Verlaus, worin er sich gegen den Fürsten Bismarck wende!. Warum ? Weil Bismarck angeblich früher zu viel Rücksichten auf England nahm! Man muß sich über diese Schlußfolgerung billig wundern, denn der Nachfolger des großen Staatsmannes ist darin viel weiter ge gangen — aber er wird dafür gelobt. Es scheint wirklich schwer, unbeeinflußt w.c ohne Voreingenommenheit den Lauf der Dinge zu betrachten. Nach einer Mittbeilung des .Rcicksanzeiger' sind bei den Vorständen sämmiliwcr A!tersren:er.versickerung-anstalten iw Monat Januar 27 897 Aniprüchc aus Gewährung von Alters rente erbeben worden. Hiervon wurden im Laufe dcs Januar 5831 anerkannt und 238 zurückgewicsen. Am 20. Februar sinder die Subskrunion auf die 450 Mill. Mark preußisch« und Reicksanleiben statt. Nack der .Nal.-Lib. Kott.' soll der Emiinonsvrris au» 84,40 Prozent frstgestellt werden. Tie zur anderweircn Besetzung des Berliner Gesandtschaft- Postens bestimmte neue chinesiiche GefandriDast ist, au- 35 PcrEnen bestehend, in ö-enua angekommen. Tas sozialdcmokpanickc amtliche Blau der .Vorwärts" früher .Berliner B.stksb'att') crönen eingehend den „Marr- icken Programm-Brie-'. Es bestrrlwr, daß die barm ent haltene» Ausfälle gegenle. odaleich sie verletzend für das Gciüh' v-.cler Sozialk^mokraten seien, fetzt noch in der Partei Schaden stiften könnten, ebenso, daß dies von dcr Manischen lbwrenEben Krück wichtiger Bestand!decke des Programms zu ermatten fei, da die Revision desirlben ickon in Halle beschlossen worden. Aber auch die Bestätigung d«r Ansicht, daß trotz alledem dw Veröfirrckichung des Marr scken Briefes von den Herren Liebknecht »ab Gemonen bockst unliebsam empfunden wird, daß sic wadrfckemüch ein SckaLzug dcs Herrn Engcls gegen ReE ist, erzieh: fick ans dem Arnkel. Es wird, wie ki: .Nak.-Z:g.' sag:, ein laomcr, aber »on dockst ungern ne: .Re-aloclitt!' zeugender Verrück gemacht, die lang« Gcheim- daüung dcs Marricken Briefes vor den Genossen zu reckt- Etttge». mit vollständigem ZriNckweigen aber wird die auck >ür die Gegenwart vrolnick« Spitze dc- Marr scken Briefe-, rriv. der Engelsfcken Vcröüttirlichung, übergegangen: d,e Er klärung, daß zur Turckiuorung des sozialdemokratischen Programms die zeittvecktge Tastatur de- Proletariats erwrbe: - !.ck E: Her: Engcls siid wr-hl antworte::.
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