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ZchimlnuM Tagel'Init und Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr- BeUrLge stnd er mq^ H) II4 " 4» " 444 stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. <>. non -Geraten für die nächster- Inserate pro Zeile 10 Pf., unter L"L- LmL ti- MM---, >- «- 2° N. des vorhergehenden Tages. , . , , Amtsblatt für den stadtrath zu LSaldenburg. Donnerstag, den 1v. November 18«1. 260 Rchlr. II. Der Stadtrat h. In Vertretung: Limmer, Stadlralh. bis zum L8. November dieses Jahres bei Verlust des Rechts der Selbsteinschätzung in der Rathsexpedition abzugeben. Waldenburg, am 2. November 1881. Bekanntmachung. „ Diejenigen, welche von der nach 8 L ^Telbstabschätzung zur Ge- stehende., Anlagen-R^ulatws emgeram -^ahr 1882 Gebrauch zu -Waldenburg, 9. November 1881. ! Politische Rundschau. Deutsches Ncich. Die „Post" veröffentlicht einen Aufsehen er- I reaenden Artikel: Bismarck beabsichtlge im Laufe der Woche Sr. Majestät dem Kaiser Angesichts der Reichslags-Wahlresullale über die zukünftige Ge staltung der Regierung einen Vortrag zu erstatten. Der Kanzler äußerte, er sei es müde, das Slichblalt für alle Bosheit, Niedertracht, Verleumdung und neidische Verdächtigung zu sein, welche d,e Be völkerung von 45 Millionen ablagere. Nach den Grundsätzen des Parlamentarismus würde die Majorität die Nachfolge des Kanzlers übernehmen müssen, indeß Fortschritt und Centrum können ge meinsam oppomren, aber nicht gemeinsam regieren. Bei der Unmöglichkeit monarchisch und dennoch nach den Grundsätzen der Fortschrittspartei zu regieren, könne der Nachfolger des Kanzlers nur zu Gunsten des Centrums opliren. Der langjährige Kampf Bismarcks mit dem Centrum lasse hierzu andere an Kämpfen Unbetheiligte geeigneter erscheinen, als BtSmarck, der den Kampf, gestützt auf die früher große nalionallibera'e Partei, glaubte führen zu können, aber dies aufgeben mußte, weil diese Partei ihn im Such ließ. Ein Artikel der „Nat.-Ztg." macht jetzt durch die Presse die Runde, nach welchem sich der Reichs kanzler Fürst Bismarck zu dem Papierfabrikanten Behrendt über die Judenfrage in einer der anti semitischen Belegung abfälligen Weise geäußert haben soll. Es sind in der Presse an diesem Artikel der „Nat.-Ztg." die verschiedensten Folgerungen ge knüpft worden, welche jedoch in Berliner politischen Kreisen durchaus nicht getheilt werden. In diesen Kreisen ist man vielmehr der Ansicht, daß Herr Behrendt bei Wiedergabe der Aeußerungen des Reichskanzlers in mehr optimistischer Weise verfahren sei, und bei Abfassung jener Notiz mehr Tendenz als Objectivität vorgewaltet hat. Man glaubt, daß von officieller Seite ein Richtigstellung der angeb lichen Aeußerungen des Reichskanzlers erfolgen werde und man findet schon eine Andeutung für die Rich tigkeit dieser Anschauungen in einem Vorgänge, der sich am Sonnabend Abend in Berlin zugetragen hat. An dem genannten Abend fand nämlich in dem Saal der „Victoria-Brauerei" eine Versamm- luug des (antisemitisch gesinnten) „Deutschen Volks vereins" statt, in welcher der durch die Herausgabe der „Antisemiten-Petition" mehrfach genannte vr. Bernhard Förster einen Vortrag hielt, an dessen Schluß von der Versammlung folgende Adresse an den Reichskanzler angenommen wurde: „Die in der Victoria-Brauerei versammelten deutschen Männer, der „Deutsche Volksverein" samml seinen Gästen entbietet dem bewährtesten Diener des Kaisers, dem ersten Beamten des deutschen Reichs die Versiche rung fortgesetzter Ergebenheit und unbedingten Ver trauens. Sie hoffen, daß es ihnen schließlich doch gelingt, Euer Durchlaucht erfolgreich Hilfe zu leisten der der ebenso schweren wie wichtigen Aufgabe, Berlin von jener chronischen Krankheit zu befreien und die gemeingefährlichen Bestrebungen der Fort schrittspartei unschädlich zu machen. I. A vr Bernhard Förster." — Auf diese Adresse, welche noch an demselben Abend dem Reichskanzler per Telegraph nach Varzin übermittelt wurde, ist noch in derselben Nacht vom Reichskanzler folgende Antwort per Telegraph ertheilt worden: „An vr. Bernhard Förster, Berlin Lützenstraße 85 d. Ich danke für den Ausdruck Ihrer Zustimmung und für die Zusage Ihres fortgesetzten Beistandes im Ver- lheibigungskampfe für Kaiser und Reich und theile Ihr Vertrauen auf das schließliche Gelingen, v. Bismarck." — In den obenerwähnten Kreisen will man nun in der beschleunigten Antwort des Reichs kanzlers auf diese Adresse eine gewisse Demonstra tion gegen jenen Aktikel der „Nat.-Ztg." und seine optimistische Darstellung der angeblichen Aeußerungen des Reichskanzlers erblicken und man spricht davon, daß der Reichskanzler gegen die Personen seiner Umgebung sich in unwilliger Weise gegen eine solche tendenziöse Entstellung — nicht blos ungenaue Wiedergabe — seiner Aeußerungen ausgesprochen habe, die sich nur gegen die Judenhctze, nicht aber gegen die allgemeine antisemitische Bewegung gerichtet haben soll. Den neugewählten Reichstagsabgeordneten werden die Freikarten für die Eisendahnfahrlen auf deut schen Bahnen vom 9. d. M. ab durch die Wahl- commiffarien zugestelll werden. In den Fällen, daß die Zustellung Verspätung erfahren sollte, sollen die Abgeordneten diese Freikarten sich von den Wahl- commiffarien ihres Wahlkreises abfordern. Der Verein deutscher Tabakfabrikanlen beabsichtigt, sich alsbald mit Petitionen betreffs des Geschäfis- verfahrens der Straßburger Tabakmanufactur an den Reichstag zu wenden. Ein ähnliches Vor gehen dürfte von den am 9. und 10. k. M. in Berlin zusammentreteuden deutschen Handelstage beliebt werden, welcher diese Angelegenheit auf die Tagesordnung gesetzt hat. In der letzten Session des Reichstags konnte der Bericht der Petitions- Commission, welche mit großer Mehrheit sich gegen das geschäftliche Verhalten der Straßburger Manu- ! saclur erklärt, wegen Schlusses der Session nicht j mehr zur Berathung gelangen. Dem Vernehmen nach wird in der bevorstehenden Reichsiagssession die Centrumsfraclion die Wieder- ! Herstellung der vom Reichslage abgelehnten, das I Lehrlingswesen betreffenden Bestimmung des ß i 100« beantragen, da man hauptsächlich in dieser s Bestimmung einen Antrieb für die Handwerker, Innungen zu bilden, erblickt. Bekanntlich geht diese Bestimmung dahin, daß für den Bezirk einer In nung, deren Thätiakeit auf dem Gebiete des Lehr lingswesens sich bewährt hat, Arbeitgebern, welche der Innung sich nicht angeschlossen haben, die Aus nahme von Lehrlingen verboten werden kann. Bei den Stichwahlen erhielt in Frankfurt a. M. Sonnemann 9149, der Socialdemokrat Döll 8600 Stimmen; in Erfurt erhielt der Fortschrittler Siengel 5580 und Minister Lucius 1733 Stimmen. Nach einer im preußischen Ministerium für öffent liche Arbeiten aufgestellten Nachweisung der nach Lage der betreffenden Denkschriften zur Regulirung der Ströme zur Verwendung kommenden Summen sind in den preußischen StaatsyauShaltSetat pro 1882/83 einzustellen: I) für die Weichsel im Re gierungsbezirk Marienwerder 600,000 Mk.; 2.) für die Oder (Strecke Breslau-Schwedt und Breslau- Neißemündung) 1,130,000 Mk.; 3.) für die Elbe 1,387,000 Mk.; 4.) für die Weser (von Minden bis Bremen) 400,000 Mk.; 5.) für den Rhein 1,210,625 Mk.; 6.) für die Spree und Havel (einschließlich Landmehrkanal) 1,500,000 Mk.; 7.) für die Mosel 200,000 Mk.; 8 ) für den Pregel und Dnieme 147,500 Mk.; 9.) für den Friedrichs graben 150,000 Mk.; 10.) für die Memel mit den Mündungsarmen a) für die Memel 217,600 Mk.; b) für Ruß und Atmath 143,300 Mk.; e) für Gilge 66,000 Mk. Demnach müssen in den preu ßischen Staatshaushallsetat pro 1882/83 zur Re gulirung der Ströme im ganzen 7,152,052 Mk. gegen 7,890,400 Mk. im Vorjahre eingestellt werden. Der Bundesrath hielt am 8. d. Mittag unter dem Vorsitz des Staatsministers von Bötticher eine Sitzung. Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung restgestellt war, wurde zunächst die Vorlage betreffend die Beglaubigung von Thermometern für Mineral öle den Ausschüssen für Handel und Verkehr und für Zoll- und Steuerwesen zur Vorberathung über wiesen. Eine Millheilung betreffend den Handels und Schifffahrtsverlrag mil Spanien und den Anlrag betreffend den Abschluß einer Vereinbarung mit den Niederlanden wegen gegenseitigen Schutzes der Waarenzeichen wurde dem Ausschuß für Handel und Verkehr überwiesen. Hieran schloffen sich Berichte der Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr über mehrere Eingaben, so auch namentlich über die Einführung eines Zolles auf Braunkohlen, welche den Anträgen dieser Ausschüsse entsprechend Erledigung fanden. Weiter nahm das Plenum den Bericht des Ausschusses für Eisenbahnen, Post und Telegraphen über die Vorlage, betreffend die Abänderung der Vollzugsbestimmungen zum Elsenbahn-Postgesetz entgegen und genehmigte diese Vorlage. Der Schluß der Verhandlungen bezog sich auf die Spezialetats des ReichshaushallsetalS pro 1882/83, über welche von den einzelnen Aus schüssen Bericht erstattet wurde. Der Etat für die Verwaltung der preußischen Eisenbahnen aus das Etatsjahr 1882/83 veran schlagt vie Einnahmen auf 40,083,700 Mk., 2,448,700 Mk. mehr als im Vorjahre. Die üble Lage der „kleinen Landwirthe" geht am evidentesten aus baierischen Berichten her vor. Da gehen wachsende Verschuldung und unge heure Zunahme der Zwangsversteigerung Hanv in Hand mil einem wassenhaflen freihändigen Angebot kleiner Landgüter, sodaß die Preise derselben, wenn man von der unmittelbaren Nachbarschaft größerer Städte absieht, auf ein Niveau gefallen sind, wie noch kaum jemals in den letzten 50 Jahren, wobei über dies der sehr veränderte Geldwerth von heule in Betracht zu ziehen ist. In einer Sitzung der baie rischen Abgeordnetenkammer mußte vom Finanzmi nister constatirt werden, daß im Jahre 1880 ein Neuntel des gesammten landwirthschaftlichen Bodens in Baiern wegen Ueberschuldung unter den Hammer kam; während noch im Jahre 1878 die Zahl der subhastirten Anwesen in Baiern 698 betrug, stieg dieselbe 1880 aus die enorme Ziffer von 3722, welche insgesamml circa 150,000 Heclaren land- wirthschaftlichcn Bodens repräsenlirte. Frankreich. In der Sitzung der Kammer vom 8. d. warf