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rief den Alten in die Ohren: „Immer lustig, Tu wirst leben bleiben!'' Mit diesen Worten stieß er ihm das Messer tief ins Herz hinein. Die Gäste sprangen erschreckt von ihren Sitzen, liefen aus dem Zelt heraus und kehrten erst wieder zurück, sobald der Alte aufgehört hatte zu röcheln. Dann holten sie ihn heraus und legten ihn auf einen Schlitten, die andern folgten und fort gings nach dem Friedhof. Nach dem der Greis mit vielen Ehren bestattet war,.fuhr ein Jeder nach Haus und erzählte den Jungen zu Haus, wie der alte Tyko gestorben sei und hieß sie, sein An denken ehren. „So schön starb früher der Samojede und ging nicht wie ein Hund im Zelt ein," schloß der Alte seine Er zählung und tiefer sank sein altes, müdes, unbedecktes Haupt auf die Brust. „Und jetzt?" fragte ich ihn, wie sterben denn die Samojeden jetzt? Die Regierung erlaubt ein solches .Sterben", das Ihr so schön nennt, doch nicht mehr!" Er gab keine Antwort, stand auf und ging in sein Zelt hinein, mich allein am Strande deZ öden, eisigen Meeres zurücklafsenv. Tas war vor drei Jahren. Ich hatte die Erzählung des Samojedengreises nicht vergessen, aber nirgends eine Antwort auf meine letzte Frage erhalten. Jetzt weilte ich wieder in der Tundra am oberen Laufe der Szczucziej. Zwei Tage war ich schon mit meinem Führer, einem jungen Samojeden, unterwegs und noch halten wir keinen Menschen, kein Zelt, keinen Schlitten*), ja nicht einmal die Spuren eines Renn- thieres gesehen, und doch brauchten wir Rennthiere, um weiter zu kommen. Still und todt war es ringsum, kein Laut, kein Thier, kein Vogel, nur die dunkelgrüne Tundra mit ihren Seen, mit ihrem Weideland lag hügelförmig vor uns. Mit Sehnsucht spähten wir den Horizont entlang nach einem Zelt aus. Da plötzlich erblickte ich die Umrisse eines solchen und rief hoch erfreut aus: „Oh ein Zelt, ein Zelt!" „Ein Zelt, es ist wahr," entgegnet mein Führer. Dabei bemerke ich, daß er garnicht erfreut ist und be harrlich nach der entgegengesetzten Seite blickt. Als ich ihn nach der Ursache frage, erwidert er: „Ach über dieses Zelt wirst Du Dich nicht freuen, es ist weder ein Schlitten, noch ein Rennthier in seiner Nähe." Jetzt erst sehe ich, daß er Recht hat. .Ja, ist denn kein Mensch in diesem Zelte?" frage ich verwundert. „Ein Mensch wird schon da sein, aber ich fürchte, daß wir von ihm nichts zu erwarten haben!" entgegnet er. „Wenn Tu Tich nicht fürchtest, so treten wir ein, es kann sein, daß er schon todt ist." ^Eine knappe Werst etwa trennte uns noch von dem Zelte. Mein Führer ging immer langsamer, unsere s**) In der Tundra fährt man auch während des kurzen Sommers auf Schönen durch das lange olaue Gras. müden Rennthiere scheuten und wollten nicht weiter, unser Hund schnupperte ängstlich am Boden entlang. Als ich schärfer das Zelt ins Auge fasse, da erblicke ich, wie sich aus seinem Innern langsam der Kopf eines alten Menschen schiebt, der uns erschrocken anblickt. „Er lebt noch," sprach mein Führer, ließ Rennthiere und Schlitten stehen und ging mit mir dem Zelte zu. Da schob der alte Samojede wieder seinen Kopf heraus, blickte uns aus erloschenen Augen mit dem größten Entsetzen an und verschwand. Wir schoben das alte Rennthierfell, das hier die Thür vertrat, zurück und begaben uns hinein. Es war finster im Zelt, aber durch die tausend Löcher desselben fielen feine Streifen goldenen Sonnenlichts hinein und ließen uns ein trauriges Bild sehen. Vor uns saß auf dem bloßen Grasboden der Samojedengreis in eine Renn thierhaut genäht. Wir begrüßten ihn, doch er entgegnete kein Wort, sondern blickte uns fortwährend entsetzt an. Ich nahm ihn in Augenschein. Er war sehr alt. Alles an ihm: das Fell, die Stiefeln mit den abgerissenen Sohlen, der zahnlose Mund und seme Gesichtshaut, die auSsah, wie eine alte Baumrinde, zeugten von hohem Alter. DaS Schrecklichste waren aber seine Augen, die ohne zu zwinkern, uns entsetzt anstarrten. Es war ein Ausdruck des Schreckens in ihnen, der schon lange darin erstarrt zu sein schien. „Warum erwartet er nicht?" fragte ich den Führer. „Er hört nicht mehr," entgegnete er. „Warum fürchtet er sich vor uns?" forschte ich weiter. „Ach er erwartet doch hier den Tod und denkt wir brächten ihn!" sprach der junge Samojede. „Ja, weshalb ist er denn hier so allein?" „Er wollte es so. Als er nicht mehr kräftig genug war zur Arbeit, ließ er sich hierher in die Einsamkeit bringen und erwartet den Tod." Ich sah mir das Zelt und den Greis darin be dauernd an. „Wovon nährt er sich denn, hier ist ja nichts Eß bares." „Er fängt Fische im See. So lange er gehen kann, wirft er nachts Netze aus und ißt früh, was er in ihnen findet." „Und wenn er nicht mehr wird gehen können?" „Tann stirbt er Hungers." „Bringen ihm denn die Verwandten nichts?" „Er wills nicht; das Leben ist ihm eine Last, er will sterben. Nichts in ihm erwünscht, nur der Tod allein." „Ist er denn sicher vor den Thieren!" „Mitunter kommt es vor, daß die Polarfüchse solchen Greisen, wenn sie schwach sind, Nase, Ohren und Hände abfressen." Wieder sah ich den Alten an und namenloses Mit leid packte mich. „Wir wollen ihm etwas geben," sagte ich leise. «Setze den Samowar auf." „Wozu," entgegnete der junge Samojede, „er nimmt nichts an, denn er will sterben." Mir wurde das Athmen schwer in dieser Atmosphäre des Todes. Es kam mir vor, als hätte ich die Ruhe eines Sterbenden oder Todten gestört. „Komm," gebot ich, „gehen wir." Als wir in die frische Luft hinaustraten, kam mir die letzte Viertelstunde wie ein schwerer Traum vor. Zu unsern Füßen plätscherte der See. „Siehst Du sein Netz, hier ist es," sprach der junge Samojede. Ich sah eS und rundherum am Boden gewahrte ich die Köpfe der Fische, die er roh aß, denn Kochgeschirr hatte er ja nicht in seinem Zelt. Wir nahmen unsere Schlitten und gingen davon. Die Rennthiere, unser Hund und auch wir Menschen hatten es eilig, so schnell als möglich von diesem grau sigen Zelt fortzukommen. Einmal blickte ich noch zurück. Da sah ich den Alten vor dem Zelt stehen. Er winkte uns, er schien zu rufen. Was wollte er? Hatten wir in ihm die Lust zum Leben erweckt? Wollte er viel leicht mit uns fahren, fort von diesem Zelt, in dem ihn der schreckliche, unerbittliche Tod erwartete, wer weiß es? Die Rennthiere liefen schnell vorwärts. Mein Führer schwieg und ich dachte über die grausame Sitte der Samojeden nach, ihr Leben in solcher Weise zu be schließen. Räthsel. Im Winterschlaf ruht die Natur. Wann grünt auf's Neue Wald und Flur? Wann grüß! das Wort im Garten? O hoff'! Es naht die Zeit heran. Mit anderm Hauvt künd' ich dir an: So lang nur mußt du warten! Auflösung des Räthsels in Nr. 53: Araber. Gelöst von Marie Speck, Alfred Lehmann, Max Haberkorn, Karl Heinz, Kurt Heinzig, Alfred Richter und Karl Ehrhardt rn Waldenburg, Max Eichler und Otto Schulze in Altstadt- Waldenburg, Martin Richter in Callenberg. Ei« Chiuafreiwilliger schreibt nach der Ludwigsburger Zeitung: „ . . . . Die Maggi-Kapseln waren mir sehr willkommen. Gleich zu Mittag machte ich mir eine Kraft- suppe, welche großartig und köstlich schmeckte; das war eine Suppe, wie ich sie in China noch nicht gegessen halte!" Diese Zeilen aus dem fernen Osten sind ein beredtes Zeugniß sür die Vorzüglichkeit der Maggi Producte kleiner voroftrliotmu XunZsvsiult emplostle iost KValckvndurF, klurstt. als 8<;it.luftreu erprobten, ini tlvdrrmeb billigten SMtel, um - mit wenigen lroplen — Kuppen, sebwaolmr ltleisob- ftrülm, Kauoen unä Oemüsen strültimen Wolil- KWedmavL 2U Akven und äie VeräuuuvA rvostltlmencl LnzurcMn. llrftüftlioft m festesten von 25 ktz. an. »«INuj« Kauft nur Tanitas zerlegbare hygienische gesetzlich geschützte Rat^ti^'i^den meiü-n Federleichte Handhabung, absolut staubfrei, a M 1OOO an aus der Ausstellung für Krankenpflege Frank ¬ furt a. M. goldene Medaille des ärztlichen Vereins, zu haben bei I. Hermann Hahn. Jür Gonfwmnnöen empfiehlt zu äutzerst billigsten Preisen: . Jacketts und Kragen, schwarze und farbige wollne Kleiderstoffe, glatte und gemusterte Alpacca's, Rockflanell, Moir6, gestreifte Rockstoffe, fertige Röcke, Corsets, feidcne Shawls und Tücher, Taschentücher u s w E'. Cm I