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Schönburger Tageblatt Waldenburger Anzeiger Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Erscheint täglich mit Ausnahm- der Tag- nach Sonn- und Festtagen. Beiträge find erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für d.e nächster Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Heil uns, es will nun Weihnacht werden Für alle Menschen, groß und klein. Das liebe Christkind kommt auf Erden, «seht bei den Frommen gerne em; Von Nazareth, der reinen Mard Erwächst uns Freude, Seligkeit. Wie Er dereinst herniederkommen In dieses arme Erdenland, Des Himmels Frieden allen Frommen Zu bringen, jedem Haus und Stand, So ist Er heute noch bereit Und giebt uns frohe Weihnachtszeit. Wo Arme und Verwaiste weinen, Füllt Er mit Freuden ihre Brust, Will sich mit ihnen ganz vereinen Und schaffen sel'ge Weihnachtslust; Ach, wer nur seiner recht begehrt, Dem wird vom Christkind dann bescheert! Mit irdischen und Himmels-Gaben, Durch Vatergüte, Mutterlieb', Will Ec die kleinen Herzen laben; — Ach, wenn die Zeit der Unschuld blieb, Da jedes Haus ein Bethlehem, Nicht stolz, wie einst Jerusalem! — Bald werden Weihnachtsglocken klingen, Das Herz, es wird ein Freudenmeer, Und allenthalben wird man singen Dem Christuskinde Lob und Ehr'; Bald strahlet in der Näh' und Fern' Vom Himmel yer der hsil'ge Stern. O, darum selig, wer verbunden Ist noch mit guter Eltern Glück, Wer nie des Lebens Weh empfunden, Denkt nicht an Schmerz und Leid zurück! Komm, Christkind, bald in jedes Haus, Theil' Allen schöne Gaben aus! Kriedrich Gündel. Bekanntmachung. Nächsten Dienstag, den SS. November von Vormittags Uhr an . „ . , sollen die auf hiesiger Neugaffe, dem Königsplatz und der Johanmsstratze be findlichen, durch Einrichtung der Wasserleitung überflüssig gewordenen dre» steinernen Wassertröge anstehend an Ort und Stelle gegen Meistgebot und sofortige baare Bezahlung, sowie hierauf die im ehemal. Carl Richter'- schen Garten anstehenden Obstbäume ebenfalls gegen Meistgebot und gleich baare Bezahlung öffentlich versteigert werden. Waldenburg, den 25. November 1881. Der Stadtrath. In Vertretung: Limmer, Stadtrath. R. II. *Waldenburg, 26. November 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Das Befinden des Kaisers hat sich bedeutend gebessert. Er hat die Nacht zum 28. d. im allge meinen recht gut geschlafen, wenn auch mit einigen Unterbrechungen. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht die Verlänge rung des kleinen Belagerungszustandes für Berlin. Im dritten Berliner Wahlkreis ist definitiv Pro fessor Wagner als Candidat der antifortschrittlichen Parteien für die Nachwahl am 28. d. aufgestellt worden. Unter denjenigen Vorlagen, welche dem Reichstage in der gegenwärtigen Session voraussichtlich noch zugehen werden, wird sich auch die am 3. November d. I. in Bern revidirte internationale Reblaus- Convention befinden. Dieselbe wird in diesen Tagen zunächst an den Bundesrath gelangen. Die erste Hauptaction der Polnischen Reichs- tags-Fraction wird, wie ein polnisches Blatt aus sicherster Quelle erfährt, die Einbringung eines An trages im Reichstage sein, welcher die Wiederher stellung der angeblich durch die Wiener Verträge garantirten politischen Sonderstellung und polnischen Verwaltung der Provinz Posen fordert. Zur Unter stützung dieses Antrages sollen nicht blos die ober schlesischen Abgeordneten, sondern das ganze Centrum gewonnen sein und jedenfalls werden auch die Elsaß- Lothringer, die Welfen und Dänen bereitwillig ihre Mitwirkung dazu leihen. Aussichten, mit ihrem Anträge durchzudringcn, sind freilich nicht vorhanden. Die Samoainseln sinb kürzlich der Schauplatz- einer Action der deutschen Marine gewesen Unmittelbar nach Abgang eines dort Aussicht führen den amerikanischen Kriegsschiffes brachen aus ge ringfügigem Anlaß am Lande innerhalb des neu tralen Gebietes Gcwaltthätigkeiten unter den Ein geborenen aus. Einer Aufforderung des deutschen Consultatsverwesers folgend (der Generalconsul be findet sich mit dem deutschen Kanonenboot Habicht aus einer Jnspectionsreise nach dem nördlichen Insel gruppen), schritt der Commandant der deutschen „Möwe," Korvetenkapitän v. Kyckbusch, sofort mit der erforderlichen Energie und Umsicht ein. Ein Landungscorps in der Stärke von 3 Officieren und 50 Mann unter dem Commando des Capitänlieut. v. Schuckmann, ging unter den Schutz des Kriegs schiffes an's Land. Als die Samoaner sahen, daß das deutsche Kriegsschiff bereit lag, um sich mit seinen Geschützen nölhigenfalls an einem Kampfe zu betheiligen, zogen sich dieselben langsam zurück, und als die deutsche Truppe sich am Lande in Be wegung setzte, ging die eine Partei der Samoaner ohne Weiteres zu Wasser, um sich in ihren Kanoes zu bergen, die andere lief landeinwärts in ihre Hütten und in die Büsche. In Zeit von einer guten halben Stunde war überall die Ruhe wieder hergestellt. Darauf wurde der Hafen von einer Anzahl Kriegskanoes gesäubert und einige Rädelsführer aus ihren Fahrzeugen herausgeholt und dem Municipal- gericht überliefert. Die Samoa-Times bringt eine Anzahl von Dankschreiben, welche König Malietoa für sich und Namens des Vicekönigs, sowie der englische Consul, der Municipalrath der Stadl und des Districts von Apia und der dortige municipale Gerichtshof theils an den kaiserlichen Consultatsver- weser, theils an den Commandanten der Möwe für das wirksame Einschreiten gerichtet haben. In der Allerhöchsten Botschaft vom 17. d. M. wird eine allgemeine Berufs-Statistik in Aussicht gestellt. Es dürfte nur wenig bekannt sein, daß für Preußen bereits das Material für eine solche Statistik vorhanden ist. Bei der im Jahre 1871 vorgenommenen Volkszählung wurden nämlich für Preußen auch auf den Beruf der Bevölkerung be züglicher Fragen den Formularen beigefügt, deren Beantwortung erfolgen mußte. Bei der Bearbeitung des gesummten Materials wurde jedoch wegen feh lender Fonds von der Bearbeitung dieser Fragen Abstand genommen, und so ruht dies Material augenblicklich noch unbenutzt in den Archiven des Preußischen statistischen Bureaus. Die Bearbeitung desselben dürfte einen Aufwand von etwa 30000 Mk. erfordern. Der Bundesrath hat dem Reichstag mitgelheilt, daß er in Bezug auf den in der letzten Session gefaßten Beschluß, in welchem das Ersuchen ausge sprochen wird, mit der weitergehenden Revision des Gerichtskostengesetzes eine solche der Ge bührenordnung für Rechtsanwälte zu verbin den und desfallsige Vorlagen womöglich schon in der nächsten Session an den Reichstag gelangen zu lassen, bei den Bundesregierungen Erhebungen da rüber angestellt habe, in welchen Punkten die bis herigen Erfahrungen eine Aenderung der Gebühren ordnung für Rechtsanwälte angezeigt erscheinen las sen. Dagegen habe er sich nicht entschließen können, derjenigen Resolution des Reichstags Folge zu geben, in welcher die Erwartung ausgesprochen wird, daß die verbündeten Regierungen in nächster Session des Reichstags Vorschläge machen werden, welche eine durchgreifende Ermäßigung der Gerichtsgebüh ren herbeiführen, als durch das Gesetz betreffend die Abänderung von Bestimmungen des Gerichls- kostengesetzes gewährt wird. Uebrigens wollen wir hierbei noch hinzufügend bemerken, daß der Reichs kanzler neuerdings hat Ermittelungen anstellen lassen darüber, inwieweit die neu eingeführten Gerichts kostentarife geeignet sind, auf die Rechtspflege durch Vertheuerung störend einzuwirken. Die Vorbereitungen über die Umarbeitung des Unfallversicherungs-Gesetzes werden lebhaft betrieben. Der Hauptgrund, woran das Zustande kommen des Gesetzes im letzten Reichstage scheiterte, war bekanntlich die Forderung des Reichszuschusses, gegen welche bis auf die Conservativen sich alle Parteien des Reichstags erklärten. Nach einer der „N.-Z." zugehenden Mittheilung würde der umge- arbeilete Entwurf sich auf einen zeitweiligen, für mehrere Jahre zu gewährenden Reichszuschuß be schränken, ein Vorschlag, der bekanntlich im letzten Reichstag bereits auf den Widerstand der Mehr heit stieß. Die Arbeiter und Arbeitgeber sollen angeblich schon nach diesem neuen Entwürfe zu corporaliven Verbänden vereinigt werden, jedoch unter Mitwirkung und Oberaufsicht des Reichs. Ueber den Verlauf der ersten Etatsberathung sprechen sich die Blätter verschieden aus. „Deutsches Tageblatt" und „Post" bedauern, daß Richler's Ausführungen unerwidert blieben, die liberalen Blätter meinen, die Conservativen hätten Niemand, der fähig gewesen wäre, dem großen Eugen zu ant-