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Schönburger Tngeblntt Schmidt, Postagentur., Sonnabend, -c» 14. September 1929 Nr. 215 Ein Kompromiß in der Reform der Arbeitslosenversicherung? l des französischen Ministerpräsiden- i bei dem berühmten Frühstück eine Friedemann; in in Ziegelheim Gestern sand eine gemeinsame Kabiuettssitzung der Reichsregiernug mit -cm preutzischen Kabinett über die Frage der Arbeitslosenversichernngsreform statt. In der Bombenangelegenheit sind bis jetzt 33 Ber- Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altwaldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkeuburg und Ziegelheim- hastnngen erfolgt. Das Luftschiff .Gras Zeppelin' ist nach einer Rund fahrt über West- und Mitteldeutschland nach Friedrichs- Hasen zurückgekehrt. vr. Stresemann verbringt seinen 14tägigeu Erholungs urlaub am Vierwaldstätter See. Die Herbstübungen -er -eutschen Flotte haben bei Rügen begonnen. Das Flugboot Rohrbach-Romar ist in der Lübecker Bucht gesunken. Au, -er Schelde ist ein belgischer Dampfer mit einem deutschen zusammenaestotzen. In der Hamburger Musikhalle wurde gestern der 24. deutsche Anwaltstag eröffnet. Beim Einrücken von Reservisten in Toulouse kam es m litürtschen Kundgebungen. MnpoUni das italienische Kabinett «mgcbildet. ! .—"'«"WAL? 52. Jahrgang mailiche Scholle wäre zur Erfolglosigkeit verurteilt, wenn in den anderen Volksschichten Vie Meinung auf« kommen würde, daß der politische Nihilismus in den Reihen der Landbevölkerung Platz gegriffen hat. Im übrigen rücken die vernünftig denkenden Kreise der Landwirtschaft erfreulicherweise ganz ent schieden von den Führern der Landvolkbewegung ad. So hat der Landbund eine Erklärung veröffentlicht, in der er feststellt, daß der verhaftete Syndikus Weschke seit einiger Zeit nicht mehr Geschäftsfiihrer deS Land« bundes fft. Dem Bauernstand gehören von den Ver hafteten überhaupt nur drei an, darunter der Land- dolknot-Führer HamkenS, der zeitweilig einen großen Einfluß ausgeübt hat, wegen seine» radikalen Vor. gehens aber bei dem besonnenen Teil der Landwirtschaft auf Ablehnung gestoßen ist. - mit größter Sorge die bedrohliche Preisentwicklung an dell landwirtschaftlichen Produktenmärkten und die sich daraus und aus der anhaltenden Dürre ergebenden Gefahren für die Aufrechterhaltung geordneter Betriebsführung. An» gesichts dieser Lage rann der Bundesvorstand der Reiche regierung den ernsten Vorwurf mangelnder Initiative nicht ersparen. Die Erbitterung in der Landbevölke rung ist außerordentlich gewachsen, und es wird den be^ sonnenen Elementen angesichts der Untätigkeit der berufenen amtlichen Stellen immer schwerer, die erregten Gemüter zu beruhigen. Ter Bun-esborstaud stellt sich cinmiitig hinter das Schreiben der ReichSbauernfront vom 8. S. LS2« und fordert von dem Herrn Rclchscrnährnngsminijkr zu- nächst die schleunige Einberufung des Handelspolitische» Ausschusses zur Verwirklichung der von der Reichsdanern- frout aufgesteMen S-f-rtmaßnahme»." *Wal-eubMg, 13. September 1929. .Entlarvung der Bombenleger ist veuffchen Oeffenllichkeit mit großer Befrie- 6 zur Kenntnis genommen worden. Seit Mo- wurde die Bevölkerung Nordwestdeütschlands durch dle Bombenanschläge in große Unruhe versetzt, und nach der Explosion der Höllenmaschine am Reichs- tag hatte die Erregung über das verantwortuirgslose und verbrecherische Treiben der Bombenattentäter alle Kreise des deutschen Volkes erfaßt. Zwar waren glück licherweise keine Menschenleben den Anschlägen zum Opfer gefallen, immerhin war der Sachschaden zum Teil sehr erheblich. Viel schwerwiegender ist aller dings der moralische Schaden, der durch die Häufung der Anschläge angerichtet wurde. Die Tatsache, daß die Attentäter suh regelmäßig staatliche Gebäude für ihre Terrorakte aussuchten und sich jedesmal in Sicher heit zu bringen wußten, ehe die Polizei zuareifen konnte, mußte unweigerlich das Ansehen der Staats gewalt im Inlands herabsetzen und auch unserem Rufe jenseits der Landesgrenzen abträglich sein. Ehe das Dutzend der Attentate voll wurde, brachte ein überraschender Zugriff der Polizei, die den Attentätern schon seit längerer Zeit auf den Fersen war, die vollständige Aufklärung der Bombenattentate. Dabei gelang es, eine gerade fertiggestellte HMen- maschine als wichtiges Beweismittel.zu beschlagnahmen. Ter Kreis der Attentäter, ihrer Helfershelfer und Hintermänner ist ziemlich groß. Bisher sind über 30 Personen hinter Schloß und Riegel gebracht, fast durch weg Leute, die in die Kreise der an der Ermordung Erzbergers und Rathenaus beteiligten Organisation Consul und der radikalen Landvolk-Notbewegung Schles wig-Holsteins gehören. Daß die berüchtigte Orga nisation Consul die Hand mit im Spiele haben würde, wurde in der Presse schon vor längerer Zeit angedeutet. der Oeffentlichkeit und der Kampf gegen die Staatsgewalt war von jeher das Ziel dieser verantwortungslosen Terroristen, die in ihrem Kampf gegen die bestehende Staatsordnung auch nicht vor der Anwendung der verwerflichsten zurück- Ueberaus bedenklich ist aber die Tatsache, daß maßgebende Führer der Landvolk-No tbcweaung in Schleswig-Holstein in engster Verbindung mtt den Ff. .^.si.^u/en gestanden und sich der verbrecherischen Mithilfe dieser gewissenlosen Terroristen versichert hat- um die Aufmerksamkeit des Staates auf die wirt- Mtliche Not des Landvolkes zu lenken. Das deutsche Mk hat für den schweren Existenzkampf der Landbevöl- ^ung das größte Verständnis und begreift es wenn die Landwirtschaft alle gesetzlichen Möglichkeiten zur Änderung ihrer Notlage ausnutzt. Durch die Verbin- ab^^^AengstoffattA verstißt das Landvolk das Gebiet der Politik und macht sich mitschuldig dem Verbrechen gegen die Staatssicherheit. Dar- hmaus wird der ganzen Landwirtschaft unabfeh- Schaden zugefügt, denn M Kampf um die hei- Die SinheitsbeVeriung. Eine Denkschrift des ReichsfinanzmittisterS. taaes bat ^r^VEntschließung des ReichS- DenkickÄt übe? dem Reichstag eins AEn^wmst Uber tue Einheitsbewertung des landwirt- uud der zwangsbewirtschafteten Grundstücke auf den 1. Januar 1928 übermittelt. «^Z^ENfassend wird festgestellt, daß die in de« Beschwerden gegen die Eiuheitsbewertüng 1928 ausge stellten weitgehenden Behauptungen nicht zutreffend seien und daß keineswegs die Rede davon sein könne, daß die Einheitswerte willkürlich ermittelt seün L Gruppe von Fallen, in denen die Bewertungen zu hoch erscheine, und deren Zahl gegenüber der Millionenzahl der bewerteten Objekte unbedeutend ist, dürsten nicht zu der Forderung führen, ein richtiges Bewertungs- Mem zu verlassen. Wenn somit die Beschwerden über die Einheits werte grundsätzlich nicht als gerechtfertigt anerkannt werden könnten, so könne doch andererseits nicht über sehen werden, daß in gewissen Gruppen von Fällen die Erhebung der Vermögenssteuer auf Grund der festgesetzten Einheitswerte zu unbilligen Härten führen könne. Die Finanzämter seien daher für diese Fälle zu einem Entgegenkommen aus Billigkeitsgründen angewrefen worden. * Ein Warnruf des Reichsland-undes. Der Reichslandbund faßte in seiner Borstands- sitzung folgende Entschließung: , Bundesvorstand des Reichslandbundes. perfMt ten Briand, das bei dem berühmten Frühstück eine große Rolle gespielt hat, ist noch weit von ferner Ver wirklichung entfernt, wenn es überhaupt jemals feste Gestalt annehmen wird. Inzwischen versucht die deutsche Regierung, die „Liquidierung der Kriegs folgen" zu beschleunigen. In den nächsten Tagen neh men die Verhandlungen über die Rückgliederung des Saargebietes ihren Anfang. Der Ausgang ist noch ganz ungewiß. Immerhin hat man jetzt wohl auch in Paris die Ueberzeugung gewonnen, daß die Saar länder treu und unerschütterlich zu ihrem deutschen Vaterland stehen und der Ausfall einer etwaigen Volks abstimmung niemals zweifelhaft sein kann. Die ganzen Verhandlungen drehen sich jetzt nur noch um die Saar gruben, auf deren Ausbeutung die französischen Indu striellen nur ungern verzichten wollen. politische Rundschau Deutsches Reich. Zwischen Deutschland und Belgien ist eine grundsätzliche Vereinbarung über die Einrichtung eines nächtlichen Lufi- postveriehrs zwischen Brüssel und Köln getroffen worden. Reichsaußenminister vr. Stresemann hat kurz vor seiner Abreise aus Genf einen Vergleichs- und Schiedsvertrag zwischen Luxemburg und Deutschland unterzeichnet. In Berlin ist ein „Nationaler deutscher Automobil-Klub" ins Leben gerufen worden, der in allen Teilen de- Reiches Zweigvereine bilden wird. Die Farben des Klubs sind Schwarz-Weiß-Rot. Der Bundesvorstand des Reichslandbundes hat eine Entschließung gefaßt, in der es u. a. heißt: Der Bundesvor stand stellt sich einmütig hinter das Schreiben der Reichs bauernfront vom 8. September 1929 und fordert von dem Herrn Reichsernährungsminister zunächst die schleunige Ein berufung des handelspolitischen Ausschusses zur Verwirklichung der von der Reichsbauernfront aufgestellten Sosortmaßnahmen- Donnerstag Mittag 12 Uhr fand eine gemeinsame Sitzung des Reichs- und des preußischen Kabinetts unter Hinzuziehung der Staatssekretäre und der Sachreferentrn statt, um über die Arbeitslosenversicherungsresorm weiter zu beraten. Die Bestrebungen sind auf ein Kompromiß gerichtet. Ter Chef der Marincleitung in Hamburg. Dee Chef der Marineleitung Admiral Dr. h. c. Raeder Mp- tete am Mittwoch der Hamburger Schiffahrt einen Be such ab. Am Nachmittag fand eine Sitzung des Ver» waltungsrats des Vereins Hamburger Reeder statt, a.r welcher der Admiral teilnahm. Zn dWr Sitzung wur den die Beziehungen Zwischen der Aerchsmaruw und der Hanbelsschiffahrt besprochen. S^ Mend leistete der Admiral einer Einladung ^?*Ä^^Awerika- Linie zu einem Abendessen Folge, an dem u. a. a>Nlh Oberbürgermeister Petersen sonne Vertreter des Senats und der Bürgerschaft teilnahmen. Frankreich. Die schweren Meinungsverschiedenheiten in der kommu nistischen Partei und die Säuberungsaktion, die zur Zeit! auf Befehl Moskaus gehalten wird, hat zu weiteren Aus- schließungen geführt und zwei Mitglieder des Syndikats der Pariser Transportarbeiter, sowie den Sekretär des kommu nistischen Verbandes der Obdachlosen aus der Partei aus geschlossen. Wie die „Humanste meldet, kam es beim Einrücken von Reservisten m Toulouse zu antimilitaristischen Kundge bungen. Etwa 300 Reservisten zogen unter Vorantragung des Sowjetsterns und roter Fahnen und unter Absingung revolutionärer Lieder in die Kaserne. Die Reservisten wur den sofort interniert. In Toulouse herrscht große Aufregung. Ruhland. Wie aus Mosrau gemeldet wird, hat nunmehr die Partei beschlossen, den Rücktritt Lunatscharskis vom Posten das Volkskommissars für Volksbildung anzu nehmen. Lunatscharski soll zum 1. Oktober d. seinen Posten verlassen und soll im Staatsdienst eine andere Verwendung finden. Vorläufig wird er als Generaldirektor des sowjetruffischen Staatstheaters ge nannt. Durch die sensationelle Aufklärung der Bomben attentate rst das Interesse an den außenpolitischen Er eignissen etwas zurückgedrängt worden. Der Beginn der letzten Woche hat die große Rede des Reichsaußen ministers Stresemann in Genf gebracht, in der er sich mit den wichtigsten außenpolitischen Fragen der Gegenwart auseinanoersetzte. Die Ausführungen des Ministers, die auch den deutschen Rundfunkhörern über mittelt wurden, waren sehr wirkungsvoll und fanden die Billigung weitester Kreise, wenn auch seine Erklä rungen über die Minderheitenfrage etwas matt klan gen. Immerhin bot die Rede einen klaren Ueberblick über das deutsche Völkerbundsprogramm, dessen restlose Durchführung zur Herstellung eines wahren Welt friedens wesentlich beitragen würde. Das Pan- europa-Joeal Anzeigen bis vorm. 9 Ahr am Ausgabetag erbeten. Ausgabe nachmittags '/,3 Uhr in der Geschäfts stelle in Waldenburg Sa., Altenburgerst». 38. Erfüllungsort Waldenburg. Filialen bei Herr» Otto Förster; in Callenberg bei Lerrn Friedr. Lermann Richter; in Langenchursdorf bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkenburg bei Lerrn Linus UN- Wal-enburger Anzeiger Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des StadtratS z« Waldenburg. Ferner veröffentliche« zahlreiche andere staatliche, städtische «. Gemeinde-Behörden ihre Bekanntmachungen i« Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachse«. Mitglied d«g Sächsisch«, und dr« Deutsche» ZeitungSverleger-Aereiu» (S. — «ertogeeet es Idenburg Sechse». Erscheint werktäglich Nachmittags. Bezugspreis monatlich im voraus l.80 NMk. frei ins Laus. Einzelne Nr. 10 R.-Pfg^ Sonntags-Nr. 30 R.-Pfg. Anzeigenpreise: 6gesp. Pelitzeile 15 R.-Pfg., von außerhalb des Bezirke« 20 R.-Pfg., 3gesp. Reklamezeile 45 R.-Pfg» Linweise auf Anzei gen und Eingesandte 10 R.-Pfg., Nachweise- «nd Offertengebühr 2V R--Pfg-, Rabatt nach Tarif. Schwieriger Satz (Tabellen) mit Aufschlag. »«mündet 1878. Nrrnsprechm «r. Postschltrßfach Nr. 8. «»stschkiNonlo Ami Leipzig Nr. 44S«. vanU-nto: B-rein«bank I» Loldig, Filiale Waid-nburg. Stadtgtrokant« Waldenburg So. Rabatte gelten nur bei pünktlicher Zahlung, bet zwangsweiser Eintreibung der Rechnungsbeträge wird jeder Nachlaß hinfällig.