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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 17.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188504170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18850417
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18850417
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-04
- Tag 1885-04-17
-
Monat
1885-04
-
Jahr
1885
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 17.04.1885
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Chemnitzer Anzeiger und Ttadtbote. Str. 8V. Freitag, 17. April 188b. Seit, 3. — Gruben b, Meißen, 15. April. Unser Ort geht durch die auf dem Grundstücke des Schneidermeisters Rüdiger vor 3 Jahren gefundene Quelle zweifellos einer großen Zukunft entgegen. Das Wasser, welches vermittelst eines Brunnens zu Tage gefördert wird, ist nach den Untersuchungen des Hofrathes Fleck in Dresden das eisenhaltigste in ganz Deutschland. Schon seit Bekanntwerden der Entdeckung haben zahlreiche Personen die Heilkraft der Quelle hvchschätzcn lerne», und da der Zuspruch infolgedessen immer größer wurde, entschloß sich der Besitzer eine Kuranstalt, verbunden mit Badehaus zu bauen. Beides wird nunmehr in diesem Sommer er öffnet; als Badearzt fnngirt Herr vr. meä. Alexander Körner aus dem eine Stunde entfernten Meißen. — Recht erfreulich entwickelt sich gegenwärtig der dicht bei unserem Orte betriebene Bergbau; man findet recht abbauwürdige Gänge; die Gruben erreichen eine Tiefe von ca. 140 Metern, klebrigen- wurden im Juli 1769 die Haupt werke infolge eines Wolkenbruchs ersäuft und erst hundert Jahre später, im Jahre 1868 bildete sich eine Gewerkschaft, die seitdem mit großer Energie die Arbeiten betreibt. — Groitzsch, 14. April. In der Nacht vom 12. zum 13. dss. Mts. hat der von seiner hier wohnhaften Ehefrau getrennt lebende Handarbeiter Louis Müller, welcher bisher in Pirgel diente und mit einer ebendaselbst dienenden Magd ein Liebesverhältniß unter hielt, die Erste» zu erwürgen versucht. Näheres über die Einzel heiten des Mordversuchs läßt sich zur Zeit nicht mittheilen; nur ist noch hinzuzufügen, daß Müller sowohl als die betreffende Dienstmagd von der Gendarmerie arretirt und der königl. Staatsanwaltschaft Leipzig überliefert worden sind. — Plauen. Herr Stadlbaumeister Osthoff hier hat einen Vertrag, betreffend die Genehmigung einer Trambahn in Plauen i. B, aufgestellt, welcher gedruckt und den Mitgliederndes Stadtgemeinderathes gestern eiugehändigt wurde, um von denselben demnächst beratheu zu werden. Als Vertragschließende sind genannt: der Stadt-Rath zu Plauen und Herr Otto Peine in Leipzig, ersterer als Ertheiler der Genehmigung, letzterer als Unternehmer. In tz 2 wird bestimmt, daß die Trambahn in den breiten Straßen in zwei Gleisen, auf den Brücken und in den enge» Straßen nur in einem Gleise angelegt werden kann. Die Bahn soll unter Berührung ver schiedener Straßen und des Neustadlplatzes vom Oberen Bahnhofe nach dem Unteren Bahnhofe führen. Es soll dem Unternehmer ge staltet sein, diese Linie mittels eines in einer unterirdischen Röhre sich bewegenden Drahtseils, oder mittels Pferden, oder mittels der Honigmannschen Lokomotive, od-r mittels einer direkt durch Dampf zu bewegenden Lokomotive zu betreiben. Die Anlage der Bahn ist in allen ihren Theilen derartig auszuführen, daß auf derselben jedes gewöhnliche Fuhrwerk, ohne Stöße zu erleiden, sich nach allen Richt ungen bewegen kann. Die Genehmigung soll auf die Dauer von vierzig Jahr-n ertheilt und stillschweigend von 5 zu 5 Jahren verlängert werden, wenn nicht mindestens 2 Jahre vor Ablauf dieser Zeiten die weitere Fortdauer dieser Genehmigung Seitens des Stadt-Rathes gekündigt wird. Nach Ablauf von 40 Jahren, vom Tage der Kon- zessionsertheilung an gerechnet, soll die Stadt berechtigt sein, die Gleise, Wagen, Ställe, Maschinen, Schuppen. Pferde rc. zu dem Taxwerthe zu erwerben. Nach Ablauf von 60 Jahren sollen der gesammte Oberbau, sowie sämmtliche Wagen, Pferde rc. unentgeltlich in das Eigen lhum der Stadt Plauen übergehen. Der Fahrtaris darf 10 Pf. pro Kilometer Strecke nicht übersteigen. Der ^Unternehmer soll bei Ertheilung der Genehmigung eine Kaution von 20,000 Mark leisten, welche, wenn der Betrieb auS irgend einem anderen, als durch höhere Gewalt veranlaßten, Grunde aufhören sollte, ein regelmäßiger zu sein und diese Unregelmäßigkeit länger als 8 Tage dauern sollte, verfallen würde. Vom zweiten Rechnungsjahre an soll die Stadt Plauen die Hälfte aller Einnahmen, welche den Reingewinn von 6 Prozent über steigen, erhalten. Das System internationaler Spionage. Es hat in den weitesten Kreisen der Gesammtbevölkerung das größte Erstaunen erweckt, als vor wenig Wochen die Meldungen über Verhaftungen von aktiven Militärs unter dem Verdachte und der Beschuldigung des Landesverraths in die Oeffentllchkeit drangen Gerade unser Heeresstavd galt allenthalben als der starke Hort des Patriotismus, und wenn auch die Ehrenhaftigkeit und Vaterlands liebe, die Zuverlässigkeit und Treue der gesammten Armee nimmer durch die Verirrung eines Einzelnen getrübt werden kann, so mußten trotzdem die in Rede stehenden Fälle Aufsehen erregen. Bei dem Dunkel, in welches noch immer die Angelegenheit gehüllt ist, und bei der strengen Geheimhaltung, welche in Regierungskreisen über diese Vorkommnisse beobachtet wird, erscheint die äußerste Vorsicht in der Behandlung des Falles geboten. Thatsache ist jedenfalls, daß die Verhafteten inzwischen aus der Hast entlasten worden sind, daß mithin die Bezichtigungen, so dringend sie auch immer gewesen sein mögen, sich als haltlos herausgestellt haben. Wenn wir überhaupt hier nochmals auf den Gegenstand zurückgreifen, so haben wir dabei lediglich im Sinn, einmal jenes System internationaler Spionage zu besprechen, welches sich nachgerade zu einem wesentlich zum Ganzen gehörenden Theile moderner Kriegsvorbereitungcn entwickelt hat, und welches die tiefe Friedensliebe der Mächte und den sittlichen Inhalt europäischer Vereinigungen so wundersam illustrirt. Der militärische Kundschafterdienst war in früherer Zeit ein ziemlich verächtliches Handwerk, und es wurde uur im Kriege geübt. Wie nothwendig es auch sein mochte für das Gelingen der Operationen, so sträubte sich doch eine gewisse naioe Ritterlichkeit dagegen, ihn als berechtigt anzuerkennen. Indessen wirft ja der Krieg alle Begriffe von Moral über den Haufen und er macht jedes Mittel statthaft, welches dem Zwecke dienlich ist. Aber man sollte meinen, der Friede m»ffe die Kriegs - Gesetze auch in dieser Hinsicht außer Kraft setzen und Treu und Glauben in den Beziehungen der Staaten zu einander zur Herrschaft bringe». Allein der modernen Knegswisscnschaft Ware« Vorbehalten, die Spionage ihres entwürdigenden Charakters zu entkleiden und den „Krieg im Frieden" zu einem Bestandtheil der Staats- kunst und der internationalen Politik zu erheben. Hochstehende und begabte Offiziere werden ausgeschickt, um die Schwächen der Nachbar länder zu erspähen und sich über die Militärorganisationen der Freunde und Gegner auf das Genaueste zu unterrichten. Solcher Art ist, wie gesagt, die Kundschafterei zu einem System geworden, und die schweren und bedenklichen Folgen desselben sind nicht zu verkennen. Zunächst kann es nicht fehlen, daß unter dem Einfluß desselben sich mit der Zeit eine gewisse Verderbniß einfressen maß in den Organismus der Armeen, auf deren Vollbestand die Sicherheit und die Zukunft der Staaten beruht. Wo eS Verführer giebt, wird cs auch immer Verführte geben, und so gefeit gegen Lockungen ist keine Körperschaft, daß sie in allen ihren Gliedern auf die Dauer sich als widerstandsfähig erweisen sollte. Nun ermesse man, welche zerstörende Wirkungen in dem Verhältnisse zwischen Heer und Volk Platz greifen müssen, wenn das Verbrechen des Verrathcs und der Landespreisgebung gerade in jener Institution austritt, welche den lebendigen Wall bildet gegen äußere Gefahr I Und könnte man auch darüber hinweggehen, und wäre man auch von der unerschütterlichen Ueberzeugung durchdrungen, daß der gesunde Geist der Armeen allezeit jeder Versuchung trotzen werde, so ist doch Eine- sicher, daß durch jenes unselige System der Friede zwischen den Staaten vergiftet wird. Wenn eine Macht darauf ausgeht, sich die «ilitärischcn Geheimnisse der anderen zu verschaffen, so muß sie von HauS aus gar nicht von der bösen Absicht geleitet sein, diese Kennt-' niß sofort zum Nachtheil des bestohlenen Landes in einem direkten feindseligen Unternehmen zu benutzen; allein die Möglichkeit ist schlechterdings ausgeschlossen, daß durch solchen Akt, wenn er bekannt geworden, nicht das tiefste Mißtrauen erzeugt werde und man weiß, was dies für den Frieden der Völker zu bedeuten hat. Gerichtshalle. —tr. Strafkammer I14./4. Das Hausmädchen AgneS Fanny Wendle r aus Chemnitz (22 Jahre alt und schon vorbestraft) war der fahrlässigen Tödtung eines neugeborenen Kindes angeklagt. Obgleich diese Verhandlung öffentlich war, so sehen wir doch davon ab, darüber eingehend zu berichten, da die hier in Frage kommenden Einzelheiten eine öffentliche Erörterung nicht als empfehlenswerth erscheinen lassen. Nur soviel sei bemerkt, daß es sich im vorliegenden Falle um das neugeborene Kind handelte, welches seiner Zeit in einer Senkgrube des hiesigen Bahnhofs vorgefunden worden ist. Die Schuld der Angeklagten chorakterisirte sich als eine grobe Fahrlässigkeit und deshalb erhielt die Wendler auch nur 1 Jahr Gefängniß zuerkan it. Die Handarbeitersehefrau Johanne Wilhclmine Ußner geb. Lange aus Mcdewitzsch, zuletzt in Chemnitz wohnhaft (IM geboren und schon mehr fach vorbestraft) bat sich des im Rücksalle verübten Diebstahls schuldig gemacht und deshalb erhielt sie 2 Jahre Zuchthaus, 3 Jahre Ehrverlust und die Stellung unter Polizeiaufsicht zuerkannt. Der Schneidergeselle Richard Wiehland aus Falkenstein wurde einer Unterschlagung für schuldig befunden und deshalb zu l0 Monaten Ge fängniß und 3 Jahren Ehrverlust verurtheilt. Vermischtes. — Der achtstündige Arbeitstag in Amerika. Im Oktober vor. Jahres fand in Chicago, Illinois, ein Kongreß der „Föderation der natio nalen Gewerkschaften der Vereinigten Staaten und Kanadas" statt, auf wel chem beschlossen wurde, daß vom „l. Mai 1886 ab acht Stunden als regel mäßige Arbeitszeit gelten sollen und daß allen zu dieserFörderation gehörigen Gewerkschaften anempfohlen wird, diesen Beschluß am genannten Tage zur Ausführung zu bringen." Diese Föderation umfaßt unter verschiedenen an deren Ärbeiterkörpcrschasten folgende große Organisationen, die säst über die ganzen Vereinigten Staaten und Kanada verbreitet sind: Vereinigte In genieure, Maschinisten rc.; Nationaler Schneiderverein: Vereinigte Bau schreiner und Zimmerleute; Internationaler Zigarrenmacher-Verein: Ver einigte Möbelarbeiter; Internationaler Schristsetzer-Berein (englisch); Deutsch- Amerikanische Tyvographia; Nationaler Steinhauer-Verein und Internatio naler Seemanns-Verein Nun tritt einer der mächtigsten Arbeitervereine unserer Union, der der Eisenarbeiter, mit der Forderung, am 1. März 1886 den achtstündigen Arbeitstag einzusühren, hervor, und soll in den übrigen Gewerkschaften azitirt werden, sich über diese Frage zu einigen. — Die Leiter der Bewegung warnen, gleichzeitig eine Lohnerhöhung in Szene zu setzen, und rathen, die Lohnfrage ganz aus dem Spiele zu lassen und sich vorerst mit dem entsprechend geringeren Lohn zu begnügen, da eine Lohn- steigerung infolge der durch die Verkürzung der Arbeitszeit entstehenden größeren Nachfrage nach Arbeitern bald von selbst eintreten müsse. — Ist der Tod schmerzhaft? Diese Krage mag sich schon Mancher gestellt habender sich nicht io sehr davor gefürchtet hat, das Leben zu lassen, als vor den Schmerzen, welche der Tod ihm bereite» würde. Ein englischer Arzt glaubt aus das Bestimmteste versichern zu können, daß das Sterben nicht nur nicht schmerzt, sondern fast sogar ein Vergnügen ist. Die Empfindlich keit der Gewebe des Körpers steht nämlich zu ihrem Vollbestande im Verhält nisse In Folge der verhinderten Ernährung zersetzt sich das Blut und die Kohlensäure, welche sich darin bildet, vergiftet, betäubt, anäfthesirt die Nerve» der Empfindung, diese verlieren ihre Reizbarkeit und es tritt der Tod ein. Während des Sterbens empfindet der Organismus keinen Schmerz, sondern eine Art wohliger Ruhe, ähnlich dem Gefühle, welches narkotische Mittel Hervorrufen. Hallucinalioncn sind das Einzige, was die unvollständige Tätig keit des Gehirns hervorznbringen vermag, und diese Erscheinungen ent behren, wie sich wiederholt gezeigt, des Unangenehmen, Peinlichen Burnery kämpfte gegen Jene, die ihn nach einem Sturz ins Wasser zum Leben bringen wollten, so behaglich fühlte er sich in seinem Zustande der Betäubung. Der Reisende Solander legte sich in den Schnee, um der Wonne dieser Todesart theilhafiig zu werden. William Hunter bedauerte sterbend, daß er nicht niederschreiben könne, wie wohl, cs thue, von hinnen zu scheiden. Kurz, der Tod ist ebensowenig schmerzhaft, wie die Geburt. Schon Shakespeare hat getagt, die Furcht vor dem Tode liege hauptsächlich in der Angst vor dem Unbekannten. —n. Beleuchtung des atlantischen Ozeans mittelst elek trischen Lichts! ist das neuste Projekt der unternehmungslustigen Ameri kaner; Jedenfalls eine ebenso kühne wie großartige Idee! Von dem Lichte soll die ganze Breite dieses Meeres getroffen werden, nämlich von der irischen Küste bis zur Neusundlandbank (Ostspitze von Brit. Nordamerika). Ueher die Art der Herstellung des Apparates verlautet, daß zehn Schiffe in Zwischenräumen von je 200 Seemeilen in grader Linie aus offenem Meere in der Weise stationirt werden sollen, daß sie, festliegend, sich dennoch all seitig um den Anker zu drehen vermögen, ohne denselben lockern zu können. Die Schiffe sollen unter einander und mit dem Ufer durch elektrische Kabel verbunden werden und zugleich die Aufgabe resp- Beförderung von Depeschen ermöglichen. Wohlverstanden befindet sich diese kühne Idee erst in dem Stadium des Projektes. — Jäger-Latein. „Da erzählt Ihr allerlei, wer weiß was für Geschichten von Euren Hunden und es ist doch gar nichts Besonderes dabei. Da hättet Ihr erst meinen Waldmann kennen sollen. Der apportirte, das war eine Lust Vor zwei Jahren, da ritt ich von meinem Gut nach der Obersörsterei und machte zuerst noch in dem guten Wirthshans, Ihr wißt ja, dicht vor dem Walde, Station. Unterwegs zeigte ich ihm dann einen Fünf- markschein, rollte denselben zusammen, steckte ihn in das Astloch eines Baumes und nahm dann Waldmann noch bis zur Obersörsterei mit Hier rief ich ihm zu: „Apportir! Marsch! Fort!" und fort war er wie der Blitz. Ich wartete und wartete und wartete — aber er läßt sich nicht wieder sehen. Endlich, nach mehr als einer Stunde kommt er angetrabt — aber ohne den Fünfmarkschein. Natürlich werde ich wüthend und schreie ihn an: „Zurück! Maisch! Zurück! Willst du wohl gehorchen, sonst - Doch statt zu ge horchen, kommt er ganz dicht an mich heran und läßt aus seinem Maule, einzeln, nacheinander, süns blanke, neue Markstücke vor meine Füße sollen! War das kluge Vieh ans Furcht, der Fünfmarkschein könnte auf dem langen Wege nach der Obersörsterei in seinem Maule zu Schaden kommen, mit dem Schein die paar Schritte nach dem Wirthshaus gelaufen und hatte ihn da gewechselt. Ja, das war ein Hund!" — Eine Schwester der zur Zeit in Wien weilenden Berliner Operetten- sängerin Fräulein H—y wohnte jüngsthin einer Vorstellung der „Camclien- dame" bei. Auf die junge Dame, welche bisher nur sehr selten Gelegenheit gehabt halte, das Theater zu besuchen, übte das Dumas'sche Schauspiel eine bezwingende Wirkung aus. Nach Schluß des letzten Aktes eilte das Fräulein athemlos nach der dem Schanspielhause gegenüber gelegenen Wohnung ihrer Angehörigen, wo gerade große Gesellschaft war. Ohne Rücksickt daraus zu nehme», stürzte das Mädchen in den Salon, warf sich in einen Fauteuil und fing bitterlich zu weinen an. „Mein Gett, Fräulein Wilma, was ist Ihnen denn zugestoßen?" riefen besorgt die Anwesenden aus. „O, diese Margucrile Gautier, es ist schrecklich", schluchzte die Angeredeie laut aus. Man begriff, daß das Schicksal der „Cameliendame" der jugendlich empsänglichen Theater besuchen» sehr nahe gegangen sein mußte und stichle sie darüber zu trösten „Ja, ja", beruhigte die Opcreltensängeri» ihre Schwester; „Marguerite ist gewiß sehr bedauernswerth, aber die Geschichte ist zum Glück jetzt vorüber, Fräulein F. — es ist damit die Wiener Darstellerin der Titelrolle des Sitlcndramas gemeint — hat sich schon von ihrem Sterbebette erhoben »nd soupirt wahrscheinlich bereits bei Sacher. Treckenc auch Du die Thränen und sei wieder guter Dinge." — „Ach', ries Fräulein Vilma aus und schluchzte von Neuem laut auf, „laß den Thränen ihren Lauf. Ich habe im Theater gar nicht weinen könne», weil ich mein Taschentuch zu Hause ver gessen halte." — Bei der musikalischen Soiree an einem kleinen Hofe, in der Fian Clara Schumann einige Kompositionen ihres Mannes vorirug, wandte sich Serenissimus an den puwescnden, damals im Zenilh seines Ruhmes stehenden Robert Schumann leutselig mit der Frage: „Sind Sie auch musikalisch?" — Kasfeewetttrinken. Ein holländisches Blatt erzählt, daß vier berühmte Kaffecschwestcrn in einem holländischen Orte vor einigen Tagen ein Wctttrinkcn in Kaffee »nteruommcn haben. Zehnmal hatte die Kanne gekreist, als die Erste den Kamps aufgab. Die 34. Tasse trank die Zweite mit, dann konnte sie nicht mehr. Hohnlächelud tranken die anderen Beiden weiter, um nach der 55. Taffe zu erklären, daß sie einander Werth seien. Wohl bekomm'S! — Reporterfixigkeit. Zwei Reporter suchen sich im Nenommircn über die Fixigkeit zu überbieten. „Der Beweis", sagte der Eine, „daß ich den neuen Minister zuerst interwicvt habe, ist, daß er noch im Bette lag, als ich mit ihm gesprochen habe." — „Bitte", replizirte der Nebenbuhler, „als ich mit ihm gesprochen habe, da schlief er noch." — Aus der Schule. Lehrer: „Wie ich Euch gesagt habe, bedeutet die Vorsilbe „vcr" meistens, daß etwas in einen ungünstigen Zustand über geht; ihr habt ja z. B. die Worte: Verderben, verpfuschen u. s. w. Wer kan» mir ein paar andere Beispiele geben?" — Fritzchen (den Finger in die Höhe hebend): „Verloben, verheirathen." Bericht des Schlacht- und Viehhofs zu Chemnitz. Vom 16. April. Auftrieb: 77 Rinder, 262 Landschweine, 241 Kälber, 81 Schafe. Am Rinderniarkt entwickelte sich bei anziehenden Preisen ein gut mittel mäßiges Geschäft. Der Auftrieb am Schweinemarkt war sehr klein ausgefallen. Obgleich der Markt ziemlich geräumt wurde, so ist doch das Geschäft, in Anbetracht des kleinen Auftriebes, nur als kaum mittelmäßig zu bezeichnen. Der Bedarf an Kälbern war Nein und daher der stattliche Austrieb zu groß weshalb auch das Geschäft bei weichenden Preisen flau war. — Zn Schaken fand ein mittelmäßiges Geschäft statt, man zahlte die letzten Marktpreise. Preise: Rinder: I. Qual. 60 - 63 Mk., II. Qual. 50-54 Mk. auf 100 Pfd. Kleischgewicht. Landschweine: 106 Pfd. lebend Gewicht bei 40 Psd. Tara per Stück 51—53 Mk. Kälber: 160 Psd. lebend Gewicht 32—34 Mk. Schafe: 160 Psd. lebend Gewicht 28—30 Mk. Schiffsnachrichten. (Mitthcilung von Otto Eising.) Bremen, den 13. April 1885- Der Postdampfer Fulda, Kapitän O. Heimvruch, vom Nordd. Lloyd in Bremen, welcher am 1. April von Bremen und amc2. April von Southampton abgegangen war, ist gestern 2 Uhr Morgens wohlbehalten in Newyork ange kommen. Familiennachrichten. Gestorben: Herr Arthur Stärker, New-Aork- Frau Joh. Christ. Böttcher, hier. Frl. Frieda Köhler, hier. Ein Knabe: Herrn LouiS Breit feld, hier. Herrn Oswald Barth, Äablenz. Herrn Ernst Kunze jun„ hier. Vereins-Anzeiger. Allg Turnverein Kappel. Donnerstag, den 16. April, im Gasthof Kappel. Stenogr.-Berein „Einklang". Donnerstag, den 16. April, Hebung Schiller-Verein- Donnerstag, den 16, April, Versammlung. Gesangverein „Orpheus". Donnerstag, den lg. April, Uebung in der „Deutschen Eiche". Gesangverein des Ortsvereins Chemnitz. Donnerstag, den 16. April, Singstunde in Hauck's Gasthaus. V. L. V. Donnerstag, den 16. April, Versammlung. Kunstgewerbe.Verein. Donnerstag, den 16. April, Versammlung. Erzgeb. Gartenbauverein. Donnerstag, den 16. April, MonatS- Versammlung. Nestoria. Donnerstag, den 16. April, Gesellschaftsabend in „Stadt Mannheim". Telegramm. (Fortsetzung zu den aus Seite 1 befindlichen Telegrammen.) London, 16. April. Die „Daily-News" erfährt, die eng lische Regierung erwog die am Dienstag eingegangeuen modifizirten russischen Vorschläge bezüglich der Grenzfrage eingehend, und sandte gestern Abend eine bezügliche Antwort nach Petersburg ab. Der „Standard" meldet: Die Botschafter der Großmächte verständigten die Regierungen dahin» daß ihres Erachtens nach ein Bruch Rußlands mit England voraussichtlich vermieden werden würde. Nach der „Times" herrscht in amtlichen Kreisen der allerdings täglich schwächer werdende Glaube, der Krieg dürste vermieden werden. Finanz- und Handelskreise haben allerdings entgegengesetzte Ansicht und glauben, die russischen Staatsmänner wollten den Streit herbeiführen und träfen demzufolge entsprechende Maßnahmen. Petersburg, 16. April. Komaroff meldet aus Taschkeprk unterm 6. April: Die Reste des afghanischen Detachements flüchteten nach Herat. Um dem Eintritt der Anarchie vorzubeugen, wurde in Pendscheh eine temporäre Verwaltung organifirt. Das russische De tachement bleibt in Taschkepri. Zu einer Vorwärtsbewegung sei einst weilen keine Nothwendigkeit vorhanden. Verantwortlicher Redakteur Franz Götze in Chemnitz Für Alle, welche auf »ein Lande wohnen, kann nicht dringend genug empfohlen werden, stets eine Schachtel Apotheker R. Brandt's Schweizer- Pillen im Hause zu haben, um bei Plötzlich eintretenden Störungen (Ver stopfung, Blähungen, Blutandrang, Leber- und Gallenleiden rc.) dieses sichere und schmerzlose Haus- und Heilmittel (erhältlich s Schachtel M-1 in den Apotheken) anzuwenden. Man achte genau darauf, daß rede Schachtel als Etiquett ein weißes Kreuz in rothem Grund und den Namenszug N. Brandts trägt. Abfahrt und Ankunft der Eifenbahnzüge. Abfahrt nach: «unaberg: 6,16 Anschl. n. Weipert — 8,52 — 2,23 Anschl. n- Komotau — 8,28 - 9,25. Aae-Adors: 4.45 - 9,20 - 2,14 - 7 nur bis Jägersgrün. Berlin vi» Röderau: 4,10—ab Röderau Schnellz. — 12.38 — 6 ab Röderau Schnellzug. Berlin via Elsterwsrda: 4,10 — 8,31. Dresden vi» Freibcrg: 4,55 — 7,59 Üourierz. — 8.42 — 11,27 — 1,15 — 4,25 - 7,39 - 7,53 Schnell,, r-ger vi» Ptauen i/B: 4,20 — 9,10 — 12,10 — 3.4 6,32 Kourierzug bis Reichenbach »era: 4,20 — 6,59 Schnellzug bi» Glauchau - 9,10 - 12,10 - 3,4 — 6,32 Kourierzug bis Glauchau — 6,40. c>of: 4,20 — 6,59 Schnellzug — 9,10 — 12,10 — 3.4 — 6,32 Kourierz. — 6,40 — 10,20 nur bis Zwickau — 11,43 Kourierz. ab Rcichenbach. .Ivhanngeorgenstadt vi» Aue: 4,45 — P.14. Leipzig vi» Borna: 7 — 9,20 — 12,5 — 3.10 — 9. ücipzigvi» Gößnitz: 4,20—6,59 Schnell zug bis Glauchau — 9,10 — 12,10 — 3,4 — 6,32 Kourierz. b. Glauchau — 6,40. Leipzig vi» Döbeln-Leisnig: 4,10 — 8,31 - 12,38 — 6 — 9,12 nur bis LeiSnig. üimbach: 7,55 — 10,30 — 1,20 — 5,18 — 10,45. «teitzenhain-Olbernhau: 6,10 Anschluß nach Komotau — 11,27 — 4,55 Anschluß nach Komotau. liiesa: 4,10 - 8,31 - 12,38 — 6 — 9,12. "oßwcin vi» Hainichen: 8,52 — 2,30 — d,I0— 9,40 nur bis Hainichen. Bobwein vi» Döbeln: 4,10 — 8,31 — 12,38 - 6 — 9,12. lvlollbcrg vi» Lugau: 7,5 — 11,45 — 7,10. Stollberg vi» St. Egidien: 6,59 Schnell zug bis St. Egidien — 9,10 — 12,10 uur bis Oelsnitz — 6,40. I» Nikolai-Borstadt halten alle Züge Ankunft von: Annaberg: 8,23 — 11,23 Anschluß von Komotau — 5,5 Anschluß von Weipert — 8.35 — 11,38 Anschluß von Komotau. Aue-Adorf: 7,38 nur v. Aue — 11,8 144 7 lg Berlin 'vi» Röderau: 2,4 — 6,6 — 12,18 bis Röderau Schnellzug. Berlin vi» Elsterwerda: 2,4 — 12,18. Dresden vi» Freibcrg: 6,56 Schnell». — 8,59 — 11,39 8,54 — 5,48 — 6,28 Kourierzug - 10,10 - 11,88. Eger vi» Plauen i/B.: 12,33 —4,13 -- 7,23 -- 7,50 Schnellzug ab Rei chenbach — 10,38. Gera: 7.56 kourierzng ab Glaucha» — 8,2- — 10,23 — 12,33 — 4,13 — 7.23 — 10,38. Hof: 4,33 Kourierzug bis Reicheubach — 7,56 Kourierzug - 8,21 - 10ZS nur von Zwickau — 12,33 — 4,13 — 7,23 - 7,50 Schnellz. — 10P8. Johaniigeorgcnstal» vi» Aue: 11,8 — 1,44 - 7,16. Leipzig vi» Borna: 8,23 — 119 — 2,2 - 5,44, — 11,12, Leipzig vi» Gößnitz: 7,56 Kourierzug ab Glauchau — 8,21 — 10/23 Schnellzug bis Gößnitz — 12,33 — 4,13 — 7,23 — 10,38. Leipzig vi» Döbeln-Leisnig: 7,30 ui» von Leisnig — 11,14 — 6,6 — 12,18. Limbach: 7,27 — 10 — 12,32 — Reitzenhain-Olbernhau. 8,23 Anschl. von Komoiau — 1,57 — 8,35 An schluß von Komotau. Riesa: 7.30 - l1,14 - 2.4 - 6F — 12,18. Roßwein vi» Hainichen: 8,23 nur von Hainichen — 11-58 — 4,54 — 8,7. Roßwein vi» Döbeln 7,30 — 11,14 - 6,6 - 12,18. Stollberg vi» Lugau: 7,33 — 11,58 — 6,48. Stollberg vi. St. Egidien: 8,21 — — 12.33 — 4,13 nur von Oelsnch — 7,23. mit Ansuahme der Schnell- und Sorierzüge und des 11.43 Nachts abgeheavea Persoaeuzuges.
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