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Anknüpfung eines neuen Handelsvertrages keine Lust verspüren, so würde man das in England mit Tapfer keit ertragen. Spanien. Von Cuba kommen fortgesetzt Trauerbotschaften, den spanischen Soldaten ist von den Insurgenten in jüngster Zeit übel mitgespielt worden. Damit man in Madrid nicht ganz verzweifelt, meldete General Wepler schleunigst, daß einige Angriffe der Aufständischen erfolg reich zurückgeschlagen wurden. Aber selbst aus diesem Siegestelegramm erhellt, daß die Aufständischen die An greifer, und die Spanier nur die Vertheidiger sind. Griechenland. Was die Frage der internationalen Controlle der griechischen Finanzen angeht, so haben nunmehr sämmtliche Botschafter die Zustimmung ihrer Regierungen zu dem Vorschläge Deutschlands erhalten, daß solche Controlle eingerichtet werde. Amerika. Der Deutsch-Amerikaner Karl Schurz ist thatsächlich zum Botschafter der Vereinigten Staaten in Petersburg ernannt worden. Trotz der Seitens Japans erhobenen Proteste beharrt man in Washington auf dem einmal gefaßten Plane, die Jnfel Hawai zu annectiren. Natürlich wird dann ein Conflict mit Japan nicht ausbleiben. Da gegen hat der Präsident der Vereinigten Staaten an scheinend nichts dagegen, wenn England die zu Hawai gehörige Insel Palmyra in seine Tasche steckt. Palmyra selbst ist übrigens wenig werth, die Insel ist ein ödes Felsenriff und gänzlich unbewohnt; ihre einzige Bedeu tung besteht in ihrem Guanoreichthum. Aus dem MuldeuLhale Maldeuburg, 2. August. Das Hochwasser der Mulde hatte am Sonnabend Mittag seinen höchsten Stand erreicht, er betrug ungefähr 10 em mehr als derjenige des Hochwassers vom Jahre 1881; dem Hoch wasser von 1858 gegenüber blieb er ca. 1 Meter zurück. Bis gestern Nachmittag fiel das Wasser fortgesetzt und an vielen Stellen war es bereits ins Muldenufer zurück gekehrt, als gegen 5 Uhr nachmittags wiederum ein wolkenbruchartiger Regen niederging. Am meisten scheint er auf der Schwabener Höhe und im Forst ausgetroffen zu sein, denn kurz darauf schwollen die Bäche vom Forst nach Kertzsch, im Börnigs-Grund und in Altwaldenburg zu reißenden Strömen an, das Wasser schoß in Straßen breite die Thäler herab. Am Rothenberg konnte die unter der Schloßberg-Straße durchführende Schleuse die Wassermaffe nicht fassen, sie staute sich und drang in die dort stehenden Häuser. Auch der Grünselder Bach schwoll in kurzer Zeit gewaltig an. Aus Zwickau traf gestern Abend telegraphisch die Nachricht ein, daß erneutes Hochwasser zu erwarten sei. Wie es hieß, war in Schnee berg ein Wolkenbruch niedergegangen. Heute Morgen war denn auch die Mulde wieder mehr als einen halben Meter gestiegen, das Wasser überschwemmte von neuem die ganze Aue. Die Straße in Remse war aber mals unpassirbar geworden. Vom Sonnabend tragen Feuilleton. Me Rache. Roman von Rudolf Menger. (Fortsetzung.) Sein Gesicht war etwas dunkler als sonst, seine kleinen Augen blitzten, wenn man will, etwas verdächtig, aber im Ganzen schien er so zurechnungsfähig, als ob er Fruchtwasser getrunken hätte. Jska blieb an der Thür stehen und machte einen koketten Knix. „Da bin ich", sagte sie mit verschämter Miene, „viel leicht ist's Unrecht . . ." „Immer näher, Matuschka", rief Peter Petrowitsch in rosigster Laune. „Du bist das niedlichste Mütterchen von Allen, die je einem armen Krieger sein einsames Feldleben versüßt haben. Ein Engel bist Du, ein leib haftiger, Jska, und die können thun was sie wollen, sie werden niemals Unrecht thun." „Doch", entgegnete Jska, „doch sie können es. Meine Mutter sagt . . ." „Deine Mutter ist ein altes Weib", unterbrach er sie, „und Du bist ein junges, das ist der Unterschied. Vielleicht war sie auch 'mal ein blühendes Engelsbild, aber jetzt ist sie jedenfalls eine vertrocknete Hexe. Setz' Dich, Jska, und thu', als ob Du zu Hause wärest." Peter Petrowitsch schaute sie lüstern an und machte noch kleinere Augen, als er sie von Natur schon hatte, was für gewöhnlich kein Ausdruck des Unwillens ist, sondern vielmehr der einer stillen Beschaulichkeit, die man mit einem gewissen Wohlgefühl auf sich einwirken läßt. „Du hast einen Hals, wie ein Schwan", sagte er endlich. „Nur im Winter", entgegnete sie. „Im Sommer faßt ihn die Sonne, und wenn der Roggen gemäht ist, hat er die Farbe wie ein schönes Stoppelfeld. Ich will mich nicht bester machen, als ich bin, gnädiger Herr!" Sie ließ ihre Blicke durch's Zimmer schweifen, um sich wir heute noch nach, daß in Remse der von der Papier fabrik nach der Straße zu führende Steg vom Wasser fortgeristen wurde. In der Papierfabrik selbst trat das Master in die Parterreräume und machte die dortigen Maschinen betriebsunfähig. In einer Niederlage der Fabrik befand sich ein größeres Quantum ungelöschten Kalks, der durch das eindringende Master zum Löschen gebracht wurde, wodurch sich die Niederlage entzündete. In der hiesigen fürstlichen Mühle hat der Strom eine Menge Bretter und Stämme mitgenommen. Auf den Wiesen unterhalb der hiesigen Brücke lagerte gestern eine Menge angeschwemmtes Getreide. Die Pätzmann'sche Villa stand am Sonnabend und Sonntag völlig unter Master, 3 Spitzen waren gestern früh in Thätigkeit, um das Master aus den Kellerräumen zu pumpen. Heute dürfte es von neuem eingedrungen sein. Glücklicherweise ist heute ein Wetterwechsel eingetreten, der Wind hat sich nach Osten gedreht und ein heiterer Himmel erweckt die Hoffnung, daß wir doch noch ein gutes Erntewetter be kommen werden. *— Heute kurz vor 12 Uhr mittags wurde hier in der Kirchgaste ein 2jähriges Mädchen von einem Last geschirr umgeriffen. Das Kind wäre unfehlbar über fahren worden, wenn der Geschirrführer, durch das Ge schrei aufmerksam gemacht, nicht sofort angehalten hätte; infolge besten kam es mit einigen starken Quetschungen davon. Dem Geschirrführer ist kein Verschulden zuzu schreiben. *— Die Generaldirection der Königlich Sächs. Staats eisenbahnen hat vor einigen Tagen eine Verordnung er lösten, deren Folgen besonders vom reisenden Publikum wohlthätig empfunden werden dürften. Es ist schon oft von Seiten des Publikums wie auch von Seiten der Preste vielfach darüber Klage geführt worden, daß die Reisenden ost in unnöthiger Weise beim Besteigen der Züge vom Zugspersonale bald zu dem, bald zu jenem Wagen geschickt wurden. Wie unangenehm es ist, wenn im Augenblicke der Abfahrt der Mitfahrende erst nach dem Wagen hinter der Locomotive und dann vielleicht bis zum Schlußwagen gewiesen wird, kann nur Der jenige ermessen, dem es schon so ergangen ist. Die Generaldirection hat nun aus diesem Grunde eine Ver ordnung an ihr gesammtes Zugs- und Stationspersonal erlösten, in welcher demselben zur Pflicht gemacht wird, streng darüber zu wachen, daß ein unnöthiges Hin- und Herschicken der Reisenden am Zuge vermieden wird. * — Nach der seitherigen Flurausnahme wird die Eisenbahnlinie Altenburg-Narsdors folgende Richtung einschlagen: Von der Leipzig-Hofer Linie wird sich die Bahn zwischen derEisenbahnbrücke bei Münsa und dem Dorfe Kotteritz abzweigen, sich ungefähr gleichweit zwischen den Dörfern Nobitz, Nieder- und Oberleupten hinziehen, dann die Ortsfluren von Hauersdorf und Garbus durchschnei den und vor Ehrenhain die Waldenburger Chaussee über schreiten. Bei Ehrenhain wird jedenfalls eine Haltestelle angelegt. Von hier aus wendet sich die Bahn nach Nirkendorf zu und zieht sich dann südlich von Boderitz nahe an der Landesgrenze nach der sogenannten „Wüstung" hin, durchschneidet dann die Ortsflur von Wiesebach und keinen Vortheil entgehen zu lasten, der sich aus der Lage selbst für ihren Plan ergeben möchte. Auf dem braun gestrichenen Tisch brannte in einem verbogenen Zinn leuchter ein Talglicht, bei besten flackerndem Schein sie wahrnahm, daß sich außer der Thür, durch die sie ein getreten war, noch zwei andere im Zimmer befanden. Die eine führte jedenfalls zu der fensterlosen Kammer, die Stephans provisorisches Gefänaniß bildete, die andere vielleicht zu der Stube, die dem Burschen des Capitäns als Schlafstelle diente. Jetzt war derselbe wohl fortge schickt, um keinen störenden Zeugen abzugeben; auch die Fensterläden waren geschloffen, damit die Schildwache nicht den Beobachter spielen konnte. An den grauge strichenen Wänden hingen die Waffen und Uniform stücke, zwischen dem Tisch und dem Bett stand der Korb mit Ungarwein. „Woran denkst Du?" fragte Peter Petrowitsch. „An ein schönes Abendbrod", entgegnete Jska, „das ich hier zu finden hoffte. Von der Liebe, gnädiger Herr, wird kein Mensch satt, sagt meine Mutter." „Deine Mutter ist verrückt!" rief er lachend, „das hab' ich Dir schon einmal gesagt. Hättest in der Schenke essen sollen, mein Herzchen; was könnte ein armer Capitän Dir noch vorsetzen, Matuschka? Trinken sollst Du, mein Mütterchen, daß Du feurig wirst. Ich liebe eine etwas stürmische Leidenschaft, und ich glaube, mein Täubchen, Dich kann man drücken, wie man Lust hat und bricht Dich doch nicht entzwei. He?" Er kniff sie in die Backen und rief in Exstase: „Donnerwetter, ist das ein Mädchen! Ebenso gut könnte man in eine Kanonenkugel kneifen." Sie wies ihm lächelnd ihre zweiunddreißig gesunden und perlenweißen Zähne. „So leicht zwingt mich auch Keiner, aber Dir bin ich gut, gnädiger Herr, und was ich Dir zu Liebe thun kann, mag geschehen. Gieb mir zu trinken, wcnn's sein muß und wirklich nichts Anderes da ist. Aber das Feuer, das im Wein liegt, braucht die Jska nicht. In ihrer Seele ist Sonnenschein genug, wer's nur versteht, zieht sich dicht an diesem Orte vorbei nach der Wyhra zu, welche hier überbrückt wird. Von hier aus geht die Richtung nahe an den untersten Häusern von Frohns dorf vorüber und steigt dann nach der hinter dem so genannten Eulenberge gelegenen Höhe, auf welcher sie die Felder des Herrn Gasthofsbesitzers Petzold in Frohns dorf in der Längsrichtung nach Beiern hin durchschneidct. Von der Flurgrenzgemarkung zwischen Frohnsdorf und Beiern durchschneidet die Bahnlinie in östlicher Richtung den unteren hochgelegenen Theil der Ortsflur von Beiern, wendet sich dann nordöstlich, wo sie die Peniger Straße überschreitet. Zwischen dieser und dem Communications- wege Langenleuba-Niederhain-Beiern wird voraussichtlich dem nahe an dieser Bahnlinie gelegenen bedeutendsten Orte Langenleuba-Niederham und den südlich davon ge legenen Ortschaften durch Anlegen einer Haltestelle Rech nung getragen. Von hier aus geht die Richtung nach der unterhalb Beiern aufsteigenden Anhöhe und über diese hinweg nach dem Heidelberg und Steinbach hin. Bis hierher ist in diesen Tagen die Fluraufnahme vor geschritten. Dem Vernehmen nach wird die Bahnlinie nun die Ortsfluren von Steinbach, Obersteinbach und Wernsdorf durchschneiden und" sich in weiter Kurve nach der sogenannten Wiethenstraße und der hochgelegenen Haltestelle Langenleuba hinwenden, vor welcher die Ein mündung in die Strecke Penig-Narsdorf gedacht ist. *— Jetzt zur Himbeerzeit dürfte vielen Hausfrauen ein Rezept zur Bereitung von Himbeersaft willkommen sein, das der praktische Rathgeber im Obst- und Garten bau in seiner neuesten Nummer veröffentlicht: Die Him beeren werden gepflückt, einen Tag stehen gelaffen, aus gepreßt, ordentlich. Der Saft muß nun gut ausgären, der Raum, in dem der Saft steht, eine gleichmäßige Temperatur von 16—18 Gr. R. haben, die Gärung dauert fünf bis sechs Tage. Den richtigen Zeitpunkt zu er kennen, wo die stürmische Gärung vorbei und wo der Saft am klarsten, kommt erst durch die Uebung. ES wird nun vorsichtig die obere ausgestoßene Hefe abge nommen und der Saft von der unteren Hefe abgegofsen, sobald in dem sonst ganz klaren Saft etwas von der sehr leicht beweglichen unteren, aufsteigenden Hefe hinein kommt und denfelben trübt, muß derselbe filtrirt werven. Der so gewonnene klare Saft wird nun mit Zucker auf gekocht und zwar vom Kochen an etwa eine halbe Stunde tüchtig eingekocht. Der Zuckerzusatz darf nur aus aller bester, ungeblauter Raffinade bestehen und muß man während des Kochens gut abschäumen. Die Pharma kopoe giebt an, auf 1 Kilogramm vergorenen Saft 1,6 Kilogramm Zucker zu nehmen, ich finde dieses zu süß und nehme jetzt auf 1 Kilogramm nur noch 1,25 Kilo gramm Zucker. Nach Fertigkochen wird der Saft gleich heiß in gut gespülte und geschwefelte Flaschen gethan, verkorkt und versiegelt und hält sich so jahrelang. *— Die Durchschnittspreise betrugen im Hauptmarkt orte Glauchau im Monat Juni für 50 Kilo Hafer 7 Mk. 79 Pf., für 50 Kilo Heu 4 Mk. 20 Pf., für 50 Kilo Stroh 2 Mk. 63 Pf. *— Der Communicationsweg von Lobsdorf nach St. Egidien ist vom 2. bis 5. d. wegen Massenschüttung ihn vorzulocken." Sie sah ihn schelmisch an und nahm sein Glas, das natürlich von der Größe und Form war, wie sie sonst zum Bier- oder Wassertrinken üblich sind. Wie sollte der Capitän in diesem traurigen Dorfe auch zu einem richtigen Weinglas kommen? Im Uebrigen war ihm dieses Trinkgeschirr auch gerade recht, er brauchte wenigstens nicht so oft einzuschenken. Aber sie machte sich nur eben die Lippen naß und reichte ihm dann das Glas hin. „Wenn's gefällig ist, Euer Gnaden, und der Wein noch schmeckt, nachdem ihn mein Mund berührt hat." „Dein Mund ist so appetitlich, daß Du dem Zaren kredenzen kannst", rief er heiter; wenn Du aber nicht blos das Glas, sondern mich selbst küssest, wird's noch bester schmecken." „Warum nicht?" entgegnete sie, „aber erst muß der gnädige Herr auf mein Wohl das ganze Glas aus trinken." Sie wischte sich mit dem Aermel den Mund ab, spitzte ihn, stemmte beide Hände gegen die Kniee und beugte sich vor. Peter Petrowitsch fand sie allerliebst und leerte ohne Zögern seinen Humpen. Nun wollte er aber auch den ausbedungenen Lohn haben, doch sie zuckte zurück und rief: „Erst abwischen, der halbe Wein sitzt ja im Schnurrbart." Damit fuhr sie ihm mit dem Aermel unter die Nase, aber als er fahrener Kriegsmann machte er eine Bewegung, daß ihm ihr Arm um den Nacken glitt und so zog er sie zu sich und schwur, daß er sie massakriren würde, wenn sie ihm wieder entschlüpfen wolle. Ein anderer Offizier hätte eine solche Unterhaltung mit der Bauerndirne vielleicht gegen seine Standesehre gefunden, aber Peter Petrowitsch war eben ein Großruste und nach seiner Herkunft nicht in der Lage gewesen, mit Damen der Aristokratie zu verkehren und auf seine Um gangsformen Werth zu legen. (Fortsetzung folgt.)