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Ueber Schweden eingehende Nachrichten teilen mit, daß am 12. März in Petersburg zwei Revolutionsausschüsse eingesetzt wurden, das Erekutivkomitee der Duma und eine Delegiertenversammlung der Petersburger Arbeiter. Der Charkower Gouverneur, der persönlich der neuen Re gierung Gefolgschaft versprochen hatte, telegraphiert, daß die Arbeiterschaft seines Gouvernements rundweg abge lehnt hätte, der derzeitigen Regierung zu gehorchen. Ein ähnlicher Bericht ist vom Jekaterinoslawer Gouverneur eingelaufen. Diese beiden Hauptgouvernements für die zentral- und^ füdrussische Montanindustrie zählen 150,000 Arbeiter. Am Mittwoch hatte das Dumamitglied Tscheidfe eine lange Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Lwow und dem Minister Kerenski in der er mitteilte, daß der Kaukasus gegenwärtig politisch sich in zwei Teile geteilt habe. Während der Norden und Nordwesten eine republi kanische Staatsbildung auf sozialistischer Grundlage ver langen, habe im südwestlichen und mittleren Kaukasus eine überaus starke Bewegung Platz gegriffen, die auf die Losreißung von Rußland oder doch auf eine weitest gehende Autonomie hinausläuft. Die im Kaukasus stationierten einheimischen Truppen ständen gänzlich auf Seiten der letztgenannten Bewegung. Ein ähnlicher Be richt ist in Petersburg vom Stabschef des Großfürsten, General Januschlewitz, eingelaufen. Politische Rundscha» L-xts»-- »eich. Aus Berlin wird geschrieben: Ausfallend ist die verschie dene Behandlung, die die holländische Regierung dem englischen Dampfer „Melitta" und den deutschen Unterseebaotcn anzedeihen ließ. Die „Melitta", die am 5. März 1917 in Rotterdam einlief, war bewaffnet und wurde HSslich gebeten, sich wieder zu entfernen. Als sie am Tag« darauf wieder mit ihrer Bewaffnung einlief und vorgab, Wassermangel, d. h. Seenot zu leiden, erfolgte ihre Beschlagnahme ebenfalls nicht, sondern cs wurde ihr erlaubt, in See zu gehen, wo sie ihre Kanonen wohl an ein dort wachendes englisches Schiff abgab. Am dritten Tage erschien sie wieder im „Neuen Wasserweg", und nun wurde ihrer Entlöschung und Beladung an dem Km kein Hindernis in den Weg gelegt. Ganz anders geartet wm dagegen das Verhalte« der holländischen Regierung gegenüber den beiden deutschen Unterseebooten, die im dichten Nebel gegen ihren Willen in die holländischen Küstengcwässir gerieten und dort strandeten. Sie wurden entgegen den geltenden Bestim mungen, die eine Ansnahmebehandlung von in Seenot geratenen und havarierten Kriegsschiffen umschreibest, von holländischen Kriegsschiffen eingebracht, beschlagnahmt und ihre Besatzungen als Kriegsgefangene interniert. In beiden Fällen hat die HollSndische Regierung ihre NeuiralttSttvorschriften verletzt, im Falle „Melitta" zugunsten Englands, im Falle der deutschen Unterseeboote zuungunsten Deutschlands. Der Bundesrat hat nach Vorbereitung durch die zustän digen Ausschüsse die PreiSoorlage deS KriegSernährungSamteS i« wesentlichen unverändert angenommen. Danach wird Roggen und Weizenprei» erhöht, Hafer- und GerflenpreiS herabgesetzt, der Kartoffelpreis auf 5 Mk. festgesetzt. Bei Schlachischweinen wird der Preis um 20 bis 25 Prozent, die Rindktprelse uir 15 Prozent niedriger festgesetzt. Unsere Uboot-Beute im März wird vorauSflchtlich die deS Februar, die nahezu 880,000 Tonnen betrug, noch übersteigen Gewaltige Zahlen über erfolgte SchiffSoersinkungen lausen tagtäglich ein. Die „Nordd. Allg. Zig." berichtet empörende Einzelheiten über Verwendung deutscher Kriegsgesangener im Bereiche deutschen Feuers seitens der Engländer nach dem Beispiel« der Franzosen. Bei der englischen Regierung ist dagegen schärsster Einspruch erhoben worden. Bis zur Ersüüung der deutschen Forderungen werden die englischen Gefangenen in gleicher Weise behandelt. Ein bayrisches ZentrumSblatt meldete kürzlich, daß dar Jesuitengesetz aufgehoben werden solle. Wie die „Tägl. Rundschau" hört, ist diese Meldung zutreffend. Schon io allernächster Zeit wird sich der BundeSrat mit einem Antrag «ns Aushebung des Jesuilengesctzes beschäftigen. Da die preu ßischen Stimmen für diesen Antrag abgegeben werden, wird an seiner Annahme nicht gezweifelt. Dann hat der Reichstag da« Wort. Die französische militärische Fachkritik hält e» für unabweiS. lich, da« allenthalben stark verwüstete Gelände zwischen Anat und AiSne !ür größere MrlitärtranSporte instand zu setzen Alle Blätter berichte» von den furchtbaren Schwierigkeiten, denen die französischen und britischen Marschkolonnen Schritt für Schritt in der zur Wüstenei gewordenen Gegend aus gesetzt wird. Oesterreich N«s«rx. Jegliche Erzeugung von Zuckerbackwaren aus Mehl jeder Art, also auch aus Surrogat- und Kartoffelmehl, ist in Wien »erboten worden. stiraxkreich. Da» neue französische Ministerium ist wie folgt ge bildet worden: Vorsitz und Aeußerc«: Ribot, Justiz: Vivian«, Krieg: Painlevk, Marine: Lacaze, BewaffnungSwesen: Thoma», Finanzen: Thierry, Inneres: Maloy, Oeffentlicher Unterricht: Steeg, Oeffentliche Arbeiten: DeSpla», Handel: Elemente!, Ackerbau: Fernand David, Verpflegung: Violette, Arbeit und soziale Fürsorge: Bourgeois, Kolonien: Maginot, UnterstaatS- sekrelär deS Flugwesen«: Daniel Vincent. Ribot ist Rechts anwalt und 75 Jahre alt. Mitte Februar dieses Jahre» hat ein französische» Torpedo boot in der Bucht von Marseille ein sranzöfische» Untersee boot versenkt in der Annahme, e» sei rin deutsche». Da» Zentralkomitee der sranzöfischcn Reeder schätzt die Ver luste der sranzöfische» Handelsmarine auf 400,000 Tonnen gleich 17 Prozent der G srmttonnage. «x-lxx». Da» Auswärtige Amt in London soll Holland und Däne mark gestattet haben, Biehfutter, Getreide und andere Lebensmittel vom NuSlande durch die englischen Häfen einzu- führen. Es wird daraufhin von der „Morning Post" ange, gr ffev, welche memt, Laß Deutschland somit durch die neu nalm Länder unterstützt werde. Ein Prioattelegramm der „Wiener Mittagszeitung" meldet aus Rotterdam: Im englischen Unterhause erklärte am 16. März Snowden, daß ein Viertel des englischen Volke» offene FriedenSagitatio» bereiSe. Der Abgeordnete Ponsonby sagte, daß die Alliierten schleunigst annehmbare FriedeusbeLm xungen formuliere» müßten. Der „Timer" zufolge ist in England die Kartoffeln»! so hoch gestiegen, daß Li« Einführung verschiedener kartoffelloser Tag« in der Woche besorstehl. Die englischen Kartoffel oorräte sind erschöpft. WaS in einzelnen Dörfern noch ao-.handen ist, wird von den Bauern zurückgehalten, um noch höhere Wucherpreise zu erzielen. Londoner Lazarette können nicht mehr mit Kartoffel» versorgt werden. Rxtzlaxd Die provisorische Regierung i» Rußland verhängte den Belagerungszustand über ganz Rußland. Die schwedisch« Presse er.inimmt daraus, daß die Unruhen und RcoolutionS kämpfe fortdauern. Der „Lok. Anz." meldet auS Kopenhagen: Nach einer M-Idung deS „Corriere della Sera" au» Petersburg erklärt- Miljukow in seiner Programmrede, daß die Frage der Dynastie der kommenden konstituierenden Versammlung vor behalten bleibe. Nach einer Meldung des „Pester Lloyd" au» Stockholm ist die Stellung Miljukow« und seiner Genoffen bereit» er, schüttert. Die Macht in Petersburg gelangt immer mehr in die Hände der so ialreoolutionären Partei. Diese Meldung wird durch eine Nachricht de» „Socialdcmokraten" gestützt, wonach innerhalb de» revolutionären rusfischen Kabinett», näm lich zwischen de« kriegsfamuischen Miljukow und dem frieden» freundlichen sozialdemokratischen Justiz«inister Kerenski eine tiefe Kluft vorhanden sei. Bor dem Damischen Palast wiederholten sich am Freitag die Kundgebungen zu Gunsten eines schnellen Friedens schlusses. Eine auf 18,000 Personen geschätzte Menge, in der sich auch Abordnungen der Arbeitrroerbäade befanden, zogen durch die Sttaßen und riefen: „Wir wollen den Frieden!" „Wir wollen unsere Brüder und Männer wiederhaben!" Acht unseren Letten zu Mer u. zu Ande! Zeichnet die 6. Kriegsanleihe! Aste«. Zur Abreise au» Peking wurden dem deutschen Gesandten oon Hintze und seinem Stab 48 Stunden Frist gegeben. Der deutsche Generalkonsul in Schanghai, Knipping, soll sich geweigert haben, die Gtadt zu »erlassen. In Chin- find Erwägungen im Gange, welche Haltung man Oesterreich-Ungarn gegenüber einnehmen soll. Amerika. Piästdent Wilson soll sehr ernste Ansichten über die Lage geäußert haben und di« sofortige Einberufung de» Kon gresseS zur Entgegennahme einer Botschaft erwägen, worin er die Ermächtigung fordert, gegen die Uboote angriffsweise «orgehen zu dürfen. DaS Oberbundesgericht in Washington hat die Verfassungs mäßigkeit des Gesetzes, das den Eisenbahnern den Achtstunden tag gewährt, bestätigt. Hava» gibt folgende amtliche Washingtoner Meldung.wieder: Der Xußeuhandel der Vereinigten Staaten ist im Febrnar um 120 Millionen Dollar zurückgegangen. Seit der Er klärung Le» uneingeschränkten Mootkrieges betrug der Rück qang der Einfuhr 42 Millionen, der Ausfuhr 147 Millionen Dollar. Mills dem Sachfe«la«dL — Der Kön'g traf am 19. März vormittags i« Bereich einer sächsischen Jn1anter«diviston ein. Auf dem Marklplatze -ine» Dorfe«, auf dem Abordnungen dieser Division unter ihrem Kommandeur Ausstellung genommen hatten, sprach der König seine Anerkennung über die vortreffliche Haltung der Truppen au». Alsdann hörte er einen Vortrag de» Dioifi onikommandeur» i« Gelände, während der Nachmittag der Besichtigung «ines Feldlazarett» gewidmet «ar, wo den Ver wundeten durch anerkennende Worte ihre» Landesherr» Auf munterung und Drost zuteil wurde. Am späten Nachmittag lra! der König di« Weiterfahrt mit der Eisenbahn a». — Der Rat zu Dresden hat beschlossen, für die städtsche Sparkaffe und ihre Einleger zur bevorstehende» 8. Kriegs anleihe 12 Millionen Mark zu zeichne». — Sonnabend Nachmittag wurde in einem Fremdenzimmer eines Hotels in Rotz «ei« die Vertreterin der Naturheilkunde Elise Jockheck aut Brandenburg tot im Bett aufgefunden. Am Abend vorher hatte dre Dame einen Vortrag im dortigen Naturheilverein gehalten. Als Todesursache wird Gasvergiftung angenommen, da die Hähne de» GaSofenS geöffnet waren. — Eine Soldatenfamilie ist die de» Herrn Wilhelm Uhl mann in Hermsdorf Sie stellte nicht weniger als siebe» Söhne und zwei Schwiegersöhne dem Vrürlande zur Verfü gung. Der älteste Sohn, Wilhelm, wurde mit dem Eisernen Kreuz, Ler jüngste, Emil, mit der Friedrich August-Mrd ülle ausgezeichnet; ein dritter, Heinrich, ist auf dem Felde der Ehre gcfsllcn. — Zum Bürgermeister der Stadt Schmöll« ist Bffeffor Or. Eibe, zur Znt Verweser des Landratsamtes und Kom- -nunaloerb-ndkS Ronneburg, unter 30 Bewerbern einstimmig gewählt worden. Kriegstrauung Ihrer Durchlaucht der Frau Fürstin Witwe Eleonore von Schönburg-Waldenburg mit Seiner Königlichen Hoheit Herzog Ludwig Wilhelm in Bayern. *Walvenburg, 2l. März. Aus Egern am Tegern see in Bayern, der Heimat Ihrer Durchlaucht der Frau Fürstin-Witwe Eleonore von Schönburg-Waldenburg, kommt die Kunde von der Kriegstrauung Ihrer Durch laucht der Frau Fürstin mit Seiner Königlichen Hoheit dem Herzoge Ludwig Wilhelm in Bayern. Der Hohe Bräutigam ist das Haupt der Herzoglichen Linie (HauS Wittelsbach) des bayerischen Königshauses und ist ge boren am 17, Januar 1884 in Tegernsee als der älteste und einzige noch lebende Sohn Seiner Königlichen Hoheit des verewigten Herzogs Or. Karl Theodor, des bekann ten und berühmten Augenarztes, und Hochdeffen Ge mahlin, Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin Marie Josö in Bayern, geborenen Prinzessin von Braganza, Infantin von Portugal, der Tochter des verstorbene« portugiesischen Prätendenten Dom Miguel, auf Schloß Pvssenhofen am Starnberger See. In erster Ehe war Herzog Or. Karl Theodor (der jüngere Bruder der un glücklichen Kaiserin Elisabeth von Oesterreich) mit Prin zessin Sophie, Tochter Seiner Majestät des Königs Jo hann von Sachsen, vermählt. Der Hohe Bräutigam steht seit Kriegsbeginn als Rittmeister des 3. Bayeri schen Chevauleger-Regimentes „Herzog Karl Theodor" im Felde. Er ist ein Schwager Seiner Königlichen Ho heit de» Kronprinzen Rupprecht von Bayern. Ihre Durchlaucht die Frau Fürstin war seit dem 30. November 1904 in kinderloser Ehe mit Seiner Durchlaucht dem Fürsten Otto Viktor von Schönburg-Waldenburg ver mählt, Hochwelcher am 14. September 1914 bei Rheim» in Frankreich im Kampfe fürs Vaterland fiel. Die Ver mählung hat, dem Ernste der Zeit entsprechend, in aller Stille stattgefunden. Am Sonnabende Nachmittag 5 Uhr fand im Herzoglichen Ludwig Wilhelm-Palast an der Ludwigstraße in München durch Seine Exzellenz den Ministerpräsidenten und Staatsminister des Königlichen Hauses und des Aeußern, Or. Graf von Hertling, als dem Standesbeamten für die Königliche Familie, die stande»amtliche Trauung statt. Dem feierlichen Akte wohnten bei: die Herzogin-Mutter Ihre Königliche Ho heit Herzogin Or. Karl Theodor, Ihre Königlichen Ho heiten die Herzöge Christoph und Luitpold in Bayern als Trauzeugen. Als Protokollführer fungierte Mi nisterialrat von Franquö. Das neuvermählte Paar be gab sich Sonntag früh nach Bad Kreuth, dem bekannten Wildbade, einer Besitzung des Herzogs. Dort erfolgte am Montag Vormittag im engsten Familienkreise die kirch liche Trauung. Sie fand in der dortigen Kapelle im Beisein der Hohen Anverwandten und innigster Anteilnahme des bayerischen Königshauses statt. Unter anderen nahmen teil die Mutter des Hohen Bräutigams Frau Herzogin Or. Karl Theodor, die Mutter der Hohen Braut Frau Prinzeß Julia zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Erbprinz Albrecht und Herzog Luitpold von Bayern, Erzherzogin Marie Theresie von Oesterreich, Prinzessin von Bourbon, Gräfin Bardi, Graf und Gräfin Törring Jettenbach, Prinz Otto zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Fürst und Fürstin Guidotto Henckel-Donnersmarck usw. Erhebender Gesang und Orgelbegleitung umrahmten die gehaltvolle Rede des Geistlichen, des Pfarrers Krek von Dorf Kreuth. Die Kapelle war sinnig mit Tannengrün geschmückt. Nach der Trauung und dem sich anschließenden Beglück wünschungs-Empfänge fand ein kleines Essen im intimen Kreise im Königshause des Bades Kreuth statt. Die Mutter des Hohen Bräutigams, Ihre Königliche Hoheit Herzogin-Witwe Or. Karl Theodor, beging am gleichen Tage ihren 60. Geburtstag. Die Frau Herzogin empfing bereits Sonntag Vormittag aus Anlaß ihres 60. Geburtstages die Besuche Ihrer Majestäten des Königs und der Königin von Bayern, der Königin von Neapel und der in München weilenden Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses. Am Sonnabend Abend fand im Lazarett der Herzogin in der Augenheilanstalt in der Nymphenburgerstraße durch die Verwundeten die Auf führung eines kle nen Festspieles statt. Sonntag Mittag ist die Herzogin mit ihren Schwestern, den Königlichen Hoheiten Erzherzogin Maria Theresia von Oesterrrich und der Prinzessin Adelgunde von Bourbon, Gräfin von Bardi, sowie den Prinzessinnen von Braganza nach Bad Kreuth zu der Hochzeitsfeier abgereist. In den im Herzoglichen Palaste ausliegenden Listen hatten sich be reits Sonntag die Mitglieder des diplomatischen Korps, die Hofgesellschaft und zahlreiche Privatpersonen einge schrieben. Voraussichtlich werden nach dem Kriege die Hohen Neuvermählten im Schlosse Tegernsee, gleichfalls einer durch die reizende Lage am Tegernsee bekannten Be sitzung des Herzogs mit dem Musterökonomiehofe Kalten brunn, und im Herzoglichen Ludwig Wilhelm-Palast in München Wohnsitz nehmen. xM