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Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Donnerstag, den 29. December 1881 38« Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Die Commun-Anlagen und die Ablösungsrenten auf den 4. dies jährigen Termin sind bis zum 31. dieses Monats zu bezahlen. Stadtsteuer-Einnahme Waldenburg, am 24. December 1881. Versteigerung. Von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte soll den ». Januar 1882, Vormittags 11 Uhr das zum Nachlaß des Gutsbesitzers Johann Gottlieb Vogel in Falken gehörige Pferdegut, Nr. 72 des Brandcatasters, Nr. 48, 50, 51, 387, 388, 389, 390 und 391 des Flurbuchs, Fol. 71 des Grund- und Hypothekenbuchs für Falken, welches Grundstück am 1. December l. Js. ortsgerichtlich auf 33,834 Mark 50 Pf. gewürdert worden ist, erbtheilungshalber auf Antrag der Erben an Ort und Stelle versteigert werden. Unter Bezugnahme auf den am hiesigen Gerichtsbrete und im Rudolph'- schen Gasthose zu Falken aushängenden Anschlag, welchem eine Beschreibung des Gutes und die Versteigerungsbedingungen beigesügt sind, wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß Tags darauf, also den 4« Januar 188S, von Vormittags S Uhr an und eventuell den folgenden Tag das zum Nachlaß gehörige lebende und todte Inventar, worunter ein Pferd, sieben Kühe, zwei Kalben, mehrere Schweine, die Vorräthe an Getreide, Heu, Kartoffeln, sowie das sonstige Mobilirr gegen Baarzaylung zur öffentlichen Versteigerung gelangt. Waldenburg, am 10. December 1881. Das Königlich Sachs. Amtsgericht. Baumbach. Ald. *Eöaldenburg, 28. December 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Neber die Feier des Christabends bei der kaiserlichen Familie in Berlin wird berichtet: Wenn am heiligen Christabende die Weihnachts- bäume flammen, soweit die deutsche Zunge reicht und deutsche Herzen schlagen, zieht die Weihnachts freude auch in dem höchsten Hause deutscher Lande — in dem Palais des Kaisers und der Kaiserin — ein. Schon in den Tagen vorher sind aus den Secretariaten beider Majestäten Tausende von Post anweisungen in das Land gezogen, und in der abendliche» Stunde, in welcher im Palais die Christ bäume angezündet werden, klopft in Nord und Süd, in Ost und West der Briefträger an manche Pforte, hinter der die bittere Armuth wohnt, und nimmt mit sich die Segens- und Dankesworte für die aus seinen Händen empfangene Gabe. Um 4 Uhr sind der Minister des königlichen Hauses, der Ober- Hosmarschall, der Hosmarschall, der General-Adjutant und die Generale L la suite und Flügel-Adjutanten vom Dienste des Kaisers, der Ober-Hofmeister, die Ober-Hofmeisterin, die Palastdamen, die Hofvamen, Kammerherren vom Dienste und der Cabinetssecre- tär der Kaiserin zur Tafel bei Ihren Majestäten. Die Tafel ist diesmal nicht im kleinen Speisesaal, sondern im Balkonsaal gedeckt, denn im ersteren sind auf weißgedecklen Tischen die zwölf großen Christbäume aufgebaut, die keinen anderen als den Schmuck der Lichter tragen. Nach Aufhebung der Tafel führen Ihre Majestäten ihre Hofstaaten in den lichterfüllten Saal an die Tische, auf welchen die reichen Geschenke für die Einzelnen liegen. Un- leideß hat in dem Palais des Kronprinzen und der Prinzen die Weihnachtsbescheerung für die engere Familie und die Hofstaaten stattgesunden. Um 8 Uhr versammeln sich sämmtliche in Berlin an wesende Mitglieder der königlichen Familie bei Ihren Majestäten. Im Weihnachtssaale sind indeß die Geschenke für die Personen der Umgebung hinweg geräumt und werden die Tische neu garnirl mit de» Gaben Ihrer Majestäten an die einzelnen Mit glieder der königlichen Familie. Manch stiller Wunsch findet hier seine splendide Erfüllung und an jedem Präsente haftet ein Zettel mit dem Namen des Empfängers. Hier sind aber auch die Geschenke aufgebaut, welche sich die Mitglieder der königlichen Familie unter einander verehren. Freude und Scherz durchzieht hier die Königsräume wie die Wohnung des bescheidenen Bürgers. Haben Ihre Majestäten so ihre Gaben gespendet, dann werden zwei große Tische enthüllt, deren jeder mit dem Namen des Kaisers und der Kaiserin bezeichnet ist. Hier ist der Ausbau der Geschenke, welche sich dem Kaiser und der Kaiserin bieten. Jedes Stück ist von den kaiserlichen Herrschaften selbst gewählt, für sich gegenseitig sowohl, als für die Familien angehörigen. Auf die Dankadresse des neuen Breslauer Wahlvereins für die Kaiserbotschaft an den Reichskanzler antwortete derselbe, er habe die Adresse dem Kaiser vorgelegt und habe der Kaiser seine Befriedigung über die patriotische Gesinnung der Adresse ausgesprochen. Der preußische Justizminister bringt durch allge meine Verfügung vom 14. d. M. die Uebersicht über die Thätigkeit der Schiedsmänner im Jahre 1880 zur Kenntniß der Justizbehörden. Da nach betrug im Staate die Zahl der Schiedsmänner 17,418. Bei denselben waren anhängig 90,760 bürgerliche Rechtsstreitigkeiten, wovon 56,250 durch Vergleich beendet wurden, 196,747 Sühneverhand- s lungen über Beleidigungen und Körperverletzungen, j wovon 82,776 geschlichtet wurden. In Fulda wurde am 27. d. mittags die Con- " secration vollzogen. Consecrator war der Bischof ' von Hildesheim, Assistenten waren die Bischöfe von Trier und Würzburg. Die Bisthümer Freiburg, Limburg, Mainz und Paderborn waren durch ihre Domherren vertreten. Der Oberpräsivent und der i Regierungspräsident waren anwesend; 169 Geistliche wohnten der feierlichen Handlung an. Das Project des Tabaksmonopols ist noch nicht perfect geworden und schon trägt man sich mit dem Gedanken an Ausführung eines neuen Monopols, des Zuckermonopols. In gewissen Kreisen hat man nämlich eine Agitation für die Einführung des Zuckermonopols in der That schon ins Werk gesetzt und zu Petitionen in dieser Richtung aufge fordert. Man macht zu Gunsten des Zuckermono pols geltend, daß man es in der Zuckerfabrik aus schließlich mit der Großindustrie zu thun habe, mit hin der Eingriff in das Gewerbsleben ein viel ge ringerer als beim Tabaksmonopol sein würde. Aus Paderborn wird gemeldet, daß das dortige Domcapitel zur Wah.l eines Bischofs zusammen getreten sei. Frankreich. Gambetta soll neuerdings in der Absicht, der Ausführung der obligatorischen Arbeiterversi cherung näher zu treten, von den zur Veröffentlichung gelangten Vorarbeiten der deutschen Regierung für die Unfallversicherung eingehend Kenntniß genommen und zugleich französische Fachmänner des Versiche rungswesens mit der Ausarbeitung eines diesbezüg lichen Projecles für Frankreich beauftragt haben. In der ersten Hälfte des Monats December haben in Frankreich die indirecten Steuern einen Über schuß von mehr als 15 Millionen geliefert, d. h. eine Million per Tag. Im Ganzen stellt sich daher der Ueberschuß des laufenden Jahres auf 207 Millionen, eine Ziffer, die noch niemals erreicht worden ist. Diese Thatsache bedarf keines Com- mentars. Der Director der seit drei Wochen in Paris er scheinenden Blattes „Anti-Juif", in welchem die Juden ziemlich scharf mitgenommen werden, hat von einer größern Anzahl jüdischer Offiziere eines jeden Grades Herausforderungen erhalten. Der „Anti-Juif" hat nämlich behauptet, daß die Mischen Offiziere nie Beweise von großem Muth abgelegt hätten. Italien. Die gesummte klerikale Presse Roms behandelt hartnäckig die römische Frage, wobei sie auf freiwillige Ueberlassung Roms an den Papst hofft. Die „Voce della Verila" meldet mit Vorbe halt, der Antrag einer Großmacht zur Regelung der Pupstfrage einen europäischen Congreß einzube rufen, stehe nahe bevor. Die „Offervatore romano" erläutert wiederum, indem er Vie jüngste Papstrede behandelt, deren friedlichen, Italien freundlichen Sinn und sagt, der Papst habe Italien auf den Weg zur Versöhnung hingewiesen, obgleich während der neulichen Heiligsprechung die liberale Presse das Papstchum wegen der jüngsten Canonisationen mit Beschimpfung straflos überhäufte. Die Liebe Papst Leos zu Italien siegte jedoch über die erlittene Verunglimpfung und er hoffe, Italien werde seine Vaterhand ergreifen, welche sich stets bereit gezeigt habe, Italiens nationale Größe, Unabhängigkeit und sein Wohlergehen zu beschützen. Der gegenwärtige Augenblick sei für Italien bedeutungsvoll; der Papst hoffe, das Land werde denselben nicht unbenutzt vorübergehen lassen. In einem „Deutschland, Italien und das Papstthum" überschriebenen Artikel stellt der „Diritto" folgende drei Grundsätze auf: Erstens: Die weltliche Herrschaft des Papstes ist nicht werlh, irgendwie discutirt zu werden. Zweitens: Der Staat kann die Ueberlegenheit des kirchlichen Ein flusses nicht anerkennen. Drittens: Jedes Ueber einkommen, welches mittelbare oder unmittelbare Einmischungen in unsere inneren Angelegenheiten einschließt, verletzt die Staatsautonomie. Diese Prinzi pien, heißt es in dem Artikel, gehören nicht Italien, sondern der allgemeinen Civilisation an. Unsere Stel lung ist politisch, wie rechtlich unangreifbar, wir werden sie aufs Aeußerste vertheidigen. Was die Haltung der deutschen Regierung in dieser Ange legenheit angehe, die den Papst und seine Ansprüche zu unterstützen scheinen, ohne die früher gemachten Erfahrungen zu erwägen, schreibt „Diritto": Auch wir müssen uns einen verantwortlichen Papst wün schen, denn wir vertheidigen in Italien die Sou veränität eines weltlichen Staates, welche Fürst Bismarck in Deutschland verlheidigl. Es handelt sich darum, Mittel zu finden, welche die Verant wortlichkeit des Papstes wirksam zu gestalten, ohne den Prinzipien unserer nationalen Existenz und unserer Unabhängigkeit Eintrag zu thu» und um das weitere Prinzip der Souveränität des weltlichen