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Schönburger TaMM Erscheint »glich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr , des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis betrügt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Hf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 261. Freitag, den 11. November 1881. Versteigerung. In der Bauch'schen Schankwirthschaft (früher Schnurrbusch) hier- selbst sollen nächsten Dienstag, den 15. dss. Mts., Vormittags von 9 Uhr an 2 Kühe, 2 Schweine, 1 größere Partie Getreide und Heu, sowie 1 Getreidereinigungsmaschine, 1 Sopha und 1 Wanduhr gegen sofortige Baarzahlung an den Meistbietenden öffentlich versteigert werden. Waldenburg, am 10. November 1881. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgericht. Arnold. ^Waldenburg, 10. November 1881. Der neue Reichstag und die wirthschaft- lichen Rcformpläne. Unter dieser Ueberschrift bringt die neueste Nummer der „Prov.-Corr." einen Artikel, in welchem es heißt: „Obgleich noch eine Anzahl Stichwahlen zu er ledigen sind, so läßt sich doch die Bedeutung des Wahlergebnisses und die Zusammensetzung des künf tigen Reichstags im allgemeinen übersehen und be- urtheilen. Anstalt eine Klärung und Vereinfachung der Verhältnisse im Sinne einer bestimmten Stel lungnahme zu den Wirthschafts- und socialpolitischen Plänen des Kanzlers herbeizuführen, haben die Wahlen unzweideutig an den Tag gelegt, daß die alten Parleiformen bis jetzt noch zu fest begründet sind, als daß die Neformpolitik in ihren bisher be kannten Grundzügen hierin hätte sofort eine Aende- rung verursachen können. Es sind eben die alten Parteien als solche in den Wahlkampf getreten und aus demselben theils geschwächt, theils gestärkter hervorgegangen, ohne daß sich von irgend einer sagen ließe, ihre Wahl bedeute lediglich eine Unter stützung oder Bekämpfung der in Aussicht gestellten Neformpolitik. Rein politische oder kirchliche Gesichts punkle waren sür die Wähler im Allgemeinen mehr ausschlaggebend, als wirthschaflliche. „Offenbar sind die meisten Schichten der Nation noch nicht in das Wesen und die innere Nolhwen- digkeit der Ziele der Reform eingedrungen, welche der Kanzler, die Bedürfnisse des Landes mit schar fem Blick erkennend, und hierin seinen Landsleuten als Führer vorauseilend, als die unerläßliche Auf gabe der Zukunft erfaßt und hingestellt hat. Es mag auch damit zusammenhängen, daß die liberalen Parteien über den Ausgang der Wahlen ein Triumphgeschrei erheben, welches wohl nur vom Standpunkt der alten Fractionspolitik gerechtfertigt wäre. Selbst aber vom rein politischen Stand punkle, der bei der vorläufigen Gruppirung allein maßgebend ist, bietet die linke Seile mit ihren ver schiedenen Arten von Liberalen, Secessionisten, Fortschrittlern, der süddeutschen Volkspartei, den reinen Demokraten rc. ein recht buntes Bild, welches das Wort eines gemäßigt liberalen Blattes in Er innerung bringt: die „große liberale Partei", die man für die Wahlen zusammen bringe, werde beim ersten Windstoß wieder zerfallen. vativen Gruppen zu gemeinsamem Schaffen auf wirthschaftlichem und socialem Gebiet vereinigen will. ; Das Centrum war lange eine Fraction, welche sich in ihrem Thun und Lasten allein von kirchlichen , Rücksichten bestimmen ließ. Erst bei den Anfängen , der Wirlhsjaftsreform trat das Streben des Cen- j trums in allgemeiner Beziehung hervor. Daß die Partei diese Richtung jetzt wieder aufgeben sollte, ist um so weniger anzunehmen, als sie jetzt die Hoffnung hat, mit der Regierung zu einer Ver ständigung über die Interessen der katholischen Kirche zu gelangen, weshalb auch die Geltendmachung der ursprünglichen Bestimmung der Parlei von selbst in den Hintergrund tritt. Fürst Bismarck hat sich beim Beginn der Wirthfchaftsreform sehr eingehend und klar darüber ausgesprochen, daß er, wenn seine bis herigen Freunde, auf die er zunächst gerechnet, ihn im Stich ließen, zur Durchführung seiner Pläne für das Landeswohl auf der anderen Seile Hülfe fuchen müsse und diese gern annehme, insofern er dabei ein Interesse des Landes nicht preiszugeben braucht. „Ich habe — sagte der Kanzler — posi tive praktische Ziele, nach denen ich strebe, zu denen mir mitunter die Linke, mitunter die Rechte ge holfen hat, nach meinem Wunsch beide gemeinschaft lich helfen sollten. Aber wer diese Ziele mit mir erstrebt, ob man sie sofort erreicht oder nach jahre langer gemeinschaftlicher Arbeit ihnen näher kommt, und sie schließlich erreicht, darauf kommt es so sehr nicht an, ich gehe mit Jedem, der mit den Staats- und Landesinleressen nach meiner Ueberzeugung geht. Die Fraction, der er angehört, ist mir vollständig gleichgültig." — Ob positives Schaffen schon jetzt möglich ist, oder zunächst ein Stillstand eintrelen soll, das hängt nach Lage der Dinge vom Cen trum ab. Die Regierung wird durch diese Entscheidung in ihremUrtheil über das, was im Interesse des Volkes zu erstreben ist, nicht beeinflußt. Vielleicht wird sie warten müssen, bis die Nation mehr Verständniß für die Reformpolitik zeigt und politische Inte ressen nicht mehr die Wahlen beherrschen,— jedenfalls wird die Regierung aber an ihren Plänen festhalten und fie mit denen, die ihr folgen wollen, seiner Zeit durchzuführen suchen." *Waldenburg, 10. November 1881. Politische Rundschau. „Zunächst jedoch bilden auch die vereinigten Liberalen bei Weitem keine Mehrheit. Sie machen für sich allein wenig mehr als den vierten Theil des Reichstags aus. Um ihre Pläne durch zusetzen, welche zum absoluten Stillstand, zur abso luten Verneinung führen würden, bedürften sie einer Anlehnung an die verschiedensten Gruppen, wie Partikularisten, Welfen, Protestler, Socialdemokralen und ähnlicher Elemente, vor Allem aber an das Cenlrum. Hieraus ergiebl sich, daß das Cenlrum sich jetzt vor die Frage gestellt sieht, ob es sich ent schließen soll die Hoffnungen der fortschrittlichen Opposition zu verwirklichen und cs so zu einer Stel lung in der Entwickelung der inneren Politik zu bringen, oder ob es die ihm durch die Wahlen ge wordene Stellung nach anderer Richtung hin aus nutzen und sich mit der Regierung und den conser- Deutsches Reich. Die bevorstehenden Wahlprüfungen im Reichs tage werden viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Wahlprüfungs-Commission wird eine umfangreiche Thätigkeit entfalten müssen. Bezüglich einer Anzahl Wahlen werden noch weitere Aufklärungen von den betreffenden Behörden durch die Vermittelung des Reichsamtes des Innern gegeben werden müssen, bevor an eine Entscheidung gedacht werden kann. Nach der Ansicht der Wahlprüfungs-Commission des letzten Reichstags hat sich der mehrfach eingeschlagene Weg, die Actenvervollständigung direct durch das Reichsamt oes Innern zu veranlassen, bewährt. Es dürfte noch fraglich sein, ob auch solche Wahlen an die Wahlprüfungscommission zu verweisen sein wer den, bei denen eine Anfechtung des Gesammtresul- lats, d. h. der Wahl des proclamirlen Abgeordneten nicht vorliegt, sondern die Beschwerden und Proteste sich nur auf solche Einzslvorgänge beziehen, welche für die Hauptentscheidung ohne Einfluß sind. Bis her vertrat die Wahlprüfungscommission in Ueber einstimmung mit mehreren Abtheilungen die Ansicht, daß der § 5 der Geschäftsordnung ihr nur solche Wahlen zuweisen wolle, bei welchen es sich um die Giltigkeit der Wahl selbst handelt Ueber die furchtbaren Verluste, welche erste französische Finanzhäuser an diesem Ultimo erlitten, kommen die Nachrichten nur theelöffelweis in Berlin ein, weil man sich hütet, dieselben an die Oeffenl- lichkeit gelangen zu lasten, da durch sie die Frivoli tät des Börsenspiels vollkommen klargelegt wird. Nicht weniger als 150 Millionen Francs sollen die Differenzen betragen, welche das Haus Rothschild zu zahlen Hal. Das Haus Bamberger soll einen Verlust von 8 Millionen zu tragen haben. Wie viel Nickel gehört dazu, diesen Verlust wieder wett zu machen? Die „Kreuzzeitung" sagt, der Entschluß des Reichskanzlers, zurückzutreten, würde um des Vaterlandes willen aufs Tiefste zu bedauern sein; es sei aber zu hoffen, daß trotz der obwaltenden Verhältnisse sich ein Weg sinden werde, der es dem Reichskanzler Fürst Bismarck noch fernerhin ermög liche, dem Kaiser zur Seite zu stehen und die Ge schicke des deutschen Reiches segensreich zu lenken. Wiederum sind einige Stichwahlen entschieden. In Bochum wurde v. Schorlemer-Alst (ultr.) mit 20,505 Stimmen gewählt; Löwe-Bochum (lib. Schutz zöllner) erhielt 19,973 Stimmen. In Hadersleben wurde der Däne Lasten, in Börrach Pflügec (Sec.), in Duisburg Hammacher (nationallib.), in Coltbus Hirschberg (Sec.), in Nürnberg Grillenberger (So- cialdem.), in Solingen Riltinghausen (Socialdem.),- ia Dortmund Lenzmann (Forlschr.), in Lennep Schlüter (Fortschr ), in Zerbst vr. Sello (Sec.), in Mannheim Köpfer (Volkspartei) gewählt. Frankreich. Nachdem die Entrevue des Fürsten Bismarck mit Gambetta von dem letzter» in Abrede gestellt worden ist, glaubt der Pariser Berichterstatter der „Pol. Corr." mittheilen zu können, daß nun in der That in der nächsten Zeil eine Zusammenkunft zwischen den beiden genannlen Slaasmän- nern statlfinden werde. Auch die „Corr. Hovas" erwähnt als Gerücht, Gröoy habe den Fürsten Ho henlohe gefragt, welchen Eindruck ein Cavinel Gam betta in Deutschland machen werde, und Fürst Hohenlohe habe geantwortet, das werde als solches die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland durchaus nicht beeinflussen, und bei dem Fürsten Bismarck zumal „stehe Gambetta in großer Achtung sowohl seiner Aeußerungen wegen, wie wegen der Energie, die er bei der Organisirung der National- vertheidigung entwickelt habe." Nach einer aus Paris kommenden Meldung dürfte eine der ersten Maßregeln des Ministeriums Gam betta den Zweck verfolgen, die Dimensionen, welche die tunesische Expedition angenommen hat, noch Möglichkeit zu beschränken. Man geht hierbei in den maßgebenden Kreisen von der Anschauung aus, daß die anzuhoffenden Resultate der Expedition zu