Volltext Seite (XML)
O.-F.-M. hule l a. c., lt. schied nach lieber Sohn' tiefbetrübt leine. >ag Nachm. :r lieben Fran Schudert. a und ehrenden owohl wahrend jräbniß Meinel verbindlichste» t 1889. reselnee. . Grabe unseres atten, Vaters, ls, des so jäh ins entrissenen Kallosen, oen staben ans christlicher Liebe geschehener Lei sse durch herr- arg, überreichen ' Begleitung ans r. Wir dank» :m Herzen. Gott erblichener, ich 889. eterlasieneir. Dor de» Wahlen in Frankreich. Ter Präsident der französischen Republik, Carnvt, hat am Mittwoch in dem unter seinem Vorsitz in Fontainebleau abge- haltcnen Ministerrathe das Dekret unterzeichnet, welches das französische Volk zur Wahl einer neuen Teputirtenkainnrer auf- rust. Die allgemeinen Wahlen, die am 22. September statt- sindcn sollen, werden auf das Geschick Frankreichs einen entscheidenden Einfluß ausüben. In dieser Ueberzeugnng beeilen sich alle Parteien in die Wahlagitation cinzutretcn, ohne damil bis zur Festsetzung des Wahltermins zu warten. Allgemein ist das Gefühl, daß ein Umschwung bevorsteht, über dessen Art aber noch die größte Ungewißheit herrscht. Die gegen die Kammermchrheit von den Bonlangisten so andauernd gerichteten Angriffe dürften kaum ohne Einfluß auf einen großen Theil der Bevölkerung geblieben sein, so daß die künf tige Deputirtenkammer unter allen Umständen eine andere Physiognomie als die bisherige zeigen wird. Von den 584 Mitgliedern der verflossenen französischen Kammer waren 170 Mitglieder der Rechten (Bonapa rüsten und Royalisten) 25 Bonlangisten nnd 389 Republikaner, zu welchen letzteren Opportunisten, Radikale und Sozialisten gerechnet wurden. Unter dieser repnblikanischen Mehrheit herrschte die größte Un einigkeit, die nur vorübergehend angesichts der anschwellcnden bonlangistischen Gefahr schwand, sonst aber sich derart kundgab, daß die französische Regierung keineswegs eine zuverlässige Stütze an der so bunt zusammengesetzten Kammermehrheit besaß. Ob das künftig besser oder noch schlimmer als jetzt werden wird, spottet jeder Berechnung. Man weiß nur soviel, daß nicht weniger als 165 Mitglieder der bisherigen Deputirtenkammer entschlossen sind, auf eine Erneuerung ihrer Mandate freiwillig zu verzichten und daß etwa 100 andere Depntirte sehr geringe Aussicht haben wicdcrgewählt zn werden. Die nächste Kammer würde demgeniäß etwa 265 neue Volksvertreter zählen, eine Auffrischung, die bei der bedeutenden Abnutzung des bisherigen parlamentarischen Personals in Frankreich Vielen sehr wünschens- werth erscheint. In.Folge der Abänderung der Wahlordnung sind nicht mehr 584, sondern nur 576 Abgeordnete zu wählen. Nicht nur in Paris, sondern in ganz Frankreich haben sich bereits in allen Wahlbezirken Ausschüsse gebildet, welche Kan didaten ausstellen, für die letzteren in Versammlungen kräftigst eintrcten, die Gegner in heftigster Weise schmähen und schon jetzt, noch vordem Beginn dereigentlichenWahlperiode, eineLeiden- schaftlichkeit entwickeln, welche hübsche Szenen nach der vollen Entwickelung des Wahlkampfes erwarten läßt. In einer am Sonn abend in Paris abgehaltenen Versammlung, in der sich der bekannte Boulangtst Laguerrc und der republikanische Gemeinderath Chauviöre um das Deputirten-Mandat im 15. Arrondissement stritten, kan, es z. B. zu einem sehr wüsten Auftritt. Als La- gucrrc die Rednertribüne betrat, wurde er mit dem Rufe: „Nieder mit den Füsilieren!" empfangen, womit seine republi kanischen Gegner daran erinnern wollten, daß sein Freund Boulanger bei dem Einzug der Versailler Truppen in Paris die kommunistischen Empörer erbarmungslos über den Haufen schießen ließ. Laguerre fühlte sich durch diese feindseligen Unterbrechungen nicht lange entmuthigt; er trat mit größerem Erfolg in der am 27. d. M. im Zirkus Fernando in Paris abgehaltenen Massenversammlung für die Sache Boulangers ein und unterzog in längerer Rede das Urtheil des Staatsge richtshofes einer sehr herben Kritik. Unter dem Eindruck seiner- schneidigen Ausführungen beschloß die von etwa 5000 Personen besuchte Versammlung eine zu Gunsten Boulangers abgefaßte Tagesordnung. An den Eingängen zum Saale drängte sich eine lärmende Menge und warf mit Steinen nach den Polizei beamten. Die Stadtgardc zu Pferde war genöthigt cinzu- schreiten und nahm zahlreiche Verhaftungen vor, von denen 78 aufrecht erhalten wurden, darunter diejenige des Deputirten Thieße. Die Verhaftungen erfolgten meist wegen aufrührer ischer Rufe, thätlicher Beleidigung der Polizeibeamten und Widerstandes gegen die Staatsgewalt. Im Hauptquartier der jetzt unter der Firma „National partei" arbeitenden Boulangisten zu Portland Place in London werden die Vorbereitungen für den entscheidenden Wahlgang in Frankreich sehr eifrig betrieben. Die erste boulangistische Nachbestellungen auf Ven Monat September werben zum Preise von 75 Pfg. von allen kaiser lichen Postanstallcn, sowie von ven bekannten Ausgabestellen unv Der unterzeichneten Expevition angenommen. Oie Expedition des „Freiberger Anzeiger". und alle Vereine der Stadt bildeten Spalier. Vor dem Bahn hofe stand der vicrspänn ige Wagen des Kaisers bereit, »Ein offizieller Empfang war verbeten. Gestern Nachmittag fuhrlter Kaiser von Küstrin nach Biktzc und begab sich nach kurzem Aufenthalt daselbst zur Pürschjagd nach der Oberförsterei Massin. Heute Mittag dürfte der Monarch bereits wieder im Neuen Palais in Potsdam eingctroffen sein. — Die vier ältesten Söhne des Kaisers und der Kaiserin sind gestern Abend 8^ Uhr wohlbehalten in Potsdam angelangt und von der Kaiserin auf der Wildpark station empfangen worden. Ihre Majestät und die Prinzen wurden von dem zahlreichen Publikum, das sich auf der Wudpark- station angefammelt hatte, mit brausenden Hochrufen begrüßt. — Kaiser Wilhelm hat dem englischen Premierminister Lord Salisbury, der als Engländer keine fremden Orden annehmen darf, sein großes Oelbild zum Geschenk gemacht. — Dem Kaiser ist ein von den Mitgliedern des elsaß-lothringischen Landes- Ausschusses ausgcarbciteteS Gesuch um Aufhebung, beziehungs weise Erleichterung des Paßzwanges zugegangcn. — Der „Reichsanzeiger" vcröffentlccht eine Kabinetsorore, betreffend die Errichtung der evangelischen Jerusalemstiftung und der Ver leihung der Rechte emer juristischen Persönlichkeit an dieselbe. Tie Stiftung wird aus einer, 1800 000 Mk. betragenden Summe gebildet und soll ihren Sitz in Berlin haben. Diese Stiftung bezweckt Erhaltung der bestehenden und die Schaffung neuer evangelischer Anstalten in Jerusalem. Die Verwaltung der Stiftung wird unter der Oberleitung des preußischen Kultus- MlnisterS einem fünfgliedrigen Kuratorium übertragen, wovon mindestens zwei Geistliche sein müssen. Die Geistlichen der evangelischen Gemeinde zu Jerusalem werde» auf den Vorschlag des Kuratoriums vom Kaiser berufen. Gleichzeitig wird im „Rcichsanzeiger" bekannt gegeben, daß der Kaiser den Ministerial direktor Barthausen (Berlin) zum Vorsitzenden, den Oberhof- prcdiger Kögel (Berlin) als Abt zu Loccuni, den Ober- Konsistorialrath Uhlhorn (Hannover) als Ehrenkommendator des Johanniterordens, den Grafen Zicten-Schwerin (Wustrau) und den Kommerzienrath Colsmann (Langenberg) zu Mitgliedern des Kuratoriums der evangelischen Jerusalem-Stiftung ernannte. — Der preußische Fiuanzminister v. Scholz dürfte von seinem Urlaub, der bereits abgelaufen und inzwischen wieder verlängert worden ist, nicht mehr als Minister zurückkehren. Die „B- Börsenztg.", die jüngst die Stachricht von der partiellen Minister krisis in Abrede stellen zu müssen glaubte, kündigt jetzt ebenfalls den bevorstehenden Rücktritt des Herrn v. Scholz schon für die nächsten Tage an. Ein Nachfolger steht ohne Zweifel in Be reitschaft; aber weder über seine Person, noch über das Schicksal der Steuerreform verlautet etwas Bestimmtes. — Vorgestern trat in Königsberg der allgemeine deutsche Genosse nschafts tag zusammen. Der Verbandsanwalt Schenck-Berlin erstattete den Bericht über das Jahr 1888, wo bei er die Wirkungen des neuen Genosscnschaftsgesetzes auf die einzelnen Genossenschaften berührte und der Umwandlung von 14 Genossenschaften in Aktiengesellschaften gedachte. Meinungs verschiedenheiten über das neue Gesetz hatten vielfach die ge nossenschaftlichen Kreise beunruhigt. Seit dem Erlaß des Ge setzes und seitdem dasselbe eingehendere Erörterung gefunden, seien die Beunruhigungen geschwunden, und könne man wieder einig und treu zusammenstehen zur Fahne der deutschen Ge- nossenschaftsbewcgung. In dem Bericht über das neue Gesetz beschränkte sich der Anwalt auf diejenigen-Hauptsächlichsten Punkte, welche eiuc Veränderung der bestehenden Zustände be dingen, und hob insbesondere hervor die Einführung einer be schränkten Haftpflicht neben der unbeschränkten Solidarhaft, ferner die Art der Geltendmachung der Rechte seitens der Gläubiger gegenüber der Haftpflicht der Genossen und die Form der Umwandlung einer Haftart in die andere; dann die Be stimmungen über Entstehung und Endigung der Mitgliedschaft und die so einschneidende Neuerung des Gesetzes bezüglich der Beschränkung im Geschäftsbetriebe für die Kredit- und Konsum- Vereine. Der Redner schloß mit den Bestimmungen über die Revisionen, wobei er der Hinzuziehung eines Verwaltungs- bcamtcn zu den Verbandstagen erwähnte. „Dies durch das Gesetz zu bestimmen, war überflüssig, aber wir haben stets das Erscheinen der Herren erbeten und gern gesehen, und wir wer den uns freuen, wenn sie recht oft an unseren Verhandlungen theilnehmen, damit sic erkennen, daß das, was wir verfolgen, im Interesse des Volkes und des Vaterlandes liegt." (Lebhaftes Bravo!) Nach eingehender Debatte wurde, der „K. H. Z-" zu folge, einstimmig vom Vereinstage folgende hedeutungsvolle Resolution angenvnimen: „Das neue Genoffenschastsaesetz kann keinen Grund dafür abgeben, daß Genossenschaften sich abbalten lassen, die Rechte einer eingetragene» Genossenschaft nach dem Gesetze zu erwerben, und daß Genossenschaften der Genossen- schaftssachc untreu werden und zur Aktiengesellschaft übergehen; allen Genossenschaften ist vielmehr dringend zu empfehlen, dem neuen Genoffenschaftsgesetze sich zu unterstellen und alsbald nach dem Inkrafttreten des Gesetzes den Anforderungen des Gesetzes zu genügen." — In Kiel traf die Nachricht ein, daß der Dampfer „National" mit der deutschen Expedition Kandidatcn-Liste für das Seine-Departement ist bereits er schienen; darnach kandidirtBoulanger selbst im 18. Arrondissement (Montmartre), Naquet im fünften, Laguerre im fünfzehnten, Rochefort im zwanzigsten Arrondissement n. s. w. Ter Kändidaten- Liste ist folgender Aufruf beigefügt: „Wähler! Wir unterbreiten Euch die Namen der Kandidaten, welche in den Bezirken des Seine-Departements den Kampf für die nationale Republik unterstützen werden. Diese Männer sind der Republik ergeben und würdig Euren Vertrauens. Wir wollen hierbei jede Per- sonenfragc bei Seite lassen nnd uns lediglich von den Gedanken der Eintracht, der Einigung und der Disziplin lenken lassen, welche uns den Sieg sichern werden. Ihr habt schon am 27. Januar Euren Willen bekannt gegeben. Heute wie damals, heute vielleicht noch mehr, wollt Ihr die Revision der Ver fassung und das Ende einer Herrschaft, welche die Republik kompromittirt und das Vaterland zu Grunde richtet. Ihr wollt endlich das Verschwinden des entehrten Senats. Die Kammer, welche gewählt werden wird, wird weder eine gesetzgebende Versammlung sein und Gesetze ausarbeiten, noch eine konstituircnde Versammlung. Sie wird nur die Ausgabe haben, die Einbe rufung einer konstituirendcn Versammlung und das allgemeine Stimmrecht zu erlangen. Das Mandat ist einfach, aber es er fordert Vaterlandsliebe und Entschlossenheit. Bleibt einig und disziplinirt, das ist die nothwendige Bedingung des Erfolges und nichts wird Eurem souveränen Willen widerstehen. General Boulanger, Präsident des republikanischen National-Aus schusses." Das Schlagwort der „Verfassungsrcvision" dürfte bei der jetzigen Wahlbewegung in Frankreich, eine große Bedeutung er langen, da es schon jetzt auch von anttboulangistischen Kandidaten vielfach gebraucht wird, ohne daß diese bedenken, daß man damit nur dem Ministerium Tirard Schwierigkeiten bereitet und den Boulangisten in die Hände arbeitet. Einige Republikaner, die den Werth der Einigkeit besser zu schätzen wissen, suchen aber ihren Wahlprogrammen den Charakter größter Einfach heit zu geben; so schreibt der sich um ein Mandat im Arron dissement Digne bewerbende Mitarbeiter der „Räpubliquc franyaise," Joseph Reinach: „Meine Kandidatur bedeutet weder Radikalismus noch Opportunismus, sondern Rcpublikanismus und Vaterlandsliebe." Wie der Pariser „Figaro" mittheilt, ist auch das baldige Erscheinen eines Wahlmanisestcs zugleich mit der royalistischen Kandidaten-Liste des Grafen von Paris zu er warten. Der Senator Bocher reiste nach England, um dort den orleanistischen Prätendenten in Sheen-House aufzusuchen und ihm bei der Abfassung dieser Erlässe behilflich zu sein. Selbstredend steht auch eine ähnliche Kundgebung des Prinzen Viktor Napoleon in Aussicht. Trotz aller gegnerischen Bemühungen werden doch wohl die Republikaner auch in der nächsten Kammer die Mehrheit bilden. Natürlich ist über den Ausgang des Wahlkampfes jetzt noch kein bestimmtes Urtheil abzugcben und läßt sich kaum annähernd vermuthen, in welcher Stärke die verschiedenen Parteien in der nächsten Deputirtenkammer vertreten sein werden. Da die Spaltungen unter den einzelnen Fraktionen tiefgehender sind als je vorher und sich wohl in jedem Bezirke mehrere Kandidaten bekämpfen werden, muß cs voraussichtlich zu vielen Stichwahlen kommen, deren Ergebniß unberechenbar ist. Die'inneryalb der republikanischen Partei vorhandenen Meinungsverschiedenheiten lassen nicht annehmcn, daß eine große und leistungsfähige regierungsfreundliche Kammermehrheit zu Stande kommen nnd zur Befestigung der republikanischen Regicrungsfvrm beitragen werde. Für Frankreich wäre ein beständigeres Regicrungs- systcm das größte Glück, aber der Beginn der Wahlvorbereitungen deutet keineswegs aus das Zustandekommen einer Kammermehr heit, mit der sich eine größere Stabilität der Verhältnisse in Frankreich herbeiführcn ließe. Der durch die Revanchelust vieler Franzosen geförderte boulangistische Krebsschaden hat wohl bereits viel zu tief gefressen, als daß die von dem Staatsge richtshose im Boulanger-Prozeß vorgenommene scharfe Operation noch hätte vollständige Abhilfe schassen können. Hoffentlich ver mehren die nächsten Wahlen in Frankreich nicht allzusehr die Zahl der Volksvertreter, die der Revanchelust und der Aben teuersucht in gefahrbringender Weise Vorschub leisten! Tagesschau. Freiberg, den 29. August. Mittelst Sonderzuges begab sich der deutsche Kaiser gestern früh 6 Uhr 50 Minuten von der Wildparkstatiou aus nach Küstrin, um im Laufe des gestrigen Tages den zur Zeit dort stattfindenden Festungs- und Belagerungsübungen der Truppen beizuwohnen. Auf der Reise dorthin traf der Monarch gestern früh 7 Uhr 36 Minuten auf dem Bahnhofe Friedrichstraße in Berlin ein und reiste sofort, nach ganz nur kurzem Aufenthalte, nach Küstrin weiter, woselbst die Ankunft Vormittags um 9^ Uhr erfolgte. Der Kaiser besichtigte zunächst die Batterien vor der Stadt, worauf der Sturm vorbereitet wurde. Die Stadt Küstrin war festlich geschmückt, Kriegcrvereine mit Musik und Bannern st, ladet von benst ein .'angegasse. :r Uebung lung. W9. 42. Jahrgang. Freitag, Sen 3V. August. ! Erscheint jeden Wochentag NachmiN.Y,6 Uhrsürdcn ! andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 85 Psq„ . I zweimonatlich 1 M. 50 Pf. und einmonatlich 7b Pf. j <! Inserate werden bis Bonniltag 11 Uhr angenom- OOFH ! men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile H . oder deren'Raum 15 Psg. ' Md TiMolt. ' * Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur: In Stellvertretung Ferdinand Beygang in Freiberg.