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8 Uhr, ehmen. tet. Ibends -9 Uhr ich in reißergerAnz und Tageblatt Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. 43. Jahrgang. Erscheint jeden Wochentag Nachmittags 6 Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 25 Pfg., SHUNÜvtNÄ. UkU 10. zwecmonatlich l M. 50Ps. und cinmonatlich75Pf. Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angcnom- l men und beträgt der Preis sür die gespaltene Zeile 8 H GH»V I oder deren Raum 15 Pfg. ss i stellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in § 120 der Konkurs- i ordnuna bezeichneten Geaenstände. iiialeicken »ur Vrüsuna der anaemeldeten Korderunaen ani Vom » Pf ¬ aus. Dr. Bürgermeister. N. Anzeige zu machen. kküsslvr. »er au Frau — 74« — 73« — 72« — 71« Rath er ein- r mich Seilen e aus raß ich jenen meiner nigsten guten , allen r, ihre lumen- hestätte Dank Dank »el. n Sarg »chens r hier- t Dank, chlägen bei Unterzeichnetem anzumclden. Hilbersdorf, am 8. Januar 1891. Der Gemeindevorstand »um S. Februar 1891 Königliches Amtsgericht zn Dresden, Abth. Id. Bekannt gemacht durch: Hahner, Gerichtsschreiber. Bekanntmachung für Hilbersdorf, die Anmeldung der Militärpflichtigen zur Aufnahme in die RekrutirungS- stammrolle betreffend. In Gemäßheit Z 57 der deutschen Wehrordnung vom 22. November 1888 werden aste im Jahre 1871 geborenen Wehrpflichtigen, welche sich im hiesigen Orte aufhalten, ferner die aus früheren Altersklassen zurückgestellten Mannschaften, über deren Militärpflicht eine endgfltige Entscheidung noch nicht erfolgt ist, hierdurch anfgefordert, sich behufs Aufnahme in die Rekrutirungsstammrolle in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar 1891 Bekanntmachung. Das 1. Stück des Reichsgesetzblattes vom Jahre 1891, enthaltend: Nr. 1929 Verordnung, betreffend die Rechtsverhältnisse in Deutsch-Ostasrika. 1. Januar 1891, -ist bei uns eingegangen und liegt zu Jedermanns Einsicht in unserer Rathsexpedition Freiberg, den 9. Januar 1891. Der Stavtrath. lieber das Vermögen des Kurz- und Galanteriewaarenhändlers Moritz Tirst hier (Wettinerstraße 2, Galeriestrahe 16, Schloßstraße 20, auch Freiberg: Kesselgaste 2) wird heute, am 7. Januar 1891, Nachmittags 7 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Herr Rechtsanwalt vr. Zerener hier, Güntzplatz 3, wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 2. Februar 1891 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Be- Bekanntmachung. In Gemäßheit unserer Bekanntmachung vom 28. Januar 1884 wird nach anher gemachter Anzeige hierdurch veröffentlicht, daß Sonnabend, den 10. Januar 1891, von früh 9 Uhr ab, im Hause Gerbergaste 27 (neben dem alten Schlachthauses nicht bankwürdiges, nach thierärztlichem Ausspruch jedoch genießbares Kuhsteisth zum Minderwerthe von 45 Pf. das Pfund verkauft werden soll. Freiberg, den 9. Januar 1891 Die Stadtpolizeibehörde. sind. 7) Erhaltung der Knappschaftskaste als Wohlfahrts einrichtung für die Bergleute, dagegen Herstellung einer ein facheren Verwaltung, sowie Einräumung größerer Rechte an die Arbeiter bei der Verwaltung. 8) Aufhebung der Schank sperre, sowie dieselbe in Rheinland und Westfalen gehandhabt wird 9) Gleiche Einführung der Polizeistunden für alle Wirthe. Als Gegendienst haben die genannten „Führer" der Arbeiter, die Abgeordneten zum Hallenser Kongreß der Sozialdemokratie, sich bereit erklärt bei ihren Kameraden Stimmung für den Zentrumskandidaten Herrn Vattmann zu machen. Ist das die gerühmte Parteidisziplin der Sozialdemokratie? Nachdenklich wird Herr Sabor wieder sein Philosophenhaupt schütteln und ansrufen: „Das läßt tief blicken!" Doch noch in dritter Beziehung sind die kuriosen Vorgänge bei der Bochumer Stichwahl von hohem Interesse: der Thurm des Zentrums hat wegen eines einzigen Mandates vor der Sozialdemokratie kapitulier! Herr Bürgermeister Bartmann von Bochum hat sich den turbulentesten Führern der Sozialde mokratie gegenüber wirklich verpflichtet — schriftlich! — für die Forderungen derselben einzutreten, wobei er nur die Einschrän kung macht, daß er die Vertretung dieser Forderungen nur in seiner Eigenschaft als Reichstagsabgeordneter sich zur Pflicht mache, als Bürgermeister von Bochum aber — durch diese Er klärung nicht in seinen Maßnahmen beeinflußt werde. Ein gesinnungstüchtiger Herr! Wie blutiger Hohn klingt diese Erklärung des Zentrumskandidaten auf das stolze Wort Windthorsts, daß der Thurm des Zentrums heute das einzige feste Bollwerk gegen die Sozialdemokratie sei. Mit Recht bemerkt hierzu die „Nat. Ztg.": „Der mit so viel Re klame eingeleitete Feldzug des Zentrums gegen die Sozialde mokratie — Mainzer Verein, Breve des Papstes, Hirtenschreiben der Bischöfe rc. — erhält durch dieses Abkommen eine äußerst drastische Beleuchtung; sobald es sich um ein Zentrums- Mandat handelt, wird mit der Sozialdemokratie gemeinsame Sache gemacht und zwar in der demagogischsten Weise. Die Forderungen, welche Herr Vattmann im Reichstage zu ver treten verspricht, gehören größtentheils überhaupt nicht vor diesen, es kann für die meisten im Reichstage nichts geschehen. Der klerikal-sozialdemokratische Vertrag ist lediglich auf die Täuschung der Arbeiter berechnet." — Herr Vattmann denkt aber: „Der Zweck heiligt die Mittel!" Die Hauptsache bei der gestrigen Stichwahl jedoch ist und bleibt, tmß das Antikartell bei derselben gänzlich aus dem Leim gegangen ist." , - ordnung bezeichneten Gegenstände, ingleichen zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 10. Februar 1891, Bormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Landhausstraße 23, I, Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine znr Konkursmasse gehörige Sache in Besitz baben oder zur Konkursmaste etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuloner zu verab folgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis nd den unseres l Dank au. be und lieben Tagesschau. Freiberg, den 9. Januar. Zu dem Kapitel des Verhältnisses zwischen D<utsthla»d und Frankreich erhält die „Danz. Ztg." von einem westpreußi schen Freunde folgende Zuschrift: Zu denjenigen Deutschen gehörig, welche aufs Lebhafteste bedauern, daß es ,zu ejnsr Aussöhnung mit Frankreich nicht kommen zu wollen scheint, wurde ich kürzlich im Eisenbahn-Koups mit einem gebildeten Franzosen bekannt, welcher dieS Bedauern vollkommen theilte. Derselbe, Doktor der Medizin, welchen der Wissensdrang zu Koch nach Berlin getrieben, sagte mir, daß alle wirklich Ge bildeten in Frankreich von demselben Wunsche beseelt seien, der Bourgeois aber kenne Deutschland und die Deutsche!» zu wenig, er reise überhaupt zu wenig, höre und glaube zu viel, was in französischen Hetzblättern stände. Diese selbst schrieben auch nicht aus Ueberzengung Hetzartikel, sondern gewissermaßen aus Gewohnheit, weil sie glaubten, ihr Pubutnm verlangte dergleichen. Es fehle an populären Reisebeschreibunaen m französischer Sprache über Deutschland. Derjenige, welcher in populärer und namentlich humoristischer Form dem Erzfran- zoscn Deutschland näher brächte, erwürbe sich ein Verdienst um den Frieden rc. rc. Dies veranlaßte mich, an den bekannten. Haltung des Zentrums den Freisinnigen ein Zusammengehen unmöglich macht. Der Wind ist also umgeschlagen. Offen bar sind die Freisinnigen durch das ihnen feindliche Auftreten Windt horst'S im Reichstag schwer gekränkt und wollen nun dem Zentrum Gleiches mit Gleichem vergelten. Dann aber ist nicht zu verkennen, daß die Freisinnigen sich in der sangui nischen Hoffnung wiegen, in der „neuen Aera" Caprivi-Miquel würden auch für sie ein paar Brocken abfallen. Wie sie sich dies vorstellen, ist vorläufig noch ihr Geheimniß. Ob sie sich von den Nationalliberalen unter die Fittiche nehmen lassen, und vielleicht mit diesen eine große liberale Partei zur Unter stützung der „liberalen" Regierungspläne bilden wollen? Die Nationalliberalen haben dieseBundesgenossenschaft nicht gesucht, sich dieselbe aber sür die gestrige Wahl natürlich ganz gern gefallen lassen. Wie sich die Dinge später gestalten werden, das macht ihnen jetzt noch keine Kopfschmerzen. Vorläufig er- theilen die nationalliberalen Blätter dem Freisinn einige gut gemeinte Lektionen. So schreiben die „Hamburger Nachrichten": „Das ist eine Umwälzung der politischen Parteikonstellation, wie man sie sich ausgeprägter kaum denken kann. Mit Deut lichkeit geht jedenfalls hieraus hervor, daß das Antikartell völlig gesprengt ist, und daß die Nationalliberalen ganz Recht haben, wenn sie den Deutschfreisinnigen eine kurzsichtige Politik vorwerfen, die nicht einmal ein Jahr hindurch hat Bestand halten können." Die „Magdeb. Ztg." schreibt in gleichem Sinne: „Man wird sich erinnern, daß bei den letzten Februar wahlen Freisinn, Sozialdemokratie und Zentrum darin einig waren, keine Stimme einem Konservativen oder Nationallibe ralen zu geben. Das Antikartell war zu seiner prächtigsten Entfaltung gelangt. Noch ist seitdem kein Jahr verflossen und schon bemerkt die „Freis. Ztg.", daß Herr Richter, wie die freisinnige Partei überhaupt, niemals die Absicht gehabt hätten, einem Nationalliberalen zu nahe zu treten, daß mit dem bösen Zentrum kein freisinniger Mann gemeine Sache machen könne, und es proklamiren endlich die Sozialdemokraten, die, als die Antikartellwogen hoch gingen, bei einer Entscheidung zwischen Zentrum und Nationaüiberalismus ihre Stimmenzahl sicherlich zu Gunsten des Ersteren in die Wagschale legten, Wahlent haltung." Auch diese Erklärung der sozialdemokratischen Parteileitung ist im Hohen Grade bemerkenswerth. Sie ist die Antwort der Partei auf die feindseligen Auslastungen Windthorst's gegen Bebel während der Etatsberathung. Daß die Wahlbrüderschaft so schnell ihr Ende finden würde, hat gewiß Niemand ver- muthet. Das Interessanteste aber an der Erklärung der Ber liner Parteileitung ist jedenfalls die Thatsache, daß dieselbe den Anschauungen der sozialdemokratischen Wähler im Bochumei: Kreis offenbar nicht entspricht. Dieser hat bekanntlich eine sehr zahlreiche bergmännische Wählerschaft, deren Führung zum großen Theil in den Händen der Sozialdemokraten ruht. Wäh rend also das sozialdemokratische Zentralorgan wiederholt er klärt: „Keine sozialdemokratische Stimme darf am 8. Januar im Bochumer Wahlkreise abgegeben werden," hatten diese sozial demokratischen Führer der Bergleute im Jndustriebezirke, Schröder-Dortmund, Bauer-Weitmar, Bringewald und Werdel- mann-Wattenscheid, Bärheide-Eickel, dem Kandidaten der Zen trumspartei, Bürgermeister Vattmann, folgende Forderungen vorgelegt und seine Wahl davon abhängig gemacht: 1) Acht stündige Schicht inkl.Ein- und Ausfahrt. 2) Generelles Verbot der Ueberschichten; sind letztere unvermeidlich, so können sie blos nach eingeholter Erlaubnis; des Arbeitsausschusses und gegen Zahlung doppelten Lohnes angeordnet werden. 3) Ar beiterausschüsse und Einigungsämter. 4) Gesetzliche Regelung des Wagennullens und Wegfall der Füllkohlen. 5) Steigetider Lohn mit steigendem Gewinn. 6) Die Wiedereinstellnng der Bergleute, welche in Folge der bergWnnlschen Or ganisationsbestrebungen aus der Arbeit entlassen worden Der Zusammenbruch des „Anlikartells". Es wird nichts so heiß gegessen, als es gekocht wird. Nach dem sür die Karlellparteien ungünstigen Wahlausfall vom 20. Februar vergangenen Jahres galt es als ausgemacht, daß das Kartell im gänzlichen Zerfall begriffen sei und aus seinen Ruinen das „Anlikartell" des Zentrums, Freisinns und der Sozial demokratie mächtig empor wachsen werde. Man sah Herrn Windlhorst in trautem Vereine mit Eugen Richter und August Bebel die Zügel der parlamentarischen Verhandlungen führen und harrte auf der einen Seite mit Bangen der Dinge, die da kommen sollten, während man auf der anderen Seite im Siegesräusche die hochfliegendsten Pläne schmiedete. Als jedoch der Rausch verflogen war, und man begann, die Lage mit nüchternen Augen anzusehen, da überlief die triumphirenden Sieger das unbehagliche Gefühl, das man im gewöhnlichen Leben als Katzenjammer zu bezeichnen Pflegt. Man kam als bald dahinter, daß des Antikartells Herrlichkeit nur von kurzer Dauer gewesen. Herr Windthorst, der vielgewandte Selbst herrscher aller Zentrumsmänner war es, der zuerst den Wahn vom Antikartell zerstörte. Er theilte in den ersten Sitzungen des neuen Reichstages gegen seine Bundesgenossen vom 20. Februar die wuchtigsten Hiebe aus, kündigte dem Freisinn die Gefolgschaft in der Kolonial- und Zollpolitik und wusch den Sozialdemokraten nach allen Dimensionen gründlich den Kopf. Der Freisinn war ob dieses Auftretens seines „Bundesgenossen" gänzlich konsternirt. So hatten es seine Anhänger nicht ge meint, als sie Mann für Mann sür die Zentrumskandidaten eingetrelen waren, und auch die Sozialdemokratie hatte sich „das ganz anders vorgestellt". Mit dem Antikartell war es also im neuen Reichstage nichts! Ein Trost jedoch war den Anlikartellschwärmern noch geblieben: Man konnte ja im Reichs tag getrennt marschiren, wenn man nur bei den Wahlen wieder vereint schlägt. Auch diese Hoffnung ist jetzt gänzlich in Nichts zerflossen. Die gestrige Stichwahl zum Reichstag im Kreise Bochum hat sie vernichtet. Noch ist bas Ergebniß dieser Wahl nicht bekannt?) Sie mag ausfallen wie sie will — mag der Zentrumsmann siegen oder der Nationalliberale — der Beweis ist erbracht, daß das Antikartcll bereits bei der ersten Wahl die Probe nicht be standen hat. Zum Verständniß der Situation müssen wir hier das schon früher mitgetheilte Stimmenverhältniß bei der Wahl vom 29. Dezember wiederholen. Darnach erhielt der nationalliberale Kandidat 18 939 Stimmen, der Zentrums kandidat 18 131, der Sozialdemokrat 9770 und der Freisinnige 1534. Es hatte sonach eine Stichwahl zwischen dem national liberalen Bewerber, Fabrikbesitzer Müllensiefen, und dem Kan didaten des Zentrums, Bürgermeister Vattmann, statlzufinden. Da geschah das Ueberraschende: die freisinnigen Blätter, unter stützt von der demokratischen „Frankfurter Zeitung", empfahlen ihren Gesinnungsgenossen, für den Nationalliberalen einzutreten. Als ausschlaggebend für diese Weisung wurde angeführt, daß dieser für die Herabsetzung der Lebensmittelzölle stimmen werde, während das Zentrum gegenwärtig schützzöllnerischer wäre als jemals. Als ob die große Mehrheit des Zentrums bei den Wahlen vom 20. Februar aus ihrer schutzzöllnerischen Gesinnung ein Hehl gemacht hätte! Auch damals mußten die theuren Lebensmittelpreise die Parole für die Freisinnigen abgeben; wo aber die Unterstützung des Zentrums für die Freisinnigen in Betracht kam, da lautete die Parole nur „gegen das Kartell!" Von der Vertheuerung der Lebensmittel aber war dann nicht mehr die Rede. Jetzt plötzlich findet man, daß die agrarische ') Soeben, nach Schluß der Redaktion, erhalten wir die Meldung, daß der nationalliberale Kandidat Müllensiefen mit 28,869 Stimmen gegen den Zentruinkandidaten Vattmann gewählt wurde, der nur 25,667 Stimmen erhielt. — 70« L auckisch Geora hdruckern Freiberg »11 8 uflage Vb«1» g betr. eopolv ante««