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ZWümiM Tagtblati «nd Waldenburger Anzeiger Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Sonnabend, den 26. November 1881 R. II. versteigert werden. November 1881. er Stadtrath. In Vertretung: Limmer, Stadtrath. und sofortige baare Bezahlung, sowie hierauf die im ehemal. Carl Richter'- schen Garten anstehenden Obstbäume ebenfalls gegen Meistgebot und gleich Erscheint täglich m,t Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nSchster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. baare Bezahlung öffentlich Waldenburg, den 25. D Der Abonnemenlspreis beträgt vierteljähr lich I Mk. 5« Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 1V Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Bekanntmachung. Nächsten Dienstag, den SS. November o., vou Bvrmittags /eio Uhk an sollen die auf hiesiger Neugasse, dem Königsplatz und der Johannisstraße be findlichen, durch Einrichtung der Wasserleitung überflüssig gewordenen drer steinernen Wassertröge anstehend an Ort und Stelle gegen Meistgebot *Waldenbnrg, 24. November 1881. Die Stellung der Conservativen und Liberalen zur Gewerbereform. Unter diesem Titel ist ein Separatabdruck mehrerer Artikel aus der „Leipziger Zeitung" erschienen, aus den wir alle conservativen Kreise ganz besonders aufmerksam machen müssen. Nachdem in den erwähnten Artikeln zunächst auf das überraschende Resultat der deutschen Gemerbe zählung von 1875 hingewiesen worden, wonach die Kleinindustrie im deutschen Reiche mehr als viermal so viel erwerbsthätige Menschen beschäftigt, als die Großindustrie, befaßt sich der Verfasser mit der Be leuchtung der Gesichtspunkte der liberalen Gewerbe gesetzgebung, der Untergrabung des Jnnungswesens durch Herrn Miquel und Genossen, der falschen An klagen gegen das sächsische Gewerbegefetz von 1861, der Wirkung der liberalen Gewerbegesetzgebung von 1869, der Klagen des Handwerks und des Eintretens der Conservativen für die Bedürfnisse der Hand werker, der Mächte des Widerstandes und des Herrn Miquel als Förderer des Jnnungswesens. Sehr zutreffend werden in dem ersten Abschnitte die Gesichtspunkte der liberalen Gesetzgebung dahin zusammengefaßt, daß der Betrieb eines Gewerbes nach tz 1 des Gesetzes jedermann, also auch Unmündigen gestattet und noch §41 es daher auch diesen unver wehrt ist, Lehrlinge anzunehmen. Weil erwachsene Gehülfen kein Arbeitsbuch mehr zu führen brauchen, so kann derjenige, welcher vier Arbeitgebern wort brüchig davonläuft, auch einen fünften noch betrügen. Wer sich dazu erbietet, andere gegen Entgelt von Krankheiten zu heilen, kann daran nicht gehindert werden, auch wenn er das Wesen dieser Krankheiten nie kennen gelernt hat. Das Wort „Handwerk", so führt der Verfasser aus, kommt in der ganzen Gewerbeordnung nicht vor, und eben so wenig kennt dieselbe den Begriff „Meister". Sehr gründlich wird in der in Rede stehenden Beleuchtung sodann die Untergrabung des Jnnungs wesens durch Herrn Miquel und Genossen dargethan und durch Beispiele aus praktischer Erfahrung belegt. Ebenso erfährt der von liberaler Seite geführte Kampf gegen das sächsische Gewerbegesetz von 1861 eine sehr eingehende Zurechtweisung. In einer sehr farbenreichen Schilderung bespricht der Verfasser sodann die Wirkungen der liberalen Gewerbegesetzgebung von 1869 und geht dann auf die Klagen des Handwerks und das Eintreten der Conservativen für das Handwerk über. An der Hand unleugbarer Thatsachen wird nachgewiesen, wie die Conservativen stets für das Handwerk gewirkt und mit eiserner Consequenz für die Besserung der Lage des selben thälig gewesen sind. Der Vorwurf, daß die Conservativen immer nur d:e Wünsche der Negierung vertreten hätten, wird in dem Abschnitte: „Die Mächte des Widerstandes" durch Erwähnung des Umstandes enkräflet, daß die Conservativen anfänglich bei einem Theile der deutschen Negierung auf erheblichem Widerstand ge stoßen seien. Ueberaus kühl hätten bis vor kurzem die Aeußerungen der Commissare der Reichsregie rung in den Commissions-Sitzungen des Reichstages gelautet, wenn die Conservativen, in der Ueber- zeugung von der Unterhaltung der Gewerbeordnung von 1869 und voll warmen Mitgefühls für die Noth des Handwerkerstandes, eine Reform forderten. Die Liberalen stimmten natürlich mit solchen An schauungen Her Regierung überein, und wenn letztere endlich von diesen Anschauungen sich lossagte, so ist diese Umkehr lediglich den fortgesetzten Bemühungen der Conservativen für das schwerbedrohle Handwerk zu danken. Nach einem Rückblick auf das nun glücklich be seitigte sogenannte „Muster-Jnnungs-Stalut" des Herrn Miquel heißt es am Schluffe der vorliegenden Schrift wörtlich: „Die Aussichten der Handwerker in die Zukunft werden nun, so weit die Fortführung der begonne nen Reform in Frage kommt, je nach dem Ausfall der diesjährigen Wahlen sich gestalten. Werden Männer gewählt, welche dis dringenden Rufe der Handwerker um Abhülse großer Schäden mit dem wiederholten Uebergang zur Tagesordnung, oder mit Spott und Hohn, wie Hr. Eugen Richter, erwiedern, welche, wie andere hervorragende Liberale, wünschen, „daß die Innungen möglichst bald aus der Welt geschafft werden, und daß kein Motiv stehen bleibe, was ihr längere Erhaltung unterstützen könnte" oder meinen, daß „den Innungen als solchen nicht einmal die Möglichkeit zu ertheilen sei, sich den Ortsobrigkeiten gegenüber zu äußern", dann wird die begonnene Reform wieder ins Stocken gerathen und die Zukunft der Innungen und der Handwerker sich immer trüber gestalten. Werden aber Männer gewählt, welche sich als verständnißvolle Freunde des Handwerks bewährt haben, dann wird diese Sorge gemildert werden und dem Handwerk eine bessere, von Zucht, Ordnung und Tüchtigkeit ge tragene Zukunft leuchten." Es ist bekannt, daß durch den Ausfall der Wahlen jene Elemente im Reichstage verstärkt worden sind, welche die Innungen möglichst bald wieder aus der Welt schaffen möchten. Wäre das Bürgerthum, der deutsche H-mdwerkerstandzrühriger^gewesen, so würde ein solches Resultat nicht zu verzeichnen sein, und auch hier hat sich wieder einmal das Wort bewährt, daß es erst noch weit schlimmer kommen muß, ehe man in den betheiligten Kreisen sich zu energischem Vorgehen aufrafft. Der von uns vorstehend flüchtig skizzirten Dar legung sollte daher in allen Kreisen des deutschen Handwerks die eingehendste Beachtung geschenkt wer den und empfehlen wir aus diesem Grunde allen Conservativen, für die weiteste Verbreitung derselben Sorge zu tragen. *Waldenburg, 25. November 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Das Befinden des Kaisers giebt zu ernsten Be sorgnissen keinen Anlaß. Die Berliner Anwesenheit des elsaß-lothringischen Unterstaalssekretärs v. Mayr, in dessen Begleitung sich der Director der Straßburger Tabaksmanufak tur, vr. Roller, befindet, dürste nicht allein mit spezifisch elsässischen Angelegenheiten, sondern vor nehmlich auch mit der Frage des Tabakmonopols in Verbindung stehen. Der Entwurf über das Monopol ist zum Theil von dem Director im Neichsfchatzamt, Burchard, zum Theil vom Unter- staatssekretär v. Mayr ausgearbeitet worden und dürfte wohl jetzt an die definitive Feststellung des Entwurfs herangelreten werden. Die Mitlheilung, wonach noch in dieser Session dem Reichstage eine Vorlage über das Tabaksmonopol zur Genehmigung würde unterbreitet werden, ist aber aus geschäftlichen Gründen unwahrscheinlich. Die Generalversammlung der bergisch-märki schen Eisenbahn hat die Verstaatlichung der Bahn mit 239,330 gegen 1843 Stimmen angenommen. Eine officiöse Stimme, nämlich der Correspondent der „Wiener Polit. Corr." schreibt über die Thron rede des Kaisers: Was den Eindruck dieses wohl eine bleibende Stelle in der Geschichte behaup tenden Dokumentes anbetrifft, so beruht er auf der festen Kühnheit, mit welcher Fürst Bismarck unter voller, warmer Zustimmung des Kaisers seiner zu letzt übernommenen gewaltigen Aufgabe treu bleibt. Ueber die ihm abgeneigte Befangenheit des Partei haders hinweg wendet er sich an Ueberzeugungen, wie sie bei ernstlich freier Prüfung der Staats nothwendigkeit, bei unverfälschtem Vertrauen zu dem unvergänglichen Gefühle der Menschlichkeit, das ehrliche Gewissen in Besitz nehmen müssen. Dieses Durchdringen durch die von den Kämpfen des Tages zerrissene Oberfläche auf den lieferen Boden der standhaltenden Ueberzeugungen kennzeichnet ganz den Fürsten Bismarck. Unter dem Titel „Das socialpolitische Testa ment unseres Kaisers" schreibt die „Schlesische Ztg." u. A.: „Der monarchische Ton, welcher die an den neuen Reichstag gerichtete Kaiserliche Bot schaft durchklingt, hat das Ohr unserer Linkslibera len unsanft berührt. Hatte man sich doch bei den Wahlen wieder tief hineingewiegt in den schönen Traum rom parlamentarischen Regiment, das die Macht der Krone in Nebel verschwinden läßt und die jeweiligen Majoritäten zu Trägern der Regie rungsgewalt macht. War jemals ein Appell an den monarchischen Sinn unseres Volkes am Orte, dann war es der in der Kaiserlichen Botschaft enthaltene. Was sollte bei unserem zer splitterten Parteiwesen aus dem neuerstandenen Reiche werden, wenn das Kaiserthum nicht seine starke Hand über dem nationalen Gemeinwesen hielte! Die ehrfurchtgebietende Persönlichkeit unseres greisen Heldenkaisers, die Treue und Vaterlands liebe der deutschen Fürsten und die unvergleichliche Staatskunst unseres Kanzlers mußten zusammen- wirken, um der Nation diese starke Bürgschaft ihrer politischen Einheit zu ermöglichen. Auf dem Ge biete der inneren Politik hat das monarchische Princip nie einen so bestimmten, sicheren Ausdruck gefunden als in der jüngsten Thronrede. In Stolp erschienen in der Schwurgerichts sitzung vom 15. d. auf der Anklagebank 24 Per sonen (Gesellen, Arbeiter, auch einige Frauen), die beschuldigt waren, lheils am Abend des 8. August d. I. zu Pollnow an einer judenseindlichen Zu sammenrottung Theil genommen zu haben, wobei sie auch Sachen plünderten und vernichteten, lheils Gewaltthätigkeiten gegen Personen begangen zu