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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge find erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. SO Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 1V Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Sonnabend, den 24. Deccmber 1881 2S7. *Waldenburg, 23. December 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die wichtigste Tagesnachricht ist die, daß der Unterstaatssecrelär im auswärtigen Amte, der Geh. Legationsrath Dr. Busch, sich nach Rom begeben hat, um die zwischen Herrn v. Schlözer und dem Staatssecretär Jacobini gepflogenen Verhandlungen fortzusetzen. Die Bedeutung der Mission ist schon in der Persönlichkeit zu erkennen. Herr Or. Busch dürfte größere Aufträge zu bestimmten Abmachungen mit der Kurie erhalten haben, als s. Z. Herr v. Schlözer. Es ist bemerkenswerth, daß das Cen trum von der Mission des Unterstaatslecretärs Busch keine Kenntniß hatte, denn noch am 19. hatte die „Germania" die Mittheilung der „Tribüne," wonach nicht Herr v. Schlözer, sondern ein anderer hochgestellter Diplomat die Verhandlungen mit der Kurie forlsetzen werde, als leere Combination be zeichnet. Im Hinblick auf wieder aufgenommene Verhandlungen gewinnt die Mittheilung, wonach man im Schooße des preußischen Staatsministeriums sich über in dem Landtage einzubringende kirchen politische Vorlagen noch nicht definitiv schlüssig ge macht hat, an Wahrscheinlichkeit. Jedenfalls wer den wir in einigen Wochen nähere Aufklärungen über die kirchenpolitsche Lage erhalten. Ein Drohbrief an den Fürsten Bismarck beschäftigte am 19. d. die B.rliner Strafkammer. Die „Nordd. Allg. Ztg." hatte einen solchen im Juli d. I. veröffentlicht. Mehrere Berliner Blätter hatten denselben mit allerlei Bemerkungen reproducirt, die mehr oder weniger darauf hinaus liefen, daß Fürst Bismarck selbst der Urheber dieses Drohbriefes gewesen sei. Es waren in Folge dessen nachstehende Nedacteure angeklagt: Herr Or. Alexan der Meyer von der „Tribüne," Herr vr. Arthur Levysohn vom „Berliner Tageblatt", Herr S. Fränkel vom „Berliner Börsen-Courier", (lauter jüdische Namen) und Herr M. A. Klaußner, Her ausgeber der „Klaußnericheu Correspondenz". Der Gerichthof beschloß in Betreff der Angeklagten Fränkel und Klaußner die Verhandlung auszusetzen und sprach Or. Meyer von der Anklage der Be- lridigung des Fürsten Reichskanzler frei und ver- urtheille vr. Levysohn zu einer dreimonatlichen Gesängnißstrafe. Das Hochzeitsgeschenk der Provinz Sachsen für Ihre Königl. Hoheit den Prinzen und die Prin zessin Wilhelm ist jetzt vollendet. Es besteht aus einem silbernen reich vergoldeten Humpen von 90 Centimeter Höhe. Edelsteine, 6w3.il tiÄNÄucüäk und mehrfarbige Vergoldung treten hinzu, um den farbigen Effect zu steigern. Die Wandung des Humpens ist mit einem von dem Historienmaler August von Heyden gezeichneten Relief, einen alt deutschen Brautzug darstellend, geschmückt. Wie gegenwärtig das Verhältniß der katholischen Kirche zum Staate sich gestaltet hat, zeigt das Ver fahren bei Anstellung neuer Bischöfe. Der „Reichs und Staats-Anzeiger" theilt in seinem nichtamtlichen Theile die Anerkennung des neuen Bischofs von Fulda in folgender Form mit: „Nachdem nach erfolgter Zustimmung der Staatsregierung durch päpstliches Breve vom 15. November d. I. der seitherige Domherr, Generalvicar Georg Kopp in Hildesheim zum Bischof von Fulda ernannt und von demselben die zur Uebernahme seines Amtes erforderliche Anerkennung Sr. Maj. des Königs nachgesucht worden ist, hat die Aushändigung der vom 12. December d. I. datirten landesherrlichen Anerkennungsurkunde an den Bischof Kopp am 18. December d. I. durch den Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau stattgefunden." Die Mit theilung entspricht durchaus derjenigen vom 30. August, welche die landesherrliche Anerkennung des Bischofs von Trier verkündete. Die Amtsthätigkeit des neuen Bischofs von Fulda, Kopp, beginnt mit dem 27. d., an welchem Tage zugleich die Amtsthätigkeit des Kommissars für die bischöfliche Vermögensverwaltung in der Diöcese Fulda, Landraths Cornelius, erlischt. Durch verschiedene Blätter läuft folgende Notiz, welche für die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich bezeichnend ist: „Die Sorglosig keit, welcher sich gegenüber der Bildung des Mini steriums Gambetta in den Berliner leitenden Kreisen zeigte, ist einigermaßen seit Ernennung Chaudordys zum Botschafter in Petersburg ins Wanken gekom men. Man verhehlt sich nicht, daß hierin woht der erste Schachzug Gambettas gegen Deutschland zu suchen ist. Man keunt dis feindselige Stimmung des neuen Botschafters gegen Deutschland aus Wort und Schrift und man glaubt in der Ernennung einen neuen Halt für die älteren Gerüchte zu finden, welche das Zustandekommen einer Verbindung Frank reichs, Rußlands und Englands als ein Hauptziel Gambettas bezeichnet haben und eigentlich niemals ernstlich widerlegt worden sind." Die Anmeldungen von Auswanderern für das nächste Frühjahr beginnen schon jetzt und mehren sich in einer Weise, wie man sie zu keiner früheren Zeit gekannt hat. Auf Grund genauester Erkundi gungen wird die Thatsache verbürgt, daß bis jetzt die Zahl von 13,700 Auswanderern für 1882 fest engagirt ist. Der größte Theil dieser Engagements wurde bei den Agenturen des Norddeutschen Lloyd im Innern der Vereinigten Staaten abgeschlossen; ! eine einzige derselben, die Agentur in Chicago, hat 5000 Ueberfahrtskarten für Personen in Deutschland ausgestellt. Einer solchen außer ordentlichen Auswanderung gegenüber wird der Norddeutsche Lloyd die Zahl der Abfahrten seiner Dampfschiffe wesentlich vermehren. Nach dem neuen Fahrplan für 1882 sollen im Monat März achtzehn Dampfschiffe von Bre men nach den Vereinigten Staaten abgehen, davon dreizehn nach New-Aork und fünf nach Bal timore. Es werden im März neun Abfahrten einen um den anderen Tag, und vier Fahrten mit zwei Tagen Zwischenraum nach New-Aork stattftnden. Der baierische Reichsrath hat am 22. d. den Kammerantrag, betreffend die Aufhebung der Civilehe, mit 31 gegen 16 Stimmen abgelehnt. Oesterreich. Der Kaiser empfing am 22. d. die Directoren der Wiener Privattheater, welche angesichts der ge genwärtigen Situation den Schutz des Kaisers nachgesucht haben. Es will nämlich kein Mensch mehr ins Theater kommen. Im Ringtheater erschien die Landesgerichts- Commission, um den Local-Augenschein aufzunehmen. Sie informirte sich über die regelmäßig in Verwen dung gestandenen Ausgänge, sowie über die Be schaffenheit der Thüren. Insbesondere wurde das Hauptgewicht auf die Feststellung des Umstandes gelegt, ob die Gasometer faktisch abgedrehl wurden. In Folge gewisser Behauptungen, daß das Gas auch infolge des Zerspringens einiger Gasröhren und des daher massenhaft ausströmenden Gases verlöscht sein mochte, wurden die Gasröhren der genauesten Untersuchung unterworfen. Das Ergeb- niß gab die Gewißheit, daß das Verlöschen des Gases keinesfalls durch das Zerspringen der Röhren verursacht wurde. Weiter wurden die Wasserwechsel untersucht, um sich Gewißheit zu verschaffen, ob die selben beim Ausbruch des Feuers in Thätigkeit gesetzt wurden. Es läßt sich schon heute, ohne dem Ergebnisse der gerichtlichten Untersuchung vorzugrei fen, sagen, daß die Personen, deren Obhut die Hydranten und Feuerwechsel anvertraut wurden, ihre Pflicht nicht gethan haben. Frankreich. Nachdem der Ausbruch der Rinderpest in inn reren deutschen, Oesterreich benachbarten Ortschaften constatirt worden ist, ist die Einfuhr und Durchfuhr von Vieh, Fellen und frischen Fleichabfällen aus Deutschland, Oesterreich und Luxemburg zu Wasser und zu Lande verboten worden. Holland. Die holländische Regierung hat den Vorschlag gemacht, einen in ternationaleu Congreß zu ver anstalten,um über die geeigneten Mittel zur Steuerung des in den letzten Jahren so schwunghaft betriebenen „Mädchen - Exports" zu berathschlagen. Das Londoner Cabinel wird sich zur Beschickung des Congreffes bereit erklären und dürfen auch andere Staaten ihre Betheiligung nicht verweigern. Dieser weiße Sklavenhandel Hal derart überhand genom men, daß es wirklich an der Zeit ist, einem Unfug, dem jährlich Tausende von unerfahrenen Mädchen zum Opfer fallen, Schranken zu setzen. Dänemark. Die Verlobung des Prinzen Waldemar von Dänemark mit der Nichte des Prinzen Christian von Schleswig-Holstein soll bevorstehen. Afrika. Die Nachrichten von den Ueberschwemmungen in Algerien, namentlich in der Provinz Oran, wer den immer ungünstiger. Eine Depesche meldet, daß dabei 81 Menschen ums Leben gekommen und 46 verschwunden seien. Eine andere spricht sogar von 350, ja 400 Todten, wovon die Hälfte der einhei mischen Bevölkerung angehöre. Ans dem Muldenthale. *Waldmburg, 23. December. In diesen Tagen hat ein hochherziger Mitbürger mehr als vierzig armen Familien ansehnliche Geldbeträge als Weih nachtsgabe durch Vermittlung des Herrn Oberpfarrer Schumann überwiesen. *— Höherer Verordnung gemäß hat am ersten Weihnachtsfeiertag die Landbriefbestellung gänz lich zu ruhen, am zweiten Weihnachtsfeiertag hat dieselbe aber wie an gewöhnlichen Sonntagen zu erfolgen. Da der Landbriefträger Jahr aus, Jahr ein, Tag für Tag, unverdrossen bei Hitze und Kälte seines Dienstes wartet, und sein mühseliges Amt und der geringe Lohn nicht im Einklänge mit dem Aufwand an Arbeit und Gesundheit stehen, so sei derselbe zum Weihnachtsfeste, wo man ja Alle, die im Laufe des Jahres uns Dienste erwiesen haben, mit einem ihren Leistungen entsprechenden Geschenke erfreut, bei Vertheilung von Geschenken der Berück sichtigung aller Derer empfohlen, denen er im Laufe des Jahres durch Uebermittelung von Briefen u. s. w. auch Freude bereitet hat. Wir sind überzeugt, daß durch Erfüllung dieser unserer Bitte bei vielen der selben manche schwere Sorge verscheucht werden wird. — Im Gasthofe zum Paradies in Zwickau über nachtete in der Nacht zum 22. d. eine aus 16 Köpfen bestehende Zigeunerbande. Am Morgen wurde das Völkchen unter polizeilicher Escorte aus der Stadt und bis ans Weichbild nach Mülsen gebracht. Aus dem Tachsenlande. — Das „Dr. I." veröffentlicht das Gesetz, die provisorische Forterhebung der Steuern und Abgaben