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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Eguren, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- lLuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rüßdorf, s-r«spr-ch-r Nr. ». Scklagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 186. Sonntag, den 11. August 1901. - - - .. .. . - ....... - .... - . - ... —-——— Witterungsbericht, ausgenommen am 10. August, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 763 WM. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -l- 25,s" 0. (Morgens 8 Uhr -s- 20" 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 39"/». Dhaupuult -s- 12,5" 6. Windrichtung l Süd. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,o mir,. Daher Witternngsaussichteu für den 11. August: Halb bis ganz heiter. "Waldenburg, 10. August 1901. In Italien ist seit der Ermordung des unglücklichen Königs Humbert Manches anders geworden, noch mehr beim Alten gebieben. Auch hier hat sich gezeigt, daß ein Riesengeist nothwendig ist, um Jahre lang einge wurzelte Mißbräuche zu beseitigen. Und dieser Riesen geist ist bis zur Stunde im Lande der Orangen nicht zu finden gewesen. In Rom denkt man daran, in der Auswärtigen Politik die praktischen Landes-Interessen entschiedener wahrzunehmen, vergißt aber ganz, daß eine kräftige Politik nach Außen hin auf die Dauer unmög lich ist, wenn die Grundlagen für die innere Volks wohlfahrt fehlen. Und die fehlen, das kann nicht in Abrede gestellt werden, die Thatsachen sprechen doch etwas gar zu deutlich. Jtalicn's Vcrhältniß zum Dreibunde ist nicht anders geworden, es wird auch in einer absehbaren Zukunft nicht anders werden. Aber die Männer, welche heute an der Spitze Italiens stehen, sind kühler und berechnen der, als Die, welche in herzlicher Freundschaft für Deutschland den Friedensbund schlossen. Auch König Victor Emanuel ist kein König Humbert, er ist Italiener und nur Italiener. Man braucht darüber nicht zu er staunen, er ist unter ganz anderen Verhältnissen heran gewachsen, als sein Vater, solche Aenderungen im Charakter bringt jede Zeit-Periode mit sich. Wir treffen sie auch in anderen Ländern, als in Italien. Man hat dem jungen italienischen Monarchen einen rücksichtslos-energischen Willen nachgerühmt; verschiedene Maßnahmen zum Beginn seiner Regierung schienen diese Angabe bestätigen zu wollen. Aber als es sich darum handelte, eine Regierung zu bilden, welche endlich den berechtigten Forderungen der armen Volkskreise Aner kennung verschaffte, da fand der König nicht den festen Entschluß, Männer zu berufen, die sich auch vor einem Conflict mit der Parlaments-Mehrheit nicht scheuten. Tenn diese italienische Volksvertretungs-Mehrheit ist zu wirklichen Reformen unfähig, es fehlt ihr an der Haupt sache, am guten Willen. Mit dem Parlamentarismus ist in Italien nichts zu leisten, das haben die kläglichen Folgen der vorjährigen Königs-Tragödie deutlich er kennen lassen, und darum muß dieser Widerstand des Parlaments so oder so gebrochen werden. Ter italienische Staat ist nicht reich, die italienische Nation ist zum größten Theil arm. Aus Hunger und Elend entstehen nicht die wenigsten der berüchtigten Krawalle, und gerade in dem Jahre, welcher dem Tode König Humberts folgte, waren diese Hunger-Excesse außergewöhnlich zahlreich. Fast noch ärger, als in den Städten, ist das Elend in vielen Landdistricten, er wachsene Leute bieten sich zu Löhnen an, zu welchen bei uns kein Junge auch nur einen halben Tag thätig sein würde. An der Bahre König Humberts schwuren alle Politiker, nun ernstlich für gründliche Reformen sorgen zu wollen, um dem reißend zunehmenden Anarchismus die Rekruten zu entziehen. Geschehen ist so gut wie nichts. Ter Jammer in den armen Bevölkerungskreisen rührt, wie bekannt, aus der Mißwirthschaft in den Stadt- und Landgemeinden her. Alle wesentlichen Ausgaben der selben werden durch lokale Lebensmittel- und Wohnungs steuern gedeckt, die den wohlhabenden Mann wenig be rühren, die unbemittelten Kreise aber auf daS Empfind lichste treffen, sobald die Preise der Lebensmittel an ziehen. Und dabei sind die Arbeitslöhne von den unsern himmelweit verschieden, sehr niedrige. Ein italienischer Maurer bekommt z. B. vielfach nur den dritten, selbst den vierten Theil des Lohnes, dei ein solcher Hand werker in Deutschland erhält. Von Fleisch und erst recht Butter ist bei den Leuten so gut wie keine Rede, was sie mit Oel zubereiten, hat keinen Saft und keine Kraft. Brod, Käse, Mehlgerichte müssen genügen. Und sie genügen auch. Aber selbst das zu bezahlen, reicht in den vielfach kinderreichen Familien das Geld nicht. Wenn die an und für sich excentrischen, heißblütigen Menschen auf die allertollsteu Gedanken kommen, so ist das zu bedauern, aber auch zu erklären. Ter jetzt „gegangen wordene" Finanzminister Wollen borg ist der erste italienische Minister gewesen, der das Uebel mit der Wurzel ausrotten, die so ungeheuer drückenden Gemeindelasten aufheben und eine gerechte Besteueuerung nach dem Vermögen einführen wollte. Tie Steuer-Hinterziehung von Seiten notorisch reicher und einflußreicher Leute sind in Italien unheimlich, ein Skandal sonder Gleichen. Alle bisher getroffenen Maß nahmen und Anordnungen haben diesen Unfug nicht auszurotten vermocht, diese Drückeberger haben auch die Wahlmache in den Händen und sie drohen mit dem Fallenlassen der bisherigen Volksvertreter, wenn solche Tinge Vorkommen. Diesem Widerstand der egoistischen Kliquen ist jetzt auch der Reformminister mit dem deutschen Namen zum Opfer gefallen, eine bcdauernswerthe Thatsache. Tenn damit ist der nothleidenden italienischen Bevölkerung wieder einmal bewiesen, daß sie auf gründliche Abhilfe immer noch nicht rechnen kann. Und die rastlose anar chistische Agitation feiert neue Triumphe. Armes Land, das seine Einheit so tapfer errang, das sich nun der Einheit nicht würdig zeigen kann! Politische Rundschau. Deutsches Reich. Ter Kaiser hat den Angehörigen der bei der Pulverexplosion am 13. Mai in Kalgan getödteten Chinakämpfer durch das preußische Kriegsministerium ein von ihm selbst entworfenes, künstlerisch hergestelltes Gedenkblatt übersenden lassen, welches die Photographie des Verunglückten enthält. Tas Blatt soll „als ehren des Andenken an den Verstorbenen" geltvn. Gemäß den Bestimmungen über die Beisetzung der Kaiserin Friedrich in Potsdam wird, sobald der Leichenzug durch das Friedrich Wilhelm-Portal hindurch in den Marly-Garten zum Mausoleum gelangt ist, der Sarg von dem Wagen abgehoben und von zwölf Unter offizieren der schwarzen Leibhusaren den Säulengang entlang, an dem segnenden Christus vorbei, bis zur Eingangsthür des Mausoleums getragen, von wo aus dann der Sarg von Kammcrherren bis zur Gruft über nommen werden wird. Tie Gruft selber ist wegen der Angrenzung des Mausoleums an den Marlysee auf Grundwasscr untersucht und trocken befunden worden. Hier wird Prediger Persius ein Gebet sprechen; dies ist der letzte feierliche Act der Beisetzung. Prediger Persius war seit 1872 bis zum Tode Kaiser Friedrichs der Hausgeistliche und der Religionslehrer sämmtlicher kronprinzlichen Kinder. Ter Trauerweg wird eine be sondere Ausschmückung nicht erhalten, da die hohen, alten Bäume wohl den eindrucksvollsten Trauerschmuck abgeben dürften. Prinz Heinrich wird nur der Trauerfeier in Pots dam beiwohnen, seine Gemahlin dagegen auch derjenigen in Kronberg. Ter Prinz führt sein Geschwader bis Wilhelmshaven, wo die Ankunft Sonntag Abend be ziehungsweise Montag früh erwartet wird. Graf Waldersee hat am Freitag Mittag vom Ham burger Dammthor-Bahnhof die Reise nach Homburg über Frankfurt a. M. angetreten. Auf dem Bahnhofe hatten sich hohe Militärs, der Senat und sonstige Würdenträger zur Verabschiedung eingefunden. Tem Grafen und der Gräfin wurden Blumensträuße über reicht. Auch in Altona, wohin sich der Feldmarschall am Freitag Vormittag begeben hatte, war der Empfang ein ebenso aufrichtiger wie glänzender. Ueber die dem Feldmarschall vom Kaiser verliehenen Auszeichnungen finden Wir in der „Kreuz-Ztg." folgende interessante Angaben: Tie Verleihung des Ordens pour 1e morste mit Eichenlaub an den Grafen Waldersee ist als eine besonders hohe Auszeichnung zu würdigen, da der Graf den Orden xour Io märite bisher noch nicht besessen hat, und dieser Orden sonst zunächst ohne Eichenlaub, und das Eichenlaub dazu erst als neue, besondere Aus zeichnung verliehen zu werden Pflegt. Ebenso steht die Benennung eines preußischen Regiments nach einem General noch bei dessen Lebzeiten, abgesehen von regie renden Fürstlichkeiten, bis jetzt einzig da in der neueren preußischen Geschichte. Selbst die Regimenter Graf Moltke und Graf Blumenthal erhielten ihre Namen erst nach dem Ableben dieser Feldherren. Graf Walderfee war seit dem 12. September 1896 Chef des schleswig- fchen Feldartillerie-Regiments Nr. 9; es war ihm da mals aus Anlaß der Kaisermanöver in Schlesien ver liehen. Nunmehr trägt es auch für alle Zeiten seinen Namen. Außer dem Kaiser verliehen auch der Prinz regent von Bayern und der König von Sachsen dem Grafen Waldersee hohe Ordensauszeichnungen. In einem sehr gnädigen Telegramm theilte der Prinzregent Luitpold dem Feldmarschall mit, daß er ihm die Insig nien des St. Hubertus-Ordens verliehen habe, die dem Grafen im Hamburger Rathhause von dem bayrischen Specialgesandten Grafen Ortenberg überreicht wurden. Ter sächsische Militärbevollmächtigte Major Krug von Nidda überreichte im Auftrage des Königs Albert den Hausorden der Rautenkrone. Die Londoner Blätter widmen dem Grafen Waldersee zum weitaus größten Theile sehr sympathische Begrüßungsartikel, die nament lich die Verdienste feiern, die sich der Oberbefehlshaber in Tschili durch seine militärischen Organisationen und durch seinen großen diplomatischen Tact erworben habe. Unser Kaiser schreibt keine Geschichte der Er stürmung der Takuforts. Tie „Nordd. Allg. Ztg." schreibt nämlich: In der Presse ist eine Mittheilung des „Manchester Guardian" erörtert worden, wonach der Kaiser sich mit Abfassung einer Schrift über die Erstürmung der Takuforts beschäftige. Wir sind zu der Feststellung ermächtigt, daß diese Meldung des englischen Blattes nicht begründet ist. Wir haben die Angabe von vornherein für erfunden gehalten. Jemand, der nicht persönlich an dem Kampfe theilgenommen, hätte eine solche Geschichte doch nur auf Grund ganz ein gehender fachmännischer Berichte schreiben können. Bis zur Stunde liegen derartige Berichte aber noch gar nicht vor. Tie Bearbeitung der Chinakämpfe wird als bald ausgenommen werden, bis zu ihrer Beendigung wird jedoch Jahr und Tag vergehen. An den Ernst der Regierung zur Durchführung der dargelegten Zollentwürfe beginnen einige Organe des Bundes der Landwirthe gewichtige Zweifel zu fassen, da das officiöse Telegraphenbureau noch immer