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Nr. 85. — 4. Jahrgang. «Mer DoiMtrstag, 10. April 1884. und Kladtbole. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und »ie Borerte: Altchemih, Mendels, Berndderf, Bema, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schöna». AbomiemerrtSbestellrmgeri, vierteljährl. 125 Pf. (Zutr. 40 Pf.), monatl. 42 Pf. (Zutr. 15 Pf.), nehmen an die Verlagsexpedition u. Ausgabestellen in Chemnitz u. obigen Vororten. Außerhalb dieser Orte kann der An- zeig« nur b. d. Postanstalten — Postztgs-Liste 7. Nachtrag Nr. 1059 —(vierteljährl. 150 Pf.) bestellt werden. Jnfertlon-preiSr di« schmal« (Ispaltig«) KorpuSzeile od« der« Raum 15 Pfennig«. — — Unter Eingesandt pro Zeile 30 Pfennige. — Auf große Annoncen und Wied«rholu«ge» Rabatt. — Lnnoucru-Annahme für di« nächste Numm« bi- Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: Wl-xander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kasino). Im Handelsregister für den Stadtbezirk deS Unterzeichneten Amtsgerichts wnrde heute au, Folium 10 verlautbart, daß die Kaufleute Herr Friedrich Ferdinand Richard Heymann und Herr Theodor Eugen Heymann in Chemnitz in die Firma G. F. Heymann daselbst als Mitinhaber «ingetreten sind, und daß sich demzufolge die denselben bisher ertheilte Prokura erledigt hat. Chemnitz, am S. April l884. Königliches Amtsgericht, Abtheilung S. Rohr. Tr. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2073 verlautbart, daß Herr Carl Otto Ulbricht aus der Firma Gebrüder Ulbricht in, Chemnitz als Mitinhaber infolge Ablebens ausgeschieden ist- Chemnitz, am b. April 1884. Königliches Amtsgericht, Abtheilung S. Rohr. Tr. Im Handelsregister für den Stadtbezirk deS Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 302 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Friedrich Wilhelm Kircheisen in Chemnitz aus der Firma Friedrich Kircheisen daselbst alS Mitinhaber ausgeschieden ist- Chemnitz, den 5. April 1884. Königliches Amtsgericht, Abth. S. Rohr. Tr. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wnrde beute aus Folium 2634 die am l. April 1884 errichtete Firma Sacher u. v. Einsiedel in Chemnitz und als deren Inhaber die Kanfleute Herr Friedrich Max Sacher und Herr Heinrich von Einsiedel daselbst, Besitzer einer Sprit- und Ziegelfabrik, eingetragen. Chemnitz, am 5. April 1884. Königliches-Amtsgericht, Abtheilung S. Nohr. Tr. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2635 die Firma F. Klippgen vormals Hugo Schmidt m Chemnitz und als deren Inhaber der Apotheker Herr Franz Eduard Klippgen daselbst, Besitz« einer Mineralwassersabrik, eingetragen. Chemnitz, am 5. April 1884. Königliches Amtsgericht, Abtheilung S. > > Nohr. Tr. den 5. Mai 1884, Vormittag- 11 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 7. April 1884. Pötzsch, Gerichtsschreiber »es Königlichen Amtsgericht». Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen deS Kaufmann» Friedrich Albin Bogenhardt in Chemnitz, Inhaber- der Firma E. C. Acary, ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalter-, zur Erhebung von Einwen dungen gegen da- Schlußverzeichnib der bei der Vertheilung zu berücksichti genden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Bermögensstücke der Schlußtermin auf dm 6. Mat 1884 Vormittag» 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 7. April 1884. Pötzsch, SerichtSschreiber de- Königlichen Amtsgericht». Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 2636 die Firma Almar Martin in Chemnitz und als deren Inhaber »er Kaufmann Herr Almar Oswald Constantia Martin daselbst, Besitzer eines Garnhandels-, Agentur- und Kommissionsgeschäfts, eingetragen. Chemnitz, am 5. April 1884. Königliches Amtsgericht, Abtheilung 8. Nohr. Tr. Konkursverfahren. I» dem Konkursverfahren über das Vermögen des Handelsmanns Ernst Ferdinand Kühn in Chemnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Ver walters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichnib der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Bermögensstücke der Schlußtermin aus den 5. Mai 1884, Vormittags 16 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 7. April 188 t. Pötzsch, Gerichtsschreiber deslKSnigllchen Amtsgerichts. Aufforderung. Die Dienstmagd Rosa Amalie LeiSner oder LeichSner aus Llterlein hat sich über eine gegen sie vorliegende Anzeige zu verantworten und wird hier mit aufgefordert, ihren dermaligen Aufenthaltsort, der bisher nicht zn er mitteln gewesen ist, hier anzuzeigen: all« Polizeibehörden ersucht man, di« Genannte im BetretungSsalle hierauf aufmerksam zu machen. Chemnitz, den 4. April 1884. Königliche Staatsanwaltschaft. Schwabe. K. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen deS Färbereipachters Emil Lorey in Kappel ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichnib der bei der Ber- theilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Bermögensstücke »er Schlußtermin auf Erledigt hat sich die am 28. Dezember 1882 an den Kellner Heinrich Andreas Martin Ballerstädt aus Grimmem erlassene Vorladung. Chemnitz, 7. April 1884. Der Königliche Amtsanwalt. I. A-; Arnold, Res. TageSchronik. 1«. April. 1583. Hugo GrotiuS geb. 1741. Schlacht bei Molwitz. 1809. Sieg der Tyroler über die Baiern. 1813. Berger und Finkh von den Franzosen in Bremen erschossen. 1864. Erzherzog Max nimmt die mexikanische Krone an. Telegramme des Chemnitzer Anzeiger». Vom 8. April. ^ Lübeck. Nach einer Bekanntmachung des Senats wird, um der Trauer über den Heimgang Emanuel Geibel'S, des Ehrenbürgers der Stadt Lübeck, einen würdigen Ausdruck zu verleihen, das Be gräbniß deS Dahingeschiedenen mit einer öffentlichen Feier begangen werden, die Sonnabend 9 Uhr Morgens in der Marienkirche statt findet. Vereine und Körperschaften werden zur Betheiligung aufge- sordert. Der Bürgerausschuß hielt gestern eine besondere Sitzung in dieser Angelegenheit. Wien. Im Ministerium deS Innern finden heute Konferenzen, mit den Delegirten der ungarischen Regierung über die Viehmarkt frage statt. Graf Taaffe erklärte heute gegenüber dem Bizebürger- mrister Prix, seine Intentionen gingen dahin, daß weder die Appro- visionirung Wiens gefährdet, noch der Markt von Wien weggebracht werde. Der Statthalter v. Pötzing« äußerte sich damit übereinstim mend und sagte ausdrücklich, sein vielerwähnter Erlaß sei ergangen, um den Wiener Markt zu sichern. London. Von dem unweit Halifax untergegangenen Dampfer „Daniel Steinmann" wurden bisher 11 Leichen, darunter eine Frau, ans Land geschwemmt. Alle Leichen waren furchtbar verstümmelt. Bei einem Leichnam wurde ein auf den Namen „August Richter- Düsseldorf" lautendes Billet gefunden. Das Wrack befindet sich noch an derselben Stelle. Der Menschenverlust ist so bedeutend, weil in Sambro kein Rettungsboot war. — Aus Ottoawa wird gemeldet: Die offizielle Untersuchung hinsichtlich des Schiffbruchs des Dampfer- „Daniel Steinmann" ist angeordnet. London. Der „Times" wird au- Haiphong gemeldet, daß der Versuch der Franzosen, den Chinesen den Rückzug von Bacninh abzuschneiden, vollständig mißlungen sei. Der Korrespondent tadelt den Befehlshaber der französischen Flotille. London. AuS Kairo wird dem „Standard" gemeldet, daß die Telegraphenlinie zwischen Assuan und Berber wieder hergestellt ist, allein von Gordon sind leine Nachrichten eingetroffen. Kapitän Kitchener wird mit Hilfe freundlich gesinnter Stämme versuchen, nach Khartum vorzudringen. Petersburg. Unter den Offizieren, welche den Ergänzungs kursus in der Generalstabsakademie absolvirt haben, befanden sich ein Leutnant der bulgarischen Armee und drei Leutnant- der ostrumelischen Miliz. Dieselben wurden jüngst dem Kaiser vorgestellt. Neapel. Zu einem am 1., 3. und 4. Mai in Pompeji statt findenden Feste, bei welchem Szenen aus dem altrömischen Leben zur Darstellung gebracht werden sollen und dessen Ertrag für die Opfer des Erdbebens von JSchia bestimmt ist, werden umfassende Vorbe reitungen getroffen. Alle italienischen Eisenbahnen bewilligen Fahr preis-Ermäßigungen. Berlin, 9. April, Mittags. Aus Halifax wird unterm 8. April gemeldet, daß die osfizielle Untersuchung betreffs deS Unter ganges deS Dampfers „Daniel Steinmann" eingeleitet worden sei. Die Taucher hätten keinen Leichnam gesehen, man nehme an, daß die Leichen durch submarine Strömungen in'S Meer hinausgeführt worden. Ein Theil der Ladung ist gerettet. Betrachtung-»» übe- die Nsrstaatlichimg des Versicherungswesens. Die Lebens-VersicherungS-Bank „Teutonia" zu Leipzig spricht sich i» ihren monatlichen Mittheilungen an ihre Agenten Über da» obige Kapitel in folgender bemerkenswerth« Weise aus. „Die Staatsgewalt hat sicherlich den naturgemäßen Beruf, von sich aus auf wirthschastlichem Gebiete Leistungen darzubieten, aber diese Leistungen dürfen nur solche sein, welche 1. die Privaten nicht beschaffen können, 2. nicht beschaffen wollen, 3. nicht beschaffen sollen, weil nämlich die nothwendigen Vor aussetzungen für die Erfolge der Privatindustrie theil« fehlen, theil» unzulässig seien. Wir ^««kten schon früher», daß ssip da» Versicherungswesen der hier unter 1 und 2 erwähnte Fall nicht in"De!raM Ml iE," denn sowohl das „Können", wie das „Wollen" sei vorhanden; es frage sich deshalb nur, ob die nothwendigen Voraussetzungen für di« Erfolge der Privatindustrie auf diesem Gebiete fehlen oder ob die Thätigkeit der Privatindustrie aus anderen Gründen als unzulässig bezeichnet werden müsse. E« liegt auf der Hand, daß, wenn wir diese letzte Frage beant- Worten wollen, wir von den Angriffen, die das private Versicherung-- wesen erfahren hat, Kenntniß nehmen müssen; wir müssen diese An- griffeLprüfen, nicht vornehm an ihnen vorübergehen, wir müssen sehend welche Gründe für die Hinüberlührung des Versicherungswesens in die öffentliche Verwaltung sprechen sollen. Zunächst also gilt es den Gegner auszusuchen. Der eifrigste Verfechter der Verstaatlichungspläne ist, wie unseren Lesern bekannt sein wird, der Professor Adolf Wagner in Berlin. In der von ihm verfaßten Schrift: Der Staat und das Versicherungswesen (1881) finden wir alle die Gründe, die für die Monopolisirung der Assekuranz sprechen sollen, am besten und am ausführlichsten dargelegt. Die übrigen Verfechter der Verstaatlichungsidee wiederholen nur immer, bald mit denselben, bald mit ähnlichen Worten, die gleichen An schauungen die er entwickelt, so daß es vollauf genügt, sich mit Wagner allein zu beschäftigen. Die Hauptargumente, welche ^er gegen di« Privatversicherungsindustrie in's Feld führt, sind folgende vier: 1) Die Wirthschajten, welche in der pnvatwirlhfchaftlichen Orga nisation die Versicherung als Versicherer leiteten, jene „künstlichen Bildungen des Rechts", die Aktiengesellschaften und Gegenseitigkeits- Anstalten, führten unter dem Walten der „deSorganisirenden freien Konkurrenz unvermeidlich zu einer ungeheueren Vergeudung von Arbeitskräften und Kapitalien für die ganze Volkswirthschaft.* Das Prinzip der Konmrrenz und die ganze innere Einrichtung, die ganze Betriebsart einer solchen PrivalversicherungS-Anstalt hätten zwar manche zweckmäßige Gestaltungen, energische Leistungen, Ausnutzung der Arbeitskräfte re. im Gefolge gehabt, aber es fehle an jener plan mäßig geregelten, einheitlich geleiteten, zweckmäßig zentralisirten wirihschaftlichen Thätigkeit. Das volkSwirthschaftliche und sozial- politische Interesse erheische eine „bessere Organisationsform", dies« bessere Organisationsform, aber sei nur zu finden in der öffentlichen, in der Staats-Anstalt. Wir wollen, bevor wir die anderen Gründe Vorbringen, welche die Nothwendigkeit der Verstaatlichung weiter darthun sollen, zunächst einmal dieses Argument etwas näher beleuchten, Also: die zum Theil glänzenden Leistungen der Privatindustrie auf dem Versicherungs gebiete sollen nicht in Abrede gestellt werden, aber es haben sich sehr beträchtliche Uebelstände herausgestellt, so insonderheit eine ungeheure Vergeudung von Arbeitskräften und Kapitalien. Wir tragen kein Bedenken, den Vertheidigern der Verstaatlich- ungsidee in gewisser Beziehung hier zuzustimmen. Wir verkennen keinen Augenblick den großen Segen, den die moderne, wirthschaft- liche Gesetzgebung im Gefolge gehabt hat, durch sie ist jene Betrieb samkeit und Schaffenslust hervorgerusen, der wir in erster Linie die großartigen Errungenschaften der Neuzeit aus volkswirthschaftlichem Gebiete verdanken; aber neben jenem günstigen Einfluß auf Volks- wirthschaft und Kultur haben sich unverkennbar auch mannigfache üble Folgen geltend gemacht, üble Folgen für die Sitte und Eharakterlüchtigkeit, für da» politische Leben, da» wirthschaftliche Wohl unserer ganzen Nation. Das rast- und ruhelose Treiben hat Handel und Gewerbe nach den verschiedensten Richtungen hin ge fördert, aber die nicht minder erforderliche Festigkeit und Stabilität i», Handeln ist vielfach in diesem wilden Konkurrenzkämpfe zu Grunde egangen, so daß neben den hellleuchtenden Lichtseiten de» Wirth- aftS- und Kulturlebens auch dunkle Schattenseiten zu verzeichnen find. Und das gilt mehr oder minder auch auf dem Gebiete de» Versicherungswesen». Auch hi« hat die freiere ungebundene wirih- fchastliche Arbeit Erfolge auszuwrisrn, welche klar und deutlich das emsige, segensreiche Schaffen privatwirthschastlich« Thätigkeit doku- mentiren. Das Versicherungswesen hat immer mehr und mehr sich Bahn gebrochen, hat einen immer reicheren und mannigfaltigeren Inhalt angenommen, hat von Jahr zu Jahr stets größere Erfolge jstW > "Ms", Ruhelosigkeit ,, hat auch hi« at sich' auch naturgemäß 'auf uns« unsoliden Bestrebungen Raum gqzeben, auch hier ungesunde Frücht« gezeitigt. Wir legen Gewicht darauf, daß man die hier vorhandenen Män gel und Uebelstände anerkennt. Wir sollen und dürfen nicht blind gegenüber unseren eigenen Fehlem sein, wenn wir. auch glauben, daß sie bei weitem nicht so schlimm sind, als sie die Anhänger der Ver staatlichung hinzustellen geneigt sind. Aber um Alles in der Welt: ist das ein Grund, um das Versicherungswesen der Privatindustrie zu entziehen? Sind das in der That inhärente, mit dem Privat versicherungswesen nothwendig verbundene Mängel? Ist es nicht vielmehr die Pflicht de» Staate», uns endlich di« feit üb« einem Jahrzehnt geforderte Gesetzgebung zu geben» durch welche doch sicherlich viele der vorhandenen Uebelstände gehoben werden können? Wird denn in der That eine solche Unmasse von Kraft und Geld nutzlos verschwendet, ohne daß sie wirthschastlich wirken? Gewiß werden alle unsere Vertreter, ja alle Agenten aller Anstalten ver schiedentlich nutzlos gearbeitet haben, eS werden Ausgaben von ihnen gemacht sein, die sich nicht rentirt haben, — aber in welchem wirth- schaftlichen Betriebe ist diese« anders? Und nun heißt es, der Staet werde bessere Leistungen und mindere Kosten aufzuweisen haben I Wir wollen hier keine eingehende Betrachtung über die Thätigkeit in den VerwaltungSbüreaus de- Staates anstellen. Sicherlich können wir aus vielen, ja auf sehr vie len Gebieten nur mit Dank auf die Leistungen unserer Staatsbeamten blicken und wir unterschreiben gern da» Lob und die Anerkennung, die in der zitirten Schrift von Wagner ihnen zu Theil wird. Wir zweifeln auch nicht, daß der Staatsdienst nach den verschiedensten Richtungen hin weiterer Entwickelung fähig ist; indeß, angenommen auch, daß die Organe de» Staate» dies und jenes Geschäft vollkom mener erledigen werden, als es in der Hand der Privatuntemehmuugen erledigt werden wird, — ist das immer schon Grund genug, um da» fragliche Geschäft für jene Organe zu vindiziren? Mit Recht bemerkt Emminghaus in seiner Polemik gegen Wagner, indem er diese Frage auswirft: „Wenn wirklich bewiesen werden könnte, daß Bier, welches in Staatsbrauereien gebraut. Spiritus, der in Staatsbrennereien gebrannt, Zucker, der in Staatssiedereien bereitet, mindestens so gut und so billig geliefert werden könnte, als dieselben Artikel, wenn sie privatwirthschastlich produzirt werden, — möchten wir um deswillen es wagen, diese Produktionszweig« dem Staate zu überweisen?" Bi« vor ganz Kurzem waren all« Staatsrechtslehrer und Nationalökonome» einig in der Ansicht, daß Staatsgewerbe, mögen sie nun mehr oder minder monopolweise betrieben werden, ungerecht und verderblich seien, da die Regierung die Gewerbthäiigkeit der Bürger zu beschirmen, nicht aber sie zu beschränken habe. Mit der StaatSthätigkeit sind in der That inhärente Mängel verknüpft, die unseres Dafürhalten» weit schwerer wiegen, als jene Uebelstände, die mit der Privatindustrie heute verbunden sein mögen, — aber zu beseitigen find. Politische Rundschau. Deutsche- Reich. Der Kaiser wird durch sein Unwohlsein noch immer genöthigt, täglich einig« Stunden im Bett zu verbringen. Trotzdem nimmt er nach wie vor, wenn auch in etwa» beschränkterem Umfange, an den RegierungSgeschäften Theil. Am Sonntag empfing er u. Ä. den Chef de» givilkabinet» zu einem kurzen Bortrage. — Auf di« dem Kaiser von den Arltesten der Berliner Kaufmannschaft anläßlich seine» Geburtstage» zugegangene Glückwunschadreffe ist den«