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es muß nach außen hinaus und dazu bedarf es der erforderlichen Machtmittel." Mit diefen Machtmitteln sind natürlich Schiffe gemeint. Die „Köln. Ztg." bezeichnet die Wiesbadener Rede des Professors Reinhold als eine bedeutsame Kund gebung an die leitenden Kreise, die der Stimmung der Nation einen machtvollen Ausdruck verleihe. Hoffentlich werde das Wort dieses Patrioten zur Selbstbesinnung einladen. Sache des Bürgerthums sei es, bei den nächsten Wahlen einen ehernen Wall gegen die wirthschaftliche und politische Reaction aufzurichten und von den Volks vertretungen aus die Grundlagen für eine ruhige und stetige Politik zu schaffen. Manche Vorbedingungen dazu seien bereits vorhanden. Da das deutsche Volk sich nicht mehr der Vorsehung einer überlegenen Führung erfreue, so sei es genöthigt, seine politische Reife zu be weisen, indem es Parlamente wählt, zu deren Einsicht und Besonnenheit die Bürger Vertrauen haben. Das „Leipziger Tageblatt" meldet: 816 ordentliche Professoren erlassen heute folgende Kundgebung: In deck großen und schweren Kampfe, den heute die deutschen Oesterreicher um ihre nationale Existenz und um ihre berechtigte Stellung in der alten, von ihnen geschaffenen und in erster Linie durch ihre Kraft erhal tenen Habsburger Monarchie zu kämpfen gezwungen sind, hat die Prager Universität, die erste deutscher Zunge, das Wort ergriffen, um auf gesetzlichem Wege die Ge fahren zu betonen, die ihr, der ältesten Stätte deutscher Wissenschaft, und dem ganzen deutschen Volksthum in Böhmen und Mähren drohen. Die unterzeichneten ordent lichen Professoren der Universitäten des Deutschen Reiches drücken den Collegen der ehrwürdigen österreichischen Schwester-Universität ihre wärmsten ünd lebhaftesten Sympathien zu ihrem Vorgehen aus und geben der Ueberzeugung Ausdruck, daß Millionen gleichgesinnter Bürger des Deutschen Reiches sich mit ihnen in diesen Gefühlen vereinigen. Nachdem sich gelegentlich des letzten Unwetters heraus gestellt hat, daß sich die Gesammt-Versicherungssumme gegen Hagelschäden nur auf etwa 250,000 Mk. bei einem zehnfach höheren Schaden beläuft, wird wohl, schreibt man aus Karlsruhe, die Frage der Zwangsversiche rung gegen Hagelschaden auf dem nächsten Landtag der ernstesten Prüfung unttrzogen werden; denn wie schon früher, wird der Staat auch diesmal helfend ein greifen müssen, er wird dies mit Crediten rc. thun, sich aber auch der Erwägung nicht verschließen können, ob er sich vor derartigen Ausgaben nicht durch Zwangsversiche rungen bewahren kann. Zwei recht bezeichnende Mittheilungen liegen heute vor: Die Vertreter der Arbeiterpartei haben ihre Sommerreisen angetreten. Liebknecht geht mit Familie in einen englischen Badeort, Bebel macht eine Reise durch Italien, Singer und Bamberger, die Geschäfts führer des „Vorwärts", sind auf einer Nordlandsreise begriffen. Mit Ausnahme Auer's, der noch in Berlin weilt, halten sich wohl alle namhaften „Genoffen" z. Z. in Bädern und Sommerfrischen auf. Die socialdemokratische Beschwerdecommission, welche von dem Kieler Gewerkschaftskartell zur Entgegen nahme und Uebermittelung von Beschwerden aus Ar beiterkreisen an den Gewerbeinspector errichtet worden ist, ist nach dem amtlichen Bericht des schleswig-hol steinischen Gewerberaths von den Arbeitern fast gar nicht in Anspruch genommen worden. Der Margarinehandel scheint einträglicher zu sein, als der Butterhandel, denn nur so läßt es sich erklären, daß in einer ganzen Reihe von Städten die betreffenden Händler beschlossen haben, nach dem Inkrafttreten des Margarinegesetzes, dem zufolge Butter und Margarine in getrennten Räumen verkauft werden müssen, den Butterhandel ganz einzustellen und nur noch Margarine zu verkaufen. Oesterreich-Ungar». Anläßlich der durch die Sprachenverordnungen des Grafen Badeni entstandenen Bewegung wurde in jüngster Zeit vielfach dem Gerüchte Glauben geschenkt, der öster reichische Ministerpräsident werde von den Geschäften zu rücktreten. Wie nun die „N. Fr. Pr." mitzutheilen ermächtigt worden ist, beruht das Gerücht von dem be vorstehenden Rücktritt Badems auf Erfindung oder entbehrt doch zur Zeit des thatsächlichen Grundes. Die jüngsten Ministerrathssitzungen in Wien, denen auch der Kaiser beiwohnte, haben in dem Monarchen jedenfalls den Entschluß zur Reife gebracht, es mit dem Ministerium Badeni noch weiter zu versuchen. Daß die von dem Minister erlassenen Sprachenverorvnungen das Deutsch thum in Oesterreich so besonders schwer bedrückten, wird selbst in der conservativen Presse Deutschlands in Ab rede gestellt. So meint z. B. die „Kreuz.-Ztg.", daß von einer Vergewaltigung der Deutschen, von einer Slavisirung der deutschen Provinzen in Oesterreich nach dem Inhalte der Verordnungen garnicht die Rede sein könne. Der Liberalismus in Oesterreich, so meint das Berliner conservative Blatt, hatte eben den Boden unter den Füßen verloren, der Lärm um die Sprachenverord nungen soll ihm wieder auf die Beine helfen und den un liebsam gewordenen Minister zum Rücktritt veranlassen. Das „unterdrückte Deutschthum" bildet das Aushänge ¬ schild und der Liberalismus wie das Judenthum wissen davon Gebrauch zu machen. Daß ein Wechsel im öster reichischen Ministerpräsidium dem gegenwärtigen Wirrwarr keineswegs ein Ende bereiten würde, wird von den „Hbg. Nachr." behauptet, welche erklären, daß angesichts der jetzigen Lage die Erbschaft des gegenwärtigen Ministeriums Niemand antreten könne, wenn überhaupt mit einer Mehr heit regiert werden solle; denn zöge ein neues Ministe rium die Sprachenverordnung zurück, so fehlte ihm eben die aus den anderen Parteien zusammengesetzte Majorität. Ließe es aber die Sprachenverordnungen bestehen, so ver bliebe es eben bei den jetzigen unerquicklichen Zuständen. Frankreich. Außer dem Präsecten von Turin soll eine italienische Offiziersabtheilung den Präsidenten Faure während seiner Anwesenheit in Modane begrüßen. Auch diese Thatsache wird als ein Zeichen dafür angesehen, daß sich zwischen Frankreich und Italien ganz langsam ein Annähe rungsprozeß vollzieht. Rußland. Die Frage des Ankaufs einer großen Schiffswerft in Sebastopol durch den russischen Staat ist im be jahenden Sinne entschieden worden. Infolge dieses An kaufs erhält die russische Flotte im Schwarzen Meere die Verfügung über drei große und drei kleine Docks,, sowie über umfangreiche mechanische Werkstätten, sodaß sie auf ihrer neuen Werft selbst große Schiffe zu bauen vermag und alle Ausbesserungen und sonstige Arbeiten ausführen kann. Griechenland. Aus Athen wird gemeldet, die Bevölkerung sei wiederum gegen die Dynastie gereizt. Der Grund hierzu liege jetzt hauptsächlich in der Unzufriedenheit der Beamten, deren Gehälter auf die Hälfte reducirt wurden. In ein geweihten Kreisen bezeichnet man das umlaufende Ge rücht, der König wolle abdanken, als unwahr. Letzterer sei fest entschlossen, gerade unter den obwaltenden Um ständen den Thron nicht aufzugeben. Aus -ew MuLdeuttzale " Waldenburg, 17. Juli. Wer sich gegenwärtig aus westlicher Richtung unserer Stadt nähert, wird er staunt sein über die Bauthätigkeit, die sich zur Zeit nach dieser Seite zu entwickelt. Auf der sogenannten Stiefel ist ein Neubau, das Wohnhaus des Herrn Musikdirec tor Heinrich, bis nahezu zum ersten Stockwerk empor gediehen, dahinter erblickt man den umfangreichen Neu bau am hiesigen Fürstlich Schönburgischen Seminar, schräg gegenüber dem ersteren Bau an der Altenburger Straße wird an den Grundmauern des Wohnhauses des Herrn Seminaroberlehrer Kleemann gearbeitet und wenige Schritte stadtwärts ist ein neues dreistöckiges Wohnhaus der Herren Gebrüder Eckhardt bereits gehoben. Sämmtliche Bauten sollen noch im Laufe dieses Herbstes unter Dach und Fach kommen. * — Ein Zeugniß der zunehmenden Anerkennung, welche sich die Gabelsberger'sche Stenographie im König reiche Sachsen erfreut, ist, daß das königl. sächs. Kriegs ministerium die Einführung derselben in die Capitulanten- schulen verfügt und als Lehrziel die Erlernung der Correspondenzschrift bis zu einer Schreibfertigkeit von ungefähr 60 Worten in der Minute unter besonderer Berücksichtigung der Verwendung für den militärischen Dienst im Bereiche des Unteroffiziers aufgestellt hat. Ferner soll bei den Beamten der Ortskrankenkasse zu Dresden sowohl die Assistenten-, als die Sekretärprüsung auch auf die Kenntniß der Stenographie erstreckt werden insoweit, daß bei letzterer Prüfung eine Schreibfertigkeit von 50 Wörtern in der Minute nachzuweisen ist. * — Zur Landtagswahl hat das königliche Ministerium des Innern in jüngster Zeit eine Verordnung erlassen, in der zunächst darauf hingewiesen wird, daß nach Er örterungen des statistisches Bureaus über die richtige Be zeichnung der zu den einzelnen Wahlkreisen gehörigen Ortschaften, Ortstheile und insbesondere der selbstständigen Gutsbezirke vielfach von verschiedenen Grundsätzen aus gegangen worden ist. Da es aber im öffentlichen Interesse wünschenswerth ist, daß bei der Bezeichnung der Gemein den und selbstständigen Gutsbezirke im amtlichen Verkehre kein Zweifel entsteht, so hat das Ministerium genaue Grundsätze in dieser Beziehung aufgestellt und in dem amtlichen Organe veröffentlicht. Die Amtshauptmann- schasten sind deshalb veranlaßt worden, bei Bezeichnung der selbstständigen Gutsbezirke diese Grundsätze zu be achten, ihre Ortsverzeichnisse danach einer Durchsicht zu unterziehen und die richtig gestellten Verzeichnisse nach Wahlkreisen geordnet und bei Abweichung von der Aus drucksweise, sowie in den aus Anregung des statistischen Amtes besonders erörterten Fällen unter Angabe von Gründen für die als richtig befundene Bezeichnung, dem nächst beim königlichen Ministerium des Innern einzu reichen. ' * — Eine Erhöhung der Brandkassenbeiträge bei der Landesbrandversicherungsanstalt wird trotz der beiden großen Brände (Kreuzkirche zu Dresden und Kaserne in Zwickau),nicht eintreten, sondern auch beim zweiten Jahres termin der bisherige Erlaß gewährt werden. * — Wie verlautet, soll das Ministerium des Innern im Einverständniß mit dem Finanzministerium beschlossen haben, alle außerhalb Sachsens wohnenden Radfahrer, die sich durch eine obrigkeitlich ausgestellte Fahrkarte als Inhaber eines Fahrrades legitimiren, bei vorübergehenden Fahrten im Königreich Sachsen von der Verpflichtung der Führung des vorgeschriebenen Namensschildes bis aus Weiteres zu entbinden. *— Die sächsischen Fleischer hatten sich an das Mini sterium mit der Bitte gewendet, daß dasselbe eine Be- kauntmachung erlassen möge, welche auf die Strafbarkeit gewerbsmäßigen Schlachtens ohne behördlich genehmigte Schlächtereianlage Hinweisen sollte. Das Ministerium lehnte das Verlangen mit der Begründung ab, daß eine solche Bekanntmachung die Frage, wenn Gewerbsmäßig keit des Schlachtens anzunehmen sei, nicht beantworte. Zu einer allgemeinen Einschärsung der früher bereits in dieser Beziehung erlassenen Verordnung liege überdies keine Veranlassung vor. — Der zum Director der II. Bezirksschule zu Glau chau gewählte Herr Friedrich Wilhelm Haase, zur Zeit Director der Volksschule in Frohburg, hat die auf ihn gefallene Wahl angenommen und wird sein neues Amt in Glauchau voraussichtlich Anfang ds. Js. antreten. Herr Haase steht im 35. Lebensjahre, ist gebürtig aus Dresden, daselbst am Seminar in Friedrichsstadt vorge bildet, bestand 1882 die Abgangsprüfung, war hierauf als Hilfslehrer und nach Ablegung der Wahlfähigkeil al- ständiger Lehrer an verschiedenen Schulen in Chemnitz thätig und verwaltete seit Michaelis 1892 das Directorat der Volksschule zu Frohburg. — Herr Rektor Prof. l)r. Lippoldt in Zwtckav, welcher seit fast 25 Jahren das Realgymnasium erfolg reich leitete, tritt aus Gesundheitsrücksichten nächste Michaelis in den Ruhestand. Die Stelle hat einen auf steigenden Gehalt von 6600 — 7500 Mk. — Die größeren Felddienstübungen des Zwickauer Regiments und des HusarencommandoS fanden in den letzten Tagen abwechselnd bei Crimmitschau, Werdau, Glauchau, Kirchberg, Lichtenstein und im Mülsengrund statt. — Im Laufe des Donnerstag Nachmittags traf in Zwickau ein Theil der königl. Kriegsakademie zu Berlin in einer Stärke von 62 Offizieren, 9 Unteroffizieren, 35 Mannschaften, 62 Dienern und 96 Pferden, aus der Gegend von Plauen kommend, ein und wurden in dortigen Hotels verquartiert. Freitag früh begaben sich die Offiziere truppweise hinaus ins Gelände. Sonn abend früh erfolgte die Weiterreise nach Glauchau. Am 21. Juli endet die Uebungsreise in Borna. — Der Gemeinderath zu Niederplanitz bei Zwickau hat den Bau einer elektrischen Centrale für Veleuchtungs- zwecke und die Aufnahme einer Anleihe hierfür beschlossen, für letztere auch die Genehmigung der königl. Amtshaupt» Mannschaft Zwickau erlangt. — Herr Stadtrath Robert Förster und dessen Gemahlin in PtUig wurden anläßlich ihres silbernen Ehejubiläum- von einer Deputation des dortigen Rathscollegiums unter Ueberreichung eines Bouquets herzlichst beglückwünscht. — In Lunzenau wurde am Dienstag die Haupt- conferenz der Directoren und Lehrer des Schulinspections- bezirks Rochlitz unter Vorsitz des Herrn Schulrath Ur. Böhme abgehalten. Herr Director Dr. Kramer-Gerings walde sprach hierbei über erziehenden Grammatikunter richt, Herr Schuldirector Ur. Bergmann-Burgstädt über die Forderung: Jeder Unterricht muß schematisch sein. Aus dem Sachsenlande — Die Stadtverordneten in Dresden genehmigten am 15. d. einstimmig und ohne Debatte den Ankauf des Grundstückes der königlichen Frauenklinik um den Preis von 1 Million Mark behufs Erweiterung des Stadt krankenhauses sowie den Ankauf des Birkenwäldchens, soweit es dem Maternihospital gehört, zum Preise von 20 Mark für den Quadratmeter und dessen Verwen dung zur Erbauung eines zweiten StadbaukrankenhauseS, zur käuflichen Abtretung eines Bauplatzes zum Neubaue der königlichen Frauenklink an den Staat, sowie zur späteren Errichtung eines Bürgerschulgebäudes an der verlängerten Prinzen- und Trinitatisstraße. — Der „Deutschen Wacht" in Dresden ist das Postdebit sür Oesterreich entzogen worden. — Für das Jahr 1899 beabsichtigt der Centralver band der Radfahrer Deutschlands in Dresden ein allgemeines Radfahrerfest zu veranstalten. — In der Gartenbauhalle der Ausstellung in Leipzig ist am Donnerstag, 15. d., die Mitteldeutsche Hand fertigkeitsausstellung eröffnet worden, welche bis zum 7. August dauert, und in welcher Abtheilungen der Leipziger Schülerwerkstatt, Schüler der Leipziger Blindenanstalt, sowie Abtheilungen der Anstalten Glauchau, Weißenfels, Gera, Görlitz u. a. den Betrieb der Schülerwerkstätten vorführen. Wer den Werth solcher Anstalten kennt, welche die Kinder zum praktischen Leben erziehen und von jung auf zu einem praktischen Berufe vorbereiten sollen, der wird anerkennen müssen, daß der Handfertigkeits unterricht einen wichtigen Zweig der Jugenderziehung bildet. Auch der unterhaltende Theil der Ausstellung ist um eine Neuerung, die Marineschauspiele, vermehrt worden, welche am linken Ufer des Pleißenfluthbettes nächst dem Thüringer Dörfchen in Scene gesetzt werden.