Volltext Seite (XML)
innerhalb Lobsdorfer Flur für sämmtlichen Fährverkehr gesperrt. Letzterer wird für diese Zeit über Niederlung witz und Kuhschnappel verwiesen. — In Penig wird am 23. August ein Schulfest abgehalten werden. — Am Mittwoch Abend stieg die dreijährige Tochter deS Hausmanns Bischof in Colditz in der vormals Berger'schen Trikotagenfabrik von einem Fenster der ersten Etage auf das Dach des daranstoßenden Kessel hauses, hat hierbei das Oberlichtfenster betreten, welches durchbrach, und ist sechs Meter tief in das Kesselhaus gestürzt, wobei es auf die Kesselmauer aufschlug. Die hierbei erlittenen schweren Verletzungen führten nach einigen Stunden den Tod der Verunglückten herbei. Aus dem Sachsenlande. — Der König und die Königin von Sachsen siedelten am Sonntag Nachmittag wegen Hochwasser-Gefahr von Schloß Pillnitz in das Dresdener Residenz-Schloß über. — Auf dem nächsten Landtage sollen dem Vernehmen nach die Eisenbahnprojecte des Vogtlandes seitens der Regierung eine weitgehende Unterstützung finden, indem die berechtigten Forderungen des Vogtlandes, welches seit 20 Jahren nicht mehr als zwei Bahnen erhalten hat, einer wohlwollenden Aufnahme begegnen werden. — Ein entsetzliches Unglück ereignete sich am 30. Juli in der Jägerkaserne zu Dresden. Es war Gewehr revision angesetzt. Durch einen noch nicht aufgeklärten Umstand entlud sich hierbei ein Gewehr, in dem un begreiflicher Weise eine Patrone stecken geblieben war. Dieselbe tödtete einen Jäger und verletzte im weiteren Laufe den dienstthuenden Feldwebel, um dann auch noch die Thür zu durchschlagen. Der in der Kaserne an wesende Commandeur ließ sofort nach dem Vorgefallenen das ganze Bataillon aus dem Kasernenhof antreten. —Dieser Tage weilte Herr Baurath Thiem aus Leipzig in Meerane und nahm mit Herrn Bürgermei ster Or. Ebeling und mehreren Mitgliedern des Wasser- bauausschufses eine Besichtigung des neuen Wasserge bietes aus Neukirchener Flur vor. Nach dieser Besichti gung hat der Herr Baurath das betreffende Gebiet zur Vornahme von Bohrversuchen empfohlen. Sobald das von Herrn Thiem in Aussicht gestellte Gutachten einge- gangen ist, wird mit den Versuchsbohrarbeiten dortselbst begonnen werden. — In der Zeit vom 7. bis 13. September werden in Crimmitschau verquartiert werden: 51 Offiziere, 1160 Unterossiziere und Mannschaften, 63 Pferde; in der Zeit vom 17. September bis 18. September früh: 28 Offiziere, 545 Unteroffiziere und Mannschaften, 49 Pferde; in der Zeit vom 18. September mittags bis 20. September früh: 86 Offiziere, 2007 Unteroffiziere und Mannschaften, 105 Pferde. — Die Bürgermcisterstelle in FalktUstein ist gegen wärtig zur Ausschreibung gekommen. Das Ansangsge halt beträgt 5000 Mk., bei einer event. Wiederwahl, mit welcher die Anstellung auf Lebenszeit verbunden ist, wird eine Gehaltszulage von 500 Mk. gewährt. Be werbungen sind bis zum 15. August cr. bei dem Stadt- rath daselbst einzureichen. '' — In Groh-Tettau ist in Folge,«iner Erdsenkung, veranlaßt durch anhaltenden Regey,-cher im Bau befind liche Kirchthurm sammt dem Gerüste unter donnerähn lichem Getöse eingestürzt. — In Crostau bei Schirgiswalde nimmt man gegen wärtig Ausgrabungen nach einem Schlöffe vor, das in alten Zeiten dort gestanden haben soll. Bis jetzt hat man aber nur ein zerbrochenes Schwert gesunden. Ver- muthlich handelt es sich um die unter dem Namen die Korse oder Korste bekannte Burg, die am 7. November 1352 von den Zittauern im Verein mit den Einwohnern anderer sechs Städte als Raubschloß erstürmt und zer stört ward. — In der Nacht zum Sonnabend wurde auf dem Haltepunkt Oberholz bei Liebertwolkwitz die Fahrkarten. Verkäuferin und Schlagzieherin Göpfert am dortigen Uebergang von dem abends '/<11 Uhr von Geithain nach Leipzig verkehrenden Güterzug überfahren und ge- äödtet. . . . — Der Besitzer des Rittergutes Kreipitzsch und der Rudelsburg, Hauptmann v. Schönberg in Naumburg, ist am 27. Juli nachts im 75. Lebensjahre nach kurzem Krankenlager sanft entschlafen. Seinem Entgegenkommen ist hauptsächlich das Zustandekommen der drei vater ländischen Denkmäler aus der Rudelsburg und die Aus gestaltung der Ruine, deren täglicher Gast er war, mit zu danken. — Auf dem Schützensestplatz in Meiningen sind am Montag Abend drei Schaubuden abgebrannt; bei den Löscharbeiten wurde ein junger Mann erheblich ver letzt. Unwetter-Nachrichten. Ueber die verheerenden Unwetter, die in den letzten Tagen in Sachsen, Preußisch-Schlesim und in den nörd lichen Gebieten Oesterreichs schwere Verwüstungen ange richtet haben, liegen heute noch die folgenden Einzelhei ten vor: Dresden, 31. Juli. Ueber den durch den noch immer anhaltenden Regen und noch durch Hochwasser verursachten Schaden kommen schlimme Nachrichten aus allen Landestheilen, besonders aus dem oberen Elbthal und der Lausitz. Der Elbstrom ist in raschem Wachsen >egriffen. Auf vierzehn Eisenbahnstrecken ist der Verkehr wegen Hochwassers eingestellt. Hier ist ein Zug, glück licherweise ohne daß Personen verletzt wurden, entgleist. Ein Commando Pioniere ging nach Königstein, wo Häuser einzustürzen drohen. 450 Grenadiere wurden mittels Sonderzuges nach Pirna befördert, um in den über- chwemmten Gebieten Räumungsarbeiten vorzunehmen. Der Schaden ist allgemein groß, die Ernte vernichtet, mehrere Brücken, sowie Häuser stürzten ein. In Deuben wurden bei dem Einstürze eines Hauses eine Frau und ein Kind erschlagen. Die Königl. Wafferbau-Direction meldet: Nach Voraussache wird die Elbe in Dresden Montag früh mit 380 Cmtr. über Null ihren Höchststand erreichen. Von feiten der Amtshauptmannschast Dresden- lltstadt sind bereits 9 Personen todt aufgehoben worden, die dem Hochwasser zum Opfer gefallen sind. Siemendorf im Lößnitzthal. Von der Pflug'schen Spinnerei sind 12 männliche und weibliche Arbeiter beim Ueberfahren einer Brücke mit Wagen und Pferden von den Fluthen sortgerissen und sämmtliche ertrunken. Pirna, 31. Juli. Kaum zu beschreiben ist die Noth age, in die unsere Stadt durch die Gottleuba heimge- ücht worden war. In den Fluren bei Peterswalde war ein Wolkenbruch gefallen und hat den Bach zu einem reißenden Strome gemacht, der auf seinem Laufe bis zur Mündung bei Pirna unendlichen Schaden verursacht hat. Schwer betroffen sind besonders die Ortschaften Gott leuba und Berggießhübel. In außerordentlich schwerer Weise ist die Stadt Königstein und das gesammte Biela- thal betroffen worden. An den Mühlen in diesem Thale ;aben die Wassermaffen unabsehbaren Schaden angerichtet. In Neustadt i. S. erreichte das Hochwasser eine fürchter liche Höhe, so daß nur mit größter Gefahr mehrere Menschen gerettet werden konnten. Sebnitz mit seiner Umgebung bis weit nach Böhmen hinein wurde in ärgster Weise vom Wasser heimgesucht. Auf der Bahn von Sebnitz nach Schandau mußte der Verkehr eingestellt werden, da, unmittelbar nachdem ein Zug passirt war, bei Kohlmühle eine Brücke zerstört wurde. In Sebnitz stand das Wasser auf dem Markte einen Meter hoch; viele Brücken sind zerstört, die Jutespinnerei hat schweren Schaden erlitten. Die elektrische Maschine in dieser Fabrik explodirte. In Plauen b. Dr. steigen von Stunde zu Stunde die entfesselten Fluthen der Weißeritz, der Ort steht schon bis zur hochgelegenen Wasscrgafse unter Wasser. Die neuangelegten Brücken bei Reißewitz ver mögen das Element nicht mehr aufzunehmen und werden seit nachmittags schon ellenhoch überfluthet. Zertrümmerte Brückentheile und entwurzelte Baumstämme bedrohen die anliegenden Häuser, welche geräumt werden mußten. Gegen Abend stand eine große Menschenmenge auf der Reisewitzer Brücke. Plötzlich bildete sich in Folge von Unterwaschungen im Erdboden ein Loch, mehrere Meter im Umfange. Die Menge mußte flüchten, leider ist aber ein etwa 10jähriger Knabe in dem Loch versunken und ertrunken. Aue, 31. Juli. Das Schwarzwaffer und die Mulde überschwemmten den unteren Theil unserer Stadt, sodaß zur Bergung der Sachen die Feuerwehr gerufen werden mußte. Das Wasser stieg so hoch, daß der Tunnelzu gang zum Bahnhof gesperrt und der gesammte Personen verkehr nach dem Bahnhof über die Gleise geleitet wer den mußte. Die Züge verkehrten mit großer Verspätung, zwischen Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt mußte der Zugsverkehr überhaupt eingestellt werden. Zwickau, 31. Juli. Der Forseschacht und der Herschelschacht sind ersoffen. Der Bockwaer Wafferhal- tungsbetrieb ist eingestellt, daher eine Betriebsruhe aller Bockwaer Kohlenwerke wahrscheinlich. Die Mulde ist zu rückgetreten. Zwickau, 2. August. Zwischen Rothenbach und Mosel steht das Wasser bis an den Bahndamm heran. Crossen mit den Fabriken steht vollständig unter Wasser. 1 Wagen, 1 Hundehütte und darauf ein Hund, sowie gegen 100 Schock Korn sind unterhalb Crossen mit fortgeschwommen. Bei Wulm hat das Wasser bald den neuen Damm überfluthet. Viele Leute mußten in den genannten Ortschaften die Wohnungen räumen. Das Wasser der Mulde ist gestern im Lause des Tages wieder bedeutend gefallen. Nachdem infolge des gestern Nachmittag niedergegangenen Regengusses abends gegen 11 Uhr der Wafferstand sich wieder hob, zeigte der Pegel an der Bierbrücke heute früh noch 2,40 Meter. Glauchau, 31. Juli. Die Umgegend sowohl nach Schindmaas wie nach Jerisau, so berichtet das „Gl. T.", gleicht einem See. Brausend schaffen die Wässer durch die beiden hiesigen eisernen Brücken, nur wenige Zoll noch, und sie überflutheten deren Fahrdamm; ganz be sonders arg haben die gurgelnden Fluten aber an der Flußbett-Ueberbrückung am Waisenhaus gewüthet, wo die Uferböschung ausgewaschen wurde und bei noch höherem Steigen sicherlich auch die Ueberbrückung selbst gefährdet worden wäre. Auf der Färber- und Breitestraße, der Dorotheen- und oberen Marienstraße u. s. w. stand das Wasser '/« — '/4 m tief, und nur dem hochgelegenen, aber doch ätt verschiedenen Stellen auch bereits über« chwemmten Lindenstraßendamm ist eS zu danken, daß die Wafsersgefahr auf dem Wehrdigt nicht größer wurde. Auf der oberen Muldenstraße, der Leopoldstraße u. a. mußte der Verkehr durch unsre wackeren Pontoniere mittels Kahnes aufrecht erhalten werden. Ebenso war die Angerstraße, die Waisenhausstraße, die Wiesen jen- eits des Waisenhauses, die Auestraße bis '/s m tief, ja an einzelnen Stellen noch mehr, überfluthet. BäßlerS Fabrik stand rings im Wasser, das von da aus die Waldenburgerstraße resp. nach dem Rucksschen Grund» tück hereinströmte. Verschiedenfach mußte in hiesigen Etablissements die Arbeit eingestellt werden, so vor allem in der Bäßlerschen Fabrik, bei Schumann L Heidner, in der Rucksschen Eisengießerei, wo das Wasser aus dem Muldenbett direct in die Arbeitsräume schoß, in der Fäberei Lorentz L Ramminger Nachf. und in andren der Mulde nahe gelegenen Geschäften. In der Kammgarn pinnerei Pfefferkorn L Co. mußten schon heute früh in zeitigster Morgenstunde Waaren aus den Souterrain räumen geborgen werden, und das Gleiche war in vielen anderen Fällen nothwendig. Penig, 31. Juli. Die gewaltigen Regenmengen haben, wie zu erwarten war, Hochwasser gebracht. Nachmittag- zeigte der Muldenspiegel 3,50 w, doch stieg das Wasser noch bis über 4 w. Die Fluthen bringen fortwährend Garben mit, die von den Feldern oberhalb Penigs fort gespült worden sind. Das im vorigen Jahre neu er baute Wehr der hiesigen Patentpapierfabrik bewährt sich aufs Vortrefflichste. Die gewaltigen Wassermaffen schießen über dasselbe hinweg, da man es zur rechten Zeit noch umlegen konnte. Wenn das alte Wehr noch bestände, würde die Mulde aus ihren Ufern getreten sein. Die Papierfabrik läßt zum Schutze der an der Mulde ge legenen Häuser am Ufer Sandsäcke aushäufen. Einige Fabriken haben ihren Betrieb eingestellt. Hunderte von Menschen schauen stundenlang dem schaurig-schönen Schau spiel der Natur zu. 1. August. Heute Mittag war das Wasser am Spiegel auf 2,75 w gefallen. DaS weitere Fallen der Mulde ist telephonisch gemeldet worven. Döbeln, 31. Juli. Die Stadt bietet ein Bild schrecklichster Verwüstung, wie sie dieses Jahrhundert noch nicht gesehen. Die Mulde umschließt in zwei Armen die Stadt; diese ist vollständig überschwemmt und viele Häuser sind in Gefahr. Der Schaden ist ungeheuer. Die Mulde zeigt neues, starkes Steigen. Ueber Böhrigen ist eine Wasserhose niedergegangen. Aus Ratibor wird vier Meter Wafsersteigung und von den Nebenflüssen der Oder gewaltige Anschwellungen gemeldet. Man erwartet deshalb, daß die für die Schiff fahrt so verhängnißvollen Breslauer Sperrdrücken von morgen ab für Dampfer und auch für beladene Kähne unpassirbar sein werden. Aus Hirschberg wird berichtet, daß namentlich das Thal von einer furchtbaren Ueberschwem- mung heimgesucht worden ist. Die Thäler des Bober, deS Zacken und des SchwarzwafferS bilden unübersehbare Seen; die Häuser stehen vielfach bis an die Dächer unter Wasser, wohin sich viele Bewohner geflüchtet haben. Ein Com mando Pioniere ist zur Hilfeleistung eingetroffen. Das Waffer ist jetzt langsam im Fallen begriffen, der Regm hat ausgehört. Ein Jäger soll bei den Rettungsarbeiten ertrunken sein. Auch in Herischdorf ist eine Frau mit ihrem Kinde, das sie zu retten versuchte, in den Fluthen umgekommen; ebenso sind in Kunersdorf und Straubitz 2 Personen ertrunken. Bei Langenöls ist der Bahn damm theilweise gerutscht. Görlitz, 31. Juli. Das Hochwasser ist höher, als im Jahre 1880. In Ostritz wurde eine Brücke fortge- rifsen, auf der sich acht Kinder befanden, die sämmtlich ertrunken sind. Das Hochwasser hat auch große Störungen im Eisenbahnverkehr verursacht. Bunzlau: Hier ist rie siges Hochwasser eingetreten. Vom Bober wird ein Wafseranschwellen um 7 m gemeldet. Brücken, Häuser und Getreidemasfen werden mit fortgerissen. Alle Flüsse steigen rasch. Menschenleben sind gefährdet. Der Scha den ist unberechenbar. Görlitz, 1. August. Heute Nachmittag wurde in Folge von wolkenbruchartigen Regengüssen zwischen Fried land und Reichenberg in Böhmen neues Hochwasser signalisirt. Die Neisse stieg binnen wenigen Stunden um etwa z/4 Meter. Heute Abend 8 Uhr betrug der Wafferstand der Neisse 2,85 Meter. Gielsdorf, 31. Juli. Eine entsetzliche Katastrophe hat die Nordseite des Riesengebirges betroffen. Im Thal haben Ueberschwemmungen in den Gebirgsthälern arge Verwüstungen angerichtet. Die Bergwässer haben die Straßen und Ufermauern, sowie einzelne Häuser stark beschädigt, die meisten Brücken zerstört. Menschenleben sind nicht zu beklagen. Der Schaden ist unübersehbar. Sprottau: Hier ist so ernste Hochwassergefahr ein getreten, daß von der Garnison zahlreiche Mannschaften erbeten werden mußten, um die in den Boberniederungen noch stehende Heu- und Getreideernte zu bergen. Mühlen und andere Jndustriewerke haben schon den Betrieb ein gestellt. Im Stadttheil Mühlenwerder wurden Woh nungen zur ebenen Erde geräumt. Der Schaden an Feldfrüchten ist sehr groß. Wien 31. Juli. Die neuesten Meldungen bestätigen, daß weite Theile Oesterreichs von furchtbarem Hochwasser