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WnbliM TmMM Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge find erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr deS vorhergehenden Tages. und aldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pi., unter Eingeiandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Mittwoch, den 21. December 294. 1881. Bekanntmachung. Das für das Jahr 1882 aufgestellte Commun-Anlagen-Abschätzungs- Cataster liegt 14 Tage laug zur Einsichtnahme der Steuerpflichtigen an Rathsexpeditionsstelle aus. Etwaige Reclamalionen gegen die erfolgte Einschätzung sind schriftlich und mit Gründen unterstützt binnen obiger Frist und längstens bis zum 4. Januar 1882 hier anzubringen. Späteren Einsprüchen kann keine Folge gegeben werden. Waldenburg, am 17. December 1881. Der Stadtrath. Cunrady. R. II. Holz-Auctwn. Künftigen Donerstag, den 22. December 1881, soll auf der sogenannten Superintendentenwiese das abgeholzte Gebüsch meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft auf gedachter Wiese Nachmittags 2 Uhr. Waldenburg, den 20. December 1881. Der Kirchenvorstand. *Waldenburg, 20. December 1881. j Politische Rundschau. ! Deutsches Reich. Ihre Majestät die Kaiserin hat bekanntlich einen Preis für die beste Arbeit über das Wesen und die § Bekämpfung der Diphtheritis ausgesetzt. Bis , jetzt hat sich noch Niemand gefunden, der in er schöpfender Weise die Preisaufgabe behandelt und gelöst hätte. Inzwischen zeigt es sich immer deut licher, daß im Interesse der öffentlichen Gesundheits pflege etwas wird geschehen müssen, um dieser ver heerenden Krankheit prophylaktisch entgegentreten zu können. Wer die Wochen- und Monatsberichte un seres statistischen Bureaus über die Erkrankungs- und Sterblichkeitsziffern aufmerksam liest, der wird finden, daß die Zahl der an Diphtheritis gestorbenen Kinder in erschreckender Weise im Wachsen begriffen ist. Da ergiebt sich, daß in Berlin in den Jahren von 1877 bis 1880 nicht weniger als 5314 Kinder bis zu 10 Jahren an Diphtheritis gestorben sind. In den 11 Monaten des Jahres 1881 starben 1376. Aber nicht in Berlin allein ist die schreckliche Krank heit im Wachsen, auch Hamburg, München, Dresden, Breslau, Königsberg, Stettin und Danzig melden ähnlich lautende Berichte. Namentlich in den beiden letztgenannten Städten hat die Diphtheritis besorg- nißerregende Fortschritte gemacht. Kein Vergleich aber soll mit den Verheerungen zu ziehen sein, die aus Rußland berichtet werden, wo man augenscheinlich der Krankheit noch rathloser gegenübersteht, wie in Deutschland. Der deutsche Kronprinz besuchte am Sonnabend Abend den Reichskanzler und hatte eine längere Unterredung mit demselben. Bismarck beabsichtigt, die Feiertage in Friedrichsruhe zuzubringen und Anfangs Januar die Geschäfte wieder zu übernehmen. Fürst Bismarck hat an den Redacteur der anti semitischen „Kyffhäuser-Zeitung", Herrn Gadow, folgendes Schreiben gerichtet: „Euer Wohlgeboren danke ich verbindlich für die Uebersendung dec beiden ersten Nummern Ihrer Kyffhäuser-Zeitung. In Er innerung an meine eigene Studentenzeit freue ich mich über die Regungen jugendfrischer Theilnahme an der vaterländischen Entwickelung, wie sie an vielen Universitäten stattfindet, und hoffe, daß die akademischen Gemeinschaften ihre Mitglieder auch über die Universitätszeil hinaus zur Pflege vater ländischer Gefühle und Sitten fest und andauernd verbinden werden, v. Bismarck" Die „Deutsche Reichsbank", welche vor kurzem begründet wurde, um die neue Wirthschastspolitik der Regierung in praktischer Weise durchzuführen, und zu welcher die aufgelegten Zeichnungen nicht blos vollkommen gedeckt, sondern sogar überzeichnet wurden, hat nunmehr ihre Thätigkeit begonnen. Der erste praktische Schritt, der von der Bank unternommen wird, bezieht sich auf die Hebung und Förderung des Handwerks und zwar wird die Bank zur Förderung des Kredits des Hand werkerstandes in denjenigen Städten, wo sich das Bedürfniß herausstellen und der Handwerkerstand derartige Wünsche zu erkennen geben sollte, aus der Errichtung von Gewerbehallen vorgehen und die selben derartig einrichtcn, daß den Handwerkern, welche ihre Waaren dort aufstellen, ein erheblicher Vorschuß auf dieselben gewährt werde. Nach dem jetzigen Stande der Garnisonver hältnisse des deutschen Heeres (mit Ausschluß der Königreiche Bayern und Sachsen) haben gegen wärtig Berlin und Metz die stärksten Garnisonen, ersteres 18,204, letzteres 10,793 Mann. Es folgen: Straßburg mit 8945, Mainz mit 7749, Königs berg, Danzig, Posen mit etwa gleicher Stärke, Köln mit 7503, Potsdam mit 6396, Koblenz mit 6374, Magdeburg mit 6060, Hannover mit 5368, Breslau 4943, Ulm 4843, Rastatt 7648, Stettin, Neisse und Wesel Halen gleichfalls bis zu 4000 Mann. Die Gelder des Reichs-Jnvalidenfonds wer den jetzt häufig von Communen dazu benutzt, um mit Hilfe derselben ältere Communalschulden, welche unter ungünstigeren Verhältnissen entliehen sind, zu tilgen. So hat neuerdings wiederum die Stadt Burg bei Magdeburg zu diesem Zweck aus dem ge nannten Fonds ein Darlehn von 500,000 Mark entnommen, welches von beiden Seiten unkündbar ist, mit 40/0 jährlich verzinst und jährlich mit min destens 1 und höchstens 6"/o amortisirt wird. Die „Vosfische Zeitung" nennt den Grafen Moltke bei Gelegenheit der Besprechung über die Debatte betreffs der Militärschule in Neu-Breisach nur einen „verdienten Fachmann," der von den „durch keine Voreingenommenheit befange nen Abgeordneten" corrigirt werden mußte! Die Tante Voß wird offenbar alt und schwach. Ueber die jüngste Rede des Minister r. Putt kam er im Reichstage äußert sich d-e fortschrittliche Franks. Ztg. in folgender beachtenswerthen Weise: Für uns hat der Minister nur ehrlich und frei ausgesprochen, was allezeit Brauch war in slreußen und was auch der Liberalismus, so lange er auf der Sonnenseite war, als solchen gern hingenommen hat. Das Wort des Königs von Preußen aus der Conflictzeit: „Ein feindliches Verhalten gegen die Regierung verträgt sich nicht mit der Treue gegen meine Person" ist von fast allen Ministern zur Richtschnur ihres Handelns genommen worden und aus diesem Wort ergeben sich ungezwungen alle Consequenzen, die Herr v. Puttkamer aus der Stel lung der Beamten für die von ihnen bei Wahlen zu leistenden Dienste gezogen hat. Wer daran An stoß nimmt, der darf sich nicht an eine zufällige Excellenz, sondern muß sich an das monarchische Princip in seiner preußischen Verkörperung halten. Hat er Scheu vor diesem Rhodussprung, so mag er sich trollen und schweigen. Es ist Sitte im Reichstage, schreibt die Cons. Corr., bei der Beantragung von Acclamationswahlen keine Begründung zu geben. Der Abg. v. Ben nigsen konnte es trotzdem bei dem gleichen Anlaß, betreffend die Wiederwahl des bisherigen Reichstags- Präsidiums, nicht unterdrücken, seinen bezüglichen Acclamationsan'.rag zu Gunsten der Rechten und des Cenlrums damit ausdrücklich zu erklären, daß ja voraussichtlich die Session nur von sehr kurzer Dauer sein könne. Er entging der Zurechtweisung nicht, indem bei der nächsten geschäftsordnungs mäßigen Gelegenheit der Abg. Frhr. v. Minnige- rode unter dem Beifall seiner Freunde diese Ungs- bührlichkeit, welche gegen die Sitte des Hauses verstößt, zurückwies. Mit dem 1. Januar k. I. tritt das Reichsgesetz vom 22. Mai d. I. in Kraft, nach welchem das Recht der Küstenfrachlfahrt in den deutschen Häfen den deutschen Schiffen vorbehalten ist. Nur denjenigen Staaten, in deren Gewässern die deutsche Handelsmarine zur Küstenfrachtfahrt zugelaffen ist und dieselbe mit Vortheil ausübt, wird die Gegen seitigkeit zugestanden; es sind dies zur Zeit Belgien, Brasilien, Dänemark, Großbritannien, Italien und Schweden-Norwegen. Der Entwurf einer entspre chenden Verordnung ist dem Buidssrath zur Be- schlußnahme bereits vorgelegt worden. Die „Post" sagt in einem Artikel „Rom und der Partikularismus": Eine merkwürdige und einflußreiche Entscheidung, welche eine nahe Zukunft bringen muß, besteht darin, ob sich die päpstliche Politik von der Politik des Centrums zu scheiden den Muth und auch den entsprechenden Einfluß auf den deutschen Klerus hat. Kommt es nicht dazu, was man vorläufig für das Wahrscheinlichere halten muß, so stehen wir vor einer neuen Epoche des Cultur- kampfes, für dessen Fortsetzung sich denn auch andere Mittel finden werden (?). Vollzieht sich aber jene Scheidung, so kann sich ein Vorgang einleiten von tief eingreifenden Folgen für die Entwickelung Euro pas in den nächsten Jahrzehnten. Oesterreich. Der Kaiser ließ sich am 19. d. von dem Vice bürgermeister Uhl über die Ringtheaterkaia- strophe mündlich berichten, fuhr sodann in das Opernhaus, welches wie bei einer Vorstellung er leuchtet war, besichtigte eiugehendst alle Vorkehrungen gegen Feuersgefahr, infpizirte sämmtliche Räume bis zu den obersten Galerien, ordnete verschiedene weitere Vorkehrungen an und ließ die Gasbeleuch tung ganz absperren, um die Wirkung der ange brachten Oellampen zu prüfen. Der Kaiser verweilte etwa anderthalb Stunden im Theater. In der am 16. d. stattgefundenen Sitzung des Gemeinderaths wurde der Bericht des Stadtbau amtes über die Thätigkeit der Feuerwehr bei dem Brande des Ringtheaters verlesen. Der Be richt constatirt, daß die Feuerwehrmänner trotz der Meldung, die Theaterbesucher hätten sich rechtzeitig gerettet, sogleich die energischsten Anstrengungen ge macht hätten, um zu dem Zuschauerraum zu gelangen. In dein Zeitraum von einer Viertelstunde seien 120 bis 130 Personen durch das Sprungtuch und mittelst der Schubleiter gerettet worden. Das Vor-