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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. «nd Waldenburger Anzeiger. Der Abonnemsntspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 2SS. Mittwoch, den 28. December 1881. Bekanntmachung. Das für das Jahr 1882 aufgestellte Commun-Anlagen-Abschätzungs- Cataster liegt 14 Tage lang zur Einsichtnahme der Steuerpflichtigen an Rathsexpeditionsstelle aus. Etwaige Reclamationen gegen die erfolgte Einschätzung sind schriftlich und mit Gründen unterstützt binnen obiger Frist und längstens bis zum 4. Januar L882 hier anzubringen. Späteren Einsprüchen kann keine Folge gegeben werden. ! Waldenburg, am 17. December 1881. Der Stadtrath. Cunrady. R. II. Die Kommun Anlagen und die Ablösungsrenten auf den 4. dies- jährigni Termin sind bis zum 31. dieses Monats zu bezahlen. Stadtsteuer-Einnahme Waldenburg, am 24 December 1881 Bekanntmachung. Die hiesige Sparkasse bleibt wegen des Rechnungsabschlusses vom 1 bis mit 2V Januar 1882 gänzlich geschlossen und werden während dieser Zeit weder Einlagen ange nommen, noch Rückzahlungen bewirkt werden. Fürstliche Sparkasse Waldenburg, a n 5. December 1881. Nebel. "Waldenburg, 27. December 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Handelsvertrag zwischen Deutschland und Italien vom 31. December 1865 und die- Schiffahrtsconvention vom 14. October 1867 wer den zufolge Uebereinskommens zwischen beiden Re gierungen, durch welches die Wirkung der im Jahre 1875 italienischerseits erfolgten Kündigung nochmals um 5 Monate hinausgeschoben worden ist, bis 31. Mai 1882 in Kraft bleiben. Bischof Kopp ist am 26. d. mü großem Ehren geläute in Fulda eingetroffen und hat alsbald am Bonifaciusgrabe ein Gebet verrichtet. Die in Wien erscheinenden „Politischen Frag mente" sehen in der fortschrittlichen Opposition gegen die Berufsstatistik einen Beweis dafür, daß die Fortschrittspartei den Namen der Hemmschuh parteiwirklichverdiene. Das Sträuben des „Hemm schuhes" wäre ober unerklärlich, wenn seine Presse nicht selbst das Motiv enthüllt hätte. Es soll, woran das Blatt, als die Vorlage erschien, nicht im Ent ferntesten gedacht hatte, durch dieselbe dem Confessions- hader Vorschub geleistet werden, weil die betreffende Religion und Confession in derselben verlangt wird, während doch eine genaue Kenntniß dieser Verhält nisse eher dazu beitragen würde, confessionellen „Hader" und „Neid" abzuschwächen und versöhnend zu wirken. Die „Schlüsse", bemerkt das Blatt u. A., welche das Publikum aus einer Berufsstatistik ziehen kann, sind „akademischer" Natur. Je nach „Alter, Geschlecht, Familienstand, Religion," vertherlen sich die Berufe so und so. Und diese Bereicherung des Wissens verdammt der „Fortschritt," der die Farbenstaubkörnchen auf den Flügeln der Schmetter linge zählt und stolz auf solche Arbeiten ist! der „Fortschritt," der für die Vivisection in die Schran ken tritt rc.l Wir dürfen vergleichende Anatomie, vergleichende Zoologie rc. treiben, aber die ver gleichende Statistik soll auf dem Inäox librornm xrolribitorum bleiben." Der Bericht des preußischen Ministers sürLand- wirthschaft, Domänen und Forsten an den Kaiser über Preußens landwirthschafiliche Verwaltung in den Jahren 1878, 1879 und 1880 ist soeben der Oeffentlichkeit übergeben morden. Von Bedeutung für die von dem Ministerium wahrzunehmenden Interessen — heißt es in dem Bericht — ist die Institution des VolkswirthschaftSrathes. Durch diese Einrichtung ist den Vertretern der Land- und Forstwirthschast Gelegenheit gegeben, auch in solchen für dieselbe wichtigen wirthschaftlichen Fragen, welche über die Grenzen des speciellen Faches hinausgehen, zu Worte zu kommen und darüber gemeinsam mit den Vertretern der anderen wirthschaftlichen Gruppen zu berathen. Der Wirkungskreis des als Beiralh des Ressortministers dienenden Landes-Oeconomie- collegiums wird durch den Volkwirlhschaflsrath, wel cher sich als technischer Beiralh des Königs darstellt, nicht beeinträchtigt. Dem Landeü-Oeconomiecollegium verbleibt seine bisherige Stellung und sein Einfluß in denjenigen Fragen der preußischen landwirth- schaftlichen Gesetzgebung, welche ein allgemeines wirthschaftliches Interesse nicht beanspruchen, sowie auf den gesammten Gebieten der landwirthschaftlichen Verwaltung und Technik. Im Hinblick auf das Project einer Altersver sorgung der Arbeiter bemerken die „Grenzboten" bei Beantwortung der Frage, ob man mit diesem Plane nicht ein unübersehbares Gebiet betrete: „Wir werden das Gebiet übersehbar machen, indem wir es theilen. Die Altersversorgung kann nur statt finden innerhalb bestimmter organischer Verbände, sie kann nur statlfinden unter Erfüllung der kor porativen Disciplin dieser Verbände einer Disciplin, der wiederum nicht nur die Arbeiter, sondern auch die Unternehmer unterworfen sein müssen. Wenn die Unternehmer zur Altersversorgung gemeinsam mit den Arbeitern, abgesehen von jenen (niedrigst gelohnten) von der Eigenhilfe zu befreienden Klaffen, beitragen sollen, so muß die Willkür des Arbeiter- contracts auf beiden Seiten beschränkt werden. Der Arbeiter, für dessen Alter er selbst und sein Arbeitsherr Leistungen gesammelt haben, ist nicht mehr das Marktobject, die Waare des heutigen, dem Ungefähr, wie das Sandhäufchen dem Wüstensturm preisgegebenen Proletariats. Der Plan der Alters versorgung hat zur ersten Voraussetzung die Legung der Grundsteine eines neuen Rechts zwischen Arbeiter und Arbeitsherrn, wie zwischen den Arbei tern untereinander. Aber — und auch das wollen wir nicht verschweigen — die Belastung der Unter nehmungen mit neuen Pflichten setzt auch der Un ternehmungswillkür gewisse Schranken, bedingt auch ein neues Verhältnis der Wirthschaftspoliilk zu den Unternehmungen. Darum, so vermuthen wir, hat Fürst Bismarck den Volkswirthschaftsrath herbeige zogen, weil solche Reformen nicht möglich sind, ohne Schritt für Schritt die Nächstbetheiligten znzuziehen, zu gewinnen oder moralisch zu nöthigen." Oesterreich. Der Kaiser wird, um seiner Theilnahme an dem traurigen Schicksale des am 8. December d. I. beim Brande des Ringtheaters Verunglückten einen dauernden Ausdruck zu geben, an der Unglücksstätte aus seinen Privatmiiteln ein Gebäude mit einer entsprechend ausgestatteten Gedächtnißkapelle auf führen lassen, in welchem die alljähriche Abhaltung eines Trauergottesdienstes durch besondere Stiftung sichergestellt werden soll. In der Audienz der Wiener Theater-Directoren erwiederte der Kaiser, nachdem Direcior Bukovics ein Memorandum mit einer Ansprache überreicht hatte: Die furchtbare Katastrophe habe ihn tief bewegt. Er sehe ein, daß es eine große Kalamität für Wien wäre, wenn die Prirattheater geschlossen werden müßten. Er werde daher Alles erwägen, den Directoren seinen Schutz und nach Möglichkeit Unterstützung angedeihen zu lassen. Schließlich sprach Se. Majestät die Hoffnung aus, daß die Directoren Allee aufbieten werden, was zur Sicher heit nochwendig ist, damit das Publikum wieder beruhigt in das Theater gehen könne. Aus den Ergebnissen der am 31. December 1880 in den Ländern Oesterreichs diesseits der Leitha vorgenommenen Volkszählung tritt der interessante Umstand zu Tage, daß, wie der Direktor des statistischen Bureaus in Leipzig schon vor der öffent lichen Besprechung der „Judenfrage" 1876 die Judeneinwanderung aus den östlichen Nachbar ländern für Deutschland nachgewiesen har, auch in Oesterreich ein massenhafter Zuzug semitischen Blutes erkennbar wird. Die auf den amtlichen Erhebungen basirenden Zahlen weisen eine Vermehrung des jüdischen Elements nach, die außer allem Verhältniß zu natürlicher Entwickelung steht und manche Berichte der Bszirkshauplmannschaften constatiren ganz direct eine jüdische Einwanderung in bedeutendem Umfange, die namentlich auch der Magistrat der Hauptstadt Wien hat anerkennen müssen. Die Bevölkerung der Länder der österreichischen Krone, um die es sich hier handelt, ist seit der letzten Volkszählung im Jahre 1869 von 20,396,630 auf 22,130,706 Seelen um 8,5 Procent angewachsen. Während indeß die Zahl der Juden von 822,220 auf 1,005,563 um 22,9 Proceni zugenommen hat, entfällt auf die christlichen Bewohner nur ein Zuwachs von 7,9 Procent. Dieser Zuwachs ist allgemein. All gemein ist auch der Zug nach dem Westen bemerk bar und ein Zusammensirömen nach der Kaiserstadt. Niederösterreich ist in der Zunahme der Bevölkerung in dem Zeitraums seit der letzten Volkszählung von 1869—1880, auf welche sämmtliche vergleichende Ziffern zurückgreifen, mit einem Wachsthum von 1,938,358 auf 2,2 3,863 Einwohner vertreten; die Einwohnerzahl Wiens ist auf 705,402 gestiegen. Von den 95,058 Juden der Promnz, welche mit der Ziffer 52,350 um 81,5 Procenl zugenommen haben, entfallen 72,543 allein auf Wien, wo sich damit die Judenschaft um 32,313 Köpfe oder um 80,r Procent vermehrt hat, während die christliche Bevölkerung nur um 11,55 Procent, in ganz Nieder österreich um 15,»5 Procent gewachsen ist. Die Bevölkerung Prags mit 155,813 Einwohnern hat sich insgesammt um 8930 Köpfe vermehrt, darunter um 3515 Juden mit 26,«4 Procent, so daß für das Wachsthum der christlichen Einwohnerschaft nur 5415 Köpfe oder 3,74 Procent übrig blei ben. Aehnlich liegen die Verhältnisse in an deren Städten und wenn in Lemberg das Juden- thum den Bruchtheil der Bevölkerung von 28 Pro cenl, in Krakau von 30 Procent erreicht, so steigt es in manchen kleineren galizischen Städten auf 80 Procent. Am stärksten ist der jüdische Zuzug aus Rußland und Rumänien in den östlichen Krou- ländern und erreicht in Galizien die Höhe von 575,981 Köpfen, abec selbst in 15 Landdistricten Tyrols, in denen sich 1869 überhaupt noch keine Juden vorfanden, ist jetzt eine, wenn auch vorläufig noch geringe Zahl angesiedelt. FrttnLretct). Seit 14 Tagen ist in Süd-Oran heftiger Win-