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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.01.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189101204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-01
- Tag 1891-01-20
-
Monat
1891-01
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.01.1891
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15. M 15 «St. bat man sich beunruhigt. and Rußland nur eine dek augenblicklich argentinische Erfolg lhätig stellungen ert scheu Gläubix Wandte in damals, als Hamilwn Degraw zu ihr von Gott sprach. Sie wandte sich ab und ließ den Blick über die herrliche Landschaft schweifen, die vor ihnen ausgebreitet lag. „Wenn Sie wüßten wie es mit mir steht," sagte sie nach einer Weile in beklommenem Ton, „Sie würden begreifen, wie sehr ich einer Freundin bedarf, denn ich habe keinen Menschen, den ich nm Rath fragen kann und mir droht Gefahr." „Ich weiß, ich weiß." „Woher wissen Sie —?" „Verzeihen Sie, Signorina, aber —" „O, nennen Sie mich nicht Signorina, nennen Sie mich Jenny. Das ist mein wahrer Name, den ich auch aus Ihrem Munde hören möchte." „Aber eben dieser Name ist verhängnißvoll. Doch hier sind Sie sicher. Niemand soll wissen, daß Sie ihn führen, da er Gefahr und Verfolgung bringen kann. Zudem —" „Ich möchte aber meinen Namen nicht verbergen, es scheint mir zu feige. Nur eins habe ich nicht den Muth zu ertragen: Seit ich als Sängerin so unglücklich war, ist mir das Wort „Signorina" in ver Seele verhaßt. Ich sehne mich, den Namen wieder zu hören, den ich in der Kmdheit trug. Dies Ver langen kann kein Unrecht sein und Sie erfüllen mir gewiß den Wunsch, mich Ihren Freunden als Fräulein RogerS vor zustellen." „Gern, wenn Sie es so haben wollen. Aber geben Sie doch nicht Ihre frühere Hoffnung so gänzlich aufl Glauben Sie mir, Sie werden noch allen Ruhm erlangen, zu welchem Sie Ihre Stimme berechtigt. Ich habe einen Plan —" „O, sprechen Sie nicht von Plänen I Gönnen Sie eS mir, ohne Gedanken an die Zukunft in diesem sonnigen, grünen Paradiese zu ruhen. Noch nie bin ich an einem so herrlichen Orte gewesen. Lossen Sie mich das Glück der Stunde genießen und vergessen, daß die Welt noch andern Lohn, an dere Schätze und Reichihümer birgt! Wie lieblich der kleine Vogel dort singt I Wäre ich frei wie er, auf Erden und unter dem Himmel, ich sänge auch ein solches Lied. Wie wollte ich es in die Lüfte schmettern, wie würde meine Brust in Tönen beben Fast möchte ich es ein Mal wagen in dieser Einsam keit. Glauben Sie, es würde mich Jemand hören, wenn ich —" „O singen Sie, singen Sie nur eine Arie, Jenny! Hören Sic, dec kleine Voßel fordert Sie zum Wettkampf heraus. Sicherlich können Sie es doch mit ihm aufnehmen I" Die Signorina lächelte, ihre Wangen glühten, sie sah so reizend aus, daß die Freundin an ihrer Seite voll Bewunde rung auf sie blickte. Wie von unwiderstehlicher Sehnsucht ge- die deutschen nur um die 1 vielleicht auch land emittirt Kihlung der ist bekannt. Wirlhschast i finanzielle B materiellen .s Allerdings n weitere Beim sehen, ivarun der Fall ist, dir völlige H hat günstige Umfange, d amcrikaS ani Strömungen iür Dcutschl Offen gi über BiSma dukte des von freisinniger Seite eingereichten Wahlproteste» die Veranstaltung von Erhebungen beantragt. Dagegen ver langte Abg. Träger die Beanstandung der Wahl wegen der geringen Majorität des Gewählten und wegen der Erheblichkeit der vorgekommenen Unregelmäßigkeiten. Im Gegensätze zur Kommission hielt er dafür, daß auch eine im Protest behauptete Wahlfälschung zum Gegenstände amtlicher Untersuchung zu machen sei; selbst wenn aber im Falle der Kassirung des Wahlakts in dem betreffenden Wahlbezirke dem Gewählten noch die Mehrheit bliebe, -sei es unzulässig, die Giltigkeit der Wahl auszusprechen, da auch eine Reihe anderer erheblicher Verstöße in Betracht kämen und man bei der geringen Mehrheit, die der Gewählte erlangt, am allerwenigsten die jetzt in der Hauptsache verlassene mechanische oder arithmetische Methode der früheren Wahlprüsungskommission zur Anwendung bringen dürfe. Für diese Auffassung sprach sich auch der welfische Abg. v. d. Decken aus, während vr. Mehnert und H a hn (dk.), Gröber (Z.) und v. Unruhe-Bomst (Reichsp.) den Kommissionsantrag vertheidigten. Das Haus entschied schließlich dafür, auch die behauptete Wahlfälschung zur amt lichen Untersuchung ziehen zu lasten, erklärte aber gleichzeitig die Wahl selbst schon heute für giltig. Die Beschlußfassung über die Giltigkeit der Wahl im 2. Kasseler Wahlkreise (von Weyrauch) wurde ausgesetzt und auf Antrag der Kommission beschlosten, eine Reihe von Erhebungen zu veranlassen. Das Gleiche beantragte die Kommission hinsichtlich der Wahl in Mecklenburg-Strelitz (v Oertzen-Brunn). Ein Antrag des Abg. Träger geht dahin, Erhebungen auch über weitere Punkte, insbesondere über die Proiestangabe zu beschließen, daß eine freisinnige Wahlversammlung verboten worden sei, weil sie für den Bußtag berufen war. Abg. Träger schlägt vor, die Ver nehmungen weiter auszudehnen und amtliche Auskunft bei dem Polizeilollegium in Woldegk über die Absendung und den Inhalt der Depesche, betreffend das Verbot der dortigen Wählrr- versammlung einzufordern. Abg. Mehnert will den Einzel staaten das Recht wahren, die Ausführungsbcstimmungen zu dem Reich^wahlgesetz zu erlassen. Abg. Windt Horst er klärt, das Reichsrecht geht stets vor Landesrecht, daneben könnten aber die mecklenburgischen Verordnungen über die Sonntags ruhe zu Recht bestehen. Allerdings sei eine Abänderung mancher Polizeiverordnungen Mecklenburgs wünscheuswerth. Der Bundesbevollmächtigte für Mecklenburg-Strelitz, Oertzen, erklärt, die Regierung habe diese Versammlung verboten, weil solche Versammlungen erfahrungsgemäß unruhig zu verlaufen pflegten. Die Abgg. Rickert und v. Stauffe über- erklärten die Beschränkungen des Reichsrechts durch Polizei- Verordnungen für unzulässig. Abg. Gröber meint, die Rcichsverfastung wolle die Abhaltung jeder Versammlung, auch an Sonn- und Bußtagen gestalten. Hierauf wurde nach dem Antrag des Abg. Träger und der Kommission der Beschluß über die Giltigkeit der Wahl ausgesetzt. Der zweite Theil des Antrags Träger auf weitergehende Erhebungen wurde mit 112 gegen 99 Stimmen angenommen. Darauf vertagte sich das Haus. Präsident v. Levetzow: Es ist in der Geschichte des Parlamentarismus eine seltene Fügung des Schicksals, daß eia Abgeordneter den Eintritt in sein achtzigstes Lebensjahr durch lebendige Theilnahme an den Verhandlungen einer gesetzgeben den Versammlung feiert. In dieser glücklichen Lage ist mein ver ehrtes Vis-ä-vis, der Herr Abg. vr. Windthorst mit der gewohnten Frische des Körpers wie des Geistes. Aus der Besonderbett des Falles leite ich für mich die Befugniß Hec und bin üver« zeugt, daß Sie mir zustimmen, dem Herrn Abg. vr. Windt- Horst einen freundlichen Glückwunsch im Namen des Reichstags darzubringen (Lebhafter Beifall). Abg. vr. Windthorst dankte in wenigen Worten. Die Budgctlommission des Reichstages hat von den für Ostafrika geforderten 3'/, Million Marl 1 Million gestrichen. Aus Berlin wird der „Polit. Korresp." geschrieben: Auf dem Gebiete der auswärtigen Politik scheint sich das neue Jahr von seinem letzten Vorgänger glücklicher Weise nicht unter scheiden zu sollen. Ueber die englisch-amerikanischen Händel and einer heule vorlik Zweifel mel eines Betru uns jetzt no Beriider de Ausgabe, be der, die uni dürfen, da liegt, an P zu statuirei Photograph, Unterschrift veröffentlich schuft nicht Zügen sehr Wege der < bereits crfo Die „B Grund zuve erst vom „ gierung bea Rand einzu Aendrrung Der Ad geboren ist, indeß seine tionen des ' Ehren vr. als Beitrag Summe vo sammelt wc Der „K läufige Hei, der Prinzes Unterzeichn, Braut, Herz kommen. Ein kur Kreise Schn Behörde der nähme zu , Allcrsversiä die gesamm thaten des Aehnlichcs, gemeldet w. Der tür Sadulla-Pa welche den Vergiftung schafter weg gas gegriss Erwägung Die angedli eine blos , Kindheit üb Hautwulst, andere Ani Aerzle versi mordveriuch tag nahm a betreffend > stimmten f czechen, daß liche Ausgl, behalte, daf den Amgb Wirksamkeit sammelte si meist czech Pereatruse Voltes I S, gegen die verjagten d - Der b« nähme der am Dienst Bürgcrmeb Rationalpa Hörde ließ der neuen Tagesschau. Freiberg, den 19. Januar. Sonnabend Mittag 12 Uhr versammelte der Deutsche Kaiser als Souverän und Oberhaupt des hohen Ordens vom Schwarzen Adler die in Berlin anwesenden kapitelfähigen Ritter und vollzog die feierliche Einkleidung des Reichskanzlers v. Caprivi, des Botschafters Grasen von Hatzfeldt, des Generals der Ka vallerie von Lve und des Generals der Kavallerie ä la auit« der Armee von Alvcnsleben. Einkleidung und Kapitel sind getrennte Handlungen, welche nach althergebrachtem Zeremoniell ihren Verlauf nehmen. Nachdem dem Aufzunehmcnden von den beiden Pathen der rolhsammtne, mit blauer Seide ge fütterte Ordensmantel mit dem eingestickten Silberstcrn auf der Seite, wo das Herz sitzt, umgelegt war, empfing derselbe, vor dem Großmeister des Ordens knieend, vom Könige die höchste Jnsignie des Ordens — die Ordenskette, worauf der König auch die Akkolade ertheilte. Nachdem der Ritter die Einkleidung erhalten, ging er in der Reihe bei allen Ordens rittern umher und reichte jedem derselben die Hand. Hieraus sand der feierliche Zug der im Ganzen 31 zählenden Ordens ritter nach dem Kapiielsaale statt. Voran der große Vortritt, folgten die Ritter dem Alter der Verleihung des hohen Ordens nach. Nach Eintritt derselben begann hinter geschlossenen Thüren das Kapitel, zu welchem die Ritter an einer einsachen Tafel in Hufeisenform Platz nahmen. Das preußische Krönungs Ordensfest verlies am Sonntag programmmäßig. 12'/^ Uhr erfolgte der feierliche Zug zur Schloßkapclle. Der Kaiser führte die Kaiserin Friedrich, Prinz Heinrich die Prinzessin Albrecht, Prinz Albrecht die Prinzessin Friedrich Karl, Fürst Hohenzollern die Erbprinzessin von Meiningen, Prinz Max von Baden die Prinzessin Margarethe von Preußen re. Konsistorialrath Dryander hielt die Festrede. V/i Uhr kehrte der Zug in derselben Ordnung nach den inneren Gemächern zurück. Um 2 Uhr begann die Festtafel im Weißen Saale, woran außer den Dekorirten, auch die Botschafter, Minister, Gesandten, die Obersten- und Ober-Hofchargen mit Gemahlinnen theilnahmen. Während der Tafel erhob sich der Kaiser und trank aus das Wohl der neu ernannten Ritter wie der früheren. Der Reichstag genehmigte am Sonnabend in dritter Lesung ohne Debatte den Gestzecntwurf bctr. die Kontrole des Neichshaushalis und des Landeshaushalls von Elsaß-Lothringen für das Etatsjahr 1890^91 und beschäftigte sich sodann mit Wahlprüfungen. Die Wahl des Abg. v. Henk für den zweiten Wahlkreis des Reg.-Bez. Stettin hat die Wahlprüsungslom- mission für giltig erklärt und nur bezüglich einiger Nebenpro- söndern in den Werken deS Friedens, auf den Gebieten der nationalen Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." Die Wünsche, die der fromme Fürst segnend an der Wiege des jungen Reiches sprach, haben sie Erfüllung gesunden? Heute, an der Schwelle des dritten Jahrzehntes, in welchem daS neu erstandene Reich aus den Jahren der ersten Jugend in die Mannesjohre eintreten soll, ist diese Frage keine müssige mehr. NureinPessimiftderärgstenArt könnte mit einem „Nein" ant worten. Zu einem bedingungslosen, freudigen „Ja" freilich würde wieder ein gut Theil Optimismus gehören. Nach außen hin — darüber ist nicht zu streiten — hat das deutsche Reich die hohe Aufgabe, die ihm sein Begründer gestellt, den Frieden der Völker zu schützen, in vollem Umfang unter der kräftigsten Wahrung seiner eigenen Autorität durchzusühren verstanden. Nur der maßvollen Politik des deutschen Reiches ist es zu danken, daß das drohende Gespenst des Krieges keine Macht über die Nationen im Herzen Europa s gewinnen konnte. Noch immer nimmt Deutschland die machtgebietende Stellung ein, die ihm die Erfolge von 1870 geschaffen, und durch seine frieden schützenden Bündnisse mit Oesterreich und Italien ist es zu einer furchtbaren Macht geworden, gegen welche selbst die Ver bündeten Nachbarn im Westen und Osten einen Angriff nicht wageu werden. Auch Mehrer des Reichs im Sinne des Wortes sind die Tröger der deutschen Kaiserkrone geworden: Hoffnungs volle Kolonien erblühen heute dem Reiche als Ableiter der überflitßenden wirthschafilichen Kraft und Träger handels politischer Hoffnungen. Auch im Innern steht das deutsche Reich politisch gefestigter da, denn je. Nur vereinzelt tauchen noch jene Bestrebungen auf, die unter der Flagge des Partikula- rismuS gegen die errungene Einheit zu murren suchen, und wo sie sich regen, ist es stetS der gesunde Sinn der Bürger schaft, der diese Bestrebungen nicht auskomme» läßt. Sonst freilich hat das junge deutsche Reich schwere Heim suchungen und Prüfungen genug zu bestehen gehabt. Zwei Kaiser hat es in der kurzen Zeit seines Bestehens begraben: Die ehr würdige Gestalt seines ersten Oberhauptes, Kaiser Wilhelms de» Siegreichen, sah es in das Grab sinken, und gar bald folgte dem greisen Vater die Rcckengcstalt Kaiser Friedrichs, des Dulders auf Kaiserlichem Thron. Gras Moltke, der Führer iin siegreichen Kampfe, legte seinen Feldherrnstab nieder, die Ge schicke der deutschen Armee jüngeren Kräften anvertrauend, — ein Schlag für das junge Reich, denn sein Name allein, der Nimbus seiner Person, bedeuteten Armeen in den Augen -er Gegner. Und Fürst Bismarck, der Baumeister des Reiches, dessen staatsmännisches Genie die Theile zu unzertrennbarem Ganzen zusamwengefügt, der klaren Blickes mit kraftvoller Hand die Geschicke des Reiches gelenkt, den man selbst für un trennbar von seinem großen Vierke hielt, er ist auf sein Alters theil gesetzt, und seine urmächtige geistige Kraft liegt brach unter den Eichen deS Sachsenwaldcs. Eher hätte man gedacht, daß das Reich aus seinen Fugen gehen sollte, als daß Fürst BiSmaick seinen weltgeschichtlichen Posten am Steuer des Staatsschiffrs verlassen würde. Eine jugendkrästige Hand hat an seiner Stelle das Staatsruder erfaßt. Kaiser Wilhelm II. will sein eigener Kanzler sein. Mochte seinem Beginnen ein glückliches Gelingen winken! Dem großen Kanzler aber wollen wir nicht vergessen, daß er es gewesen, der wäh rend der beiden ersten Jahrzehnte des Bestehens des Reiches das StaatSschifs durch mannigfache Führnisse glücklich hin- durchgcleiiet hat. Und dieser Gefahren waren nicht wenige. Unmittelbar nach dem siegreichen Kriege kam die unselige Pe riode des Milliardentaumels, eine Zeit der wildesten Speku lation auf allen Gebieten deS wirthschafilichen Lebens, die Tausende von Existenzen mit einem Schlage vernichtete. Auch in den folgenden Jahren noch, als diese Kinderkrankheit des jungen Reiches bereits überwunden war, feierte die Manchestertheorie vom freien Spiel der Kräfte in der Gesetzgebung des deutschen Reiches ihre O'gien und brachte den Notionalwohlstand vollends an den Rand des Abgrunds, bis endlich der Fürst Bismarck sein „Bis hierher und nicht weiter I" erschallen ließ. Es folgte eine gründliche Umkehr. Der wirthschafilichen Arbeit wurde trieben, öffnete sie die Lippen und ließ ihren Gesang ertönen, so rein, so süß, so bezaubernd, daß der kleine Vogel, der vor hin so laut getrillert hatte, verwundert schwieg und das Köpf chen hob, um die Quelle solchen Wohllauts zu entdecken. Die grüne Sommerlaube lag inmitten der ausgedehnten und wohlgepflegten Anlagen, etwas vom Wohnhaus entfernt auf einer kleinen Anhöhe. Sie gewährte einen weiten Blick in die Umgegend und war Fräulein Aspinwalls Lieblingsplatz. Allein der Zaun, welcher ihren Garten von dem benachbarten Grundstück trennte, war nur einige Schritte entfernt und da dort häufig fremde Kostgänger einkehrten, fühlte sie sich nie ganz sicher vor unbefugten Lauschern. Als die Signorina zu singen begann, schweiften die Blickt der Freundin besorgt nach dem Zaune hin, aber, da sie drüben Niemand auf den Gartenwegen gewahrte, wandte sie ihre volle Aufmerksamkeit dem Liede zu, das für sie und den Keinen Vogel ertönte. Es war voll süßer, herzbewegender Melodie und sie schwelgte entzückt in den weichen Tönen. Plötzlich jedoch begann die mächtige Stimme der Sängerin zu zittern und zu schwanken. Die Freundin blickte hastig nach ihr hin — sie saß wie versteinert da und starrte in den Nach bargarten. Dort stand ein Mann, dessen Augen mit innigem Ausdruck auf ihr ruhten, als hätte ihn des Liedes Gewalt be zwungen. Fräulein Aspinwall hielt ihn zuerst für einen Un bekannten, aber schon im nächsten Augenblick erkannte sie in ihm den jungen Künstler, den sie an jenem denkwürdigen Abend bei der vermeintlichen Leiche der Signorina getroffen. Lieb,ich erröthend suchte sie ihre heftige Gemüthsbeweguna vor der Sängerin zu verbergen Doch diese hatte sich nach dem Schreck der ersten Ueberraschung eilends abgewandt, al» wolle sie entfliehen. „Sie kennen ihn?" flüsterte Fräulein Aspinwall. „Ja, o ja I Aber ich darf ihn nicht sehen. Was sucht er hier? Es ist ein Verhängniß! JH muß fort." Die Freundin hielt sie nicht zuruck. „Ich gehe mit Ihnen," rief sie. Rasch verließen Beide die Laube, ohne sich noch eia Mal umzublicken, wie stark auch die Versuchung war. „Ich traf ihn in Ihrem Hause, damals als ich die Blumen brachte," sagte Fräulein Aspinwall, während sie über den Gras platz eilten. „Kennen Sie ihn schon lange? Verzeihen Sie die neugierige Frage." „Wir waren nicht bekannt. Er kam an jenem Tage i» Geschäften. Er ist ein Künstler." „Ich weiß; er besitzt einen großen Ruf, die Bilder, die ich von ihm gesehen habe, sind vorzüglich." (Forts, folgt.) Um Millionen. Von U. K. Green. st7 Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Bor Ihnen könnte ich wohl singen, wüßte ich, daß wir allein sind und keiner Ihrer Gäste hinter den Vorhängen oder au der Thüre horcht. Wie gern thäte ich es, denn Sie sind die einzige Freundin, die mir im Unglück genaht ist und dem schutzlosen Mädchen ein Obdach gewährt hat. Ich bin Ihnen umig dankbar dasür und möchte noch weit mehr für Sie Ihun, wenn sich mir die Gelegenheit dazu böte." „Ich verlange nicht«, als daß Sie bei mir bleiben, liebe Signorina. Seit Ihre Hoffnungen an jenem Abend ein so trauriges Ende fanden, hege ich nur den einen Wunsch, Sie in meine Arme zu schließen und zu trösten. Eine seltsame Scheu hielt mich damals zurück ; ich fürchtete zudringlich zu erscheinen. Mir fiel ein, daß wir nie ein Wort gewechselt hatten und es bangte mir vor Ihrem Unwillen. Als ich endlich meine Furcht bezwang und Sie in Ihrer Wohnung aussuchte, fand ich, daß ich zu spät kam und machte mir die bittersten Borwürfe, als ich Sie todt sah und glaubte, Sie seien auf immer meiner Liebe und Theilnahme entrückt. Als ich dann erfuhr, daß der Schein mich getäuscht habe und Sie damals nur im Starrkrampf lagen, Hörle ich nicht auf zu hoffen, daß der Himmel meinen Wunsch erfüllen und mir die Freude schenken werde, Ihnen zu sagen, wie lieb Sie mir sind." „Ach," seufzte die Signorina, während ihr Thränen in die Augen traten, „ich bin solchen Antheils nicht werth. Ver schwenden Eie Ihre Theilnahme nicht an eine Unwürdige, Sie könnten eine bittere Enttäuschung erfahren." Fräulein ASpinwall lächelte. „Bisher habe ich mich noch nicht in Ihnen getäuscht," versicherte sie, „und in Zukunft wollen wir solche Freundschaft schließen, daß nichts mehr zwischen unS treten kann. Glauben Sie nicht, daß Sie mich lieben, mir vertrauen, bei mir bleiben und glücklich sein könnten?" Die Signorina hatte den Blick zu Boden gesenkt, jetzt hob sie ihn langsam empor. Sorge, Dank, das Ringen einer Seele, die sich befreien möchte, stand darin zu lesen. „Wie sollte ich Sie nicht lieben?" flüsterte sie und fügte dann hastig hinzu: „Nicht wahr, es erschien Ihnen recht auffallend, «ls Sie mich allein und verlassen auf dem hiesigen Bahnhof sanden?" „Nein, denn ich wußte, daß die Vorsehung uns znsammen- Mren wollte." Bet diesen Worten der hochherzigen Freundin nahmen die Lüge der Signorina wieder jenen seltsamen Ausdruck an, wie Sreiderger «Zeiger mrd Tageblatt. Seite S. wieder der staatliche Schutz zu Theil und heute können wir mit Genugthuung sagen, daß unter l t-sem Schutze Handel und Industrie einen ungeahnten Ausschwunggenommen haben, und daß auch die Landwirthschaft sich allmählich wieder zu erholen beginnt. Auch der konfessionelle Unfrieden, wie ihn der Kultur kampf gezeitigt, ist ein dunkles Blatt in der Geschichte der beiden ersten Jahrzehnte deS deutschen Reiches. Doch er nähert sich seinem Ende. Als eine in hohem Grad« bedenkliche Er scheinung muß daS während deS letzten Jahrzehntes geradezu ra pide Anwachsen der Sozialdemokratie gelten. In richtiger Erkenntniß der Verhältnisse hat die Regierung Kaiser Wilhelms I. dieser Bewegung die soziale Reform entgcgenge- stcllt, die staatlichen Bestrebungen zum Schutze und Wohle der arbeitenden Klassen. Hier hat das junge deuftche Reich geradezu bahnbrechend gewirkt mit seinen Einrichtungen zur Versicherung gegen Krankheit, Unfälle, Alter und Invalidität. Doch wir sind mit diesen Reformen noch nicht am Ende angelangt. Kaiser Wilhelm II. will das Werk seines Großvaters noch weiter aus bauen durch eine erweiterte Gesetzgebung auf gewerblichem und industriellem Gebiete. Cs wird dies nebst anderen bereits cingeleiteten Reformen die Hauptaufgabe des dritten Jahrzehntes d«S Beste Hens des Reiches sein. Wohlan denn ins dritte Jahrzehnt! Glückauf!
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