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Schönburger Tageblatt Eücheim täglich mit Ausnahme der Tage MÄ Konn° snd Festtagen. von AAs-ratt« kür »re «Lchper- ^«mde ««»«er bi« vormittag» 11 Ubr. ^r Ubsm>er»ent«pr«i'> beträgt vierteljähr- 1 Mt- »L Vk. Lin^lnc Nrn. 5 Vf. "gerate pro Zeile 10 N Binges. 20 Pf, U»«hstionr Waldenbnrg. Obergaste 291 H,. und Walöenburqer Aireiqer Filialen: in LMadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kaufunge bei Herrn Fr. Jansschek; in Zangenchrrr? bori bei Herrn H. Stiegler; in Penig b i Herrn Wilhelm Dahler, Cigarrengeschäst, an der Brücke; in Rochsburgbei Herrn Paul Zehl; in Wallenburg bei Herrn Ernst Rösche; i Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirste Amtsblatt sür )sn .^tadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lsvzen««, TichtLU^eiu-Gq-lladerg, und in den Ortschaften der nachstehenden StandesamtSbezirke: Altstadt-Waldenburg, BräunSdorf, Callenberg, St. Tgidien, Thrönhaltt, Frahasoorf, -Mken,'Hrllmba h, Hausungen, Langen.hur-ddocf, Lan i - leuba Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oeltlmy i. H., Neichenbach, Ne-nie, Nochsburg, Nußdorf, Scklagwiy, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 280 Donnerstag den 2. Tecember 1897. WitterungÄderrcht, ausgenommen am 1 December nachm. 1 Uyr. Barometerftsud 7S2 lv«! cevucrrt an: ven Meeresspiegel. Thermomelerstanst -i- 4" O. (Morgens 8 Uhr 4" j Kenchtigkeitsgehall der Luft nach Lambrechts Polymeter 75"/». Thaupuntt — 0 Grad. Windrichtung: West. Daher Witterungsaussichteu für den 2. December: Unbeständig, Neigung zu Niederschlägen. ^Waldenburg, 1. December 1897. Die Eröffnung des Reichstags im Weißen Saale des Berliner kgl. Schlosses fand unter Entfaltung des üb lichen großen Zeremoniells statt, nachdem vorher für die evangelischen Mitglieder in der Schloßkapelle und für die katholischen in der Hedwigskirche Gottesdienst abge halten war. Zwei gegenüber liegende Seiten nahmen die Generäle und Regimentskommandeure ein. Von den Abgeordneten waren etwa 80 erschienen. Der schwarze Frack überwog diesmal ganz bedeutend die Uniformen. Mit Ausnahme der Socialdemokrati^ waren alle Par teien vertreten. Gegen 12 Uhr «schienen die Mitglieder des Bundesraths mit dem Reichskanzler Fürsten Hohen lohe an der Spitze. Besondere Aufm rksamkeit erregten die neuen Männer: Die Staatssekretäre v. Bülow, v. Thielmann und Tirpitz. Herr v. Thielmann hat eine ziemlich große, kräftige Figur, volles, blondes Haar und einen kurz geschorenen blonden Vollbart. Herr v. Bülow ist ebenfalls blond und groß mit gut erhaltenem Haupt haar und kleinem Schnurrbart. Dagegen ist der Scheitel des Herrn Tirpitz, dessen Antlitz ein großer blonder Vollbart umwallt, schon stark gelichtet. Er hat eine volle Gestalt und macht einen sympathischen Eindruck Tie Bundesrathsmitglieder stellten sich zur Linken des Thrones auf. Die Abgeordneten schlossen sich vor dem Throne in einem großen Halbkreis zusammen. Darauf entfernte sich der Reichskanzler, um dem Kaiser mitzu- theilen, das Alles bereit sei. Als Se. Majestät, in weißer Garde du Corpsuniform, begleitet von den Prinzen des kgl. Hauses, erschien, präsentirte die Schloß- wache, Reichstagspräsident v. Buol brachte ein Hoch aus, in das die Anwesenden lebhaft einstimmten. Dankend verneigte sich der Kaiser. Er schritt die Stufen des Thrones hinan, nahm vom Kanzler die Thronrede in Empfang und verlas diese mit kräftiger Stimme. Die Thronrede hat folgenden Wortlaut: Geehrte Herren! Bei Beginn der letzten Tagung der neunten Legislatur periode des Reichstags entbiete Ich Ihnen namens der ver bündeten Regierungen Gruß und Willkommen. Die Vorlagen, welche Ihre Thätigkeit in Anspruch nehmen werden, stehen zwar dem Umfange nach hinter den: Arbeits stoffe der letzten ausgedehnten Tagung zurück, sind aber zum Thefl von weittragender Bedeutung. Die Entwicklung unsrer Kriegsflotte entspricht nicht den Aufgaben, welche Deutschland au seine Wehrkraft zur See zu stellen gezwungen ist. Sie genügt nicht, bei kriegerischen Verwicklungen die heimischen Häfen und Küsten gegen eine Blockade und weitergehende Unternehmungen des Feindes sicherzustellen. Sie hat auch nicht Schritt gehalten mit dem lebhaften W .chsthum unsrer überseeischen Interessen. Während der deutsche Handel an dem Güteraustausche der Welt in steigendem Maße thcilnimmt, reicht die Zahl unserer Kriegs schiffe nickt am, unseren im Auslände thätigen Landsleuten das der Stellung Deutschlands entsprechende Maß von Schutz und hiermit den Rückhalt zu bieten, den nur die Entfaltung von Macht zu gewähren vermag. Wenngleich es nicht unsere Aufgabe sein kann, den See mächten ersten Ranges gleichzukommen, so muß Deutschland sich doch in den Stand gesetzt sehen auch durch seine Rüstung zur See sein Ansehen unter den Völkern dor Erde zu behaupten. Hierzu ist eme Verstärkung der heimischen Schlachtflotte und eine Vermehrung der für den Auslandsdieust im Frieden bestimmten Schiffe erforderlich. Uni für diese dringenden und nicht länger hinauSzuschicben- den Maßnahmen einen festen Boden zu gewinnen, erachten die verbündeten Regierungen es für geboten, die Stärke der - Marine und den Zeitraum, in welchem diese Stärke erreich werden soll, gesetzlich festzulegen. 3» diesem Zwecke wird Ihnen eine Vorlage behufs verfassungsmäßiger Beschlußnahme ^Zur'Förderung unserer überseeischen Interessen ist auch der Ihnen schon in der letzten Tagung vorgelegte Gesetzent wurf bestimmt, welcher die Verbesserung der Postdampfschiffs- verbindungen mit Ostasien bezweckt. Nachdem dieser Entwurf wiederholter Prüfung unterzogen worden ist, wird er Ihrer Beschlußfassung von neuem unterbreitet werden. Nach vieljährigem, ernstem Bemühen ist es den verbündeten Regierungen gelungen, für eine Reform des Mililärstrafver- fahrens eine Grundlage zu finden, welche unter möglichster Anlehnung an den bürgerlichen Straßproceß den für die Er haltung der Mannszucht unbedingt nothwendigen Forderun gen Genüge leistet. Der hiernach aufgestellte Entwurf einer Militärstrafgerichtsordnung wird Ihnen unverzüglich vorge legt werden. Ich hege die Zuversucht, daß Sie, geehrte Herren, dem Bestreben, ein gleichmäßiges gerichtliches Ver fahren für die gesammte bewaffnete Macht einzufüyren, Ihre verständnißvolle Mitwirkung gewähren werden. Das neue bürgerliche Recht kann nicht ins Leben treten, ohne daß auch das Verfahren in bürgerlichen Rechtssachen, soweit es schon auf gemeinsamem Rechte beruht, nach mehr fachen Beziehungen abgeändert und, soweit es noch nicht für das ganze Reich geregelt ist, neu gestaltet wird. Es wird daher zu dem Entwurf eines Gesetzes über die Angelegen heiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, sowie zu den Entwürfen von Gesetzen, betreffend Aenderungen der Civil-Proceßordnung und der Concursordnung, Ihre Zustimmung eingeholt wer den. Mit der Verabschiedung dieser Gesetze und der zuge hörigen Nebengesetze soll die Rechtseinheit auf dem Gebiete des bürgerlichen Rechtes zum Abschlusse gelangen. Die ver bündeten Regierungen geben sich der sicheren Hoffnung hin, daß in gemeinsamer Arbeit mit Ihnen noch im Laufe der gegenwärtigen Tagung dieses hohe, vom deutschen Volke so lange ersehnte Ziel endlich erreicht werden wird. Nachdem die gesetzliche Regelung der Entschädigung un schuldig Verurtheilter in Verbindung mit der erstrebten Ver besserung des Strafverfahrens nicht zum Abschlusse gelangt ist, wird jetzt ein Geletzentwurf den Gegenstand Ihrer Be- rathung bilden, welcher lediglich die Entschädigung der im Wiederaufnahmeverfahren freigesprochenen Personen bezweckt. Die allgemeine Finanzlage zeigt ein befriedigendes Bild. Auch für das nächste Rechnungsjahr sind in dem Haushalts plans des Reichs Matricularbeiträge nur in solcher Höhe vorgesehen, daß den Bundesstaaten eine materielle Belastung daraus nicht erwächst. Dabei ist nicht nur die vom Reichs tage seit Jahren verlangte, wegen der Ungunst der Finanz lage bisher aber zurückgestellte Verbesserung der Mannschafts kost für das Heer und die Kriegsmarine zur Durchfüyrung gebracht, sondern es ist ferner der sehr erhebliche Aufwand für die zeitgemäße Umgestaltung des Artilleriematerials, welcher im laufenden Jahre noch der Anleihe zur Last ge legt werden mußte, auf die regelmäßigen Einnahmen über nommen worden. Da die Voranschläge für die Reichssteuern mit gewohnter Vorsicht ausgestellt sind, lassen sich auch für die Folge Mehr einnahmen erwarten. Es wird Ihnen denhalb zugleich mit dem Haushaltsplan ein Gesetzentwurf zugehen, welcher Vor sorge trifft, daß ein erheblicher Theil der zu erhoffenden Ueber- schüsse, wie in den Vorjahren, zur Verminderung der Reichs schuld Verwendung findet. Zur Vorbereitung und Begutachtung handelspolitischer Maßnahmen ist aus Vertretern der Industrie, der Land- wirthschaft und des Handels ein wirtschaftlicher Ausschuß gebildet worden, mit dessen sachkundigem Beirath die Be dingungen und der Umfang der weitverzweigten heimischen Gütererzeugung klargestellt werden sollen, um für die künftige Gestaltung des Zolltarifs und der Handelsbeziehungen zum Auslande eine feste, den Bedürfnissen der Gegenwart ent sprechende Richtschnur zu gewinnen. Es würde Mir zur hohen Genugthuung gereichen, wenn diese gemeinsame Thätigkeit, zu der sich hervorragende Ver treter der großen Erwerbsgruppen zusammengefunden haben, dazu beitrüge, einen gerechten Ausgleich zwischen den ver schiedenartigen Ansprüchen unseres Erwerbslebens herbeizu führen und damit die Schärfe der wirthschaftlichen Gegen sätze zu mildern. Die Entwickelung unserer Schutzgebiete ist im allgemeinen zufriedenstellend. Infolge des Auftretens der Rinderpest in Südwestafrika während des Sommers hat sich die Nothwendig keit ergeben, sofort an eine Besserung der Transportverhält nisse durch Legung von Schienengeleisen heranzutreten. Ueber die Festlegung der Grenzen zwischen Togo und Dahome sind mit der französischen Regierung Verhandlun gen gepflogen worden, von deren Ergebnis zu erwarten ist, daß es den beiderseitigen wirthschaftlichen Interessen zum Vortheile gereichen wird. Die Ermordung deutscher Missionare und die Angriffe auf eine der unter Meinem Kaiserlichen Schutze stehenden und Mir am Herzen liegenden Missionsanstalten in China haben Mich genöthigt, Mein ostasiatisches Geschwader in die dem Thatorte nächstgelegene Kiautschou-Bucht einlaufen und Truppen dort landen zu lassen, um volle Sühne und Sicherheit gegen Wiederkehr ähnlicher beklagenswerther Ereignisse zu erlangen. Die politischen Beziehungen zu den fremden Staaten sind durchaus erfreulich. Meine Begegnungen mit verbündeten und befreundeten Monarchen, sowie der glänzende und herz liche Empfang, welcher Mir bei Meinen Besuchen in Peter- Hof und Pest zutheil wurde, haben Mir hierfür aufs neue werthvolle Bürgschaften geliefert. Alle Anzeichen berechtigen zu der Aussicht, daß Wir, mit Gottes Hilfe, auch fernerhin der friedlichen Entwickelung unseres deutschen Vaterlandes entgegensehen dürfen. In freier Rede fügte der Kaiser noch folgende Worte hinzu: „Vor zwei Jahren an dieser Stelle habe Ich vor Ihnen auf das geheiligte Feldzeichen Meines ersten Garde-Regiments den Eid geleistet, das Reich in der von Meinem Hochsellgen Großvater überkommenen Gestalt zu erhalten, feine Ehre im Auslande zu schützen und zu wahren. Sie sind alle Meine Eideshelfer geworden, und Ich bitte Sie im Namen des Reichs und im An gesicht des allmächtigen Gottes, daß Sie Mir beistehen mögen in dieser Arbeit, Mir zu helfen, die Ehre des Reiches, die Ich nicht zu gering erachtet habe, Meinen einzigen Bruder dafür einzusetzen, auch fürderhin wahren zu helfen." Nach diesen Worten, die wenn auch unter Schweigen, so doch mit tiefem Empfinden von den Anwesenden an gehört wurden, erklärte der Reichskanzler die Session für eröffnet und der bayrische Bevollmächtigte im Bundes- rath brachte das Kaiserhoch aus. Die Blätter sprechen sich über die Thronrede, die ruhig und geschäftsmäßig abgefaßt ist, im Allgemeinen befrie digt aus und erklären, daß dieselbe, nachdem einmal die Marinevorlage bekannt geworden war, viel Neues nicht bringen konnte. Auf die kurze Ermahnung, welche der Kaiser der Thronrede persönlich anfügte, macht die „Kreuz.-Ztg." insonderheit aufmerksam und erklärt, gerade dadurch habe der Kaiser bekundet, daß er das Verhältnitz zu den Vertretern des Volkes nicht lediglich als ein staatsrechtliches, sondern auch als ein persönliches aus saßt, das von gegenseitigem Vertrauen getragen sein soll. Der Hinweis auf seinen kaiserlichen Bruder zeige, daß er nicht nur sich, sondern seine ganze Familie in den Dienst des Vaterlandes stelle. Der Reichstag werde hieraus die Antwort zu geben haben. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser, welcher am Montag Marincvorträge hörte, begab sich am Dienstag, nach einem Vortrage des Chefs des Militärcabinets, nach Berlin und wohnte dem Gottesdienst in der Schloßkapellc bei. Um 12 Uhr fand im Weißen Saale die Eröffnung "des Reichstags statt, worauf der Monarch militärische Meldungen ent gegennahm. Später empfing der Kaiser den neuen türkischen Botschafter Tewfik Pascha und besuchte das Atelier des Prof. Kosack. Abends entsprach der Kaiser einer Einladung des Osfiziercorps des Garde-Kürassier- regiments zur Tafel. Die Besetzung der Kiautschou-Bucht hat in der Presse Vermuthungen wachgerufen, welche irrig sind. Nach einer okfieiösen Mittheilurig ist jene Maßrew-l er folgt, um von dec chinesischen Negierung Genugtuung