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SchiiMugei TmMM Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge find erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis betrügt vierteljähr lich 1 Mk. SV Pf. Alle Postanstaltsn, die Expedition und dis Eolporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Mittwoch, den 7. December 18«1. Bekanntmachung. Es wird auch hierdurch zur Kenntniß der Kirchgemeinde gebracht, daß am künftigen Freitag den 9. Dezember Abends 6 Uhr bei erleuchteter Kirche ein Adventsgottesdienst, verbunden mit der Feier des heiligen Abend mahles abgehalten werden soll, wobei gebeten wird, die vorderen Bänke :m Schiff der Kirche für die Communikanten frei zu halten. Waldenburg, den 6. Dezember 1881. Der Kirchenvorstand daselbst. Oberpfarrer Schuman». *Waldenburg, 6. December 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Bei dem am 4. d. stattgefundenen Empfang des Reichstagspräsidiums sprach der Kaiser sein Bedauern aus, daß er den Reichstag nicht persön lich eröffnen konnte, und betonte, daß die Botschaft den vollsten Ausdruck seiner innersten Ueberzeugung wiedergebe; er könne nur wünschen, daß die Arbeiten des Reichstags in dieser Richtung zum Ziele gelangen und zum Wohle des Vaterlandes und der Nation ihre Erledigung finden möchten. Aus den Aeuße- rungen des Kaisers lheilt ferner die „Kreuzzeitung" mit, der Kaiser habe bemerkt, in der Verfolgung der in der Botschaft gesteckten Ziele liege die Aufgabe aller derjenigen, welche das monarchische Prinzip zu stützen gewillt seien. Namens der Budget - Commission stellt deren Referent der Abg. Frhrr. v. Maltzahn-Gültz in Be zug auf den Militär-Etat folgenden Antrag: 1. Die Positionen für die Civilbeamte» des preußischen Kriegsministeriums unverändert zu bewilligen; 2., im Kapital 24 (Geldverpflegung der Truppen) Tit. 7 (Mannschaften) anstatt der geforderten 52,479,775 M. nur 52,319,520 M. zu bewilligen und die Zahl der einzuberufenden „Ersatzreservisten" von 38041 auf 29,700 zu ermäßigen, und in Consequenz dieses Beschlusses bei den Kapiteln 25, 26, 27, 29, 31 und 37 die Ansätze um 382,313 M. zu ermäßi gen. 3., im Kap. 37 Tit 18 die zum Ersatz des Abgangs an kleinen Feuer- und Handraffen, wie derselbe namentlich durch allmälige Abnutzung der im dauernden Gebrauch der Truppen befindlichen Ganitur entsteht, geforderten 1490 M. auf 1,000,000 zu ermäßigen. Es werden damit bei den fortdauern den Ausgaben für Preußen insgesammt 1,033,168 M. abgesetzt dementsprechend beantragt die Commis sion auch in den correspondirenden Positionen des Etats für Sachsen die Summe von 45,304 M. und in dem Etat für Württemberg 30,938 M. abzu setzen, so daß bei den fortdauernden Ausgaben eine Herabminderung der Etatssumme um insgesammt 1,109,500 M. beantragt wird. Ferner beantragt die Commission bei den einmaligen Ausgaben im ordentlichen Etat; bei Preußen 130,000 M. als erste Rate für den Neubau einer Garnisonbäckerei rc. in Altona und 410,000 M. bei den beiden Träin-Depotö des Garde-Corps und das 3. Armee corps zu streichen. Im außerordentlichen Etat 325,000 M. bei den Kasernements für die Train- Bataillone des Garde-Corps und des 3. Armee- Corps 200,000 M. für den Neubau rc. eine In fanterie-Kaserne in Stargard in Pommern, 70,000 M. für den Neubau eines Stalles für eine Husa- reu-Escadron in Meihereleben, 55,000 M. für den Neubau einer Infanterie-Kaserne in Rudolstadt, 50,000 M. für eine Kavallerie-Kaserne rc., in Stendal, 200,000 M. für eine Infanterie-Kaserne in Posen, 34,000 für den Neubau eines Kaserne- menls in Natibor und 300,000 M. für den Neubau einer Artillerie-Kaserne in Schwerin zu streichen. Die Commission empfiehlt somit von dem Militäretat insgesammt die Summe 2,316,500 M. zu streichen und gleichzeitig die Petitionen der Bürger schaft von Stendal wegen Nichtbewilligung der Mittel für den beabsichtigten Kasernenbau iu Stendal und des Magistrats zu Mülle in Lauenberg wegen Nichtbewilligung der Mittel zum Neubau rc. des Kasernements für eine zweite Abtheilung Feldartil lerie in Schwerin durch diese Beschlüsse für erledigt zu erklären. Die sehr zersplitterten und in einzelne Fractiousn zerfallenden Liberalen fühlen sich ohnmächtig, so lange sie sich nicht einigen, und streben jetzt nach engerem Zusammenschluß. Die „große liberale Partei" soll durchaus noch fix und fertig unter dem diesjäh rigen Weihnachlsbaume liegen. Wenigstens wollen und hoffen das die Secessionisten und Fortschrittler; aber die Nationalliberalen machen nur sauere Ge sichter. Ihr Führer Herr v. Bennigsen mag denken, daß es mitunter besser ist, in dem nationalliberalen Dorfe der Erste, als in der großen liberalen Stadt der Dritte zu sein. Denn die Führung der libera len Gesammtpartei wird unstreitig der rührigsten und entschiedensten Fraction zufallen, und Herr Rich ter ist wahrlich nicht der Mann, der sich die Butter vom Brode nehmen läßt. Herr Richter scheint sogar von vornherein die Nationalliberalen als weniger taugliche Recruten in die zweite Reserve geschrieben zu haben; denn der Beschluß der Fortschrittspartei, welcher den Eckstein dec liberalen Einheit bilden soll, lautet wörtlich dahin, daß die Verständigung zunächst mit der liberalen Vereinigung (Secessionisten) und soweit möglich mit den übrigen liberalen Fraclionen herbeizuftthren sei. Die „Nordd. Allgem. Ztg." schriebt: Dem Ver nehmen nach ist das Reichsamt des Innern mit der reichsgesetzlichen Regelung des Versicherungs wesens beschäftigt. Obwohl noch diese Angelegen heit im Stadium der Vorbereitungen sei, er hellte doch aus den den Bundesregierungen zuge gangenen Mittheilungen, daß an die Verstaatlichung des Versicherungswesens nicht gedacht wird und sich die Absicht des Reichskanzlers vielmehr auf eine normative Regelung der staatlichen, resp. reichsseitig auszuübenden Aufsicht über das gesammte Versiche rungswesen beschränkt Die Budgetcommission des Reichstags nahm mit allen gegen 3 Stimmen die für den Kaiserpalast in Straßburg geforderte Post an. Die Fraction der Fortschrittspartei hat sich constituirt und in den Vorstand die Abgg. Klotz, Schulze-Delitzsch, Virchow, Hänel und Richter ge wählt. Schriftführer sind die Abgg. Meibauer und vr. Gieschen. Die Berliner Kaufmannschaft wird beim bevor stehenden Zusammentritt des deutschen Handelstages beantragen, derselbe möge einen Beschluß fassen, daß an Stelle der, oder noch vor der italienischen Weltausstellung eine internationale oder wenigstens eine deutsche nationale Ausstellung in Deutsch land im Jahre 1885 stattfinde. Oesterreich. Der dem Abgeordnetenhaus von dem Handelsmi nister vorgelegte Entwurf, betreffend den Vered lungsverkehr, bestimmt, daß die bis zum 31. Decembber 1882 in's deutsche Zollgebiet gesende ten Gewebe noch bis längstens den 30. Juni 1883 von dort im Veredlungsverkehr zurückbringbar sind. Die nach dem 31. December 1882 ausgeführten Gewebe unterliegen bei ihrem Wiedereintritte in das österreich-ungarische Zollgebiet den Bestimmungen des Zolltarifs. Die Wehrgesetz novelle wurde, nachdem der Antrag des Abg. Schöffer, den Uebergang zur Tagesordnung ungenügend un terstützt worden war, mehrere Redner pro und contra, sowie auch der Landesoertheidigungsminister gesprochen hatten, mit überwiegendster Majorität zur Grundlage der Spezialdebatte angenommen. Ungarn. In Ungarn herrschen geradezu grauenhafte Sichecheitszustände. Man beachte nur den In halt folgender nach Wien am 2. December gelang ten telegraphischen Meldung: Die Unsicherheit auf den flachen Lande nimmt in erschreckender Weise zu. In Battaszel haben vorgestern drei Strolche einen vom Markte heimkehreuden Tagelöhner ermor det. Ein Nachtwächter, der sie abmahnte, und ein Sicherheits-Pandur, der sie verhaften wollte, wurden von den drei Strolchen ebenfalls ermordet. End lich gelang den Behörden ihre Verhaftung. — Im Arvaer Comital, Dorf Vovoty, raubten Unbekannte dem Wirth Krasz 1000 fl. und ein Sparkaffenbuch im Werihe von 18,000 fl. — In Mittyas bei Temesvar wurde vorgestern eine aus sechs Mit gliedern bestehende Familie von Raubmördern ge- tödtet. Es waren Nachbarn, welche um den Kauf preis von zwei Ochsen von ihren Opfern zu erlangen, das schreckliche Blutbad anrichteten. Bei Beginn der Sitzung des ungarischen Abgeord netenhauses erbat sich der bekannte Agitator gegen die Juden, Victor Jstoczy, in persönlicher Ange legenheit das Wort. Dabei nimmt er Anlaß, Ungarn für das verjudetste Land in Europa nach Rußland zu erklären. Er sagt, daß nicht nur die Presse, sondern schon der Staat in Ungarn den Juden in die Hände gespielt worden sei und daß er dieses Uebel bekämpfen werde nach wie vor. Den im Hause anwesenden Chef-Redacteur des „Pester Lloyd", Or. Max Falk, greift er an, sagt, daß dieses Blatt, so oft gegen die Israeliten gesprochen oder geschrieben wird, „ein großes Gesaus" mache. Ec schließt mit den Worten: „Ich war, bin und werde immer Judenfeind bleiben." In maßvoller Weise entgegnet Polonyi (äußerste Linke) auf die Worte Istxzy's. Jstoczy will nochmals sprechen, wird aber durch den Lärm der äußersten Linken ver hindert. Nach der Hausordnung entzieht ihm der Präsident das Wort. Frankreich. Die französischen Blätter sprechen mit frohem Erstaunen von der Feindseligkeit, welcher der deutsche Reichskanzler Fürst Bismarck im eigenen Reichstag begegne. Der Ünterrichtsminister Paul Berl hat ein Decret dem Präsidenten der Republik unterbreitet, wodurch der obligatorische Religionsunterrichten Gym nasien und höheren Realschulen aufgehoben wird. Es bleibt den Eltern gänzlich frei überlassen, am Anfänge des Schuljahres zu erklären, ob ihre Kin der Religionsunterricht empfangen sollen. Gambetta hat am Sonnabend Abend den Mit gliedern des diplomatischen Corps das erste Diner gegeben. Sämmtliche Botschafter und bevollmäch tigten Minister, sowie die in Paris akkredilirten Ge schäftsträger waren zu demselben erschienen. Der Nuntius Msgr. Czacki nahm als Doyen den Ehren platz ein. Der „Figaro" weiß das große Publikum immer gut zu unterhalten, denn seine Mittheilungen lassen