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ZchimlmM TaaMit und Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Der Freitag, den 2. December 1881 278 Alle Postanstalten, die Expedition und Lie Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. freihändlerisch, er möchte alle Zollschranken beseitigen, ihm ist es durchaus gleichgiltig, woher er die Waaren bezieht, er spricht sich daher auch gegen jede Er schwerung der Einfuhr durch Zölle aus, ohne Rück sicht auf die einheimische Industrie. Diese Auf fassung ist ganz besonders in den Seestädten, in Hamburg, Bremen, Lübeck, Kiel, Rostock, Stettin, Danzig, Königsberg rc. und in den Handelsplätzen wie Leipzig voryanden. Daß aber auch ein Theil der binnenländischen Handelskammern, in deren Be zirk die Industrie, nicht der Handel überwiegt, ähn liche Urtheile fällen konnte, hängt mit dem lleber- gewicht zusammen, welches dem Handelsstande in den Handelskammern eingeräumt ist. Dazu kommt noch, daß die Mehrzahl der Handelskammersecretäre an den alten Manchesterdoclrinen festhalten, welche früher auf den Universitäten herrschend waren, ohne sich um die großartige Entwicklung der National ökonomie und ihren vollständigen Umschwung zu kümmern. Das erste Verzsichniß der beim Reichstag eingegangenen Petitionen ist im Druck er schienen. Dasselbe umfaßt insgesammt 82 Petitionen, von denen 2 dir Budgetcommission, die übrigen der Petitionscommission überwiesen sind. Von den Ge suchen richtet sich ein großer Theil gegen den Impf zwang, weiter wird um Einführung von Handwerker und Gewerbekammern gebeten. Einige Gesuche rich ten sich gegen die gegenwärtig gültigen Bestimmungen des Hausirhandels und bitten um Einführung von Zwangsinnungen. Auf dem Zollgebiet wird um Einführung eines Eingangszolles auf böhmische Braunkohlen, auf ausländische Dachziegeln, um Ab änderung des Eingangszolles auf schmiedbaren Eisen guß und um entsprechende Abänderung des amtlichen Waarenverzeichnisses in dem Zolltarif, weiter wird um Abänderung des Civilstandsgesetzes, um Rege lung des Apochekerwesens, um Abänderung des Militärstrafgesetzbuches und der Militärgerichtsord nung gebeten. Einige Petitionen ersuchen um eine Subvention für das Körnermuseum in Dresden Theobald Schöakalten in Liegnitz bittet die Reichs lande zu einem selbständigen Königreich und ebenso auch Baden zu einem solchen zu erheben. Auch die Anchovispetitionen, welche in letzter Session bereits erledigt wurden, sind wieder erschienen, ebenso die Petitionen des Majors a. D. v. Koeltschmann wegen feiner Pensionsansprüche an Schleswig-Hol stein und des pens. Sleuerbeamten v. Vahrenkampf wegen Auszahlung des seinem verstorbenen Onkel aus den Jahren 1795—1802 noch zustehenden Gehalts rc. Ueber eine starke Socialistenrevolte in Marien born bei Mainz berichtet das „Franks. Journal." Der Beigeordnete von Marienborn war im Wahl kampfe für Or. Phillips (Fortschritt) thätig. Die Socialisten schreiben ihm zu, daß dort in der Stich wahl weniger Stimmen als in dem ersten Wahl gange für Liebknecht abgegeben wurden. Sonntag nachts brach nun ein Trupp Socialisten in das Haus des Beigeordneten, mißhandelten ihn sowie seinen Sohn gräßlich und verließen dann drohend das Haus. Das Kreisamt entsandte in Folge An zeige eine Gendarmerie-Abtheilung nach Marienborn. Die Gendarmen wurden von der Menge verhöhnt und mußten Seitengewehr aufpflanzen. Nach einer Stunde erst gelang die Herstellung der Ruhe. Die Weiber reizten die Männer zum Widerstande auf. Die Untersuchung ist eingeleitet. Frankreich. «sobald die Nachtragscredite für Tunis ge nehmigt sind, wird das Parlament vertagt wer den. Beim Wiederzusammentrsit im Januar wird die erste Regierungsvorlage eine Revision der Ver fassung fordern. Dis hierbei in Aussicht genom mene Reform des Senats erstreckt sich aus die Art der Ergänzung wie auf die bezüglichen Rechte des Senats in Budgetsachen. England. Die Einberufung des englischen Parlamen tes ist nunmehr definitiv auf den 7. Februar festgesetzt. Michael Boyton, der vor einiger Zeit wegen seiner Thätigkeit bei der Organisation der Landliga gefangen gesetzt worden war, ist seiner mißlichen Gesundheit halber wieder auf freien Fuß gesetzt worden. In der Grafschaft Limerick ist ein Massen- strike gegen die Bezahlung der Pachtgelder organisirt, es stehen in Folge dessen gegen 300 Exmissionen von Pächtern bevor. Ein neues entsetzliches Agrar-Verbrechen wurde dieser Tage in Roiemount, wenige Meilen von der Stadt Maate (Irland), verübt. Eine Anzahl ver mummter und bewaffneter. Strolche drang in das Haus eines Pächters, Namens Green, und einer derselben schoß ihn in den Unterleib. Green ist seitdem seiner Wunde erlegen. Der Unglückliche hatte vor Kurzem seinen Pachtzins entrichtet, was in den Augen der Satelliten der Land-Liga als ein todeswürdiges Verbrechen gilt. In der Grafschaft Kilkeney wurde auf den Agenten des Lords Beßborough geschaffen, allein die Kugel verfehlte ihr Ziel. Das Attentat ist um so unerklärlicher, als Lord Beßborough, sowie sein Agent sich stets rücksichtsvoll gegen ihre Pächter benahmen. Mordversuche gegen Gutsver walter und mißliebige Pächter scheinen in Irland jetzt an der Tagesordnung zu sein. Die Spalten der Zeitungen sind mit Berichten darüber gefüllt. Italien. Mittheilungen, die über das letzte Consistorium unter Vorsitz des Papstes aus Rom nach Berlin gelangen, heben die Bedeutung hervor, die man auf die Auswahl des Raumes für jene Ceremonie dies mal im Vatican gelegt hat. Das Consistorium sei in einer Kapelle abgehalten worden, die hauptsäch lich durch zwei große Gemälde geschmückt sei: durch das Frescobild mit dem büßenden deutschen Kaiser Heinrich IV. im Schloßhofe zu Canossa und durch die Darstellung des Kniefalls, den Friedrich Barba rossa nach der Schlacht von Legnano behufs Abbitte vor dem Papste that. Die Wahl dieses Ortes für die erste größere päpstliche Ceremonie nach der „Verständigung" mit der preußischen Regierung wäre allerdings nicht ohne charakteristisches Interesse, zumal bekannt ist, daß eine solche symbolische Srache für Diejenigen, die es engeht, oft hundertfach be redter ist, als das gesprochene oder geschriebene Wort. Egypten. Die Controle Englands und Frankreichs über die egyptischen Finanzen ist den Anhängern der Partei, welche „Egypten für die Egypter" wieder gewinnen will, ein Dorn im Auge. Man hält, sehr richtig, diese Einmischung fremder Mächte nur für einen Vorwand, um einen politischen Einfluß auf das Land auszuüben und Europäern glänzend besoldete Posten zu geben. Es verlautet, daß die Staatsdomänen niemals so schlecht verwaltet waren, wie gegenwärtig. Die Staatsdomänen stehen unter der Controle dreier Herren, eines Franzosen, eines Engländers und eines Egypters. Der erste dieser Herren leitet das Ganze und das Resultat scheint zu sein, daß die Einkünfte der Domänen, die einen so großen Ueberschuß liefern sollten, nicht zur Zah lung der dem Baron Rothschid garantirstn Zinsen hinreichen. Ein Procurator der französischen Re publik, der infolge der Anwendung der Ferry'schen Gesetze auf die Klöster sein Amt einbüßle, ist, Dank der Fürsprache gewisser französischer Mönche, zum -Waldenburg, 1. December 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser unternahm am 29. November wiederum eine Spazierfahrt und besuchte abends die Oper. Se. Maj. hatte eine sehr gute Nacht und nahm am 30. November vornnüags Vort-age ^D^ Genesung des Großherzogs von Baden macht erhebliche Fortschritte. Der Appetit rst recht befriedigend. Der Großherzog kann reichlichere Kost gut verlragen. Nachts, und mitunter auch am -r,age machen sich noch rheumatisch-neuralgische Schmerzen am linken Bein bemerkbar, welche indessen stets bald wieder verschwinden. Die Kräfte nehmen langsam, aber stetig zu Der Großherzog konnte schon wieder holt des nachmittags einige Stunden auf dem Ruhe bette im Nebensalon zubringen. Der Bundesrath überwies die Vorlage, betreffend des Anschlusses der Unterelbe an das deutsche Zoll gebiet und die dadurch entstandenen Kosten, an den dritten, vierten und siebenten Ausschuß zur Vor- berathung. , Die „Provinz.-Corresp." sagt am Schluffe eines Artikels, „Die deutschen Fürsten und das deutsche Volk" betitelt: Jemehr man dem Volke gesagt habe, nur der Kanzler verfolgte jene Be strebung, welche darauf gerichtet sei, dem Vaterlande nur dauernde Bürgschaften des inneren Friedens zu geben, schädige man dadurch die Herrschaft der Hohenzollern, desto bedeutungsvoller ist es, daß der ehrwürdige Hohenzollern auf dem Throne, zu dessen Einsicht das Volk das größte Ver trauen hat, sein volles Einverständniß mit jener Politik ausspricht. In diesem Sinne ordnete die Regierung die weiteste Verbreitung der Bot schaft an, welche nicht die Deckung des Fürsten Bismarck durch den Kaiser, wohl aber die Auf klärung des vielfach in's Volk geworfenen Zweifels über die Stellung des Kaisers ist und welche trotz der staatsrechtlichen Verantwortlichkeit des Kanzlers das vollste moralische Einverständniß des Kaisers bekundet. Bei einem der letzten Tischgespräche des Reichs kanzlers soll auch der sprachliche Verkehr mit den auswärtigen Negierungen und deren Berliner Vertretern erwähnt worden sein. Anderweitig wird als interessant bemerkt, daß denjenigen, die nicht in ihrer Sprache correspondiren, französisch geschrieben oder geantwortet wird. Dagegen bedient man sich in Belgien und, wie es heißt, auch Frankreich gegen über, weil die französische Sprache ihre eigene ist, diesseits der deutschen. Bismarck hat wiederum einen Beweis der Aner kennung seiner Wirtschaftspolitik zu verzeich nen. Die am 29. November in Düsseldorf abge haltene Generalversammlung des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirthschaftlichen Interes sen für das Rheinland und Westfalen sandte an den Reichskanzler folgendes Telegramm ab: Die Generalversammlung des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirthschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen ergreift freudig die Ge legenheit, um mit dem Ausdrucke vollster Verehrung für Ew. Durchlaucht gegenüber den vielfachen von der politischen Parteistellung beeinflußten gegentei ligen Aeußerungen zu versichern, daß sich infolge der Einführung der veränderten Wirtschaftspolitik die Arbeit erheblich gemehrt hat, daß die Arbeit lohnender geworden ist, und daß sich mit unseren gesammten wirthschaftlichen Verhältnissen namentlich °:e Lage der Arbeiter gebessert hat. Der Handelsstand ist naturgemäß überwiegend Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. L'U'T'U V Waldenburger Anzemer scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg