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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 21.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188503219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18850321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18850321
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-03
- Tag 1885-03-21
-
Monat
1885-03
-
Jahr
1885
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 21.03.1885
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Lhemitltzer Anzeiger ««d Gtadtbote. Nr. «6. Sonnabend, 21. März 1885. Sette 2. wenigsten fest, zum Theil entschieden matt. Einzelne österreichische Bahnen erzielten eine namhafte Besserung. In leitenden Banken fanden lebhaftere Umsätze statt. Für fremde Renten bestand feste Tendenz. Russen bevorzugt. Bergwerke sehr still und behauptet. Im Kaflaveikehr waren Bahnen vorzugsweise weichend, Banken fest und in ziemlich gutem Verkehr, Bergwerke behauptet. Industrien lebhafter gehandelt, deutsche Fonds anziehend, österreichische Priori täten" schwach. — Der Verein zur Wahrung der wirthschastlichcn Interessen von Handel und Gewerbe (Berlin) ersucht die Redaktion um Auf nähme des Folgenden: Zwei offizielle Körperschaften, der Reichstag und der Staatsrath, be schäftigen sich gegenwärtig mit Lösung der Frage, wie eine Steuer aus die Umsätze des mobilen Kapitals zu gestalten sei. Die betreffenden Abtheilungen de» Staatsraths haben ihr Votum abgegeben, welches, wie man hört, noch dem engeren Plenum unterbreitet werden soll. Die Kommission des Reichs tags wird wohl in den nächsten Tagen ihren Bericht erstatten, das Plenum aber voraussichtlich sich vor Ostern mit der Frage nicht mehr beschästigen. Da offizielle Mittheilungen über die Verhandlungen des Slaatsraths nicht gegeben werden, ein Urtheil über die Zuverlässigkeit der durch die Presse gebrachten Mittheilungen daher nicht zu erlangen ist, so wird der Verlauf der Börscnsteuerfrage vorläufig nur nach den Beschlüsse» der Kommission des Reichstags und zwar erst an der Hand des noch nicht vorliegenden Kommissionsberichts zutreffend beurthcilt werden können. Schon jetzt aber läßt sich erkennen, daß das umfangreiche und eingehende Material, welches -ur Beurtheilung dieser Frage von Kreisen bergcbracht worden ist, die wie die Aeltestenkollegicn der Kaufmannschaften, Handelskammern und frei aus Handel» und Gewerbetreibenden bestehende Vereine, als sachverständig im »ollen Maße betrachtet werden müssen, Eindruck ans die beschließenden Körper schaften kaum gemacht hat- Der Beachtung dieses Materials steht freilich der Umstand entgegen, daß die am meisten Sachverständigen, hier wie auch sonst, Interessenten sind, und nach einer in unseren gesetzgebenden Körperschaften herrschenden Idee ist auf das Urtheil von Interessenten nichts zu geben. Indem man sucht das Rechte auf dem unbekannten Gebiete zu finden, ist man, in Ermangelung eigener Sachkenntniß, viel eher geneigt, das Gegentheil von dem zu thun, was die interessirten Sachverständigen für richtig halten. Es würde nicht schwer fallen, für diese Behauptung die Belege in der neueren Gesetzgebung zu finden. Die bisher bekannten Beschlüsse der Kommission leigen, daß auch bezüglich der Börsensteuer die Gesetzgebung aus diesen falschen Weg gesührt werden soll. Bei Feststellung einer prozentualen Börscn- steuer scheint beispielsweise nur die Frage ventilirt zu werden, in wieweit das Geschäft die Belastung vertragen kann, und hierbei ist selbstverständlich aus das Urtheil der Interessenten nichts zu geben; daß aber ein prozentualer Stempel und ein klares, leicht verständliches und vor Allem leicht zu hand habendes Gesetz zwei absolut unvereinbare Dinge sind, dieser gewichtige Um stand scheint gänzlich übersehen zu werden. In der Kommission des Reichs tags wie im Staatsrath müht man sich ab, den Kommissionär, den Provinzial bankier zu schonen; Vorschläge werden gemacht, welche den unzweifelhaften Beweis von der ungenügenden Kenntniß des thatsächlichen Geschäftsganges liefern, die aber im vollen Ernst diSkutirt werden, während der Geschäfts kundige genau weiß, daß die Härte der mehrfachen Besteuerung ein und des selben Geschäfts nur durch einen mäßigen Fixstempel zu mildern ist. Die Vergeblichkeit der bisherigen Bemühungen darf die Kreise der Interessenten aber nicht abhalten, nach wie vor aus eine zweckmäßige Ge staltung des Gesetzes hinzuwirken und immer wieder die für eine solche maß gebenden Argumente vorzubringen. Denn wie allem Anscheine nach die ver bündeten Regierungen durch die eindringlichen Vorstellungen des Handels und Gewerbestandes bewogen worden sind, den ursprünglichen Geschäftssteuer entwurf aufzugeben, so muß die Möglichkeit nicht als ausgeschlossen betrachtet werden, daß auch die Mitglieder des Reichstags, welche bisher der Führung der Herren Wedel! u. Genoffen gefolgt sind, einer besseren Erkenntniß des geschäftlichen Lebens und der Bedeutung, welche der Geldverkehr und das moderne Kreditwesen für die Volkswirthschaft erlangt haben, Raum geben werden. Daher hat auch der Vorstand des BereinS"'zur Wahrung der wirthschastlichen Interessen von Handel und Gewerbe beschlossen, die Verein-mitglieder zu einer Generalversammlung zu berufen und dieser die Beschlüsse der Kommission des Reichstags zur Begutachtung zu unterbreiten. Da der Bericht noch nicht vorliegt, konnte ein bestimmter Termin für die Generalversammlung noch nicht in's Auge gefaßt werden. Dieselbe wird aber voraussichtlich in der zweiten Hälfte des April statt- fiuden- — Auch in der Stadt der Vernunft, im nördlichen Königs berg, finden fort und fort Dynamiibedrohungen statt. Obgleich man denselben anfänglich nur wenig Glauben schenkte, findet man sich doch jetzt veranlaßt, eine strenge Bewachung der öffentlichen Gebäude anzuordnen. Oesterreich-Ungarn. Auf privatem Wege geht dem Berliner „Börsen-Knrier" die Schilderung eines aufregenden Auftrittes zu, dessen Schauplatz das Abgeordnetenhaus am gestrigen Tage gewesen ist Der Abg. Knvtz warf nämlich der Regierung vor, sie wolle die Deutsche« zu Heloten des Slaventhums machen, wie die Ruthenen in Galizien es den Pole» gegenüber seien. Bet diesen Worten eilte der Pole Julian Czerkawski quer durch den Sitzungssaal auf den Redner zu, hob die Rechte empor und schrie in voller Aufregung: „Lassen Sie die Ruthenen in Ruhe!' Hierauf brach ein heilloser Skandal los, und es kostete große Mühe, bis die Ruhe leidlich wieder hergestellt war. Es scheint, daß die von den Starcsvicfianern auf dem Agiamcr Landtage geernteten Lorbeeren diesseits der Leitha den Neid geweckt haben; jedenfalls zeigt der Zwischenfall, wohin es führt, wenn eine Opposition erst einmal angefangen hat, ihre eigenen heraus fordernden Neigungen den Regeln des herkömmlichen parlamentarischen Brauches unterzustellen. Italien. Das Kabinet hat für seine Politik im Rothen Meere sich der Deputirteumajorität glücklich versichert. Gegen die Mit- theilnngen des Herrn Mancini auszutreten, fand sich Niemand be wogen; der Einzige, welcher das Wort zu einer Anfrage über das Ergcbniß der ringeleiteten politischen Aktion ergriff, Herr Cavalotti, wurde durch die Bemerkung des Ministers zum Schweigen gebracht, daß er die Beantwortung ablehnen muffe, weil er nicht in die Zu kunst sehen könne. Der Sympathiekundgebung deS Ministers hingegen zu Gunsten der das Expeditionskorps bildenden Truppen schloß sich die Kammer auf das Rückhaltloseste an. D Belgien. Die Deputirtenkammer hat einstimmig eine Dank adresse an den König zu richien beschlossen. Es heißt darin: „Die Kammer hat mit Befriedigung die Mittheilungen entgegengenommen, die ihr von der Regierung über die Geueralakte der Berliner Kon ferenz gemacht worden sind. Das Land denkt ebenso. Der König hat dies afrikanische Werk erdacht, verfolgt und entwickelt mit Mühe und Ausdauer. Die Gründung des Kongostaates wird in der Geschichte ein Abschnitt sein, sie ist als Friedenspfand begrüßt worden, weil sie der Industrie und dem Handel neue Auswege eröffnet; sie bezeichnet einen großen Fortschritt zur allgemeinen Zivilisation. Wir wünschen dem Könige Glück zu diesem wichtigen Erfolge und als Belgier sind wir stolz auf die feierliche Huldigung, welche die Mächte dem weit blickenden und fortschreitenden Gedanken unseres Souverains dar gebracht haben.' Russland. Der vor einiger Zeit nach London gesandte russische Unterhändler Lessar, welcher die Aufgabe hatte, dem Kabinet von St. James Aufklärungen über die eigentliche Tragweite der russischen Forderungen, betreffs der afghanischen Grenzregulirung zu geben, hat sich dem Londoner Korrespondenten der „Köln. Ztg." gegenüber zu Mittheilungen herbeigelaffcn, die sehr bestimmt der Vorstellung ent- gegeutreten, als ob es sich in Wirklichkeit um einen Einfall in Indien und den schließlichen Zugang zum Meere handle oder auch nur handeln könne. Rußland bedürfe au seiner mittelasiatischen Südgrenze der Ruhe und Ordnung und müsse deshalb die dort hausenden räuberischen Turkmenenstämme zur Unterwerfung bringen. Türkei. Aus Uesküb gehen der „Polit. Korresp." bis zum 9. laufenden Monats reichende Berichte über die Lage in Albanien zu, welche jede Gefahr einer Ausbreitung der Prisrender Unruhen in jener türkischen Provinz nunmehr als beseitigt und eine friedliche Beilegung derselben als höchst wahrscheinlich erscheinen lasten. Stadttheater. Oper. Herr Kammersänger Theodor Wachtel verabschiedete sich gestern Abend von dem Chemnitzer Publikum in der reizenden Auber'schen Spieloper „Fra Diavolo", nachdem er am Dienstag noch als Raoul in den Hugenotten aufgetreten war und vor einem allerdings und bedauerlicher Weise nur mäßig besuchten Hause mit dieser Partie einen wirklich durchschlagenden Ersolg errang. Mit dem Fra Diavol» betrat er wieder den Boden desjenigen Genres, dem er seinen eigentlichen Ruf verdankt, der Spieloper, und bethätigte hierin wieder seine echte und wahre Künst'crschaft. Die Durchführung der Parthie des Titelhelden war wie aus einem Guß, durchaus nobel und elegant im Auftreten, sowohl als Kavalier, wie als Räuber. Und dazu nun die Hauptsache, dieser so hinreißend schöne, bezaubernde Gesang, dessen künstlerische Vollendung in der trefflich nüancirten, geschmackvollen und edlen Vortrags weise, in der feinfühligen Bertheilung von Licht und Schatten gipfelt. So war z. B- die Romanze im 2. Akt, die gewöhnlich einen Erfolg nicht hat, in der Art und Weise, wie sie hier zur Geltung kam, ein wahres, bis ins Detail ausgearbeitetes Kabinetstück, das stürmisch ckaeaxo verlangt wuroe, und welchem Verlangen der Künstler in der liebenswürdigsten Weise entsprach Den Glanzpunkt des Abends bildete aber die große Arie im 3 Akt, die wir, offen gesagt, in dieser Vollendung bislang noch nicht hörten. Hoffentlich läßt sich Herr Kammersänger Wachtel durch den gegen das Vorjahr allerdings bedeutend zurückstehcnden pekuniären Ersolg seines Gastspiels ein Wieder- tommcn nicht verleiten. Alle Kunstfreunde würden ihn jedenfalls freudig begrüßen. Die Vorstellung selbst gelang in recht befriedigender Weise und haben an dem Erfolg alle Mitwirkendcn Anspruch. Ganz vorzüglich war das Eng- lündeipaar vertreten durch Frl. Pfeiffer und Herrn Schweckcndiek, welche beide durch die charakteristische Wiedergabe ihrer resp. Parthien und hauptsächlich durch das flotte und sichere Zusammcnspiel mit Herrn Wachtel eine Garantie für das Gelingen des Abends bolen. Ebenso waren die Herren Zicseniß und Hovcmann als Banditen Beppo und Giacomo mit lobens- Chemiritz, den 20. März 188S. —o. Das soeben ausgegebene Programm des hiesigen Real gymnasiums enthält zunächst eine lateinische Abhandlung („Vs provemiorum oolloetisnio quaa Ooruostlienis nowioo lartur orixino") von Herrn Oberlehrer vr. Paul Uhle. In derselben verficht der Verfasser im Gegensatz zu mehreren neueren Gelehrten mit Ent schiedenheit die Ansicht, daß wir in einer aus dem Alterthum unter Demosthenes' Name» überlieferten Sammlung von 56 Eingängen (?rc>v60llien) zu Staatsrcden echt demo st herrisches Gut besitzen. Er findet diese seine Ansicht begründet in der völligen Ueberein- stimmuug zwischen der Provemiensamu lung und den echten Reden des Demosthenes hinsichtlich größerer Partieen und einzelner Sätze, in Bezug auf Redensarten und bestimmte Wörter — hier giebt der Verfasser gewissermaßen ein spovimon eines künftigen I^exioon I)s- wootlionivum —, in Bezug auf Regefiguren und Beobachtung gewisser demosthenischer Gesetze wie Vermeidung des Mats, der Häufung von 3 und mehr kurzen Silben u. s. w.) Nach Angabe weiterer für die Echt heit der fraglichen Provemiensammlung zeugender Gründe wird ihre Ent stehung in die Zeit vor 349 v. Ehr. verlegt. — Der wissenschaftlichen Abhandlung folgen die vom Rektor der Anstalt, Herrn Prof. Or. Pflüger, verfaßten Nachrichten vom verflossenen Schuljahre. Aus ihnen heben wir Folgendes hervor. Das Lehrerkollegium deS Realgymnasiums besteht aus 24 Mitgliedern, die Zahl der Schüler beläuft sich gegen wärtig auf 324. Eine große Anzahl der letzteren, über 80, erhielt Unterstützungen theils durch Schulgelderlaß bez. Schulgeldermäßigung, theils aus verschiedenen Stiftungen (der Theodor Esche-, Rewitzer-, Bürgermeister Müller-, Caspar!-, Jubiläums- und Geyer-Stiftung). Die Lehrmittel der Anstalt haben weitere reiche Ausstattung gefunden durch Vermehrung der Lehrer- und Schüler-Bibliothek, sowie durch Anschaffungen für den Unterricht in Naturwissenschaften, Geographie, Freihandzeichnen und Gesang. In der Zusammenstellung über den in den einzelnen Klassen ertheilten Unterricht wird man die Auf- zählung der Thema für deutsche und fremdsprachliche Aufsätze in 1 sl. bis II ^ als neu bemerken. Im Nachtrag znm Schuljahre 1883/84 wird zunächst über die Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers, bei welcher Herr Oberlehrer Or. Kö»ig die Festrede hielt, sodann über die mit diesem Festactus verbundene Entlastung der Abiturienten berichtet. Es valedizirten bei dieser Gelegenheit vier derselben mit deutscher, französischer, englischer Rede und poetischem Abschiedsgruß. — Einen wichtigen Abschnitt in der Entwickelung der Realschule» bezeichnet das mit dem Beginne des Schuljahres 1884/85 in Kraft tretende neue Gesetz über die Realgymnasien. Bei der am 2 k. April 1884 abgehaltenen Aufnahmeprüfung wurden 69 neue Schüler ausgenommen, während 74 Aufnahme gesucht hatten. Den 23. April wurde der Geburtstag Sr. Majestät des Königs feierlich begangen. Der Festredner war Herr Oberl. Prof. Or. Pabst. Er sprach über unsere Kenntniß von der Beschaffenheit der Himmels körper. Bei der Sedanfeier rief Herr Oberl. Prof. l>-, Hansel in seiner Festrede den Hörern die Kriegsereignisse von 1870 bis 1871 ins Gedächtniß zurück. Am 26. November fand unter Leitung des Herrn Oberlehrer Häßler die gesangliche Ausführung von Anackers Bergmannsgruß" und Händels „Halleluja" statt. Mittwoch, den 4. Februar 1885, trat die Anstalt mit einem Schulseste an die Oeffentlichkeit; den Mittelpunkt desselben bildete die Ausführung des französischen Lustspiels „IVLvoeat kateiiu", welches die Herren Sprachlehrer Molles und Oberlehrer vr. Fehse mit Schülern der Oberklaffen eingeübt Hatto. — Der Bestand des Lehrer-Kollegiums fand insofern eine Erweiterung, als mit dem Anfänge des Schul-! jahres 1884/85 Herr vr. Paul Galle als neuer Lehrer in dasselbe! eintrat. Herr Oberlehrer Zöllner erlangte die Ständigkeit; Herr Oberlehrer Böhme den Doktortitel. Die mündlichen öffentlichen Oster prüfungen und die feierliche Entlastung der Abiturienten, wozu im Namen des Lehrer-Kollegiums eingeladcn wird, finden den 25. und 26. März, bez. den 27. März statt. R—. Es sei hiermit nochmals ganz besonders auf den morgen! Sonnabend, Abends 8 Uhr im Saale des alten Schützen-j Hauses hier vom „Verein Deutschland" zur Kaiserseier ange- setzien Familienabend hingewiesen. DaS Fest verspricht auch diesmal ein recht anregendes und gemüthlicheS zu werden. Neben verschiedenen ausgezeichneten Solo kr ästen hat auch der rühmlichst bekannte „Allgemeine Männergesangverein" seine Mit wirkung freundlichst zugesagt. — Stadt-Theater. Otto Schelper, der berühmte Baryton vom Stadt-Theater zu Leipzig, der „erste" Trompeter, nicht allein, weil er ihn zuerst in Deutschland gesungen hat. sondern weil er auch als der Bedeutendste in dieser Rolle im ganzen Reiche anerkannt ist, — wird nächsten Sonntag als Werner im „Trompeter von Säkkingen" austreten. — Gestern, Donnerstag, Abend brannte ein Saal — wie man hört, der dritte — der Filiale der Aktienspinnerei, früher Neef's Spinnerei, an der Annaberger Chaussee Nr. 1, vollständig aus. Nach Verlauf einer vollen Stunde gelang es der angestrengtesten Thätigkeit der ständigen Feuerwehr, de- Brandes Herr zu werden. —L. Von der General-Intendanz für Witterungsver- hälniste und Naturereignisse (Abtheilung für Veränderlichkeit) ist eine äußerst scharfe Verordnung e. gangen, nach der es den Wetter propheten fernerhin auf das Strengste untersagt ist, im Voraus Witterungsberichte zu schreiben und zu verbreiten. Die Kabeldepesche, laut welcher zwischen den Herren Winter und Frühling ein freundschaftliches Uebereinkommen betr. der beiderseits erhobenen Ansprüche stattgcfunden haben sollte, hat sich nämlich als eitel Humbug erwiesen, denn die genannten beiden Henen thuen im Gegentheile alles Mögliche, sich gegenseitig zu schädigen und versuchen durch die hieraus sich ergebende Unbeständigkeit des» Wetters beim Publikum den Glauben zu erwecken, daß ein Jeder von ihnen der wirkliche Existenz - Berechtigte sei, so daß man selbst an maßgebender Stelle im Zweifel ist, wer von den genannten Beiden eigentlich mit Recht die Regie zu führen hat. Die ganz bedeutende Veränderlichkeit in der erwähnten VerwaltungSabtheilung hat auch in Handelskreisen schon böses Blut gemacht, indem infolge des gerügten Uebelstandes, einerseits eine enorme Bestellung auf Pelzmützen und Filzschuhe für das südliche Vorderindien und dis Goldküste und andererseits eine solche auf Nankingbeinkleider und Strohhüte für Spitzbergen und das nördliche Sibirien hat redresfirt, werden müssen. Aus diesen Gründen und event. gleich wichtigen Erwägungen dürfen in Zukunft Witterungsberichte nur jedesmal für den bereits verflossenen Tag geschrieben werden, damit im Publi kum nicht ungerechtfertigter Weise Hoffnungen geweckt oder Befürcht ungen genährt werden, eine Maßregel, die in jedem Falle nur zu loben ist. — Wie verlautet, hat der Kirchcnvorstand zu Ebersdorf bei Chemnitz für den nach Borna versetzten Herrn Sup. Spranger als Nachfolger Herrn Pastor Kühne in Langenwolmsdorf b. Stolpe« gewühlt. Herrn Pfarrer Kühne geht der Ruf als eines tüchtigen Kanzelre' ners voraus und wird die Gemeinde Ebersdorf wieder einen gediegenen Prediger, sowie einen bewährten und beliebten Seelen- sorger erhalten. Auch vielen Chemnitzern dürfte gen. Herr durch seinen hochinteressanten Vortrag, welchen derselbe kürzlich in einem Familienabend des Gustav Adolf-Vereins gehalten, noch in freund licher Erinnerung sein. — Dresden Am Sonnabend Abend ist der Steinputzer Barth in Häslich, verheirathet und Vater von zwei Kindern, beim Nach- hauscgehen in der herrschenden Fivsterniß vom Wege abgekommen und in einen großen Steinbruch gestürzt. Leider hat er infolge dessen derartige Verletzungen, namentlich am Kopfe, erlitten, daß er sofort den Tod gefunden haben muß. — Recht enttäuscht muß jetzt ein Aus wanderer, der sich zur Zeit bei seiner Familie in Drüben aufhält, wieder nach Amerika zurückkehren. Derselbe hat in der neuen Welt Glück und Wohlergehen gefunden und war eben herüber gekommen, um Frau und Kind nachzuholen, doch weigert sich die Frau, ihre Heimath zu verlassen, so daß dem Manne weiter nichts übrig bleibt, als die für Frau und Kind mitgebrachten Fahrkarten wieder zu ver kaufen und die Reise über den Ozean allein zu machen. — Leipzig, 16. März. Die Jnsnlaner-Riege hier, eine an gesehene Gesellschaft zur Pflege des Humors, hat beschlossen, König Bell in Kamerun zu ihrem Ehrenmitgliede zu ernennen und über sendet ihrem nunmehrigen erlauchten überseeischen Turngenoffen nebst einem geschmackvollen Diplom eiren prächtigen, wie eitel Gold blitzen den Helm, dessen Wölbung eine Miniatur Kanone krönt, sowie einen zinnoberrothen Königsmantel mit schwarzem, von Silbertreffen um- säumten Sammetkragen, alles von gediegenstem Stoffe und solidester Arbeit. Se. afrikanische Majestät wird in diesem, die deutschen Neichsfarben repräsentirenden Staatsgewande unzweifelhaft Furore machen und den blassen Neid der übrigen Potentaten erwecken. Die gedachten Attribute der königlichen Würde werden mit der nächsten Dampfergrlegeuheit durch freundliche Vermittlung des Herrn Woer mann an den Ort ihrer Bestimmung abgehen. Helm und KönigS- montel waren am Sonntag und Montag in der Zentralhalle der öffentlichen Besichtigung gegen ein geringes Eintrittsgeld zugänglich und fließt der Betrag dieser freiwilligen Spenden, di« eine Summe von ca. 70 Mk. erreicht haben, der Gesellschaft zur Rettung Schiff brüchiger zu. Pirna. Kaum haben die Fluthen des Elbstroms ein unglück liches Kind verschlungen, das dabei selbst den Tod gesucht hatte, so ist schon wieder von einem derartigen Vorhaben zu berichten. A« Montag Abend versuchte daS Mädchen eines hiesigen Handarbeiters, das zu Ostern die Schule verläßt, vom Kaufmannsplatze aus sich in der Elbe das Leben zu nehmen, „um der Stiefmutter eine Schande tverthem Eifer bemüht, für die nöthige Komik zu sorgen, und erheiterten und belustigten sichtlich das Publikum. Die Zerlinc liegt Wohl außer de« eigentlichen Rollenbereich der Frl. Svohr, doch gelang es ihr nicht übel, in dieser jedenfalls nur aushilfsweise übernommenen Parthie zu reussiren. Herr Elm Horst entzückte wieder einmal durch den Wohllaut seines Organs bei dem Vortrag der schmachtenden Romanze: „Ewig will ich Dir gehören I" —s. Vermischte-. — Tod aus der Bühne. Der Hofschauspieler F. W. Keller in Schwerin ist am 15. ds. während der Vorstellung von Schillers „Die Braut von Messina" aus offener Szene vom Schlage gerührt worden. Der Künstler, welcher den Chorführer des älteren Chores gab, hatte eben vor der Leiche Don Manuels die hehre Todtenklage gesprochen und tue Mörder seines Herrn mit Rache bedroht, als er zusammenbrach und auch sofort verschied. Im Publikum wurde Anfangs von dem Verscheide» Kellers nichts gemerkt. ^ ie Vorstellung wurde abgebrochen. Friedrich Keller war ein Sprosse der alten Schauspieler-Familie Döbelin-Keller, seine Gattin ist die bekannte Sängerin Kcller-Jraueuthal in Hannover. — Die Redaktion der in Heidelberg erscheinende» „Deutschen Studenten zeitung" hatte für Gedichte, die sich als allgemeine deutsche Studentcnlieder eignen, eine Prcisbewerbung ausgeschrieben. Wir sind in der erfreulichen Lage, aus bester Quelle mittheilen zu können, daß den erst-n Preis merk würdiger Weise eine Dame erhalle» hat, und zwar nicht, wie irrthümlich in einem Dresdner Blatt bekannt gemacht wurde, Frau Pauline Schanz in Dresden, sondern deren jugendliche Tochter, Frl. Frieda Schanz. — Seit der Ermordung des Polizciraths vr. Rumpfs siebt die Attentats furcht in Frankfurt in hoher Blüthe. Die Schutzmannschaft ist um ein Viertel- Hundert Köpfe verstärkt und für das Polizeipräsidialgebäude eine eigene Wach mannschaft eingerichtet worden. Auch die Militärwachen sind verstärkt worden und bei dem am nächsten Sonntag im Palniengarten stattfindcnden, zu Ehren von Kaisers Geburtstage arrangirten Festessen wird durch die Feuerwehr und die Polizei eine Wache gestellt. Viel belacht wird eine Attcntatsgeschichte, die kürzlich dem am Klapperfeldgcsängniß ausgestellten Posten begegnet ist. Der Posten marschirte vor dem Gefängnisse, in dem Lieske Unterkunft gefunden, auf und ab. Plötzlich wurde er von hinten aus die Schultern gefaßt, und ver suchte vergeblich sich zu befreien. Er schrie aus Leibeskräften die Wache heraus. Hals über Kopf stürzten unsere braven Einundachlziger heraus, und waren nicht wenig erstaunt, als sie einen großen weißen Hund den Soldatm umhalsen sahen. Obne Mühe machte man den Posten frei und löste ihn für einen Augenblick ab, damit er sich von seinem Schrecken erholen könne. Selbstverständlich erzählte des andern Morgens die ganze Stadt von einem Ueberfall aus einen Posten- Es währte aber nicht lange, bis sich die Sache ausklärte. — Ein Wundermädchen. Aus Lublinitz in Oberschlesien wird von einem „verzückten" Mädchen berichtet. Dasselbe ist in Kolonie Kanus bei Lubetzko zu Hause und übt aus die polnische Landbevölkerung bereits eine große Anziehungskraft aus. Das betreffende Mädchen war seiner Zeit eine der schwächsten Schülerinnen und hat weder lesen »och schreiben gelernt. Plötzlich wurde das Mädchen aber „urgescheit", sagt viele Gebete auswendig her und giebt Ausschlüsse über Dinge, von denen cs früher keine Ahnung hatte. Auch geräth das „Wundermädcheu" des öfteren in eine Art Verzückung und bleibt in diesem Zustande bis drei volle Tage regungS- und bewußtlos liegen, ohne irgendwelche Nahrung zu sich zu nehmen, antwortet aber aus an sie gerichtete Fragen. Natürlich findet das Volk darin ein „Wunder", zu dem Biele meilenweite Pilgerschastcn unternehmen, um namentlich über verstorbene Angehörige Näheres zu erfahren. Die Familie des Mädchens macht dabei ein ganz gutes Geschält; denn die „Pilger" hinterlassen Geldgeschenke, Kerzen u. dergl Daß mit lenem Mädchen scheinbar übernatürliche Dinge Vorgehen, ist allerdings Thatsache; jedenfalls wäre es aber sehr wünschenswerth, daß von kompetenter Seile der Feststellung des Sachverhalts näher getreten würde. — Gesuch einer Putzfrau. „Weihergartenstraße Nr. 22 wird eine Putzfrau gesucht, zum Reinigen der bisher von Herrn Paul Preckheimcr bewohnten zweiten Etage."
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