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Und damit find zwar unerfreulich« Eingriffe de« KrirgSamt« eben Verbunden, die fich auch in Zukunft nicht Vermeiden laffen werden. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Bekanntmachung zur Nenderung der AuSsührungriestimmungen der Verordnung d-S B»»deSratS über die Einfuhr von kondensierter Milch und »VN Milch-ulver vom 18. April und 1k. Dezember 1916, sowie ein« Bekanntmachung über Saatgut von Buchweizen, Hirse, Hülsenfrüchten, Wicken und Lupinen. Die „Nordd. ASg. Ztq." hat die in der Preffe aufgetauchle Behauptung dementiert, Gias Andrassp habe in einer An sprache letzthin mitgeteilt, daß die Friedensbedingungen des Bierbunde» dem Präsidenten Wilson mitgeteilt worden seien. Diese« Dementi kann die „Köln. Zig." Hinzufagen, daß Graf A»drrffp auf Anfrage erklärt hat, daß er lebhaft bedauere, daß seine Worte zu dieser Mißdeutung Anlaß gegeben haben. Der Postpaketbezug von Lebensmitteln und Eiern aus Dänemark und den Niederlanden hat in der letzten Zeit einen solche« Umfang angenommen, daß »egen Anrechnung der Postpaketbezüge auf die bewilligte GesamtauSfuhr und wegen der mit der zunehmenden Zahl immer schwieriger werdenden Xeberwachunz der PostpaketverkehrS «ine Aenderung in der bisherigen Regelung verfügt worden ist. Die ZentraleinkaufS- gesellschast hat Anweisung erhalten, alle Postpaketscndung-n mit Butler, Margarine, Fleisch und Fleischwaren, Speck, Schmalz, Käse, Dauermilch aller Art und Eiern vom 1. Januar 19l7 ab zu beschlagnahmen und Freigabeanträge abzulehnen, wenn nicht durch einen konsularische» Auknahmischein, der den son stige« Postbegl-itpapieren beigefügt ist, nachgewiesen wird, daß für die einzelne Sendung von dem Kaiserlichen Gencralkonsulat ei»« Ausnahme bewilligt worden ist. Hu den Stresemannischen Aeußerungen über die Notwendigkeit der Erhebung einer BermSgenSabgabe von einem Viertel bis zu einem Drittel der Bermögen erfährt man «uS de» Kreisen der rinzelstaatlichen Finanzverwaltungen, daß man diesen Aeußerungen doch mit nicht geringen Bedenken und Zweifeln gegenübersteht. Bor allem ist in den erwähnten Kreisen nicht das Geringste über derartige Pläne der Reiche» regierung bekannt, und man ist sehr gespannt, Näheres dar über zu vernehmen. ES kann auch keinem Zweifel unterliegen, daß die Verwirklichung jener Ankündigung Stresemanns dü etnzelstaatlichen Finanzen außerordentlich verwickeln und zer rütten würde, weil fie im wesentlichen auf den direkten Einnahmen aufgebaut find, und natürlich ganz erh b liehe Ausfälle entstehen würden, wenn die Bermögen in derartiger Weise verkleinert würden. Man vermutet viel mehr, daß i« wesentlichen wohl die Eiakommenbesteuerung ganz beträchtlich erhöht wird, wie «an denn überhaupt die bisherigen Steuerleistungen vollkommen »ergeffen muß, daß aber die Vermögen nicht in der angekündigten Weise «ng« griffen «erden würden. Bor allem Hilt man in den genannten Finanzkreisen für unbedingt notwe»dig di« Erlangung einer Kriegsentschädigung, da sonst nicht abzusehen ist, wie «ine geordnete Finanzwirtschaft fortgeführt werden soll. Daß die Erhebung einer außerordentlich hohen Vermögensabgabe auch mit ganz besonder«« Schwierigkeiten, namentlich bei Grund stücken, verbunden wäre, braucht nur nebenher erwähnt zu »erden. Die zwischen Deutschland und der Türkei v«reinbarten! handelspolitischen Verträge, die schon oor einiger Zit' abgeschloffen wurden, find laut „Baff. Ztg." i« Berlin unter! z«ichnet worden. Die Neuregelung unserer handelspolitischen Beziehungen zum »Itomanischen Reiche ist zu« Teil durch die Aufhebung der Kapitulationen, zu« Teil durch die de« Kriege zu dankende enge Verbindung «it dar Türkei notwendig ge worden. Di« Beiträge umfasse» da» ganze große Gebiet der wirtschaftlichen Beziehungen, eS »ußten daher 20—25 Ginzel oerträg« abgefaßt werden. Als Nevolmächtigte der Türkei in Berlin werden der dortige türkische Botschafter Hakki Pascha und der Generaldirektor der politischen Abteilung im türkische» Auswärtigen Amt Reschid Lei, der zu diese» besonderen Zwecke nach Berlin gekommen iß, di« Verträge unterzeichne» Ein Teil der Verträge wird wegen seiner besonderen Natur in Konstantinopel unterschrieben »erden, und dort wird als Bevollmächtigter de» Deutschen Reiches der Lot schaftcr Heir ». Küh!«°nn fungieren. Mit der Xnterzeichnung dieser Verträge beginnt ein neue» hochbedeutsamer Kapitel der deutsch türkischen Beziehungen. Der türkische Ginanzminister Dfchavid Bei traf in Berlin eia. Er hat die Aufgabe, die finanziellen Verhandlungen fortzuführen, die schon seit einiger Zeit zwischen unseren leitenden Finanzkreise» und der türkischen Regierung schweben. Trankrebch. Vom 1. Februar ab werde« für ganz Frankreich Zucke r- karteu ciugeführt. Die Ratio» soll 750 Graw« pro Kopf und Monat betragen. DaS große und reiche Frankreich scheint am Rande feinet Kredits angelangt zu sein. Die «reges« hene Fachzeitschrift ,La Revue Econowique et Fin-mcire" erklärt in einem Artikel vom S. Dezember, waS jetzt noch an ausländischen Börsen, werten in fcanzöstschen Händen sei, sei nicht mehr al» Sicher. heitSobjekt bei Aufnchmen von Anl«ihen in England und Amerika geeignet, jetzt kämen nur noch russische Werte in Betrocht, die ebenso wenig zu realisttre« seien wie die italieni schen oder die der feindlichen Länder. DaS Blatt schließ! daran die Mahnung an den Finanzminister, sei» Augenmerk auf die inneren Anleihen als die hauptsächlichste, wenn nicht die einzige Kinanzquelle des StaateS zu lenken .... Nur daß diese inneren Anleihen gerade in Frankreich bither wenig Ei fol» gehabt haben und bei der jetziaen Loge und Siiw- «nng in Zukunft wahrscheinlich noch weniger Erfolg haben »ürd«n. Jtwtt«». Auf der Konferenz in Rom wurde, einem Pariser Blatt zufolge, über da» Behältnis Italiens zu dir Regierung von Saloniki keine Einigung erzielt. MstzlarG In Rußland find der Ministerpräfideut Trepow und der Unten ich» Minister Graf Jgnatiiw in de« Rrhestand »ersitzt »orden. DaS ReichSratSmitglied Fürst Galizyn und Senator Kultschitzky find an ihr« Stellen getreten. Die Minister- Herrlichkeit des Herrn Tr«p»w Hat nach dieser Meldung nicht lange gedauert. Eist am 24. N»»emter v I. trat er an die Stelle Stürmers. Gei» Berwaltunzkabschnitt ist gekenn zeichnet durch die Fortsetzung der Anruhen und Unstimmigkeiten i« Innern und durch di« Niedrrlag« in Rumänien und die Ablehnung de» deutsche» Kri«den»angebotS nach außen. Anläßlich der »on den Sozialdemokraten in den große« russischen Städten »er»»st«lt«ten Grhiimversammlungen find »ach Meldung«» russischer Blätter in P«lerSb«rg, Moskau, Kie» u»d Odessa zahlreiche Verhaftungen vorgenommen worden. Die Öchrana ist eifrig an der Arbeit und »immt bei allen Verdächtige» Elementen Haussuchungen »or. Auch bei de« früheren Anarchist « Burzew, der fich »euerding« zum Rationalisten gemausert hat, wurde ein« Haussuchung »orge- nomme», di« jedoch ergebnislos »erlief. G«gl«r». D«r Lebe»s«itt«ldirekt»r hat «it einer Abordnung aus Bäckerei betrieben die folgenden Maßnahmen besprochen: 1. der Verkauf »on Brot, d«S noch kein« 12 Stunde» alt ist, zu »erbieten, 2. nnr Brot »o» zweierlei Gewicht zu backen, 3. Kochen darf nicht «ehr al» 20 '/, Zucker enthalten. I« Zusammenhang mit den Plänen zur Erhöhung der Produktion hat der vsrßtzende de» Ministerium« für Landbau und Fischerei bestimmt, daß den Kriegilandbaukomit«?» in den ver schiedenen Kreisen die Einführung ditser Pläne übertragen werde« soll. Alle, die ihre Dienst« anbiete, »ollen, müssen fich bei diesen Kowitee» melde». In London soll ein großer M«rinekrirg»rat abgehalten werden. Der franztfische Marineminister ist deshalb bereit» nach London gefahren. Sp«m1e«. In Spanien ist eire Mrnisterkrise auSgebrochen. Eine Note besagt, die Krise sei zugleich mit der Vertagung der EorteS infolge parlamentarischer Schwjerigkeilen cntstanden, aber wegen internationaler Ereignisse, namentlich der Note Wilson«, nicht amtlich bekamrtgegebcn »orden. Graf Romanone» erklärte, die Lage werde noch heute geklärt »erden. Die Präsidenten de» Senat» und der Kammer gaben bekannt, fie hätte» dem Könige geraten, das Kabinett Romanones beizu- behalte». Auch Maura hat dem König den gleichen Rat ge- geben. Der König hat de« seitherigen Mi«isterium sein volle« Vertrauen ausgesprochen, »orauf da» Abschiedsgesuch zurück- gezogen wurde. lRdtddo«dtdä att« „Az Est" meldet: Im Verein «it de« rumänische« Generalstab hat die gesamte rumänische Armee den Krieg», schauplatz verlaffe». Aeberall gibt e» nur russische Streit kräfte. Nach Aussagen »on Gefangenen flehen neun russisch« KorpS auf rumänischem Gebiet. Nur ein« einzige rumänische Di»isto» entfaltet bei GjimeS Widerstand. „Daily Chronik!«" meldet, daß Jass, und Bacau i« Ererbte Lcbmacb. Roman oo»R«inhold Ortmann. 75) (Fortsetzung.) Der Herr Phnsikus hatte noch selten ein so verdutztet Gesicht gemacht, als bei dieser Mitteilung. „Ter Herr Kollege machen da ja ganz überraschend' Entdeckungen," meinte er etwas gereizt, „ich bitte, du weiteren Anordnungen ganz nach Belieben wehen zu wollen/ Und der junge Arzt nahm von d ewur Angenblicke ar in der Tat nur noch sehr wenig Rucküchl auf die Autoritär seines älteren Zunftgenosfen. Mit Hartwigs and Tolz manns Hilfe brachte er den noch immer völlig Bewusstlosen auf die nur um wenig Schritte entfernte Bank, und unter Aufbietung aller erdenNichm'B'orfirh-t endie K^ellrer- Nachdcm das geronnene Blut mit einem nassen Tucke ab gewaschen worden war, trat die Ursache emes trancigen Zustandes nun allerdings mit einer Deutlichkeit zu Tage, welche das ironisch überlegene Lächeln mit einem Mal von dem Gesicht des abseits stehenden Kreisphysiius ver schwinden ließ. Hart unterhalb des linteu Schlüsselbeine befand sich eine etiva drei Centimeter lange, klaffende Wund« mit scharfen Rändern. „Allem Anschein nach ein Messerstich!" sagte Tokio, Vogelsang, sein Taschenbesteck hervorzieheud. „Ter starke Blutverlust und die Spureri aus den Pippen lassen leide, befürchten, daß er die Lunge getroffen hat." Mit äußerster Behutsamkeit, wie sie durch die Natu, der Verletzung geboten war, führte er eine Sonde in du Wunde. Von den Lippen des Bewußtlosen tam miede, ein leises, schmerzliches Stöhnen; der sturme Arzt aber schüttelte entmutigt das Haupt. „Ich kann mit diesem Instrument das Ende des Wundkanals nicht erreichen. Ter Stoß must mn einem sehr langen, scharfen Tolchmesscr und mit furchtbare, Wucht von oben nach unten geführt worden sem. Tae Lungengewebe ist in bedeutender Ausdehnung zerrissen." Eben jetzt trat auch Graf Westernhageu herzu. Aber er kam nicht allein, sondern in Begleitung einer ganzen Anzahl seiner männlichen Gäste, geführt von zwei mit Windlichtern versehenen Lohndienern. Es war kein Zweifel, daß er in seiner Fassungslosigkeit die ganze Festgesellschaft alarmiert hatte. „Also wirklich ein Verbrechen?* rief er auf die letzten Worte des Arztes, die er noch vernommen hatte, in er neutem Entsetzeu aus. „Und auf meiuem Grund und Boden! Wie in aller Welt konnte das nur geschehen?" Ein kleiner, magerer Herr niit schmalem Gesicht und einem goldenen Kncijer aus der spitzige» Nase trat aus der Gruppe der audereu hervor uud uaherte sich Hartwig. „Herr Oderverwalter Steensborg?" fragte er, seinen Hut um ein Geringes lüftend. Und als der Angeredete bejahte, fuhr er mit eiuer leichten Verbeugung — sich vorstellend — fort: „Landrichter Jeu!sch aus Rothacker! Als die einzige hier anwesende richterliche Person halte ich mich verpflichtet, eine vorläufige Feststellung des Tatbe standes vorzunehmen, soweit sich dieselbe unter den ob waltenden Verhältnissen bewirken laßt. Man sagt mir, daß Sie es waren, der zuerst auf deu Verwundeten aus- n^rksam wurde." „Blau har Sie recht berichtet." „Wollen Sie mir gefälligst die näheren Umstände an- gebcn, unter denen Ihre Entdeckung erfolgte, und mir namentlich mit Genauigkeit die Stelle bezeichne,,, wo Sie deu Verunglückten fanden?" „Gewiß!" erwiderte.Hartwig, undschrittdemFundortezm Die aus dem Schlosse gekommenen unbeteiligten Herren, welche den Verletzten in guten Händen sahen und be greiflicher Weise an den Einzelheiten des Verbrechens ein viel größeres Interesse hatten als au den, Opfer desselben, schlossen sich ihm an, so daß sich Hartwig und der Richter inmitten eines Kreises befanden, der fast in jeder Minute einige neue Zuzügler erhielt. Mit kurzen Worten gab Hartwig eine Schilderung seines Erlebnisses — von dem Augenblick an, wo er durch das seltsame, röchelnde Geräusch aufmerksam gemacht worden war bis zu seinem Erscheinen im Schlosse. „Sie haben da mit einer ganz außergewöhnlichen Umsicht und Entschlossenheit gehandelt, mein Herr!" sagte der Landrichter. „Wahrscheinlich zählt es zü Ihren regel mäßigen Gewohnheiten, solche einsamen Spaziergänge in der Dunkelheit zu nnteruehmen?" Hartwig sah den Frangenden befremdet an. Er war nicht Willens, hier vor so vielen neugierigen Ohrenzeugen seines persönlichen Verhältnisses zu Hugo Seefeld Er wähnung zn tun, und eine Darlegung desselben wäre wohl unvermeidlich gewesen, wenn er von der beabsichtigten Unterredung gesprochen hätte. „Ich glaube nicht, daß die Beantwortung dieser Frage irgend etwas mit dem vorliegenden Fall zu schaffen hat," sagte er darum kühl. „Oder ist es em förmliches Verhör, welches Sie da anstelle,, wollen?" „Ich bitte — es steht durchaus in Ihrem Belieben, mir jede Auskunft zu verweigern, welche Ihnen aus irgend einer Ursache unbequem erscheint. Aber da Sie mit den hiesigen Verhältnissen doch wohl sehr genau vertraut sind, haben Sie vielleicht schon Verdacht gegen eine be stimmte Person geschöpft. Hatte Herr Seefeld hier einen Feind? Oder war er überhaupt auf Rambow bekannt?" „Er befand sich meines Wissens zum ersten Male hier, und ich glaube nicht, daß der Messerstich, dem er zum Opfer gefallen ist, auch wirklich ihm zugedacht war." Durch den Kreis der Zuhörer ging eine Bewegung des Erstaunens. „Sie haben also bestimmte Vermutungen?" fragte der Richler. „Da möchte ich allerdings dringend bitten, uns dieselben nicht vorzuenthalten." „Tas ist auch uicht meine Absicht! Ich halte mich überzeugt, daß Seefeld unter einer Personenverwcchseluug les Meuchelmörders hat leiden müssen, und daß dieser Mörder kein anderer ist, als der aus dem Untersuchungs gefängnis in Rothaker entsprungene Wilddieb Weltzien." „Univ worauf stützt sich diese Ueberzeugung, Herr Stceusborg?" hörte Hartwig jetzt eine andere Stimme an seiner Seite. „Haben Sie den Weltzien etwa gesehen?" Der Polizeitommissär aus Rothacker ivar es, welcher sich mit dieser Frage in die improvisierte Amtshandlung oes Richters eiugemischt halte. Niemand hatte den Mann bisher bemerkt und Niemand wußte, woher er so plötzlich gekommen war. „Nein, mit mcincu eigenen Augen habe ich ihn aller dings nicht gesehen," erwiderte Hartwig, „aber ich habe gute Gründe, seiner Anwesenheit aus Rambow fast gewiß zu sein." „Diese Gründe — darf man sie erfahren?" Hartwig zauderte, ob er von der Warnung Johannas sprechen solle; aber seine Unentschlossenheit war nur von kurzer Dauer. Er konnte es nicht über sich gewinnen, das unglückliche Mädchen, daß man vielleicht sogleich vom Krankenlager der Schwester hinweggerissen haben würde, in die traurige Angelegenheit zu verwickeln. ? „Nein," erklärte er, „ich wünsche, sie bis auf weitere» für mich zu behalten." (Fortsetzung f»lgt.)